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Hit me baby one more time


Schlag um Schlag in die Verzweiflung


Vielen Dank an Mareike Kohlmorgen


Der Gedanke manifestierte sich und ließ sie nicht mehr los. Die Gelegenheit war günstig und die Erlösung war greifbar nahe. Doch sie ignorierte ihn. Sie wusste längst nicht mehr warum sie es tat, warum sie Tag um Tag dasselbe Spiel durchlebte, ohne einen Ausbruch zu wagen.
Sie saß einfach nur da und starrte hinaus auf die Straße. Sie wartete auf ihren Mann, der jeden Abend nach der Arbeit anrief um ihr zu sagen, dass er noch in eine Bar ging. Immer wenn das Telefon klingelte hoffte sie, er würde ihr sagen, dass er direkt nach hause kommt. Doch sie hoffte vergebens.
Vor einiger Zeit rief er nicht mehr an, schrieb ihr keine SMS und ließ sie auch sonst erst wissen wo er war, wenn er schon wieder zuhause war. Er musste es dann nicht mehr sagen, sie spürte es mit jeder Faser ihres Körpers.
Ihre Brüste waren geschwollen, der Intimbereich wund und ihr Gesicht konnte sie nur mit einer größeren, auf die blasse Haut aufgetragenen Menge an Make-Up von den Spuren, verbergen, die sie wissen ließen was ihr Mann nach der Arbeit tat. Jedes Mal wenn sie aus dem Fenster heraus auf die Straße sah, die Nachbarn beobachtete oder einfach nur in den Himmel starrte, quälte sie der Gedanke, die Flucht zu ergreifen, einfach die Sachen zu packen und abzuhauen.
Doch wie an jedem Tag in den vergangenen vier Jahren schaffte sie es nicht aus diesem Gedanken eine Tat zu machen.

Vor sechs Jahren kam die erst neunzehnjährige Sandra zum ersten Mal nach Hamburg. Sie wollte hier zusammen mit ihrer Freundin Linda das Studium beginnen. Eigentlich stammten die beiden aus einem kleinen Dorf bei Plön und auch wenn es nicht weit von Hamburg entfernt war, kamen sie vorher nie dorthin.
Sie waren typische Mädchen vom Lande, die in ihrer Freizeit im See badeten oder auf den Feldern sonnten. Neben der Schule halfen sie viel im Haushalt oder führten die Tiere aus. Beide waren Einzelkinder, die seit sie klein waren niemand anderes, als sich selbst hatten. Sie waren die allerbesten Freundinnen, als sie das Tor zur Welt durchschritten.

Der Magen tat ihr weh. Ihre Tage blieben in den letzten Wochen aus, doch der Schwangerschaftstest war Negativ. Dennoch verspürte sie Übelkeit und große Schmerzen. Dies konnte aber auch aus anderer Quelle stammen.
Sie wünschte sich sehnlich Mutter zu werden, doch sie wollte kein Kind in diese Familie hineinsetzen, denn sie befürchtet, dass es diesem Kind schlecht ergehen würde. Außerdem glaubte sie durch die Quelle der Schmerzen nicht mehr in der Lage zu sein Kinder zu bekommen. Um aber auf Nummer sicher zu gehen, versteckte sie ihre Pille in einem kleinen Fach im Badezimmer, für das sie vor längerer Zeit extra eine Fliese abnahm und den Bereich dahinter aushöhlte. Jeden Tag, wenn ihr Mann weg war, ging sie an dieses Geheimversteck und nahm ihre Pille, um zu vermeiden von diesem Mann ein Kind zu bekommen.

Es war die erste Nacht auf dem Kiez, der berühmten Reeperbahn. Linda hatte vorgeschlagen, sie könnten sich als Männer verkleiden um sich auf die einzige Straße der Stadt zu schleichen, die sie nicht betreten durften. Sandra lachte sie aus, da sie nicht an die Ernsthaftigkeit dieses Vorschlags glaubte. Er war zwar durchaus ernst gemeint, doch Linda gab klein bei und sie besuchten als ganz normale Mädchen zum ersten Mal den Kiez.
Ihre erste Station war die Reeperbahn selbst, aber nach ein paar Stunden wollten sie die echte Partymeile besuchen und wanderten vorbei an den großen Attraktionen, wie der Davidswache, zur großen Freiheit. Ihr Ziel war das Dollhouse, für welches sie einen Gutschein von einem der vielen Verteiler erhalten hatten.

