Kapitel 1 – Raus aus München!:
Die Landschaft zog an uns vorbei.Bäume,Wiesen,Steine und Mästen streiften beheblich schnell an uns vorbei,als wollten sie kurz „Hallo!“sagen,doch kurz danach winkten sie uns nach und warteten auf das nächste Auto,bei dem sie die Leute grüßen konnten.
Gelangweilt stämmte ich meinen Kopf in die leere,kalte Handfläche.Mit einem trüben Blick schweifte ich die Landschaft und seufzte laut auf.Meine Mutter sah sich apprupt zu mir hinter,ihr strenger und müder Gesichtsausdruck befahl mir inne zu halten.Abneigend drehte ich meinen Körper Richtung Fenster und kaute nervös an meiner Unterlippe herum.Wir fuhren schon 5 Stunden und das ohne Rast und ohne Wortwechsel.Ich wollte für das alles meinem Vater die Schuld geben,doch er würde es nicht erwidern,also beschloss ich der ganzen Welt die Schuld zugeben, die sie aber auch wieder nicht erwidern konnte. Das war ein verhexter Teufelskreis! Wenn man jemand die Schuld geben wollte, konnte aber dieser dies nicht mir entgegnen und so wiederholte sich dies, bis man jeden, den man kannte, die Schuld gegeben hatte.
Meine Familie bestand aus Mama,Papa und mir.Früher waren wir eine bescheidene und normale Familie,die ihn München in einer kleinen Wohnung glücklich hauste.Doch alles wandte sich zum Guten oder Schlechten,mein Vater wurde von seiner Arbeitsstelle verwiesen,also gefeuert,da die Firma Pleite ging.Mein Papa sah sich um,doch die meisten gut bezahlten Stellen waren schon vergeben,doch als mein Vater einen Mann kennen gelernt hatte und der zufälligerweise einen Angestellten brauchte,wies er meinen Vater in seine neue Stelle ein.Ab diesem Tag häufte sich bei uns das Geld,da mein Vater öfters befördert worden war und seinen Job sehr gut machte.Genauer gesagt ist mein Vater Vertreter der Firma,das heißt er flog in andere Länder,öfters auch außerhalb Europas,und stellte dort angesehene Männer die neusten Produkte vor,die sich immer verkaufen ließen und das für einen sehr guten Preis.Man könnte sagen,das wäre alles schön und gut,doch das war es nicht.
Meine Mutter und ich bekommen ihn nie zu Gesicht,er flog mehrmals in einer Woche weg,und kam meistens immer ein Monat später.Letztes Jahr war er nicht zu Weihnachten oder Silvester zuhause,da er immer beschäftigt ist.Und wenn er einmal zuhause in München war,blieb er nur 1-2 Tage bei mir und seiner Frau,doch dann unternahm er meistens etwas mit seinem Chef oder stieß in einer Kneipe auf ein Bier an.
Das machte meine Mutter sehr traurig und einsam.
Meine Mama ist das Gegenteil meines Vaters.Sie arbeitet in einem Supermarkt,tagsüber.Sie steht in der Früh um 6 auf und beendet ihre Schicht bevor ich von der Schule nach Hause komme.Manchmal,und das nur sehr selten,macht sie auch Überstunden,da koche ich mir immer etwas selber.
Mein Vater ist 39 und meine Mutter 36. Also, eigentlich eine normale Familie, die man überall zu sehen bekommt.
Doch wie es jeder Familie passieren musste,war ja zumutbar.Ein Elternteil würde befördert werden und man musste umziehen. Früher als ich noch ein Kind war,dachte ich das passiere nur anderen Familie,doch auf einen Schlag,musste es MIR passieren.
Ungewollt verkündete der Chef meines Vaters,dass er wiedermals befördert werde.Stolz und vom Glück getroffen erklärte mein Papa es seiner Familie,zuerst gab es auseinander Setzungen zwischen Ehepaar,doch am Ende gab meine Mutter mit Tränen nach.
Ab da an versprach mein Vater uns,dass alles besser werde,ganz ehrlich,ich war nicht gerade glücklich,doch die Freude wollte ich ihn gönnen.
Meine Mutter musste ihre Karriere,ihren Job und ihre Freunde an den Nagel hängen,sowie auch ich.
Paps versprach seiner Frau,dass sie einen klasse Job bekäme und mir versprach er,dass ich auf eine hohe und angesehene Schule käme,doch das motivierte mich nicht recht.
Ich war nun auf den Weg quer durch Deutschland mit meiner Mama zu unseren neuem Haus,welches,verriet das Familien-Oberhaupt nicht.
Es war ein langer und langweiliger Weg.Zuerst fuhren wir durch München,danach kamen wir auf eine verlassene Schotterstraße,die nicht gerade angenehm war.Leonie,meine Mutter,lenkte den Golf danach auf eine Ortsstraße,die nicht aufhören wollte.Nach ca.3 Stunden kamen wir endlich an die Autobahn,die wir nun 1 Stunde lang entlang fuhren.
Gelangweilt winkte ich Hunde,bzw. Kleinen Kindern in anderen Auto´s zu,die meisten Hunde sahen mich verdattert an und bellten los.Der Traurige Blick,der Kinder wandte sich zu einem lebensfrohen Ausdruck zu.Voller Mut und vor Langeweile ergriff ich das erste Wort,schnell stieß ich einen mürrischen Ton hervor,den meine Mutter zusammen zucken ließ.Sie drehte sich wiedermals zu mir hinter,erkundete mich von Oben nach Unten,dabei schüttelte sie ihren Kopf,sodass sich ihre Hüftlangen,goldene,blonden,glattenen Haare sie einhüllte.Rasch pustete sie ihre Haare auf deren richtige Position und wandte sich dem Lenkrad wieder zu.Mein Unterkiefer klappte nach oben,dabei knirschten meine Zähne,die,mal wieder die Zahnspange benötigen.
„Jetzt!Nein.....doch,jetzt mach´s ich.....“murmelte ich mir ein,doch wie das Schicksal es so wollte,flüsterte ich das nur nicht,sondern sprach ich es so laut aus,dass theoretisch mich die Hunde in den Nachbarautos mich hätte hören können.Erwartungsvoll wartete ich ab,dass Leonie mir eine Antwort geben würde,doch sie war so auf das Fahren konzentriert ,dass sie nicht mal eine Trompete hätte hören können.Also,quiekte ich kleinlaut:“Wann sind wir endlich da?“ Zusammen gerollt saß ich auf der Hinterbank und kaute auf meinen Fingerkuppen herum.Meine Mutter richtete mit ihren langen und manikürten Fingern,denn Rückspiegel ihr so zurecht,sodass sie mich genau im Blickwinkel hatte.Seufztend gab sie ihr erstes Wort in die Welt:“Franzi,gleich ok?“ Überrascht rappelte ich mich auf und erwiderte:“Nein Mom,wir fahren schon seit 6 Stunden durch Deutschland ohne Rast,bzw.Essen was eigentlich die wichtigste Nahrung des Menschen ist und ohne Wortwechsel,naja abgesehen von gerade,doch du kannst mir nicht Weis machen,dass wir gleich da sind.......“ schnell protestierte Leonie.“Franzi!Jetzt halt mal die Luft an!Ja,ich verstehe dich,doch lass nicht deine Wut an mir aus,wenn ist dein Vater schuld!“Daraufhin hielt sie die Luft an,wenn wir nicht auf einer Autobahn wären,hätte sie stark auf das Brems-Pedal gedrückt und hätte ihre ganze Wut an der Welt rausgelassen,doch diesmal konnte sie sich beherrschen und schluckte einen dicken Kloß hinunter und bewegte ängstlich ihre Schultern.
Ich wollte los schreien,doch das hätte ich mir nicht zugetraut-Nicht bei meiner Mutter.So lieblich,ruhig und nett wie sich Preis gab,stimmt nicht mit ihrer Seele zusammen.Sie konnte schnell ausrasten oder weinen, da sie mehrmals an Stimmungsschwankungen litt.Mein Vater vermied daher jeglichen Streit in der Beziehung.
Wenn erstmals meine Mutter sauer war,konnte sie keiner aufhalten.Vor Wut schmieß sie Gläser und Teller auf den Boden,danach haute sie jede Tür fest in das Schloss und schmieß sich auf´s Bett.Simon,mein Vater,nahm lässig die zerbrochenen Gegenstände mit in die Abstellkammer,in der sein ganzes Werkzeug versteckte.
In aller Ruhe klebte er die Haushaltswaren zusammen und stellte sie wieder in das Regal.Gleich Danach kam Leonie aus dem Zimmer,ihre Haare wieder zu recht gemacht und die verschmierte Wimperntusche abgetragen und wieder frisch aufgetragen.Simon legte seine Hände ruhig um ihre Taille,sofort drehte sie sich um und sie schauten sich verliebten in die Augen und näherten sich langsam, begaben sie sich in ihre Arme und küssten sich.Danach war meine Mutter wieder glücklich wie nie zuvor und pfiff fröhlich etwas vor sich her.
Zurück im Auto,schnalzte Leonie mit ihrer Zunge und verbesserte sich:“Nein,Simon ist nicht Schuld,aber sein verdammter Chef!!!Ohne ihn wär´einfach alles besser.“
„Mami,lassen wir es?Zwei Frauen gegen einen Mann.Naja,das kann nicht gut gehen.“beschloss ich.
„Hast Recht mein Schatz.“dabei konnte sie sich kein lächeln verkneifen.
„Und?Wann sind wir da?“wollte ich wissen.
„Keine Ahnung,du..Frag MICH nicht!“
„Schau doch einfach auf das Navi.“befahl ich ihr ungeduldig.
Rasch trafen sich Leonie´s Blicke das Navi und erkundete die Route.
„Und?Hast du´s?“fragte ich.
Immer noch neugierig blickte meine Mutter auf Navigationsgerät und tat so als würde sie es verstehen,doch ich durchschaute sie und schüttelte enttäuschend meinen Kopf.Im Gegensatz zur meiner Mama flog nicht das einzigste Haar in mein Gesicht sondern blieb auf meiner Kopfhaut haften.Leonie meinte,dass dies mein einzigster Vorteil wäre, denn sie kannte viele, deren Haare sie nervten.
Plötzlich schallte eine Computerstimme,die einer Frau ähneln sollte,im Auto:“In 100 Meter bitte auf die rechte Bahn wechseln.Folgen sie dem Ausfahrt-Schild Richtung Düsseldorf.“
Einsehend nickte ich meiner Mutter zu,die mich durch den Rückspiegel erkennen konnte und brummte:“Ja,danke Navi,doch ich hätte das auch gewusst.“
Mit einer hektischen Armbewegung drehte Leonie das Lenkrad nach rechts,doch dabei übersah sie,dass neben ihr ein Multiwan fuhr.Schnell drückte der Fahrer des Autos auf die Hupe,doch das ignorierte meine Mutter.Also,wandte sich der Golf nach rechts und wäre der Wan nicht gleich losgedroschen,als meine Mama nach Rechts Abbog,wäre meine Mutter in das Auto gefahren und hätte wahrscheinlich dabei das Leben ihrer und meiner auf´s Spiel gesetzt.
Sie prustet vollkommen los:“Alter Herr.Auto Fahren lernen!“,doch das nahm der Fahrer wahr und bog nach links ab,sodass er neben uns herfuhr,kurbelte das Fenster hinunter und wartete,bis dies meine Mutter auch tun würde.Leonie erkannte die Situation und kurbelte ebenfalls das Fenster hinunter.Rasch beugte sich der Fahrer hinaus und rief:“Junge Frau,haben sie ein Problem mit ihren Blinkern?Wenn nicht,dann blinken sie,sie gefährden nur die Welt und ihren Führerschein würde ich als Polizeibeamter Ihnen abnehmen.Und an ihrer Stelle würde ich die Prüfung wiederholen.“Ironisch nickte meine Mutter zustimmend zu,doch in diesem Moment verschlechterte sich ihre Miene und sie zeigte ihm dick und fett ihren Mittelfinger.
Empört kurbelte der wütende Mann das Fenster wieder hoch und ließ sich zurück fallen.Glücklich ließ meine Mutter das Fenster auf und ließ ihren Arm im kühlen Sommerwind flattern.
Nun waren es nicht die Bäume,die Feldtiere oder Wiesen die an uns vorbeiflogen,sondern die großen Bauwerke.
Die Hochhäuser,die nebeneinander aufgereiht waren,gaben mir den Eindruck,dass ich in New York sei.Viele Menschen konnte ich auf den Straßen oder auf den Gehwegen sehen.Große und kleine,dicke und dünne,fröhliche und traurige Menschen.Öfters erspähte ich viel beschäftigte Mütter,die in einer Hand telefonierten und auf der anderen den Kinderwagen schoben,in dem die kleinen heulenden Babys lagen.Von dieser Sorte konnte man nicht genug kriegen immer wieder tauchten Mütter mit schreienden Kinder auf,manchmal sah man auch Männer dabei,doch die meisten kümmerten sich nicht um die Kinder,sondern joggten nebenbei oder gingen mit deren liebsten spazieren.
Es war schon 17.00Uhr und es dämmerte leicht,die Straßenbeleuchtung brachte den Menschen unter ihnen nicht viel.
Meine Mutter lenkten den Wagen geschickt an Autos vorbei,die quer standen und an verbotenen Parkplätzen parkten.Als ich aufregend nach oben in den Himmel schaute,konnte ich grell blinkende Schilder sehen,die an Lampenmästen hingen erkennen.Müde und erschöpft fragte ich:“Mom.Wann sind wir endlich da?“
Sie erwiderte nur:“Franzi.Gleich,ich fahre nur noch die Straße entlang,danach sollte eine Reihe von Familienhäusern kommen und dahinter sollte irgendwo unser neues Haus stehen.“
Fragend nickte ich meiner Mutter zu und machte keine Anstalt ihr zu antworten.
Ich glaubte eingeschlafen zu sein,denn ich lag auf der Bank und erwachte erst,als Leonie den Motor ausstellte.Langsam sah sie sich zu mir hinter und rüttelte sanft an mir herum.Ich war zu müde um wahrzunehmen,ob sie an meinen Beinen oder an meinem Oberkörper rüttelte.
Mit einer netten und einfühlsamen Stimme weckte sie mich auf:“Franzi,Liebling.Aufwachen,wir sind da.“
Bis Leonie´s Worte in mein Ohr drungen gab ich nichts von mir,doch als ihre liebliche Stimme mein Hirn und andere Sinne angelangte,schreckte ich hoch und rieb mir schlaftrunken den Schlaf aus meinen Augen.
Glücklich drehte sich meine Mutter um und stieg aus dem Auto,schnell nahm ich meine Beine in die Hand und stieg ebenfalls aus.
Das aller erste was ich von Düsseldorf wahrnahm,war der außergewöhnliche Duft,der in meine kleine Nase drang und sich überall fein absetzte.Wie von allen Sinnen verlassen,schloss ich die Augen und atmete noch einmal den herrliche Duft ein.
Genießen konnte ich ihn nur kurz,denn meine Mama tippte auf meine Schulter und flüsterte mir etwas ein.Ruckartig schlug ich meine Augenlider auf und trat ein Schritt nach vorne.Nicht 6 Meter entfernt standen zwei Gestalten,die eine etwas größer als die andere.Ich wusste sofort wer vor mir stand.Glücklich riss ich meinen Mund auf und rannte nach vorne,dabei schrie ich brüllend:“Oma,Opa!“und sprang in Opa´s Arme.
Unsanft schloss er mich in seine warmen Arme,doch das machte mir nichts aus.Ich sah auf und küsste schnell seine Wange.Schnell wie der Blitz,befreite ich mich von seinem Griff und nahm meine Oma in den Arm.Auch ihr gab ich einen raschen Kuss.
„Was macht ihr denn hier?“fragte ich neugierig.
Meine Großeltern sahen sich kurz an und daraufhin antwortete meine Oma:“Tja,irgendjemand muss ja auf das Haus aufpassen,wenn ihr noch nicht da seid.“
Ich grinste über meinen beiden Wangen und war noch nie so glücklich wie jetzt,denn meine Großeltern kamen aus Frankreich und kamen nur sehr selten uns besuchen.Mein Vater lebte dort bis er 20 war,dann machte er einen Studenten Ausflug nach Deutschland und lernte Leonie kennen.Aber auch meine Mama ist keine „Ganz-Deutsche“,ihr Vater kommt aus Deutschland,aber ihre Mutter aus Spanien.
Meine Mutter hatte nur ein Bruder und eine Schwester sie hießen: Sofia und Lukas,doch mein Vater hatte zwei Schwestern und drei Brüder.Seine Schwestern hießen:Isabelle und Nicole und seine Brüder heißen:André und Yanis.
Insgesamt habe ich neunzehn Cousinen,bzw.Cousines,aber alle lebten in verschiedenen Länder,trotzdem war es sehr schön eine so große Verwandtschaft zu haben.
Leonie freute sich ebenfalls und Oma und Opa waren begeistert,dass sie ihre Schwiegertochter nach 2 Jahren endlich wieder sehen konnten.
Entzücked,reichte Philippe,mein Opa,Leonie die Schüssel in die Hand.
Sie erklärten uns,dass sie morgen in der Früh wieder nach Orléans müssten und verabschiedeten sich bei uns.
Meine Mutter machten den Kofferraum auf und übergab mir meine drei Koffer und befahl mir einen weiteren zu tragen,denn sie müsste fünf Koffer schieben und dazu zwei große Taschen tragen.Einverständlich nickte ich zu und nahm den Koffer.Ich überlegte mir derweil eine Strategie,wie ich das zahlreiche Gepäck transpotieren sollte.Währenddessen veriegelte Leonie das Auto und ich folgte ihr auf Schritt und Tritt.
An der Tür angekommen,sperrte meine Mutter die Tür auf,die mit einem lauten Knarren ins Schloss fiel.Wir blickten in einen endlosen und dunklen Gang,der nicht beleuchtet war.
Doch meine Mutter dachte immer an alles,dieses mal hatte sie eine Taschenlampe griffbereit und leuchtet den Gang ab.Ich äugte vorsichtig in den Garten,in der Zwischenzeit wurde es dunkel und ich nahm ein leises und geheimnisvolles Rascheln wahr.Schreckhaft drehte ich mich um und spähte in den Gang,doch keine Spur von meiner Mutter.Unvorbereitet rief meine Mutter mir meinen Namen zu,zarghaft setzte ich einen Schritt in das kalte und dunkle Haus.Ich wusste ganz genau,dass das nicht das Ende war!
Kapitel 2:
1 Woche Später -
Montag;6:00Uhr;Ostseite -
Ein Feiner Nebelschleier,durchwirkt von fächergleichem Licht,das durch die grünen Blätter der Sommerlinde bricht ist kaum zu sehen.Das Fenster hatte ich eine Nacht zuvor geöffnet,daher konnte man das weiche Gras, vom Tau benetzt,mit Perlenglanz versetzt leicht riechen.Der erste Sonnenschein,der meine zarghafte,bleiche Haut aufhellen ließ,fühlte sich sanft und warm an.Vorsichtig schlug ich meine Augenlider auf und blinzelte in den Sonnenglanz.Wie schön und geborgen,die Sonne auf das feuchte Gras hinunter schien und es andauernd auf schimmern ließ.
Schlaftrunken rappelte ich mich auf und rieb mir erstmals den Schlaf aus den Augen.Argwöhnisch schlüpfte ich in meine mit Fell bekleideten Pantoffeln und machte mich auf den Weg zum Fenster.
An der Dachgaube angekommen,drückte ich die Gardinen zur Seite und schielte der Sonne entgegen.Der heiße Feuerball strahlte mir direkt in die Augen,sodass ich mich ab wandte und die frische Luft zufrieden einatmete.Der verlockende Duft stieg mir kitzelnt in meine Nase und setzte sich fein überall ab.Mit einer schnellen Handbewegung schloss ich das Fenster,da der kalte Windstoß das warme Zimmer mit seiner Feuchtigkeit einhüllte.Hellwach schüttelte ich das Kissen aus und legte die Bettdecke Ordnungsgemäß auf mein Bett.Schnell ging ich auf die Tür zu und trat in den Flur ein.Mit schnellen Beinen glitt ich die Glastreppe hinunter,die mit einem schmalen roten Teppich belegt war.Rasch huschte ich quer durch die eckige Eingangshalle und öffnete die Küchentür.Als ich eintrat,konnte ich meine Mutter erkennen,die ein bedecktes Tablett in der Hand hatte und dieses auf den Esstisch im nächsten Raum servierte.Noch etwas müde,schlenderte ich zum Esstisch und ließ mich auf den Stuhl fallen.Kopfschüttelnd grüßte mich meine Mutter,doch ich entgegnete ihr ein schlaftrunkenes:“Guten Morgen!“Auch in dem Moment trat mein Vater in den Raum ein.Unter seinem Arm trug er die Morgenzeitung,küsste seine Frau,gab mir ein Kuss auf die Stirn und setzte sich auf seinen Stuhl.Meine Mama räumte das Tablett auf,legte ihre Schürze beiseite,zugleich ließ sie sich ebenfalls auf einen Stuhl nieder und schenkte sich O-Saft ein.Danach schnitt mein Vater eine Semmel auf und belegte sie mit Sülze.Neugierig untersuchte ich jede Semmel,am Schluss beschloss ich,eine Breze zu essen.
„Hast du gut geschlafen,Schatz?“fragte meine Mutter.Mit vollem Mund nickte ich und trank etwas aus dem eingeschenkten Orangen-Saft.
„Gefällt dir dein Zimmer und das Haus?“wollte sie ebenfalls wissen.
Wiedereinmal bejahte ich und fügte hinzu:“Aber Mum,ich bräuchte einen Sessel.“
„Brauchen oder wollen?“fragte Leonie misstrauisch.
Kleinlaut murmelte ich:“Wollen.Bitte,jeder hat so was.Moni und Lissi haben gesagt,dass sie auch so einen Sessel haben.“
„Monika und Lisa?Die beiden?Was für einen Sessel haben die denn?“
Voller Freude und Dankbarkeit antwortete ich:“Sie haben beide einen Z-Förmigen Sessel und er ist aus Leder.“
Simon,der in seine Zeitung vertieft war,legte seine Zeitung auf den Tisch und faltet seine Hände zusammen,als wolle er einen Vortrag halten.
„Franziska.Du hast ein großes Zimmer mit einem breiten Schreibtisch,ein Stuhl,ein schönes Doppelbett,ein paar Regale und dazu noch eine Dachgaube.Stattdessen haben deine Mutter und ich ein normales Bett,ein normale Zimmergröße und drei übliche Fenster.Über diesen Sessel können wir in paar Monaten reden,aber bitte genieße jetzt dein Essen und sei mit dem froh,was du hast.“
Niedergeschlagen von diesem kurzen Vortrag,steckte ich doch eine Semmel in meinen gierigen Rachen und kaute solange,biss die Semmel zäh war und schluckte diese erst dann runter.
Leonie warf ihrem Mann einen strengen Blick zu und protestierte:“Ach Schatz,Papa meint das nicht so.Du bekommst schon dein Sessel.“
In dem Moment füllte sich mein bedrücktes Herz mit Hoffnung und Erkenntlichkeit und murmelte ein leises „Danke“ über die Lippen.
Erbost nahm mein Vater seine Zeitung in die Hand und las weiter.Leonie beugte sich dabei zu mir vor und flüsterte mir zu,dass er sich schon wieder abregen würde.Genüsslich aß ich meine Semmel zu ende und trank noch etwas von dem Saft,bedankte mich bei meiner Mutter für das leckere Frühstück und half Leonie den Tisch abzudecken.Mein Vater jedoch saß immer noch neugierig vor seiner Zeitung und blickte in die mitreißende Zeitung.Mit breiten Schritten schriet ich durch die Halle,hüpfte fröhlich die Treppe hoch,und trat in mein Bad.Vor dem Spiegel blickte ich geradeaus in mein Spiegelbild.Nun,da stand ich : Franziska – Carmen – Lucia Legrand.13 Jahre alt,1,54 cm groß,große,hellblaue und Klare Augen,die mit schwarzen und langen Wimper ausgeschmückt wurden.Meine braunen und geschwungen Augenbrauen,lagen auf meiner flachen und hohen Stirn.Die Hautfarbe war nicht gerade dunkel,wie bei einem Südländer,sie war eher normal Hautfarbend blass.Meine nicht abstehenden Ohren wurden von meinen langen,gestuften,braunen bis blonden Haaren bedeckt,die ich meistens zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen band.
Ich ließ einen tiefen Seufzer los und griff nach meiner Zahnbürste,stellte die Stoppuhr an und begann zu putzen.Als endlich die Uhr nach 3 Minuten „piepte“ spuckte ich die Pasta in das Waschbecken,spülte meinen Mund mit Wasser aus.Schnell kämmte ich mein Haar durch,band es zu einem Dutt hoch.Anschließend machte ich den Spiegelschrank auf,der über dem Waschbecken hing und öffnete ich den Deckel einer Peeling Creme und rieb mich mit der Creme im Gesicht ein.Die Creme,die sich gut auf meinem Gesicht zu prägen begann,konnte man zuerst nicht erkennen,doch nach und nach,blieben die weißen Rückstände der Paste auf der Haut haften.So ging ich in mein Zimmer,schaltete die Musik an,kramte eine Strumpfhose aus meinem Schrank hinaus,dazu eine passende kurze Hose und natürlich einen schönen dünnen aber kuscheligen Pullover.Unmittelbar zog ich meine Schlafhose aus und kleidete mich an.Meinen Dutt löste ich und band mir einen neuen lockeren Dutt,dabei schwang ich mir einen Schal um den Hals und gewiss,darf bei einem Mädchen kein Schmuck fehlen.Ein Armband,ein Ring und Ohrringe steckte ich mir auch an.Bevor ich den Raum verließ,schwang ich mir meine ADIDAS Tasche auf meine Schulter und trug noch schnell einen Lippglos auf und verschwand aus dem ersten Stock.Als ich in der Halle angekommen war,pfefferte ich meine Tasche in eine Ecke und riss die Küchentür einen Spalt weit offen und brüllte:“Mum,Dad.Ich geh jetzt!“Nachdem ich meine Schuhe angezogen hatte,mir eine Mütze übergezogen hatte,verließ ich das Haus und machte mich auf den Weg,unsere Einfahrt zu verlassen.Nun bog ich rechts ab und ging den Weg,der zur Bushaltestelle führte,ab.Als ich endlich an der Haltestelle ankam,standen dort schon die Jugendliche und die kleinen Zwerge,die in die 5.Klasse gingen.Eingeengt versuchte ich mich durch die Menge zu schleichen,doch soweit kam es nicht.Als ich hinter einem Jungen stand,trat er ein Schritt zurück,da er geschubst wurde,und stieß mich um.Schnell taumelte ich nach hinten und landete unsanft auf dem Hosenboden.Nun war ich Die Lachnummer Nummer 1.Vorsichtig versuchte ich nicht zu weinen,rasch sah ich auf den Boden und schämte mich.Das ist mein Ende,mein Ende,meines elenden Leben,dachte ich.Ich biss mir auf die Unterlippe,ich wollte verhindern,dass ich in Tränen ausbrach,doch es gelang mir nicht.Eine klare Träne rollte über meine Wange und darauf folgten mehrere Tränen.Das Gelächter der Schüler schallte wie ein Echo in meinen Ohren.Immer und immer wieder ließ ein Jugendlicher ein Spruch los und versetzte die Menge in abermals Gelächter.Ich versuchte meine Tränen wegzuwischen,doch ich traute mich nicht , da wahrscheinlich ein Schüler wiedermals ein unlustigen Spruch von sich gab und mich damit in Verlegenheit brachte und vermutlich auch zum Weinen.
Ich weiß nicht wie lange ich auf dem Boden saß und mir das Lachen der Jugendlichen anhörte,doch es mussten Minuten vergangen sein,da ich den Bus aus weiter ferne hörte.Das Fahrzeug bog um die Ecke und nun war es im Blickwinkel.Der Bus rollte langsam an die Haltestelle an und stoppte mit quietschenden Reifen direkt neben uns.Mit seinen dürren Finger,drückte der Fahrer auf einen Knopf und sofort öffneten sich die zwei Türen,mit einem ächzen.Die Grundschulkinder liefen auf die Türen zu und drängelten sich irgendwie in den Bus,abgesehen von den Jugendlichen.Sie dachten sie wären wohl so ober cool,wenn sie lässig und über andere Kinder lustig machend in den Bus steigen würden und das taten sie auch.Ich saß immer noch auf dem Boden und schluchzte vor mir her.Als ich gerade hoch schauen wollte,erkannte ich drei Jungs.Einer von ihnen lächelte mir zu und streckte seine Hand entgegen.Verlegen nahm ich sie an und mit einem kräftigen Ruck,zog er mich auf meine Beine.Mit zitternden Händen wischte ich den Staub von meinen Beinen und tastete meinen Dutt ab,ob er noch richtig säße,doch der Junge merkte das und entgegnete mir:“ Deine Haare sitzen perfekt.“ Beschämt antwortete ich kleinlaut:“Danke“ und sah in seine großen braunen Augen,in die ich mich verlor.
Lässig bückte er sich und gab mir meinen Tasche in die Hand und sagte:“Hier deine Tasche.Lass dir das nicht von den „Dummköpfen“ gefallen.Du musst sie nur ignorieren,dann geht das schon.“ Ich versuchte ihn nicht anzuschauen,da sich mein sonst erröten würde.Vorsichtig murmelte ich ein kleines „Danke“ über die Lippen und nickte.Der Junge streckte seine Hand nochmal mir entgegen und sprach „ Ich heiße Manuel.Darfst mich aber Manu nennen!“ Zarghaft berührte ich seine Hand und antwortete „ Das ist aber ein schöner Name.Äh … ich heiße Franziska.Darfst mich aber Franzi nennen.“ Nun glühte mein Kopf voller Verlegung und bevor ich etwas erwidern konnte,zeigte Manuel auf seine zwei Freunde und eklärte : „ Das sind Dennis und Sandro.Wir gehen alle in die 8b.“ Voller Bewunderung nickte ich und fuhr ebenfalls fort :“ Cool,ich gehe in die 7a.Und nochmals,danke.“ „Kein Problem.Musst du nicht los? Ich glaube dein Bus fährt weg.“ Wie ein Schlag traf es mich und erst jetzt bemerkte ich,dass mein Bus mit quietschenden Reifen,seine Fahrt vortfuhr.Hastig schlug ich mir auf die Stirn und murmelte etwas wie : „ Kake,jetzt komm ich zu spät!“
Grinsend schaute sich Manuel zu seinen Freunden um und Sandro erklärte : „ Ach , ist nicht so schlimm.Wir fahren mit dem Bus danach zur Schule.Unsere Alten schicken uns aber immer so früh aus dem Haus.Und wir wollen halt nicht ne halbe Stunde auf den Bus warten,also gehen wir zum Supermarkt und trinken dort nen Kaffe,danach warten wir auf unsere Süßen.“Verabscheuend hörte ich ihm zu und dachte mir , wie kann man denn nur in dieser Umgangsprache auf´s Gymnasium gehen ?
Gutmütig klopfte Manu auf seine Schulter und lächelte,dabei sprach er : „Ach , wir leisten dir Gesellschaft,bis der nächste Bus kommt.“
Verlegen schaute ich auf den Boden und nickte langsam.Es musste mein schönster Moment sein,denn mein Herz sprang aufgeregt und schnell,als wolle es gleich heraus hüpfen.Außerdem errötenten sich meine Wangen,wenn ich nur an Manu dachte.In der Zeit erzählte er mir,von seinem Leben: Er sei Einzelkind,aber seine Eltern erwartenden in einem Monat ein Töchterchen,dass Tamie heißen sollte.Er spiele liebend gern Basketball und sei auch in der Schulmannschaft tätig.Außerdem komme er aus Spanien und hieße mit Nachnamen Connor.Doch das letzte schockte mich , da er hinzufügte,dass er mit der Schulzicke-Nummer 1 zusammen wäre.Nach diesen Worten wurde ich blass um meine Nase .Ein dicker Kloß steckte in meinem Hals,meine ganze Hoffnung … zerplatzt.Traurig schaute ich wiedermals auf den Boden und nickte nur.Manu sah mich verwundert an,doch schnell legte er seinen Arm um meine Schulter und flüsterte : „ Was ist denn ? Geht es dir nicht gut ?“ Rasch zuckte ich zusammen,aber genoß die Berührung,doch nickte einfach , da ich nicht wusste,was ich sonst hätte machen sollen.Tröstend streichelte er über meinen Rücken und murmelte etwas wie : „ Oh , gute Besserung!“ oder „Kopf hoch!Geht schon!“ Doch eine helle Stimme ließ uns beide hochschrecken.Es war Ramona.Die Zicke und ihre zwei anderen Freundinnen folgten ihr auf Schritt und Tritt.Als ich sie sah,staunte ich nicht schlecht,denn sie hatten wunderbare Klamotten an.Ramona trug schönes ein Designer Kleid mit Gutschi – Handtasche und dazu High-Heels mit 4 cm großen Absätzen.Ihr langes,blondes Haar wehte im Wind,ihr Gesicht war ebenfalls wunderschön.Dezent geschminkt,doch immer noch hübsch.Wie konnte man so schön aussehen,doch so ein kaltes Herz haben?,dachte ich mir innerlich.Ihre zwei Freundinnen hatten ebenfalls High-Heels und Handtaschen,doch sie hatten beide braunes und schwarzes gelocktes Haar und sahen ebenfalls bezaubernd aus.War ja klar,dass so welche Mädchen jeden bekommen!Genervt vertrete ich meine Augen und sah Manuel verliebt und traurig an , denn er ging fröhlich auf Ramona zu,umarmte sie leidenschaftlich und küsste sie dann.Ich konnte ein Wortwechsel zwischen den beiden erkennen,niedergeschlagen sah ich die beiden an und war auf der Stelle todtraurig.Ich wollte schon mich umdrehen und meine Wegen gehen,als mich ein Schock durchfuhr,da Manu auf mich zeigte.Langsam ging ich auf sie zu und streckte meine Hand zu Ramona entgegen.Sie aber schaute mich an,als hielte sie sich für was besseres und nahm meine Hand lansgam an , als würde sie sich vor ihr ekeln.
„Hi,ich bin Ramona.“
„Hi , ich bin ...“ doch so weit kam ich nicht,da sie mich unterbrach und sich zu ihren Freundinnen wandte.
Traurig sah ich Manuel an,er zuckte nur mit Achseln,in dem Moment kam aber auch der Bus.Zügig drehte ich mich um und ging zum Bus hinüber.Immer noch betrübt stieg ich ein,und setzte mich an einem Platz nahe des Fensters und schaute bedrückt und verliebt Manu hinterher,der mit Ramona Hand in Hand fröhlich mit seinen Freunden einen anderen Weg einschlugen.
Das war er also : Manuel Connor,14 Jahre und super Basketballer.Einfach toll !!! ♥
Kapitel 2 :
Gelangweilt und betrübt steckte ich die Kopfhörer in meine Ohren, entsperrte mein Handy, tippte auf 'Musik' und wählte einen Song aus.Ich stemmte mein Ellenbogen ans Fenster und legte meinen Kopf in die leere Handfläche.Schnell schweifte ich meine Blicke in die Landschaft und lies einen großen Seufzer aus.Meine Gedanken drehten sich nur um Manuel Connor.Der 14-Jährige hatte meinen ganzen Kopf verdreht.Ich war in ihn so verliebt, dass wenn ich an ihn dachte, 1000 Schmetterlinge in meinem Bauch flatterten und wenn ich ihn sah, lief ich rot an und mein ganzer Körper zitterte.Nur er empfand nicht so, da er mit Ramona zusammen glücklich war.Mein Herz zerbrach bei diesen Gedanken und in meinen Augen spiegelten sich Tränen.Überrascht sah ich aus meinen Kummer hervor, denn die Bustüren öffneten sich. „Shit!“ fluchte ich leise.Hastig warf ich meine Tasche um die Schulter stand auf und rannte durch die Tür.Paar Sekunden später schlossen sich die Türen und der Bus fuhr quietschend weiter.Nun schaltete ich wiedermals mein Handy an, erniedrigte den Ton und spielte ein anderes Lied ab.Schließlich setzte ich meinen Weg fort, indem ich die Hauptstraße entlang ging, danach bog ich in den Park ein und durchquerte die Anlage.Soeben konnte ich die Schule entdecken.Das Gebäude wurde auf einer riesengroßen Fläche platziert, welche nur halb so klein war, wie der Park.Das Gymnasium und gleich ein Internet, besaß ein kleinen Vorgarten, einen großen Pausenhof und eine Sportanlage.Spontan schritt ich durch den Park und pfiff zu dem momentanen Lied.Danach begab ich mich in den Vorgarten, ging am Teich vorbei und öffnete die große Schultür.Schnell trat ich in die Aula ein.-Totenstille-.Man konnte nichts hören, nicht mal ein kleines husten oder den entsetzen Seufzer eines Schülers, wenn der Lehrer eine Ex ankündigt. „ Verdammt!Ich komm ich wieder zu spät.“ murmelte ich.Schleunigst lief ich die Treppe hinauf und rannte in den Ostbezirk.Fluchend suchte ich das Zimmer, indem wir nun eigentlich Physik hätten.Das Gymnasium und gleichzeitig ein Internat hatte mehr als 50 Räume und der Speisesaal ist mindesten so groß wie bei Harry Potter.Die Schule hatte 3 Etagen: In der ersten befand die Schule, in der zweiten die Zimmer der Internen Schüler und in der dritten Etage die Räume der Lehrer.
Schließlich fand ich aber das Zimmer und klopfte höflich an, wartete auf das: „ Herein!“ unserer Lehrerin und öffnete die Tür.Mit dem sinkenden Kopf, nickte ich Frau.Miller zu und ein leises: „Tut mir leid.“ huschte über meine Lippen.Ich wusste nicht, ob Frau.Miller den Kopf schüttelte, doch ich ging davon aus.Schnell ging ich zu meinem Sitzplatz und nahm Platz.Langsam zog ich meine Jacke aus und kramte meine Hefte und meinen Beutel mit Stiften hervor.Meine Physik Lehrerin schnalzte mit der Zunge und meinte verärgert: „Fräulein Legrand.Was ist diesmal ihre Ausrede?Ihr Bus hatte eine Verspätung?“ Entsetzt gluckste ich Frau Miller an, denn ich wollte in jenem Moment ihre Frage lügend beantworten, dass mein Bus eine Verspätung hatte, doch sie durchschaute mich. „Streng dich an Franziska.Irgendetwas muss dir doch einfallen ...“, dachte ich mir, doch mir fiel nichts ein.Keiner aus meiner Familie war gestorben oder nicht einmal mein Wecker hatte versagt. „Ähm … mein Bruder hat als Spass meinen Wecker nachgestellt und als mein Wecker klingelte was es auch schon zu spät.“ nuschelte ich eingeschüchert.Frau Miller schüttelte wütend und depressiv ihren Kopf und sprach: „ So, jetzt reicht's mir mit dir!Zu spät kommen,okay,ist nicht schlimm, doch dann anfangen zu lügen, weil man feige ist.Das ist … einfach scheiße!Du hast nämlich keinen Bruder und mein Sohn fährt mit deinem Bus und daher weiss ich, dass dieser nicht ausgefallen ist …“ , ich unterbrach sie: „ Aber ….“,murmelte ich leise. „ Nichts Aber!!Am Ende der Stunde kommst du zu mir und wenn du jetzt in dieser Stunde deinen Mund aufmachst, liefere ich dich gleich beim Direktor ab,kapiert?“ rief sie verärgert.Beschämt nickte ich und schlug mein Heft auf. „ Gut und jetzt geht’s weiter.“erklärte sie. Erschöpft und gedemütigt nahm ich einen Stift zu Hand und schrieb von der Tafel ab, währenddessen schilderte Frau Miller uns sie Formelzeichen der Geschwindigkeit und der Zeit. Manche Jungen aus meiner Klasse zockten Spiele auf ihren Ipod's oder schossen Papierkugeln. Die meisten Mädchen kicherten oder sahen die Jungs verliebt an. Ich war die einzigste, die nichts von allem dem machte. Ich zockte nichts, weder kicherte ich herum. Meine Gedanken drehten sich nur um Manuel. Seine wunderschönen, braunen Augen, sein gestyltes, dunkles Haar, seine Stimme, sein ALLES, ließen mich nicht in Ruhe. Ich fuhr aus meinen Träumen hervor, als ein schriller Gong die Stunde beendete. Langsam packte ich mein Zeug zusammen und schritt aus dem Zimmer, welches Frau Miller absperrte. Sie wollte wissen, was mit mir los sei, doch ich hörte ihr nicht zu und nahm die Treppe nach oben in unser Klassenzimmer. Nun hatten wir Englisch. Gleichgültig ließ ich mich auf mein Stuhl plumpsen und kramte wiedermals meine Hefte und mein Beutel heraus und wir begrüßten unseren Lehrer, als er das Zimmer betrat. Zuerst korigierten wir unsere Hausaufgaben, danach fragte er uns von die neuen Vokabeln aus, die ich nicht gelernt hatte. Später bedankte er sich für die schöne Stunde und wünschte uns noch viel Glück, denn wir schrieben in der nächsten Stunde eine Mathe Arbeit, worauf ich mich wochenlang vorbereitet hatte, doch nichts kapiert hatte. „Das wird wieder eine schöne 5,“ seufzte ich. Marie, meine Banknachbarin schaute mich wortlos an, als ich ihre Blicke erwiderte schaute sie weg. Marie Linces, war ein schüchternes Mädchen. Wir waren keine Freunde, genauer gesagt, war ich darüber sehr glücklich, da sie das GANZE Gegenteil von mir war. Doch sie hatte Freunde, mit denen sie sich traf, ich nicht. Ich wollte auch keine Freunde, dafür war ich noch zu … verschlossen. Unser Mathe Lehrer Patschke, war ein Mann, der nichts von Humor hielt, deswegen konnte ihn auch keiner leiden. Er war ein typischer strenger Lehrer, der uns einen ewig langen Hefteintrag schreiben lässt und alles Ernstes glaubt, dass wir den Stoff ohne Erklärung beherrschen. Er machte sich keinen zum Freund, eher zum Feind. Herr Patschke teilte uns die Blätter aus, erklärte uns, wir hätten 43 Minuten zeit und wenn er jemand erwische, der abschreibt, bekäme, er oder sie, ohne zu Zögern eine 6. Dann lies er uns loslegen. Ich war verzweifelt. Ich hatte so viel gelernt bis in die Nacht und nun wurde was ganz anderes gefragt. „Ach du scheiße,“ murmelte ich. Herr Patschke blickte hoch und starrte mich wütend an, als wolle er mich mit seinen Blicken töten, doch ich erwiderte die Blicke nicht. Nach 43 Minuten, klatschte er schrill in seine Hände sammelte unsere Arbeitsblätter ein und verschwand danach aus dem Zimmer. Erleichtert nahm ich einen Schluck aus meinem mitgebrachten Saft und holte nun mein Pausenbrot heraus. Der Schultag neigte sich dem Ende und als endlich der Gong läutete, und damit war die Schule beendet, stürmten alle hinaus, in die frische Luft. Matt hing ich mir meine Tasche um die Schulter und verließ das Schulgebäude. Draußen angekommen atmete ich erschöpft die reine Luft ein und machte mich auf den Weg zur Haltestelle. Während des Weges kreisten wiedereinmal meine Gedanken um Manuel Connor. Ein schiefes Lächeln huschte mir über die Lippen. Werde ich ihn noch einmal sehen? Fragte ich mich. Und wenn ja, wann? In Gedanken vertieft stieg ich in den Bus und setzte mich hinten auf einen freien Platz. „Was machst du hier?“, fragte mich eine Stimme. Geschockt fuhr ich in mich zusammen und drehte mich nach Rechts. Ich blickte geradeaus in grüne Augen. - Manu's waren es nicht, Leider.- Verwirrt schüttelte ich meinen Kopf, erst jetzt bemerkte ich, dass es Marie war.Überrascht starrte ich sie weiterhin an, sie funkelte mich nur bösartig an. „Oh, Hallo.“sagte ich kleinlaut. Marie verzog ihr Gesicht und sprach: „Was machst du hier?“
„Ich sitze hier,“ antwortete ich schlagfertig.
„Ich saß aber hier zuerst.“
„Ich konnte nicht wissen, dass es verboten ist, neben dir zu sitzen.“
Marie kniff ihre Augen zusammen und schluckte ihren Speichel hinunter.
„Nein, ist es nicht, aber …,“ ich unterbrach sie: „Siehst. Ich darf also hier sitzen.“
„Pah. Jeder darf hier sitzen, aber DU nicht,“ knurrte sie. Ich war zu ihr nett gewesen, doch langsam verschwand meine Geduld. Was fällt der ein?
„Zz … Weisst du. Ich weiss nicht was du gegen mich hast. Aber du brauchst jetzt hier nicht rum zu zicken. Dieser Platz ist für jeden da, kapiert?“ grölte ich leise. Marie machte ihre Mund auf, als wolle sie etwas sagen, doch sie brachte nichts heraus und klappte ihren Mund wieder zu. Apprupt stand sie auf und verließ den Bus, als dieser hielt. Yeah!, dachte ich mir glücklich. Ein hinterlistiges Lächeln erschien in meinem Gesicht, da ich dieser Marie Linces meine Meinung gesagt hatte und diese zu feige war, mich zu beleidigen. Fröhlich rutschte ihr auf ihren Platz und sah zum Fenster hinaus. Halt was war das?, fragte ich mich, denn als ich mich setzen wollte, spürte ich etwas komisches und unbequemes. Schnell griff ich nach unten auf den Sitz und brachte einen Geldbeutel zum Vorschein. Vorsichtig öffnete ich diesen, welcher drei 5- Euro scheine, einen Schulausweis und Fahrkarte beinhaltete. Skeptisch zog ich den Schülerausweis raus und las: „Marie- Sofie Linces. Düsseldorf- Alstadt. Mühlenbrechweg 4. Gymnasium Holstein.“
Überrascht steckte ich diesen wieder ein und nahm das Portemonnaie an mich. Ich würde ihr nach dem Mittagessen den Geldbeutel wieder geben, beschloss ich. Als der Bus an meiner Haltestelle stoppte, stieg ich aus, steckte mir die Hörer ein und drückte in meinem Handy auf 'Play'. Als ich die Hauptstraße verließ und in die Fußgängerzone schritt, konnte ich ein Schatten erkennen, obwohl ich gelangweilt auf den Boden starrte. Es war ein Junge auf einem Fahrrad, glaubte ich zu erkennen, der wie wild an seiner Klingel klingelte,da die Fußgängerzone mit Menschen übersät war. Viele Frauen mit ihren Kindern gingen spazieren, junge Männer trainierten an ihrer Figur und alte Leute genossen den Augenblick zusammen. Ich wollte hochschauen, doch dann war es auch schon zu spät. Als ich in die Weite blicken wollte, rammte mich etwas. Mit einem kräftigen Ruck schlief es mit 10 Meter weiter, dort landete ich unsanft auf den Boden. Mein Kopf schlug auf der harten, betonierten Straße auf, die Ellbogen konnte ich noch an mich reißen, doch meine Beine knickten ein und wurden mit blutenden Schürfwunden notiert. Der Junge fluchte leise, stieg von seinem Rad ab und lief zu mir rüber. Währenddessen pochte mein Kopf. Schmerzend umklammerte ich meine Beine und ein paar Tränen rollten über meine Wange. „Sorry, tut mir Leid,“ sagte eine verzweifelte Stimme, die ich glaubte, schon einmal gehört zu haben. Rätselnd blickte ich hoch und dort stand er: Maunel. „Ach du bist's,“ murmelte ich leise. Ein kleines erfreutes Lächeln huschte ihm über die Lippen. Kopfschüttelnd gab er mir die Hand, die ich schnell ergriff. Seine Hand fühlte sich weich und angenehm an, als würde er jeden Tag eine Handcreme benutzen. Ich verzog mein Gesicht, als ich auf den Beinen stand, die aber immer noch zitterten. Ein stechender Schmerz fuhr durch meinen Körper, dabei biss ich mir auf die Unterlippe, um nicht in Tränen auszubrechen. „Nochmals. Es tut mir so Leid. Ich habe dich nicht gesehen, es ist so voll hier ...“ sprach er besorgt. Lässig winkte ich ab und erklärte: „Ach, ist doch nichts schlimmes passiert.“
„Doch, sieh dich doch mal an. Du hast eine Platzwunde am Kopf, Schwürfwunden an den Beinen und deine Hände sind ein wenig aufgeschürft. Du musst zum Arzt.“
„Es ist schön, dass du dir Sorgen machst, aber ich komm klar.“ Ich versuchte zu lächeln.
Misstrauisch erkundigte Manuel mich von oben nach unten und nickte kurz. „Okay. Und du bist dir sicher, dass ich dich nicht nachhause begleiten soll?“fragte er rücksichtsvoll.
„Ja, alles okay. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, außerdem mag es deine Freundin nicht, wenn du mit anderen abhängst.“ murmelte ich beschämt.
„Ach,“ Manuel winkte kritisch ab, „ sie braucht auch nicht alles wissen. Außerdem finde ich es auch schön und abwechslungsreich mal nicht mit ihr abzuhängen,“ antwortete er missbilligt. Ich grinste schief. „Ich begleite dich aber noch bis nach hause, wenn es dir recht ist?“, wollte er wissen. Zögernd nickte ich einverständlich und wir fuhren unseren Weg fort. Manu erklärte mir, dass es mit Ramona sehr schwierig war, doch er liebe sie und sie ihn, deswegen konnten sie ihre Beziehung aufrecht halten, auch wenn es Streitereien gab. Danach wollte er wissen, ob ich einen Freund habe oder hatte. Ich antwortete nur, dass ich noch warte, daraufhin schüttelte er seinen Kopf und schalzte mit Zunge und meinte, dass ein Mädchen, dass so schön wäre wie ich, schon längst 3 Freunde hatte. Verlegen nickte ich nur, denn innerlich lief ich rot an und genoss diese Augenblicke mit Manu, die ich sonst nie hatte. An der Tür angekommen, verabschiedete er sich und entschuldigte sich vielmals. Ich schloss nur die Tür auf und betrat den Flur, schloss die Haustür und quieckte verliebt auf. Hingerissen von Manuel's Anwesenheit, streifte ich meine Stiefel ab und marschierte in die Küche, in welcher meine Mutter, das Mittagessen vollendete. Glücklich nahm sie mich in den Arm und wollte nach meinen Wohlergehen fragen, als sie aber meine Wunden sah, stockte sie.
„Franziska. Was hast du gemacht?“ fragte sich erstaunt.
„Ach, nur ein kleiner Unfall,“ ich stellte die Situation so dar, als sei der Unfall nichts besonderes gewesen.
„Franziska!“ rief meine Mutter empört. „Wer war das?“
„Nur ein Bekannter. Wirklich Mum, es ist nichts weiteres passiert.“
Schnell verließ meine Mutter die Küche, kam gleich danach mit einer kleinen rechteckigen Büchse herein. Rasch packte sie mein Handgelenk und zog mich in das Wohnzimmer. Leonie, befahl mir, mich in den Sessel zu setzen und meine Füße ausgestreckt auf den Hocker zu legen. Ich befolgte ihre Anweisungen. Meine Mutter tupfte etwas auf meine Schürfwunden, die mit dem Kontakt des Pads schmerzten, mit dem sie das Haushaltsmittel verarztete. Brennend fuhr ein Blitz durch meine Beine und ließ mich für ein paar Augenblicke lähmen. Außerdem verband meine Mutter mit einem Verband meine Ellenbogen, den Kopf wusch sie mir und tupfte ebenfalls mit einem Pad etwas auf meine Kopfhaut, die anfing zu beißen.
„So, jetzt ruhe dich erstmals aus...“ vollendete Leonie, brachte die Erste-Hilfe Büchse auf ihren gemäßen Platz und goss meine Lieblingssuppe in zwei Schüsseln.
Nachdem wir Platz genommen hatten und ich paar mal etwas von der Suppe geschluckt hatte, fragte sie: „Wie war die Schule so?“
„Gut. Ganz gut,“ sprach ich kleinlaut. Das mit dem Zu spät kommen, wollte ich lieber nicht erwähnen.
„Schön. Aber wieso hat dann deine Lehrerin aus Physik bei mir angerufen?“
Die Suppe blieb in meinem Hals stecken, nur schwer konnte ich sie herunter schlucken. Jetzt würde alles herauskommen, dachte ich mir.
Meine Mutter fuhr fort: „Sie sagte, du wärst zu spät zum Unterricht gekommen. Und als sie eine Erklärung erwartet hatte, hättest du eiskalt gelogen und ihr gesagt, dein kleiner Bruder hätte deinen Wecker nachgestellt,“ fragend blickte sie mich an.
Was sollte ich sagen?
„Ähm, ja. Als ich an der Haltestelle ankam, da fuhr der Bus fort ...“, doch weiter kam ich nicht, da mich meine Mutter unterbrach.
„Was sollen die Lügen jetzt?“, brüllte sie. Mit ihrer Faust schlug sie ärgerlich auf den Tisch, der mich zusammen zucken ließ. „Ja, ein Umzug ist schwer, aber denk doch mal an uns. Ich habe einen besseren Job, dein Vater ist glücklich und DU führst dich hier auf. Kommst zu spät zur Schule, lügst deine Lehrerin an und MICH und kommst verwundet nach hause.Was soll das? Gefällt Düsseldorf dir nicht? Gefällt dir das Haus nicht?“, rief sie, aber etwas leiser. Ich blickte sie etwas ängstlich an und traute nicht einmal zu atmen. - Totenstille -
Leonie räusperte sich und antwortete: „Tut mir Leid Schatz, aber ich bin einfach stock sauer.“ Ich nickte kurz, danach flüsterte ich: „Tut mir Leid. Mir gefällt Düsseldorf und das Haus und auch die Schule. Ich habe Freunde gefunden und tut mir leid, wenn ich euch enttäusche.“
Okay, das mit den “Freunde haben“ war gelogen, doch irgendwie musste ich doch meine Mutter um den Finger wickeln.Fragend blickte mich meine Mutter an: „Enttäuschen?Nein Liebling, du enttäuscht uns doch nicht. Es ist schön zu hören, dass du Freunde hast und es dir Spass macht, aber versprich mir, dass du mich nie wieder anlügst?“
„Versprochen,“ murmelte ich beschämt. Ich sollte aufhören zu lügen, okay, das könnte klappen, doch nun glaubte meine Mutter, dass ich Freunde hatte. Wahrscheinlich wollte sie, dass ich welche mit nach hause bringe und das wäre schwer.
„Gut und wie war Mathe heute?“ wollte Leonie schon etwas glüklicher wissen.
Ich erzählte ihr, dass die Arbeit eigentlich ganz in Ordnung war und wir einen Haufen Hausaufgaben hätten. Zufrieden nickte meine Mutter und bat mich ihr zu helfen, dass Geschirr, abzuspülen, da die Spülmaschine voll war. Danach lief ich die Treppe hinauf, schaltete das Licht an, kramte mein ZeUg heraus und saß mich über die noch nicht erledigten Hausaufgaben, dabei hörte ich Musik.
Tag der Veröffentlichung: 19.04.2013
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