Cover

1

Frankreich, April 1845

 

Kalter Wind wehte durch die Wälder, trug Atem des Todes auf die Mauer des Evenie Schlosses. Unter dem Licht des roten Mondes, dass durch die Gewitter Wolken auf die Mauer fiel, stand eine dunkle Gestalt. In einer Hand das Schwert, in der anderen am langen schwarzen Haaren hängender Kopf eine Frau. Die Gestalt schrie so laut, dass die Wälder erzitterten. Blitze schossen auf das Schloss, verbrannten alles, zertrümmerten den letzten Stein. Die Gestalt drehte sich dem brennenden Schloss und warf den Kopf in die Flammen, die gierig danach schnappten. Licht der Flammen offenbarte der Nacht einen großen Mann, so zornig wie die Blitze, die das Schloss zerstörten, und so finster wie die Nacht selbst. Zoren, Sklave der hohen Magierin, ist frei. Er drehte den Rücken dem brennenden Rest und schritt eilig davon. Doch in seinem Kopf halten immer noch die letzten Worte der Magierin »Schwarze 500 Jahre sollen dich ins Tod begleiten. Unendlichkeit und Licht sollen dir verwehrt sein, Blut des Sterns deine Hoffnung« Er schrie noch ein letztes Mal und löste sich in der Dunkelheit auf.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Stuttgart August 2014

 

 

 

"Samira, 7-jähriges Mädchen aus Bosnien braucht ihre Hilfe. Ihre Bombay Blutgruppe macht ihre Genesung beinahe unmöglich …" »Elena!« Ich zucke leicht zusammen, als mich Nicoles Stimme von der Anzeige ablenkt. »Entschuldige, was hast du gesagt?« »Ob wir es noch ins H&M schaffen.« Sagt sie, während sie die Anzeige liest. Ich habe heute sowieso nichts vor, warum eigentlich nicht. In der letzten Zeit sehe ich Nicole viel zu selten. Unsere Arbeitszeiten machen es uns fast unmöglich. »Klar.« Sage ich und packe sie am Arm um sie von der Tafel weg zu bringen. »Machst du es?« Fragt sie leise. »Ich weiß es nicht, ich weiß es echt nicht.« Antworte ich ehrlich. Obwohl ich es gerne tun wurde, bin ich zu feige um mich denn anderen als Freak oder wie sie es sagen ein Wunder zu präsentieren. Blutmutant, ein genetisches defekt. Nicole versteht mich besser als jeder andere auf dieser Welt. Sie war, neben meiner Mutter die einzige, die über mein Problem Bescheid wusste.» Falls doch, dann begleite ich dich. Soll es dann jemand wagen dich nur schief anzusehen. Gnade ihm Gott.« Flüstert sie mir ins Ohr während wir die Königstrasse entlang schlendern.

Ich habe diese anzeige schon letzte Woche gelesen, seitdem kriege ich sie einfach nicht aus dem Kopf. Ständig sehe ich die Augen dieses Mädchens vor mir, die mich stumm um Hilfe bitten. Morgen, ich schaffe das. Blut abnehmen lassen und verschwinden. Es steht doch, dass, die Spende sehr vertraulich und anonym gemacht wird. Ich hoffe es, obwohl ich mir, dass nicht erklären kann wie so was funktionieren soll.

 

Diese Entscheidung entlastet meine Seele ein wenig und ich schaffe es tatsächlich den Tag mit Nicole zu genießen.

 

 

 

 

 

Voll bepackt mit Tüten und einem Tatendrang Gutes zu tun schaffe ich es gerade noch auf eigenen Beinen nach Hause.

Nach einer langen Dusche sitze ich wieder mal vor meinem Schminktisch und versuche meine lange rot-blonde Haare zu entknoten. Ich liebe meine Haare, aber manchmal würde ich sie am liebsten mit einem oder zwei Feuerzeugen schnell bändigen. Allein die Erinnerung an meine Mutter bringt mich davon ab. Sie liebte meine Haare, meinte immer, sie würden mich zu etwas Besonderem machen und meine grünen Augen zum Ausdruck bringen. „Süße Hexe“ nannte sie mich.

Mama hatte blondes Haar und blaue Augen, vielleicht komme ich nach meinem Vater über dem sie nie, was Gutes zu sagen hatte. Er hat uns einfach verlassen, ohne ein Wort zu sagen. Ich war 19 als wir erfahren haben, dass er bei einer Schlägerei ums Leben kam.

 

 

 

 

Der Nächste Morgen kam für meinen Geschmack viel zu schnell. Die Nacht war alles andere als erholsam, begleitet von überdimensionalen Nadeln, verzerrte Gesichter und spöttischen Gelächter.

Mit meinem geliebten Espresso sitze ich auf dem Sofa und starre die Anzeige. Es ist so weit, jetzt heißt es Mut beweisen. Ich ergreife mein Handy und tippe die Nummer schnell ein und drücke die grüne Taste.

 

»Dr. Orlan.« Ertönt sofort die Stimme an der anderen Seite. Vor Schreck gleitet mir mein Handy aus der Hand.

»Hallo?« Höre ich den Mann sagen, als ich mein Handy hochhebe.

»Ähm, hallo … Ich, ich rufe wegen der Bombay Anzeige.« Schaffe ich noch zu sagen. Mein Herz hämmert wie verrückt und ich habe das Gefühl zu ersticken.

»Oh, das ist sehr gut, ich habe die Hoffnung schon aufgegeben, dass sich jemand melden würde.« Sagt er und ich kann Erleichterung in seine Stimme hören. Seine Stimme ist ruhig und sehr angenehm, das beruhigt mich ein wenig.

»Ähm, ja … Ich würde die Spende gerne anonym abgeben bitte.« Sage ich entschlossen.

»Kein Problem, hätten sie heute Zeit?« Seine Freude ist nicht zu überhören und meine Angst genauso während ich antworte.

»Ja, ich habe heute sowieso frei, also wo und wann? „Als er mir die Adresse und Termin gibt,

bin ich erleichtert zu wissen, dass es sich um eine gewöhnliche Klinik handelt. In zwei Stunden soll ich dort sein.

 

Zwei Stunden, zwei duschen und zehn Panikattacken später betrete ich auf wackeligen Beinen die Klinik. Meine Entscheidung fühlt sich nicht mehr so gut an wie gestern. Umkehren ist untersagt, sagt mir mein Gewissen. Ich würde es mir nicht verzeihen und wäre enttäuscht von mir, wenn ich jetzt umkehren würde.

 

Die Aufnahme ist, fasst leer. Am Schalter sitzt eine Dame Mitte vierzig und starrt abwesend in den Monitor.

 

»Guten Tag, ich habe ein Termin bei Dr. Orlan.« Sage ich ruhig und bin stolz darauf, dass meine Stimme mich nicht im Stich lässt.

 

 

»Nehmen sie bitte Platz, Dr. Orlan kommt gleich.« Sagt sie, ohne mich anzusehen.

Merkwürdig, wie soll er den wissen, wer ich bin, die blöde Kuh wird doch nicht … O Gott, wenn doch. Gerade als mich Panik packt und ich mich vom Stuhl erhebe, um die Aufnahme zu verlassen, betritt ein Mann im weißen Kittel die Aufnahme.

 

»Zu Dr. Orlan?« Fragt er laut und ich schnappe nach Luft.

 

Gott sei Dank er hat nicht nach Bombay Blutgruppe gefragt. Er hebt leicht den Kopf noch höher und sieht mir gerade in die Augen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass er an der Luft schnuppert. So ein Blödsinn aber auch, meine Nerven spielen wirklich verrückt.

Ich zwinge mich zu Ruhe und gehe auf ihn zu.

»Hallo, ich habe ein Termin bei Dr. Orlan.« Sage ich tapfer.

»Ich bin Dr. Orlan, wenn sie bitte, mitkommen würden?« Sagt er mit einem freundlichen Lächeln und deutet mit der Hand ihm zu folgen.

Als er sich vor mir auf den Weg macht, atme ich erleichtert aus. Augenblicklich dreht er sich um und ergreift meine Hand. Seine Berührung ist überraschend angenehm und beruhigend. Mein Drang wegzulaufen und ständige Angst verschwinden fast augenblicklich.

»Wenn sie das beruhigt, ich bin auch ein Bombay.« Sagt er, während er eine Tür öffnet.

»Sie sind auch …?« Entwischt es mir, mit peinlich hoher Stimme.

 

»Ja und um ihre nächste Frage zu beantworten, nein ich kann nicht ständig und jedem mein Blut spenden, so viel habe ich nicht.« Sagt er und lässt meine Hand los um die Blutabnahme vorzubereiten.

 

Panik und Angst schlagen mit voller Wucht zu und ich halte die Luft an. Wie hat er das gemacht? Gerade eben war ich so ruhig und entspannt wie schon lange nicht mehr.

Er lächelt während er meine Haut desinfiziert. Seine Hände bewegen sich schnell und sicher.

Bei dem Stich zucke ich zusammen, bin einfach nicht auf Schmerz gewöhnt.

 

»Entschuldige, schmerzlos geht es einfach nicht.« Sagt er leise und ich nicke verstehend und versuche den Schmerz weg zu atmen.

 

Während der Abnahme versuche ich mich abzulenken und betrachte Dr. Orlan. Er ist ziemlich groß, 1.85 schätze ich. Anfang 30 vielleicht. Dunkelblonde kurze Haare, blaue Augen, weiche Gesichtszüge. Süß, Nicole würde sich wahrscheinlich sofort in seine Arme werfen. Bei dem Gedanken entwischt mir ein leises Kichern. Dr. Orlan schaut mich kurz fragend an. Errötend schüttle ich mit dem Kopf und sehe wie sich seine Lippen leicht in ein Lächeln verziehen. Gott bin ich dämlich. Ich würde mich nicht wundern, wenn er mein Blut auf Drogen testen lässt.

»So, das hätten wir. War doch nicht so schlimm?« Sagt er schmunzelnd.

»Na ja, wiederholen muss ich es nicht unbedingt.« Ich versuche es scherzhaft klingen zu lassen, schaffe es leider nicht. Es klingt eher vorwurfsvoll.

»Könnte unter Umständen ein sehr wertvolles Leben retten.« Sagt er mit mildem Tadel.

»Ich weiß, tut mir leid.« Sage ich kleinlaut.

»Also, das schlimmste haben wir hinter uns, jetzt werde ich dich ein wenig kennenlernen.« Meine Angst steht mir anscheinend im Gesicht geschrieben, den er hebt beschwichtigend die Hände hoch.

»Nur ein paar Fragen über deine Gesundheit.« Lacht er.

»Oh, Ok.«

»Also sie haben die Blutgruppe 0h?«

»Ja. <<

»Woher wissen sie das?«

»Von meinem Hausarzt.«

»Wie alt sind sie?«

»Ich bin 24.«

»Waren sie als Kind anfällig für Krankheiten?«

»Nein.«

»Wann waren sie das letzte Mal krank?«

Was soll ich ihm darauf antworten, ich war noch nie krank. Ich hatte nicht mal Windpocken.

Verlegen schüttele ich mit dem Kopf und Dr. Orlan Macht große Augen.

»Nie?« Fragt er leise und ich schüttele wieder mit dem Kopf.

Er starrt mich einige Sekunden ungläubig, vor er sich räuspert und weitere Fragen stellt.

»Gab es in der Familie irgendwelche schwere Krankheiten?«

»Meine Mutter war immer gesund, über ihre Familie weiß ich so gut wie gar nichts.« Er sieht mich fragend an.

»Sind früh gestorben.« Füge ich hin zu.

»Und väterlicher Seite?«

»Ich kenne meinen Vater und seine Familie nicht.« Antworte ich und senke den blick.

Ich kann sein blick auf mir fühlen, höre ihm einmal tief Luft holen, vor er sich aufrichtet und die Akte beiseitelegt. Fertig, Gott sei Dank.

»Hätten sie Interesse wieder Blut zu spenden, falls es nötig sein sollte?«

»Ähm, ja ich denke schon, aber …« Vor ich noch was dazu sagen kann, reicht er mir eine Karte.

»Das sind unsere Telefonnummern und Internetseite, schauen sie einfach mal vorbei. Wir stellen unsere Anzeigen immer darauf, um leichter an potenziellen Spender zu kommen.«

Ich nehme die angebotene Karte und erhebe mich. Zu schnell. Ich setze mich gleich wieder, da meine Beine mich nicht tragen wollen.

»Oh, entschuldigen Sie bitte. Ich habe wohl vergessen, dass es ihre erste Spende ist. Ich hole ihnen was, nur ein Moment.« Er verlässt den Raum und kehrt, fasst augenblicklich zurück.

»Hier, trinken sie das. Es wird ihren Stoffwechsel wieder in Schwung bringen.«

Ich nehme die orangefarbene Flüssigkeit im Glas und nippe daran. Mmm... Orangensaft.

Ich sehe ihm fragend an und sehe, dass er wissend lächelt.

»Ja, einfacher Orangensaft.« Sagt er und ich lächle zurück. Ich trinke den Saft langsam aus und erhebe mich, diesmal etwas sicherer.

 

»Sie sind einer von wenigen, die nicht registriert sind, das kann gefährlich für sie werden, falls sie irgendwann eine Blutspende benötigen würden.« Sagt er ernst. » Denken sie über eine Registrierung nach, sie würden sich wundern wie viele von uns es gibt.« Sagt er und zwinkert mir zu.

»Ich denke darüber nach.«

Er macht mir die Tür auf und begleitet mich bis zum Ausgang.

»Auf Wiedersehen Dr. Orlan.« Sage ich zum Abschied.

»Das will ich doch hoffen.« Sagt er und reicht mir seine Hand, die ich zum Abschied ergreife.

 

 

 

 

Picardie, Nord Frankreich einige Minuten später

 

 

 

 

»Herr, wir haben eine.« Ertönte die Stimme aus dem Telefon.

»Wo?«

»Stuttgart, Deutschland.«

»Verliert sie nicht.«

»Wir verfolgen sie Herr und wissen bald mehr.«

»Gut, ich bin morgen bei euch. Macht alles für meine Ankunft bereit.«

»Ja Herr.«

 

»Maurice!«

»Zoren, ich kann sehr gut hören. Schrei nicht so.« Donnerte es aus dem angrenzenden Zimmer.

»Dr. Orlan hat eine.« Knurrte Zoren seinen besten Freund an.

Augenblicklich stand Maurice vor ihm. Ein Krieger wie aus dem Bilderbuch stand vor ihm und starrte ihm ungläubig. Bei seiner Größe und dem groben aussehen sah er mit der Akte in der Hand lächerlich aus.

»Wo?«

»Stuttgart.«

»Wer kommt mit?« Fragte er geschäftlich.

»Alle.«

»Alle?«

»Ja, wir sind zu lange hier. Sobald wir in Deutschland fertig sind, lassen wir uns in England nieder. Es ist lange her das wir dort waren.« Sagte er müde und starrte dabei abwesend ein Gemälde an der Wand an.

Maurice nickte wissend und griff nach seinem Handy.

 

 

»Wir heben ab, richte Melissa aus das sie Reise nach Stuttgart vorbereiten soll. Landung morgen Nacht.« Sagte er mit seinem Befehlston und brach Verbindung ab.

Zoren beachtete ihm gar nicht mehr, sondern starrte das Gemälde der Wahrsagerin weiter hin.

Die dunkle männliche Gestalt lugte aus den dunklen Wolken und suchte unter dem Schein des roten Mondes nach Erlösung. Die junge Frau auf dem Gemälde sah verloren in die ferne, umgeben von einem hellen Licht. Die röte des Mondes, kämpfte sich durchs Licht und gab ihrem Haar einen roten Schimmer. Ihr Gesicht war nur schemenhaft zu sehen.

------------------------------------------------------------------------------------------------------------

 

 

Entkräftet, aber überglücklich laufe ich durch die Straßen. So schlimm war das auch nicht, ich hatte bloß Angst, dass mich jemand komisch ansehen würde, mich einen Freak nennen würde. Wie lächerlich. Das Gefühl ist einfach nur überwältigend. Ich habe es geschafft, vielleicht schaffe ich es wieder. Ganz sicher. Samira braucht mein Blut. Vielleicht werde ich eines Tages ihres brauchen. Wer weiß?

Als ich meine Wohnung erreiche, ist es schon 16 Uhr. Es hat ein wenig gedauert, bis ich den Einkauf erledigt habe. Nicole kommt später zu Abendessen, danach gehen wir aus. Es ist Freitag, heute ist feiern angesagt und ich habe es mir wirklich verdient.

Pünktlich wie selten klingelt Nicole an meiner Tür.

»Hallo meine süße, wie war dein Tag.« Fragt sie, und umarmt mich.

»Heute Morgen nicht so gut, aber jetzt fühle ich mich einfach super.«

»Wieso, was ist dir so früh über die Leber gelaufen?« Fragt sie verwundert.

»Eine Blutabnahme.« Sage ich vorsichtig.

»Du warst dort, o mein Gott du hast es gemacht. Ich bin stolz auf dich.« Ruft sie und umarmt mich nochmal. Nun, dieses Mal bekomme ich kaum Luft.

»Nicole, du erdrückst mich!« Quietsche ich.

»Sorry, ich bin nur so begeistert, dass du es gemacht hast. Du hast was Großes gemacht Elena. Für dich und das Mädchen.« Sagt sie ernst.

»Ich weiß. Komm das Essen wird kalt. Es gibt Lasagne.« Versuche ich sie von dem Thema abzulenken. Ich will mich nicht an das Gefühl von heute Morgen erinnern.

»Mensch, danach passe ich aber nicht in das Kleid, dass ich dabeihabe.« Sagt sie entrüstet.

»Wie wäre es mit nur einer Portion, und nicht drei wie gewöhnlich du Vielfraß?« Lache ich.

»Was kann ich bitte dafür, du kochst zu gut?« Sie zwinkert mir zu und macht sich auf den Weg in die Küche.

Nach ein paar Portionen Lasagne, und tausend von Fragen über die Blutspende sitze ich vor meinem Schminktisch und lasse mir von Nicole eine halboffene Flechtfrisur machen.

»Wo gehen wir eigentlich hin?« Frage ich während ich Mascara auftrage.

»Wir treffen uns mit Mario und Jana im Barbee.«

»Barbee, echt jetzt?« Frage ich verblüfft.

»Mario hat ein paar Beziehungen spielen lassen.« Sagt sie und zwinkert mir im Spiegel zu.

»Süße du zwinkerst zu oft, weißt du das? Vielleicht solltest du dich von Dr. Orlan untersuchen lassen. Könnte was Ernstes sein?«

 

»Nein danke, der will mir bloß an die Vene,« sie schaut kurz nachdenklich durchs Fenster »Wäre mal was Neues.« Fügt sie hinzu und zuckt mit den Schultern.

 

Unsere Blicke trafen sich im Spiegel, und wir fallen in schalendes gelechter.

 

Halbe Stunde später sitzen wir im Taxi. Und bereuen es den Fahrer angesprochen zu haben. Er merkte anscheinend mein Akzent und wollte wissen woher ich komme. Als ich England sagte hat er mich nur abschätzig angeschaut und sich auf die Straße konzentriert. Also wirklich, was hat er erwartet? Zum Glück dauerte die Fahrt nicht zu lange.

 

"Idiot." Sagte Nicole als wir ausgestiegen sind.

 

"So einer kann mir den Abend nicht versauen." Ich stieß sie mit der Schulter und ging an ihr vorbei.

 

 

 

 

 

 

Mein Kopf. Du meine Güte, was habe ich denn getrunken? Langsam kommen die Erinnerungen an die letzte Nacht. Tanzende Leiber, grelle lichter und Wodka, zu viel Wodka. Kein Wunder, dass ich das Gefühl habe Sand gegessen zu haben. Ich drehe mich zu Seite und erschrecke fast zu Tode. Nicole liegt neben mir. Ihr Gesicht ist so mit Schminke vollgeschmiert, dass ich lauthals anfange zu lachen.

 

»Was, was, was?« Wacht sie verwirrt auf. Und schon ist es um mich geschehen. Ich lache wie verrückt, und es ist mir egal ob sich die mürrische Frau Müller nebenan morgen beschwert, wenn ich ihr begegne.

 

Langsam scheint sie sich gefangen zu haben und steht auf.

 

»Mach das nie wieder, ich habe fast einen Herzinfarkt bekommen.« Nuschelt sie und geht zu Tür. Plötzlich bleibt sie vor der verspiegelten Tür wie versteinert stehen.

 

»Ah. Du. Scheiße!« Sagt sie atemlos, und ich habe das Gefühl an Sauerstoffmangel zu sterben vor lauter lachen.

 

» Ich sehe aus wie ein Papagei.« Sagt sie und fängt an zu lachen.

 

Ich schnappe nach Luft wie eine ertrinkende als sich Nicole auf mich schmeißt.

 

»Danke für das auslachen.« Sagt sie als wir uns beruhigt haben.

 

»Jeder Zeit wieder.« Kichere ich.

»Da wir dabei sind, warum um Gottes willen hast du Stroh im Haar?« Fragt sie amüsiert.

»Was für Stroh?«

» Schau selbst.« Sagt sie halb gähnend.

 

Ich stehe auf und gehe zum Spiegel. Ich habe tatsächlich Stroh im Haar. Langsam ziehe ich an einem Halm und betrachte es. Na das ist merkwürdig.

 

Plötzlich geht die Tür auf und ich springe erschrocken zu Seite.

 

»Guten Morgen ihr Säufer!« Ruft Mario und kommt wie selbstverständlich ins Zimmer und schmeißt sich auf mein Bett. Er trägt nur seine geliebte CK Boxershorts und grinst von Ohr zu Ohr.

 

»Mensch Mario, ich bin fast gestorben!« Rufe ich aufgebracht. Der Trottel grinst nur weiter.

 

»Wenn das ganze Wodka es nicht geschafft hat, werde ich es ganz sicher nicht.« Sagt er, dreht sich um und vergräbt Nicole unter sich.

 

»Mario, Schätzchen, wärst du nicht schwul hätte ich dich jetzt kastriert.« Kichert Nicole und kneift Mario in die Seite der sich stöhnend zu Seite rollt.

 

»Mario, warum sehen wir so aus?« Frage ich während ich mir weitere Strohhalme aus dem Haar ziehe.

 

Mit einem Ruck steht er auf und lächelt tausend Watt lächeln.

 

»Mann, ihr wart so betrunken und Jana hatte die Idee euch um zu stylen. Wie ihr wisst habe ich gegen solche Aktionen nichts dagegen«, er schaut von eine zu andere, » Ihr habt nichts mitbekommen, ej wir haben uns kaputtgelacht.«

 

»Wo ist Jana eigentlich?« Meldet sich Nicole zu Wort.

 

»Sie ist vor etwa eine Stunde gegangen, hat irgendwas von einem Auftrag Ihre Agentur gesagt.«

 

» Woher habt ihr das Stroh bitte?« Kichert Nicole.

 

»Stand vor der Tür. Ah Elena da wir schon davon sprechen, du hast ein Korb vor der Tür stehen gehabt, als wir gekommen sind. Die Mondblumen und ein Päckchen.«

 

»Mondblumen?« Fragte Nicole spöttisch.

 

»Ja, sogar im Topf.« Antwortete er selbst erstaunt.

 

»Nein, ich meine nicht das, du Hirnbremse. Woher weißt du das es die Mondblumen sind?« Fragte Nicole genervt.

 

»Aus der Schule, ob du es mir glaubst oder nicht.« Sagt er und schnauft.

 

» Das muss ich sehen!« Ruft Nicole und springt vom Bett.

 

»Hej, die sind für mich.« Rufe ich ihr hinterher, und mache mich auf den Weg in die Küche. Ich brauche dringend einen Espresso.

 

Nicole kommt zu mir mit einem, mit Stroh ausgelegtem Korb, aus dem eine mir unbekannte Kletterpflanze hängt.

 

»Ganz nett, eigentlich.« Sagt sie, und beobachtet den Korb misstrauisch.

 

»Gib her.« Sage ich, und ergreife den Korb und stelle es auf den Küchentisch.

 

Ist schon komisch die Pflanze, die weißen Blüten sind zu, also eine Nachtpflanze. Wahrscheinlich von Stefan. Ob er irgendwann akzeptiert, dass es vorbei ist, und ich nichts mit ihm zusammen sein will?

 

»Wer schickt denn so was?« Unterbricht Nicole meine Gedankengänge.

 

»Stefan, denke ich. Er hat es seit zwei Wochen nicht mehr gemacht, und ich dachte er hat es endlich begriffen.« Ich fühle mich plötzlich ausgelaugt. Ich will das er aufhört. Ich will meinen besten Freund wiederhaben. Mit einer Beziehung haben wir alles kaputt gemacht. Wir waren so dumm gewesen unsere Freundschaft damit auf Spiel zu setzen.

 

Es war nett, aber es hielt nicht. Meine Vorstellung von liebe sieht etwas anders aus. Ich kann nichts daran ändern. Und das wollte er einfach nicht akzeptieren. Zum Glück haben wir uns nicht im Streit getrennt, dafür waren wir zu gut befreundet.

 

»Süße, ich glaube nicht das das von Stefan ist. Ich sehe ihm seit Paar Tagen mit Tanja. Ich bin mir sicher, dass sie ein Paar werden könnten, wenn sie es noch nicht sind.« Sagt sie und macht den Kühlschrank auf.

 

»Dann habe ich keine Ahnung von wem es sein könnte.«

 

»Mach das Päckchen auf, vielleicht steht was drinnen.« Ruft Mario aus dem Wohnzimmer.

 

»Was, wenn es eine Bombe ist?« Fragt Nicole.

 

»Ihr seid echt verrückt, wer soll ihr bitte eine Bombe schicken?« Ruft Mario genervt, kommt in die Küche, schnappt sich das Päckchen und macht es eilig auf.

 

»Hier, eine Halskette, keine Bombe.« Sagt er und zieht die Kette aus der Schachtel.

 

»Oh wie schön!« Höre ich Nicole rufen.

 

An der silbernen Kette hängt ein runder bläulich-weißer Stein. Er ist wirklich sehr schön, und hat etwas an sich das ich nicht erklären kann. Ich habe das Gefühl, das ich es an mich nehmen soll. Dass ich es muss.

 

»Stefan hat dir bis jetzt immer Blumen und Pralinen geschickt, und kein Schmuck.« Höre ich Mario wie durch die Watte sagen.

 

»Ok Leute, wir sollten frühstücken und mein Koffein bedarf ist übrigens auch sehr hoch, also hopp hopp. Über die Kette können wir uns auch später unterhalten.« Ruft Nicole und drückt mir meinen Espresso in die Hand. Was mich von der Kette losreißt.

 

Nach dem Frühstück verabschieden sich Nicole und Mario, und ich bleibe in meiner inzwischen chaotischen Wohnung allein.

 

Immer das gleiche. Mario, Nicole und Jana wohnen am Rande der Stadt, so passiert es immer öfter, dass sie nach einer durchfeierten Nacht bei mir übernachten. Meine kleine und vollgestopfte Wohnung sieht danach immer schrecklich aus. Aber ich liebe es, wenn die drei da sind. So verbringe ich fast den ganzen Nachmittag mit aufräumen und putzen, bis meine kleine Wohnung wieder normal aussieht.

 

Ausgelaugt und zufrieden, nach erledigter Arbeit schmeiße ich mich frisch geduscht auf mein graues Ecksofa. Im Fernseher läuft nichts Vernünftiges, und ich betrachte gelangweilt meine Wohnung. Die Küche ist nur mit eine in grün gestrichene Trennwand von Wohnzimmer getrennt. Meine Möbel habe ich in Weiß und Grau, im Gegensatz zu meinem Schlafzimmer wo alles ohne Ausnahme weiß ist. Nur der Boden ist in einem dunklem braun. Das stört mich aber nicht, im Gegenteil. Es ist mein Himmel auf Erde. Meine Musterung wird durch die neue Folge von CSI unterbrochen. Ich liebe diese Serie. Officer David ist klasse. Plötzlich fällt mir die Kette ein, und ich schlendere in die Küche um sie zu holen. Ich nehme die Kette aus der Schachtel und lege es um den Hals. Es fühlt sich eigenartig gut an. Der Stein ist ganz warm und ich habe das komische Gefühl, dass es irgendwie noch mehr glänzt als heute früh. Liegt wahrscheinlich am licht. Ich grabe in der Schachtel und finde tatsächlich auch eine kleine Karte.

 

 

 

" Erstrahle kleiner Stern, weise mir den Weg."

 

 

 

Meine Güte, was soll ich davon halten. Von Stefan kann es wirklich nicht sein, er würde so etwas nie machen. Oder? Ich hoffe bloß, dass es kein verrückter Stalker ist. Bitte Gott lass es lieber Stefan sein.

 

Als jemand an der Tür klingelt, fällt mir vor Schreck die Karte aus der Hand. Ich erwarte niemanden, also kann nur jemand von dem Nachbarn sein. Ich habe schon eine schlimme Vorahnung. Als ich die Tür aufmache, beweist sich meine Vorahnung als richtig. Ich stöhne innerlich und zwinge mich zu einem Lächeln.

 

»Oh Frau Müller, hallo!« Rufe ich gespielt fröhlich.

 

» Guten Abend Frau Davis, wie geht es ihnen?« Fragte sie zuckersüß, und streichelte Ihren Hund Armando. Ich muss immer lachen, wenn sie ihm ruft. Armando, lieber Gott da erwartet man einen Riesen, und nicht zittrigen Chihuahua. Armer Hund.

 

»Gut danke. Was bringt sie zu mir Frau Müller?«

 

»Ah, ich wollte sie fragen ob sie auch diesen furchtbaren Lärm in der Früh gehört haben. Mein armer Armando hat sich unter dem Sofa versteckt, so laut war es.« Klagte sie und streichelte Armando.

 

»Tut mir leid, Frau Müller ich war letzte Nacht und heute bis 14:00 Uhr nicht da, also kann ich wirklich nicht sagen von wo es hergekommen ist.« Log ich ohne rot zu werden. Die Frau ist wahnsinnig Anfangs hat sie sich sogar über zu laute Klospülung der Familie Richter von oben beschwert.

 

Ihr verdattertes Gesicht sprach Bänder.

 

»Oh, ich hätte schwören können das ich sie heute Vormittag gehört habe, ich habe mich wohl getäuscht.« Sagte sie grimmig und ging.

 

»Schönen Abend noch.« Rief ich ihr hinterher.

 

Wie ich diese Frau hasse. Gut, ich hasse sie nicht wirklich, aber ich mag sie nur nicht. Überhaupt nicht.

 

Ich werfe mich auf mein Sofa und kuschele mich in die Decke ein. Es ist schon 19:00 Uhr, da bleibt mir nur noch der Fernseher.

 

 

 

Es war schon nach 01: 00 als die Limousine vor dem Haus anhielt und die Tür aufgerissen wurde. Zoren stieg aus und eilte die Treppen hoch. Hinter ihm lief Maurice, sein bester Freund und linke Hand.

 

»Orlan!« Rief er laut durchs Foyer.

 

Keine Sekunde später stand Dr. Orlan vor ihm.

 

»Herr, schön sie zu sehen. Haben sie einen angenehmen Flug gehabt?« Begrüßte er Zoren.

 

»Lass den Blödsinn, sag mir lieber was du hast.« Sagte Zoren barsch.

 

»Interessant ist sie auf jeden Fall, ich habe es gerochen Herr, an ihr ist etwas ganz Außergewöhnliches.« Fing er aufgeregt an.

 

»Was genau?« Fragte Zoren und kniff Augen zu schmalen schlitzen.

 

»Sie riecht, anders. Ich kann ihren Geruch nicht einsortieren, es ist süß und fruchtig, hat aber etwas Blumiges an sich. Schwer zu beschreiben. Ich habe noch kein Blut gerochen, dass nach Blumen oder Früchten riecht.« Erklärte er.

 

»Was noch?«

 

» Ah, noch was ganz Merkwürdiges. Ihr Blut roch so komisch als ich es abgenommen habe. Als ich später es untersuchen wollte, war es einfach nur süß, da war nicht mehr dieser fruchtig-blumiger Geruch. Ich habe keine Ahnung woran es liegt.« Sagte er etwas verwirrt.

 

»Wo ist sie?« Knurrte Zoren.

 

»In ihrer Wohnung, sie hat das Haus heute nicht verlassen.«

 

»Hat sie den Stein?«

 

»Sie trägt es sogar.« Sagte Dr. Orlan und reichte Zoren eine dünne Akte.

 

»Gut, sehen wir mal was wir dahaben.« Sagte er eher zu sich selbst und griff nach der Akte.

 

»Es gibt noch etwas, was ich nicht verstehen kann, sehen sie am beste selbst.« Flüsterte Dr. Orlan fast.

 

Zoren überflog schnell die ein paar Seiten.

 

 

 

-Elena Lily Davis

 

-Geboren am 03.04.1990 im London (Nacht der Mondfinsternis)

 

-Mutter Elisa Rose Davis - Geboren am 17.12.1970 im London

 

- Gestorben am 10.02.2012 im Stuttgart.

 

-Vater unbekannt

 

-In Deutschland seit 4 Jahren.

 

Das erste Foto ließ Zoren stutzen.

 

»Sie ist doch seit über 20 Jahre tot, ihr müsst einen Fehler gemacht haben Dr. Orlan.« Meldete sich Maurice, der neben Zoren stand und sich das Foto ansah.

 

»Nein, wir fanden diese und andere Fotos, die es beweisen das diese Frau Elenas Mutter war.« Sagte Dr. Orlan.

 

»Estel wurde nicht umgebracht, sie ist verschwunden. Die Schwester der Wahrsagerin wusste das wir ein Kind magischen Bluts suchen, dass in der Nacht der Mondfinsternis geboren wurde.« Stellte Zoren fest.

 

»Die Wahrsagerin, muss es gewusst haben!« Brüllte Maurice. » Holt sie hier!« Schrie er Dr. Orlan an.

 

»Ja Herr.« Dr. Orlan deutete eine Verbeugung und ging eilig die Treppen hoch in die erste Etage.

 

Zoren schaute ihm nachdenklich nach.

 

»Wenn sie es tatsächlich sein sollte, schulde ich diesem Mann sehr viel.«

 

»Du solltest dich ausruhen mein Freund, ich regle das mit der Wahrsagerin.« Riet Maurice.

 

»Nein, ich will es wissen. Ich werde den Stein suchen und dem Stern, ein Besuch abstatten.«

 

»Du solltest dich wirklich ausruhen. Morgen ist auch ein Tag, es hat Zeit.« Versuchte Maurice weiter.

 

»Nein. Sieh zu, dass die Wahrsagerin Morgen hier auftaucht, sonst hole ich sie Persönlich. Aber ich garantiere nicht, dass sie das überlebt. Richte ihr das aus.« Sagte er ruhig und verließ das Haus.

 

Maurice schaute ihm nach, er könnte seinen Freund verstehen. Ein Fluch das auf ihm seit etwa 170 Jahren lastet verlangt viel. Lösung zu finden ist nicht gerade einfach, immerhin wird ein Stern einmal in 1000 Jahren geboren. Seine Frist jedoch 500 Jahre. Maurice wusste zu gut, dass Zoren nicht freiwillig zu dem wurde was er ist, aber sein Tot würde Menschen Untergang bedeuten. Vampire würden ohne Kontrolle Menschen morden, sie unabsichtlich verwandeln in dem sie, sie leer saugen. Blutrausch war in der Tat etwas Furchtbares, und wenige können sich dabei kontrollieren. Zoren hatte die macht dies zu verbieten, allein seine Existenz war Sicherheits-Garantie für die Menschen. Er darf nicht sterben. Fluch der hohe Vampirmagierin muss gebrochen werden, um jeden Preis.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die durch Straßenbeleuchtung erhellte Straßen schienen wie ausgestorben. Gähnende Leere, die Zoren zu gut kannte. Hier und da waren Zeitung Lieferanten zu sehen, oder betrunkene Jugendliche, die übertrieben laut ihr Rausch zu schau stellten. Ein junges Mädchen, nicht älter als 15 lehnte an der Ampel und starrte ausdruckslos in das blinkende grüne Männchen an der gegenüberliegenden Ampel. Sie blinzelte ein paar Mal und fing an zu lachen. Zoren ging an ihr vorbei ohne, dass sie ihm merkte. Er fühlte den Stein, er war ihm nah. Zwei Straßen weiter blieb er vor einem Haus stehen. Zoren fühlte den Stein, er befand sich in diesem Gebäude. Er schaute zu den Fenstern und sein Blick blieb an einem in der Zweite Etage. Langsam ging er dem Eingang zu, wo ein Vampir saß. Der sprang auf, verbeugte sich und machte die Tür auf.

 

»Zweite Etage Herr, die Tür mit dem goldenen Stern.« Sagte dieser und nahm wieder seine Position.

 

»Wie passend.« Sagte Zoren sarkastisch, und verschwand im Haus.

 

An der Tür stand in der Tat ein goldener Stern. Zoren zog ein Schlüssel aus seiner Jacke und schob ihn langsam in das Schloss. Der Schlüssel veränderte langsam seine Form und passte sich an. Lautlos ging die Tür auf und ein exotischer Duft schlug ihm ins Gesicht. Zoren hielt die Luft an und schaute auf die Ursache. Direkt vor der Tür stand eine Kommode auf der eine Art Duftspender stand. Das kleine ovale Ding blinkte und sprühte einmal. Zoren zog die Nase kraus und schloss die Tür. Rechts von der Kommode befanden sich zwei weiße Türen. An einem stand ein Aufkleber, dass ein kleines Mädchen auf dem Töpfchen zeigte. Die zweite Tür hatte einen mit Badewanne. Zoren ging nach links und blickte sich um. Wohnzimmer, nichts Besonderes. Links befand sich noch eine Tür, durch die er leise und regelmäßige Atemzüge hörte. Geräuschlos ging er auf die Tür zu und trat in das Zimmer ein. Süßer blumig-fruchtiger Duft stieg ihm in die Nase, und er sog ihm tief in die Lunge. Seine Haut fing an zu kribbeln, die Fänge kitzelten und wurden länger. „Sie ist es″ schoss ihm durch den Kopf. Zoren fühlte es, sein Wesen wollte gleich auf sie springen um endlich erlöst zu werden. Langsam ging er auf das Bett zu und beobachtete die Frau von der, nur die rotblonden Haare zu sehen waren. Sie lag auf der Seite, mit dem Rücken zu ihm gedreht. Zoren umrundete das Bett und blieb kurz stehen als sie sich auf die Rücken drehte und die Decke von sich strampelte. Erschrocken schnappte er nach Luft als sein blick von ihren Brüsten angezogen wurde, die durch das tiefe ausschnitt ihres Nachthemdes zu sehen waren. Nicht die prallen Brüste waren es die ihm schockiert haben, nein, es war das Muttermal dazwischen. Ein kleines baulicher sternförmiger Mall. Hass brodelte in ihm auf und er ballte seine Hände zu Fäusten. Er schaute in ihr Gesicht in Erwartung das Gesicht der hohen Magierin zu sehen, dem war aber nicht so. Sie war eine andere. Eine, dessen Schicksal es war hohe Magierin zu werden. Ihr Blut könnte entweder seine Erlösung oder endgültiges Verderben werden. Seine Erinnerungen an die hohe Magierin erwachten, und jede Narbe, die sie ihm zugefügt hat fing an zu schmerzen. Er könnte ihre Fänge beinahe auf jede Narbe spüren. Zoren kniff die Augen fest zusammen und zwang sich ins hier und jetzt.

 

Die Frau vor ihm lag ruhig da und schlief friedlich. Sie war schön, sehr schön sogar. Ihre Haare lagen um ihren Kopf wie eine weiche Wolke. Zartes herzförmiges Gesicht war entspannt, dunkele Augenbrauen und lange Wimpern, kleine gerade Nase und volle Lippen verleihen ihr ein Engelsgleichen Aussehen. Er fragte sich was für Augen sie hat. Ob sie so schwarz und leblos sind wie die Ihre Vorgängerin?

 

Er ging näher an sie heran und streckte seine rechte Hand über ihren Brustkorb. Der Stein an ihrem Hals fing an zu leuchten, Zoren schloss die Augen und konzentrierte sich. Er spürte die macht die in ihr schlummert, Kräfte, die nur darauf warten erweckt zu werden. Es wunderte ihn, dass sie das Ritual noch nicht vollzogen hat, sie war so weit. Mehr als das.

 

Als er die Augen öffnete, merkte er ein schwaches Licht auf dem Nachttisch. Ein Teelichthalter aus Kristall leuchtete in einem schwachem grün. „Segot″ schoss es ihm durch den Kopf. Geräuschlos verließ er die Wohnung, und zuckte sein Handy.

 

»In ihrer Wohnung ist ein Segot.« Sagte er als Maurice abhob.

 

»Verschwinde sofort, ich schicke ein paar Wachen vorbei.« Rief Maurice.

 

»Sie ist es. Ich will das du sie hier weg schaffst. Jemand wartet nur auf ihr erwachen.«

 

»Zoren, verschwinde schnell, wer auch immer den Segot postiert hat, wird sicherlich gleich auftauchen. Ich kümmere mich um sie. Wir sind in 5 Minuten da.« Sagte er und unterbrach die Verbindung.

 

Zoren schaute sich auf der Straße um, nichts deutete auf eine Gefahr. Der Wachmann Stand jetzt auf der anderen Straßenseite und nickte ihm zu, als Zeichen, dass alles in Ordnung war.

 

Zoren überquerte eilig die Straße und gesellte sich dem Wachen zu. Er wollte sicher sein, dass keiner vor Maurice das Haus betritt.

 

Paar Minuten später parkten drei Autos vor dem Haus. Maurice und elf von seiner Sicherheit Männer stürmten in das Haus.

 

Kurz danach kam Maurice und winkte Zoren zu sich.

 

»Segots liegen überall im ganzen Haus, sogar in ihrem Auto.« Ließ er Zoren wissen.

 

»Wir sollten sie mitnehmen.« Knurrte Zoren und schlug mit der Faust ins Armaturenbrett.

 

»Zuerst bringe ich dich nach Hause, die Sonne geht gleich auf.«

 

»Nein!« Brüllte Zoren. »Wir nehmen sie gleich mit.«

 

»Verdammt, hast du denn kein Vertrauen in mich? Lass mich das regeln.« Brummte Maurice und startete den Wagen.

 

Gerade als der Motor ansprang, bogen zwei Autos in die Straße. Beide spürten die Wesen, die drinnen saßen und fluchten laut.

 

»Zoren, lauf ins Haus!« Schrie Maurice als die ersten Schüsse fielen.

 

 

 

 

 

 

 

Blinzelnd liege ich im Bett und lausche. Ein lauter Knall hat mich aus dem Land der Träume gerissen. Noch einer, ich springe aus dem Bett und laufe auf das Schlafzimmer Fenster zu um zu sehen was da draußen los ist.

 

Vor ich es geschafft habe irgendwas zu sehen wurde meine Schlafzimmer Tür aufgerissen.

 

Mein Schrei bleibt mir im Hals stecken als sich jemand auf mich wirft und mich auf den Boden presst. Vor ich überhaupt nach Luft schnappen kann um nach Hilfe zu rufen, wird mir eine Hand auf den Mund gepresst. In der Todesangst versuche ich mich zu befreien, ich schreie in die Hand auf meinem Mund und schlage mit Beinen und Händen. In meiner Verzweiflung kratze ich das Gesicht des Mannes, der auf mir liegt. Er schnappt sich mit einer Hand meine Hände und drückt sie mir über den Kopf. Tausend Gedanken und grausamen Szenen schießen mir durch den Kopf. Ich sehe mich schon auf tausend verschiedene Arten gefoltert und getötet.

 

"Sei still ich werde dir nichts tun." Flüstert er nah an meinem Ohr. Doch ich wehre mich weiter hin, ich darf nicht aufgeben. Wer auch immer er ist, zu dieser Zeit in meine Wohnung einzubrechen und mir weiß zu machen, dass er mir nichts antun wird kann und darf ich ihm nicht abnehmen.

 

 

 

 

 

 

 

"Verdammt Elena hör auf, du wirst dich noch selbst verletzen. Ich tue dir nichts, ich will dir nur helfen. Hörst du denn nicht was da draußen los ist?" Knurrt er beinahe, und ich schnappe nach Luft. Er weiß wie ich heiße. Ich erinnere mich an eine Sendung wo aufgeklärt wird wie man sich als eine Geisel am besten verhalten soll und atme einmal durch und gebe mich geschlagen. Sein Griff bleibt fest, aber seine Hand lässt meinen Mund frei.

 

"Was wollen sie von mir?" Presse ich zwischen den Schluchzern und bin mir nicht sicher ob er die Frage überhaupt verstanden hat.

 

"Haben sie keine Angst, wie ich schon sagte ich tue ihnen nichts. Wir müssen hier raus, und zwar schnell."

 

"Bitte lassen sie mich gehen, ich sehe ihr Gesicht nicht und würde sie auch nicht wiedererkennen, bitte. Ich werde nicht zu Polizei gehen."

 

"Ich bin nicht ihr Feind, die da draußen sind es und wenn sie, sie schnappen haben sie ein großes Problem." Sagt er eindringlich und ich spüre sein Atem auf meinem Gesicht."

 

Mein armes Herz will einfach nicht aufhören wie verrückt zu rasen und ich atme ein paar Mal tief durch. Ich muss klaren Kopf bewahren, wenn ich aus der Sache heil rauskommen will.

 

"Wer sind sie? Was ist da draußen los?" Frage ich und gebe mein Bestes dem Mann Eindruck zu vermitteln, dass ich ihm glaube.

 

"Wer ich bin, ist unwichtig," sagt er und lässt meine Hände los." Wichtiger ist das sie auf mich jetzt hören und genau das machen was ich ihnen sage."

 

Von wegen Mister "glaub mir ich tue dir nichts, obwohl ich mitten in der Nacht in deine Wohnung eingebrochen bin.". Ich nicke brav und er steht von mir auf.

 

Verdammte scheiße, was für ein Riese. Der Einbrecher ist sicher zwei Meter groß und breit wie ein Kleiderschrank. Ich wundere mich wie er mich unter sich begraben konnte ohne mich umgebracht zu haben.

 

Er reicht mir seine Hand und da ich immer noch wie gelähmt am Boden klebe, bückt er sich und packt mich am Arm um mich wie eine Puppe in die Höhe zu befördern.

 

"Zoren!!!" Rief eine männliche Stimme aus meinem Wohnzimmer und ich zucke zusammen. Oh nein, er ist nicht allein!

 

"Maurice, wie sieht es da draußen aus?" Fragte der Mann neben mir. Zoren? Hat er ihn gemeint? Und was, um Himmels willen ist das für ein Name?

 

"Alles erledigt, aber wir müssen uns beeilen. Die Polizei ist unterwegs." Sagt der andere und tritt in mein Schlafzimmer ein. Oh, Gott. Noch so einer! Die Polizei, ich muss die Zwei nur lang genug ablenken bis die einträfen. Gott hilf mir!

 

"Halte sie fest!" Rief der zweite Einbrecher eine Sekunde vor ich Richtung Tür loslaufen konnte. Die kräftige Arme schlingen sich um mich und ich schreie frustriet auf.

 

"Lassen sie mich los, Hilfe!" Schrie ich so laut ich konnte, aber es half nichts. Der erste Einbrecher schleuderte mich nur über seine Schulter und lief so schnell wie ein Schatten durch das Haus. Mir wurde schlecht und ich bekam nur noch mit wie sich eine Autotür schloss. Stille, Frieden und dann ein erholendes nichts empfang mich.

 

 

 

Nach, und nach klärt sich mein vernebelter Verstand und ich vernehme leise Stimmen. Wie durch einen Tunnel kommt eine panische Frauen Stimme zu mir durch die um Gnade bettelt.

 

Ich drehe mein Kopf nach links von wo ich glaube die Stimmen zu hören, aber meine Augen bleiben geschlossen. Ich will sie anschreien still zu sein aber kein Ton verlässt mein Mund. Wie gelähmt liege ich da und spüre ein summen auf meinem Körper. Was ist hier los? Wo bin ich? Die Frau schreit jetzt, Jemand tut ihr weh. Ich will ihr helfen aber ich bin selbst hilflos.

 

Was geht hier vor sich? Was passiert hier? Dann kommt meine Erinnerung zurück und schrecke zusammen. Ich will schreien aber ich bin wie gelähmt, kann mein Körper nicht bewegen. Nur ein Stöhnen hinter geschlossenen Lippen ist mir möglich. Ich gerate in Panik, spüre mein Herz rasen aber was anderes will mein Körper nicht machen.

 

Plötzlich höre ich sich nähernde Schritte. Hilfe! Will ich schreien, kann aber nicht. Gott hilf mir! Ich spüre Schweiß an meiner Haut ausbrechen.

 

Plötzlich verschwindet das summende Gefühl von mir und meine Augen öffnen sich gleichzeitig wie meine Mund. Ich schreie und schreie, bis meine Stimme nicht mehr kann. Ich hole tief Luft und stoße sie wieder aus, wieder und wieder. Langsam lässt Panik nach und ich sehe mich hektisch um.

 

Ich liege auf einem Tisch und über mir ist ein Kronleuchter, der fast so groß ist wie der Tisch, auf dem ich liege. Das Licht blendet mich und ich kann kaum was erkennen. Erst als sich etwas vor das Licht schiebt kann ich meine Augen richtig öffnen und zucke gleich vor Schreck zusammen.

 

"Dr. Orlan." Meine überstrapazierte Stimme ist schwach und ich höre mich an wie eine junge Krähe.

 

" Wie geht es ihnen Frau Davis?" Fragt er als ob das ganz normal wäre, dass ich entführt bin und auf dem Tisch liege.

 

"Was mache ich hier? Was machen sie hier? Was..."

 

"Ganz langsam," sagt er und legt seine Hand auf meine Schulter. Ich fühle mich sofort ruhiger." Alles ist gut, glauben sie mir. Wir sind da um ihnen zu helfen. Ihnen wird nichts geschehen."

 

"Sagen sie mir was los ist, bitte." Obwohl ich ruhiger geworden bin habe ich immer noch Angst. Es ist so viel, es ist zu viel, nicht nur für eine Nacht, sondern für mein ganzes Leben.

 

"Kommen sie erst einmal auf die Beine. Ich bringe ihnen einen Tee." Langsam als wäre ich aus Porzellan greift er zu meiner Hand und zieht mich in sitzende Position und ich rutsche vorsichtig von der Tischkannte auf die Beine. Mir ist ein wenig schwindelig aber es lässt sich aushalten.

 

"Ich will keinen Tee. Ich will Antworten, Dr. Orlan." Ich versuche hart und entschlossen zu klingen aber mit krächzender Stimme ist das etwas schwierig.

 

"Alles zu seiner Zeit. Sie sollten sich zuerst etwas ausruhen, kommen sie ich bringe sie in ein Gästezimmer damit sie Ruhen haben. Hier unten kann es manchmal laut werden." Er schmunzelt und wirft einen Blick über die Schulter.

 

Erst da merke ich, dass wir nicht allein sind. Der Raum, in dem wir uns befinden ist mehr als sieben Meter lang und mindestens fünf Meter breit. Es handelt sich offensichtlich um ein Esszimmer da nur ein großer Esstisch mit glaube ich zwölf Sesseln drin steht. Außer ein paar Bilder an der Wand ist nichts mehr da. Eine Doppeltür führt aus dem Raum in ein Großes Foyer wo zwei Männer eine schlanke blonde Frau halten. Noch eine entführte Frau!

 

Als hätte sie mein Blick gespürt dreht sie den Kopf zu mir und meine Welt versinkt in einem Strudel aus Unglauben, Verwirrung und Schmerz. "Mama!!!"

 

"Elena!" Haucht sie schwach.

 

Ich reiße mich von Dr. Orlan los und laufe zu ihr. Ich weiß, dass, sie es nicht sein kann, aber meine Augen sehen meine Mutter. Kurz vor ihr werde ich von der Seite gepackt und aufgehalten und ich schreie frustriert auf.

 

" Lasst mich!" Ich winde mich und trete mit den Beinen aber es hilft nichts. "Mama!" Hauche ich schwach und spüre wie mich mit diesen Worten die Kraft verlässt.

 

"Sie ist nicht ihre Mutter!" Zischt mir jemand ins Ohr, während sich das summende Gefühl schwach über meinen Körper verteilt. Meine Bewegungen werden langsamer und ich sinke langsam zu Boden. Nein, nicht schon wieder!

 

"Bitte, nicht." Kommt es nur leise über meine Lippen. Ich weiß nicht was sie hier mit mir machen, aber eins ist sicher; es ist nicht normal, was auch immer sie mit mir gerade anstellen.

 

Das Gefühl gelähmt zu sein ist entsetzlich und ich bin mir nicht sicher was mir mehr Angst macht- gelähmt zu sein oder das Gewissen, dass jemand in der Lage sein kann mich absichtlich in diese Lage zu versetzten.

 

"Maurice!!!" Hallt es schneidend durch das Foyer und fast augenblicklich werde ich frei gelassen und das Summen verschwindet.

 

"Habe ich nicht gesagt, dass die Wahrsagerin zu mir gebracht werden soll?" Fragt der Mann, der soeben an der Treppe erschienen ist.

 

"Sie wollte zum Stern, Herr. Es hat gedauert sie ruhig zu stellen." Murmelt einer der Männer die, die Frau halten.

 

Noch etwas benommen hebe ich mein Kopf und schaue zu dem Mann an der Treppe. Ein wahrer Riese und an seiner Stimme erkenne ich den Mann, der mich entführt hat. Zoren, so heißt er, soweit ich mich erinnere. Er trägt einen schwarzen Anzug und ein Hemd in dunkel lila. Seine schwarzen Haare sind seitlich kurz geschnitten aber oben länger so dass sie ihm in die Stirn fallen, Gesicht fast grob kantig aber auf eine sehr maskuline Art schön. Doch seine Augen sind, wenn ich mich nicht irre schwarz, wie die Kohle. Etwas unheimlich Machtvolles umgibt ihn und alles um ihn herum schein zu schrumpfen, genau wie alle Anwesenden gerade jetzt.

 

Die Frau, die meiner Mutter unheimlich ähnlich aussieht zieht die Schultern ein und wimmert.

 

Wer ist er? Was will er von mir? Wollen sie mich umbringen? Warum? Tausende Fragen aber im Moment keine Antwort.

 

"Dr. Orlan. Bringen sie Frau Davis in ihr Zimmer und sehen sie zu das sie sich beruhigt." Sagt er ohne mich aus den Augen zu lassen. Erst jetzt merke ich das ich ihn wie hypnotisiert angestarrt habe.

 

"Warum bin ich hier?" Flüstere ich, er schein es aber zu hören und kommt die Treppen runter bis er vor mir steht.

 

"Weil sie hier hingehören." Sagt er nur und nickt jemandem hinter mir zu.

 

Ich werde hochgehoben und eine bleischwere Müdigkeit breitet sich in mir aus. Aus dem Augenwinkel sehe ich wie Zoren die Frau am Hals packt und sie hart an die Wand drückt. In seinen Händen scheint sie machtlos zu sein wie eine Puppe.

 

Wo bin ich hier nur geraten?

 

 

 

 

 

Ich muss auf dem Weg in den Armen von Dr. Orlan eingeschlafen sein. Ich liege in einem mir unbekanntem Bett mit goldbraunen Satin Bettwäsche. Das Zimmer ist geschmackvoll in hellen Tönen eingerichtet. Die kleine Lampe auf dem Nachttisch spendet genug licht um alles gut zu erkennen. Eine große Doppeltür gegenüber vom Bett, an der linken Wand zwei deckenhöhe Fenster mit weißen Gardinen und Goldenen Seitenteilen. Das Bett ist aus weiß lackiertem Holz genau wie der viertürige Kleiderschrank rechts und der Schminktisch neben der Tür. Links vom Bett ist eine Tür, die wahrscheinlich in ein Bad führt. Ich stehe langsam auf und hoffe das ich recht habe, denn ich muss dringend mal.

 

Ich seufze erleichtert als ich den Schalter betätige. Hastig schließe ich die Tür und laufe zu Toilette.

 

Wie lange bin ich denn hier? Ich schaue an mir runter und sehe, dass ich immer noch mein Nachthemd trage. Super! Ich will duschen, habe aber keine frische Kleidung. Sie haben wahrscheinlich an alles gedacht außer an die Klamotten als sie mich entführt haben, denke ich als ich ungeöffnete Zahnbürste und andere Hygiene Artikel am Waschtisch sehe.

 

Sie haben mich entführt, mir aber bis jetzt nichts wirklich Böses getan. Was soll das alles?

 

Es gab Schüsse vor dem Haus als sie mich weg brachten- also retteten sie mich vor irgendwem? Die Polizei wollten sie umgehen - Warum?

 

Der unheimliche Zoren meinte ich gehöre hier hin. Was bedeutet das?

 

"Wenn sie aus dem Bad kommen sage ich es ihnen." Donnert es vor der Tür und ich quicke erschreckt. Verdammt, ich habe doch nicht laut gesprochen. Werde ich verrückt?

 

"Nein und nein." Kommt es wieder durch die Tür.

 

Scheiße, das ist nicht normal. Aber so was von nicht normal. Ich wusste schon die ganze Zeit das hier irgendetwas nicht stimmt, jetzt ist das bestätigt.

 

"Kommen sie raus." Sagt er wieder und ich stehe hastig auf um mir die Hände zu waschen.

 

An der Tür hängt ein weißer Bademantel und ich wickle mich schnell darin ein um wenigstens nicht fast nackt da zu stehen.

 

Ein paar Mal tiefe Luft holen und los gehts. Langsam als ob hinter der Tür eine giftige Schlange auf mich wartet luge ich hinaus. Zoren steht neben der Zimmertür und beobachtet mich mit zusammengekniffenen Augen.

 

"Hätte ich ihnen was antun wollen, hätte ich es bis jetzt getan. Kommen sie endlich da raus, sie strapazieren nur meine Nerven mit der Katz und Maus Spiel."

 

So ein arrogantes Arschloch!

 

"Interessant wie vulgär sich die jungen Damen heut zu Tage ausdrücken." Sagt er deutlich verärgert.

 

"Sie lesen meine Gedanken, nicht wahr?" Frage ich dämlich. Es ist wohl offensichtlich, dass er das tut. Mein Alptraum scheint kein Ende zu haben. Ich meine, hej was ist schon dabei? Der Typ liest meine Gedanken. Ganz normal. Völlig in Ordnung. Oder? Klar doch.

 

Ich werde mich gleich Morgen einweisen lassen.

 

Er schnaubt abfällig, und mustert mich herabblasend.

 

"Warum haben sie sich versteckt?"

 

" Ich war auf der Toilette. Viel Versteck Möglichkeiten... "

 

"Ich meine nicht die Toilette!" Brüllt er plötzlich. " Ich meine warum haben sie sich von mir bis jetzt versteckt? Warum haben sie das Ritual noch nicht vollgezogen?"

 

"Ritual?" Ok, ich korrigiere mich. Nicht ich soll eingewiesen werden, sondern er.

 

Zwei Schritte und er ist bei mir. Ich schreie erschrocken und weiche einen Schritt zurück, doch er packt mich am Arm und drückt die andere auf meine Stirn. Ich blinzele und schon lässt er mich los.

 

"Das kann doch nicht wahr sein!" Stößt er zwischen zusammengekniffenen Zähnen und stürmt aus dem Zimmer raus.

 

Ok. Der Typ ist definitiv verrückt. Ich muss schauen, dass ich hier wegkomme. Schnell!

 

Mit pochendem Herz öffne ich die Tür und spähe hinaus. Niemand da. Langsam schleiche ich durch den Flur und lausche. Wenige Meter von mir sehe ich die Treppe und halte den Atem an. Bitte, Gott lass niemanden da sein! So leise wie möglich hasste ich die Treppen runter und merke erleichtert, dass, das Foyer leer ist. Jetzt oder nie! So schnell ich kann laufe ich auf die Tür zu und reiße sie auf. Nein!!! Vor der Nächste Tür steht ein Bär von einem Mann und grinst mich an.

 

"Sie dürfen sich im ganzen Haus bewegen," sagt er grinsend. " Aber nicht das Haus verlassen, tut mir leid. Ich meine, in diesem Outfit so wieso nicht!" Raunt er und starrt mein Oberkörper an.

 

Ich senke denn Blick und merke, dass der Bademantel verrutscht ist. Hastig richte ich den Oberteil und drehe mich um.

 

Lüsterner Widerling!

 

"Derek!" Ich zucke schon wieder zusammen, als keine drei Meter von mir der Mann auftaucht der mich hier vor, glaube ich wenigen Stunden festgehalten hat. Mit der Zeit habe ich es nicht mehr so, seitdem ich hier bin. Wie lange bin ich eigentlich hier?

 

"Gibt es Probleme?" Fragt er und schaut uns abwechselnd an.

 

"Nein, Ich habe nur der Dame die Regeln erklärt." Antwortet dieser grinsend.

 

"Frau Davis, alles in Ordnung?" Ich kann nicht anders als ungläubig zu kichern. Ob alles in Ordnung ist?

 

"Ich sage ihnen jetzt was, sie Dummkopf! Gar nichts ist in Ordnung. Was glauben sie eigentlich wer sie sind? Ihr alle, was glaubt ihr wer ihr seid? Mich einfach zu entführen, irgendwie manipulieren, mich einsperren und mich dann fragen ob alles in Ordnung ist. Gar. Nichts. Ist. In. Ordnung Verdammt!"

 

"Orlan!" Ruft er nur besorgt.

 

Sofort erscheint dieser an der Treppe.

 

"Nein! Bleib mir vom Leib! Was auch immer sie mit mir anstellen, ich will es nicht!" Schreie ich hysterisch. Sie sollen aufhören Sachen mit mir zu machen die mich glauben lassen verrückt zu sein. Ich will aufwachen und über diesen Traum lachen aber ich weiß, dass ich nicht Träume und das macht es umso schlimmer. Ich will das es nur ein Traum ist.

 

"Bitte, bitte, lass es nur ein Traum sein." Murmele ich vor mich hin während sich die Bleischwere Müdigkeit in mir ausbreitet." Bitte. Bitte. Bitte." Flüstere ich wie in der Trance.

 

"Lass sie nicht einschlafen. Sie soll sich nur beruhigen." Sagt der Mann neben Mir.

 

" Ich heiße Maurice. Ich will ihnen nichts tun, hier sind sie in Sicherheit. Vertrauen sie mir. Wir werden ihnen nichts tun." Redet er auf mich ein. Ich kann nur nicken, denn plötzlich ist es mir egal. Alles ist unwichtig, klein und bedeutungslos.

 

"Langsam loslassen." Er beugt sich zu mir und zieht mich hoch. " Besser?" Fragt er sichtlich interessiert. Ich nicke.

 

"Kommen sie, ich glaube sie sollten was essen. Sie haben doch Hunger, oder?"

 

Ich habe zwar keine Lust jetzt was zu essen, obwohl ich den Hunger spüre aber ich lasse mich von Maurice in die Küche führen. Was soll ich denn sonst machen?

 

Ich fühle mich benommen und weiß das Dr. Orlan dafür verantwortlich ist. Es kommt mir nur gelegen da ich keine Kraft mehr habe um, mich zu wehren oder an meiner Situation was zu ändern. Am besten sollte ich gar nicht denken, sonst werde ich, glaube ich verrückt. Wenn ich es schon längst nicht bin.

 

So neben bei nehme ich die Küche wahr. Sie sieht steril aus, wie eine Hotelküche.

 

Maurice führt mich zu einem Tisch und lasse mich auf das Sessel wie ein Kartoffelsack plumpsen.

 

"Orlan, ich finde du übertreibst." Höre ich Maurice sagen und meine Wahrnehmung ändert sich ein wenig.

 

"Tut mir leid, Frau Davis." Sagt dieser und setzt sich mir gegenüber." Ich werde sie jetzt langsam loslassen und bitte versuchen sie ruhig zu bleiben dann beantworten wir alle ihre Fragen. In Ordnung?"

 

Ich nicke und sehe ihn zufrieden lächeln. Maurice stellt mir gerade ein belegtes Brot und ein Glass Wasser auf den Tisch und setzt sich zu uns.

 

"Warum bin ich hier?"

 

"Essen sie und ich werde ihnen alles von Anfang an erzählen." Sagt Maurice auffordernd und schiebt mir den Teller zu.

 

Ich greife nach dem Brot und beiße ab. Lust auf essbares habe ich immer noch nicht aber ich kaue und schlucke ohne was zu schmecken.

 

"Ich esse, also?"

 

"Nun, gut, " Maurice verlagert sein Gewicht auf dem Sessel und schaut kurz zu Dr. Orlan der nur kaum wahrnehmbar nickt. " Sie sind hier, weil sie etwas haben, dass keiner sonst hat." Ich mache schon denn Mund auf aber er unterbricht mich mit einem mahnend erhobenen Finger. „Nicht reden, essen. Sie müssen zuhören denn wie ich von Zoren erfahren habe wissen sie nichts über ihre Herkunft und das muss ich ihnen erzählen damit sie den Grund ihres Aufenthalts hier verstehen können." Ich nicke wie benommen. Meine Herkunft? Was ist damit?

 

"Sie stammen aus einer Linie der Floralis, eine sehr alten Blutlinie und nicht zu vergessen eine sehr mächtige Blutlinie. Du hast immer geglaubt allein zu sein, bist du aber nicht. Du hast ganz schön viele Verwandte, die unserm Herrscher treu ergeben sind. Vor fast siebenhundert Jahren kam eine von euch zu Welt die, die größte Macht besaß und an der Seite des damaligen Herrscher Mikon stehen sollte. Einige Zeit war alles in Ordnung doch dann geschah etwas. Keiner weiß genau was aber die Hohe Magierin tötete Mikon und nahm Zoren gefangen, seinen Sohn. Sie herrschte nicht lange denn Zoren schaffte es sich zu befreien und tötete sie. Vor sie gestorben war verfluchte sie Zoren und genau deswegen bist du hier: Um den Fluch aufzuheben."

 

"Moment. Wie kommen sie auf die Idee das ich Simsalabim und so was kann? Ich meine, Magier ... hallo!!! Ich kann nicht mal mein Gasherd einschalten ohne etwas in Brand zu setzen."

 

"Sie können es auch nicht. Noch nicht!" Er warf Dr. Orlan einen Blick und ich spürte schon wieder diese merkwürdige Ruhe. Ich sah zu Dr. Orlan und wollte schon sagen, dass ich das nicht will aber er zeigte nur mit dem Kopf zu Maurice. Ich drehte mich um und wünschte ich hätte es nicht getan.

 

Maurice grinste und offenbarte mir damit seine spitze Eckzähne. Seine braunen Augen glühten wie in hohem Fieber und in seiner Hand knisterten gelbe Funken.

 

Ich schnappte mehrmals nach Luft, knif die Augen fest zu und öffnete sie aber an seiner Erscheinung änderte sich nichts.

 

"Sehen sie? Ich sehe ganz normal aus und trotzdem bin ich ein Vampir, warum sollten sie nicht eine Magierin sein?" Er nickte Dr. Orlan wieder zu und die Ruhe verschwand. Komplet.

 

Ich blieb sitzen. Erstarrt. Öffnete mehrmals mein Mund und schloss ihn wieder. Vampir. Magier. Was noch? Ich habe nie im Leben gedacht, dass es so was geben kann. Märchen? Von wegen.

 

Ich saß da und sah wie Maurice sich wieder veränderte und mich neugierig musterte. Vom ersten Moment fand ich sie alle eigentlich außergewöhnlich oder auch unheimlich aber so was habe ich wirklich nicht erwartet. Meine Vermutung wäre eher so was wie FBI oder Organen Händler, Kriminale oder geheim Organisationen. Aber keine Vampire!

 

" O mein Gott!" Presste ich erstickt. In meinem Kopf herrschte reines durcheinander. An welcher Kreuzung bin ich im Leben falsch abgebogen? Das darf, das kann nicht wahr sein. Doch ich sah es mit eigenen Augen. Ich spürte es auf eigener Haut. Und das aller schlimmste - ich träume nicht!

 

"Ihre Mutter wusste das wir ein Stern suchen, hat sie aber versteckt, was sie zu einer Verräterin macht. Jetzt wissen wir warum sie das gemacht hat. Sie sind nicht nur magischen Blutes, das in der Nacht des roten Mondes zu Welt kam, sondern Nachkomme der Floralis somit die nächste hohe Magierin. Ihre Mutter wusste wie sehr Zoren Ihre Vorgängerin gehasst hat und dachte wahrscheinlich er würde sie gleich töten. Uns ist aber nicht klar warum sie nichts davon wissen. Sie sind nicht nur für uns sehr wertvoll, sondern für andere auch. Mit dem Unterschied, dass sie für uns nur als lebende Magierin wertvoll sind. "

 

"Was soll das bedeuten?"

 

"Das es Wesen gibt, die nur darauf warten, dass ihre Macht sich von alleine weckt und sie verwundbar macht, dann kann jedes Wesen sich ihre Macht bemächtigen."

 

"Scheiße!" Flüstere ich.

 

"Genau das wäre es für uns. Und für die Menschen."

 

"Aber warum hat meine Mutter das getan?" Ich bin entsetzt. Warum? Sie hat mich doch geliebt, ich weiß es. Sie hätte nie gewollt das mir etwas passiert.

 

"Das versuchen wir gerade heraus zu finden." Kommt von der Tür, die gerade geöffnet wurde. Zoren, mein bis jetzt schlimmsten Albtraum kommt in die Küche, gefolgt von der Frau, die meiner Mutter so ähnlich aussieht. Sie folgt ihm nicht freiwillig wie ich sehe, sie wird an den Haaren geschleppt und gegen die Küchenschränke geschleudert. Zusammen mit den klirrenden Gläsern fällt sie zu Boden und keucht schmerzerfüllt." Und meine Information Quelle ist so ziemlich trocken." Sagt er kalt und lehnt sich neben ihr an die Küche.

Maurice erhebt sich und hockt sich neben der Frau. " Emerson, ich rate dir zu reden so lange du noch die Zunge dafür hast. Du hast sicherlich Verständnis für unseren Unmut, nicht wahr Emerson? Zoren wird sich nicht lange zurückhalten können und dann... " Er lässt denn Satz in der Luft hängen und mir sträuben sich die Haare zu Berge. Seine Hand umschließt das Kinn der Frau und ich höre ein widerliches knacken. Seine Freundlichkeit und Ruhe sind nur ein Trugbild. Er ist ein Verdammter Soziopath.

"Maurice, muss das sein? Ich hatte heute schon genug zu tun." Dr. Orlan springt zu ihnen und ich sehe wie die Frau die Augen verdreht. Er legt seine Hand sanft auf ihr Gesicht und dreht sich zu mir. „Ich muss ihr helfen, erschrecken sie sich nicht, ich werde meine Ruhe von ihnen nehmen müssen um Emerson zu heilen."

Heilen? Ich spüre schlagartig die Panik hochsteigen und atme tief ein und aus. Ich glaube, ich bekomme einen Schlaganfall, mein Körper fühlt sich taub an und mir ist schwindelig. Ich sehe es, kann aber nicht glauben, was vor meinen Augen passiert. Ich bin von Übernatürlichen Kreaturen umgeben und soll auch noch zu ihnen gehören, zu Kreaturen wie Vampire, Zauberer und Wahrsager. Kreaturen, die mit bloßer Hand Kiefer brechen und diejenigen die es im nu heilen.

"Hört auf." Wispere ich und schließe die Augen. "Hört bitte auf."

"Bringt sie weg." Belt Zoren.

"Nein, bitte", meldet sich die Frau kaum hörbar." Lasst mich mit ihr reden, bitte. Ich werde euch danach sagen was ihr wissen wollt." Sogar ihre Stimme ähnelt der von meiner Mutter. Ich mache die Augen auf und sehe zu der Frau die Maurice jetzt fest im Griff hat.

"Was bringt dir das, Seherin? Hm?" Zoren baut sich vor ihr auf und ich sehe wie seine zu Fäusten geballte Hände die Farbe ändern. Schwarz. Das kann nichts Gutes bedeuten. Ich habe Angst, besser gesagt ich mach mir gleich in die Hose aber ich muss da zwischen gehen. Sie sagten doch ich wäre hier in Sicherheit und dass sie mir nichts antun werden.

"Sie sieht meiner Mutter ähnlich. Wer ist sie?" Frage ich zögerlich und Zoren dreht sich zu mir um.

"Eine Verräterin. Sie ist eine Verräterin, die mein Leben beenden will, genauso wie deines."

"Nein, das stimmt nicht. Ich würde es nie Wagen euch zu hintergehen Herr." Wimmert sie." Ihr wisst, dass ich über meine Familie nicht hellsehen kann. Ich wusste nicht, dass Elena eine Hohe ist."

"Aber ein Stern!" Donnert Maurice und verdreht ihre Arme bis sie schreit.

"Hört auf!" Ich kann es nicht mehr ansehen. "Bitte, tut ihr nicht mehr weh. Ich würde auch mit ihr gerne reden." Zorens ablehnender Blick trifft mich und ich fröstele wegen der Kälte, die er verbreitet. „Bitte. Wenn sie meine Tante ist, würde ich gerne mit ihr reden. Dann mache ich was auch immer ihr von mir wollt." Die Worte sind raus bevor ich über ihre Tragweite nachdenken kann.

Ich sehe wie sich sein Blick verändert, nur kurz, dann ist er schon wieder Eisklotz in Person. Er nickt kurz und dreht sich zu Wahrsagerin. "Keine Lügen Wahrsagerin sonnst bist du tot."

 

 

Ich sitze Emerson, meine Tante gegenüber und staune immer noch über ihre Ähnlichkeit mit meiner Mutter. Einige Meter von uns entfernt sitzen Zoren und Maurice. Nach dem ich aus der Küche von eine Jungen Frau die sich als Irina vorstellte, abgeholt wurde, habe ich geduscht und mir Jeans und eine Bluse von Irina angezogen.

Ein wenig klarer im Kopf und ruhiger, auch ohne Hilfe von Dr. Orlan versuche ich die ganzen Informationen zu verarbeiten. Das wird sicherlich dauern. Ich habe es nicht gewagt Irina zu fragen ob sie "normal" ist. Ich wollte nicht den Schein eine ganz gewöhnliche jungen Frau zerstören, obwohl ich mir sicher bin, dass hier keiner " normal" sein kann.

"Was ist mit Estel passiert?" Fragt Emerson mit Tränen in den Augen.

"Estel?" Frage ich verwirrt.

"Deine Mutter. Sie hieß früher Estel." Klärte sie mich auf. Interessant, also ist sie doch untergetaucht.

" Autounfall." Darüber will ich eigentlich nicht reden. Es sind erst paar Jahre her, tut aber immer noch furchtbar weh. Emerson nickt betroffen und senkt den Kopf.

"Ich habe es gespürt, wusste aber nicht was und wo es passiert ist. Es tut mir so leid, dass ich nicht bei dir sein konnte." Ihre Stimme ist heiser vor Schmerz und ich sehe die Tränen auf ihre Hände tropfen.

Ja, es wäre gut gewesen Familie in dem Moment zu haben. Hatte ich aber nicht.

"Warum weiß ich nichts von dir? Warum hat Mama mir nie was erzählt?"

"Alles was sie wollte war, dir ein normales Leben zu ermöglichen. In unsere Nähe wäre das nicht möglich gewesen. Wenigstens, so lange es ging. Sie wollte nicht, dass du ihr gleich entrissen wirst, sie hatte panische Angst davon. Jetzt verstehe ich auch warum." Sagt sie betrübt.

"Was ist an mir denn so besonders? Ich verstehe nicht, ich habe keine Gaben. Ich bin gewöhnlich..."

"Du bist alles andere als gewöhnlich Elena, du bist was ganz Besonderes. Ich wusste es nicht aber Estel schon. Sie hate Angst, dass Zoren dich gleich töten wird sobald er von deiner Existenz erfährt. Das wollte sie um jeden Preis verhindern. Jetzt verstehe ich es endlich. Leider zu spät."

Wenn ich so besonders bin, warum fühle ich das nicht? Ich habe nie was Ungewöhnliches gemacht oder gesehen.

"Was bin ich dann? Kann ich auch so ... hokus pokus..." Ich sehe sie unsicher an, und sehe sie milde lächeln.

"Kein hokus pokus. Du würdest es eher "krasses Zeug" nennen aber das wäre auch richtig. Du bist auserwählt worden die nächste hohe Magierin zu werden." Ich sehe sie erstaunt an und obwohl ich hier schon in so kurzer Zeit unmögliche Sachen gesehen und erlebt habe finde ich ihre Aussage mehr als unglaubwürdig. Ich eine Magierin? Wie? Ich bin ein Angsthase und obendrauf noch ein Tollpatsch wie aus dem Bilderbuch. Wie sollte jemand wie ich, Magie beherrschen? Ich würde nicht nur ein Haus in die Luft sprengen, sondern die ganze Erde.

Das ist so verrückt. Hätte ich nicht gesehen wie sich Maurice verändert hat würde ich sie auslachen. Ich schaue zu unseren Bewachern und meine Augen treffen die von Zoren. Er sieht mich so an, als ob er mich am liebsten töten würde. Ein Schaudern durchfährt meinen Körper, als ob mich jemand mit Eiswasser übergossen hätte.

"Ich will es aber nicht. Ich will diese Macht nicht haben. Es macht mir Angst nur daran zu denken." Sage ich an meine Tante gewandt. Ich ertrage es nicht länger in die schwarzen Augen zu sehen, die mich so hasserfühlt ansehen.

 

"Es führt kein Weg daran vorbei."

"Natürlich tut es das." Mischt sich Maurice ein, der von seinem Buch hochblickt und mich fixiert." Du stirbst am Ausbruch." Fügt er hinzu und widmet sich wieder seinem Buch, als wäre es das normalste der Welt jemandem zu offenbaren, dass er sterben wird. Ich höre von irgendwo ein Geräusch von zersplitterndem Holz bin aber zu schockiert um weiter darüber nachzudenken.

"Was?"

"Keine Angst. Du bist zum Glück jetzt in den richtigen Händen." Emerson beugt sich vor und streckt ihre Hand um sie an meine zu lege, da wird sie plötzlich durch den ganzen Raum geschleudert und landet hart an der Wand.

"Nicht anfassen!" Brüllt Zoren.

Ich springe und laufe zu meiner Tante. Vor ich sie erreicht habe baut sich Zoren vor mir auf und packt mich an den Armen.

"Ruhig, Zoren." Maurice taucht hinter ihm auf und legt eine Hand auf seine Schulter." Für sie ist alles noch neu und wahrscheinlich denkt sie du würdest die Wahrsagerin töten."

Kein Mensch würde so eine Behandlung unbeschadet überstehen, das ist mal sicher. Ich versuche mich aus seinem Griff zu befreien ohne ihm in die Augen zu sehen. Ich will Emerson helfen aber da sehe ich sie schon aufstehen und müde lächeln.

"Hast du noch Fragen an die Wahrsagerin?" Fragt Zoren und lässt mich loß. Automatisch greife ich nach meinen Armen um den Schmerz zu mildern und etwas Spitzes bohrt sich in meine Handflächen. Ich schaue verwirrt auf meine Hand und sehe ein Holzsplitter, der sich in meinen Zeigefinger gebohrt hat. Wo kommt der nur hier?

Maurice packt meine Hand, entfernt den Splitter und drückt mir ein Taschentuch darauf.

"Danke." Ich sehe erstaunt zu ihm, aber er hat sich schon umgedreht und nimmt wieder sein Platz in der Ecke. Die Handlehne des Stuhls, auf dem Zoren gesessen hat ist zerbrochen. Daher die Splitter! Plötzlich fühle ich mich so müde, dass alle Kraft mein Körper verlässt. Ich habe Mühe auf den Beinen zu bleiben und wende mich meinem Platz wieder um mich zu setzen. Jeder Schritt erweist sich als eine Hürde, die kaum zu schaffen ist.

"Was ist mit ihnen?" Ich höre Zoren dicht hinter mir fragen und das gibt mir den Rest. Meine Beine versagen und ich stürze zu Boden. Ich werde nicht aufgefangen so wie in einem Märchen es oft der Fall ist, nein, ich knalle auf den Boden wie ein Kartoffelsack. Schmerz schießt durch meine Schulter aber ich bleibe liegen. Keine Kraft mehr. Ich will nur noch schlafen, schlafen und vergessen. Ich schließe die Augen und ergebe mich allumfassenden Dunkelheit und verdränge alles um mich herum.

 

Irina sitzt neben mir und streichelt mein Haar. Ich schrecke zurück und sehe mich im Zimmer um. Wir sind allein in dem Zimmer wo ich bis jetzt untergebracht war.

"Ruhig, es ist alles in Ordnung." Versichert sie mir mit einem milden Blick.

Nichts ist in Ordnung. Ich sehe Licht durch die Fenstervorhänge durchdringen und frage mich wie spät es sein könnte. Oder welcher Tag heute ist. Seitdem ich aus meiner Wohnung entführt wurde habe ich das Gefühl für die Zeit verloren. Das andauernde in Ohnmacht fallen oder was auch immer die Verrückten mit mir anstellen, hat mir mein Zeitgefühl geraubt.

"Komm, stehe auf und geh duschen. Ich habe dir neues zu anziehen besorgt und in den Schrank gelegt damit du was Eigenes hast. Ich mache dir inzwischen was zu essen. Du musst am Verhungern sein."

Bin ich auch, mein Magen fühlt sich wie ein schwarzes Loch, bereit alles um sich herum zu verschlingen. Ich erhebe mich schwerfällig und gehe ins Bad.

"Wie spät ist es eigentlich? Und welchen Tag haben wir heute?" Frage ich an der Tür.

"Montag, 17:47 Uhr. " Zwitschert sie und verlässt das Zimmer.

Oh, Gott! Meine Arbeit. Marion wird toben. In der Bibliothek war immer viel los und jetzt noch ohne mich werden sie unter Arbeit begraben sein. Ich bin so was von gefeuert. Als ob das meine größte Sorge wäre? Mir entschlüpft ein hysterisches Lachen und ich drücke mir die Hand auf die Lippen.

Vor dem Spiegel bekomme ich den nächsten Schock. Ich sehe wie eine richtige Hexe aus. Wie passend. Meine Mascara hat sich erstaunlich breit über mein Gesicht verteilt und meine Haare stehen in allen Richtungen ab.

Ich lasse mir Zeit beim Duschen und erledige das was jede Frau regelmäßig zu machen hat. Auf der Ablage stehen alle mögliche Pfegeprodukte sowie Rasierer und Epilierer. Dem Epilierer werfe ich nur einen bösen Blick. Nie wieder.

Nachdem ich den Kleiderschrank inspiziert habe, entscheide ich mich für graue Leggings und ein hellgraues Strickkleid, das mir bis zu den Knien reicht. Auf die Schuhe verzichte ich und verlasse das Zimmer nur in Socken. Keiner zu sehen oder zu hören. Das Haus ist wie ausgestorben doch sollte ich mich für eine Flucht entscheiden, würde ich sicherlich auf so einige Bewohner stoßen. Unterwegs binde ich meine inzwischen fast trockene Haare zu einem lockeren Dutt und betrete die Küche.

Irina kocht. Und wie sie kocht. Ihre Bewegungen sind so schnell, dass ich mühe habe ihre Hände zu erkennen. So viel zu meiner Vorstellung von einer normalen Frau. Auf einmal sehe ich sie mit anderen Augen und fühle mich alles andere als Wohl.

"Komm, stehe nicht so blöd da. Ich beiße nicht." Dabei kichert sie wie ein kleines Mädchen. „Wirklich nicht. Ich trinke nur, wirklich nur aus dem Glass."

Was sie ist, steht wohl auf der Hand. Und sie sieht ganz normal aus. Wie viele von Ihnen habe ich schon getroffen ohne es zu merken?

"Tut mir leid, es ist alles neu für mich. Ich glaube mein Verstand weigert sich euch zu akzeptieren." Ich versuche es wirklich. Mir ist inzwischen klar, dass diese Wesen real sind, doch damit klar zu kommen wird sehr schwer für mich sein. Ich wunder mich wie ich all das, bis jetzt überlebt habe. Ich glaube, wenn sie mich jetzt nach draußen lassen würden, würde ich schreiend weglaufen. Direkt in eine Irrenanstalt.

"Ich kann dich gut verstehen. Glaub mir ich war genauso neben der Spur damals."

"Du bist nicht so geboren?"

"Nein, mein Franko hat mich verwandelt." Ihre Augen glitzern verträumt und sie kommt auf mich zu." Auf den ersten Blick ist alles, ohne Ausnahme einfach nur schrecklich. Hast du aber ein Grund um weiter zu leben dann ist alles halb so schlimm."

"Was war dein Grund?" Frage ich leise.

"Na Franko, mein Mann. Du kennst ihn als Dr. Orlan."

Aha, Dr. Orlan ist also einer der Menschen verwandeln kann, in was auch immer. Ich brauche dringend Crashkurs für diese neue Welt.

"Und was bist du?" Frage ich zaghaft.

"Vampirin. Genau wie fast alle hier."

Ok, also sie sind alle Vampire. Wie beruhigend. Ich wundere mich nur warum ich heute so ruhig darauf reagiere. Ich drehe mich um und halte Ausschau nach Dr. Orlan, er ist aber nirgendwo zu sehen. Sein Einfluss ist es also nicht. Kann es sein, dass es Irinas verdienst ist?

" Sag mal, beeinflusst du mich gerade irgendwie? Ich meine, nichts für ungut aber normaler weise sollte ich spätestens jetzt schreiend durch die Wand laufen."

Sie lacht und stopft sich eine Paprikascheibe in den Mund. Sie isst?

"Nein, ich beeinflusse dich nicht." Sie wischt sich die Hände an einem Tuch ab und wirft ihre blonde Locken nach hinten. Sie hat braune Augen die jetzt amüsiert glitzern und schmale Lippen in ein Lächeln verzogen. Sie ist schlank, fast mager. Sollten Vampirinnen nicht, wie in den Büchern ordentliche weibliche Kurven haben? Abgesehen von ihrem Gesicht ist alles an ihr eher burschikos." Das kann ich gar nicht. Ich bin keine Mentale. Meine Vorzüge sind in meinem Körper der mehr Kraft hat als manche Vampire zusammen."

Kopfschüttelnd setze ich mich an Küchentisch und vergrabe mein Gesicht in den Händen. Während Irina weiter kocht, zermalme ich mir das Gehirn mit allen Sachen, die ich in so kurzer Zeit erlebt habe.

Ich verstehe es noch nicht, warum sie mich hier brauchen. Ein Fluch, Geheimnisse meiner Mutter, Vampire, Zauberer. Es ist alles so abartig surreal. Und ich mitten drinn. Auf einen Schlag hat sich mein Leben komplett verändert. Und zwar auf eine Art, die mir kein Mensch je glauben würde. Ich habe es gesehen und gespürt, trotzdem kann ich es noch nicht richtig glauben.

"Nicht erschrecken, Elena." Ich hebe mein Kopf und will schon fragen was es jetzt schon wieder sein soll und schon fliegt die Küchentür auf und eine Horde von Männern stürmt hinein.

"Essen!!!" Ruft einer, und meine Nackenhaare richten sich auf. Irina lacht und schmeißt eine Tomate nach jemanden.

"Ihr seid verrückt. Hört auf mit dem Blödsinn sonnst stifte ich sie an, sich später dafür zu rächen." Sie lacht weiter und kommt auf mich zu. „Von keinem hier musst du Angst haben, wir sind eine Familie, die zu einander hält, egal wer oder was einer ist."

"Gut zu wissen." Murmele ich und mustere die Horde, die sich gerade an das Essen her macht. Einige stopfen sich gleichzeitig den Mund und die Teller voll, während andere sich am Kühlschrank zu schaffen machen. Immer wieder werfen sie mir neugierige Blicke, die mich nervös machen. Gläser klirrt, rote Flüssigkeit fließt, von der ich am liebsten denken würde, es wäre Tomatensaft. Dem genüsslichen Stöhnen nach, ist es sicher kein Tomatensaft.

"Verdammte Scheiße." Flüstere ich benommen.

Irina schiebt ein Teller mit Schnitzel und Pommes zu mir und schlägt jemandem auf die Finger der sich gleich eine Pommes schnappen will. „Finger weg Finnigan." Schimpft sie und setzt sich zu mir. Mein Appetit ist verschwunden, genau wie die heile Welt, in der ich bis jetzt gelebt habe. "Wenn es um Essen geht, verwandeln sich diese Arschlöcher in ungezogene Kinder, die seit Monaten kein Essen gesehen haben." Flüstert sie mir zu. Ich sehe sie an und bringe kein Wort zu stande.

"Sie ist es, nicht wahr?" Höre ich eine zarte Mädchenstimme fragen. Ein Kind? Plötzlich sind alle Geräusche verstummt und die Blicke auf diejenige hinter mir gerichtet.

"Maria!" Ruft Irina überrascht. "Liebes, was machst du hier?" Ich drehe mich um und sehe eine, Aussehen nach, Sechzehnjährige. Große himmelblaue Augen, schwarze lange Haare und eine zierliche Figur. Sie sieht mich auf eine merkwürdige Art an, als ob sie durch mich sehen kann. Blass wie ein Geist steht sie mit unbewegter Miene da.

"Ich wollte sie mir ansehen. Zoren ist außer sich, seitdem sie hier ist." Sie kommt ein Schritt auf mich zu und ich zucke zusammen als ihre Hand meine Schulter berührt.

"Maria ist blind", flüstert mir Irina zu." Sie braucht Körperkontakt um jemanden auf ihre Art zu sehen."

Ich nicke und schon lässt mich Maria los. "Wir sehen uns später.“ Sie lächelt mich herzlich an und verlässt die Küche.

"Das war beeindruckend." Flüstert Irina." Sie mag keine Fremde Menschen und lächelt eigentlich nie. Außer bei Zoren."

"Warum?" Frage ich verwirrt. Ist sie seine Freundin? Ich könnte es mir gut vorstellen. Beide sind unheimlich.

"Sie ist so was wie seine Schwester. Zoren und Maurice sind die einzigen die ihr am Herzen liegen und ihre Aufmerksamkeit genießen. Sie ist eigentlich sehr zurückhaltend und verlässt kaum ihr Zimmer. Dass sie es deinetwegen gemacht hat muss was bedeuten."

"Und, das wäre?"

"Keine Ahnung was sie in Menschen sieht, wenn sie einen berührt aber bei dir muss sie was gesehen haben, dass ihr gefällt. Normalerweise dreht sie sich um, ohne ein Wort zu sagen und geht."

"Sie hat mich aber gerade zum ersten Mal gesehen. Wie konnte sie wissen, dass ich ihr gefallen könnte."

"Über Maurice und Zoren. Wahrscheinlich hat sie dich, über sie gesehen."

Interessant. Ich mache mich über das, schon kalte Essen her. Nicht weil ich Hunger verspüre, sondern weil mein Bauch anfängt weh zu tun und mir langsam schwindelig wird.

Irina räumt inzwischen die verwüstete Küche auf und summt vor sich hin. Es ist mehr als irritierend sie dabei zu beobachten. Sie huscht von einer Ecke zu der anderen und in nicht mal fünf Minuten sieht die Küche wieder blitze blank. Erstaunlich.

Durch das Fenster sehe ich, dass, es schon dunkel geworden ist. Da Irina und die Anderen die ganze Zeit, wo es noch hell war, sich hier aufgehalten haben, müssen sie Sonnenlicht vertragen können. Daran habe ich gar nicht gedacht. Noch ein Mythos. Irgendwie bin ich auch neugierig was so alles stimmt und was nicht.

Als hätte sie meine Gedanken gelesen dreht sie sich zu mir um. „Du hast Fragen, stimmt?"

Ich nicke. Und wie ich Fragen habe, wage es bloß nicht, sie zu stellen. Sie grinst und deutet mit dem Kinn Richtung Tür. „Franko und Maurice erwarten dich im Wohnzimmer. Geh, wir sehen uns später." Ich folge ihr nach draußen, wo sie mir, mit der Hand nach rechts zeigt, gegenüber von Speiseraum. Ich betrete zaghaft das modern schwarz-weiß eingerichtete Wohnbereich und bleibe unschlüssig stehen. Maurice und Dr. Orlan sitzen sich auf den schwarzen Ledersofas gegenüber und sprechen leise miteinander. Als sie mich bemerken, winkt mich Dr. Orlan zu ihnen. „Komm Elena, setz dich bitte zu uns."

Ich setze mich instinktiv so weit weg es geht. Am liebsten würde ich den schweren Ledersessel noch weiter weg verschieben. Oder gar nach draußen. Seitdem ich gesehen habe, wie Maurice, Emerson seelenruhig den Kiefer mit zwei Fingern gebrochen hat, habe ich noch mehr Angst vor ihm.

Der Mistkerl beobachtet mich amüsiert, als ob er genau wissen würde worüber ich gerade nachdenke. Moment! Zoren hat doch auch meine Gedanken gelesen!

"Könnt ihr Gedanken lesen?" Frage ich daher direkt. Maurice bricht in schalendes Gelächter aus und Dr. Orlan schaut mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.

"Nein, das kann nur unser Herr. Maurice hat wahrscheinlich dein Drang oder deine Absicht weg zu laufen gespürt." Dr. Orlan wirft Maurice einen genervten Blick." Er ist ein Jäger, und da du wahrscheinlich an Flucht dachtest fand er dich wohl witzig."

Maurice wischt sich eine Lachträne weg und schaut mich an." Keiner läuft von mir weg, ich fange alles und jeden. Außerdem droht dir, hier keine Gefahr, von der du flüchten solltest."

"Aha, und wie kann es sein, dass du mich erst jetzt eingefangen hast, du großer böser Jäger?" Diese Frage kann ich mir einfach nicht verkneifen. Wer so viel Arroganz an den Tag legt, muss sich für einen Gott halten. Solche Menschen fand ich immer schon abstoßend.

"Ich habe dich nicht gejagt, daran liegt es.“ Sagt er selbstgefällig.

Ok. Könnte auch stimmen. Was mein matschiges Gehirn im Moment nicht begreift ist... im Grunde alles was hier offenbart wurde. Ich fühle mich wie Alice im Wunderland. Langsam sollte ich mir wirklich eingestehen, dass, all das wirklich passiert. Es ist eine Sache, darüber zu lesen und sich all das vorzustellen, aber all die verrückte Dinge zu erleben und als Wahrheit zu akzeptieren ist was anderes. Sie dürften nicht existieren. Tun es aber.

"Elena, mir ist bewusst wie hier alles auf dich wirkt aber du musst akzeptieren, dass du nicht in Gefahr bist. Nicht so lange du bei uns bist. Deine Angst ist nachvollziehbar aber ich versichere dir, dass du bei uns in Sicherheit bist. Du bist für uns alle sehr Wertvoll aber dir muss klar sein auch dass, falls dich jemand außerhalb unserer Gemeinschaft zu fassen bekommt und dich gegen uns benutzt wirst du zu einer Gefahr, die wir beseitigen müssen. "

Ich beobachte Dr. Orlan und versuche die Worte zu verdauen. Das hat gesessen, ich habe keine Wahl als mich zu beugen, wenn ich leben will. Wie beruhigend. Ich nicke.

"Übrigens, du bist im Moment im Silent was bedeutet das deine Kraft ruht und kurz davor ist auszubrechen. Deswegen bleibt uns nicht viel Zeit dir schonend zu erklären und dich in diese Welt, unsere Welt aufzunehmen. " Er schaut mich ernst an und nickt Maurice zu der sich erhebt und mir ein Buch vor die Nase hält.

"Das ist die Geschichte von Hohen Magierinnen, deine Geschichte. Die wirst du in alle Ruhe durchlesen. Wort für Wort aufsaugen den das ist für dich von großer Bedeutung. Aber davor erzählen wir dir noch warum du für Zoren und unsere Rase wichtig bist." Ich nehme das Buch an mich und erwarte so wie in den Büchern ein prickeln oder ein Gefühl, da ist aber nichts. Abwesend streiche ich über die Überschrift und schaue erwarten zu Dr. Orlan.

"Ok." Ich will endlich erfahren warum ich hier bin, was ich bin. Wenn es stimmt was er sagt dann bin ich vielleicht wirklich bei ihnen gut aufgehoben.

"Vor langer Zeit...", Maurice kichert und Dr. Orlan schaut ihn mahnend an vor er auch anfängt unterdrückt zu lachen. " Vor langer Zeit wurde unser Herr, Zoren gefangen gehalten von einer Hohen Magierin, die seinen Vater ermordet hat um auf diese Art die Herrschaft über unsere Gemeinschaft zu übernehmen. Kurz erklärt, es ist eine Hässliche Geschichte, die damit endete, dass Zoren sich befreien konnte und sie Tötete aber leider hat sie ihn mi einem fluch belegt der ihm 500 Jahre Zeit gibt einen Stern zu finden, dass allerdings einmal in tausend Jahren geboren wird, um den Fluch zu brechen. Du bist Dieser Stern allerdings nicht nur...", Er schaut mich prüfend an als ob ich selbst darauf kommen konnte." Du bist auch die neue Hohe Magierin was die Sache erschwert."

 

"Aber wie kann ich das Fluch brechen?"

"Im den du Zoren erlaubst dein Blut zu trinken." Ich springe erschrocken auf und das Buch fällt mit einem dumpfen Knall auf den Boden.

 

"Er soll mich beißen?"

"Setz dich. Er tut es nur wenn du es erlaubst alles andere kommt nicht in Frage." Knurrt Maurice.

"Verdammte scheiße!" Ich weiß nicht was ich erwartet habe, er ist ein Vampir, klar, aber der Gedanke, dass er mich beißen soll versetzt mich regelrecht in Panik. Ich soll einem Vampir erlauben mich zu beißen. Fuck!

"Wäre ich dann frei, ich meine, wenn ich ihm erlaube..., mich zu..., dann kann ich gehen?"

"Im Grunde ja, aber der andere Teil von dir ist mit einer Verpflichtung verbunden, die es dir nicht erlaubt uns zu verlassen. Nicht dauerhaft." Was soll das jetzt heißen? Ich schaue die Beiden fragend an und warte.

Maurice hustet verlegen und Dr. Orlan schaut hilfesuchend durch das Zimmer. Oh mein Gott, was kommt noch?

 

"Das wir in deinem Buch erklärt." Dr. Orlan deutet auf das auf dem Boden liegende Buch.

Ich schnappe mir das Buch und setzte mich. Wie im Wahn durchblättere ich die Seiten nach einer Antwort bis mir das Buch entrissen wird.

"Langsam Elena." Die sanfte Stimme von Dr. Orlan lult mich ein.

"Lassen sie das. Ich will nicht, dass sie das mit mir machen." Flüstere ich. Die Schwere zieht sich zurück und ich atme durch.

"Lass dir Zeit mit dem Buch, wir müssen das mit dem Fluch zuerst klären."

"Ok. Erzählen sie mir alles was ich wissen muss."

"Im Grunde ist es ganz einfach. Du musst unserem Herrn dein Blut schenken, weil du es für richtig hältst und nicht, weil du es musst. Das ist das wichtigste. Dir muss klar sein was auf dem Spiel steht Elena, nur so kannst du Richtig und Falsch unterscheiden. So bald du begriffen hast worum es hier geht wirst du mit Sicherheit dein Blut freiwillig geben wollen."

Ich hebe mein Blick und begegne dem von Dr. Orlan. Ehrlichkeit, nichts als Ehrlichkeit. Ich nicke und er fährt fort.

"Zoren ist an die Nacht gebunden, er allen. Alle andere können sich am Tag frei bewegen ohne Einschränkung. Sein Fluch bindet ihn an die Nacht, weil das Fluch ihm am Tageslicht die Haut verbrännen lässt. Es tötet ihn nicht aber wie gesagt, er brennt. Außerdem ist sein Leben durch das fluch begrenzt und er hat noch keinen Sohn, der die Herrschaft übernehmen konnte um unseresgleichen unter Kontrolle zu halten. Wenn er stirbt wird unsere Rasse die Kontrolle verlieren und du kannst dir vorstellen was das für Menschen bedeutet. Es gebe keine Geheimnisse mehr, keine Grenzen. Die anderen Wesen hätten auch keine Chance uns aufzuhalten." Andere Wesen? Es gibt also noch welche.

"Wie kann er euch alle unter Kontrolle halten?"

 

"Weil er der Reine ist. Er ist nachfahre von dem Ersten unserer Art. Er ist Zoren wie sein Vater und Vater seines Vaters."

Unheimlich.

"Bedeutet Zoren eigentlich König?" Frage ich verwirrt. Wenn jeder Herrscher bis jetzt den gleichen Namen getragen hat dann muss es wohl so sein.

"So in der Art, ja. Aber es ist auch sein Name. Der erste hieß Zoren Venenum, der zweite Zoren Hereditatem und unser Herr heißt Zoren Nigrum. "

Alles klar. Nein doch nicht. Mein Latein ist gut genug um die Nahmen zu deuten.

"Warum hießen sie so? Ich meine der Erste hieß Schlangengift, warum?"

"Weil er die Idee hatte den Ewigen mit Schlangengift zu lähmen."

Jetzt verstehe ich nichts mehr. "Den Ewigen?"

"Ja den Ewigen. Das ist aber eine andere Geschichte, die du in deinem Buch finden kannst. Es ist nämlich auch deine Geschichte verbunden mit deinem Namen. Du bist eine der Floralis deswegen trägst du auch den Namen Lily und dein erster Name fängt mit E an. Das ist brauch in den Familien von Reinen Linien." Jetzt verstehe ich noch weniger. Ich bin auch eine Reine?

"Es gibt drei Arten von uns." Meldet sich auch Maurice zu Wort." Wir, die Vampire wie man uns nennt. Floralis, das bist du. Wandler oder Wehrwölfe wie sie genannt werden, was aber falsch ist da sie sich nicht nur in Wölfe verwandeln können." Er macht eine Pause und schaut mich ernst an. " Und es gibt noch die Mitiris die ihren Herrscher getötet haben und sich keiner Rasse unterwerfen wollen da sie von Natur aus ganz schön böse sind. Sie schrecken vor nichts zurück die anderen Herrscher zu Töten um Chaos zu verursachen."

 

"Sie sagten es gebe drei Arten, haben aber vier aufgezählt. Was ist mit Mitiris, zählen sie nicht dazu?"

"Nein, nicht mehr. Da ihre Kräfte durch die Jahrtausende nachgelassen haben und noch kaum der Rede wert sind zählen sie nicht mehr zu uns. Sie sind Menschen, die von unserer Existenz wissen, diejenigen die uns erkennen, wenn sie uns begegnen. Sie hassen uns und sind von Natur aus schlecht, intrigant und machtgierig. Einig noch mit einem Hauch von Magie in sich aber wie gesagt, kaum der Rede wert."

"Und von welchen droht mir die Gefahr?"

"Mitiris. Es gibt wie gesagt noch welche mir einer Portion macht in sich die dich allerdings als Quelle benutzen könnten und dann wären sie eine ernst zu nehmende Gefahr."

"Wie können sie mich den benutzen."

" Wenn deine Kraft plötzlich ausbricht. Du als angeblicher Mensch wärst psychisch nicht in der Lage es zu beherrschen und überlässt es jemandem der es kann im Glauben, dass er dir hilft."

 

"Aber das wäre idiotisch, ich würde das nie im Leben jemandem überlassen den ich nicht kenne, ich meine ..." In meinem Hals bildet sich plötzlich ein Kloss als mich die Erkenntnis trifft.

"Genau." Unterbricht mich Maurice und schaut mir vielsagend in die Augen.

Oh nein. Nicol? Jana? Mario? Die drei sind die einzigen die mir nahestehen und denen ich in solch einer Situation vertrauen würde. Haben sie sich mein Vertrauen nur erschlichen oder sind sie wirklich meine Freunde? Wer konnte sonst in Frage kommen? Ich kenne niemanden so gut wie sie. Niemanden habe ich so nah an mich herangelassen. All die Zeit, der ganze Spaß und die Geheimnisse die wir miteinander geteilt haben. Nein! Es darf einfach nicht sein. Bitte, nicht!

"Können sie es herausfinden? Ich meine wer von meinen Freunden es sein konnte?" Frage ich. Wenn es meine Freunde sein sollten, dann hoffe ich wenigstens, dass es nicht alle drei sind die mich auf so eine abartige Art ausnützen wollten.

"Klar. Gib uns nur ihre Namen und wir sagen es dir in einer Stunde ob sie zu Mitiris gehören. Aber ob sie für Mitiri nur arbeiten das können wir nicht sofort sagen, das braucht etwas Zeit um es herauszufinden." Erklärt Maurice sachlich und erhebt sich. Ich denke schon das wir hier fertig sind und will schon protestieren, da ich noch so viele Fragen habe. Maurice jedoch holt nur ein Block und Stift und reicht es mir.

"Namen, Adresse und Arbeitsort." Ich tue wie gesagt, schreibe alles auf und gebe Maurice denn Block zurück, der nur nickt und den Raum verlässt.

"Du solltest dich ausruhen Elena, wir können auch morgen weiter machen." Dr. Orlan scheint besorgt zu sein.

"Nein, mir geht es gut." Ich rede Blödsinn, das ist mir schon bewusst. Die schwere in meinen Gliedern ist nicht zu ignorieren und mein Kopf pocht wie verrückt aber ich brauche mehr Antworten. So viel mehr.

"Tut es nicht. Bitte ruh dich ein wenig aus, du hast so einiges zu bearbeiten und ein wenig Schlaf wird dir sicherlich dabei helfen."

"Nein, ich brauche mehr Informationen um den ganzen Puzzle Chaos zu einem Bild zusammen zu setzen. So werde ich nur grübeln und sicherlich nicht zu Ruhe kommen." Versuche ich mich zu erklären.

"Ok. Aber dir muss klar sein, dass ich dir fürs erste nur grobe Informationen geben kann. All die Einzelheiten wirst du im Laufe der Zeit erfahren. Es wäre einfach zu viel, verstehst du?"

"Ja." Stöhne ich ungehalten.

"Hast du Fragen oder soll ich dir nur ein Einblick in unsere Welt geben?"

Gute Frage. Ich habe keine Ahnung was für Fragen ich stellen soll. Wie denn auch? Alles was mich betrifft wäre aber schon gut zu erfahren.

"Was kommt auf mich zu? Was für Kräfte oder Mächte? Meine Aufgaben? Wie wird mein Leben ab jetzt verlaufen?" Frage ich und sehe Dr. Orlan schmunzeln. Schön, dass er sich amüsieren kann, ich tue es nicht.

"Ok eins nach dem anderen", er hustet kurz und macht es sich auf dem Sofa bequem. " zuerst müssen wir schauen wie das mit dem Fluch zu lösen wäre."

"Sie sagten doch, dass ich nur mein Blut geben muss." Unterbreche ich ihn.

"Ja aber du bist kein normaler Stern Elena, du bist die Hohe Magierin. Dein Blut kann unter Umständen auch Zoren töten." Er schaut mich ernst an und ich schlucke hart. Das würde sicherlich auch mein Ende bedeuten." Normaler weise sollte der Teil der Magierin in dir kein Unterschied ausmachen aber du bist nicht eingeweiht in unsere Welt und solltest du dich während der Lösung wehren, werden dich deine Kräfte durch dein Blut beschützen. Du bist noch nicht erwacht, aber es ist in dir und beschützt dich. Instinktiv. Es reagiert auf deine Gefühle und teilweise auch auf deine Gedanken."

Ich nicke, weil er mich schweigend beobachtet. " Deswegen ist es wichtig, dass ich es freiwillig tue." Er nickt bekräftigend und lehnt sich zurück.

"Du kannst es Elena. Es ist für dich absurd aber deine Gabe oder besser gesagt Opfer löst den Fluch, weil ein Stern so zu sagen heiliges Blut hat. Keiner darf an dieses Blut ohne Erlaubnis ran. Es wäre tödlich."

"Sie haben mir aber Blut abgenommen. Ich habe es freiwillig gegeben, warum benutzen sie dies nicht?" Dr. Orlan lacht auf und schüttelt mit dem Kopf.

"Weil du es nicht Zoren gegeben hast, sondern einem Mädchen verstehest du? Es muss gewidmet werden, geopfert direkt aus deinem Körper."

Ich versteife mich und spüre Gänsehaut meinen Rücken hinauf wandern. Der Gedanke daran behagt mir nicht. Überhaupt nicht.

"Ok. Das habe ich verstanden." Ich will nicht mehr darüber reden." Was kommt noch auf mich zu?" Flüstere ich. Wenn das Einführung in mein neues Leben sein sollte, was um Himmels willen kommt noch?

" Der Fluch soll vor der Erweckung passieren, zu Sicherheit. Dann kann Zoren dich zu deiner Bestimmung rufen." Ich schaue ihn verdutzt an. Mich zu meiner Bestimmung rufen? Ich will schon nachfragen da hebt er die Hand und bringt mich zum Schweigen." Das bedeutet das unsere Arten zusammengehören und sie voneinander abhängig sind. Wir erwecken die Macht und die Ewigkeit in euch und bekommen im Gegensatz die Kraft. Stirbt die erweckte so nimmt sie auch die geschenkte macht mit sich. Stirbt der Erwecker so geht die Macht an seinen Bluterben. Ich verstehe es auch nicht ganz aber es ist wie es ist. Nur bei einer Hohen Magierin ist es anders. Nur der Reine darf sie wecken, und dabei ist es egal welche Rasse. Eine Hohe ist das Oberhaupt der Floralis also die Königin so zu sagen und herrscht gemeinsam über Mit einem Zoren über diese Zwei Rassen."

"Wenn die Hohe stirbt... " Setzte ich an und schaue Dr. Orlan fragend an.

"So herrscht ein Zoren weiter über beide Rassen und wartet auf ihre Wiedergeburt."

"Wiedergeburt?"

"Ja, allerdings geht es hier um Wiedergeburt der Macht und nicht der Seele."

"Wie Viele Hohe gab es bis jetzt?"

"Du bist die dritte. Und ich hoffe eine die uns sehr lange erhalten bleibt. Mit der letzten hatten wir kein Glück."

"Was ist passiert?"

"Sie wurde von Mitiris erzogen und keiner hat es gewusst. Nicht bis es zu spät war."

Betroffen mustere ich den Boden vor meinen Füssen. Das ist alles so schrecklich.

"Und die Erste?" Flüstere ich.

"Sie hat sich für den Tod entschieden."

"Warum das denn?" Frage ich schockiert.

"Nach dem der Zoren Venenum von dem Oberhaupt der Mitiri ermordet wurde entschied sie sich ihm zu folgen. Sie waren ein Paar, und bei uns ist das etwas anderes als bei den Menschen. Wenn wir lieben dann für immer. Und so eine Trennung ist nicht zu überwinden. Sie haben unsere Rassen durch den Bund miteinander unwiderruflich verbunden noch mehr als wir ohnehin schon verbunden waren. Wir sind so zu sagen eins."

"Deswegen herrscht Zoren über beide Rassen." Flüstere ich zu mir selbst.

"Ja."

Ich bin immer noch verwirrt. Ich habe so viele Fragen aber ich befürchte, ich pack das alles nicht auf einmal. Eine Frage muss mir aber beantwortet werden.

"Was sind meine Kräfte? Was kommt in dieser Hinsicht auf mich zu?"

"Du wirst in der Lage sein alles zu tun was du dir vorstellst. Erde bewegen, Wasser, Wind. Du wirst Feuer erschaffen können, Blitze. Das wird das erste sein, alles andere kommt nach und nach. Es sind viele Dinge aber aufgezählte haben deine Vorgängerinnen gehabt. Sie haben sich auch unterschieden bei Kleinigkeiten aber nicht zu sehr. Erste konnte sich von einem Ort auf den nächsten teleportieren die Zweite nicht. Die Zweite konnte nur mit Berührung jemanden töten, die Erste nicht..."

"Ok! Ok!" Schreie ich panisch. " Ich will das nicht, Gott das ist schrecklich."

"Ich weiss, deswegen sollten wir jetzt aufhören damit du dich ausruhen kannst. Ich werde dich einschlafen lassen sonnts findest du keine Ruhe nach diesem Gespräch." Er steht auf und deutet mir ihm zu folgen.

Auf wackeligen Beinen trotte ich ihm hinterher bis auf mein Zimmer. So bald mein Kopf den Kissen berührt bin ich eingeschlafen. Stille. Nichts als wohltuende Stille.

 

 

 

************************************************

Leises Summen dringt durch die Dunkelheit und Frieden des Schlafes hindurch und ich strecke mich genüsslich. Trübes Licht dringt durch die Vorhänge und ich blinzele verschlafen. Ich will schon lachen, als ich mich umdrehe und Irina sagen sie soll aufhören zu summen, da ich eh wach bin, aber mein Lachen bleibt mir im Hals stecken als ich Maria auf meinem Bett sitzen sehe.

"Guten Morgen, Elena." Flüstert sie. "Verzeih, ich wollte dich nicht erschrecken."

"Nein, schon gut. Ich habe Irina erwartet nicht dich." Ich fühle mich eigenartig. Erwachen und eine fremde Frau am Bett sitzend vorfinden hat wirklich was Gruseliges an sich. Abgesehen davon ist sie auch noch eine Vampirin.

"Ich sehe, wie du dich fühlst, ich werde es verstehen, wenn du möchtest, dass ich gehe." Sagt sie leise und erhebt sich vom Bett.

"Du siehst es?" Ich bin verwirrt, aber das ist in den letzten Tagen nichts Neues und ich lache auf.

"Ja, ich bin meines Augenlichts beraubt, aber mir sind Sinne geschenkt worden, mit denen ich keine Augen brauche. Ich sehe mehr als du denkst. Ich sehe dich. Und auch das was in dir ist. Deine Gefühle sind für mich ein offenes Buch." Sie lächelt und setzt sich zielsicher auf den Sessel vor dem Schminktisch.

"Wie meinst du das?"

"Ich habe die Gabe der Projektion. Ich sehe alles, was du auch siehst nur etwas anders, und noch mehr." Antwortet sie geduldig.

"OK." Zu mehr bin ich nicht wach genug, glaube ich. Gleich nach dem Augenaufmachen mit solchen Sachen konfrontiert zu werden ist nicht besonders hilfreich all das zu verarbeiten. Ein Kaffee wäre mir sicherlich lieber.

Plötzlich fängt sie an zu Lachen und ich schaue sie verwirrt an.

"Kaffee? Kannst du haben. Aber ich bin mir sicher du willst zuerst ins Bad. Deine Harre sehen wirklich scheiße aus." Verdattert mache mehrmals mein Mund auf und zu. Was Maria wieder zum Lachen bringt.

"Siehst du? Ich bin nicht wirklich blind. Und jetzt mach das du aus dem Bett kommst ich warte in der Küche auf dich." Fröhlich verlässt sie mein Zimmer und ich bleibe mit Matsch in der Birne auf dem Bett liegen. Eigentlich will ich gar nicht aufstehen, ich bin müde und ausgelaugt. Ich brauche Zeit, für mich, um klaren Kopf zu bekommen.

Nach ein paar Minuten muss ich feststellen, dass, mir das nichts bringt. Ich stehe auf und mache mich fertig. Hier zu sitzen und Wände anstarren wird mich auch nicht weiterbringen.

Auf dem Weg in die Küche grinse ich ungläubig vor mich hin. Wahnsinn, ich schlendere durch ein Haus voller wie aus den Horrorgeschichten entsprungener Wesen und suche die Küche um an mein Kaffee zu kommen. Seltsamerweise habe ich keine Angst mehr vor ihnen, obwohl jeder einzelner mich, ohne sich anzustrengen, umbringen konnte. Angeblich bin ich auch so was wie sie aber, mir scheint es so unwirklich. Mein Leben war so normal bis jetzt. Was hat sich meine Mutter nur dabei gedacht? Der Gedanke an sie tut weh. Ich vermisse sie so sehr.

Aus der Küche dringen leise Stimmen und ich erkenne Irina und Maria die sich unterhalten. Lächelnd gehe ich durch die Tür und bleibe abrupt stehen. Zoren und Maurice sitzen auch am Tisch.

Maria dreht sich um und deutet auf den Stuhl neben sich.

"Guten Morgen." Sage ich und versuche mich ruhig zu verhalten obwohl alles in mir sich zusammenzieht. Zoren schaut mich flüchtig an und nickt. Ich setze mich neben Maria, leider Zoren direkt gegenüber und greife nach der Tasse vor mir. Espresso mit heißer Milch und halben Teelöffel Zucker. Perfekt. Ich stöhne genießerisch und blende alle aus. Ich und mein Kaffee. Irina kichert und ich sehe auf. Alle starren mich an.

Maria berührt meine Hand und vor meinen Augen taucht ein Bild von sich zwei im Bett windenden Leiber. Ich zucke zusammen und das Bild verschwindet. Maria lächelt mich vielsagend an und ich fange an ihre Gabe zu begreifen. Allerdings werde ich Tomaten rot. Wie ich mich gerade angehört habe! Gott!

"Zigarette?" Grinst mich Maurice an. So ein Arsch! Blöder taktloser Esel!

Ich sehe Maria, Irina berühren, die sich gleich die Hand auf den Mund legt und versucht ernst zu bleiben.

Auf einen Schlag ist es ganz einfach. Wie zu Hause. Sie sind alle Vampire, doch sie sind auch Menschen. Irgendwie. Nur Zoren schaut finster auf die Tasse in meiner Hand was mich beunruhigt. Was soll das?

"Ausgeschlafen?" Fragt Irina um Beherrschung bemüht.

"Ja, danke."

 

Maurice räuspert und zieht meine Aufmerksamkeit auf sich.

"Jana." Sagt er nur und ich fühle, wie sich mein Magen zusammenzieht. Ich nicke, unfähig etwas zu erwidern. Wenn er noch ein Name sagt, kippe ich um, doch er tut es nicht." Die anderen sind sauber." Erleichterung spült durch mich hindurch und ich schlucke hart. Gott sei Dank! Mit Jana war ich nicht so eng wie mit Nicol aber sie war nah dran. Es tut weh, aber sicherlich nicht so sehr als, wenn es alle drei wären.

Alle sind still. Es fühlt sich unangenehm an, fast wie mein missbrauchtes Vertrauen. Ich bin mir sicher, dass, mich einige von ihnen für blöd halten, andere vielleicht bemitleidenswert. Zarte Berührung lässt wieder Bilder vor meinen Augen tanzen. Ein grau getigertes Kätzchen hüpft wie wahnsinnig herum und Maurice hinterher. Das Kätzchen springt ihm auf den Kopf und zerkratzt sein Gesicht was ihn wütend brüllen lässt. Die Bilder verschwinden wieder und ich lächle Maria an.

"Danke dir." Flüstere ich.

"Übrigens, sollte er dir auf die Nerven gehen sag es mir, ich zeige dir so einiges, was unserem lieben Maurice, die röte ins Gesicht zaubert."

Der angesprochene verzog schmerzhaft das Gesicht und ich fragte mich, was sie mir so alles über ihn zeigen konnte. Andererseits interessiert mich das nicht unbedingt, was ich liebend gerne wissen würde ist, wie ich all das bewältigen soll, oder kann. Ob es möglich wäre, dass mir Maria auf diese Art all das zeigen konnte was ich wissen muss. Die Geschichte wäre vielleicht in so eine Art Film, leichter und verständlicher.

"Wenn Zoren es erlaubt, ja. Das wäre schon möglich und ich finde deine Idee gut. Sehr gut sogar." Es ist erstaunlich, wie Maria das macht. Die Gedanken des Anderen wie einen Film zu sehen, stelle ich mir zwar lästig vor, aber anderer seit ist es sehr nützlich.

Ich wage es Zoren anzusehen. Ob er damit einverstanden ist lässt sich an seinen Gesichtsausdruck sehr schwer beurteilen. Eisig. Sein Blick klebt immer noch an meiner Tasse. Was ist los mit ihm? Sein Kleidungsstil - fällt mir auf, beschränkt sich wohl nur an dunkle Farben. Schwarze Anzughose und dunkelblaues Hemd. Die Haare sitzen nach hinten gekämmt und der Schnitt erinnert an einen Irokesen. Das kantige Gesicht grimmig verzogen und die Lippen, nun sehr einladend voll und weich. Mein Blick wandert höher und ich erstarre. Seine schwarzen Augen durchbohren mich wie Dolche. Entsetzt? Oder angewidert? Ich senke denn Blick und nippe an meinem Kaffee. Da er meine Gedanken wie Maria lesen kann, versuche ich mich an andere Dinge zu konzentrieren. Sagten sie nicht, dass nur Zoren die Gedanken lesen kann? Wie kann es sein, dass Maria es auch kann?

"Weil du noch keine aktive Kraft hast, deswegen. Sobald du welche hast, wird sich das ändern und ich werde nur das sehen können was du mir zeigen willst. Zoren dagegen liest jeden, egal ob Mensch oder nicht."

Interessant. Oder verrückt, ja das trifft es eher. Gott, ich habe das Gefühl immer noch zu Träumen. Aber jeder Traum oder Alptraum geht mal zu Ende und man wacht auf, doch meiner ist leider die bittere Wahrheit.

 

  Ich atme durch und richte mich entschlossen auf. Es nützt nichts, ich muss da durch.

"Was kommt heute auf mich zu?" Frage ich daher.

"Ab heute übernehme ich. Maria und ich werden dir unsere Geschichte Bildlich erklären. Die ganze Geschichte." Sagt Zoren und erhebt sich, was anscheinend Zeichen für alle ist sich an die Arbeit zu machen. Ich folge Maria und Zoren ins Wohnbereich und setze mich wie gestern auf den gleichen Sessel. Die zwei schauen sich nur an, gelegentlich nickt Maria oder schüttelt mit dem Kopf. Nach wenigen Sekunden drehen sie sich zu mir um.

"Wir werden unsere... Talente verbinden, sozusagen. Ich werde meine Gabe öffnen und durch Zoren wirst du die Geschichte empfangen. Du musst dich nur entspannen und offen für alles sein, OK?" Erklärt Maria und setzt sich auf den Boden vor mir. Mit einem Wink deutet sie mir ihr gleich zu machen. Zoren setzt sich zwischen uns und ergreift Marias Hand.

"Schließe die Augen und gib mir deine Hand." Verlangt er barsch. Mir liegt einiges auf der Zunge doch ich verkneife es mir. An seinem Schnauben zu urteilen ist ihm das nicht entgangen. Ich tue wie verlangt und gebe ihm die Hand, die er fest mit seiner umschließt.

Ich warte, doch nichts passiert. Ich will schon nachfragen, als sich Bilder in meinem Kopf anfangen zu formen. Bilder, über die ich anfangs am liebsten lachen würde, doch dann sehe ich es. Ich sehe zwischen all den Dinosaurier eine goldene Kreatur, vor der sich unzählige Leichen türmen. Es sieht aus, wie ein Drache doch es hat einen eher Wolf ähnlichen Kopf, es ist nicht so groß wie die Dinosaurier um ihn herum aber ganz sicher um die fünf Meter. Die Kreatur reißt einen Körper nach dem anderen und labt sich am Blut und Innereien. Mir wird schlecht doch ich bin gezwungen weiter hinzusehen. Die Bilder ändern sich, Menschen in Gruppen sitzen und reden, planen, streiten. Einer erhebt sich und hält eine Schlange hoch. Eine junge Frau legt sich hin und lässt sich Gift einflößen. Die Kreatur verschlingt die Frau. Die Kreatur liegt zerstückelt auf dem Boden umringt von jubelnden Menschen. Dampf steigt aus der zerstückelten Kreatur auf und schießt, wie ein Pfeil in sechs Menschen, die gerade dabei waren sein Herz mit Stöcken zu durchbohren. Die Zeit zieht, Dinosaurier sterben, fallen um wie gefällte Bäume. Vier Stämme, von dem einer weggeht, Blutspuren hinterlassend. Jahre vergehen, mir wird schwindelig und ich drifte ab. Nur benommen nehme ich den Rest auf, dass sich in mein Gehirn frisst. So viele Bilder, so viel Blut und Leid. Etwas tropft auf meine Hand, warm. Ich sacke zusammen und schlafe ein oder werde ohnmächtig. Das letzte Bild, dass sich in mein Gehirn frisst wie säuere, ist Zoren, mit abgetrenntem Kopf meiner Vorgängerin in der Hand.

 

Als sich mein gepeinigtes Gehirn wieder ins hier und jetzt wagt, ist bereits Abend. Die Vorhänge sind nicht mehr zu und das dämmrige Licht malt Schatten auf die Wände. Ich bin immer noch im Wohnbereich, liege auf dem Boden und mein Kopf liegt Maria auf dem Schoss. Sie lächelt und streichelt meine Haare. "Wieder da?" Fragt sie milde.

"Leider." Mein Kopf pocht. "Wie lange war ich weg?" Frage ich da sich mein Bauch mit einem wütenden Gebrüll meldet.

 

"Um die zwei Stunden."  

"Kann nicht sein, es ist schon Abend." Zwei Stunden? Wir waren doch nicht den ganzen Tag in diesem komischen Film gefangen.

"Doch. Es hat ganz schon lange gedauert. Weißt du, es ist eine jahrtausendelange Geschichte. Die kann man nicht in ein paar Stunden packen, aber das wichtigste weißt du jetzt."

Ich richte mich langsam auf und sehe Blut an meinen Händen. Vage kann ich mich an die warmen Tropfen erinnern. Vage, weil das Wissen in meinem Kopf all meine Gedanken beherrscht. Unsere Vorfahren die, die Kreatur getötet haben bekamen ihre Macht, verteilt auf vier Gruppen. Zum Glück war die Mordlust nur auf eine übergegangen, die sich mit der Zeit selbst vernichtet hat. Die anderen drei existieren, um einiges vermehrt und durch die ganze Welt verteilt. Drei Herrscher; Zoren Negrum-Vampire, David Lessten-Wandler und Ich-Floralis. Ich? Ich soll über eine ganze Rasse herrschen? Wie?

"Keine Sorge, Elena. Dir hat deine Rasse zu folgen, dein Wort ist das Gesetz. Aber jede Rasse hat auch einen Rat, der alle Aufgaben übernimmt und für Ordnung sorgt. Du bist diejenige der dieser Rat untersteht, genauso wie es Zoren bis jetzt unterstanden war. Sobald die hohe Magierin erwacht, geht dieser Posten an dich und deine Rasse wird sich nur dir unterwerfen."

"Ich will nicht, dass sich mir jemand unterwirft. Das ist doch absurd!"

"Nein, ist es nicht. Jeder von ihnen hat ein eigenes Leben nur der magische Teil in ihnen wird sich unterwerfen müssen. Wir alle neigen dazu uns in der Öffentlichkeit zu zeigen und unserer Herrscher verhindert das, es ist wie eine Hemmung, die wir spüren sobald wir etwas tun wollen was nicht erlaubt ist. Das ist Einfluss den Herrscher ausüben kann und muss."

"Das ist doch nicht alles?"

"Nein, leider. Es ist wie gesagt Hemmung, die einige überwinden."

"Was Passiert dann?"

"Sie werden eingesperrt, getötet oder ihnen wird ihre Macht entzogen. Wobei das letzte dem Tod gleich wäre."

"Warum?"

"Dann sind sie, meine Liebe, nichts weiter als sterbliche Hüllen. Einfache Menschen."

 

Nach dem Maria mich zu meinem Zimmer begleitet hat sitze ich und versuche die Eindrücke zu verarbeiten. So viel Wissen auf einmal zu bekommen ist wahrlich nicht einfach. Mein Kopf tut immer noch weh und mir ist schlecht doch an Schlaf ist nicht zu denken. Das Wesen, Ursprung ihre Existenz war also so etwas wie ein Dino. Mein Gott! Mein Magen meldet sich immer wieder doch ich ignoriere es, ich bekomme gerade kein Bissen runter.

Ich setze mich auf den Boden und schließe die Augen. Gut jetzt alles grob von vorne; die paar Menschen haben die Kreatur getötet und ihre Kraft bekommen, ob als Strafe oder Belohnung, ist schwer zu sagen. Mit den Jahren haben sie herausgefunden wie sie sich vermehren und ihre Kraft beherrschen können. Es sind sechs gewesen; Zoren, Floralika, Mitiro, Woma, Daber und Jasa.

Zwei Paare; Zoren und Floralika, Daber und Jasa. Mitiro und Woma waren Geschwister.

Mitiro tötete seine Schwester, weil sie in seinen Augen schwach war, danach Zoren, weil er zu stark war. Mitiro wurde von seinem Volk am Ende getötet. Warum auch immer war Rasse Mitiris auf Zerstörung aus, bis sie sich in Jahrtausenden Geschichte selbst zerstört haben. Das Chaos nach dem Tod von erstem Zoren war buchstäblich ein Blutbad. Erst als sein Sohn seine Rasse als sein Volk zu sich rief, hörte es auf. Warum Floralika, das nicht tat ist mir schleierhaft. Außerdem sind männliche Nachkommen eine Verbindung zwischen Vampir und Zauberin immer Vampire und die weiblichen Zauberinnen. Zauberinnen bekommen nur in der Verbindung zu einem Vampir oder Wandler männliche Nachkommen mit einem Menschen ist das nicht möglich.

Vampire, Floralis und Wandler leben nebeneinander, mehr oder weniger friedlich. Wobei Floralis durch den Bund von Zoren und Floralika sich verbunden haben. Was ist mit Wandlern? Von denen habe ich nicht viel mitbekommen.

Die Großen, also die Herrscher werden entweder "wiedergeboren" oder sie sind direkte Nachkommen. Hmm...

Die Herrscher stehen grob gesagt über andere, bewachen und lenken sie, damit sie nicht aus den Fugen geraten und ihre Existenz weiterhin ein Geheimnis bleibt.

Die Bilder eine dunkelhaarige Schönheit, die, die zweite hohe Magierin war, sind sehr scharf gewesen. Genau wie der verliebte Blick von Zorens Vater als er sie anschaute. Die Horror-Szenarien danach waren ernüchternd. Die liebe, wie Zoren mir sie in die Bilder gepackt hat war tödlich für seinen Vater. Von eigenen Geliebten getötet nur weil sie denn Thron für Mitiris beanspruchen wollte und es am Ende für einige Jahre auch schaffte. Am Ende der Fluch über Zoren ; "Schwarze 500 Jahre sollen dich ins Tod begleiten. Unendlichkeit und Licht sollen dir verwehrt sein, Blut des Sterns deine Hoffnung."

 

Mein Blut. Nur mein Blut. Es führt kein Weg daran vorbei. Ich werde es wohl tun müssen und nach all dem was ich erfahren habe will ich es auch. So ein Chaos in der Zeit von Technik und Internet wäre wohl nicht mehr zu vertuschen. Abgesehen davon, habe ich keinen blassen Schimmer wie ich zwei Rassen befehligen soll. Nein! Das will ich auf gar keinen Fall. Ein wenig Blut geben scheint mir im Vergleich dazu, wirklich nicht schlimm.

OK, wenn ich Zoren mein Blut gebe, ist eine Sache erledigt. Die Zweite wäre dann meine hohe Magierin zu erwecken. Das hört sich so blöd an. Wie soll ich all das schaffen? Ich bin eine Bibliothekarin und keine Magierin, ich hatte bis jetzt nicht mal Vorlieben für Bücher dieser Art. Plötzlich soll sich das als Wahrheit ausstellen und ich sogar eine davon sein. Müde reibe ich meine Stirn und schaue durchs Fenster. Es ist inzwischen dunkel geworden und ich stelle mich ans Fenster. Vor dem großen Haus ist niemand zu sehen, trotz guter Beleuchtung. Ah, da! Da auf dem Baum hat sich was bewegt, etwas Großes. Was ist das? Ich versuche mich anzustrengen, um besser zu sehen, doch es ist ruhig, nichts ist mehr zu sehen oder zu erahnen. Aber da hat sich was bewegt, etwas wie eine Masse an Energie. Komisch. Ich schließe die Vorhänge und sehe mich im Zimmer um. Was jetzt? Schlaffen kann ich nicht, obwohl ich ganz schön müde bin, bin ich auch viel zu aufgedreht, um Ruhe zu finden. Mein Magen knurrt und ich drücke die Hand darauf. Nicht jetzt! Eine Dusche, ja, das wird mich ein wenig beruhigen. Ich schnappe mir ein Pyjama und gehe ins Bad.

 

Nach eine gute Stunde trete ich in mein Zimmer und finde Irina auf dem Bett liegend.

"Hey, Elena. Ich habe dir was zum Essen gebracht. Entschuldige, ich habe geklopft aber du hast nicht geantwortet, da bin ich einfach hereingekommen."

"Danke, aber ich glaube, ich bekomme nichts runter."

"Dein Magen ist anderer Meinung. Außerdem musst du essen, du hast den ganzen Tag nichts zu dir genommen, das kann nicht gut sein."

Wo sie recht hat, hat sie recht.

Ich setze mich zu ihr auf das Bett und hebe die Glocke von dem Teller. Lasagne, lecker. Ich schnappe mir gleich die Gabel und schaufele die Portion in Rekordzeit in mich hinein. Irina ist still, beobachtet mich und ich sehe aus dem Augenwinkel, dass sie lächelt.

Mein Magen ist beruhigt, doch meine Nerven sind es nicht. Ich schnappe mir die Flasche Wasser, die sie gebracht hat und trinke in großen Schlucken. Gott, ich war fast ausgetrocknet.

"Wie geht es dir?" Irina wälzt sich inzwischen wie eine zufriedene Katze auf dem Bett.

"Wie soll es mir denn gehen? Ich bin verwirrt, schockiert und einem Nervenzusammenbruch ziemlich nah." Antworte ich ehrlich.

Sie stützt sich auf einen Arm und schaut mich nachdenklich an.

 

"Verstehe. Doch in ein paar Tagen wird das anders sein, glaube mir. Deine Lage ist zwar anders als die meine es war, doch du wirst sehen, dass es nicht so schlimm ist wie es im ersten Moment aussieht. Du musst keine Angst haben Elena, alles kommt nach und nach und du musst viel lernen bis du deine Stelle in unserer Welt einnehmen kannst. Erst wenn du dafür bereit bist, wenn du sagst, dass du es kannst, dass du bereit bist. Nicht vorher."

Plötzlich kommt mir eine Frage in den Sinn. „Wie kann es sein das es weibliche Vampire gibt, ich meine, mir wurde gesagt das es nur Männliche gibt und zwar aus der Verbindung unserer Rassen..." Versuche ich die Frage zu begründen doch Irina lacht was mich kurz stocken lässt.

"Ich weiß, und das stimmt auch. Frauen können verwandelt werden. Ich habe keine Ahnung warum es nur Männliche Vampire als Nachkommen gibt, vielleicht hängt das mit Verbindungen unserer Rassen zusammen, keine Ahnung. Bei Wandlern ist das anders, sie haben beide Nachkommen, untereinander oder auch mit verwandelten."

Wandler, von den habe ich keine Ahnung. Was mir gezeigt wurde hängt nur mit unseren verbündeten Rassen zusammen.

"Haben die Wandler auch so was wie Kräfte. Ich weiß nichts über sie."

"Bei denen ist es etwas anders. Sie haben auch so was wie eine Hohe Magierinnen und zwar jeder Clan, nur dass es bei ihnen die Filiae sind, wiedergeborene Macht in einer nicht Blutsverwandten Auserwählten Frau. Sie wird erst geboren, wenn die Vorfahrin stirbt oder ihre Macht aufgibt. Es ist merkwürdig bei denen und mehr weiß ich auch nicht."

