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thoughts

Bin ich eigentlich die einzige, die schon bei dem Gedanken an einen Abklatsch von monotoner Lebensweise mit sich unablässig wiederholenden Tagen, Wochen, Monaten, Jahren, erbrechen möchte? In dem Falle würden nicht nur alle Stricke reißen – nein, mit Sicherheit auch die Nervenfaser meines von Fantasie erfüllten Gehirns.

Von klein auf wird uns gesagt, wir sollen unsere Träume verwirklichen, uns selber entdecken und Erfahrungen sammeln. Ziemlich paradox, wenn man bedenkt, dass die Erfahrungen heutzutage lediglich überlieferte Geschichten oder Mythen anderer sind, die als ach so wertvoller Schulstoff an uns verkauft werden. Bildung in dieser Gesellschaft ist kostenlos – zu einem hohen Preis. Zum Preis unserer Träume und Fantasien. Wissen ist Macht? – falsch. Fantasie ist die größte Kraft, die ein Mensch entwickelt und die uns schon im Kindesalter blutrünstig aus unseren Köpfen herausgerissen wird. Wie oft hört man, Fantasie ist kindisch, Fantasie bringt dich nicht weiter, Fantasie ist etwas für Schwache. Ich sage: Fantasie macht einen Menschen erst stark und energisch. Während uns durch Wissensaufnahme und Informationsaustausch Energie geraubt wird, gewinnen wir sie allein durch Ruhe und Fantasie wieder. Ein Mensch mit Fantasie ist stark – allein die Fantasie, er sei stark, zeigt dem Gehirn, dass der Mensch Unmengen an Stärke und Kraft besitzt.

Heute lernen wir in der Schule die Gleichschaltung von Gesellschaften aus der Vergangenheit, „oh wie schrecklich es doch in der DDR war, in der alle zum gleichen Roboter erzogen wurden, jetzt ist alles viel besser“, sagen sie. Doch folgen Staat und Bildungseinrichtungen nicht dem selben Prinzip? Alle müssen einen qualitativen Schulabschluss haben, studieren oder am besten gleich eine Ausbildung beginnen um am Ende in das Arbeitsleben einzusteigen – oder wie ich es nenne – der Eintritt in die Hölle. Das alles, um für die Gesellschaft seine positive Energie, seine eigentlichen Träume metertief unter der Erde zu vergraben und die nächste Möglichkeit, es wieder auszugraben, sich erst anbietet, wenn man selber schon metertief unter der Erde liegt und bis in die Unendlichkeit bereut. Kein Gehalt der Welt ist es wert, so zu sterben.

Bevor die Klugscheißer unter uns ein falsches Bild bekommen : Natürlich ist Wissen auch essenziell zum Überleben, doch sicher nicht zum Preis unserer Träume. Menschen sind unterschiedlich, wieso sollte ein Mensch mit weniger Wissen und viel Fantasie ein Nachteil im Leben haben, während Menschen, denen das Wissen schon blutig aus den Augen läuft, pseudo-glücklich durch das Leben hüpfen und innerlich schon von ihrer Ideen- und Einfallslosigkeit vergleichbar mit dem Höllenfeuer verbrennen bis im magischen Teil des Gehirns nur noch Asche dableibt? Klingt unfair, oder etwa nicht?

Manche haben eben das Talent, sich tagtäglich mehrere Stunden hinzusetzen und zu lernen, der selben Routine zu folgen und ein „Leben“ in Zeitschleife zu führen. Andere haben wiederum das Talent, ihren persönlichen Bedürfnissen abzusprechen und sich quälend, schweißüberströmt auf dem Boden kriechend selbst davon zu überzeugen, Wissen sei alles. Und dann gibt es den dritten Fall – für die Geldgeier und Roboter unter uns sicherlich der worst case – für mich der best case – die fantasievollen Menschen, die nicht zulassen wollen, im Spott gegen das Träumen der Gesellschaft unter zu gehen.

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Tag der Veröffentlichung: 26.02.2019

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