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Titelseite

 

 

 

Talia Dixon

 

 

 

 

 

How to love a

Zombie

Playlist

How to love a Zombie

-Playlist-

 

 

The Way I Are – Timberland

Monster – Ruelle

Wo sie scheitern – Kontra K

Older – Shallou & Daya

Love Somebody Like You – Joan

Worth It – Fifth Harmony

Zombie – The Cranberries

Gold – Metrickz

Some Say – Nea

Insomnia – Daya

Heads Will Roll – Yeah Yeah Yeahs

Show Me The Money – Petey Pablo

Roses (Imanbek Remix) – SAINT JHN

Fall nach oben – Jazzy Gudd aka Eule

Mutual – Shawn Mendes

What Makes You Beautiful – One Direction

Kampfgeist 2 – Kontra K

The Other Side – Ruelle

Gives You Hell – The All-American Rejects

Sober – Pink

Funhouse – Pink

With Me – Sum 41

War Of Hearts – Ruelle

Wir – Metrickz

Don`t Give Up On Me – Andy Grammer

Prolog

Captain Torres

 

„Seit mehr als neun Jahren ist die Welt ein einziger großer Scheiterhaufen. Ein Virus hatte sich den Weg in unsere Gesellschaft gebahnt. Wissenschaftler forschen, experimentieren an ihm herum, doch wissen weder, woher es kommt, noch, wie man es bekämpfen kann.

Seit mehr als neun Jahren kämpfen wir um unser Überleben. Der letzte Infizierungsfall liegt mittlerweile zwei Jahre zurück, doch Sie dürfen das Virus auf keinen Fall unterschätzen! Das Trifoliumvirus richtet erheblichen Schaden im menschlichen Körper an. Es befällt zuerst Leber, Niere, Magen und Darm, danach Gehirn und Lunge, bis der Mensch schließlich an multiplem Organversagen jämmerlich zugrunde geht. Jedoch erwachen viele, 99% dieser toten Körper, zu neuem Leben.

Zombies! Ich kann nur noch einmal ausdrücklich erwähnen, dass diese Situation nicht auf die leichte Schulter zu nehmen ist.

Wie aus den meisten Zombiefilmen bekannt sein dürfte, sind diese Kreaturen nicht länger menschlich. Sie sind nicht mehr die Personen, die sie vorher waren, sie sind Bestien – aggressive, gefühlskalte, lebende Leichen! Sie denken nicht, wie wir. Sie haben keinerlei Empfindungen – außer ihr Verlangen nach lebendigem Fleisch.

Das Trifoliumvirus überträgt sich über Körperflüssigkeiten, zum Beispiel durch Geschlechtsverkehr, einen Kuss, einen Biss oder durch den Schweiß eines Infizierten, der durch Körperöffnungen, wie Augen, Nase und Ohren oder auch durch offene Wunden in den gesunden Körper eindringt. Aber auch Kratzer können zu einer Infizierung führen und sind somit nicht zu unterschätzen! Die ersten Symptome sind Übelkeit, Erbrechen eines rosafarbenen Schleims, Durchfall, Schüttelfrost und Schweißausbrüche. Schon beim geringsten Verdacht: Begeben Sie sich umgehend in die Notaufnahme in der Krankenstation und wenden sich dort an die Ärztinnen und Ärzte! Dies ist Ihre Pflicht als Bürger dieser Stadt!

Das Überleben der Menschheit steht an erster Stelle. Bleiben Sie wachsam und ehrlich und treu für unsere Enkel der Zukunft.“

„Wachsam und ehrlich und treu für unsere Enkel der Zukunft“, hörte ich die Menge murmeln. Ich ordnete meine Zettel und trat neben das Rednerpult. Bürgermeister John Mitchell trat nach vorn.

Hinter mir saßen Dr. Shally Moore, unsere Chefärztin, und Dr. Mia Davis, eine unserer besten Kräfte der Wissenschaft. „Vielen Dank, Captain Torres. Nun wünsche ich Ihnen allen ein gesundes Jahr 2136.“

Mit diesen Worten und begleitet vom Applaus der Menge, bedeutete mir der dunkelhaarige Mann, ihm zu folgen.

Es war jedes Jahr dasselbe:

Erst die Trauerrede des Bürgermeisters zum Gedenken an die gefallenen Stadtmitglieder, danach die übliche Schweigeminute, gefolgt von der Entwicklungsrede von Dr. Moore und Dr. Davis und zu guter Letzt meine Erinnerungsrede. Jeden ersten Sonntag des neuen Jahres versammelten sich die Menschen auf dem Rathausplatz. Niemand sollte die Gefahr, die außerhalb unserer Stadtmauern lauerte, vergessen.

„Wie immer eine sehr aussagekräftige Rede, Mr. Mitchell.“, sagte Dr. Moore, eine schlanke, großgewachsene blonde Frau.

John Mitchell und ich hatten diese Stadt innerhalb von nur zwei Wochen aufgebaut und mithilfe vieler talentierter Bauleute ab dann stetig etwas vergrößert. Innerhalb von neun Jahren ist unsere Stadt von nur zwei auf fünfzehn Quadratkilometer gewachsen.

Ich sah zu John hinüber, er winkte mich zu sich. „Victor, wie sieht es aus?“ Er nahm mich an der Schulter und ging ein paar Schritte. Ich zog mein Tablet hervor las aus meinen Aufzeichnungen vor.

„In den letzten 4 Monaten 8 Sichtungen 6 Kilometer östlich, 5 Sichtungen 3 Kilometer südlich und 2 Sichtungen 4 Kilometer nördlich.“ Dies bedeutete, dass von unseren Mauern aus Zombies gesichtet worden waren. Dies passierte alle paar Jahre. Auf der Suche nach Futter, kamen diese Monster immer näher an unsere Stadt heran. Dies erschwerte uns die Beschaffung von Medikamenten noch mehr, da wir damit inzwischen in eine Belagerungssituation geraten waren. Wir konnten zwar schon vieles selbst herstellen, doch es gab immer noch Mittel, die uns einfach nicht gelingen wollten und die wir außerhalb der Stadt besorgen mussten.

„Sie kommen wieder näher“, sagte John nach einigen Sekunden.

„Ich habe bereits einige Truppen zusammen gestellt. Sie rücken in zwei Tagen aus. Hauptaugenmerk liegt auf Medikamenten.“

John und ich hatten uns vergangenen Donnerstag zusammen gesetzt und die Lage besprochen. Wir hatten mithilfe von Dr. Davis und Dr. Moore eine Liste mit zu besorgenden Medikamenten angefertigt.

John nickte, dann sah er mich genau an. „Kyle?“

Ich nickte und brummte zustimmend.

Mit 16 Jahren trat mein Sohn meiner Einheit bei, deren Aufgabe es war, in die verseuchte Zone zu gehen, um Medikamente, Munitionen oder Treibstoffe zu erbeuten und dabei möglichst viele Zombies zu erledigen. Vier Jahre lang wurden die Soldaten trainiert und ausgebildet, danach gingen sie auf ihre Einsätze. Dieses Jahr war mein Sohn soweit. Ich wusste, dass ich ihn jetzt nicht mehr beschützen konnte.

„Er wird das schaffen, er ist immerhin dein Sohn!“ Erneut nickte ich. Ich wollte nicht weiter darüber nachdenken. Also machte ich mich auf den Weg zu unserem Trainingsplatz.

Kapitel 1

Kyle

 

Vorm Eingangstor des Platzes fing ich ihn ab.

„Gute Rede, Dad.“ Er setzte ein Lächeln auf und zog mich am Ellenbogen mit sich.

„Die gleiche Rede wie jedes Jahr.“, meinte er.

Wir liefen über den Rasen. Einige Leute unserer Gruppe standen bereits vor einem der riesigen Zelte.

„Kommt rein“, sagte Dad zu ihnen. Wir stellten uns in Reihen auf und warteten auf den Rest. „Also“, begann er, als auch die letzten drei eingetroffen waren. „In wenigen Tagen geht es für Sie in die verseuchte Zone, dort werden Sie von keinen Mauern mehr beschützt. Da draußen wartet die echte Gefahr. Sie haben in Ihrer Ausbildung alles gelernt, was Ihnen da draußen helfen kann.“ Er machte eine Pause und ließ seinen Blick über die Soldaten schweifen. „Ich bin zuversichtlich, dass Sie Ihre Aufgabe meistern werden. Bis morgen sind Sie alle freigestellt, um zu packen und sich von Ihren Familien zu verabschieden. Dienstag, 7:30 Uhr ist hier Treffpunkt.“

Wir salutierten und verließen in Reih und Glied das Zelt.

 

„Hey Kyle.“ Zara hatte mich auf meinem Weg eingeholt. Ihre roten Locken fielen wild um ihr Gesicht und brachten ihre Sommersprossen noch mehr zur Geltung. „Können wir reden?“

Ich schüttelte ihre Hand ab. „Nicht jetzt, Zara!“

Ich beschleunigte meine Schritte, doch sie war schnell wieder auf meiner Höhe.

„Wann denn dann? Gib mir fünf Minuten!“ Ich hielt an und sah ihr in die rehbraunen Augen.

„Es ist alles gesagt. Lass es einfach! Ich muss jetzt los.“

Sie blieb stehen, während ich mich auf den Heimweg machte. Ich wusste, dass sie weinte, aber es war mir egal, ich ließ sie einfach stehen. Ich hatte genügend andere Dinge im Kopf.

 

Aus meinem Kleiderschrank kramte ich meinen Rucksack heraus und begann ihn vollzupacken. Verschiedene Waffen, Munition und ein Verbandsset landeten darin. Ich hörte die Haustür zufallen.

„Kyle?“ Als ich die Stimme meines Vaters hörte, ging ich zur Treppe.

„Hier oben.“, rief ich. Ich ging die Treppe hinunter. Er stand in der Küche und spähte in den Kühlschrank.

„Was wollen wir zum Mittagessen machen?“

Ich legte meine Stirn in Falten.

„Was?“

Er schloss den Kühlschrank und sah mich an.

„Zu Mittag? Was willst du essen?“

Ich sah ihn eine Weile an.

„Ist das deine einzige Sorge Dad?“

Er stützte die Fäuste in seine Hüften.

„Was ist denn auf einmal los?“

„Übermorgen werde ich in die Zombiezone gehen und deine einzige Sorge ist, was ich jetzt essen möchte?!“

Er legte den Kopf schief.

„Kyle, natürlich mache ich mir Gedanken darüber.“ Er kam zu mir und legte seine Hände auf meine Schultern. „Aber ich weiß, dass du das packst. Du bist mein Junge! Du bist soweit!“ Ich nickte. Es gab mir Kraft, dass er an mich glaubte. Und es beruhigte mich etwas.

Den restlichen Nachmittag verbrachte ich damit, unsere Party vorzubereiten. Mein Kumpel Miles half mir dabei.

„Und, bist du schon aufgeregt? Endlich können wir ein paar echte Zombies abknallen.“

Ich grinste. „Freu dich mal nicht zu früh, ich wette du wirst zuerst gefressen.“

Er ließ einen Luftballon zerplatzen. Erschrocken zuckte ich zusammen.

„Haha, das glaube ich nicht. Ist bei dir und Zara alles okay?“, fragte er nach einer kleinen Pause. Meine Hände verkrampften sich, doch ich nickte.

„Ja, alles bestens.“

Ich war froh, dass Miles nicht weiter nachfragte. Darüber wollte ich nun wirklich nicht reden.

 

Nur eine Stunde später war die Party in vollem Gange. Es floss viel Alkohol, bei manchen vielleicht zu viel. Doch jeder wusste, dass es vielleicht unsere letzte Party sein könnte.

 

Am Montagmorgen war ich früh auf. Ich entschied, eine Runde joggen zu gehen. Die Luft war angenehm kühl und die Straßen waren noch leer. Mit meinen Kopfhörern in den Ohren lief ich durch die Stadt. Im Park nutzte ich eine der leeren Bänke, um ein paar Dehnübungen und Liegestützen zu machen. Knapp zwei Stunden später war ich wieder zu Hause.

Nach dem Duschen, traf ich mich mit einigen Leuten aus meiner Gruppe um die Sauerei der Party aufzuräumen. Den Rest des Tages verbrachte ich mit meinem Dad, wir spielten Basketball in unserem Hinterhof, so wie früher. Alles schien so normal. Ich wusste jedoch, dass dieser Schein nie allzu lange anhalten würde. Die Realität, die aus Toten und Untoten bestand, holte uns immer wieder ein. Sie ließ uns nie lange vom Frieden träumen.

 

Abends traf ich mich mit ein paar Jungs in einer Bar. Die Stimmung war etwas gedämpft und ich wusste, dass jeder großen Respekt vor dem morgigen Tag hatte.

„Ey, jetzt ist aber mal gut“, sagte ich, als ich die bedrückte Stimmung nicht mehr aushalten wollte. „Wir wurden vier Jahre dafür ausgebildet, trainiert und vorbereitet. Es ist unsere Pflicht, da rauszugehen und unsere Aufgaben zu erfüllen. Und wir werden gesund zurückkommen! Wir sind bereit! Also hört jetzt auf, euch in eure Baumwollschlüpfer zu machen und zeig, dass eure Ausbildung nicht für die Katz war! Wir sind Soldaten und keine Weicheier, Leute!“

Einen Moment lang herrschte in der Bar Totenstille. Doch dann begannen meine Jungs zu applaudieren, und kurz darauf jubelte die ganze Bar. Wir tranken noch ein paar Bier, dann verabschiedete ich mich von meinen Jungs und machte mich auf den Heimweg.

 

In dieser Nacht schlief ich sehr schlecht. Ich hatte zwar keine Albträume, trotzdem wurde ich immer wieder wach. Meine Gedanken kreisten um den morgigen Tag und ließen mich nicht schlafen.

 

Als mein Wecker mich dann aus dem kurzen Schlaf riss, fühlte ich mich wie gerädert. Ich quälte mich aus dem Bett und in meine Uniform. Nach dem Zähneputzen schnappte ich meinen Rucksack und ging nach unten in die Küche. Ich stopfte eine Packung Toast und eine Packung Würstchen in meinen Rucksack, zog meine Jacke über und verließ das Haus.

 

Im Besprechungsraum angekommen, reihte ich mich in die Gruppe ein und wartete. Nach einer Weile kamen mein Vater und unser Bürgermeister aus dem Hinterzimmer.

„Liebe Kameraden und Kameradinnen, heute ist der Tag der Tage. Sie werden heute das erste Mal die verseuchte Zone betreten. Denken Sie an alles, was Ihnen in den vier Jahren beigebracht wurde.“

Der Blick meines Vaters wanderte eine Weile über die Gesichter der Gruppe, bevor er weitersprach.

„Sie werden in zwei Gruppen aufgeteilt, Gruppe eins begibt sich zum Westausgang, Gruppe zwei zum Nordausgang. In jeder Gruppe wird ein Captain festgelegt, er erhält die Karte und die genauen Anweisungen.“

Der Bürgermeister trat vor. In seiner Hand hielt er ein Klemmbrett. „Die Personen mit den Namen, die ich jetzt vorlese, finden sich bitte links am Eingang ein.“ Er zeigte in die entsprechende Richtung. „Cody Abraham, Nora Davis, Norman Garcia, Zara Jones, Miles Roberts, Kyle Torres.“ Er sah von seinem Klemmbrett auf. „Nun haben Sie eine Stunde Zeit, die Karten und die Anweisungen einzusehen und sich eine Strategie zu überlegen. Mrs. Jones, Mr. Torres, bitte treten Sie nach vorn.“

Zaras Stiefschwester trat aus der anderen Gruppe heraus. Wir stellten uns vor den Bürgermeister und meinen Vater.

„Sie übernehmen von nun an das Kommando in Ihrer Gruppe. Seien Sie pünktlich in einer Stunde an Ihren jeweiligen Ausgängen. Viel Erfolg.“

Wir nahmen die Umschläge entgegen, salutierten und gingen zurück zu unseren Gruppen. Ich öffnete den Umschlag und fischte eine Karte, sowie weitere Zettel heraus. Wir sollten zum St. Robert Hospital gehen und möglichst viele verschiedene Medikamente auftreiben. Ich teilte die Kopien der Medikamentenliste aus und widmete mich dann der Karte.

„Wir sollten uns durch die Nebenstraßen schlagen, das ist der kürzeste Weg“, meldete sich Cody zu Wort, doch ich schüttelte den Kopf.

„Nein. Wir folgen der Hauptstraße, da haben wir die beste Übersicht und können Gefahren schneller erkennen.“

Niemand schien Einwände zu haben. Ich besprach mit meiner Gruppe weitere Details, bis keine Fragen mehr offen waren. Dann nahmen wir unsere Rucksäcke und liefen zum Westausgang der Stadt. Auf dem Weg holte Zara zu mir auf.

„Kyle, bitte lass uns nochmal reden.“

Ich verdrehte die Augen.

„Es gibt nichts mehr zu reden“, sagte ich knapp.

Sie hielt mich am Arm fest. „Kyle, es tut mir leid.“

Abrupt blieb ich stehen.

„Das kann ja sein Zara, aber trotzdem kann und will ich weder diese Beziehung noch dieses Gespräch weiter führen!“

Ohne sie zu Wort kommen zu lassen, setzte ich mich wieder in Bewegung. Ich konnte es nicht mehr hören. Ich brauchte meine Ruhe.

Als wir am Tor angekommen waren, stellten wir uns in einer Reihe nebeneinander auf. Ich hörte, wie manche tief ein- und wieder ausatmeten. Die Wachleute registrierten unsere Ausweise, indem sie diese mit einem Lesegerät einscannten. Sollte jemand von uns nicht zurück kommen, waren die aktuellsten Daten bereits gespeichert. Ich starrte an dem riesigen Metalltor hinauf. Es musste mindestens vier oder sogar fünf Meter hoch sein. Ein Wachmann hob den Arm, um zu signalisieren, dass alles in Ordnung sei. Eine Wachfrau, die in einem Häuschen neben dem Tor saß, drückte auf einen Knopf. Quietschend glitt es auseinander. Es ging los.

Kapitel 2

Hope

 

Was war schlimmer, als tot zu sein?

Untot zu sein!

Man lebte in den Tag hinein, ohne es wirklich Leben nennen zu können. Man streunte sinnlos umher, mit knurrendem Magen und dem Drang, etwas in Stücke zu reißen. Nein, das war kein Leben. Der Gestank von verfaulendem Fleisch waberte überall, das Keuchen und Stöhnen der auseinanderfallenden Leichen war unüberhörbar. Man bewegte sich, als wäre man in einer Zeitlupe gefangen.

Ich persönlich fand es ätzend.

Wie die ganze Sache passiert war, wusste ich leider nicht. Vielleicht war es eine Seuche oder ein Chemieunfall in einem Labor oder radioaktive Strahlung. Niemand hier kannte den Auslöser.

Ich wusste nicht, wie lange ich hier schon umherwandelte und nach frischem Fleisch suchte. Vielleicht war es ein Jahr oder nur eine Woche. Ich hatte kein Zeitgefühl mehr, ich hatte generell viele Gefühle verloren.

Der Hunger war das stärkste Gefühl, was mir noch blieb. Hunger und Einsamkeit. Gut, ganz allein war ich nicht. Ich hatte einen Kumpel, einen Zombiekumpel. Sein Name war Jo. Er hatte ihn sich selbst gegeben, als wir uns trafen.

Wir erinnerten uns nicht mehr an unsere richtigen Namen. Wir erinnerten uns an fast nichts mehr, was mit unserem vorherigen Leben zu tun hatte. Also erfanden wir uns neu, als Zombies.

Schnell wurde uns klar, dass kurze Namen für uns leichter auszusprechen waren. Ich suchte mir den Namen Hope aus.

Ja, ich war ein Zombie mit Hoffnung.

Zwar schwand diese von Tag zu Tag immer mehr, doch ganz aufgeben wollte ich sie nicht. Es gab nicht viele von uns – von Zombies, die noch nicht ganz Matsch in der Birne waren.

Wenn ein Zombie längere Zeit kein Fleisch zu sich nahm, breitete sich der Verfall aus. Man verweste sozusagen von innen nach außen. Erst wandelte man als aggressiver Untoter herum und griff alles an, was sich bewegte. Ja, manche gingen sogar auf einen herunterfallenden Ast los.

Fraß man dann immer noch nichts, setzte irgendwann das Hungergefühl aus. Meist lagen sie in diesem Stadium irgendwo in der Ecke rum und glotzten nur blöd. Und dann ging alles ganz schnell, innerhalb von wenigen Tagen zerfiel der Körper, bis schließlich das Gehirn als graue, stinkende Suppe aus den Ohren floss. Ab diesem Zeitpunkt war man endgültig tot.

So sehr ich mir den Tod auch herbeisehnte, ich fürchtete mich davor, was mich da erwarten würde. Also schlossen die Zombies, die noch wussten, was Futter war, sich in Gruppen zusammen.

Wir wanderten manchmal tagelang, um etwas Essbares in die Finger zu kriegen. Selbst wenn es nur eine Ratte oder eine Katze war.

Ich weiß, Zombies haben eigentlich keine Gefühle, doch mir tat es jedes Mal weh, wenn ich ein Tier in meinen Händen hielt und meine Zähne hinein schlug. Daran erinnerte ich mich am besten, an meine Liebe zu Tieren. Und die machte es mir noch viel schwerer.

Ich wollte nicht so sein. Ich konnte mir vorstellen, dass das keiner der Untoten wollte. Aber so war es jetzt. Niemand konnte dies ändern. Manchmal blieb ich vor Häusern stehen und starrte sie an. Ich wusste, dass ich diese Häuser kannte, doch leider hatte ich keine Erinnerungen an sie und welche Bedeutung sie einmal für mich gehabt hatten. Es war irgendwie zum Kotzen.

Könnte ich kotzen, würde ich nie wieder damit aufhören.

 

Jo hämmerte an meine Tür. Ich hatte mich in einem verlassenen Möbelhaus eingenistet. Es dauerte, bis ich ihm die Tür öffnete.

Jo war ein großer, bleicher Zombie mit zerzausten, schwarzen Locken. Seine Augen waren dunkelgrau und weit aufgerissen.

„Komm!“ Er packte mein Handgelenk und zog mich nach draußen.

„Fleisch“, stöhnte er.

Einer aus unserer Gruppe hatte eine andere Gruppe erspäht. Eine Gruppe Menschen.

„Wo?“ Ich keuchte, als ich versuchte, Schritt zu halten.

„Kranken...haus...West.“

Das war ein weiter Weg für uns. Wir mussten uns beeilen, bevor uns andere Zombies zuvorkamen. Vier weitere Zombies stießen zu uns. Ich blieb vor ihnen stehen.

„Wie viele?“

Ed, ein braunhaariger Zombie, etwa in meiner Größe, trat einen Schritt vor.

„Sechs.“

„Los“, forderte Jo und wir setzten uns in Bewegung.

Ed hatte die Menschen erspäht. Zwei weitere Mädchen gehörten unserer Gruppe an. Liv, eine Asiatin, und May, ein zartes Mädchen mit platinblonden Locken.

Wir waren mal mehr Zombies, doch einige waren bereits erschossen worden oder bei ihrer Jagd nicht erfolgreich gewesen. Manchmal reichten die Menschen nicht für alle aus. Doch diesmal schienen wir Glück zu haben.

 

Als wir am Krankenhaus ankamen, waren keine anderen Zombies zu sehen, oder zu riechen. Was ich aber roch, war Menschenfleisch. Ich genoss das Gefühl, auf Beutezug zu sein. Der Jagdrausch machte es möglich, dass unsere Bewegungen erheblich schneller wurden. Die Menschen waren glücklicherweise unvorsichtig – schon im Erdgeschoss konnten wir sie herumpoltern hören. Anfänger!

Wir teilten uns auf, so ging es schneller und man musste sich die Beute nicht teilen, wenn man eine fand.

Schon im ersten Raum, in den ich hineinstürmte, wurde ich fündig. Ein junges Mädchen stand vor mir, sie zitterte und war wie erstarrt. Sie tat mir ein wenig leid, doch so waren die Regeln:

Töten oder getötet werden!

Sie griff nach ihrer Waffe, doch da hatte ich sie schon gepackt. Ich schlug ihren Kopf ein paar Mal gegen den Schrank, bis sie zu Boden fiel. Sie blutete und weinte. Doch wir beide wussten, was gleich passieren würde.

Ich ließ mich auf sie fallen und schlug meine Zähne in ihren Hals. Ich war nicht gerade stolz darauf, doch ich konnte nicht anders. Ihr Blut war so warm und so süß. Es war berauschend.

Mit einigen Schlägen knackte ihre Schädeldecke auf. Und dann tat ich das, was Zombies eben so taten.

Ich aß ihr Gehirn. Es ließ mich wieder etwas spüren. Es waren zwar nicht meine, sondern ihre Gefühle, doch dadurch kam ich mir weniger tot vor. Es war wie eine Flucht aus der Realität, als ein wohliger Schauer durch meinen Körper strömte und ich mich langsam besser fühlte.

Umso schlimmer war es für mich, wenn ich wieder in meinem eigenen Gehirn angekommen war. Ich wischte mir ihr Blut vom Mund, stand auf, ging zurück in den Flur und nahm wieder Witterung auf.

Als Zombie hatte man kein Sättigungsgefühl, man hatte lediglich nicht mehr ganz so großen Hunger.

Ich stürmte in ein weiteres Zimmer und da stand er:

Ein großer, muskulöser Junge.

Ich blieb wie versteinert stehen und starrte ihn einfach an. Er richtete seine Waffe auf mich.

„Hope!“ Ich hörte, wie Ed nach mir rief.

Ich spürte einen heftigen Stoß an meiner Schulter und hörte einen Schuss. Ich schlug auf dem Boden auf, doch ich atmete noch. Das Klicken einer munitionsleeren Waffe war zu hören. Ich stand so schnell ich konnte auf. Ed lag am Boden und rührte sich nicht. Aus dem Loch in seiner Stirn floss graue Soße.

Jo kam durch die Tür und blieb ruckartig stehen, als er Ed sah. Ich drehte mich zu dem Jungen und ging ein paar Schritte auf ihn zu.

„Lauf!“, sagte ich zu ihm.

Er runzelte ungläubig die Stirn und zögerte. Hinter mir ertönte Jos Brüllen und endlich setzte sich der Menschenjunge in Bewegung. Ich hielt ihm meine Hand entgegen und stellte mich damit Jo in den Weg.

Er rannte auf mich zu, stieß mich zur Seite und verfolgte den unbekannten Eindringling.

Zombies hatten eine unvorstellbare Kraft.

Ich knallte gegen ein Regal, was mit mir umstürzte. Ich schüttelte meinen Kopf und rappelte mich wieder auf. Irgendetwas sagte mir, dass ich diesen Jungen beschützen musste. Seine dunklen Augen hatten etwas an sich, was ich nicht ignorieren konnte.

Schnell folgte ich Jos Stöhnen und Brüllen. Ich nahm eine Abkürzung durch die Lobby.

Als ich um die Ecke eilte, war Jo nur noch wenige Meter von ihm entfernt, er saß in der Falle. Mit all meinem Gewicht warf ich mich gegen Jo. Ich packte ihn und versuchte ihn festzuhalten, doch er warf mich wie eine Puppe beiseite. Ich landete vor den Füßen des Menschenjungen.

Als ich ihn ansah, erkannte ich die Angst in seinen Augen. Ich musste ihm helfen, ihn beschützen, ihn retten.

Ich baute mich vor ihm auf und behielt Jo fest im Blick.

Er verstand mein Verhalten nicht. Wie auch? Ich verstand es ja selbst nicht.

„Geh!“ Ich schüttelte den Kopf. „WEG, HOPE!“ Er schrie durch das ganze Gebäude. Bald würden auch die anderen hier sein.

„NEIN!“, schrie ich zurück.

Jo stampfte mit dem Fuß auf. „Ed!“

Ich nickte. Ich wusste, dass Ed sein bester Freund gewesen war. Doch ich konnte nicht zulassen, dass Jo dem Jungen etwas antat. Seine Wut schlug in Traue rum und er senkte den Kopf.

Wir konnten zwar nicht weinen, doch wenn wir es gekonnt hätten, wären wir wahrscheinlich in Jos Tränen ertrunken.

Liv und May kamen um die Ecke und sahen sich um. Mein Körper spannte sich erneut an und ich trat einen Schritt zurück, näher an den Jungen heran.

Liv legte eine Hand auf Jos Schulter. „Ed?“

Jo schüttelte nur den Kopf. Auch May und Liv waren bedrückt.

„Essen!“, rief May, als sie den Jungen hinter mir entdeckte. Wir knurrten uns an und fletschten die Zähne.

„Gut“, sagte Jo laut.

Sofort waren alle Blicke auf ihn gerichtet. „Wir... gehen!“

Liv und May drehten sich um und folgten ihm. Ich drehte mich zu dem Jungen um. Er trat einen Schritt zurück, als ich langsam auf ihn zu ging. Ich nahm seinen Duft in mich auf. Allein würde er es nie zurück schaffen. Er zuckte zusammen, als ich meine Hand ausstreckte. Irgendwie musste ich ihm zu verstehen geben, dass sein Geruch andere Zombies anlocken könnte.

„Menschen... Duft.“

Er legte seine Stirn in Falten, doch er verstand, was ich ihm sagen wollte. Ich streifte mit meinen blutigen Händen über seine Ärmel und dann über seine Brust. Ich hielt inne, als ich seinen Herzschlag an meiner Handfläche spürte. Ich wünschte, ich hätte einen Herzschlag.

Ich sah zu ihm auf. Er beobachtete mich genau und ich bemühte mich, ihm ein kleines freundliches Lächeln zu schenken. Und zu meiner Überraschung lächelte er sogar zurück.

In dem Moment durchdrang ein Knall, ein Schuss, den Raum und ein stechender Schmerz fuhr durch meine Brust. Meine Beine knickten zusammen und der Raum bewegte sich nach oben. Doch ich landete nicht auf dem Boden. Ich fiel in die Arme des Menschenjungen, er hatte mich aufgefangen.

„Kyle! Geht‘s dir gut?“

Ich hörte eine Männerstimme und Schritte durch den Raum kommen.

„Ist es tot?“

„Keine Ahnung.“

Kyle, sein Name schwebte durch meinen Kopf. Ich spürte seinen warmen Arm unter meinem Rücken. Außerdem war da eine Wärmequelle an meinem Handrücken.

„Es atmet nicht! Komm Kyle, hauen wir ab!“

„Es ist ein Mädchen!“, fuhr er den anderen Typen an.

Ich bekam alles mit, auch, dass er mir meine grauen Haare aus dem Gesicht strich.

„Kyle? Was ist los?“

Plötzlich baute sich ein Druck in meinem Brustkorb auf, er drohte zu zerplatzen. Ich riss meine Augen auf und holte tief Luft.

