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ein kurzes Vorwort

Das Thema dieser Kurzgeschichtensammlung ist "Mittelalter & Neuzeit". Ergeben hat sich diese Thematik tatsächlich erst, als ich die noch nicht publizierten Geschichten zusammenstellte. Wer meine erste veröffentlichte Kurzgeschichtensammlung – ebenfalls auf bookrix mit dem Thema "Tod & Sensenmann" zu erwerben – gelesen hat, wird einen Unterschied im Schreibstil und der Erzählung feststellen. Dieser Umstand kommt dadurch zustande, dass die meisten dieser Kurzgeschichten schon ein paar Jahre existieren und ihr erzählerischer Kern daher von meinen heutigen Texten abweicht.

 

Ein paar von ihnen sind auch auf meinem Youtubekanal

http://www.youtube.com/user/AkandorsHGW

 

Geplant war die Zusammenstellung zur Zeit ihrer Entstehung nicht, darum ist es umso erfreulicher, dass die Mischung aus den unterschiedlichen Epochen und Genre ihre gemeinsame Bestimmung zu Händen des Lesers gefunden haben.



Ich bedanke mich an dieser Stelle für Ihr Interesse an einer kurzweiligen Lektüre in der etwas von meinem Autoren-Herzblut floss.

Der Fremde / das Tier

 

Der Nebel an diesem Morgen verwandelte die Umgebung rund um das Wirtshaus „Des Wanderers Freund“ in eine unheimliche Mischung aus seltsamen Schatten und unheilverkündenden, kaum wahrnehmbaren Baumwimpeln. An diesem Morgen ging Herold, der Besitzer des Wirtshauses wie üblich vom hinteren Teil des Hauses in der er wohnte zur vorderen um es für reisende Wanderer aufzuschließen.

 

Die Lage der Schenke war ideal dafür bedacht, Reisende zu versorgen:
ging man die zwei Pfade hinterm dem Haus entlang kam man zu benachbarten Bauernhöfen. Die Arbeiter dort waren quasi Stammgäste. Rechts vom Haus ging die Straße zur Stadt, jedoch verirrten sich nur selten gewöhnliche Bürger hierhin – umso gelegener kam es der Stadtmiliz, welche hier unbehelligt ihre Späße über Letztgenannte machen konnten, denn die Bauern würden nichts davon weiter erzählen. Dann gab es da noch den Weg links vom Haus, er führte zu einem etwas entlegenem Mönchskloster – es passierte selten, aber auch diese gaben sich manchmal heimlich hier eine Auszeit vom frommen Klosterleben. Schließlich und endlich war da noch der geschlängelte Weg in die Berge… von Ihnen kam kaum Jemand her, doch viele Wanderer von weit her gingen dorthin – laut einer Legende sollte dort ein berüchtigter Bandit mal eine große Beute gelagert haben und verstorben sein sodass die Beute praktisch zum Mitnehmen bereit lag. Nur waren die Berge hier mit dem ortsüblichen Nebel sehr gefährlich, da man wilde Tiere oder Schluchten viel zu spät oder gar nicht bemerkte. Daher war es noch Niemandem gelungen von der Existenz des Schatzes zu berichten – und Herold vermutete, dass es auch so bleibe.

 

Jedenfalls ging Herold gerade zur Tür, als er einen großen schwarzen Fleck mitten im Nebel erblickte. Er befand sich ein gutes Stück entfernt auf dem Weg in die Berge. Da lag offensichtlich Etwas auf dem Boden… oder Jemand?

 

Für einen Moment zögerte Herold, er konnte durch den Nebel kaum etwas erkennen und es konnte genauso gut ein wildes Tier sein, das sich schlafen gelegt hatte…

 

Er ging vorsichtig ein paar Schritte nach vorne um besser durch den Nebel sehen zu können.

Was immer dort lag, es war groß genug um ein Mensch zu sein – doch sollte es sich um ein Tier handeln war äußerste Vorsicht geboten. Er überlegte, es lag auf dem Weg in die Berge, ein Wanderer der sich bei der Suche nach dem Schatz wie die Meisten gegenüber den Gefahren verschätzt hatte? Er könnte vor Erschöpfung zusammengebrochen sein. Wenn es so war, musste Herold ihm helfen. Doch wenn es ein Tier war und Herold ihm zu nahe kam…. Er schauderte.

 

Schließlich kam ihm die Idee, erstmal die Tür des Wirtshauses zu öffnen und dann mit einiger Entfernung das Etwas zu rufen oder mit einem Stock oder Ähnlichem zu wecken. Sollte es ein Mensch sein, so würde er es an den Lauten und den Bewegungen erkennen, sollte es ein Tier sein und ihn anfallen wollen, musste er nur schnell genug zum Haus rennen und die Tür zu schließen.

 

So schlich er sich also zum Haus zurück, wohlbedacht keine unnötigen Geräusche zu machen.

Er schloss die Tür auf und nahm sich einen Besen aus dem Haus. Damit ging er zu dem unbekannten Etwas zurück, so nah dass er noch problemlos zurück laufen konnte – nahm den Besen rief laut: „Hey, aufwachen, aufwachen!“ und versuchte so sanft aber deutlich wie möglich dem Etwas in die Seiten zu stechen.

 

Plötzlich hörte man eine Art halbersticktes knurren. Herold machte erschrocken einen Satz zurück und lies dabei den Besen fallen. Das Etwas bewegte sich und schien zu Bewusstsein gekommen zu sein und richtete sich langsam auf alle Viere. Es war also ein Tier!

