Cover

Der Dschungel


Rascheln, knistern, ein leises flüstern. Ich habe es geahnt - nun ist es wieder soweit, mein Mund fühlt sich trocken an genau wie meine Kehle. Staubtrocken als ob ich durch die Sahara wandere. Auf der Suche nach einem Schluck Wasser doch nirgendwo ist eine Quelle in Sicht. Kein Brunnen, ja nicht mal eine Pfütze vor die ich auf die Knie fallen kann um ein paar Tropfen, wie ein Hund um etwas davon zu erhaschen. Lächerlich das es wieder so weit ist, den ganzen Tag habe ich es geahnt und nun steh ich hier mit trockenem Mund. Schweiß läuft mir die Stirn herunter und mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Meine Hände zittern leicht und ich kann nicht anders als mir mir über die Lippen zu lecken um wenigstens kurz das  Gefühl zu haben nicht an der trockenheit in meiner Kehle zu ersticken. Immer wieder reisse ich mir am Kragen das Hemd weiter auf, ja fast schon vom Leib und versuche etwas mehr Sauerstoff in  meine Lungen zu pumpen. Doch das macht es nur schlimmer! Ja ich hyperwentiliere förmlich doch keiner ist da um mir zu helfen. Verunsichert schau ich zum Himmel auf. Wolkenverhangen und trüb sieht er aus, die Sonne lässt sich schon den ganzen Tag nicht blicken aber selbst das ist mir egal. Die kann mir auch nicht weiter helfen, bei dem was ich durchmache spielt das Wetter keine Rolle. Nichts spielt in diesem Moment für mich eine Rolle, weder das mein Hemd völlig durchnässt ist noch das ich wahrscheinlich selbst die dünne Jacke die ich mir heute Morgen übergezogen habe fast ausringen könnte. Schon eine Ironie des Schicksaals. Meine Sachen sind Klitschnass dafür mein Mund ausgetrocknet. Man müsste meinen ein gestandener Mann wie ich es bin müsste doch in so einer Situation einen klaren Kopf behalten. Ich bin groß gewachsen, breite Schultern und sportlich, in der Schule hat mich früher keiner geschlagen. Ich war der schnellste Läufer, der stärkste Gewichtheber, und konnte am weitesten werfen. Die Mädchen waren verrückt nach mir und die Jungs beneideten mich um mein Aussehen, meine Kraft und meine Disziplin. Könnten Sie mich jetzt sehen würden Sie lachen, nein nicht nur lachen. Spotten, witze reissen oder noch schlimmer, bemitleiden. Ich könnte um alles Geld in der Welt wetten, keiner von denne hat je das durchmachen müssen was ich erleben muss. Aber mich muss ja keiner bemitleiden, das mach ich mittlerweile selbst. Früher hätte ich mich geschämt aber selbst dafür fehlt mir die nötige Energie und die Lust. Jede Lebensfreude wurde mir genommen seit es passiert ist. Ja es ist schon seltsam wie ich in dieses Martyrium geraten bin und es nun aus eigener Kraft nicht mehr rausschaffe. Ich seh mich nun wieder um, blicke nicht mehr zum Himmel sondern fange an wieder einen Fuss vor den anderen zu setzen. Jeder meiner Schritte ist eine Qual es schmerzt und mein Herz sprängt fast meine Brust. Die Rechte Hand umklammert fest die Tasche in der ich meine so "wichtigen" Utensilien eingepackt habe. Auf einmal ein Geräusch, es kommt von Rechts und hektisch blicke ich mich um. Mit zusammengekniffenen Augen prüfe ich die Umgebung. Da kommt was auf mich zu. Es wird nur langsam lauter und ich versuche angestrengt nachzudenken. Wie kann man es stoppen? Wie kann man die Angst, die Panik und den Drang davor weg zu laufen bekämpfen? Keine Antwort! Natürlich könnte man sich diesem Gegner stellen. Die Augen weit aufreissen. Die Hände zu Fäusten ballen und drauf los steuern. Mit dem Siegessicheren Mut eines Helden. Aber mir fehlt der Mut, die Kraft und das einzige was meine Seele mir sagt ist: Lauf weg! Versteck dich! du kannst Ihn nicht besiegen. Du bist im Dschungel und er wird dich fressen. Du stirbst wenn du nicht weg läufst. Ist das wahr oder gelogen. Leider weiß ich es nicht mehr und ich will meiner inneren Stimme glauben schenken. Wenn man dem Glauben schenkt was alle Leute sagen dann soll man doch auf seine innere Stimme hören oder nicht? Sie sagt mir doch Instinktiv das richtige. Wieder schau ich rüber und höre wie es noch näher kommt. Auf die Uhr! Schau auf die Uhr! Sie ist dein Retter flüstert mir die Stimme in meine Kopf zu. Warum bin ich nicht früher darauf gekommen. Ja ich schau auf meine Uhr so weiß ich wann das Ungetüm da ist. Kann mich seelisch darauf vorbereiten und weiß wann ich all meinen Mut zusammen nehmen muss. Ein Regentropfen kloppfte auf meine dünne Jacke und als ich nach oben sah, fiel mir auf wie schlimm es hier eigentlich ist. Laut, schmutzig und überall Kreaturen die mir Angst machen.  Wie bin ich nur hier her gekommen. Was hat mich geleitet diesen Ort zu betreten. Aber jetzt ist es zu spät und das weiß ich. Es gibt keinen Ausweg und keine andere Lösung als ihm ins Gesicht zu blicken. Fressen oder gefressen werden und ich will nicht als Verlierer aus diesem Ring steigen. Schon so lang hab ich Angst vor ihm und bin weggelaufen doch nun gibt es endlich eine Revange. Ein Kampf in dem ich als Sieger aus dem Ring steigen werde. Meine Seele bekommt er nicht. Ich überlege wie man dieses Monster besiegen kann und mir fällt auf das es andere schon geschafft haben müssen. Beweise liegen am Boden. Genauer betrachte ich sie und muss feststellen das es schon viel Helden gab. Sicher standen Sie wie ich hier im Dschungel, die Gefahren lauerten bei Ihnen genauso wie bei mir doch heute so fasste ich nun den Endgültigen entschluss werde ich es wagen. Das Geräusch war nun noch näher und eins war sicher. Heute laufe ich nicht davon, verkriche mich in keine Ecke und warte bis die Gefahr vorüber zieht. Nochmal richtet sich mein Blick zum Boden um mich davon zu überzeugen das diese Hürde zu schaffen sei. Was andere können das kann ich schon lang. Mein Körper zuckte zusammen, erschrocken darüber was über meine Lippen nach aussen drang sah ich mich erschrocken um. Blicke trafen meinen Körper und wendeten sich aber genauso schnell wie Sie mich einfingen wieder ab. Puh glück gehabt du darfst hier bevor das Ungetüm da ist kein Aufstehn erregen. Die Kreaturen dieses Dschungels sollen dich akzeptieren, ja nicht nur als Mensch. Nein, als Helden! Und so stand ich da nun, mit klatschnasser Jacke und mittlerweile auch Hose da der Himmel beschlossen hatte Wasser auf dieses böse fleckchen Erde zu ergießen. Unauffällig machte ich den Mund ein stückchen auf und hob leicht das Kinn damit ein paar Tropfen in meinen Mund fallen. Das machte es besser. Nun war wenigstens mein Mund nicht mehr Staubtrocken. Ich dachte zurück, zurück an die guten alten Zeiten. Früher war ich ein Lebenslustiger Typ, keine Sorgen, Keine Gegner und nun bin ich ein Häufchen Ehlend was sich heute nicht das erste mal fragte ob es nicht besser sei zu sterben. Einfach fallen lassen und das Biest würde über mich her fallen, mich zerfleischen. Aber ob ich danach Ruhe finden würde wusste ich nicht. Mir war klar das es nur die Wahl zwischen Tod oder Sieg gab und für den Tod war ich zu jung. Nicht bereit zu sterben und nicht bereit vielleicht als Ruheloser Geist umher zu schweifen. Es kam nun immer näher und ein lautes Geräusch riss mich aus meinen Gedanken über den Tod. Nun war es so weit sich zu stellen, die Angst zu besiegen und herauszufinden was danach geschah. Mich zurück erinnern an eine Zeit in der ich solch eine Situation mit leichtigkeit gepackt hätte ohne nur einen Gedanken daran zu verschwenden. 