„Scheiße!“

Ich hörte das Klicken seiner Waffe neben mir.

„Nein Miles!“ Kyle hielt seine Hand der Waffe entgegen. Er beschützte mich.

„Alles okay?“ Ich starrte in seine braunen Augen, blinzelte mehrmals und nickte leicht. Als ich versuchte mich aufzurichten, half  Kyle mir dabei. Ich sah Miles an, der uns gegenüber stand. In seinem Gesicht konnte ich deutlich ein großes Fragezeichen erkennen.

„Kopfschuss... nur... tödlich.“ Ich drehte mich zu Kyle. „Müsst... gehen!“ Ich schob ihn zu seinem Kumpel. Kyle sah mich eine Weile an.

„Danke“, sagte er, bevor sie das Krankenhaus verließen.

Ich atmete ein paar Mal durch, bevor auch ich mich in Bewegung setzte. Ich fühlte mich komisch, mein Brustkorb tat mir weh, jedoch nicht dort, wo die Schusswunde war. Es wunderte mich, dass ich den Durchschlag der Kugel überhaupt gespürt hatte. Auf dem Heimweg dachte ich die ganze Zeit nach.

Wieso hatte er mich aufgefangen?

Wieso war er nicht weggelaufen?

Wieso hatte ich ihn nicht getötet?

Was genau war da eigentlich passiert?

Normalerweise hätte ich ihn in Stücke gerissen, wäre über ihn her gefallen und hätte mir sein Hirn in den Rachen geschoben. Doch ich habe ihn vor den anderen Zombies beschützt. Auch nachdem sein Kumpel auf mich geschossen hatte, habe ich diesen nicht angegriffen. Es war merkwürdig. Irgendetwas passierte mit mir, ich wusste nur nicht, was. Das Atmen fiel mir schwer, schwerer als sonst. Jede Bewegung war viel anstrengender, als vorher. Ich musste mich mehrmals ausruhen.

Der Weg zurück zum Möbelhaus kam mir endlos lang vor.

Kapitel 3

Kyle

 

„Lauf schneller, Kyle!“, rief Miles mir zu. Ich hielt meine Waffe fest in der Hand, wohl wissend, dass ich keine Munition mehr hatte. Kurz vor dem Krankenhausausgang stießen Cody und Nora zu uns.

„Wo sind die anderen?“, rief ich den beiden entgegen.

„Sie haben Norman gefressen!“ Noras Augen waren glasig und ihre Wangen waren auffällig gerötet.

„Was ist mit Zara? Sie ist euch doch hinterher gelaufen?“, fragte Cody. Ich hatte sie nicht mehr gesehen, seit wir das Krankenhaus betreten hatten.

„Wir müssen gehen!“ Miles sah sich mehrfach in alle Richtungen um. Er hatte recht.

„Und Zara einfach zurück lassen? Vielleicht lebt sie noch!“ Noras Stimme war hysterisch. Cody hielt sie fest und versuchte sie zu trösten. Doch sie ließ sich nicht beruhigen.

„Nora hör auf! Sie ist tot!“ Mein Atem stockte, als dieser Satz über die Lippen meines besten Freundes kam. Ich ging auf ihn zu.

„Was?“

Miles sah mich traurig an. „Ich hab es gesehen, Zara ist tot. Tut mir leid, Kumpel.“

Ich holte ein paar Mal tief Luft um meine Gedanken zu ordnen. Wir mussten hier verschwinden.

„Wir gehen.“ Sie sahen mich ungläubig an. „Was ist? Wollt ihr auch gefressen werden? Wir müssen hier weg und zwar sofort!“

Miles kam zu mir, legte eine Hand auf meine Schulter und drückte mir mit der anderen eine Packung von seiner Munition in die Hand.

 

Wir verließen das Krankenhaus und machten uns auf den Rückweg.

Ich konnte es mir nicht leisten über Norman und Zara nachzudenken. Dass wir den Großteil der Medikamente besorgen konnten, war leider nur ein schwacher Trost. Ich musste den Rest meiner Gruppe lebendig zurück bringen. Darauf konzentrierte ich mich.

 

Auf dem gesamten Rückweg war die Anspannung nahezu unerträglich. Wir hatten keine Zeit den Schock über den Verlust unserer Freunde zu verarbeiten, denn wir mussten jetzt wie Maschinen funktionieren. Schließlich wollte jeder von uns gesund heimkehren. Wir behielten unsere Umgebung stets im Auge und setzten beinahe lautlos einen Fuß vor den anderen. Der Heimweg kam mir wie ein endloser Marsch vor.

Als das Tor in Sichtweite kam, konnte ich endlich aufatmen. Ich spürte, wie die Anspannung langsam nachließ. Vor dem Tor standen bereits drei Soldaten, die uns empfingen. Sie führten uns in eine Art Quarantänezelt, in dem wir auf mögliche Infektionen geprüft wurden. Dazu entnahm man einen Tropfen Blut aus dem Finger. Es erinnerte mich stark an einen Diabetestest. Zum Glück konnte das Virus bereits innerhalb von wenigen Minuten nach einer Infektion im Blut nachgewiesen werden. Während unsere Bluttests ausgewertet wurden, untersuchten uns Ärzte auf oberflächliche Wunden. Glücklicherweise wies keiner von uns Kratzer oder ähnliche Blessuren auf. Auch die Blutproben fielen allesamt negativ aus, sodass wir endlich das Tor passieren durften.

Nach dieser Prozedur machte ich mich auf den Weg ins Besprechungszimmer, berichtete dort meinem Vater und dem Bürgermeister, was geschehen war und dass wir zwei Soldaten verloren hatten.

In diesem Moment kam die andere Gruppe ins Zimmer. Auch sie hatten einen Soldaten verloren. Mein Vater holte ein paar Mal tief Luft, bevor er sprach.

„Okay, wir werden uns zunächst das Videomaterial ansehen, Bürgermeister Mitchell wird die betroffenen besuchen und über die traurigen Verluste informieren.“

Wir entfernten die Speicherkarten aus unseren Kameras, die wir bei Außeneinsätzen an den Westen trugen, übergaben sie meinem Vater und verließen das Gebäude.

„Hey, Kyle.“ Cody kam zu mir. Er fuhr sich mit der Hand durch seine dunkelblonden Haare. „Wir wollen uns heute Abend im Moonshine treffen und auf unsere  gefallenen Freunde anstoßen. Du kommst doch, oder?“ Ich dachte eine Weile nach. Das Moonshine war eine der Bars, in denen wir uns gerne betranken. Die Getränke waren so billig, dass man mit nur wenig Geld einen grandiosen Absturz inklusive Filmriss und einem mörderischen Kater erleben konnte. Doch dazu war mir momentan überhaupt nicht zumute.

„Ich weiß es noch nicht. Ich muss das alles erst einmal verdauen.“ Cody legte mir eine Hand auf die Schulter und nickte verständnisvoll.

„Okay,. Falls du es dir anders überlegst: Wir würden uns freuen, dich heute Abend zu sehen.“

Ich nickte ihm mit einem kleinen Lächeln zu, dann drehte ich mich um und ging nach Hause. Mir ging zu viel durch den Kopf, um in die Bar zu gehen.

 

Nachdem ich mich zwei Stunden lang in meinem Bett herum gewälzt und an die Decke gestarrt  hatte, stand ich auf. Ich musste wissen, was mit Zara passiert war, es ließ mich nicht los.

Hätte ich doch nochmal mit ihr reden sollen?

Wäre sie dann noch am Leben, weil ich mehr auf sie geachtet hätte?
Ich schüttelte den Kopf. Dafür war es zu spät.

Mein Vater war noch immer im Verwaltungsgebäude und sichtete unsere Aufnahmen. Ich beschloss, ihm einen Besuch abzustatten und zog meine Stiefel und Lederjacke an.

Noch immer geisterten mir die Bilder des Zombies im Kopf herum. Ihre grauen Haare und diese hellgrauen, ja fast weißen Augen, ließen sich nicht von meinem inneren Auge wegschieben. Gleichzeitig sah ich Zaras traurigen Blick. Ich wischte die Bilder weg und konzentrierte mich stattdessen auf den Weg zum Verwaltungsgebäude.

 

Ich klopfte an die Bürotür und öffnete sie mit dem nächsten Atemzug. Mit einem Kopfnicken begrüßte ich den Mann, der an der Wand neben den Aktenschränken lehnte und telefonierte. Dad sah von seinem Bildschirm auf und schielte über seine Brille zu mir.

„Kyle, gut das du da bist. Ich wollte dir etwas zeigen.“ Er stand auf und ich folgte ihm zu der gegenüberliegenden Wand, an der ein großer Bildschirm hing. Er war zirka drei Meter lang und reichte beinahe bis zur Decke.

„Was ist los?“, fragte ich etwas beunruhigt.

Mit ein paar Mausklicks schaltete er auf seinen Computer um. Es wurde das Video von Miles‘ Kamera gezeigt. Miles bog offenbar um eine Ecke und ich sah den Zombie, der mich gerettet hatte, von hinten. Ein Knall ertönte und sie fiel in meine Arme. An dieser Stelle stoppte er die Aufnahme.

„Kannst du das erklären?“

Ich starrte auf die Filmszene und auf die in meinen Armen liegende Leiche. Dann sah ich meinen Vater an.

„Was genau?“

Er schlug die Hände vors Gesicht.

„Kyle! Du hattest direkten Kontakt mit diesem Monster! Das hättest du melden müssen!“

Ich zog die Augenbrauen zusammen. „Sie hatte mich nicht verletzt. Sie hatte mich gerettet, Dad! Außerdem wurde ich doch am Tor getestet!“ Er sah auf den Bildschirm.

„Ja, das haben wir auch gesehen.“ Er dachte nach. Er dachte etwas zu lange nach, für meinen Geschmack.

„Was hast du jetzt vor?“

Mein Dad sah mich ernst an. „Wir werden dich unter Quarantäne stellen.“

„Was?“ fragte ich empört.

„Das ist nur eine Vorsichtsmaßnahme.“

Der Mann, der bis eben telefoniert hatte, kam zu uns.

„Captain, der Bürgermeister hat zugestimmt, die Kreatur zu Untersuchungszwecken einzufangen.“

„Sehr gut, ich stelle gleich morgen einen Trupp zusammen.“

„Wow, Dad, was meint er

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 09.10.2020
ISBN: 978-3-7487-6017-7

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für alle Zombiefans und die, die es noch werden möchten.

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