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Erwachen

Ein kalter Wind wehte an seinen Wangen vorbei. Etwas seltsam hartes drückte auf die andere Seite seiner Wange. Langsam öffnete er die Augen und er blickte auf einen hölzernen Boden, er schien zu wackeln. Wo war er?

Er hob langsam seinen Kopf, es war Nacht. Er lag auf einem hölzernen Floß. Wie kam er dorthin? Gestern war er noch auf einer Weihnachtsfeier in London. Es gab viel Wein zu trinken und ein fantastisches essen. War er zu betrunken und einfach in ein Floß gefallen. Er konnte nur schemenhafte Umrandungen von einem Ufer erkennen. Er setzte sich im Schneidersitz auf und durchsuchte seine Kleider. Er trug noch immer seinen Anzug und Fliege. Nichts deutete auf daraufhin dass er gefallen war. Alles war heile geblieben.

Er fand seinen Schlüssel in der einen Tasche und sein Portmonee in der anderen. Alles war noch drin. Was sollte das, war das ein Scherz? Dann aber kein guter.

Das Floß trieb mit der Strömung immer weiter voran. Man konnte nicht erkennen wo er war, alles schien dunkel zu sein und in einem dunklen Schleier zu verschwinden.

Sterne, diese sollten ihm doch vielleicht etwas sagen können. Er blickte hinauf und versuchte eine bekannte Struktur zu finden. So was wie den großen oder kleinen Wagen. Die konnte man fast von Überall sehen wo man war. Nur leider war es bewölkt und nur hier und da schien ein Stern durch zu leuchten. Selbst den Mond konnte er nicht finden, sein Begleiter durch unzählige Nächte, immer fand er so einen Weg, um wieder nach Hause zu kommen.

Sollte er jetzt in Panik geraten? Wo war sein Handy eigentlich? Er prüfte die Innentasche seines Jacketts, aber dort war nichts zu finden. Er ging nie ohne Handy aus dem Haus. Warum konnte er sich nicht mehr erinnern. Langsam versuchte er den Abend zu rekonstruieren. Er war mit ein paar Kollegen an einem Tisch, es wurde viel gelacht und viel Wein getrunken. Die Kellner waren mehr als Aufmerksam, wenn es um das nachgießen ging. Anschließend spielten sie Roulette, in einem Nebenraum. Dann beschlossen sie mit der Tube noch zu einer anderen Lokation zu fahren, ab da wurde es sehr dunkel. Er versuchte krampfhaft den Weg, vom holen seiner Jacke zur Tube zu Rekonstruieren. Hier muss es passiert sein, ab da ist alles weg. Ab da muss er hier gelandet sein. Wie kommt man von London auf dieses Floß. Es war recht klein, zwei auf zwei Meter schätzte er. Eine kleine Reling aus dünneren Ästen. Alles war mit tauen zusammengebunden. Wer baut so was noch. Erst einmal hatte er so etwas gemacht, es war eine Firmenfeier und das Event war es ein Floß aus Fässern und Seilen zu bauen, um damit dann anschließend über den Neckar zu paddeln und einen Grillplatz zu erreichen. Hier war aber alles dunkel, keine Lichter, wenig Sterne. Nur das rauschen des Flusses und kleinen Wellen. Kleine Wellen? So tief konnte es nicht sein.

 

Was außer sich konnte er auf dem Floß noch finden, er tastete über das kleine Boot ähnliche Gefährt. Er fand das dicke Seil, auf dem er aufgewacht war. Es lag nur herum, könnten um die fünf Meter sein. Seltsam, man hörte hier nichts. Nur leichtes Wasser rauschen, sollte das nicht mehr zu hören sein. Selbst der Wind sollte doch etwas hörbar sein. Hatte sein Gehör etwas abbekommen. Er tastete sein Kopf ab, er schien tatsächlich eine kleine Beule am Hinterkopf zu haben. Hatte ihn jemand erschlagen und auf das Floß geworfen? Wer sollte das gewesen sein. War er jemanden zu nah getreten? Fragen über Fragen, aber keiner der ihm diese gerade Beantworten konnte. Wie spät müsste es jetzt sein? Kurz nach zwölf aus der Feier raus. Wenn die Dunkelheit so stimmte, sollte es jetzt ein Uhr sein. In ein paar Stunden sollte es heller werden, vielleicht konnte man dann erkennen wo er war. War es vielleicht ein Traum? Sehr seltsamer Traum. Er nahm sein Hand und tauchte sie ins Wasser, verdammt war das kalt. Er roch an seiner Hand und schmeckte das Wasser. Süßwasser. Das machte das ganze noch rätselhafter. Die Themse bestand zwar bis London aus Süßwasser, aber dann müsste das Floß in einer andere Richtung treiben. Egal was er gerade versuchte, er konnte sich nicht erklären wie er hierher kam, wo auch immer dies war. Somit saß er irgendwo auf einem Floß welches ins Nirgendwo fuhr. Außer einem Seil, befand sich nichts auf dem Floß. Das Seil war wahrscheinlich zum Festbinden gedacht. Sollte aber nicht wenigstens ein Paddel hier sein, sonst war man den Strömungen ja völlig ausgeliefert. Bekam er mit dem Paddel eins über den Kopf und wurde hier reingelegt, das Paddel wohl an Ort und Stelle belassen, oder es viel ins Wasser. War an diesem Abend etwas seltsam? Bisher fiel ihm nichts ein. Er versuchte in der Dunkelheit etwas zu entdecken, aber es war unmöglich. Er kauerte sich etwas zusammen um nicht komplett auszukühlen. Tja, dann blieb ihm nicht anderes übrig als zu warten.

Warten und nachdenken, bis er die ersten Sonnenstrahlen auf seinem Floß erkennen konnte. Er stellte sich vor wie das Floß sein Leben sein könnte, es bewegte sich nur in eine Richtung, zurück war bei dieser Strömung so gut wie unmöglich. Anhalten am Ufer sah nach einer großen Anstrengung aus. War man aber im Floß und im Fluss, dann lief es einfach nach vorne. Die Wellen die mal größer und kleiner wurden, das konnten Ereignisse sein, diese konnten ihn gar nicht oder sehr viel berühren. Je nachdem wie nass er wurde, umso tiefer hatte er dies in sein Leben gelassen. So saß er auf dem Floß, im Schneidersitz, versuchte den Wellen zu lauschen und über vergangenes nachzudenken. Was es jetzt aus ihm gemacht hatte. Gab es in diesem Fluss auch Abzweigungen? Wie sollte er sich für die richtige Entscheiden? Jede Richtung die er jetzt einschlagen würde, würde sich nur schwer wieder ändern lassen. Konnte man hier Brücken bauen und die Richtungen miteinander verbinden? Es gab hier zwar keinen Anker, aber ein Seil, um am Ufer zu rasten, ab und zu sollte man dies wohl tun, sonst reißt einem alles mit sich. Doch ein Gefühl ließ ihn weitertreiben, mit einem blinden vertrauen und einem sehr warmen Gefühl um sein Herz. So etwas spürte man im Leben eher selten, so etwas kam vielleicht einmal vor, mit viel Glück vielleicht zweimal. Falls man dies überhaupt je finden würde.

Etwas summte an seinem Ohr vorbei. Hier gab es doch nicht etwa Mücken, oder andere würden Schnaken dazu sagen. Je nachdem aus welcher Region man kam. Doch das Ergebnis was immer das gleiche, ein Summen, ein Stich und ein Jucken. So war es auch diesmal und das war es war, war auch wieder schnell verschwunden. Dies könnte aber ein gutes Zeichen sein, denn nur im Morgengrauen und in der Dämmerung waren diese Mücken aktiv. Er blickte in den Himmel und es sah tatsächlich so aus, als würden die Wolken dort hinten von etwas großem und mächtigen von hinten bestrahlt werden. Jetzt konnte er auch ein paar weitere Konturen erkennen.

Die Konturen waren die Spitzen von Bäumen. Es könnten Laubbäume sein, doch dazu war es noch zu düster. An dem was der Horizont hätte sein können, sah man etwas langsam heller werden. Er hoffte auf einen warmen sonnigen Aufgang. Wenn sich dich mächtige flammende Sonne langsam nach oben bewegte und alles in ihrem Blick zu leuchten begann, erst dann konnte er froh sein und hoffen dass er sich besser orientieren konnte. Langsam kam auch sein Gehör und wieder und rauschen des Flusses durchdrang seinen Körper. Er meinte leichtes Vogelgezwitscher zu hören. So wie man morgens die Fenster öffnet und einem ein Gesang entgegen springt. Doch es flogen keine Vögel durch die Dämmerung und ein blätter rauschen war nur schwer zu hören. Auch hatte er noch keine blinkenden Augen gesehen. Wenn man spät Abends durch den Wald läuft, sieht man ab und zu zwei Augen. Die von kleinen Lichtquellen angestrahlt werden, das Licht des Mondes reicht dazu aus. Sieht man dies zum ersten Mal, kann einem dies schon etwas Angst machen.