 

Es fühlte sich so gut an.. ja fast als wäre nichts passiert. Ich strich mir durch mein Flachsblondes Haar und stellte fest das meine Stirn nun wieder getrocknet war, der Durst war weg und mein Puls schlug ruhig und regelmäßig. Meine Tasche lag gegenüber von mir und ich saß einfach nur so da und fragte mich ob Sie stolz auf mich wäre. Die Felder und Wiesen zogen an  mir vorbei und der Himmel fing an aufzuklaren. Ich löste meinen Blick der Gedankenverloren durch das Fenster im Zug auf die Schönheit der Natur gerichtet war und sah stattdessen nun mit hochgezogen Augenbrauen auf meine Armbanduhr. Heute würde ich wieder zum ersten mal nach Jahren im Zug zur arbeit fahren. Das Ticket was ich tapfer am Automaten gezogen hatte als ich die vielen gebrauchten schon leicht verdreckten alten Fahrscheine von anderen Leuten auf dem Boden hab liegen sehen in meiner rechten Hand. Und Dr. Scheinberger hatte recht gehabt. Nie hatte ich Ihm glauben schenken wollen das wenn ich die Angst bekämpfen will die ich seit dem schweren Zugunglück hatte in der meine über alles geliebte Schwester ums Leben kam besiegen will einfach nur alles umwandeln muss. Gedanklich in eine andere Welt eintauchen. Ein Dschungel erschien mir so passend, eine Bestie der eigentlich nur ein Zug bzw meine Angst davor der Gegner war. Und der Mut diese Angstzustände und Panikatacken zu bewätigen. Heute hab ich dies geschafft und frage mich gefühlt zum tausendsden mal warum sie sterben musste als der Zug entgleiste und nicht ich. Ein paar Kratzer und ein gebrochenes Bein, mehr passierte mir nicht. Und Sie war noch so jung, unschuldig und die Welt stand ihr offen. Ich hätte auch vor den Zug springen können.. so wie ich es mir manchmal vorgestellt habe. Doch ich glaube ganz fest daran, Sie wollte das ich weiter lebe und gegen die Angst gewinne!

Für dich hab ich es geschafft... flüsteret ich leise und lächelte zum Himmel hinauf.

                    

                                                                                                                         

Impressum

Texte: TheMissPicture
Bildmaterialien: TheMissPicture
Tag der Veröffentlichung: 18.10.2013

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /