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abracadabrantesque



Ein Gleichnis


Nach einer wahren Begebenheit




Vor nicht allzu langer Zeit, war ich mit einigen Freunden in der Bahn unterwegs. Die Sonne schien zu unserer rechten durch die schmierigen Fenster, ein alter Mann kratze sich die ganze Zeit den wirren Bart und der bettelnde Akkordeonspieler öffnete gerade die Tür zum nächsten Abteil.

Eine Stunde zuvor hatte es einen ,,Personenunfall“ gegeben und wir waren wegen Zugausfalls gezwungen, eine andere Bahn zu nehmen. Leider waren wir dadurch schrecklich lange unterwegs. Plötzlich, es war eine Station, an der man nachts nicht austeigen würde wollen, betrat eine alte Dame mit einem kleinen Terrier auf dem Arm und einem kleinen Kind an der Hand, die Bahn.


Sie setzte sich uns gegenüber und streichelte unentwegt den Hund, während der kleine Junge sich an das Fenster stellte und hinaus sah. Die alte Dame beobachtete uns verstohlen.
Natürlich fühlten wir uns dabei etwas unwohl und deshalb mussten sich unsere Gespräche wohl sehr hölzern angehört haben. Auf einmal unterbrach die alte Dame unser Gespräch.

,,Darf ich Ihnen eine Frage stellen?“, wollte sie höflich von uns wissen. Wir sahen uns nur an und nickten. Wieso denn auch nicht? Vielleicht brauchte sie Hilfe und die waren wir natürlich bereit zu geben, soweit wir es konnten.

Also fragte sie uns: ,,Wenn ihr später ein Haus bauen könntet, was würde es beinhalten?“
Verwundert blickten wir uns an, tauschten irritierte Blicke, weil wir nicht verstanden, auf was die alte Dame hinaus wollte.

Meine Freundin meinte dann: ,,Mein Haus wäre voller Gold!“ Dann grinste sie und zuckte entschuldigend die Achseln.

Sogleich wusste ich meine Antwort zu geben: ,,Mein Haus wäre voller Bücher!“

Daraufhin meinte mein Freund: ,,Mein Haus wäre voller Frauen!“ Meine Freundin stieß ihn in die Seite und schnaubte empört.

Die alte Dame sah uns mit einem belustigten Blick an, als hätte sie diese Antworten erwartet.
Dann wandte sie sich meiner Freundin zu, sagte: Ich würde dir ein Haus aus Gold bauen!“.
Zu mir gewandt: ,,Dir baue ich ein Haus mit allen Büchern der Welt!“
Und zu meinem Freund meinte sie: ,,Jede Frau der Welt soll in deinem Haus wohnen!“

Erneut wussten wir nicht, was wir sagen sollten. Was in aller Welt meine die alte Dame denn damit? Wie sollte sie uns denn Häuser bauen, noch dazu mit den von uns geäußerten, natürlich absurden, Wünschen?

Meine Freundin räusperte sich verlegen und fragte dann kleinlaut, was sie denn damit meine.
Doch die alte Dame antwortete nicht.
Stattdessen erklang die helle Stimme des kleinen Jungen, der noch immer am Fenster stand und die vorbeifliegende Landschaft betrachtete.

,,Und ich baue mir ein Haus aus eurem Glück.“

Impressum

Bildmaterialien: http://browse.deviantart.com/?q=train#/art/Train-291509087?_sid=25b2c951
Tag der Veröffentlichung: 07.03.2013

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