So saß er weiter, ließ sich treiben und blickte gen Horizont.

Seine Augen wurden plötzlich größer und seine Pupillen weiteten sich. Hatte er doch zu viel getrunken. Am Horizont wo er eine strahlende Sonne erwartete, blickten ihn zwei Entgegen. Eine größere im Hintergrund und eine kleinere im Vordergrund. Wo war er bloß?

Das war nicht die Erde, nicht seine Heimat. Wie kam er hierher.

Er blickte sich um, es waren grüne Dicke schwere Blätter am Ufer zu sehen. Meter hohe Bäume an denen Fäden nach unten hingen. Der Himmel den er blau erwartete, hatte einen leichten grünen Schimmer. Das musste ein Traum sein. Das Wasser im Fluss schien trotz allem wie Wasser auszusehen. So viel anders konnte es hier ja dann nicht sein. Er spürte die Wärme der Sonnen auf seiner Haut. Sollte er hier anhalten und nachsehen? Besser er wartete bis er eine Art Lichtung entdecken könnte.

Je mehr Licht kam, um so mehr konnte er die Vegetation erkennen. Nichts was er je gesehen hatte. Nichts was ihm je bekannt vor kam, oder ihm erzählt wurde. Nichts was ihm einen Hinweis gab wo er war. Die Blätter strahlten ein dunkles Grün, sogar wenn die ersten Strahlen der Sonnen darauf fielen. So ließ er sich treiben und schaute sich die Gegend um ihn herum an, wie sie kam und wieder ging. Etwas weiter vorne machte der Fluss eine Biegung. Als er in der Mitte der Biegung angekommen war, konnte er eine Art Strand erkennen. Goldschimmernder Sand, strahlte ihm entgegen. Vielleicht sollte er dort anhalten und sich dort etwas ausruhen und sich vor der Sonne etwas schützen. Er versuchte mit den Händen das Floß in Richtung des Strandes zu bewegen. Mit aller Kraft konnte er das Floß an den Strand manövrieren. Er Stieg vorsichtig in seichtes Wasser und hielt das Seil aus dem Floß fest und suchte eine Möglichkeit das Seil zu befestigen. Die Strömung im Wasser war nicht zu unterschätzen. Er fand eine Art Baumstumpf, dort befestigte er das Seil. Es schien zu halten. Beim abspringen ins Seichte Wasser war er an den Beinen etwas nass geworden. Er Blickte sich am Strand um. Es war ein kleiner netter Bereich. Der Sand war so fein dass er einfach durch die Hand rieselte. Er hatte noch seine Schuhe an. Der Rand war voll bewachsen von grünen großen Farnen. Doch was waren das für Spuren. Er hatte seine Schuhe noch an, es waren Fußabdrücke, kleiner als seine. Er war also nicht alleine hier. Waren es Affen oder was konnte ihn hier erwarten. Waren die Spuren schon länger hier, oder verfolgte ihn jemand. Leider hatte er nie gelernt spuren zu lesen, warum auch. Bisher war ihm nichts aufgefallen. Jetzt war er einerseits etwas beunruhigt, aber alleine schien er hier nicht zu sein, was ihn auch wieder beruhigte. Er ging den Spuren etwas nach, doch sie verschwanden im Dickicht. Sollte es dunkel werden und er sich hier verlaufen, würde er den Fluss nicht mehr finden.

Er setzte sich zurück an den Strand und spielte mit den Händen im Sand. Er Ließ ihn durch die Hände rieseln und von einer Hand in die andere Hand gleiten. Fast so als wäre er im Urlaub und würde den Strand genießen.

Was nun, alleine an einem super tollem Strand. Wasser und zwei herrliche Sonnen. Einen wunderschönen blauen Himmel, keine Wolken, keine Flieger und einfach kein Lärm. Kein Vogel war zu hören, nur der Wind schien sich ab und zu in Winkeln zu verfangen.

Eigentlich ein Paradies. Würde er hier etwa einen Freitag finden, aber die spuren mussten zu jemanden gehören. So alleine und verloren hatte er sich noch nie gefühlt. Egal wo er auch war, er war nie alleine. Er setzte sich und ließ sich auf den Rücken fallen und schloss die Augen. Die Nacht hatte er kaum geschlafen, das er noch so wach war grenzte schon fast an ein Wunder. Die warme Luft und der weiche Sand ließen ihn einfach in seinen Träumen verschwinden. Wenn er gleich wieder wach werden würde, würde er etwas zu essen suchen.

Ein rascheln von Blättern ließ ihn aufschrecken. Verdammt, es musste schon nach Mittag sein. Mit nur kurz schlafen was es wohl nicht gelungen. Er schrak auf und blickte sich um, versuchte etwas in dem grünen Dickicht zu erkennen, da musste sich doch etwas bewegen. Beobachtete ihn jemand. Er richtete sich auf und ging etwas in Richtung des Dickichts, doch es war keine Bewegung zu erkennen, noch nicht mal der Wind konnte diese Blätter bewegen.

Er ging näher, drehte sich und sah spuren im Sand die von seinem Platz aus in das Dickicht gingen. Also war doch jemand da. Er blickte an sich herunter, es schien nichts zu fehlen und unversehrt war er auch. Was lag dort an dem Platz an dem er gelegen hatte. Er näherte sich und sah eine Art Apfel auf einem grünen Blatt liegen. Es schien also nicht jemand zu sein der ihm schaden wollte, oder wollte ihn jemand vergiften. Wäre im schlaf wohl einfacher gewesen. Er hob den Apfel auf, rieb ihn ab und biss hinein. Der Apfel war so saftig und wohltuend als hätte er schon seit Tagen nichts mehr gegessen. Was nach der Feier mit dem vielen Wein wohl auch so ungefähr stimmte. Der Apfel half ihm auch wieder etwas Flüssigkeit zu gewinnen. Die Sonnen hatten sich am Himmel weiter bewegt. Die kleinere Sonne bewegte sich nun weiter von der größeren weg. Wie spät mochte es sein, vermutlich nach Mittag. Vielleicht symbolisierte die kleine Sonne einen kleinen Zeiger und die größere den großen Zeiger einer Uhr. Dann wäre es jetzt wohl viertel nach drei. Wäre aber zu einfach so auf einem Fremden Planeten die Zeit zu bestimmen, aber es musste ja nicht immer alles so kompliziert sein. Manches liegt offensichtlich vor einem und dann erkennt man es nicht.

Wieder ein rascheln hinter ihm. Er drehte sich um und war Sprachlos.

Dort Stand eine Frau, fast so groß wie er, schlanke Statur, braune haare. Ihre Kleider waren schon etwas zerfleddert und sie hatte ein paar schrammen im Gesicht. Er brachte kein Wort mehr heraus. Vielleicht ist er ins Koma gefallen und das war ein Traum.

“Hi...” kam ihm eine zarte Stimme entgegen.

Er konnte nicht Antworten, sie strahlte eine Aura aus, die ihn einfach nur erstarren lies. So ein Gefühl hatte er noch nie erlebt. Er musste all seinen Mut zusammen nehmen.

“Hey…”

Er war nicht alleine und es war ein Mensch und kein Affe. Wie kam er auf einen Affen. Das war alles andere.

“Wie bist du hier hergekommen?”

Sie starte in mit neugierigen erwartungsvollen braunen Augen an.

“...ich denke mit dem Floß...aber ich weiß nicht wie ich auf das Floß gekommen bin…was ist das hier?” Plötzlich vielem ihm so viele Fragen ein, doch so wie sie fragte, wusste sie wohl auch nicht viel mehr.

“Ich bin hier unter den Bäumen aufgewacht...ich war auf einer Feier in Paris und plötzlich war ich hier...”

“Wie lange bist du schon hier?”

Hoffentlich noch nicht lange, bangte er. Die Chance wieder nach Hause zu kommen würde sonst bestimmt immer mehr schwinden.

“Es könnten vielleicht zwei Wochen sein, habe leider jegliches Zeitgefühl verloren.”

“Wie hast du bisher überleben können?”

“Vielleicht gehen wir lieber ein Stück von der Lichtung weg, es passieren hier ab und zu etwas seltsame Dinge.” Ihr Blick wirkte etwas ängstlich, was ihm jetzt doch etwas Angst machte. Konnte er ihr vertrauen?

“Wo gehen wir hin?”

“Ein Stück weiter habe ich eine Art Lager aufgebaut. Wir sind auch nicht die einzigen hier”

Was sagte sie da gerade, wir sind nicht die einzigen.

“Wie bitte?...Wo kommen die alle her? Wie viele?”

“Ganz unterschiedlich...bisher sind wir zu viert...mit dir jetzt fünf”.

Was passiert hier, wie kommen wir alle hier her?

Sie lief voran und führte ihn durch diese unwirkliche Gegend, die einem Dschungel sehr ähnlich sah. Doch der Boden war eher sauber und sandig. Die Bäume waren dünne Stängel an denen übergroße grüne Blätter hingen. Die Luft war eher trocken als feucht. Wie lange mochte der Weg zu ihrem Lager noch gehen. Wie sollte er sich dort verhalten? Aber er war nicht allein, auf Dauer nicht gut. Er kannte auch nichts anderes, es gab immer jemand egal wo er war und immer konnte er ihm oder ihr voll und ganz vertrauen. Ohne dies wäre er wohl auch nicht so lange an unterschiedlichen Orten geblieben. Auch wenn er ab und zu einfach seine Ruhe genießen wollte und einfach vor sich hin träumen wollte. Als Kind saß er ab und zu einfach nur vor dem offenen Fenster und lauschte den Vögeln. Sonst brauchte er nichts. Heute saß er ab und zu in einer Bar, trank etwas und lauschte den Gesprächen anderer und beobachtete ihr Verhalten. Egal welche Sprache sie Sprachen, ihr Verhalten war immer gleich. Mit den Worten dazu gab oft mehr Sinn.

Ab und zu schrieb er in der Bar an seinen Geschichten weiter, oder im Zug, oder er setzte sich auf eine Bank in einen Park. Hauptsache, es fand sich ein für ihn ungestörter Bereich. Es konnte ruhig laut sein, so vernahm man die Gespräche und Sorgen von anderen. Alles kam zu seinem Ohr und verschwand irgendwann in einer Geschichte. Waren es dinge die ihn selbst betrafen, hing es davon ab wie tief ihn diese emotional mitnahmen. Diese Dinge landeten dann immer erst sehr spät auf dem Papier.
Ein wunder Punkt war seine aller erste richtige Freundin. Bei ihr wollte er alles richtig machen, gab sich mit allem mühe. Leider war dieses eine Fernbeziehung und gerade zu einem nicht passenden Zeitpunkt in seinem Leben. Er in der Ausbildung und sie im Letzten Jahr des Abiturs. Er versuchte jedes Wochenende bei ihr zu sein, oder zahlte ihr auch mal den Zug damit sie zu ihm fahren konnte. Sie telefonierten abends täglich und das ein paar Stunden. Dazu schrieben sie sich einmal am Tag noch eine sehr lange Email. Wie sich herausstellte, druckten beide die Emails immer aus, da keiner wollte dass sie weg kamen. Doch dann begann irgendwann ihr Stress im Abitur, da wurde es ihr zu viel, dass er immer da war. Sie fühlte sich eingeengt. Es dauerte lange bis er das verstand, doch dann lernte sie wohl noch einen anderen kennen und der kam zu ihr, wann sie wollte und dies auch mal unter der Woche. Somit trennten sich schmerzhaft die Wege und er schwor sich nie wieder so tief in den Bann der Liebe ziehen lassen zu wollen. Er brauchte lange um sich davon zu erholen.

Plötzlich ein knacken, es holte ihn aus seinen Gedanken wieder heraus. Er schien Tag geträumt zu haben. Sie lief noch immer vor ihm. Sie drehte sich kurz um und sagt…

“Tagträume sind hier sehr extrem, du solltest aufpassen, wann du sie hast und was du gerade am machen bist”

“Oh, das ist mir auch gerade aufgefallen, das scheint hier wirklich sehr extrem zu sein.”

Was war das jetzt. Ein Tagträumer Planet? Lag es an den zwei Sonnen und ein wenig mehr Magnetismus? So schnell würde er darauf wohl keine Antwort bekommen. Ist nur die Frage, wie man sich daran hindert, im ungünstigen Moment nicht in einen Tagtraum zu verfallen. Bisher kannte er das nur als Kind, am Strand und wenn er die Wellen beobachtete wie sie über Felsen sprangen. An dem ganzen Strand gab es nur diesen einen großen Felsen. Dort konnte man sich dahinter Stellen, auf eine Welle warten und schwupps wurde man nass. Das war ein Heidenspaß. Ab und zu stand sein Vater neben ihm. Ab und zu waren die Wellen leider nicht so harmlos und hätten einem auch auf den Kiesboden drücken können. Einen Sandstrand suchte man hier leider vergebens. Verdammt er war schon wieder abgedriftet.

“Du solltest dir ab und zu mal in die Finger kneifen. Braucht etwas Übung, aber ich glaube es hilft einem mal”

Was für ein selbstverständlicher Ton.

“Wie heißt du eigentlich?”

“Ich bin Tom und du?”

“Ich bin Lisa.”

“Ok Lisa, wie lange dauert der Weg noch?”

“Warum, hast du noch einen anderen Termin?” lächelte sie ihn an

“Wir sind bald da, dort hinter dem Hügel.”

Und tatsächlich, dort schien Rauch auf zu steigen.

Als sie über dem Hügel waren konnte man eine Art Hütte aus Holz und großen Blättern als Dach erkennen. Davor brannte ein recht großes Lagerfeuer.

Unten liefen drei weitere Bewohner hin und her.

“Wer ist das?”

Hörte man von unten sagen. Sie waren wohl alle sehr neugierig, wer dort noch in ihre Gruppe kam.

“ So darf ich vorstellen, das ist Tom. Tom das ist Tim, Anika und Stefan.” Alle waren ungefähr zur gleichen Zeit angekommen wie ich. Nur du kamst jetzt später. Allerdings wissen wir nicht wo und wie vielleicht noch andere hier angekommen sind.”

“Hi...Wo kommt ihr alle her? Kanntet ihr euch schon?”

“Nein…” begann Tim, er war aus München und zum Wandern auf Madeira gerade. Als er mitten auf einen Baum wach wurde und beim aufwachen fast vom Baum gefallen war. Kurz darauf war er über Anika gefallen. Die sich vor Schreck unter einem grünen Blatt versteckt hatte. Sie war mitten auf dem Atlantik auf einem Segelboot als sie plötzlich hier wach wurde. Stefan war in Malta als er nach einer verrückten Nacht plötzlich hier aufwachte und ihn Lisa direkt fand. So fanden sie aller hier zusammen.

“Du bist der erste, der hier sanft auf einem Floß angekommen ist….wer weiß wie andere hier her kommen.”

Der Ort oder eine Zeit konnte so wohl ausscheiden. Sie setzten sich ans Lagerfeuer und verteilten etwas zum Essen.

“Ok, jemand eine Idee wie wir hier weiterkommen?”

Betretenes schweigen ging durch die Runde, jeder versank in seinen Gedanken und versuchte zu überlegen wie sie hier wieder wegkommen oder das beste daraus zu machen.

“Vielleicht sollten wir einfach hier bleiben? Wir haben bisher nichts was wir ausrichten könnten. Hat den überhaupt noch jemand ein Handy?” Tim Stand am Feuer und redete in dieses, fast so als hätte er schon signiert. Alle anderen schauten zu ihren Füßen. Was sollten Sie tun? Keiner kannte so eine Situation, keiner konnte jemanden irgendwie benachrichtigen. Keiner wusste ob und wie man nach ihnen suchen würde. Hier würde sicher niemand nach ihnen suchen.

Tom ergriff das Wort “Ich bin vielleicht noch nicht so lange hier und habe noch die große Hoffnung dass wir eines Tages aufwachen und wieder zurück sind. Es weiß ja niemand wie wir hierher gekommen sind. Oder kann sich einer von euch daran erinnern? Ich bin nicht bereit so schnell aufzugeben. Klar ist, wir sind hier und sollten nun schauen das wir hier solange wie möglich überleben.”

“Aber wie sollen wir hier einen Weg nach Hause finden?” Lisa blickte ihn mit großen erwartungsvollen Augen an, wie sollte man so einem Blick widerstehen

“Wir sollten hier schauen, dass wir uns etwas einrichten und immer ein Stück weiter im Umkreis schauen. Vielleicht sollten wir schauen wer wo angekommen ist, vielleicht finden wir so ein paar Spuren. Eine Karte anlegen und schauen wo wir sind. Alles was nötig ist. Wir brauchen hier eine Aufgabe, sonst Leben wir hier nur vor uns hin ohne einen Weg zu finden.”

Alle nickten ihm zustimmend zu und ein wenig Hoffnung und Motivation ging durch ihre Körper. Hoffentlich hatte Tom nicht zu viel versprochen. Nach so einer Rede mussten auch Taten folgen, aber das war genau das war er gerne machte. Er hasste es einfach nur hohle Phrasen zu hören, aber keine Aktion die da dahinter stand. Es war eine Herausforderung und die muss man angehen. Vielleicht erst mal in kleinen Schritten, aber vielleicht ergab sich daraus ein Bild. Würde es nicht klappen hatten sie hier die Chance etwas neues aufzubauen. Sie konnte alles hinter sich lassen. Es gab hier bisher nichts was ihnen feindlich gesonnen war, keiner der hier sie versuchte zu unterdrücken. Nur die Sonne war Mittags zu heiß, aber so etwas sollte sich ertragen lassen. Eigentlich waren sie hier in einem vollkommen Paradies. Keiner musste hungern, jeder konnte eine Aufgabe übernehmen. Nur es sollte vielleicht niemand krank werden. Sie sollten auch mal klären wer welchen Beruf eigentlich ausgeübt hat. Mit seinen IT Kenntnissen würde er hier nicht viel anfangen können.

In seinem Kopf spielte sich schon eine gewissen Planung ab, das half ihm die Situation vielleicht etwas besser zu meistern und nicht gleich aufzugeben. Für heute sollte es aber genug sein. Es war vielleicht besser sich etwas hinzulegen und morgen mit allem zu starten. Jeder suchte sich einen Platz in der Hütte und fielen auch gleich in einen tiefen schlaf. Die Träume hier waren viel intensiver als auf der Erde, was konnte da Nachts passieren. Besonders wenn er jetzt jemanden vermisste.

Wärme und Geborgenheit und wohliges Gefühl wurden durch quälende Geräusche eines Weckers unterbrochen. Eigentlich klingelt der Wecker zu früh, aber sonst konnte man nicht mehr wach liegen und ein wenig vor sich hin träumen. Noch 10 Minuten, dann würde dieses Geräusch wieder kommen. Gab es heute Nacht einen Traum oder ist es jetzt ein Traum. Da wacht man auf und kann sich nicht mehr daran erinnern. Träume kann man nicht erzwingen, nur ein Tagtraum wird meist zu einem Wunschtraum. Ein Traum der einem ein wohliges wärmendes und geborgenes Gefühl gibt. Oh nein, schon wieder der Wecker. Es hilft ja nichts, Zeit zum Aufstehen. Was war das für ein Traum heute Nacht. Er saß am Tisch, eine wunderschöne Frau neben ihm. Sie lass auf seinem Handy und drückte sich so dicht an ihn ran. Sein Gesicht vergrub sich an ihren Haaren und heißen Wangen. Er konnte ihre Nähe so nah spüren.

Doch dann wieder dieses Geräusch. Er wachte auf, es war doch ein Traum. Nur draußen stand jemand und schrie. Alle in der Hütte wurden wach und rannten raus. Anika kniete vor dem Feuer und schrie und schluchzte.

“Hilfe, ich will hier weg…”

“Beruhige dich.., wir finden einen Weg.”, versuchte Lisa sie zu beruhigen.

Es war noch immer Nacht, womöglich mitten in der Nacht. Rund um das kleine Lager war so gut wie nichts zu erkennen.

Lisa nahm Anika wieder mit in die Hütte und hoffte sie beruhigen zu können. Panik war jetzt nicht das was sie gebrauchen konnten. Die anderen stellten sich zusammen und versuchten einen Plan auszuarbeiten. Am nächsten Morgen wollten sie sich den Punkt ansehen wo Tim gelandet war. Vielleicht konnte man dort etwas finden.

Anika schien wieder zu schlafen. Lisa behielt sie etwas im Auge. Sie legten sich wieder hin und versuchten etwas Kräfte für den morgen zu sammeln.

Tom war gespannt ob sein Traum wieder kommen würde, auch wenn es nur ein Traum war. Man weiß nie welche sich mal davon in die Realität umsetzen. Ein Vorteil hatte dieser Planet, Träume waren hier sehr real. Konnte man sich vielleicht wieder nach Hause träumen, oder aus einem Traum nicht mehr aufwachen.Vielleicht konnte man so auch die Zeit verändern. Bevor er in diesem Club war, waren sie auf einem Schiff, ja klar. Sie fuhren mit einem dieser schnell taxis über die Themse zur nächsten Tube Station. Die Schiffe waren schon was feines und man hatte einen wunderschönen Arbeitsweg. Als er dort im Hotel war, ist er damit am liebsten gefahren. Zu seinen Zeiten unter der Woche waren auch nicht so viele Touristen unterwegs, damit war es noch viel entspannter. In der Tube war es meist eng und stickig, insbesondere im Sommer war dies eine Qual.

Es war so warm, dass er beschloss schon sehr früh aufzustehen. Er lief die Straßen runter zur Tube Station. Der Himmel war so blau, keine Wolke war zu sehen und die Sonne war erst am aufgehen. Noch waren nicht viele Leute unterwegs. Am Bahnsteig angekommen, sah man noch die letzten Handwerker aus der Tube steigen. Es war schon ein Phänomen, morgens bis kurz vor halb acht stiegen nur Handwerker in den Tube ein und aus. Erst danach kamen die ersten mit Anzügen und Schlips. Jeden morgen das gleiche Schauspiel. Er setzte sich auf einen Platz in der nähe der Tür. Mit seinen doch noch schläfrigen Augen sah er nach rechts und links. Plötzlich wieder nach rechts. Dort saß wieder diese Frau, braune kurze etwas gelockte Haare. Wie kam sie hierher, wo kam sie her. Lag es an seinem Schlafdefizit durch die wärme. Er wohnte in einer kleinen Wohnung ganz weit oben und dort Staute sich im Sommer die Hitze. Es war kaum auszuhalten. Also bestand sein Trick darin, abends lange weg zu bleiben und morgens früh wieder raus zu kommen. Sie schien ihn anzulächeln. Er erwiderte das lächeln. Er blickte verlegen nach vorne und sah eine Spiegelung im gegenüberliegenden Fenster. Die Frau schien langsam zu verschwinden oder war dies eine optische Täuschung, er blickte nach rechts doch dort saß niemand mehr. Es muss an seiner Übermüdung liegen. Aber ein tiefes vertrautes Gefühl flammte in ihm auf. Woher kannte er diese Frau? Die Tube fuhr die Strecke wie jeden morgen, sie füllte sich Stück für Stück, bis er seine Endstation erreicht hatte. Dort stieg er mit nachdenklichen Gefühlen aus und ging den gewohnten Weg in Richtung Büroeingang. Vorbei an kleinen Läden und diesem Friseursalon. Warum hatte er diesen noch nie versucht, jeden Morgen wenn er dort vorbei ging, stellte er sich diese Frage. Für eine Bahnhof Station roch es hier immer nach frischem Kaffee und frisch gebackenem, doch sauber sah es hier nie aus. Als er durch den Sicherheitscheck am Büro durch war, Stand er vor dem Fahrstuhl. Doch da packte ihn schon das Hungergefühl. Frühstücken in der Wohnung war nicht Seins. Selbst am Wochenende ging er lieber in das keine Kaffee um die Ecke. Einen Kaffee und Stückchen. Nach ein paar Wochen, musste er der Barista gar nicht mehr sagen was er wollte. Als er rein kam, lächelte sie schon und bereitete den Kaffee vor. In der Zeit suchte er sich einen gemütlichen Platz, richtete sein WLAN am Handy ein und schon konnte der Tag starten.

Er ging am Fahrstuhl vorbei und direkt in die Kantine, dort gab es frischen Kaffee und diese leckeren Schokoladen Croissants.

Plötzliche wieder ein seltsames Geräusch im Ohr.

“Tom!... aufwachen”

“Was, wie, wo…” Oh nein schon wieder einer dieser Träume. Wie sollte man das hier unterscheiden.

“Da war eine Frau”

Lisa sah ihn mit fragenden Augen an.

“Das ist schön für dich, aber für diese Fantasie haben wir jetzt keine Zeit”

Sie standen alle schon draußen und packen sich ein paar Dinge zusammen. Anika saß am Boden und versuchte sich etwas zu konzentrieren. Ihre Albträume wurden von Nacht zu Nacht schlimmer. Sie hatte vollkommen die Kontrolle verloren. Immer und immer wieder, kamen bei ihr Erinnerungen hoch, die sie schon geglaubt hatte überwunden zu haben. Bevor sie den Trip auf dem Segelboot angetreten war, hatte sie alles hinter sich gelassen. Ihr Eltern waren bei einem Autounfall ums Leben gekommen, sie saß hinten drin und konnte nur zu sehen. Der Schock saß noch sehr tief bei ihr. Jeder hatte ihr von dem Trip abgeraten, doch sie hatte ihren eigenen Kopf. Dies kam nicht immer gut an, aber es war auch einer ihrer Stärken. Sie wusste wie sie sich durchsetzen konnte und unterkriegen lassen wollte sie sich schon gar nicht. Nur seitdem sie hier war, wurden diese Träume intensiver. So dass sie langsam Angst bekam zu schlafen, was hier nicht so einfach war. Die Träume schienen auch länger zu werden und man wurde nicht mehr so einfach wach. Für jemanden der es gewohnt war alles unter Kontrolle zu haben, war dies ein ganz neue Erfahrung.

Sie rafften sich alle zusammen und Tim sollte ihnen zeigen wo er angekommen war. Er lief vorneweg in die Richtung und die Umgebung an die er sich noch erinnern konnte. Alle anderen folgten ihm und versuchten mit seinem Tempo Schritt zu halten. Man merkte ihm an dass er gerne und ausdauernd Wandern ging. Madeira war dafür ideal. Viele Wanderwege, unterschiedliche Höhen und egal welche Ecke man sich aussuchte, es gab immer etwas neues zu entdecken. Selbst im Winter war es dort noch perfekt dafür. Ab und zu ein warmes Nieselregen und ganz leichter Wind. Sie liefen mitten durch den Art Bush. Man fand so gut wie keine Lebewesen. Es gab nur diese großen grünen Blätter, ab und zu mal eine Art Vogel. Doch diese waren weit oben in den Spitzen. Hin und wieder lagen umgeknickt Bäume an den Seiten. Der Boden war überall der gleiche Sand wie am Fluss. Wie war so etwas möglich. Ob sie dieses Rätsel je lösen würden. Als Tim stehen blieb um sich neu zu orientieren, versuchte jeder zu sehen ob er nicht auch vielleicht hier in der Nähe aufgetaucht war. Dies könnte ihnen einige Märsche ersparen. Als Tim den Weg wieder fand zeigte Anika auf einen umgefallenen Baum.

“Dort hinten bist du über mich gefallen. Dort fand ich mich unter dem Baum.”

Alle liefen auf den Punkt zu. War dort etwas zu finden. Jeder kleinste Hinweis wäre ihnen jetzt recht gewesen.

“Ich kann hier nichts erkennen, bist du ganz sicher?” Fragte Lisa argwöhnisch.

“Hier ist der Ast an dem ich mich geschnitten habe, hier hängt sogar ein wenig von meinem Pullover noch dran. Also ja ich bin mir sehr sicher”

“Okay, hast gewonnen”

An der Stelle war nichts außergewöhnliches zu erkennen. Hier musste doch etwas sein, wie kamen Sie hierher. Sie beschlossen weiter zu Tims Stelle zu Gehen. Ein wenig mussten sie noch laufen. Keiner traute sich etwas zu sagen. Als sie an der Stelle ankamen machte sich Ernüchterung breit. Es war Baum, Tim war an der Spitze gelandet und direkt am Baum heruntergefallen. Also wurde er irgendwie ob abgelegt. Brachte ihn jemand mit einem Fluggerät her, oder fiel er einfach durch eine Wurmloch. Jede Theorie ging ihnen jetzt durch den Kopf. Mit einem einfachen her träumen war es hier wohl nicht getan. Da die Sonne bald zu heiß sein würde beschlossen sie wieder zurück zu gehen. Wie sollte sie dieses Rätsel lösen. Es erklärte auch nicht wie Tom auf das Floß kam. Es gab keinen Zusammenhang zwischen dem wo er herkam und wie er hier landete. Interessant war nur, dass sie alle in diesem Moment alleine unterwegs waren. Wurden sie beobachtet bis sie alleine waren? Das würde aber bedeuten es musste jemanden geben der sie hierher brachte und derjenige konnte sie auch wieder zurück bringen. Bis jemand sie zu Hause vermissen würde, würde es noch dauern. Nur wie sollte jemand etwas suchen, was auf eine weise verschwand, welche sich nicht erklären lässt. Kollegen würden erst nach ein paar Tagen fragen. Freunde sah man nicht mehr so oft, die würden erst sehr spät nachfragen. Und wenn diese nach dem Spruch handeln...Freunde sind wie Sterne, sie sind nicht nah aber doch irgendwie da. Dann könnte es noch länger dauern bis jemand sucht. Wenn noch jemand kommen würde könnte sie vielleicht beobachten wer es war, doch wo sollten sie sich auf die Lauer legen.

Es gab bisher keine Anzeichen wo oder wie.

Auf dem Weg zurück spürte er wie er langsam in einen Tagtraum verfiel, er wollte diesen aber nicht aufhalten, vielleicht war sie wieder da. Er spürte eine unglaubliche Anziehung nach ihr, es war kaum zu beschreiben. Sein Kopf und Magen verkrampfte jedes mal, als würde er nach Luft Ringen. Es fiel ihm unglaublich schwer sich in letzter Zeit zu konzentrieren, es ging ihm so vieles durch den Kopf. Ab und zu hatte er das Gefühl, das nur durch sie alles eine gerade Linie ergab. Alles war durcheinander, dann war sie da und alles hatte im Chaos seine Ordnung. Sie war im Stande die Sterne zu bewegen, eine Sonne mit solch einer heißen Strahlung auf ihn zu lenken. Wie konnte das passieren, wie konnte er sich so fallen lassen. Es schien als würde ihm teilweise die Kontrolle entgleiten. Alles blockierte und nichts ging mehr so einfach. So ein Gefühl kannte er bisher nicht. Es konnte nur eine Erklärung dafür geben, ihre Tiefsinnigkeit war unglaublich. Sie gab sich nicht mit oberflächlichen Phrasen ab. Nur wo war sie jetzt, er Stand mitten auf einem bewegten Marktplatz und es war keine Spur von ihr zu sehen. Hektische Leute rannten an ihm vorbei, die Sonne brannte am blauen Himmel. Marktschreier priesen die besten Artikel zu tollen Preisen an. Die Hektik ging auf ihn über und er suchte in der Menge nach ihren braunen lockigen Haaren, ihrem schnellen und geradlinigen gang, der immer so zielgerichtet war. Es war nicht einfach sie hier zu erkennen, also lief er ein wenig die Gänge entlang, an jedem Stand waren Menschen die nach etwas Ausschau hielten. Es roch an jedem Stand anders, mal nach Stoffen oder Leder, mal nach Käse oder Früchten. Mal wieder mal frisch Gebackenem oder etwas deftigem. Zum Teil musste man sich dicht an dicht drängen um durch zu kommen. Man fragte sich dann wo all diese Menschen plötzlich herkamen. Sonst war diese Platz leer und nur der Brunnen in der Mitte wurde besucht. Das Plätschern war leider durch den Lärm überhaupt nicht zu hören. Zu all den Düften kam immer mal wieder eine andere Musik dazwischen. All dies versetzte einem in eine etwas stressige Situation. Er drängte sich weiter durch die Gänge und dann sah er sie an einem Stand einen Kakao holen. Ihre anmutige und doch zarten Bewegungen ließen ihm immer wieder dazu verleiten sie einfach beobachten zu wollen. Er ging auf sie zu und sie drehte sich in seine Richtung. Sie lächelte ihn an und er lächelte zurück. Er gab ihr einen zarten Kuss auf die Wangen.

“Gehen wir noch ein Stück durch die Gänge?”

“Ja klar, warum nicht”

So schlenderten sie Gang für Gang durch die Menge, als es dichter wurde, suchte er ihre Hand. Er wollte sie auf keinen Fall jetzt und hier verlieren. Ihre zarten Hände zogen ihn sicher durch das Gedränge. Teilweise hatte er echt Probleme mit ihr Schritt zu halten. Dann endlich hatten sie eine Stelle erreicht wo kaum jemand Stand. So gingen sie weiter Hand in Hand und etwas langsamer den Weg entlang. Dann drehte er sich um und hörte Glocken, ihre Berührung an seiner Hand wurden weniger. Er drehte sich von den Glocken weg und sie war wieder verschwunden. Kein Wort konnte er sagen und doch gab es wohl so viel was er noch Fragen wollte. So musste er jetzt warten auf den nächsten Traum und die nächste Gelegenheit. Sie schien ihn aber nicht ohne Grund hierher gebracht zu haben, er blickte in Richtung der Glocken. Es war ein sehr altes Gebäude, womöglich aus dem Mittelalter. Kleine Fenster und viele Verzierungen schmückten die Fassade. Gab es dort einen Hinweis, etwas was ihnen oder ihm half. Warum konnte sie nicht mehr als dies tun. War sie aus einer anderen Welt, würden sie sich überhaupt länger sehen können. Er ging näher auf das Gebäude zu, es sah aus wie eine Art Kirche, aber es könnte auch ein Rathaus sein. Gehörte es an diesen Ort? Es passt nicht so ganz in dieses Stadtbild hier rein. Vielleicht wurde auch die Stadt erst viel später dazu gebaut. Es könnte eine Kirche auf einem Feld gewesen sein. Die Glocken spielten weiter ihr spiel, die Melodie sagte ihm nichts. Auf der Fassade erkannte er viele Figuren und Menschen, sie alle schienen etwas zu suchen. Ihre blicke waren nach oben und unten gerichtet. Da entdeckte er zwei Runde Objekte die wie diese Sonnen aussahen. War dies der Hinweis, den er suchte. Hoffnung flammte in ihm auf. Warum konnte sie nicht länger bleiben und ihm mehr darüber erzählen. Wie sollte er daraus eine Lösung finden. Er versuchte sich so viel wie möglich von der Fassade einzuprägen, immerhin musste er damit rechnen jeden Moment auf zu wachen. Er konnte das leider nicht kontrollieren, sollte ihn jemand von draußen wecken, wäre die Suche abgebrochen. Okay, also er zählte zwölf die nach unten blickten und fünf die nach oben blickten. Unten gab es nichts außer einer Art Brunnen, oben gab es zwei Sonnen. Die die nach unten blickten standen verteilt zwischen denen die nach oben Blickten. Wie gehörten diese zusammen. Waren es tatsächlich die fünf in seiner Gruppe? Wie konnten aber die anderen gleichzeitig nach unten blicken? Und wie konnten beide miteinander kommunizieren? War die schöne braunhaarige aus der Gruppe, die nach unten Blickten? Waren sie auf einem anderen Planeten gelandet? Konnte man sie wieder zusammenführen? All diese Fragen und doch keine Antworten. Wer konnte ihm diese Fragen beantworten. Würde sie die Antworten kennen wäre es kein Problem für sie, also war ihre Gruppe auch auf der Suche. Nur wie kamen sie dann wieder alle auf einen Punkt, ihrer Erde zurück? Das schien ihm dieses Bild aber gar nicht sagen zu wollen. Es zeigte nur das es zwei Gruppen gab. Sie hatte wohl einen Weg gefunden um mit beiden in Kontakt zu treten. Also waren die Träume doch der Schlüssel dazu, jedenfalls für eine Art Kommunikation.

Eine raue Stimme weckte ihn auf und schüttelte an ihm.

“Wach auf, das ist jetzt kein Moment zum Träumen.”

Im Hintergrund hörte man ein Donnern und ab und zu schien es heller zu werden. Donner und Blitz und das hier in diese Gegend. Das könnte böse enden.

“Los wir müssen uns Schutz suchen, hier können wir nicht bleiben.”

Sie rannten zurück in Richtung Lager, ganz so weit konnte es nicht mehr sein, aber wo sollten sie sich dort verstecken.

“Los kniet euch auf den Boden und bleibt von den Bäumen fern”

Alle knieten sich und über ihnen tobte der Kampf des Lichtes und des Grolls. Die Blitze hinterließen ein bizarres Bild am Himmel. Früher wären es die Götter gewesen die sich unstimmig waren wer hier das Sagen haben sollte, oder welche Gesetze erlassen hätten werden sollen um ihren Zorn zu dämmen. Heute ist der Kampf zwischen kalter und Warmer Luftmoleküle. Die Gefahr von solch einem Blitz getroffen zu werden änderte sich auch durch diese Kenntnisse nicht. Es dauerte fast eine Stunde bis das Unwetter an ihnen vorbei zog.

Sollte er ihnen jetzt schon von seinem Traum erzählen, oder sollte er warten bis er mehr wusste um nicht noch mehr Hoffnungen zu treuen, die sich dann nur in Frustration münden würden. Er würde warten bis der richtige Augenblick gekommen war, aber wie man aus der eigenen Erfahrung schon weiß. Diesen richtigen Moment gibt es nicht, oder man verpasst ihn immer wieder. Manches sollte man nicht einfach aufschieben. Je mehr er darüber nachdachte desto mehr schien er wieder in seine Träume zu versinken.

Für kurze Zeit wurde das Paradies getrübt, doch nun schienen wieder die Sonnen an der Macht zu sein.

“Kommt so etwas häufiger hier vor?”

“Nicht in solch einer Stärke, bisher war so etwas immer in der ferne zu sehen.”

“Könnte es sein das wir bald einer mehr sind, ich meine vor ein paar Tagen bevor du kamst hier so etwas aus dieser Richtung dort gesehen zu haben.”

Waren die Gewitter also die verboten, doch dann wären sie einer mehr als in seinem Traum. Wie passt dies wieder zusammen.

“Wir sollten in die Richtung gehen wo es begann, vielleicht finden wir dort jemanden. Irgendeinen Zusammenhang musste es doch geben.”

Alle nickten Tom zu und sie waren sich schnell einig dort nachzusehen.

Sie gingen mit schnellen schritten in die Richtung wo das Unwetter her kam.

Der Weg dorthin konnte allerdings etwas länger als ein Tag dauern, außer dem Unwetter waren ihnen bisher keine anderen gefahren bekannt. Eine Gefahr war allerdings auf dem Weg dorthin in einen Traum zu verfallen.

 

Sie liefen los und versuchten nicht in einen Traum zu verfallen, dazu steigerten sie das Tempo für eine kurze Strecke und liefen dann mal wieder langsamer. Doch wenn sich irgendwann ein Rhythmus einstellt konnte man auch in einen Traum verfallen. Vielleicht lag es auch am Sauerstoff der hier einfach etwas weniger vorkam als auf der Erde. Der blaue Planet von dem sie alle kamen und jeder gerne wieder zurück in sein altes Leben gehen wollte. All diese musste leider warten bis sie dieses kleine Rätsel lösen konnten. War ihr Leben vorher so Toll das man dorthin wieder zurück will? Ab und zu kann es nicht schaden das man sich was neues Aufbauen kann, so eine Chance bekommt man auch nicht alle Tage. Ein neues Leben auf der Erde anzufangen war so gut wie unmöglich immer wieder würde sich ein Teil aus dem alten Lebensabschnitt wieder melden. So kam man nie zur Ruhe. Ständig auf Reisen zu sein hilft einem dabei leider auch nicht, doch hier war alles anders. Nur sie suchten nach einem Weg zurück, vielleicht sollten sie sich einfach ihrem Schicksal beugen und sich mit dieser Situation abfinden. Sie liefen immer weiter in eine Richtung, die Wälder veränderten sich kaum, überall das gleiche grün, der Gleich Fluss über den sie stiegen. Äh was...der gleiche Fluss.

“Hey, wir laufen im Kreis.” rief Tom ihnen nach.

Sie drehten sich um und erschraken von diesen Worten.

“Was, wie kann das sein. Wir gehen immer einfach gerade aus.”

Hier schien etwas nicht zu stimmen. Diesen Teil des Flusses hatten sie schon mindestens dreimal Überquert.

“Tom hat recht, hier liegt mein Taschentuch was ich verloren hatte. Nur an welcher Stelle laufen wir falsch?”

Wie konnte man im Kreis laufen und es nicht merken. Waren sie alle zur gleichen Zeit in einen Traum verfallen und hatten es nicht gemerkt.

“Kann es sein das wir ab hier gar nicht mehr weitergelaufen sind?”

“Jetzt sind wir aber wach und Träumen nicht, heißt das dass wir jetzt weiter gehen sollten?”

“Versuchen wir es.”

Sie gingen nun mit dem Versuch hoch konzentriert weiter und tatsächlich der Fluss kam nicht wieder, stattdessen eine Lichtung die keiner zuvor gesehen hatte.

“Okay, ab hier sind wir wieder auf dem richtigen Weg. Nur seltsam dass uns dies nicht gleich aufgefallen ist.”

Es schien kein entrinnen zu geben nicht in einen Traum zu verfallen. Meinte könnte meinen das sie bisher nur Glück hatten das niemand eine Klippe abgestützt war.

Sie kamen immer näher in die Richtung, den genauen Punkt zu finden könnte etwas schwierig werden. Sie kannten nur die Richtung und den ungefähren Umkreis. Sollte dort niemand sein, könnte es eine sehr lange suche werden. Die Sonnen brannten auf sie herunter, was zusätzlich an ihren Kräften nagte. Doch sie kamen näher und am Boden konnte man kleine Glassäulen erkennen, dort wo der Blitz in den Boden geschlagen hatte. Ein seltsamer Anblick bot sich ihnen. Wie erstarrt sahen sahen sie sich um. Alles grün war Schwarz verbrannt. Es roch nach verbranntem Holz. Die Stämme waren gebrochen von der Wucht und es ragten spitze Stümpfe in den Himmel, leichter Rauch stieß auf und versperrte einem etwas die Sicht. Seltsame Figuren entstanden im Raum durch den Wind. Hin und wieder waren knackendes Geräusche vom Holz zu vernehmen. Aus einem der Rauchschwaden sah es so aus als ob dort ein Gesicht zu erkennen wäre. Es kam genau auf Tom zu, ein Arm kam hinzu und zeigte in seine Richtung. Jetzt sahen es auch die anderen um Tom herum. War dies ein Geist? Es kam immer näher aus dem dunklen Rauch heraus. Angst breitete sich aus. Tom meinte ein bekanntes Gesicht zu erkennen, aber auch er begann zu zweifeln. Es kam näher und näher, es mochte noch 50m von ihnen entfernt sein. War es nun das was er erwartete oder war es etwas anderes? Sollten sie nun davon laufen oder lieber stehen bleiben und abwarten. Es bestand immer noch Hoffnung. Plötzlich ein Ruf.

“Ich habe einen Weg gefunden…” hallte es aus dem Rauch. Wie erstarrt in Stein sahen alle in die Richtung der Rauchfigur die ihnen etwas zu sagen versuchte.

“Lange kann ich nicht sprechen...aber es kam jemand neues zu euch...er kennt einen Teil. Den anderen müsste ihr dazu finden.” Die Stimme wurde immer schwächer und schwächer, der Rauch kam zwar näher aber er schien Stück für Stück zu verschwinden.

“Was sollen wir finden?” Tim rief, aber es schien nicht mehr anzukommen. Man hörte nur noch…”...Brunnen.” und damit verschwand der Rauch und Silhouette der kleinen Figur. Tom war sich nun sich das sie es war, die Frau mit den braun gelockten Haaren. Die ihn in seinen Träumen erschien, die ihm einen wohlbehagenes Gefühl gab. Sie musste es sein.

“Von was für einem Brunnen hat diese Gestalt gesprochen?” Fragte Anika in die Runde. Allen war der Schock noch anzusehen. Es war schwer gleich wieder Worte zu finden. Tom versuchte sich zu konzentrieren.

“Ich glaube es gibt einen Brunnen, der diese Welt mit einer anderen verbindet.” Es klang schon mehr als unglaublich, aber alles andere wäre hier wohl auch nicht zu erwarten gewesen.

“Wie bitte, was?”

“Und wohin?”

“Nach Hause auf die Erde?”

Stopp...keine Ahnung. Das müssen wir noch herausfinden. Es könnte auch nur eine andere Welt sein. Ähnlich wie diese hier.”

Eine seltsame Stimmung bereitete sich aus, aus einer Mischung aus Überraschung und Frustration und die Neugierde etwas zu finden.

Den Schock musste man erst mal verdauen. Tom musste sich setzen und einfach mal durchatmen. Der Weg war lange gewesen und ihr Tempo war fast zu schnell. Alle anderen setzen sich auch, jeder versank in seine Gedanken. Der Rauch war verschwunden, nur hier und da kam aus den Bäumen noch etwas Rauch. Bisher konnten sie noch niemanden entdecken. Angelehnt an einem Baum lauschte Tom dem Wind, dem rascheln der Blätter. Hier waren keine Vögel zu hören, zu Hause hatte er eine Stelle wo man diese hören konnte. Dort hörte man sonst nichts anderes. Wenn er abends von der Arbeit kam, konnte der Tag noch so anstrengt sein. Wenn er dort saß, ein Glas Wein oder Bier trank und einfach in den offenen Raum lauschte, wurde er innerlich ganz ruhig und gelassen. Früher als er noch kleiner war hatte ihn sein Großvater immer mit zum Spazieren mit in den Wald genommen, meist ganz früh damit man die Rehe noch beobachten konnte. Dort hörte man dann immer die Vögel, sein Großvater versuchte ihm zu jedem Vogel und seinem Gesang den Namen zu sagen. So was lernte man damals noch in der Grundschule, doch schon Tom‘s Eltern lernten dies nicht mehr in der Schule. Sein Großvater erzählte dann immer Geschichten von früher als er noch klein war und er erzählte Geschichten von seinem Großvater. Tom war immer ganz fasziniert davon, so sehr dass es ihn traurig machte wenn es morgens regnete und er nicht mit seinem Großvater spazieren gehen konnte. Sollte er mal groß sein würde er dies mit seinem Kind auch machen, sein Vater hatte dafür leider wenig Verständnis. Geschichten waren schon immer wichtig, dort konnte immer was passieren und man konnte sie so lenken wie sie einem gefallen. Sie konnten Emotionen auslösen und einem zu neuen Geschichten hinreisen lassen. Wieder ein zwitschern hier und wieder ein zwitschern dort, dann ein klopfen auf Holz.

“Wach auf Tom"...rief ihm Anika ins Ohr.

“Dort kommt jemand…”

Da war er aber wieder schnell eingeschlafen. Wer würde dort jetzt kommen? Gespannt blickten alle in eine Richtung, dort kam eine seltsam aussehende Gestalt. Wankend und mit einer Kapuze auf dem Kopf. Die Jeans leicht zerrissen. Fast wie ein betrunkener der mit einer Hand nach vorne einen halt zum abstützen braucht. Alle waren wie erstarrt und blicken nur auf diese sich nähernde Gestalt. Dann plötzlich berappelten sie sich und liefen auf die Person zu.

“Hallo, wie geht es dir? Kannst du uns verstehen?”

“Woher kommst du?”

“Brauchst du Hilfe?”

Sie hob den Kopf und streifte sich die Kapuze vom Kopf. Blonde Haare kamen zum Vorschein und ein blasses Gesicht.

Toms Hoffnungen auf die Frau mit braun gelockten Haaren erhielten wieder einen Dämpfer, aber es wäre auch zu schön gewesen. Dieses seltsame brennende Gefühl hatte ihn ergriffen, es ließ ihn nicht mehr los.

“Ich brauche nur etwas Zeit um mich zu erholen"

Schnaufte die Frau vor Erschöpfung.

Sie setzte sich auf den Boden und lehnte sich gegen einen Baum.

Sie setzten sich alle gespannt wie kleine Kinder um sie herum und hofften auf ihre Rettung.

“Mein Name ist Kelly, woher genau ich gerade komme kann ich nicht. Ursprünglich aus Texas.”

Sie legte eine Pause ein und die Spannungen der anderen wuchs.

“Nein wir haben noch keinen Weg für nach Hause gefunden, doch noch sollten wir nicht aufgeben. Einen Weg hierher konnten wir schon mal finden.”

Wie kamt ihr hierher? Welchen Weg habt ihr genommen? Wie viele seid ihr auf der anderen Seite? Es kamen immer mehr fragen wie diese, doch die Antworten blieb sie ihnen schuldig. Sie war noch zu erschöpft um zu antworten. All diese Fragen und diese nicht Beantwortung dieser Fragen, sorgte nur noch für mehr Spannung. Es war kaum zu ertragen, wie diese alles hier zustande kam. Tom half ihr hoch und stützte sie unter dem Arm. Tom machte den Vorschlag dass sie langsam wieder zurück zum Lager gehen sollten. Dort konnte sich jeder wieder erholen und sie konnten über ihre Lage nachdenken und wie Sie weiter vorgehen. Nur eine wichtige Frage musste er noch an sie stellen und diese musste sie aber beantworten, denn davon hängt ihr Rückweg ab.

“Kommt es auf der anderen Welt zu Tagträumen?”

Sie blickte ihn etwas verwundert an und wusste nicht wie sie darauf antworten sollte, nach einer kurzen Überlegung gab sie ihm nur eine kurze Antwort.

“Auf der anderen Seite wo ich herkomme, scheint dies nicht vorzukommen, dort ist es auch nicht so warm wie hier, dort ist es kälter, nicht viel aber, dennoch sind nicht zwei Sonnen zu sehen.”

“Dann sei schon einmal vorgewarnt, hier ist es etwas anderes. Wenn man hier Zuviel nachdenkt, kann es vorkommen dass man in einen Tagtraum verfällt und aus diesem nur schwer wieder erwacht. Allerdings wirst du weiter laufen und nichts davon mitbekommen. Wir versuchen uns gegenseitig wach zu halten und nur zu schlafen, wenn wir im Lager sind und wissen das wir in Sicherheit sind.”

“Okay ich versuche mich irgendwie wach zu halten, nur ich bin leider noch sehr erschöpft. Ist es weit bis zu eurem Lager?”

“Nein, allerdings ist es ein langer Weg, wenn man in einen Traum verfällt.”

“Eine wichtige Frage hätte ich aber noch?”

Tom macht eine kleine Pause. Sollte er diese Frage wirklich stellen? Nur so würde er es nie erfahren.

“Lebt bei euch eine Frau mit lockigen braunen Haaren? Sie ist nicht besonders groß, allerdings sehr schlank und sportlich gebaut?”

Sie sah ihn etwas verwundert an.

“Dort gibt es jemand der auf diese Beschreibung passen könnte. Wie kommst du darauf?”

Tom zögerte und war sich nicht sicher wie er es sagen sollte. Es klang einfach zu verrückt.

“Ich bin mir nicht sicher aber ich glaube sie ist mir in meinen Tagträumen erschienen.’

Als er es aussprach spürte einen Stich durch ihn hindurchgehen. Es mag nur ein Gefühl sein aber es war ein sehr großes mächtiges.

“Aber wie willst du mit ihr in Kontakt gewesen sein? Wir haben mehr oder weniger, durch Zufall einen Brunnen entdeckt indem sich ein blaues Licht schimmerte…”

Vor Erschöpfung versagte ihre Stimme,sie schloss ihre Augen und schien eingeschlafen zu sein. Tom hatte größte Mühe sie zu stützen und sie sicher in ihr Lager zu bringen. Dort angekommen legten, sie sie in ihre Hütte. Durch die Anspannung hatte es Tom und die anderen geschafft, nicht in einen Tagtraum zu verfallen und den Rückweg schneller zurück zu legen als den hinweg.

“Was hat sie dir noch erzählt Tom, bevor sie eingeschlafen ist?”

Wollten alle anderen wissen.

“Sie ist durch einen Brunnen hierher gefallen. Leider haben sie nur einen hinweg hierher gefunden, aber nicht wie man wieder zurück kommt.”

Alle sahen ihn gespannt an. Wie sollte es nun weitergehen. Sie mussten jetzt leider warten, bis sie sich entspannt hatte und wieder mit ihnen sprechen konnte.

Durch einen Brunnen dachte Tom, wo sollte es hier so etwas wie einen Brunnen geben. Das würde ja bedeuten, dass hier schon einmal jemand war der diesen Brunnen gebaut hat. Da es hier Süßwasser in Mengen gab, bestand fast keinen Grund hier überhaupt einen Brunnen zu bauen.

 

Wonach genau sollten Sie hier suchen? Was hat die Frau aus dem Rauch ihnen damit sagen wollen? Immer wieder mehr Fragen als Antworten. Was tun wenn es nur Fragen gibt? Also musste man sich einen Weg suchen, um die nötigen Antworten zu finden. Leider war die Hoffnungen in Kelly sehr groß, doch sie war noch immer zu schwach und das was sie sagte ergab teilweise keinen Sinn. Sie mussten zur Stelle zurück und den Umkreis absuchen. Es schien ein fast unlösbare Aufgabe zu sein. Warum erschien ihm diese Frau nicht mehr in seinen Träumen, es ging doch sonst immer so leicht. Ein unerwarteter Moment und er war verschwunden in Träumen ohne dass er es merkte. Etwas schien sich verändert zu haben. Er saß unter einem Baum in der nähe des Lagers. Über ihm wehte eine leichte Brise und lies die großen Blätter auf und ab bewegen. Seine Hände suchten im Sand nach einem Muster, dabei wischte er mit den Fingern den Sand von der einen Seite zur anderen. Mit der Zeit fühlte es sich an wie Gras. Er erinnerte sich an eine Stelle in einem Park, dort saß gerne und an einen Baum gelehnt und schaute den Leute vorbei die an seinem Weg vorbei gingen. Manche liefen langsam und warteten auf ihre Kinder, oder andere hielten die Leine ihres Hundes fest. Ab und zu kam es vor es sich ein Eichhörnchen in seiner nähe aufhielt. Eines Tages kam ein solches Eichhörnchen im Ganz nahe. Er hätte es mit seiner Hand ganz leicht berühren können, doch er war gewarnt worden. Sie scheinen Zahm zu sein, doch sie bissen einem auch in die Hand. Nicht aus Boshaftigkeit, sondern eher weil sie die Hand mit Futter verwechselten, was ihnen ab und zu andere hinhielten. Es schaute ihn an und drehte dabei den Kopf von links nach rechts. Als es merkte, nichts zu bekommen verschwand es so schnell wie es gekommen war wieder am nächsten Baum. Er holte seine Kopfhörer heraus und lauschte seiner Lieblingsmusik. Die Leute zogen immer noch vorbei, einige Fotografierten die Gegend oder sich selbst. Es musste Sonntags gewesen sein, an solchen Tagen konnte man hier besonders gut entspannen und einfach mal auf andere Gedanken kommen. Unter der Woche was es so gut wie unmöglich hierher zu kommen. Die Arbeit verlangte das man den ganzen Tag dort verbrachte, selbst abends war man nie weit entfernt von der Arbeit. Nebenan im Pub wurde öfter abends zusammen was getrunken und eine Runde Billard gespielt. Gegessen wurde eher sehr selten, wenn dann gab es nur Chips in verschiedenen Variationen. Ab und zu ging man noch in eine Disco, wohl wissend das der nächste Morgen der komplette Tag nicht leicht werden würden. All dies gehörte aber dazu, es prägte ihn und er würde diese Zeit vermissen wenn sie vorbei wäre. Nicht nur dieses Ambiente gefiel ihm, auch die Leute mit denen er dort zu tun hatte. Nun saß er hier und alles war anders was auch nur anders sein konnte. Wenn es einen Weg hier her gab dann musste es auch einen Weg dorthin geben. Nur so einfach würde man es ihnen nicht machen. Der Blick nach oben verriet ihm, dass es schon recht spät zu sein schien. Somit hatte er fast den ganzen Tag damit verbracht, über dieses Rätsel nachzudenken, ohne dass er zu einer wirklichen Lösung gekommen war. Doch diese Erinnerungen taten ihm gut und gaben ihm wieder Kraft nach vorn zu blicken. Er raffte sich auf und versuchte die anderen zu finden und sich mit ihnen zu beratschlagen. Sie saßen alle um ein kleines Feuer herum und schienen einfach nur dem Spiel der Flammen zu folgen. Ein Feuer kann einem schon sehr faszinieren, da man nie weiß in welche Richtung nun die Flamme schlagen würde. Ab und zu knackte das Holz wenn es von der Hitze nicht mehr anders konnte. Mit einem Mal dachte er wieder ein Gesicht in den Flammen zu erkennen, doch dies schien eher eine Täuschung in Form seiner Wünsche zu sein. Seit dem Rauch war sie ihm nicht mehr im Traum erschienen. Es musste etwas mit der Ankunft von Kelly zu tun haben.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 09.08.2018

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für einen guten Kumpel, eine enge Freundin, ein Sahnehäubchen, eine brennende Kerze...

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