Silent Bullet hits my Heart
Wir sind soch alle gleich. Und doch anders. Wir lachen und freuen uns in glücklichen Zeiten. Wir weinen miteinander, wenn wir etwas nicht geschafft haben.
Wir fragen "was?", wenn wir etwas nicht verstehen. Eigentlich wollen wir doch bloß nicht alleine gelassen werden. Davor haben wir doch Angst.
Obwohl es eines Tages jeden von uns treffen wird. Jeden...
Es war 7.00 Uhr, am morgen. Heute war Dienstag, wir trafen uns mal wieder am selben Bahnsteig. Karin trug heute eine Daunenjacke.
Es war anfang Januar, un dementsprechend ziemlich kalt. "Karin." Paise nickte erfreut und tippte ihrer Freundin auf die Schulter.
Überrascht drehte sich Karin um. Sie stammelte ein "Guten Morgen" und umarmte ihre Freundin flüchtig. Paise hatte sich ihre braunen Haare zu einen Pfeideschwanz gebunden, ihre Wangen waren vor Kälte ganz rot.
"Ziemlich kalt, was?", murmelte sie und schniefte. "Hey, Mädels!" Carou kam lächelnd angejoggt. Im Rennen wippte ihr blonden Haar, welches sie unter einer schwarzen Mütze versteckt hatte, auf und ab.
"Hey, Rou", sprachen beide Mädchen synchron, Carou zog sich einen Ohrenstöpsel aus dem Ohr. "Gehen wir los?", drängelte sie und wippte von einem Fuß zum anderen.
"Du solltest dir vielleicht mal eine neue Jacke kaufen.", lachte Paise gelassen. Carou schüttelte heftig den Kopf. "Mir ist doch garnicht kalt!"
Wir lügen unsere Freunde an, damit sie sich keine Sorgen um uns machen. Aber ganz tief in uns wollen wir, dass sie Angst um uns haben.
Wir wollen, dass sie uns beachten, für uns da sind. Auch wenn wir selber nicht dazu in der Lage sind...
An der Bushaltestelle holten wir Prudence ab. Prudence war ebenfalls leicht bekleidet, zitterte aber nicht so sehr wie Carou.
Wärend des Weges zur Schule quatschten wir über alles mögliche. Als wir kurz vor der Schule waren, kam ein blondes Mädchen angerannt und versperrte uns den Weg.
"Hey, Karin...",sagte sie grinsend, etwas böses ging von ihr aus. "Hey Shirley, was willst du?" Die Blonde musterte Karin, dann schaute sie rasch zu Prudence, bevor sie wieder zu Karin sah.
"Ich wollte mich nur bedanken, dass du mich nicht verpetzt hast, als ich von Prue abgeschrieben hatte." Prudence erweiterte erschrocken die Augen.
"Ist das wahr, Karin?!", rief die wütend an das Mädchen gewand. Karin stammelte ein paar Wörter, Carou und Paise schwiegen. "Ich.." "-Jefenfalls wollt ich mich nur bedanken. Bis daaann!~"
Es gibt immer Menschen, die uns vom Weg abbringen. Sie provozieren uns oder bringen und dazu, zu hassen. Viele machen Fehler und hoffen, dass es nie rauskommen wird.
Doch irgendwan hat es genug geschlafen und bricht aus...
Schweigsam liefen wir vier weiter. Als wir die Schule erreichten, trennten wir uns. Nun ging jede ihren eigenen Weg. Wir lieben unsere Freunde, wollen für sie perfekt sein.
Aber keine Freundschaft ist perfekt. Keine.
-
"Boa, wie ich diese Chips liebe...", brummte Carou mit vollem Mund und breitete sich auf der Couch aus. Prudence kicherte leise.
Paise erhob sich. "Okay, war echt ein toller Abend mir euch, aber ich muss jetzt los." Sie blickte stumm auf ihre Uhr. "Wieso denn?! Bleib doch und übernachte hier!"
Paise schüttelte den Kopf. "Nein, echt, ich muss noch lernen." "Och man, naja, dann bis morgen." Paise nickte. "Bis morgen."
Sie winkte ihnen stumm zu und verließ das Haus. Auf den halben Weg nachhause kamen ihr plötzlich die Tränen. Energisch wischte sie sie weg, aber es sammelten sich nur noch mehr Tränen in ihren Augen.
Leise blieb sie stehen und weinte. Ihr Schluchzen hallte in der schwarzen Nacht wieder.
Am nächsten morgen warteten Karin und Carou am Bahnhof auf Paise. Als sie nach zwanzig Minuten nicht kam, beschlossen sie, ohne sie loszugehen.
Da stach Carou eine Menschenmenge ins Auge. Beide mädchen sahen sich verwirrt an und joggten dann synchron in die Richtung.
Eigentlich wollen wir doch bloß nicht alleine gelassen werden. Davor haben wir doch Angst. Obwohl es eines Tages jeden von uns treffen wird.
Beide Mädchen quetschten sich durch die Menge. Als sie vorne ankamen, sahen sie es auch. Carou schlug die Hand vor den Mund.
Fassungslos blickten beide auf den verstümmelten, blutigen Körper auf den Gleisen. Leere, graue Augen blickten zu ihnen hinauf.
Paise's Augen. Karin riss die Hände vor die Augen, Carou schrie fürchterlich auf.
Wir wollen, dass sich unsere Freunde Sorgen um uns machen. Wir wollen, dass sie Angst um uns haben. Dabei können wir das selber nicht.
Wir können uns nicht Sorgen um unsere Freunde machen, weil wir ganz genau wissen, dass diese Freundschaft nie perfekt sein wird.
Wimmernd sank Karin auf den Boden, in ihren Augen schimmerten Tränen. Etwas zerbrach...
Prudence erfuhr später von dem Unfall. Alle drei Mädchen trauerten alleine, auf ihre eigene Art. Keine ging auf Paise's Beerdigung.
Wochen später ging jede ihren eigenen Weg. Sie trafen sich morgens nicht mehr, sie redeten nicht mehr miteinander. Alles war zerbrochen. Alles.
Der Bahnhof war überfüllt, viele Menschen irrten umher, trafen sich und verließen den Ort. ... Etwas fehlte...
Wir wollen doch alle mal die Welt verändern. Wir wollen etwas tun, was sie besser, perfekter macht. Dabei sind wir selbst nicht perfekt.
Wir gehen über Straßen, laufen aneinander vorbei, beachten uns nicht. Und das, obwohl wir von einer Art sind. Wir haben Angst, unseren Alltagzu verändern, weil wir Fehler machen können.
Und wir wissen ganz genau, dass jedes Geheimnis, jeden Fehler, den wir begehen, rauskommen wird. Und das eine Freundschaft nie perfekt ist. Nie.
Tag der Veröffentlichung: 23.01.2013
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