Cover

Einmal Königin

 

 

Es war ein kühler Nachmittag am ersten Tag des neuen Jahres und ich saß am Schreibtisch und überlegte. Ich wollte eine neue Geschichte auf Papier bringen, doch mein Kopf steckte voller anderer Gedanken, die mich nicht zu meinem Schreibwerk kommen ließen. Mein Name ist Viktoria und mein Kopf steckt meistens voller Ideen und Geschichten, die ich auf dem Papier loswerden kann und ihnen irgendwie eine eigenen Identität verleihen kann, die ich dennoch kontrolliere. Aber an diesem Tag konnte ich mich einfach nicht konzentrieren. Ich stand auf, ging in Wohnzimmer und schaltete den Fernseher an. Gerade lief eine Dokumentation über die Wahlen zum Präsidenten in Portugal. Allerdings waren die einzigen, die mitwählen durften wie immer nur die Erwachsenen. Irgendwie erschien es mir, als wären die Meinungen der Kinder nicht wichtig genug, um überhaupt ein wenig Mitbestimmung in der Politik zu finden. Ich saß noch ewig vor dem Fernseher und sah mal diesen und dann jenen Sender. Erst als meine Mutter kam, konnte sie mich zum Abendbrot und anschließend zum ins Bett gehen überreden. Als ich nun auf die weiche Matratze meines Bettes sank, schlief ich augenblicklich ein und versank in einen tiefen Traum.

 

Ich stand auf einer saftig grünen Wiese und plötzlich kam ein Adler herangeflogen und landete geschickt auf meiner Schulter. Kurz darauf kamen einige Soldaten herangestürmt, sie trugen silberne Uniformen, auf denen ein großes Wappen zu sehen war. Die Männer wirkten so riesig und auch mit ihren fingerhutförmigen Helmen machten sie mir Angst. Ohne nachzudenken zogen sie mich mit sich und stiegen mit mir an der Hand einen Hügel hinauf. Unterwegs nahm mir einer der Soldaten den Adler von der Schulter, der dort noch immer saß und keine Anstalten machte, davon zu fliegen. Nun sperrte ihn der Soldat in einen kleinen Käfig, den er bei sich trug.

 

„Unser König ist vor einigen Tagen gestorben, deshalb schickten seine Berater einen Adler los und dieser würde, so besagt es die Tradition, auf dessen Körper landen, der am geeignetsten für die Aufgabe wäre, den Thron zu übernehmen!“, erklärte mir ein anderer Soldat währenddessen. Verdattert zeigte ich auf mich und alle anwesenden Soldaten nickten. Eine ganze Stunde später stand ich in einem riesigen Saal mit hohen Decken, der mitten in einem beachtungsvollen Schloss lag. „Dies ist der Thronsaal, die hübsche Deckenmalerei stammt noch aus dem zwölften Jahrhundert.“, hielt einer meiner neuen Ratgeber mir einen Vortrag. “Aber nun los, steige die Treppe zum Turm hoch und halte auf dem Balkon deine erste Volksrede. Ach, wir sind schon viel zu spät dran!“ Fluchend scheuchte er mich eine lange Wendeltreppe hinauf. Als ich oben angelangt war, trat ich eilig auf den Balkon hinaus, so wie es mir gesagt worden war. Als ich hinunter sah, erblickte ich tausende von Menschen, die sich alle versammelt hatten, um meine Reden zu hören. Ich nahm mit zitternden Händen das Mikrofon entgegen, das mir von hinten mein Ratgeber reichte und sprach: „Liebe Mitbürger, ich freue mich, dass ihr alle gekommen seid, um mich zu begrüßen und auch darüber, dass ihr mir das Vertrauen schenkt, die Thronfolge zu übernehmen freue ich mich sehr, auch wenn ich bezweifle, dass ich die Richtige dafür bin. Ich werde mich dafür einsetzen, dass Kinder mitbestimmen dürfen. Das Volk soll zwölf Landesräte und einen Kanzler wählen dürfen, die mit mir Entscheidungen treffen sollen. Kinder ab zehn Jahren sollen genau wie die Erwachsenen wählen dürfen. Nun möchte ich mich noch einmal bedanken, bei allen, die hier sind, bei allen, die die Geduld aufgebracht haben, mich heute hier anzuhören!“, damit beendete ich meine Rede.

Und schon am nächsten Tag bestimmte ich folgende neue Gesetze:

 

- Zwölf Landesräte und ein Kanzler sollen vom Volk gewählt werden.

 

- Kindern ist es erlaubt, ab einem Alter von zehn Jahren zu wählen.

 

- Ausschlafen für alle: Schule und Arbeit beginnen erst ab 10 Uhr.

 

- Verlängerung der Ferien …

 

Nach dem ich alles beschlossen hatte, wurde ich leider von meinem Vater aus dem Traum gerissen. „Jetzt steh endlich auf, das Mittagessen steht schon seit zwei Stunden auf dem Tisch und das Frühstück hast du ja ganz verschlafen.“, meinte mein Vater und da war ich gezwungen aufzustehen.

 

Aber an diesem Abend ging ich schon um sechs Uhr wieder ins Bett, sehr zum Wunder meiner Eltern. Und in dieser Nacht setzte ich mich dafür ein, dass die Bettler auf den Straßen Arbeit fanden und versprach dem Volk, dass ich besonders die Wissenschaftler und die Forschung fördern würde. In der nächsten Nacht gab ich dann den Auftrag, ein riesiges Forschungszentrum zu errichten und stellte allen Wissenschaftlern Produkte und Stoffe zur Verfügung, die diese z.B. benötigen, um Krankheiten zu erforschen und vor allem gegen Krankheiten, gegen die derzeit noch keine Medizin existiert, etwas zu unternehmen.

Und nach dem ich all das erlebt hatte, wachte ich eines Morgens auf und wusste plötzlich, was für eine neue Geschichte ich notieren könnte.

 

Und hier ist sie, die einzige Geschichte über mich als Königin!!!

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 06.03.2016

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /