Arielles Flucht im Schnee
Annaberg-Buchholz, 25.12.2029
Das Auto ist in der Werkstadt. Als Plan B kam heute Mittag die currygelbe Vespa 125 wieder zu ehren. Jetzt ist die einunddreißigjährige Apothekerin Arielle auf dem Heimweg von ihrer Freundin Natasja. Diese schöne Frau aus Moldawien ermahnte schon am frühen Nachmittag ihre Freundin, wieder aufzubrechen. Arielle lachte spöttisch auf. Doch nicht wegen der paar Schneeflocken. Jahrelang gab es keinen richtigen Winter mehr. Wegen der rapide ansteigenden Erderwärmung. Das heute, das wäre einfach nicht ernst zu nehmen, sagte sie zu Natasja und harrte mutig bei Kaffee und Weihnachtsgebäck aus. Zudem musste sie die neuesten Weihnachtsschnitzereien betrachten, die ihre Freundin übers Jahr angefertigt hat. Engel und Bergmänner, die in ihren Händen Kerzen trugen.
Im Kegel des Scheinwerfers ihres Mopeds tanzen ein paar Stunden später die Schneeflocken. Fernlicht anzuschalten ist nicht möglich. Es blendet wie bei Nebel. Alle paar Meter wischt sich die Fahrerin mit dem Handschuh den Schnee vom Visier. Nicht gerade ein ungefährliches Unterfangen, den Lenker an einer Seite loszulassen. Schließlich lag der Schnee schon fünfzehn Zentimeter hoch auf der Zschöppelstraße. Eine falsche Bewegung, und sie würde lang hinschlagen.
Arielle kommt von Walthersdorf. Weil die beiden Freundinnen nach dem Kaffee noch lange Likör getrunken haben, will die Motorradfahrerin Schleichwege durch den Buchholzer Stangewald nehmen. Ihr zweiter großer Fehler am heutigen Tag.
Links und rechts sind die Felder schon vom Schnee verschluckt. Selbst die Reifenspur eines Autos ist nur noch schwach auf der Straße zu erkennen. Kein Profil mehr, nur zwei dunklere Schatten im fahlen Weiß, angeleuchtet von dem Scheinwerfer. Es muss ein Wagen mit breiten Reifen gewesen sein, sagt sich die einsame Fahrerin. Vielleicht der Jeep des Försters? Wie viele Minuten sind seitdem vergangen?
Kurz nachdem zu Arielles Rechten der Wald angefangen hat, biegt sie in ihn ein. In Richtung Tierheim. Von dort will sie sich weiter durch den Forst stehlen. Bis sie über die Waldstraße Buchholz erreicht. Dort wohnt sie am steilen Ende der Frauenstraße. Eine dieser vielen schmalen Straßen, die sich in hammerengen Serpentinen den steilen Hang hinunter winden. Wo unten das kleine Flüsschen Sehma den Tiefpunkt bildet.
Im Schutz des Waldes wird das Schneetreiben schwächer. Arielle atmet befreit aus. Gas wegnehmen, Visier abwischen, erschrecken und im letzten Moment die Balance wieder finden, anhalten. Geschehnisse innerhalb von Sekunden. Ihr wird mulmig.
Vor ihr auf dem Waldweg ist die breite Wagenspur. Wieso nimmt der Kerl ebenfalls diese Abkürzung durch den Wald? Erstmals an diesem Abend schimpft Arielle auf sich selber. Sie hätte ihr Auto auch nächste Woche in die Reparatur geben können. Vorsichtig gibt sie Gas. Die ersten paar Meter lässt sie die Füße draußen. Stützräder für den Notfall.
Hinterm Tierheim rechts, dann zwei Mal links, um zum Landhotel zu kommen. Im Sommer kein Thema. Aber nachts und zu einer Wetterlage, wo der Waldboden und die Straße in einem weißen Einerlei verschwunden sind, ein verwegenes Unterfangen. Wenn da nicht die Reifenspuren wären. Sie geben ein wenig Orientierung. Trotzdem bleibt das Gefühl gespalten in Hoffnung und Angst. Ist der Fahrer des Autos ein Mann? Wenn ja, wird das Gefahr oder Schutz bedeuten?
Plötzlich setzt der Wind wieder ein, Schnee verkleistert ihr Visier. Hand vom Lenker, wischen, Gleichgewicht halten. Verflucht, warum bin ich nicht außen rum gefahren?
Im Schein ihrer Lampe führen die Äste einen wilden Tanz auf. Ihr ist, als wollen die Bäume nach ihr ausgreifen. Wie die Puppen in einer Geisterbahn.
Da fällt mit einem trockenen Krachen ein großer Ast genau vor die Reifen ihres Rollers. Ein Ruck wirft die Fahrerin hoch. Gleich darauf neigt sich ihr Fahrgerät. Es fällt so schnell wie das Fallbeil einer Guillotine. Auf der Seite liegend schlittert der currygelbe Flitzer in den Wald. Die Frau hat ihre Hände noch immer um die Bremsen gekrallt, als die Maschine mit einem Glucksen verstummt.
Schnell wieder auf die Füße stellen, ehe die Zündkerze nass wird. Die Schmerzen ignorierend wuchtet Arielle ihren Liebling wieder in die Senkrechte. Irgendwie fühlt es sich sicher an, den gut gepolsterten Sitz unter dem Hintern zu fühlen. Mit einer bangen Frage auf der Stirn betätigt sie den Starter. Der Motor keucht asthmatisch auf. Einmal. Zweimal. Gottseidank, er beginnt zu röhren.
Gang einlegen, Kupplung kommen lassen, und vor Schreck vom Pferd fallen. Erst jetzt sieht sie nur vierzig Meter vor sich den Geländewagen mit den breiten Reifen am Wegrand stehen. In ihrem Nacken stellen sich ihre Haare auf. Oder kommt die Gänsehaut von dem nach dem Sturz hineingerutschten Schnee?
Vorsichtig nähert sie sich dem Vehikel. Plötzlich kommt es ihr vor, als würde ihr Scheinwerfer ein viel zu kleines Licht in die Finsternis schneiden. Die Angst, sie will nicht weichen. Dieser verfluchte Buchholzer Stangewald. Warum heute Nacht? Wieso bei Schnee? Zieht ein unbekanntes Verhängnis die schöne Frau hypnotisch an?
Warum bin ich nur so verdammt allein, seufzt die Apothekerin in ihren Helm. Der Atem beschlägt ihr Visier. Von außen legt sich das weiße Kristall hinauf. Wischen und nach unten weg atmen, Mädel. Du packst das schon.
Warum hat das Auto keine Warnblinkanlage an? Ach ja, hier im Wald, wer kommt da schon vorbei. Achtsam nähert sich die dick eingemummelte Frau dem Landrover. Jederzeit bereit, den Gashebel voll durchzuziehen.
Das Seitenfenster der Fahrertür ist etwas herunter gekurbelt. Schneeflocken flüchten sich ins Innere, ins Warme und sterben. Nein, eigentlich mutieren sie zu Wassertropfen. Die unbeachtet auf den Sitz fallen. Das Fahrzeug ist leer.
„Hallo? Ist jemand in Not?“ Durch das hochgeklappte Visier beäugt Arielle ihre Umgebung. Nichts.
Gefahr kommt von hinten oder von der Seite. Die Worte ihres Vaters. Schnell fährt ihr Kopf nach rechts. Verdammt.
Intuitiv gibt die junge Frau Vollgas. Das ist schon dümmer als dumm. Das Hinterrad dreht durch, der Roller schlittert weg. Dieses Mal hat sie sich stark den Fuß geklemmt. Ist er gar gebrochen?
Der Mann nähert sich ihr. Auffällig langsam, mit breitem Gang. Die Arme hängen ihm komisch am Körper, ähnlich wie bei einem Uhu, der im Baum sitzt und seine Flügel fest an seinen Körper gelegt hat. Und sieht sie nicht auch Haare in seinem runden Gesicht? Nein, Borsten. Ach nee, Flaum! Auch wirkt die Nase übergroß. Fast wie ein Schnabel.
Arielle blinzelt. Es ist dunkel, der Mann weit weg, noch. Die Sehorgane wieder weit aufgerissen, fallen ihr abermals Schneeflocken hinein. Sogleich wird das Bild verschwommen. Kein Wunder, dass sie Gespenster sieht. Wahrscheinlich ist der Mann nur unrasiert. In seinem Drei-Tage-Bart sitzen Schneeflocken, das sieht aus wie zartes Gefieder. Und eine große Nase, meine Güte, warum sollte so ein Zinken nicht an den Schnabel eines Raubvogels erinnern.
Unerbittlich kommt der Mann näher. Arielle schaltet auf einem Schlag alles Nachdenken aus. Sie will weg. Irgendetwas sagt ihr, hier im Wald liegt ein großes Grauen. Eine uralte Macht. Satanisch.
So wuchtet sie ihre Vespa ein zweites Mal hoch. Kontrolliertes Gas geben. Die Reifen finden Grip, es geht von dannen. Uff, das ist knapp gewesen.
Nach etwa fünfzig Metern hält sie an. Fahrerflucht? Was ist, wenn der Mann verletzt ist? Deshalb der komische Gang. Die herabhängenden Arme, vielleicht sind sie gebrochen? Und sie? Was hat sie gemacht? Ist getürmt. Unterlassene Hilfeleistung.
„Aber ich bin doch so alleine.“ Ein Wimmern ist unter ihrem Helm zu hören. Es erstirbt im Nu. Die Augen auf den Spiegel gerichtet, beginnt ihr Körper zu zittern. Nicht vor Kälte. Gleich darauf wird es hell um sie. Das Fahrzeug hinter ihr hat die Scheinwerfer angeschmissen. Weißes LSD-Licht mit Blauschimmer.
Ohne einen weiteren Gedanken an Fahrerflucht setzt die Buchholzerin zu ihrer eigenen Flucht an. Hinter ihr röhrt der Motor des Jeeps auf. Gas geben. Balance halten. Verflucht, welche Spur. Vor ihr ist keine Reifenlinie mehr im Schnee. Wo ist die Straße, wo der Waldboden?
Warum habe ich nur angehalten? Was für ein Irrsinn. Eine Frau, alleine im Wald. Ich könnte schon einen Kilometer entfernt sein, schießen der Leichtsinnigen die Gedanken durch den Kopf.
Gas geben. Balance halten. In den Kurven auf keinem Fall ins Rutschen kommen. Beten, dass unter der Schneedeckte kein Schlagloch ist. Der Verfolger kommt näher. Zwar langsam, aber unaufhörlich.
Auf der langen Diagonale holt das Auto auf. Arielle muss etwas einfallen. Schnell.
Sie löscht das Licht, nimmt rechts einen kleineren Forstweg. Mutig düst sie in der Dunkelheit voran. Das ist der Vorteil vom Schnee, es herrscht nie absolute Finsternis. Fest glaubt sie, dem Jäger ein Schnippchen geschlagen zu haben. Um sich zu vergewissern, hält sie an und wendet den Kopf. Was sie sieht, raubt ihr schlagartig jegliche Hoffnung.
„Ich Idiot. Die Spuren im Schnee. Ich kann dem Mann gar nicht entkommen“, ruft sie verzweifelt aus. Und stutzt. Keine Autoscheinwerfer. Schnell löst sie den Gurt des Helmes. Ihr zu einem Pferdeschwanz gebundenes, goldblondes Haar verheddert sich beim Abziehen. Lauschen. Die vom Schneefall gedämpften Motorengeräusche gehen in Richtung der Bundesstraße 101, kommen nicht zu ihr. Uff.
Gas geben. Balance halten. Fahren. Fahren. Fahren.
Vor ihr ein Licht. Hinten im Wald. Nicht auf dem Weg. Ein Jeep kann es nicht erzeugen. Die Frau schöpft Hoffnung. Es könnte sich um Häuser handeln. Doch das Landhotel müsste weiter nördlich liegen. Hab ich mich verfahren? Anderseits, bestimmt sechs Jahre bin ich nicht mehr hier gewesen.
Das Licht zwischen den Bäumen teilt sich. Wie Zellen eines Körpers. Dann erkennt Arielle Fenster. Erleuchtete.
Sie rast drauf zu. Nur noch wenige Meter. Da nähern sich aus nördlicher Richtung zwei weiße-blaue Augen. Die Scheinwerfer des Jeeps.
Die Flüchtende ist froh, noch ohne Licht zu fahren. Sie dreht den Zündschlüssel. Mit einem Röcheln erstirbt der Motor. Schnell schiebt sie das Maschinchen ins Gebüsch. Daraufhin wagt sie nicht zu atmen. Mit Bedacht nimmt sie den Helm ab. So kann sie besser hören, besser sehen, besser atmen.
Die weißen Augen erlöschen. Der Mann steigt aus, steuert zum Haupteingang des einsam im Wald liegenden Hauses. Arielle erfasst schnell die Situation. Sie pirscht an der Rückseite des Gebäudes zu den drei großen Fenstern. Immer wieder hat sie dahinter Schatten huschen gesehen. Was mag da passieren? Vielleicht ist alles ganz gut, der Mann nur ein Familienvater? Wenn sie an die Scheibe klopft, wird ihr geholfen. Eine warme Suppe? Ein Glas Tee? Aber vor allem, der Verfolger würde sich in einen Retter wandeln.
Fünfzehn Zentimeter türmt sich der Schnee auf dem Geländer der Terrasse. Mit den Handschuhen wischt die Frau in der schwarzen Motorradkluft einen Meter frei, um trocken rüber klettern zu können. Wieder ein Fehler. Spuren, die sogar von drinnen zu sehen sind, wenn man nicht unbedingt mit der Nase an der Fensterscheibe klebt, um die frischen Fußstapfen zu begutachten. Leider denkt Arielle in ihrer Neugier nicht daran.
Dicht an die Hauswand gepresst, linst sie durchs Fenster.
Ein Mädchen lässt sich essen
Drinnen sitzt eine Frau, höchstens Anfang Zwanzig, an einer weiß gedeckten Tafel. Das kleine Kaminzimmer strahlt fürstliches Flair aus. Trotz dieser Romantik ist nur der eine Tisch besetzt. Eigenartiger Weise stehen dort nur ein Blumenstrauß und zwei große Weingläser.
Die junge Frau dreht gedankenverloren ihr breites, goldenes Armband. Ihr Blick schweift zwischen dem Kaminfeuer und der Eingangstür hin und her. Unvorhergesehen springt sie auf. Arielle hat Angst, sie würde vor Freude mit ihrem Kopf gegen die Wand rennen. Es ist hingegen nur die Brust des reifen Mannes, der locker ihr Vater sein könnte. Der Mann aus dem Walde. Jetzt nicht mehr im dicken, schwarzen Wollmantel. In seinem kurz gehaltenen Vollbart klebt kein Schnee. Die Nase ist wahrhaftig sehr groß.
Galant geleitet er seine Tochter zurück an den Tisch. So bei Licht und in seinem blaugrauen Maßanzug sieht der Typ gar nicht mehr so gefährlich aus, denkt die heimliche Beobachterin. Dazu frisch frisiert, der letze Friseurbesuch liegt bestimmt nur wenige Tage zurück. Er hat sich fein gemacht für das Weihnachtsessen mit seinem Kinde.
Jenes ist ein ganz klein wenig pummelig. Eigentlich nur etwas fülliger als normal, das steht ihr gut, meint Arielle. Sie ist entzückt von der Anmut der Tochter. Ihr langes, dunkelbraunes Haar fällt ihr in Wellen bis auf die Brust. Von der sie reichlich hat. Viel mehr aber fühlt sich die Motorradfahrerin von dem sympathischen Lächeln der jungen Frau angezogen, den zu schmalen Streifen gezupften Augenbraunen, den mit Rouge betupften Wangen, dem sinnlichen, rotvioletten Mund. Eine Farbe, die sich in den Schulterpolstern ihres schwarzen Abendkleides wiederholt.
Die Tür geht erneut auf. Mit lauerndem Blick nähert sich die Bedienung. Ihr Abstand zum Tisch ist verhältnismäßig groß, als sie sich Notizen macht. Ihr Abgang hat etwas von Flucht, registriert die Beobachterin. Dann muss sie sich schnell an die Hauswand drücken.
Die Tochter ist aufgestanden, um einen Flügel des kleinen Fensters auf Kipp zu stellen. Ob sie die Fußspuren gesehen hat? Arielle presst sich an die Hauswand, kneift in das Schaumstoffpolster ihres Helms. Gefühlt werden ihre Lauscher so groß wie Elefantenohren, voll ausgerichtet auf das gekippte Fenster. Das leise Klacken der Pfennigabsätze entfernt sich. Die junge Frau hat bestimmt gar nicht nach draußen geguckt, so schnell wie sie sich wieder dem Tisch zugewendet hat, analysiert Arielle und schiebt mit Bedacht wieder ein Auge zum Fenster.
Drinnen hält gerade die Kellnerin mit einem ganz langen Arm die in einer Serviette eingeschlagene Flasche Rotwein dem Vater hin. Arielle amüsiert sich. Es hat etwas von einem Tierpfleger, der im Zoo einem Orang Utan ein Spielzeug durch die Käfigtür reicht.
Nachdem der Vater das Etikett gelesen hat, nickt er zustimmend. Die Dame in der schwarzen Dienstkleidung mit dem weißen Schürzchen zieht die Flasche zu sich her, geht in einem großen Kreis um den Tisch. Halb rechts hinter der Tochter stehend gießt sie ein.
Arielle sieht ihre Hände zittern, als die Kellnerin in derselben Position hinter dem Vater steht und dessen Glas halb füllt. Sowie das getan ist, stellt sie die Flasche auf den Tisch und eilt in ihren weißen Turnschuhen zur Tür.
Vor welchem Feuer meint die denn wegrennen zu müssen?
Das Familientreffen läuft romantisch ab, lauscht die Versteckte am Fenster. Vater und Tochter erzählen sich, wie sie die letzten Tage verbracht haben, welche Kinofilme angesagt sind, von welchen Musikgruppen gerade die Rede ist. Eigentlich vollkommen normal. Wenn da nicht zwei Sachen zu bedenken gäben: Erstens wird kein Essen gereicht, obwohl die Augen des Mannes immer hungriger werden. Zum Zweiten wird die Haltung der jungen Frau mit steigendem Alkoholpegel immer demutsvoller.
„Ich hoffe, ich werde dir bekömmlich sein.“
Arielle reibt sich mit ihrem dicken Lederhandschuhfinger im Ohr. Hat sie eben richtig gehört? Leise legt sie Helm und Handschuhe ab.
„Keine Sorge, Mädchen, du bist so wunderschön. Ich freue mich sehr, dich bekommen zu haben.“
Vater und Tochter? Ha, dass ich nicht lache. Mit einem Anflug an Zynismus erkennt Arielle ihren Irrtum. Die Motorradfahrerin zurrt sich ihren Pferdeschwanz fest. In ihrem Kopf wähnt sie einen Krug voll Wissensdurst.
In der Speisestube kommt sie ängstliche Kellnerin in Schwarz mit weißer Schürze von Neuem vorbeigeflogen. Sie tröpfelt aus einer Phiole blutrotes Elixier in den Pokal des Mädchens. Vor deren Augen. Die Motorradfahrerin muss an die Schlange aus dem Paradies denken. Die KO-Tropfen sind der Apfel, der verführen soll. Bestimmt wird es in der kleinen Speisestube gleich sündig hergehen. Deshalb sind keine weiteren Gäste in diesem Zimmer. Arielle ertappt sich bei dem gierigen Gedanken, die beiden ungleichen Gäste gleich in einem heißblütigen Liebesspiel beobachten zu können.
Stuhlbeine kratzen über Holzbohlen. Das Wesen in Blaugrau hebt sich in die Länge. In den Augen der jungen Frau liegt ein erwartungsfrohes Glimmen. Mit einem Schatten an Fragen. Was wird sie jetzt denken? Mag er mich? Gibt er mir einen Kuss? Wird er zärtlich sein oder zum Biest mutieren? Wie in Zeitlupe steht die junge Frau ebenfalls auf.
Geschmeidig geht der Mann um den Tisch. Ganz anders als vorhin im Wald.
Der gesamte Körper der Frau vibriert, als sie den Atem des Mannes in ihrem Nacken spürt. Kurz bevor zwei Fingerspitzen den Reißverschluss ihres Kleides nach unten ziehen. Samtweich streichen die Hände den Stoff von den Schultern. Wie ein Wasserfall rauscht das Kleid zu Boden. Nur noch in schwarzer Reizwäsche, steigt die Frau mit ihren Stiefeletten aus dem Kleid.
Der attraktive Mann umschlingt von hinten ihren Bauch und haucht der Schönen einen Kuss auf den Scheitel. Diese bringt ihre Hände auf den Rücken. Zwischen beide Körper. Sekunden später fällt ihr BH.
Arielle ist überwältigt von der Pracht, die sich ihren hungrigen Augen bietet. Im Stillen vergleicht sie sich mit der jungen Frau. Ja, auch wenn die Apothekerin schlanker ist, ihr Busen ist nicht minder opulent, ihr Hintern sogar ein wenig kugeliger als der der Kleinen, der von einem in die Knie gegangenen Schönling gerade der Slip über die Oberschenkel gezogen wird. Nur noch in Schuhen steigt die Entkleidete auf den Tisch.
Sie steht im Vierfüßlerstand und schaut hörig dem Mann zu, wie er um den Tisch herum geht. Als er vor ihrem Kopf steht, bringt sie ihre Glocken zum Schwingen.
„Kneif hinein, zieh sie dem Flittchen bis auf die Tischkannte“, zischelt Arielle leise. Wie immer, versagt auch heute ihre Telekinese. Der Mann wiegt nur die Pracht seiner Geliebten in seinen Händen, noch hält er seinen Sexualtrieb zurück. Sein Geist wirkt eher entrückt. Als müsste er sich an Matheformeln aus der Schulzeit erinnern.
Die Frau mit dem langen, braunen Haar rührt sich nicht. Ihre devote Haltung, mit der sie das Abschätzen ihres Körpers über sich ergehen lässt, lässt in Arielles Kopf die Hormone aufsatteln. In einem wilden Galopp preschen sie durch ihren Körper. Bis sich die ganze Horde in ihrem Unterleib sammelt.
„Vernasch deinen Weihnachtsbraten endlich. Geh nicht bloß um das Girl herum. Es will von dir intensiver berührt werden, will fühlen, wie du Besitz von ihrem Körper ergreifst. Nicht nur an den Schultern, Kerl, verstehst du das nicht?“ Die blonde Zuschauerin zieht den Reißverschluss ihrer schweren Lederjacke ein Stück auf. Sonst stürbe sie an einem Hitzeschlag. Bei minus zehn Grad.
Drinnen kniet die junge, bis auf die Stiefel nackte Frau auf den Tisch. Den Allerwertesten zu dem blaugrauen Zwirn gekehrt, der sich in einer feierlichen Stimmung auf den Stuhl setzt und genüsslich die knackigen Halbmonde und das Tal dazwischen mustert. Jener Bergeinschnitt, der etwas südlich in eine saftige Gletscherfalte übergeht.
Arielle spürt einen kleinen Missmut, weil die Frau sich so positioniert hat, dass die Beobachterin sie nur im Profil sehen kann.
Ach, könnte ich dich jetzt mit den Augen des Kerls mustern, Süße! Ein Königreich würde ich geben für einen Einblick in deine verbotene Stadt.
„Gibt es Einwände, Joel?“ Die junge Frau wackelt neckisch mit ihrem Gesäß. Das Kinn auf eine Schulter gelegt, fixiert sie ihren Liebhaber. Arielles Lauscher sind wieder ganz groß ausgestellt.
„Mona, du bist tadellos. Das Beste, was mir Madame Moreau je angeboten hat.“ Der attraktive Mann lockert den Knoten seiner Krawatte. Sein weißes Hemd sowie sein Jackett rascheln leise, als er den Schlips durch den Knoten zieht. Im Setzen öffnet er sich die beiden oberen Knöpfe. Arielle muss schlucken. Der Mann ist elegant und scheint viel Geld zu haben. Geld, das sexy macht. Zumindest für uns Frauen, die noch jung und neugierig sind, denkt sie.
Die Frau, die der Mann Mona genannt hat, dreht sich auf dem Tisch. Für einen kurzen Augenblick kann Arielle ihr kurzgeschnittenes Schamhaar sehen. Dann zeigt Mona diesen betörenden Schatz nur noch ihrem Geliebten und setzt sich langsam auf die Tischkante.
Beide greifen zu ihren großen Rotweingläsern. Hell klingt das Kristall beim Anstoß. In den Augen der Frau brennt ein Feuer, als sie dem Mann auf die Brust stiert. „Fangen wir an?“, fragt sie mit einer schwimmenden Stimme. Diese Unsicherheit steht im krassen Widerspruch zum Mut, ihren Körper so ungeniert zu präsentieren. Mona ist völlig nackt und in der absoluten Gewissheit, gleich sexuell benutzt zu werden. Von neuem versetzt diese junge Frau ihre tolle Brust ins Schwingen. Durch Arielles Körper geht ein starkes Ziehen. Es manifestiert sich in ihrem Unterleib. Zeitgleich wähnt die Motoradfahrerin, in diese riesigen Birnen zu beißen und mit Inbrunst an den dicken Knospen zu saugen.
„Das Luder weiß genau, welche wahnsinnige Kraft sie auf Männer ausübt.“ Arielle zieht den Reizverschluss der Jacke hoch und runter. Mit den Fußspitzen tritt sie leise gegen die Mauer. Als könnte sie dadurch die beiden Sexhungrigen antreiben, endlich loszulegen. Und wenn es nur das Vorspiel wäre. Ein sinnliches Küssen, ein vorsichtiges Berühren der erigierten Brustwarzen. Hauptsache etwas mehr, als erotisierender Talk. Oftmals gehen Wünsche nicht auf, mitunter gibt es böse Überraschungen. Arielle kennt das zu Genüge vom Auspacken der Weihnachtsgeschenke. Wenn der Weihnachtsmann nur ein Drittel der Wunschliste bearbeitete und dumme Sachen wie einen Pullover oder neue Winterschuhe brachte, statt neben der mitgebrachten Puppe auch den Kinderwagen und die Puppenstube zu liefern.
„Deine Haut ist so frisch, so glatt. Mona, du bist ein knackiges Mädchen. Ja, lass uns beginnen“, ziehen die Worte des Mannes unvermittelt die Aufmerksamkeit der Blonden In Leder auf sich. In erster Linie nicht wegen der Wortwahl, sondern dem geheimnisvollen Unterton, der in der Stimme mitschwingt. Arielle spürt eine Doppeldeutigkeit und ist sehr angespannt, wie sich das Rätsel auflösen wird. Doch dann passiert etwas Unerwartetes: Der Mann wird hektisch. Das erste Mal an diesem Abend.
Aufgeregt fiebert die in der Kälte Stehende mit, wie der Mann sich sein Jackett auszieht und achtlos zum Nachbartisch rüber wirft.
Mona ist in der gleichen Zeit bis an die Tischkante heran gekrochen und hat sich weit vorgebeugt. Ihre schmackhaften Birnen wirken wie langgezogen und pendeln verführerisch im gelben Kerzenlicht. Schelmisch schaut sie dem Mann in die Augen, während ihre Hände seine Hose öffnen. Gleich darauf taucht ihr Kopf ab. Sie ist wirklich sehr gelenkig, schmunzelt die Spannerin an der Fensterscheibe. Der Beglückte bringt derweil mit seinen Händen ihr offenes Haar zu einem Schopf zusammen und hält es nach oben. Er will dem niedlichen Gesicht bei seiner Arbeit zusehen.
Das Herz der Apothekerin rast in gefährlichen Frequenzen. Bis an den Rand des Fensters hat sie ihren Körper gewuchtet, um zumindest einen ganz kleinen Einblick in das Treiben unterhalb der Tischkannte zu bekommen. Die junge Frau ist nicht unerfahren, zollt sie der vermeintlichen Tochter Anerkennung. Ihre Zunge ist virtuos, ihr Mund kann mehr aufnehmen als nur Rotwein. Verdammt viel mehr.
Dazu diese zauberhafte Pose. So viel nacktes Fleisch, da fallen die Schuhe nicht als Fremdkörper auf, sie setzen der Schönen die Krone auf. In Gedanken fährt Arielle mit ihren Fingerkuppen die Formen dieses sündigen Leibes ab. Von der Schulter über den Rücken, am Hintern entlang bis zu den Oberschenkeln. Um von dort zur Innenseite zu gleiten und die Wanderschaft über die feuchte Weiblichkeit, den gut genährten Bauch und den sagenhaften Melonen fortzuführen. Die Nasenspitze an die kalte Scheibe gepresst, vergisst die Mopedfahrerin all ihre Vorsicht. Am liebsten wäre sie jetzt unsichtbar und nur Zentimeter von dem Mund entfernt, der einen so vorzüglichen Blowjob schenkt.
Die ganze Zeit über hält der Mann das braune Haar der Schönen nach oben, um ihrer emsigen Arbeit zuzuschauen. Ohne Vorwarnung beginnt er einige Minuten später an dem Schopf zu ziehen. Wie das Wasser der Meere dem Mond folgt, folgt der Kopf der jungen Frau dem Haar, der Schoß derselben dem Kopf. Bis sie vom Tisch auf seinen Schoß plumpst.
Hitzig küssen sich beide. Gierig tanzen ihre Zungen umeinander. Hände zerzauseln Haar, Lippenstift färbt Wangen rot. Die dabei ausgestoßenen Töne werden immer schneller und lauter. Dann hält es die junge Frau nicht mehr aus. Zielsicher greift sie nach unten. Ruckzuck ist der Speer eingeführt.
Mona wirft den Oberkörper zurück, beginnt ihr Becken zu kreisen, ihren Kopf zum Fenster zu wenden, und sieht . . . Arielle.
Diese schlägt draußen ihre Hände vors Gesicht. Was ich nicht sehe, kann auch mich nicht erkennen. Als sie ihre Finger aufgefächert hat, sieht sie die Frau zügellos auf dem Mann reiten. Hat sie mich wirklich nicht wahrgenommen?
Vorsichtshalber geht die blonde Apothekerin ein paar Schritte zurück. So strahlt ihr ausgeleuchtetes Gesicht nicht mehr wie ein Vollmond hinter dem Glas.
Die junge Frau im Kaminzimmer gebärdet sich immer wilder. Mit Vehemenz reißt sie den Kopf des Mannes auf ihren Busen.
„Fang endlich an, oder verschmähst du mich“, kreischt sie in hoher Erregung.
Die Spannerin sieht, wie die Zunge des Mannes mit den sich stark zusammengezogenen Nippeln spielt. Als er sich eine der Knospen weit in den Mund saugt, stöhnt die Reitende mit dem sympathischen Gesicht erlöst auf.
Die Ausrufe ihrer Lust werden immer schriller, plötzlich gehen sie in einen irren Schmerzensschrei über. Arielle gefriert das Blut in den Adern.
Der Mann zieht seinen Kopf zurück. In seinem Mund hängt Fleisch. Ihr Fleisch. Und genaugenommen, ist es kein Mund. Es ist der Schnabel eines Raubvogels. Eines Jägers der Nacht. Einer Eule. Zudem ist das Gesicht des Mannes wieder kreisrund und der Bart hat sich in Flaum gewandelt. In Stoppeln verunstaltet es das Gesicht des Mannes. Mannes? Menschenvogels? Arielle weiß selber nicht, was sie denken soll. Ihr ist, als säße drinnen im Zimmer ein Monstrum, das auf halbem Wege der Verwandlung vom Menschen zum Tier hängen geblieben ist. So wie das Fleisch der sehr jungen Frau, das noch aus seinem Schnabel hängt.
Das Biest hat der jungen Frau tatsächlich die Spitze ihres atemberaubenden Busens abgebissen. Jetzt wirft es seinen Kopf in den Nacken, macht ein paar ruckartige Bewegungen mit seinem Kopf. Gleich darauf sieht Arielle die Brustspitze in seinem Schnabel verschwinden und eine gleich darauf eine Beule in seinem Hals nach unten wandern. Verdammt, der Mann frisst seine Geliebte während des Geschlechtsaktes auf. Arielle greift zum Handy. Kein Empfang. Das darf nicht wahr sein. Genauso wenig wie das, was sie jetzt mit ansehen muss: Die junge, nackte Frau ist alles andere als entsetzt. Immer furioser gebärdet sie sich auf seinem Schoß. Kurz nur hat sie dem Loch in ihrer Brust Beachtung geschenkt. „Schmecke ich dir?“, röhrt sie heiser. „Dann nimm noch mehr.“
Ohne eine Antwort abzuwarten, zieht sie sich den gefräßigen Schnabel des Federkopfmannes abermals auf die Brust.
„Die fährt ja voll drauf ab, aufgegessen zu werden?“ Arielle steht mit an den Wangen angelegten Händen im Schneetreiben. Ihr Kinn ist runtergefallen und die Nerven scheinen vergessen zu haben, mit welchem Befehl der Mund wieder zu schließen ist. Sie will nicht glauben, was sie sieht: Ein Mann, der beim Sex seiner Geliebten die Brust abfrisst. Stück für Stück dieses üppigen Schatzes wandert nun durch seine Kehle in seinen Magen.
„Ein Tenebricosa!“, schreit es in dem Verstand der Apothekerin. „Somit sind die Mären wahr, die die Leute seit sechs Jahren erzählen: Untote haben sich im Buchholzer Stangewald eingenistet.“
Aber wieso ist die junge Frau in so ein wahnsinniges Verlangen gefallen? Sie scheint so vollgepumpt mit Adrenalin und Sexualhormonen, dass sie den Schmerz nicht mehr spürt. Liegt das an den Tropfen? Oh ja, jetzt wird der Mopedfahrerin alles klar. Deshalb die übertriebene Vorsicht der Kellnerin. Diese hat ganz genau gewusst, was für ein Untier im Kaminzimmer einen Tisch gemietet hat. Eine Tafel, die nicht gedeckt worden ist, weil von vornherein klar war, das Mädchen, das am Tisch wartet, ist das Abendmahl. Doch je mehr die heimliche Zuschauerin ihre Beobachtungen rekapituliert, desto größer wird ihr Entsetzen. Das bedankende Nicken der jungen Frau zur Kellnerin, als das Betäubungsmittel in ihren Wein geträufelt worden ist; ihre Begrüßung des attraktiven, älteren Mannes: „Ich hoffe, ich werde dir bekömmlich sein.“
Für Arielle steht es außer Frage, das Mädchen hat ganz genau gewusst, wofür es in dieses abgelegene Lokal bestellt worden ist. Was für ein unvorstellbares Desaster!
„Joel, fick mich! Fress mich! Härter! Schneller! Verdammt noch mal, ich will kommen.“
„Mona, hab Geduld. Lass unser gemeinsames Weihnachten nicht so schnell zu Ende gehen. Du bist viel zu wertvoll, als dass ich dich nur hinunterschlingen will. Achtsam will ich dich verspeisen, jeden Bissen auf meiner Zunge zergehen lassen. Das ist ja das Besondere an einem Festessen“, wiehert der Mann, als er seine Hände unter das Gesäß der Reitenden gelegt hat und ihr schamloses Gebären eifrig unterstützt.
„Ach du großer Gott, Joel, rede nicht so viel. Nimm dir stattdessen meine zweite Titte. Dort prangt noch eine leckere Brustwarze. Wie eine Kugel an einem Weihnachtsbaum. Oder ein Keks an einem Pfefferkuchenhaus. Lass mich dein Knusperhäuschen sein, lange heftig zu! Mit deinem verdammt scharfen Schnabel.“
Dabei dreht sich die junge Frau mit den abartigen Gelüsten etwas mehr zum Fenster. Arielle ist sich jetzt sicher, die Kleine hat sie vorhin gesehen. Nun will sie der Spannerin zeigen, wie unterwürfig sie ist, was der attraktive Typ alles mit ihr machen darf.
Es gefällt dir, wenn man dir beim Sex zuschaut, Mona?
Arielle hat das Gesicht der schönen Frau anvisiert. Sie will darin erkennen, wann der Mann die zweite Brust nicht mehr mit seiner Zunge umspielt. Sie will sich überzeugen, dass die Frau, die sich selber als Weihnachtsbraten anbietet, erbärmlich verdorben auf den nächsten Biss wartet. Auf den süßen Schmerz, der sich aus einer unvorstellbar abgründigen Lust gebiert. Einem wahnwitzigen Trieb, dem anderen mit Haut und Haaren zu gehören. Für immer und ewig. Als höchsten Beweis der Liebe die absoluteste Form der Unterwerfung. Bis hin zum Tod. Und hier sogar in einer totalen Vereinigung. Sie, die junge Frau, im Magen des älteren und hoch attraktiven Mannes. Arielle will ihren eigenen Gedanken keinen Glauben schenken. Doch das, was sie gerade sieht gekoppelt mit den geheimnisvollen Dialogen zuvor lässt keine andere Deutung übrig. Der Mann, der Joel heißt, hat sich Mona als Essen gekauft. Und er ist in diesem Lokal als Frauenfresser bekannt. Deshalb die Scheu der Kellnerin. Ihre Vorsicht, nicht in Reichweiter der Arme des Tenebricosa zu gelangen, um nicht als Zugabe mit verspeist zu werden.
Weiter kommt die Zuschauerin nicht in ihrem Sinnieren. Mona schreit extrem laut und außerordentlich lustvoll auf. Sie zuckelt und ruckelt auf dem Schoß des Mannes herum, zieht seinen Kopf an den Haaren (sind es nicht eigentlich schon Federn) von ihrer Brust, um zu begutachten, wie viel Fleisch sein scharfer Schnabel ihr schon gemopst haben. Nur, um das gefräßige Maul sogleich wieder auf ihren vollen Euter zu zerren, damit er sich beeilt, auch die zweite Frucht zu vernaschen.
Als Joel diese Aufgabe zu ihrer Zufriedenheit erledigt hat, setzt sie ihm leidenschaftliche Küsse auf sein Haupt, während seine Nase aus Horn in der frisch geschlagenen Wunde reibt.
„Kommst du gar nicht, Joel?“ Mona lässt ihr Becken nur noch sanft kreisen und streicht dem Mann eine Feder aus der Stirn, um ihm besser in die Augen blicken zu können.
Arielle haut es fast vom Hocker. Andere Sorgen hat das schnuckelige Ding nicht? Dann versteht die blonde Frau in Leder langsam, als sie Tränen aus den Augen der Hübschen rinnen sieht: Mona macht sich Selbstvorwürfe. Sie fühlt
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Pat Darks
Bildmaterialien: Darkbird http://de.123rf.com
Cover: Pat Darks
Tag der Veröffentlichung: 30.05.2020
ISBN: 978-3-7487-4371-2
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