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Prolog: Stern


„Hier ist es“, ihre Schritte hallten in der großen dunklen Halle wider. Hinter ihr lief ein großer muskulöser Mann mit gezückter Waffe. Allen Anschein nach stand ihr Leben auf dem Spiel. Vor ihnen Stand ein Podest mit einem Armkettchen darauf umgeben von einer leicht violett-schimmernden Barriere. Die Frau und der Mann bleiben vor dem Podest stehen und letzteres trat vor und betrachtete gierig das Kettchen: „Ist es das? Oder willst du mich wieder in die Irre führen wie die letzten 7 Jahre schon..?!“, seine Stimme war kaum mehr als ein tiefes Brummen und er starrte die junge Frau an, die trotzig zurückstarrte.
„Es ist das Echte, ich versichere es ihnen! Und jetzt lassen sie mich gehen!“, sie wandte sich um und wollte verschwinden, doch er packte sie am Nacken und zerrte sie zurück, ihre gurgelnden Laute ignorierend: „Öffne es! Sofort!!!!“ , bellte er zornig. Zitternd zog sie ihre Halskette aus ihrem Ausschnitt und hielt sie vor die Barriere, welche verschwand. Der Mann ließ die junge Frau los und nahm vorsichtig das Armkettchen in ihre Hände. Er ließ es in seine Jackentasche gleiten, zog einen Revolver aus der anderen Tasche und trat die Frau zu Boden: „Es wird Zeit, Abschied zu nehmen, Ivia…“, er grinste boshaft. Die Frau namens Ivia riss ihre Augen auf und zitterte: „Sie haben mir versprochen, mich gehen zu lassen! Sie können mich nicht umbringen! Was soll aus meiner Tochter werden? Lassen sie Gnade walten, ich werde sie nicht verraten, doch bitte verschonen sie mich! Sie braucht mich!!!“, rief sie immer lauter. Sie wusste er würde sie mit Sicherheit nicht gehen lassen, doch sie musste versuchen ihre 4-jährige Tochter zu retten! Er ließ seine Waffe leicht sinken und sah sie an: „Eine Tochter hm… Na da.. Geh u-…!“, er riss die Augen auf und schrie wütend los. Ivia nutzte die Gelegenheit um aufzuspringen und die Beine in die Hand zu nehmen. Neben ihr befand sich eine Katze mit dem Kettchen in der Schnauze und sah sie an. Ivia nickte ihr kaum merklich zu – ein Fehler: Der hünenhafte Typ stürzte sich auf sie, packte sie am Genick und stieß sie zu Boden. Dann zückte er die Waffe und hielt sie ihr gegen den Hinterkopf. Die Katze war stehengeblieben und sah unschlüssig zwischen dem Ausgang und Ivia hin und her. Ivia streckte die Hand aus und flüsterte: „Lauf, Kleines, lauf. Bitte beschütze meine Tochter….“, sie sah das junge Kätzchen flehend an. Die Katze nickte und rannte zum Ausgang. Sie wandte sich ein letztes Mal um, als sie aus der Halle einen Knall hörte, doch schließlich nahm sie alle Kraft zusammen und rannte um ihr Leben.
Denn sie musste jemanden beschützen.

Kapitel Eins - Traumkind


„Uuuuuuaaaaaaaah, hab ich gut geschlafen“, Yune streckte sich genüsslich und rieb sich die Augen. Dann stieg sie langsam aus dem Bett, streckte sich ein weiteres Mal und ging zum Spiegel.
„Ich seh ja herzallerliebst aus….“, sie zog eine Braue hoch und strich sich mit der rechten Hand durch ihr rotes Haar um es etwas besser aussehen zu lassen. Ihre grau-blau-grünen Augen leuchteten im Licht der aufgehenden Sonne und ihre helle Haut wirkte wie glattes Porzellan. Sie öffnete den Schrank, zog eine Jeans und ein schwarzes Top heraus, schlüpfe hinein und pfiff zweimal kurz hintereinander.
Eine schwarze Katze tauchte in der angelehnten Tür auf und bernsteinfarbene Augen sahen sie an. Yune lächelte und hob die Katze hoch: „Guten Morgen, Miun. Na, du hast sicher Hunger oder?“, sie setzte Miun auf ihr Bett und bereitete ihr Futter vor, welches sie auf den Boden stellte. Miun sprang vom Bett, schlängelte sich schnurrend um ihre Beine und fraß schließlich aus dem Napf. Yune kraulte die Katze kurz, nahm ihre Tasche und ihren Schlüssel und schlüpfte durch die Wohnungstür nach draußen, wo bereits ihre beste Freundin Zôe stand: „Guten Morgen, Kleine! Na gut geschlafen?“, sie umarmten einander.
„Es ging. Gehst du einkaufen oder holst du mich nur obligatorischer Weise ab?“, Yune legte den Kopf schief. Zoe grinste sie an und erwiderte: „Eigentlich wollte ich gerade klingeln und sehen ob du überhaupt da bist. Hätte ja sein können das du dich noch bei Seth rumtreibst. Ehrlich mal, YuYu, was hast du mit diesem Typen? Er wird dich eh wieder verarschen!“, sie schüttelte unverständlich den Kopf. Yune wurde rot und sah zum Himmel: „Das verstehst du nicht, Zôe… Er ist etwas ganz Besonderes, verstehst du? Ich liebe ihn.“, Yune hörte in ihr Inneres und musste bedauernd feststellen, dass ihr Verstand genau wusste, was womöglich wieder passieren würde. Sie blendete ihr schreiendes Gewissen aus und hörte auf ihr Herz. Denn das war nur hinter Seth her.
Zôe schüttelte nur den Kopf und wechselte das Thema: „Also wie bereits erwähnt wollte ich dich nur abholen. Im Gegensatz zu dir, Liebes, muss ich das auch tun. Wir wärs wenn du in den neuen Schmuckladen reinschaust? Der hat bestimmt was Schönes für dich zu bieten.“, sie grinste breit. Yune dachte kurz nach und nickte. Besser konnte sie ihre Zeit nun echt nicht totkloppen, als mit shoppen. Es war zwar nicht ihre Lieblingsbeschäftigung aber immerhin besser, als wieder nur rumzugammeln.
„Soll ich dich dann nachher abholen?“, fragte sie ihre Freundin, welche den Kopf schüttelte, „Nein, ich werde von Jason abgeholt. Er meinte übrigens das Seth zu Elena nach Evensforth gefahren wäre…“
Yune tat so als hätte sie die Bemerkung nicht gehört und lief weiter, den Blick stur geradeaus gerichtet. Seth würde sie nicht betrügen… Niemals..
Dennoch spürte sie, wie ein Stich durch ihr Herz jagte, als sie den Namen ihrer ehemaligen besten Freundin hörte. Sie atmete tief durch und lächelte Zôe an: „Ich muss hier lang. Ich denke wir sehen uns später“, sie umarmte ihre Freundin kurz und lief dann über die Straße. Zôe winkte ihr lächelnd zu und lief über die Kreuzung, zum Supermarkt.
„Was nun…“, dachte Yune und lief an vielen Schaufenstern vorbei. Alles war langweilig, zu teuer oder einfach nur hässlich. Vor einem Schmuckladen blieb Yune stehen, dachte an Zôes Bemerkung, zuckte mit den Schultern und betrat den riesigen Laden. Yune verschlug es den Atem: Soviel Schmuck auf einen Haufen war einfach nur krass! Es gab absolut alles: Ketten, Ohrringe in den skurillsten Variationen, Farben und Formen, tonnenweise Armkettchen und noch viel mehr. Man konnte sich sogar tätowieren lassen oder sich die Nägel machen lassen!