Als „Die Frau vom Fenster“ war Sandra bei den Nachbarn bekannt, welche sie mieden, da sie ihnen unheimlich war. Fast jeglicher Kontakt zur Außenwelt war abgebrochen seit sie dieses Haus bezogen hatte. Wie eine Einsiedlerin lebte sie in einem Haus, welches für zwei Personen viel zu groß schien, gelegen in einem Vorort von Hamburg. Die Frau vom Fenster bemühte sich jedoch längst nicht mehr um einen Kontakt, sie wusste, es würde eh nichts bringen, denn ihr Mann gab sich anderen gegenüber immer als freundlicher Mensch, während er sie durch den Dreck zog, damit er sie ganz für sich alleine hat. Er war wie besessen von ihr und sie konnte sich seinem Bann nicht entziehen, vor allem, weil sie weiterhin eine starke Zuneigung empfand, ohne zu wissen warum.

Das Dollhouse war überfüllt, man konnte sich an keinen der Tische setzen, auch die Hocker und Sessel waren alle belegt. Linda und Sandra war dies aber egal, denn sie wollten eh nur Tanzen, was sie auch ausgiebig taten. Keine der beiden konnte Tanzen, aber niemand dort kannte sie und ihnen war es egal.
Auf einem Hocker nahe der Bar saß ein junger Mann ein Bier trinkend herum. Er beobachtete die tanzenden Mädchen, war auf Brautschau. Linda fiel er auf und sofort stieß sie ihrer Freundin in die Seite. Die angestoßene sah Linda an, welche auf einen Mann deutete und ihr bedeutete ihn anzusprechen, denn sie selbst hatte in ihrem Heimatort einen Freund, dem sie treu bleiben wollte. Sandra ging zu dem Typen und sprach ihn einfach ungeniert an. Sichtlich beeindruckt fehlten diesem für einen kurzen Moment die Worte. Schnell hatte er sie jedoch wiedergefunden und die beiden kamen ins Gespräch. Der Junge hieß Benni und auf den ersten Blick wirkte er auf Sandra super sympathisch, humorvoll und einfach liebenswert.

Die Tür ging auf. Es war mittlerweile ziemlich spät als Sandra aufschreckte. Sie war beim warten eingeschlafen, war aber nun wieder vollkommen wach. Das musste sie auch sein, wenn sie den Abend überstehen wollte. Wie an jedem Abend stank ihr Mann vor Alkohol. Sie hatte seit seiner Ankunft ihren Körper nicht mehr unter Kontrolle. Sandras Geist wollte wegrennen, ihr Körper trieb sie aber in Richtung der Tür, wo sie ihren Mann in den Arm nahm und küsste. Ein schauriges Gefühl durchdrang sie, als sich ihre Lippen wieder lösten. Ihr Mann holte aus, schlug sie und schrie ihr ins Gesicht, was ihr einfalle ihn zu belästigen. Bei diesen Worten schlug ihr nicht nur die Handfläche ihres Gatten ins Antlitz, sondern auch der bestialisch beißende Gestank von Bier, Korn und Vodka, die für die Stimmung ihres Mannes verantwortlich waren.

Weder nach Bier, noch nach Vodka oder Korn stank der Herr, den Sandra an diesem Abend im Dollhouse kennen lernte. Er roch nach einem Parfüm, welches ihr unbekannt war, sie aber wie magisch anzog. Sie hatten die Telefonnummern getauscht, mit dem Versprechen sich in den Nächsten tagen anzurufen, um ein zweites Treffen zu organisieren. Er war damals schon 23 Jahre alt, was Sandra nicht störte, denn sie machte sich nichts aus Altersunterschieden. Außerdem waren es ja nur vier Jahre die zwischen ihnen lagen.
Für das zweite Date, welches an dem Donnerstag nach dem Kiezbesuch stattfand, machte sie sich besonders hübsch, während sie sich viele Tipps von ihrer Freundin anhören musste, die sie eigentlich gar nicht brauchte.

Tipps zu geben war alles was Linda fünf Jahre später noch tun konnte. Sie musste mit ansehen wie ihre beste Freundin nach und nach in die Isolation abdriftete, nur ein paar Schläge vom Suizid entfernt. Sandra wusste diese Ratschläge zwar zu schätzen, bewies aber deutliche Mängel bei der Umsetzung.
Seit einem halben Jahr hatte sie nicht mehr mit Linda gesprochen. Ihr Mann hatte ihr den Kontakt mit wüsten Drohungen verboten, ihr eingeredet Linda wäre die Schuldige an ihrer Situation. Und Sandra schenkte diesen Worten ihren Glauben. Sie war naiv und sehnte sich auf eine bizarre weise nach den Schlägen und den Tritten, denn dies war der einzige Weg noch irgendeine Form körperlicher Nähe zu verspüren. Die einzige Möglichkeit noch den lebenden Körper zu spüren, während der Geist längst gestorben war.

Benni und Sandra trafen sich in einem Café an der Alster. Die Sonne schien an diesem Tag an einem fast wolkenlosen Himmel, der, durch die Sonne erhellt, in einem kräftigen Blau strahlte. Beim anschließenden Spatziergang um die Binnenalster hielt sie zum ersten Mal seine Hand, spürte seine warmen Handflächen, welche von einer sanften Haut überzogen waren.
Sie spürte eine Emotion aufkeimen, die sie so vorher noch nie verspürt hatte. Auch Benni spürte dies.
Beim dritten Date tauschten sie den ersten Kuss, ein paar treffen später schliefen sie erstmals miteinander.
Sie saßen bei ihm zuhause auf der Couch und sahen fern. Mittlerweile waren sie sich sicher eine Beziehung eingehen zu wollen. Nach anfänglichem Kuscheln küssten sie sich, woraufhin Benni seine Hand langsam wandern ließ. Sandra ließ ihn nicht nur gewähren, sondern ließ auch ihre Hand langsam aber stetig in Richtung seines Schrittes gleiten.
Sie öffnete seine Hose, er öffnete ihren BH, nachdem er ihr Top ausgezogen hatte und während er ihre Brüste sanft massierte, spielte sie mit seinem Glied.
Beim anschließenden Akt gab sich Benni nicht nur äußerst standfest, sondern auch sehr zuvorkommend. Er kümmerte sich fast ausschließlich um sie, bis sie schlussendlich ihren Orgasmus erlebt hatte. Er bewies, dass er ein perfekter und sanfter Liebhaber war und sie verliebten sich nun endgültig.

Sandra wurde wie schon so oft davor auf das Bett geschmissen. Ihr Gatte riss ihr achtlos die ohnehin schmutzige Kleidung vom Körper, die sie nicht waschen konnte, da er keine Maschine kaufen, sie aber auch nicht aus dem haus lassen wollte. Nur mühsam konnte sie bei Gelegenheit von Hand ihre Klamotten reinigen.
So wie jetzt fühlte sie sich am wenigsten wohl. Ihre Brüste waren nun, ebenso wie die vielen bis ins blaugrüne reichenden Flecken, komplett zu sehen. Ihre rote mit Schorf von früheren Abenden übersäte Scheide schmerzte, noch bevor ihr Mann überhaupt etwas getan hatte. Die Hüfte, die Beine und die Arme, aber auch das Gesicht, waren mit denselben Flecken bedeckt wie die Brüste, welche ihr Peiniger nun weiter bearbeitete. Er holte sein erigiertes Glied aus der lockeren Boxershorts und rammte ihn in den von Tränen schon befeuchteten Mund seiner Frau.
Die Lippen schmerzten, der Gedanke einfach zuzubeißen manifestierte sich, doch der Wille etwas in dieser Richtung zu tun, sich zu wehren, war längst gebrochen.
Der Penis wurde nun wieder aus dem Mund genommen und der Vergewaltiger ließ den zuvor mit aller Kraft gepackten Kopf los, um ihn mit derselben Kraft in die trockene Scheide seines Opfers zu stoßen. Sandra schrie längst nicht mehr, hatte gelernt den Schmerz zu vergessen, doch das Blut welches ihren Po herunter rann, konnte sie nicht verbergen. „Hör auf zu bluten du verdammte Hure, hör auf meinen Schwanz mit deinem dreckigen Blut einzusauen!“ schrie ihr Mann und schlug sie danach immer und immer wieder, fortwährend mit dem Penis zustoßend, bis Sandra das Bewusstsein verlor.

Ein paar Monate nachdem sie sich kennenlernten, zogen Sandra und Benni zusammen in eine Wohnung nahe der Innenstadt. Benni war Manager in einer Bank, in der Sandra ihm zuliebe einen Job annahm. Damit konnte sie aber auch ihr Studium zur Lehrerin finanzieren, welches ihre ganzen Ersparnisse verschlang.
Die Wohnung war sehr geräumig und dafür eingerichtet viele Freunde zu empfangen, was die beiden auch taten. Linda, die inzwischen wieder Single war, und Bennis bester Freund Manuel waren Stammgäste bei ihnen zu hause. Nach einiger Zeit wurde auch aus Linda und Manuel ein paar und sie veranstalteten viele Pärchenabende. Alle verstanden sich prima, Benni schwärmte ihr vor wie gut doch Linda mit Manuel zusammenpassen würde. Er hatte sie komplett in ihr Herz geschlossen und neben Sandra, waren die beiden alles was er liebte.
Seine Liebe zu Sandra war aber die Stärkste.
Jeden Morgen wenn sie aufwachte, brachte er ihr das Frühstück ans Bett und wurde dessen auch nie überdrüssig. Sie genoss die Romantik, die Benni überall verbreitete.

Die Augen zu öffnen war schwer für Sandra. Angeschwollen und voller Schmerz konnte sie froh sein, wenn sie wenigstens durch einen kleinen Schlitz etwas sehen konnte. Ihr Mann war schon weg. Eine deutlich spürbare Erleichterung machte sich in ihr Breit. Schon so oft wenn sie aufwachte war er noch da und startete genau so in den Tag, wie er den vorherigen beendet hatte. Nicht der Alkohol ließ ihn so sein wie er war, er war auch nüchtern ein brutaler Schläger. Der Alkohol ließ ihn lediglich die Beherrschung komplett verlieren, so dass er selbst schwerste Verletzungen seiner Frau in kauf nahm.
Sie ging ins Bad um wie so oft die Spuren der Nacht zu verdecken und ihre Pille zu nehmen. Erst jetzt ließ sie ihren Tränen freien lauf und spürte die Schmerzen der Nacht überdeutlich. In ihrem Schritt hatte sich wieder ein neues Mal eingebrannt, das Pinkeln war schon lange eine Tortur. Der Urin war nicht nur vermischt mit Blut, er stank auch nach Blut und unfreiwilligem Sex.
Als sie in die Dusche stieg und das reine Wasser über ihren längst nicht mehr attraktiven Körper floss, sank sie zusammen und verharrte eine volle Stunde in zusammengesackter Position am Boden der Dusche und weinte.

Die Tür des Badezimmers ging auf und der Nackte Benni stieg zu Sandra in die Dusche. Selbst hier war er ein sanftmütiger Romantiker, Massierte ihre Schultern und küsste dann und wann ihren Nacken mit seinen vollen zärtlichen Lippen.
Er sehnte sich genauso wie Sandra nach einem Kind und sie versuchten es auch so oft wie es nur ging eines zu zeugen. Sie schafften es zwar nicht, doch das tat ihrer Beziehung keinen Abbruch, denn sie liebten sich auch nach einem Jahr wie am ersten Tag. Benni versicherte ihr, sie würden schon noch ihr Kind bekommen, bis dahin würde er immer wenn sie es möchte tun was sie möchte, damit sie auch glücklich und somit fruchtbar ist.
Beide konnten sich ein Leben ohne den Anderen nicht mehr vorstellen, verbrachten jede freie Minute, die ihnen nach der Arbeit blieb miteinander zu verbringen.
Aus dem Mädchen vom Lande war nun eine Frau geworden, die ihrer Freundin Linda nach der Trennung von Manuel anbot, aus dem Keller des neuen Hauses eine Kellerwohnung für sie zu gestalten. Sie hoffte Linda würde zusagen, denn wenn Benni nicht da war fühlte sie sich so sicherer. Die Unsicherheit rührte daher, dass sie sich beobachtet fühlte. Linda nahm an und zog in ihren Keller.

Den Vormittag verbrachte Sandra stets damit, den Schlüssel zu finden. Der Schlüssel, der den Keller aufschließt, doch wie jeden Vormittag schaffte sie es nicht ihn zu finden. Sie sackt wie immer am Fenster zusammen, starrt hinaus und lauscht den Geräuschen die von überall her zu kommen scheinen.
Die Nachbarn zogen vorüber, Starrten zurück oder ignorierten die Frau vom Fenster. Niemand schien auf ihre Notsituation aufmerksam zu werden, niemand machte Anstalten ihr zu helfen.
Lehrerin ist sie nie geworden und auch ihren Job bei der Bank hat sie seit Jahren nicht angetreten. Das Telefon klingelte unentwegt, Sandra geht aber nicht ran. Das wurde ihr von ihrem Mann verboten, der das Gerät in einem separaten Raum im Keller eingesperrt hatte. Sandra vermutete immer wieder ihre Eltern hinter den Anrufen mit denen sie nicht sprechen durfte.
Sie erinnert sich jeden Tag an die Ereignisse vor vier Jahren, die sie in diese Situation brachten. Die Zeit in der ihr romantischer und liebender Mann gegen ein Scheusal ausgetauscht wurde.

Die Hochzeit fand im engsten Kreise Statt. Nach fast zwei Jahren Beziehung gaben sich Benni und Sandra auf dem Standesamt das Ja-Wort. Linda war Sandras Trauzeugin und in Rücksicht auf sie hatte Benni seinem Bruder als Trauzeugen statt Manuel den Vorzug gegeben. Er war ein absoluter Gentleman und hat auch die Feier selbst komplett nach den Wünschen Sandras gestaltet. Diese so war überglücklich, dass als er zu ihr ja sagte sie glaubte einen Herzinfarkt zu erleiden. Ihr Herz wollte überhaupt nicht aufhören zu schlagen. Als er sie küsste fühlte sie sich wie auf Federn in den Wolken.
Benni nahm die Sache ernst und trug seine frischgebackene Frau auf Händen in das Haus, in dem sich kurz darauf alles änderte.

„Mach mir was zu essen Schlampe!“ Sandra war vor Schock erstarrt. Ihr Peiniger war früher zu hause als sonst. Es war gerade einmal sechs Uhr als er die sonst immer abgeschlossene Tür aufschloss und sofort losbrüllte. Sie sagte ihm, dass sie nicht wisse was sie ihm machen könne. Er nahm die Tüte in seiner rechten Hand und schleuderte sie ihr an den Kopf. In der Tüte befanden sich hauptsächlich Dosen, die nun eine riesige Platzwunde an Sandras Schläfe verursachten und sie zu Boden gehen ließ. Wieder einmal verlor sie das Bewusstsein, doch ihr Mann schien dies nicht zu bemerken und während er weiterbrüllte trat er ihr mit seinen Arbeitsschuhen in den Bauch und gegen den Kopf. Das Blut spritzte in weiten bahnen durch das Gesamte Zimmer. Regungslos lag Sandra am Boden, immer und immer wider durch die Tritte umherrutschend. Erst jetzt bemerkte er es und ließ von ihr ab. Er ließ sie dort liegen, nahm einen Schlüssel aus seiner Tasche und schloss den Keller auf. Er schob eine zweite Tüte durch eine Öffnung in einer der Zimmertüren und ging wieder nach oben. Auf der Treppe die er beschritt befanden sich längst vertrocknete Blutflecken.

Nachdem Benni seine neue Frau über die Schwelle trug, bemerkte er, dass die Tür nicht verschlossen war. Er setzte Sandra im Haus ab und schritt langsam durch die Räume. An der Kellertür blieb er stehen und rief hinunter, da er Linda dort unten vermutete. Plötzlich wurde ihm schwarz vor Augen, er taumelte und fiel durch einen Tritt in den Rücken die Kellertreppe hinab. Sein Blut, welches aus einer Wunde am Hinterkopf austrat, bedingt durch den heftigen Schlag der ihn traf, spritzte dabei auf die Treppe und auf die Wand.
Der Täter nutzte die Bewusstlosigkeit von Benni um sich Sandra anzunehmen, die inzwischen panisch mit dem Handy in der Hand zum Keller lief. Er stellte sich mit einem Messer hinter sie und hielt es ihr an den Hals und sagte ihr sie solle sofort das Handy weg legen und keine Szene machen. Wenn sie weiterleben wolle, solle sie ab sofort ihn als ihren Mann ansehen und alles tun was er verlangt. Sollte sie versuchen zu fliehen, würde er Benni töten. Die völlig verängstigte Sandra sah sich außer Stande sich dieser Forderung zu widersetzen und willigte ein.
Ihr neuer Mann nahm ihr das Handy ab und fesselte sie vorerst an die Heizung. Danach stieg er in den Keller und warf den weiterhin ohnmächtigen Benni in Lindas Wohnung und schloss die Tür zu. Vorher am Tag hatte er unten in die Tür eine kleine Öffnung gesägt, die er nun mit einem Schrank versperrte, um eine Flucht zu erschweren. Er war blind vor Hass auf Benni und auf Sandra, aber am allermeisten auf Linda, der er sich später annehmen wollte.

Auf dem Treppenabsatz drehte er sich um. Er dachte an damals und an seine Ex-Freundin, deren Trennung er nie verkraftet hatte. Sandra lag noch immer auf dem Boden in einer Blutlache. Er dachte darüber nach, wie weit dieses Spiel noch gehen sollte. Früher ließ er Sandra noch vor die Tür, da er sich sicher sein konnte das sie zurück kommt, aber nach und nach verschwand dieses Vertrauen und er sperrte sie im Haus ein, ließ sie seit einem halben Jahr nicht mehr raus. Das war die Zeit, in der sein kleines Spiel fast aufgeflogen wäre, der Moment als Sandra kurz davor war alles zu erzählen was sie erlebt hatte, als die blauen Flecken und die Wunden immer deutlicher wurden.
Er konnte es nicht riskieren, konnte nicht zulassen dass seine Scheinfrau ihn hintergeht, ihn betrügt. Auf eine kranke Art hatte er mit den Jahren eine Beziehung zu ihr entwickelt und sich nach und nach immer mehr eingebildet, sie seien wirklich ein Ehepaar. Er hatte sich in sie verliebt, doch die Gefühle raubten ihm seinen Verstand und zwangen ihn sie zu schlagen. Jedes mal wenn er sie ansah, sah er Linda.

Linda war geschockt als sie Sandra sah. Ihr ganzes Gesicht war angeschwollen, der Rest des Körpers verhüllt um die Wunden zu verbergen, die man ihr zugefügt hatte. Die Augen schienen wie leer, die Hände zitterten und das Haar lag kraftlos und ungekämmt auf dem Haupt der Frau. Sie hatte seit beginn der Folter niemandem davon erzählt um Benni zu schützen, doch lange konnte sie es nicht mehr bei sich halten. Linda musste damals ausziehen, für die Zeit des Umzuges wurde Benni an anderer Stelle versteckt und das Blut weitestgehend entfernt. Linda bemerkte zwar die Spuren auf der Treppe, traute sich aber nicht nachzufragen. Ihr war das alles suspekt, sie hatte Benni lange nicht gesehen und Sandra war ganz alleine im Haus und stark geschminkt. Linda war nach der Hochzeit ein paar Tage in einem Hotel um dem frischen Paar eine Woche Flitterwochen zu gönnen, als sie aber wiederkam erschien ihr alles höchst skurril.
Die Schlösser wurden ausgetauscht, Sie sah Benni nicht mehr und wie aus heiterem Himmel sagte ihr Sandra sie müsse sofort ausziehen, es stehe bereits eine neue Wohnung zur Verfügung.
An diesem Tag jedoch sollte sie endlich erfahren was der Grund für das jahrelange Versteckspiel war. Sandra konnte nicht mehr an sich halten und erzählte ihr alles, jedes Detail gab sie ihr Preis.
Die sichtlich geschockte Linda nahm sofort Sandras Arm, wobei diese aufschrie, da Linda genau auf einen der vielen Blutergüsse drückte. Auf dem Weg zur Polizei wurden sie jedoch abgefangen.
Lindas Augen weiteten sich als sie ihren Exfreund sah, der die beiden zusammenstauchte und Sandra fragte was ihr einfalle. Sie würde nun nie wieder das Haus verlassen dürfen. Dann sah er Linda ganz fest an und kniff die Augen zusammen. „Du hättest dich einfach fernhalten müssen!“ sagte er und zog eine Pistole aus seiner Tasche. Er bedeutete ihr in den Wagen zu steigen und sich ruhig zu verhalten. Er zwang Sandra die Hände ihrer Freundin auf den Rücken zu binden und ließ sie auf den Beifahrersitz Platz nehmen. Sie fuhren zum Haus und Sandra war jetzt schon klar, dass sie nie wieder ihre beste Freundin sehen kann.

Sandra erwachte. Sie hatte einen Beschluss gefasst.
Nachdem er sie in der Nacht wieder einmal vergewaltigte, schlich sie sich als er eingeschlafen war in die Küche, vorbei an dem entleerten Messerblock zu den Töpfen. Im Topfschrank befand sich ein weiteres Geheimversteck, in dem sie heimlich ein selbstgebasteltes Messer versteckt hielt. Sie holte es heraus und betrachtete es eine Zeit lang. Es war nicht das erste Mal, das sie es in der Hand hielt und sich vorstellte, wie sie damit das Ungeheuer in ihrem Bett erlegt.

Jetzt war jedoch alles anders. Sie schlich mit dem Messer hinauf und in das Schlafzimmer, in dem er auch weiterhin ganz seelenruhig seinen Rausch ausschlief. Ihr letzter Gedanke war wie sehr er sie gefoltert, gequält und misshandelt hatte, dann stach sie zu. Wie im Blutrausch stieß sie das Messer immer und immer wieder in seine Brust und seinen Bauch. Das Blut schoss regelrecht durch das gesamte Zimmer, in Sandras Gesicht und aus dem geöffneten Fenster. Bevor ihr Peiniger etwas merkte, setzte sie die Klinge an seinen Hals, zog einmal Kräftig und sägte ihm den Kopf ab, der einen Geist beinhaltete.
Sie wusste nicht warum, aber aus irgendeinem Grund schrie sie dabei die gesamte Dauer der Befreiung, er solle sie noch einmal schlagen. „Schlag mich du Wichser, schlag mich baby!“ schrie sie, doch natürlich war sein Lebenslicht längst erloschen und der Körper bebte nur noch von den Stößen der Messerhiebe, die Sandra in ihn bohrte.
Nach einigen Minuten erst merkte sie, dass er endlich tot, sie endlich erlöst war. Sie nahm den Schlüssel, der um seinen aufgeschnittenen Hals hing und rannte zum Keller. Sie schloss die Tür auf und rannte die Treppe hinab zum Tor der Freiheit. Zumindest stellte es dies für sie dar, denn hinter dieser Tür befanden sich ihr Mann und ihre beste Freundin, die dort seit Ewigkeiten eingesperrt war, die sie seit einer Ewigkeit nicht gesehen hatte.
Aus einem unerfindlichen Grund fiel sie kurz vor der Tür und hatte nicht die Kraft aufzustehen. Sie lag hilflos vor der Tür, nur Zentimeter von den beiden Menschen entfernt, die sie liebte. Sie schrie doch niemand antwortete, sie schlug ihre Faust auf den Boden und schrie weiter, doch nicht das leiseste piepsen kam aus der ehemaligen Kellerwohnung.
Ihre Wange wurde feucht, ihre Glieder fingen wieder an zu schmerzen. Es fühlte sich an wie sterben, doch diese Erlösung war ihr nicht vergönnt.