 

Herold wollte gerade auf die Tür zu hechten, da hob das Tier seine rechte Hand – Hand?

„Ah, was…wo, wo bin ich?“ fragte eine heisere Männerstimme, die offensichtlich von dem „Tier“ kam. Er hielt sich mit der rechten Hand den Kopf und richtete sich danach vorsichtig auf. Es war also doch ein Mensch, nachdem er den ersten Schock überwunden hatte lachte Herold über seine törichte Angst.

 

Als Herold nun dem Fremden ins Wirtshaus geholfen hatte und ihm eine kräftigende Suppe spendierte erzählte dieser ihm, er sei der Legende des Banditenschatzes nachgegangen und ist dabei mitten in ein Banditenlager geraten – die Kerle hatten diese Legende verbreitet um ahnungslose Wanderer im Nebel überwältigen und ausrauben zu können.

 

Der Mann war sehr knapp entkommen und auch nur, weil er in eine der Schluchten gefallen war und die Banditen durch den dichten Nebel nicht sehen konnten, ob er nun dabei umkam oder nicht und es selbst für sie zu gefährlich war ihm dorthin zu folgen. Tatsächlich hatte er einige Blessuren beim Sturz abbekommen und eine kleine Wunde am Kopf, wegen der ihm auch so schwindelig geworden war, dass er auf dem Weg zurück kurz vor dem Wirtshaus zusammengebrochen war.

 

So flog auch der Schwindel um die Banditenbeute auf, Herold hielt alle Wanderer, die in die Berge wollten auf und schilderte der Stadtmiliz bei ihrem Besuch ein paar Abende später die Erkenntnis durch den Fremden – dieser wiederum bekam dann doch in gewisser Weise seinen Schatz, nämlich einen Teil des Kopfgeldes auf die Banditen, da er es aufgedeckt und so weitere Überfälle verhindert hatte.

Pfarrer Konrad und der Skandal

 

Ein herrlicher Sonnenaufgang streichelte mit seiner zarten Wärme Pfarrer Konrad behutsam aus seinem erholsamen Schlaf. Etwas verschlafen lugte er auf seinen Wecker. Wie fast immer hatte ihm der Herr den Weckruf seines lärmenden Weckers gut 5 Minuten vor der eingestellten Zeit erspart. Lächelnd schaltete der Pfarrer den Wecker ab, sodass er nicht mehr erklingen musste für den heutigen Tag. Anschließend machte er sich für den noch jungen Tag bereit und gönnte seinem Körper eine wohltuende und erweckende Pflege im Bad. Als er – nun frisch und bereit für die Führung seiner Schäfchen – endlich in seiner gewaschenen und angenehm duftenden Tracht das Haus verließ, fragte er sich schon, was die Menschen ihm dieses Mal für Beichten vorlegen würden.

 

In seinen 17 Jahren Auslebung seines Amtes hatte er bisher noch keine sonderlich erschreckenden Beichten abnehmen müssen. Alle bisher grenzwertigen Fälle waren lediglich heimlich ausgelebte Spielsüchte und Trunkenheit am Steuer. Sicherlich, auch solche Taten durften für des Menschen Wohl nicht ignoriert werden. Allerdings war es ihm ganz recht dabei keine schwerwiegenden Delikte, wie Morde oder Ähnliches zu Gehör zu bekommen. Das war aber auch durch die doch eher kleine Gemeinde nachzuvollziehen. Ein größeres Verbrechen würde sicherlich trotz Beichtgeheimnis schnell die Runde machen – und die Bewahrung des Rufes war gerade in einem Ort, in dem jeder jeden kannte wichtig.

 

So betrat Pfarrer Konrad mit einem Liedchen auf den Lippen, pfeifend seine Kabine um die Beichten zu erhören. Kaum war der Beichtstuhl freigegeben, hörte er auch schon den ersten Sünder hustend die Kabine betreten. Er erkannte diesen keuchenden Husten sofort – das war der allseits bekannte Streuner Willfried mit seiner üblichen Sünde. „Vergebe mir Vater, denn ich habe gesündigt“, krächzte es unverkennbar von ihm. Mit einem mitfühlendem Lächeln, fragte der Pfarrer sanft nach: „Was hast du verbrochen, mein Sohn?“ Die Antwort kam nach einem kurzen Hustenanfall: „Hab mal wieder das erbettelte Geld für Schnaps statt für meine Medizin ausgegeben…“ Pfarrer Konrad wartete noch einen Moment ab, ob Willfried weitersprach, dann gab er seine Standard-Antwort zu dem Thema: „Nun, dann bete 3 Mal das Ave Maria und lass dir den Husten eine Lehre sein, nächstes Mal weniger dem Alkohol, als deiner Gesundheit zu frönen.“ Er hörte noch ein genuscheltes: „Jawohl, Vater“, dann raschelte es und der arme Alkohol-Teufel war fort. Der Pfarrer seufzte leise auf, es gab leider auch solch traurige Fälle wie Willfried bei denen er sich bewusst war, mit seinen Apellen nicht weiterzukommen.

 

Doch er hatte keine Zeit weiter darüber nachzudenken, denn der Beichtstuhl wurde geräuschvoll neu besetzt. Verwundert horchte Pfarrer Konrad auf, diese Geräuschkulisse war für

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Akandor Andor
Bildmaterialien: magicpen / pixelio.de
Tag der Veröffentlichung: 22.09.2016
ISBN: 978-3-7396-7515-2

Alle Rechte vorbehalten

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