In stiller Bewunderung ging Yune durch den Laden, versuchte alles in sich aufzusaugen. Sie probierte die eine oder andere Kette, lächelte über wirklich verrückte Versionen und starrte anderes wiederum komplett fasziniert an. Sie wollte am liebsten alles kaufen, einfach alles. Doch Yune beschloss, sich etwas ganz besonderes herauszusuchen, was so schnell keiner haben würde. „Es is ja nicht grad billig hier“, dachte sie grinsend und lief ein weiteres Mal durch das Geschäft. Sie suchte und suchte – erfolglos.
Nach einer halben Stunde hatte das junge Mädchen die Nase voll und legte das kleine Körbchen zurück, als etwas in ihrem Augenwinkel aufblitzte. Sie dachte, es wäre nur ein Leuchten, weil etwas bewegt worden war und durch die Scheinwerfer angefangen hatte zu funkeln. Yune drehte sich dennoch neugierig um und sah das Leuchten ein weiteres Mal.
„Das ist kein Scheinwerfer…“, dachte sie und zog die Augenbraue hoch. Langsam ging sie auf das Regal zu und suchte nach dem Leuchten. Als sie es ein weiteres Mal sah, wurden ihre Augen ganz groß: Das Kettchen, welches leuchtete, schimmerte in allen erdenklichen Farben: Rot, blau, gelb, orange, violett… Einfach in allen!
„Ich muss es haben! Koste es was es wolle!“, flüsterte Yune leise und nahm es vorsichtig in die Hände. Sie ging zur Kasse und legte es dem Mann vor. Dieser lächelte und gab die Registriernummer ein: „Eine sehr gute Wahl, Miss. Das macht 45,86 E$“, Yune stockte der Atem: Das war fast ihr ganzes Taschengeld! Sie drückte dem Mann die 50E$-Note in die Hand und nahm das Tütchen in die Hand. Der Verkäufer reichte ihr das Restgeld und Yune verließ summend den Laden. Langsam spazierte sie Richtung Heimat, allerdings ohne weiter in andere Läden zu schauen. Sie wollte nur noch nach Hause. Plötzlich stutze Yune und drehte sich ruckartig herum: „Ist da jemand?!“, rief sie. Ihr Körper spannte sich an und ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Hier in Telltrenn war man nirgends sicher, Kriminalität und Mord waren im Ort kein Einzelfall. Sie sah sich kurz um und kam zu dem Schluss das sich hinter ihr nichts befand. Yune entspannte sich und lief weiter in Richtung Heimat, diesmal eindeutig schneller als zuvor.
Als das junge Mädchen zuhause angekommen war, schloss sie die Tür und pustete eine Strähne aus ihrem Gesicht. Leise zog sie ihre Stiefel aus und ging langsam nach oben in ihr Zimmer. Dort setzte sie sich auf ihr Bett und zog neugierig das Armkettchen aus der Tüte. Es leuchtete in allen Farben und war so wunderschön anzusehen, dass Yune dachte, sie könne nie wieder was anderes ansehen, was nur ansatzweise so schön war wie das Schmuckstück. Nach einer kleinen Weile legte sie das Kettchen an und verließ ihr Zimmer, um hinunter in die Küche zu gehen.
„Yune, so früh hatte ich gar nicht mit dir gerechnet! Warst du nicht mit Zôe verabredet?“, lächelnd drehte sich Deleilah, ihre Mutter zu ihr um, während Miun wieder schnurrend an ihren Beinen streifte. Yune hob die Katze hoch und lächelte ihrer Mutter zu: „Nein Mama, war ich nicht. Und er ist bereits 8, um die Zeit bin ich meist schon zu Hause. Miun, lass das…“, sie sah ihre Katze grimmig an, da diese an ihrem wertvollen Schmuckstück spielte. Sie setzte Miun vorsichtig ab und gab ihr einen leichten Klaps auf den Kopf. Anschließend nahm sie sich einen Teller, tat Lasagne darauf und setzte sich an den Tisch um zu Essen. Lasagne… Ihre Leibspeise, es gab absolut nichts Besseres auf der Welt als LASAGNE.

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Tag der Veröffentlichung: 19.07.2012

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