//Version 1//

Sie öffnete die Augen und sah sich um. Die Feuchtigkeit an ihrer Wange war das Blut aus ihrer mittlerweile getrockneten Platzwunde und die schmerzen rührten von den neuesten Wunden die ihr Mann ihr zugefügt hatte. Sie lag vor der Kellerwohnung und ihr wurde bewusst, dass alles nur ein Traum war, der, wenngleich wunderschön, niemals die brutale Realität verdrängen konnte. Sie musste sich damit abfinden, dass sie nie die Menschen die sie liebte befreien konnte und Manuel auf ewig über sie bestimmen und sie verprügeln konnte. Bis sie eines Tages an ihren zahlreichen Verletzungen zugrunde gehen würde.

//Version 2//

Sie stand immer noch in der Küche und sah das Messer an. In ihrem Traum war es immer so einfach, doch jedes Mal wurden ihre Beine schwach wie Pudding und ihre Hände schwer wie Blei, wenn sie daran dachte diese Phantasie in die Realität umzusetzen.
Sandra wusste, wenn sie jemals ihre liebsten befreien wollte, musste sie es tun, sie musste die Phantasie ausleben.
Sie fand neben ihrem, ein weiteres Versteck in dem sich eine kleine Dose befand. Darauf stand etwas was sie nicht lesen konnte, da es auf Kyrillisch geschrieben war. Sie vermutete jedoch das es sich um Drogen handelte und nahm eine davon um sicher zu gehen. Sollten es welche sein, würde sie sie verstecken, in der Hoffnung ihr Mann würde endlich freundlich werden.
Doch soweit kam es nicht, denn die Wirkung setze ein und sie spürte nun weder ihre Wunden, noch jegliches Gefühl der Selbstbeherrschung. Wieder sah sie das Messer an, aber nun hatte sie plötzlich den Mut.
Es lief alles ab wie in ihren unzähligen Träumen, nur stand sie am ende wirklich vor der Wohnung und hatte den Schlüssel in der Hand.

//Version 2.1//

Sie schloss auf, aber die Kellerwohnung war Leer. Niemand schien hier in der Vergangenheit gelebt zu haben. Manuel schien längst gewonnen zu haben.
//Version 2.1.1//

Sie stand fassungslos vor dem Leeren Zimmer.
Durch den Schock wachte sie auf und fand sich in einem weißen Zimmer. Die Wände waren Kahl und sie trug eine weiße Weste, auf der stand: „Eigentum der Psychiatrischen Anstalt Klinikum Nord, Ochsenzoll.“

//Version 2.1.2//
Sie stand fassungslos vor dem Leeren Zimmer und sackte zusammen, in Tränen ausbrechend. Sie würde niemals ihre liebsten wiedersehen.

//Version 2.2//

Sie schloss die Tür auf und blickte in die Gesichter derer, die sie liebte. Sie fielen sich in die Arme und Sandra erzählte was geschehen war. Manuel lag tot auf dem Bett und sie riefen die Polizei und einen Krankenwagen, denn Benni und Linda waren abgemagert, und Sandra war stark verletzt und lief Gefahr, ihr Kind zu verlieren.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 18.04.2010

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