"Also die Wandler haben mehrere Herrscher?"

"Nein, es gibt nur einen. Der Erste Wandler bekam fünf Söhne, die sich mit der Zeit vermehrt haben und ihre Clans gründeten, doch der Erstgeborene behielt die Stelle des Alphas der Wandler, und sein Erstgeborener und so weiter. Inzwischen ist es soweit das die Clans nicht mehr miteinander verwandt sind. Nun, Tausende von Jahren sind vergangen seitdem unsere Rassen entstanden sind und Vermehrung hat den Rest..."

"Ok. Ok. Bitte nicht weiter. Mein Kopf platzt gleich. " Irina schmunzelt, während ich mir die Schläfe massiere. Zu viel Informationen die durchaus Sinn ergeben, doch mein Matschiges Gehirn ist leider nicht in der Lage von "Normalo Modus " in "unrealistische Realität" einfach so zu wechseln. Gott, warum musste mir das passieren?

Ich kneife die Augen fest zu und um mich zu sammeln.

"Was ist eigentlich mit meiner Tante? Ist sie immer noch hier?" Frage ich um an etwas anderes zu denken als an Vampire und Wandler.

"Ja, ist sie. In einem Stück, dank dir." Irina ist es anzusehen was sie von ihr denkt.

"Was hast du gegen sie?" Frage ich, weil es mich wirklich interessiert. Kennen sie sich?

"Sie hat uns alle in Gefahr gebracht, Elena. Dich auch. Sie hat dich, Zoren verschwiegen, dazu hatte sie kein Recht. Sie konnte zwar nicht wissen, dass du die nächste Hohe bist, aber ein Stern, das wusste sie. Das ist Verrat, an dich, an Zoren, an Menschen und uns alle."

"Vielleicht wollte sie mich nur beschützen? Oder meine Mutter. Ich weiß nichts von euere Welt Irina ich bin als Mensch aufgewachsen und denke auch als einer. Ich will nicht rechtfertigen, was sie gemacht hat, aber ich kann es irgendwie verstehen. Hätte ich Familie würde ich alles tun, um sie zu beschützen, wenn ich denke, sie seien in Gefahr."

"Du warst nie in Gefahr. Nicht von uns, jeder einzelner von uns hat nach dir gesucht, aber dass du dazu noch die Hohe bist, ist ein Wunder. Zoren hat unfassbar viel Glück mit dir."

"Wie meinst du das?"

"Nun, dir ist sicherlich aufgefallen, dass, jede Hohe bis jetzt an Seite von einem Zoren stand, als die seine."

"Du meinst... nein! Oh Gott! Nicht genug, dass ich alles aufgeben muss, eine ganze Rasse beherrschen soll und noch das! "

"Dich wird keiner zu irgendetwas zwingen. Es ist eher so als, ob die Hohe und Zoren zu einander gehören. Keine Ahnung, bis jetzt war es so."

"Die letzte hat Zoren Heriditatem getötet! "Werfe ich ein.

"Ja, das hat sie. Und ihr Kummer hat dazu geführt, dass Zoren sie töten konnte. Sie hat ihn geliebt. Sie war von Mitiris so geblendet und ihre Kraft an einen von ihnen gebunden, dass sie nicht anders konnte. Sie war ihre Marionette, genau wie du es werden solltest."

Als ich ihr nicht antworte, erhebt sie sich.

"Versuch etwas zu schlafen. Ich kann dich zwar verstehen, es ist sicherlich nicht leicht unsere Existenz zu akzeptieren und deine Lage ist um einiges komplizierter, als meine es war, aber du schaffst das. Du darfst nicht nur die schlechte Seite an der Sache sehen."

"Und was ist die Gute?" Ich sehe sie an und sehe sie breit grinsen.

"Ewigkeit ist nichts für schwache Nerven, aber bietet so viele Möglichkeiten. Ich lebe seit gute dreihundert Jahre und stehe jedes Morgen voller Tatendrang auf. Ich habe noch lange nicht genug. "

In dieser Nacht finde ich nicht viel Schlaf, genau wie in folgenden zwei Wochen. Tags über versuche ich so gut es geht mit meiner Situation klar zu kommen, was mir wirklich nicht leichtfällt. Umgeben von Übernatürlichen Kreaturen, von denen die meisten ihr wahres Wesen mir wie absichtlich präsentiert. Ich bin mir sicher, dass sie versuchen mich an sie so schnell wie möglich zu gewöhnen und zu meinem Erstaunen funktioniert das auch. Mein Puls bleibt immerhin ruhig so bald einer um die Ecke kommt und mich mit spitzen Zähnen anlächelt. Zoren sehe ich selten, was mir recht ist. In seiner Nähe fühle ich mich befangen und klein, daran wird sich wohl in nahe Zukunft nichts ändern. Die meiste Zeit verbringe ich mit Irina und Dr. Orlan. Maria kommt gelegentlich zu mir, wenn ich allein bin und redet über belanglose Sachen oder über Sitten und Bräuche unserer Rassen. Dank ihr tauche ich mehr und mehr in diese verrückte Welt, ohne selbst verrückt zu werden. Was mir allerdings keine Ruhe lässt, ist die Tatsache von Zoren gebissen zu werden. Es macht mir Angst. Allerdings spricht mich keiner darauf an, was gut ist. Andererseits wünsche ich mir, es hinter mir zu bringen, um endlich meine innere Ruhe wieder zu finden.

"Kann ich dich was fragen?" Maria sitzt auf meiner Fensterbank und flechtet ihre lange Mähne.

"Hast du so eben", sie lächelt und bindet ein Haargummi an das Zopf ende. "Aber du darfst mir weitere stellen?"

"Wie großzügig von dir", Ich muss lachen und Maria stimmt mit ein. Fast vergesse ich, was ich fragen wollte und richte mich in meinem Bett auf." Wie ist es gebissen zu werden?" Meine Stimme ist sogar in meinen Ohren zitterig.

Maria wird schlagartig ernst und sieht mir direkt in die Augen, wie ein sehender Mensch." Das kann ich dir nicht sagen. Ich bin so geboren und empfinde nicht, wie ein Mensch der du immer noch bist, obwohl du eine Floralis bist. Das musst du schon jemanden von deinen fragen. Für mich ist es nicht schlimm, es ist eher etwas wie", sie runzelt die Stirn und schüttelt nachdenklich mit dem Kopf." Es ist, wie eine Medizin nehmen, obwohl der Biss mit dem Schmerz zu verbinden ist, tut er nicht wirklich weh. Es erleichtert auf eine Art und Weise, die schwer zu erklären ist."

"Heißt das, ihr trinkt voneinander?"

"Ja und nein. Wir trinken von Menschen für gewöhnlich aber in manchen Situationen auch voneinander. Wir heilen schneller von Vampirblut aber Menschenblut schmeckt eigentlich viel besser. Manche Vampire trinken nur von einander, wenn sie verbunden sind. Am Blut erkennen viele, ob sie zu einander gehören, und zwar so richtig. Wen ihnen das Blut des anderen schmeckt so bedeutet das, dass sie füreinander wirklich bestimmt sind. Du musst wissen, dass wir uns auch verlieben, ohne den richtigen zu finden, aber ist er da, dann wissen wir das und das Blut ist nur die Bestätigung."

"Aber wenn es mehrere sind von denen das Blut schmeckt?"

"Unmöglich. Es gibt nur den einen oder die eine. Bis jetzt war das so."

"Aber Dr. Orlan hat Irina verwandelt. Wie konnte, er wissen, wenn Menschen Blut allgemein schmeckt?"

"Weil es für ihn das einzig wahre war. Für gewöhnlich verlieben wir uns erst und dann kommt Bluttest. Es gibt seltene Ausnahmen wie bei Rodrigo, er hat Zamira zuerst gebissen und sie dadurch erkannt. Das war ein Schock für das älteste Ratsmitglied."

"Also frage ich am besten Irina, oder?"

"Ja, aber bei ihr war es Liebe die alles leichter gemacht hat. Was ist bei dir?"

Liebe sicher nicht. Der Mann macht mir einfach nur Angst. Er sieht zwar unfassbar gut aus und ich habe mich mehrmals dabei erwischt, wie ich an ihn denke aber das bedeutet nichts. Nein, denn sobald er da ist verwandelt sich mein Magen in einen Ameisenhaufen und in meinem Kopf ist nur Zuckerwatte. Erst wenn er weg ist klären sich meine Gedanken. Das ist definitiv keine Liebe.

"Pflichtgefühl."

"Willst du es machen, weil du denkst, dass du es musst?"

"Ja und nein. Ich glaube, dass es das Beste ist. Meine Vorgängerin hat Mist gebaut also es ist an mir es zu bereinigen. Ich habe Angst davor gebissen zu werden, verstehe mich nicht falsch, aber nur der Gedanke daran ist einfach nur zum Davonlaufen, schreiend! Aber sollte Zoren was passieren, wer führt die ganze blutsaugende Bande. Ich ganz sicher nicht!"

Es endlich auszusprechen tut gut und ich fühle mich um einiges befreiter.

"Du hast recht und ich verstehe dich. Ich bin zwar ein Vampir aber wir haben auch Ängste genau wie Menschen. Wir spüren auch die Schmerzen und das ist sicherlich kein Spaß, aber eins musst du wissen; unser Speichel wirkt betäubend und wenn wir uns beim Beißen Zeit lassen, spürt man kaum was. Das sagen unsere freiwilligen Spender zumindest."

"Wirklich? Also stimmen die meisten Vampir Bücher, die es über euch gibt."

"Einige wurden sogar von Vampiren geschrieben." Maria lächelt und rutscht von der Fensterbank." Wenn wir unsere Zähne ausfahren öffnet sich eine Drüse, die ein Sekret abgibt, das auf Menschen betäubend wirkt. Kommt davon genug auf die Haut und lässt man es einwirken, spürt man den Biss so gut wie gar nicht."

"Aber Erinnerungen könnt ihr nicht löschen, oder?" Ich grinse schadenfroh. Wenn also einiges aus den Büchern stimmt, muss es nicht heißen das alles Wahr ist. Die meisten werden als Superhelden dargestellt und ich kann mir denken, dass solche Bücher von Vampiren geschrieben worden sind.

"Manche schon. Aber dann bleiben Schäden im Gehirn, wir nutzen lieber unser Blut, um die Menschen in eine Art Rausch zu versetzen. Sobald der Rasch zu Ende ist erinnern sie sich an nichts, was in dieser Zeit passiert ist. Deswegen nähren wir uns nachts. Schlafenden ein paar Tropfen in den Mund geben und abwarten. Oder ins Getränk, je nachdem."

"Verrückt! Ich dachte ihr tötet oder löscht Erinnerungen."

"Würden wir das tun, gebe es keine Menschen mehr. Wir sind zwar nicht so viele im Gegensatz zu den Menschen, aber wir brauchen das Blut viel zu oft. Würden wir jedes Mal töten gebe es so gut wie keine Menschen mehr."

"Wie oft?"

"Je nachdem. Ein bis dreimal die Woche."

"Ich habe gesehen, dass ihr auch normale Nahrung isst. Wo ist der Unterschied zwischen Blut und normalem Essen?"

"Wir brauchen beides. Essen wir nicht, so nehmen wir ab und werden schwächer. Aber nehmen wir kein Blut, so werden wir aggressiv und es kann passieren, dass wir anfangen wahllos zu töten, weil Blut für uns eine Art Droge ist, ohne die wir nicht leben können. Es ist mit der Luft zu vergleichen, bekommt ein Mensch keine Luft, dreht er durch. So ist es bei uns mit Blut. Wird uns das Blut entzogen, in der Gefangenschaft zum Beispiel so werden die meisten verrückt und vegetieren vor sich hin ohne sterben zu können."

Ich nicke. Was soll ich dazu denn sagen?

"Zoren will dich sprechen. Im Arbeitszimmer." Sagt sie wie aus heiterem Himmel.

Was? "Hättest du mir das nicht früher sagen können? "Ich springe vom Bett und zieh mir die Ballerinas schnell an.

"Nur mit der Ruhe. Er hat es mich gerade eben wissen lassen. Du hast mehr als genug Zeit dich für ihn hübsch zu machen." Ich sehe sie aus dem Augenwinkel an und merke wie sie versucht ernst zu bleiben.

"Ah, ich werde mich nie daran gewöhnen, dass ihr so kommunizieren könnt." Ich überspringe ihre Anspielung, denn ich weiß genau was sie so erheitert. Sie ist nach wie vor davon überzeugt, dass Zoren und ich zusammengehören. Als ich es von Irina erfahren habe, habe ich Maria darauf angesprochen. Sie hat nur gelächelt und gemeint; "Was zusammengehört, findet zueinander. "

"Doch, schneller als du denkst. Es wird bald auch deine Art sein mit Zoren zu sprechen ohne dass es jemand merkt."

"Hört auf damit, wir können nicht mal fünf Minuten in einem Raum zusammen aushalten. Es ist wohl offensichtlich, dass er mich hasst und ich Angst vor ihm habe."

Maria schmunzelt und verdreht die Augen. Manchmal kaufe ich es ihr nicht ab, dass sie blind ist. Sie benimmt und bewegt sich wie jeder andere Mensch. Oder was auch immer.

Im Gegensatz zu den anderen benehmen sich Maria und Irina mir gegenüber ganz normal. Obwohl, Maurice und Dr. Orlan so gut wie immer da sind halten sie eine gewisse Distanz zu mir. Es ist verwirrend. Irina klappst mich manchmal auf den Arm oder macht Witze über mich, ganz wie eine normale Freundin. In solchen Situationen merke ich, wie sich Atmosphäre im ganzen Haus ändert. Schlagartig wird es kaum merkbar kälter und die anderen versteifen sich. Ich weiß, dass es nicht an mir liegt. Mir macht so was nicht aus, es bringt mir nur die Normalität näher. Wenn ich lache, was selten ist, spüre ich fast, wie das Haus heller wird. Es ist merkwürdig und ich glaube langsam, dass es der Magische Teil von mir ist der all das verursacht.

Maria begleitet mich zum Arbeitszimmer. Wir schweigen, das tun wir immer, wenn mich was beschäftigt und Maria hat mir erklärt, dass sie mich besser auf diese Weise verstehen kann, als wenn ich rede. Komisch! Aber für sie sprechen meine Gefühle und die Gedanken, die sie wahrnehmen kann sobald sie mich berührt. Und das tut sie gerade. Und lächelt.

Plötzlich springt sie zu Seite und starrt mich an. Verwirrt schaue ich an mir herunter und schreie auf. Ich schwebe auf eine blass violette Wolke. "Was ist das!" Schreie ich panisch und höre schwere Schritte, die von allen Seiten auf uns zukommen.

"Durchatmen, das kommt von dir. Es wird dir nichts tun." Höre ich Maria rufen während sich die Wolke vergrößert und mich immer höher schweben lässt. In meiner Panik rudere ich wie verrückt mit den Händen, um Gleichgewicht zu behalten und stoße mit einer Hand an den Kronleuchter, der sofort Feuer fängt. Großer Gott!

"Holt mich hier runter, bitte!" Tränen verschleiern meine Sicht und der Rauch brennt langsam in meiner Lunge. Oh Gott!

 

Ich spüre, dass mich jemand berührt, nicht direkt aber etwas, dass an mir oder in mir ist. Es ist, als ob ich aus Luft wäre und etwas saugt mich zu sich. Das Ziehen verstärkt sich und ich schließe die Augen und falle. All das kann keine Minute gedauert haben, doch für mich war es eine unendliche Zeit voller Todesangst. Blinzelnd öffne ich die Augen und huste wegen des Rauches. Von dem Feuer ist nichts mehr zu sehen und das gleiche gilt für meine unheimliche Wolke, als ich nach unten sehe. Doch da ist was anderes. Ein Paar Herrenschuhe, die dicht vor meinen Füßen sind. Erst da spüre ich den festen druck an meinen Oberarmen und schaue nach oben. Der Druck verstärkt sich schmerzhaft, als ich den dunkelsten Augen begegne, die ich jemals gesehen habe, Zorens.

Mein Atem stockt, als ich die rohe Gewalt in seinem Blick erkenne. Die gilt allein mir.

"Komm!" Presst er zwischen den Zähnen und zieht die Hände zurück, die er zu Fäusten ballt.

Wie ferngesteuert folge ich ihm auf weichen Beinen. Er hasst mich, das ist offensichtlich. Dieser Gedanke tut weh, keine Ahnung warum. Vielleicht aus Angst, ich weiß es nicht.

Jemand berührt sachte meine linke Hand, was mich aus meinen Gedanken reißt. Maria, ich muss nicht hinsehen, um zu wissen, wer sich da Zugang zu meinen Gedanken durch diese tröstliche Geste macht. Maurice läuft rechts neben mir und lächelt mich aufmunternd an, was ziemlich gruselig aussieht. Unterdrücktes lachen von Maria und ein schwer zu definierendes schnauben von Zoren sind die einzige laute die bis zum Arbeitszimmer zu hören sind.

"Die Zeit wird knapp. Deine Kräfte haben sich heute zum ersten Mal gezeigt, was bedeutet, dass wir nicht mehr als eine Woche für deine Erweckung haben." Fängt Zoren an sobald wir das Arbeitszimmer betreten haben.

Maria setzt sich auf die Fensterbank und Maurice lehnt sich so neben sie an die Wand, dass sie sich an den Schultern berühren. Inzwischen weiß ich, dass er gerne bei ihr ist und durch Körperkontakt ihr erlaubt zu sehen. Sie fragt nicht danach, nie, aber er gönnt es ihr gerne. Er mag sie, das ist offensichtlich.

Kurz bleibe ich stehen, entscheide mich aber dann mich zu setzen. Meine Beine sich immer noch weich wie Pudding.

"Wann?" Ich bin bereit. Ich habe lange darüber nachgedacht. Pro und kontra abgewogen, es führt einfach kein Weg daran vorbei. Es geht hier nicht nur um mich.

"In den nächsten zwei Tagen." Sagt Zoren.

 

Zwei Tage! Nein ich würde durchdrehen, wenn ich andauernd daran denken würde. Und das würde ich.

"Nein. Wir machen das jetzt!" Meine Stimme klingt erstaunlich entschlossen, was mich wundert. Mein Magen hat sich so sehr zusammengezogen, dass es wehtut.

"Jetzt!" Rufen Maria und Maurice synchron.

Zoren stehen wie erstarrt hinter dem Arbeitstisch und sein Blick fixiert mich.

"Ja, jetzt", sage ich entschlossen." Ich ertrage diese Angst nicht länger. Ich will es endlich hinter mich bringen." Füge ich leise hinzu.

Maria springt von der Fensterbank und zieht Maurice hinter sich nach draußen.

Als die Tür ins Schloss fällt, hört es sich wie ein Startschuss. Zitternd schaue ich hoch und sehe, dass er mich aufmerksam beobachtet.

Mutig stehe ich auf und mache ein paar Schritte auf ihn zu.

"Bitte, tue mir nur nicht unnötig viel weh." Flüstere ich.

"Bist du dir sicher, dass es das ist, was du willst?"

Ich nicke, was ihm anscheinend genügt. Er kommt auf mich zu und ergreift fast sanft meine Hand um mich zum Sofa zu bringen.

"Willst du lieber liegen oder sitzen?" Als ich nur mit den Schultern zucke, setzt er sich und zieht mich rittlings auf seinen Schoss. Erschrocken und peinlich berührt keuche ich auf." So ist es leichter und keiner von uns muss sich verrenken." Erklärt er mit deutlich rauerer Stimme. Zum Glück sitze ich fast auf seinen Knien was mich ein wenig beruhigt und ich nicke. Die Nähe ist trotzdem beängstigend.

Wie in der Trance sehe ich wie sich seine Eckzähne verlängern und er hart schluckt. Hat er auch Angst? Angst das es nicht funktioniert?

Seine rechte Hand schiebt meine Haare zu Seite und seine Augen fangen an fast golden zu glühen als er mir in die Augen sieht. "Figliae Floralis, schenkst du mir dein Blut freiwillig?" Fragt er andächtig.

"Ja, das tue ich." Sage ich entschlossen.

"Ich danke dir für deine Gabe." Seine Stimme ist nicht mehr menschlich, es ist heiseres knurren, dass mich eigentlich verschrecken sollte, doch ich kann nicht wegsehen. Verwandelt ist er so faszinierend schön. Nicht mal die scharfen Zähne stören mich oder die unheimlich glühenden Augen.

Seine rechte Hand wandert zu meinem Nacken und zieht mich sanft nach vorne. Ich lege meine Hände auf seine Schulter, da er so groß ist und ich die Sofalehne nicht erreiche. Seine linke Hand legt sich um mein Kinn und dreht so mein Kopf leicht nach rechts." Ich werde dir nicht weh tun." Verspricht er und sein warmer Atem trifft meinen Hals! Kurz bin ich versucht aufzuspringen und ich kneife die Augen fest zusammen, um mich zu sammeln. Mein Herz droht mir aus der Brust zu springen und ich atme flach. Viel zu flach.

Als seine Lippen meine Haut berühren schnappe ich nach Luft. Da ich Schmerz erwartet habe kommt die Liebkosung unerwartet und zündet ein Feuer, den ich fast auf meiner Haut spüren kann. Seine Zunge ersetzt seine Lippen und mir entweicht ein Stöhnen und ich reiße die Augen auf vor Schreck. Um uns herum lodern die Flammen und ich erschrecke mich fast zu Tode. "Alles gut, das ist das Rituelle Kreis. Es wird dir nichts tun, es schützt uns." Murmelt er dicht an meiner Haut, was bei mir für Gänsehaut sorgt." Bereit?" Fragt er angespannt und zieht sich zurück um mich anzusehen.

 

Ich atme ein paar Mal tief durch, nicke und lege meinen Hals frei. Sein Griff verstärkt sich und dann beißt er zu.

Ich warte, aber da ist nichts. Kein wirklicher Schmerz, nur ein erregender Druck an meinem Hals und das Gefühl seiner Lippen und Zähne auf meiner Haut.

Plötzlich brüllt er an meiner Haut und sein Griff wird noch fester so dass er mich ganz eng an sich zieht. Ich höre ihn schlucken und es ist verstörend schön. Abartig erregend. Berauschend. Ich habe das Gefühl, dass er in mich hineinkriechen will, so wie er mich an sich drückt. Und mir geht es nicht anders. Er ist erregt, das spüre ich und, ich kann in meiner Trance nichts tun, als mich an ihm zu reiben. Am liebsten würde ich uns die Kleider vom Leib reißen aber er hält mich so fest, dass ich kaum Luft holen kann. Irgendwo, ganz tief in meinem Unterbewusstsein, flüstert mir mein Verstand, dass, das nicht in Ordnung ist. Aber mit jeder Sekunde, die vergeht, wird sie leiser. Ich weiß, dass ich es bereuen werde, dass ich mich schämen werde sobald es vorbei ist. Doch die Gier in mir siegt, ich bin machtlos. Er macht irgendwas mit mir das mir so gut gefällt, genauso wie es mich abschreckt.

Ein Ruck geht durch das Zimmer, ein Beben begleitet von einer Hitzewelle, die meine Haut zu verbrennen droht. Ich fühle ihre Macht, fühle wie sie mir etwas zuflüstert tief in mir drin, doch ich kann es nicht fassen. Ich erreiche ihre Botschaft nicht. Der Nebel in meinem Verstand wird dichter, allumfassender und ich spüre wie ich mich im Nebel verliere ohne die Botschaft des lodernden Feuers zu verstehen. Das letzte aufbäumen ist nur ein Versuch mich an die Realität zu halten mit Gewissheit, dass ich es nicht schaffen kann. Es ist zu stark, genau wie der Griff um mich und die Lippen an meinem Hals die von mir genauso viel nehmen wie sie mir Geben. Ein Gefühl von Dankbarkeit und Erleichterung fließt durch mich wie süßer Sirup und ich falle, in einen Kokon gewebt aus Sicherheit und Ruhe. Leises Flüstern Tausender Stimmen…, Wir sind Eins..., Wir sind Dein…, Du bist Unser und doch nur Sein… Kressnow… Mandrreeg… Biidee… Biidee… BIIDEE!!!

 

 

Die Stimmen werden leiser und verstummen im Rausch des Feuers, oder Windes. Ich weiß es nicht genau, meine Sinne sind betäubt. Ich kämpfe gegen den Nebel an, doch ich höre nur das Rauschen und meine Augen sind blind, mein Körper taub. Sterbe ich?

Meine Hände rutschen ab, unfähig mich länger zu halten kippe ich nach hinten. Falle aber nicht. Starke Arme stützen mein Kopf und halten mein Rücken gerade. Es kitzelt, als ob Tausende kleine Zungen an mir lecken würden. Überall. Warm und kalt zu gleich. Ich zittere.

„Mach die Augen auf.“ Höre ich angestrengtes Flüstern. Kann aber nicht gehorchen.

„Komm schon Elena, Mach die Augen auf!“

Ich strenge mich an und schaffe es die Augenlieder nur so weit zu öffnen um von starkem Licht geblendet zu werden. Ich versuche es nochmal. Und nochmal. Immer wieder bis mir bewusst wird, dass das beißende Licht von mir kommt. Ich brenne!

Ich will schreien, doch meine Kehle ist zu. Atme Ich überhaupt? Ich weiß es nicht.

„Ich muss dich jetzt erwecken Elena! Verstehst du?“ Nein tue ich nicht. Ich verstehe nichts mehr.

Mein Mund wird aufgerissen und ich schmecke Blut. Auf mir sind Hände, meine und noch viele andere. So viele andere. Sie sind Überall. Sie zwicken, streicheln, schneiden. Ich will schreien, kann aber nicht. Mal tut es entsetzlich weh, mal ist es wohltuend, furchtbar kalt oder brennend heiß.

Die Stunden ziehen vorbei, Tage, ohne mich. Ich bin da und doch wieder nicht. Gefangen im Schmerz oder verlockender Dunkelheit. Manchmal höre ich etwas, manchmal tagelang nicht. Ich bin tot, nicht da aber auch nicht weg.

 

 

 

 

 

Als ich das erste ohne Schmerzen zu mir komme, fühlt es sich an wie Neugeburt. Denke ich, ein besseres vergleich gibt es wirklich nicht. Keine Schmerzen, nichts.

Ich versuche mich zu erinnern wann ich das letzte mal so erholt war. Keine Ahnung, muss ewig her sein. Blinzelnd öffne ich langsam die Augen und sehe mich um. Keiner da. Es regnet. Das leise tröpfeln wirkt beruhigend. Ich winde mich aus den Decken und schlendere ins Bad.

Unter der Dusche versuche ich mich an das zu erinnern was passiert ist als ich Zoren mein Blut gegeben habe. Anfangs war es sehr schön, doch irgendwann ist es furchtbar geworden. Was ist nur passiert? Hat es funktioniert? Wie lange war ich überhaupt weg? Wenn ich an die Quallen denke, die mich irgendwann erfasst haben muss ich hart schlucken. Das war schlimm, davon haben sie mir vorher nichts gesagt.

Ich hoffe es hat funktioniert denn, so was mache ich nicht noch einmal. Ich wundere mich, dass ich es überlebt habe.

Als ich über meine Brust streiche, spüre ich ein merkwürdiges brennen. Ein Blick auf die Stelle reicht um zu erfahren warum. Das Muttermal zwischen meinen Brüsten leuchtet. Es leuchtet! Schwach, aber verdammt es leuchtet! Langsam fahre ich mit den Fingern darüber und zucke zusammen. Es fühlt sich sogar wärmer an als die Haut drum herum. Da fällt es mir wieder ein. O Gott!

Ich spüle die Seife so schnell ich kann ab und trockne mich nur halbwegs. Meine Haare tropfen immer noch als ich mir aus dem Schrank das erste greife was mir in die Augen fällt. Brauner Pullover und schwarze Yoga Hose. Unterwäsche lasse ich weg. Keine Zeit.

Ich renne wie eine Verrückte die Stiegen runter und versuche auf die Stimmen zu lauschen. Mein Blut rauscht so laut in meinen Ohren, dass ich kaum was hören kann. Unten angekommen steuere ich die Küche an und reiße fast die Tür aus als ich mich gegen sie stemme.

Drei Augenpaare starren mich an als ich mitten im Raum stehen bleibe.

Maurice spring auf und im nächsten Moment fängt er die Tür auf. Ich starre die Tür in seinen Händen an und werfe einen Blick auf den Platz wo es eigentlich stehen sollte, in Erwartung denjenigen zu sehen der sie geworfen hat. Da ist aber niemand.

„Heilige Mutter Gottes!“ Irina lacht halb schockiert, halb belustigt auf.

„Die Hohe!“ Flüstert Dr. Orlan.

„Was habt ihr?“ Frage ich etwas unbeholfen.

Irina springt auf und deutet mir, ihr zu folgen. Mehr als verwirrt folge ich ihr zurück ins Foyer wo sie vor einem hohen Spiegel stehen bleibt. Mit einem Kopfnicken deutet sie mir hinein zu sehen was ich gleich tue. Mit einem Aufschrei zucke ich zurück bei Anblick meines erschreckenden Spiegelbilds.

Mein Haar schein aus Flammen zu bestehen, durch das Grün meiner Augen, leuchtet blasblauer Schimmer und meine Haut ist fast so Weiß wie der Schnee. Ich erkenne mich fast nicht. Was ist passiert? Vor ich irgendeine Frage stellen kann treten mir die Tränen in die Augen und beobachte wie sich mein Äußeres wieder verändert. Mein Haar ist wieder rotblond und die Augen werden wieder grün. Nur meine Haut bleibt ungewöhnlich hell.

„Kannst du auch das Schweben kontrollieren? Fragt mich Irina und ich schaue sie an. Schweben?

Sie deutet mit dem Zeigefinger auf meine Füße und ich schaue hin.

„Nicht schon wieder!“ Ich will heulen und wünsche mir all das würde aufhören und schon bin ich auf dem Boden.

„Na geht doch. Ein wenig Übung und du wirst alles, ganz schnell im Griff haben.“

 

„Hat er… es geschafft? Ich meine das mit dem Fluch…, hat es funktioniert?“

„Ist das alles was dich interessiert? Oder willst du einfach nicht wissen warum du so aussiehst und Sachen tust, die du vorher nicht konntest?“

„Ich bin mindestens zehnmal gestorben und auferstanden, wenn das um sonnst war dann drehe ich durch. An meiner Situation kann ich wie es aussieht sowieso nichts ändern. Sag mir einfach ob es geklappt hat oder nicht, bitte.“ Irina beobachtet mich skeptisch und ich bekomme langsam Angst. Gerade als sie mit einer Antwort ansetzen will, stürmen Maurice und Dr. Orlan an uns vorbei.

Irina packt meine Hand und zieht mich mit sich ins obere Stockwerk. Ich bekomme nicht mal die Gelegenheit zu fragen was los sei.

Oben angekommen zieht sie mich am Arbeitszimmer vorbei in einen Raum voller Menschen. Oder besser gesagt Wesen. Als wir eintreten, bildet sich vor uns eine Gasse die direkt auf das große Bett führt. Alle senken ihre Blicke und weichen mir aus. Ich fühle jeden im Raum, kann fast nach ihren Gefühlen greifen und es macht mir Angst was manche von ihnen mir regelrecht vor die Füße werfen. Abscheu, Ablehnung und Hass.

„Elena, kommen sie näher.“ Dr. Orlan beugt sich über das Bett und winkt mich zu sich.

Als ich näher trete sehe ich den Grund für Aufregung; Zoren! Er liegt im Bett, und atmet sehr schnell. Sein Körper ist verkrampft und glüht rötlich.

Für einen Moment bin ich wie erstarrt vor Entsetzen, doch dann übernimmt mein Körper die Kontrolle und handelt instinktiv. Mit zwei Schritten bin ich bei ihm und drücke meine Handfläche auf seine Brust.

Tief in mir fängt etwas sich zu sammeln, ein Gefühl von goldenen Fäden, die durch mich hindurchfließen. Ich lasse sie tun was zu tun ist und sie verbreiten sich auf Zorens Brust wie Ranken. Plötzlich fange ich an zu schwanken und die Luft wird so dick wie Sirup. Ich habe das Gefühl mein Geist trennt sich von meinem Körper und ich schließe die Augen. Instinktiv folge ich dem schwanken und beuge mich nach vorn, so lange, bis mein Kopf auf ein wiederstand stößt und ich halt bekomme. Etwas zerrt an mir, will nach draußen, sich verbinden doch ich weiss nicht an was und wie. Langsam lasse ich die Luft aus meiner Lunge strömen und denke nur daran Zoren zu helfen und ergebe mich ihm. Er soll sich nehmen was er braucht. Geistig überlasse ich dem goldenen Kern die Führung und stelle mir vor, mich in das glühende Bündel zu verwandeln und Zoren zu ummanteln, in ihn zu fließen wie Lebensenergie. Entfernt dringen Stimmen zu mir; Sie tötet ihn… raus… halltet sie auf…. Ich kann aber nicht aufhören, will es nicht.

Plötzlich ist da etwas, etwas oder Jemand der nach mir greift. Ich spüre ihn tief in mir drin so stark wie die eisernen Ketten wickelt es sich um mich herum. Geistig sehe ich das Ende der Kette, die sich nach etwas ausstreckt, es aber nicht erreicht. Ich bilde meine eigene und komme der Kette entgegen, greife nach ihr und da, in diesem Bruchteil eine Sekunde explodiert die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Gleisend helles Licht blendet mich, nimmt mich mit, zerstückelt und setzt mich wieder zusammen.

Stille. Ruhe. Ich bin wieder ich, in mir. Mein Körper ist wieder aus Fleisch und Blut, das spüre ich, genauso wie die schlimmste Erschöpfung, die ich jemals gespürt habe. Mein Bewusstsein registriert entfernt, das ich halb auf Zoren liege, doch ich habe keine Kraft mich aufzurichten.

Der Körper unter mir fängt an zu beben. Seine Atemzüge werden kürzer und schneller. Langsam hebe ich den Kopf und schaue nach oben. Zoren blickt auf mich herunter, unruhig, beängstigend, hungrig. Im nächsten Moment liege ich auf den Rücken und er auf mir, mit seinen Zähnen tief in meinem Hals.

„Zoren, nicht! Sie ist zu schwach.“ Maurice versucht ihn von mir zu lösen, doch seine Antwort ist nur ein warnendes Knurren und ein noch festerer Griff.

Drei oder vier Schlucke und er löst sich von mir nur so lange um mit einem Wink alle aus dem Raum zu scheuchen.

Die Tür fällt ins Schloss. Das Geräusch wirkt wie ein Startschuss und Zorens Lippen liegen auf meinen. Ungeduldig teilt seine Zunge meine Lippen und ich gebe nach. Von eine Sekunde auf die andere bin ich Feuer und Flamme und erwidere seine Attacke mit gleichem Hunger. Stoff zerreißt und fliegt herum, Hände huschen über feuchte Haut, Haut reibt auf Haut. Es gibt nichts als Gier in jeder Berührung. Alles geht so schnell das ich erst als er zwischen meinen Beinen ist registriere was hier passiert. Und Ich will es, so sehr, dass es mich zerreißt.

Kurz lösen sich seine Lippen von mir als er mir in die Augen schaut. Die Gier in ihnen ist nicht zu übersehen und ich greife mit einer Hand nach seinem Nacken und ziehe ihn zurück. Als seine Lippen meine Berühren, stößt er mit seinem Becken nach vorn und dringt in mich hinein. Ich schreie auf, doch sein Mund verschlingt jedes Geräusch. Die Dehnung ist heftig und nimmt kein Ende. Er schiebt sich weiter in mich hinein, ohne Gnade und ich schließe die Augen als sein Becken an mein Stößt. So viel, fast zu viel und so gut. Oh Himmel so gut! Ich bekomme nicht einmal die Gelegenheit mich an ihn zu gewöhnen denn er fängt gleich an im mich zu stoßen, immer wieder, immer schneller. Ich suche nach halt, kralle mich an ihm fest und komme ihm mit jedem Stoß entgegen. Seine Hände halten mich erbarmungslos während er wie im Wahn in mich Stößt, mich beißt, mich immer mehr an Abgrund führt bis ich keine Wahl habe und zerspringe. 

 Gerade als ich denke, dass es gar nicht schöner sein kann beißt Zoren in meine Schulter und katapultiert uns in eine andere Welt, die nur aus köstlichster Wonne und unendliche allumfassende Glückseligkeit besteht.

Langsam, ganz langsam komme ich auf die Erde zurück. Stück für Stück setzt sich mein Verstand zusammen und für Bruchteil eine Sekunde denke ich, dass ich einen Fehler gemacht habe. Aber das verwerfe ich gleich wieder, so einen Fehler mache ich gerne immer und immer wieder.

Erst als mich ein kalter Luftzug streift merke ich das Zoren sich von mir gelöst hat. Stirnrunzelnd schaue ich auf, und meine Eingeweide krampfen sich zusammen; Zoren steht mitten im Zimmer und schaut mich voller Ekel und Hass an. Nackt wie er ist, stürmt er aus dem Raum und lässt mich allein.

Verwirrt richte ich mich auf und ziehe mir die Decke um den Körper. Auf wackeligen Beinen schaffe ich es gerade so mein Zimmer zu erreichen bevor ich zusammenbreche. Ich bin mir nur nicht sicher ob der Grund die Entkräftung oder Demütigung ist. Wenigstens bleibe ich dieses Mal beim Bewusstsein- leider. Ich würde jetzt zu gerne vergessen. Ich will dieses Blick vergessen mit dem er mich bedacht hat.

. Ich habe keine Tränen zu vergießen, keine klare Gedanken um zu verstehen was da gerade passiert ist. Zutiefst verstört lehne ich mich an die Wand und starre durch das Fenster. Es ist hell, mehr nehme ich nicht wahr.

Stunden ziehen an mir vorbei, Irina und Maria genauso. Ich weiss dass sie da waren, versucht haben mit mir zu reden doch ich hatte keine Kraft mich an ihre Fragen zu konzentrieren. Ich wollte nicht reden, will ich immer noch nicht. Wozu? Ich habe keine Antworten. Ich brauche Antworten, aber um die zu bekommen muss ich Fragen stellen, habe aber keine Kraft dazu. Schlafen, ich will nur schlafen und vergessen, nur für kurze Zeit.

 

 

Leises rascheln weckt mich und ich drehe mich zum Geräusch um.

„Mama.“ Noch im Halbschlaf registriere ich, dass sie es nicht sein kann, nur ein Trugbild in Form eine Frau, die mir so vertraut ist wie sie mir fremd ist.

„Hallo, Ellena.“ Emerald setzt sich an die Bettkante und sieht ängstlich aus. Was macht sie hier?

„Hallo. Wie geht es dir?“ Ich habe immer noch das Bild vor den Augen wie Maurice sie würgt oder wie sie gegen die Wand wirft.

„Umständen entsprechend“, sie lacht auf und schüttelt mit dem Kopf. „Wie geht es dir? Ich kann mir vorstellen, wie verwirrt du gerade bist.“

„Verwirrt ist eine unpassende Beschreibung, würde ich sagen. Eher verstört oder zutiefst schockiert.“ Ich werfe mich in die Kissen und starre die Decke an.

„So hätte es nicht sein sollen. Alles ist falsch gelaufen aber sie wusste sich nicht anders zu helfen, glaube ich.“ Murmelt sie.

„Was meinst du damit?“ Ich richte mich auf und lehne mich an das Kopfende.

Sie seufzt und sieht mich bedauernd an. „Deine Mutter hatte Angst um dich und hat viele Fehler begangen beim Versuch dich zu schützen. Sie hätte sich nicht mal mir anvertraut, ist einfach verschwunden und ihren Tod vorgetäuscht.“

„Bist du nicht so was wie eine Wahrsagerin? Konntest du das nicht sehen oder spüren?“

„Ich bin nicht nur so was wie eine Wahrsagerin! Ich bin eine Wahrsagerin! Nur bei meiner Familie und denn ganz mächtigen funktioniert das nicht.“

„Entschuldige, ich wollte dich nicht beleidigen, es ist nur so dass ich so einiges nicht verstehe. Es ist viel in der letzten Zeit passiert und alles ist so neu und fremd.“

„Eine Hohe entschuldigt sich nicht Elena!“

„Warum? Ich bin nicht die allmächtige oder so und du bist meine Tante. Wieso soll ich mich nicht entschuldigen, wenn ich dich beleidige, was nicht meine Absicht war.“

„Du hast viel zu lernen, Liebes. Ich werde alles daran setzten, dass du so schnell wie möglich in unsere Welt dein Platz findest und einnimmst. Und ich gebe mein bestes, dass es so angenehm wie möglich passiert.“

„Angenehm?“ Ich kann mir das bittere Auflachen nicht verkneifen. „Du kommst zu spät.“

„Du hast viel durchgemacht in letzten Wochen und ich würde lügen, wenn ich behaupte, dass, das schlimmste hinter dir liegt. Es kommt noch so einiges auf dich zu wo du Stärke beweisen musst, wo du zeigen musst, dass du die Hohe bist mit allem was dich ausmacht. Das wird dir so einiges abverlangen. Das wichtigste hast du hinter dir; die Erweckung. Obwohl wie ich hörte war es sehr spontan und ziemlich knapp.“

„Ich habe keine Ahnung was passiert ist. Bis jetzt hat mir keiner was gesagt, dazu kam es einfach nicht. Es ist so viel auf einmal passiert das ich inzwischen den Überblick verloren habe.“ Ich schließe die Augen und versuche mich zu beruhigen. Ich habe das Gefühl versagt zu haben und dass ich es weiterhin tun werde. Nichts läuft wie es laufen sollte. Ich weiss nicht einmal wie, was laufen sollte. Ich bin in eine Welt reingestolpert, die ich nicht verstehe obwohl sie, die meine ist. Von meiner Geburt meine sein sollte.

Ich spüre Irina vor sie an die Tür klopft. „Ist offen:“ Rufe ich und hoffe sie hat was zu essen dabei. Ich bin am Verhungern. Irgendwie muss ich mir abgewöhnen, dass ich immer bedient werde. Das ist abartig und entspricht nicht dem was ich eigentlich bin.

„Hallo Mädels!“ Ruft sie während sie ein vollgeladenes Tablet balanciert

„Die Hohe Magierin wird nicht wie eine Kassiererin angesprochen!“ Faucht Emerald in ihre Richtung.

Irina bleibt unsicher stehen und schaut mich fragend an.

„Wenn du Essen dabeihast, darfst du mir sogar Stöckchen werfen und mir eine pinke Schleife anbinden.“

Sie lacht auf und legt mir das Tablett auf den Schoß. Im Augenwinkel sehe ich wie Emerald missbilligend den Kopf schüttelt. Ist mir aber egal.

„Danke Irina. Ich glaube mein Magen frißt sich gerade durch mich hindurch um an das Essen zu kommen.“ Gierig verschlinge ich das Steak und die Kartoffeln. Irina hat auch an die Suppe gedacht, doch die lasse ich stehen, mein Magen braucht was Kräftiges. Ich habe das Gefühl ein ganzes Rind essen zu können. Ein Heißhunger auf rohes Fleisch lässt mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. Mitten in Bewegung bleibe ich wie erstarrt.

„Stimmt mit dem Essen was nicht?“ Irina beugt sich über den Teller und riecht daran. „Riecht ganz normal, was hast du?“

„Ich…. Ich hatte gerade ein ganz blödes Gefühl.“

„Eine Hohe hat immer das richtige Gefühl.“ Mischt sich Emerald ein. Langsam nervt sie mich mit dem ganzen Hohe dies, Hohe das, Mist.

„Tatsächlich? Dann sollte ich vielleicht ein ganzes Rind roh essen, wenn mir gerade danach ist?“ Ich werfe ihr einen genervten Blick und esse weiter. Zum Glück bleiben sie beide still. Irgendwo ist es mir egal, dass ich gerade ziemlich mies zu ihnen war. Die Ganze Sache geht mir plötzlich auf die Nerven. Seit Emerald hier ist fühle ich mich einfach unwohl in meiner Haut. Das ganze Hohe Magierin Gelaber geht mir mächtig auf die Nieren. Was bin ich plötzlich? Königliche Hoheit? Verdammt, bis gestern war ich eine einfache Bibliothekarin und von jetzt auf gleich die Hohe Magierin. Uh hu hu…, dass ich nicht lache.

Die Plötzliche Wut breitet sich wie Feuer durch meine Adern und ich esse schneller, verschlucke mich und verschütte die Suppe.

. Meine Hände zittern und ich habe das Gefühl gleich durchzudrehen. Etwas stimmt mit mir nicht. So bin ich nicht, nein ganz und gar nicht. Ich bin ein fröhlicher Mensch, ruhig, vielleicht etwas ängstlich und ich bin bodenständig, aggressiv zu sein gehört nicht zu mir. Und gerade habe ich das Gefühl jemandem das Kopf abreisen zu müssen. Die unbändige Wut frisst sich wie Lava durch mich hindurch und ich schmeiße das Tablett gegen die Wand.

„Geht raus, sofort!“ Brülle ich plötzlich, da ich mir anders nicht zu helfen weiss. In mir ist etwas das ich nicht kontrollieren kann und ich bin mir sicher, dass es von jemanden anderen kommt und nicht von mir.

 

 

 

 

Impressum

Texte: vorbehalten
Bildmaterialien: Cover designe : Kathyjana Simons
Tag der Veröffentlichung: 19.09.2015

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /