Als ich am nächsten Morgen wach wurde, stand die braune Flüssigkeit immernoch einsam auf dem Tischchen.
Ich schlich zu dem Trank und roch daran. „Igiit!“, murmelte ich.
Obwohl es widerlich roch, beschloss ich es zu trinken.
Als das Fläschchen leer war, spürte ich wie meine Flügel immer kleiner wurden und schließlich verschwanden. „Wow… Es fühlt sich echt gut an ohne… so leicht.“, sagte ich zu mir selbst. „Ja, nicht wahr?“, kam es von der Tür. „Jolando.“, gab ich erschrocken von mir. „Guten Morgen. Kommst du zum Frühstück?“, begrüßte er mich. Ich nickte und zog mich in einem kleinen Raum schnell um.
Dann ging ich mit meinem Bruder runter. Unser Vater erwartete uns schon mit einem reichlich gedeckten Tisch. „Lesly… Jolando. Meine Kinder. Bald ist es soweit. In zwei Wochen findet eure Hochzeit statt.“ Ich stockte, doch Jolando schien es nichts auszumachen. „Das… Das heißt… Wir werden wirklich heiraten müssen?“, fragte ich immernoch geschockt. Mein Vater nickte und Jolando konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Um ehrlich zu sein wusste ich gar nicht was es da zu grinsen gab. Ich war genervt. Wie konnte man seine Kinder miteinander verheiraten, wenn die sich noch nicht einmal lieben? Wie könnte ich mit ihm glücklich werden?
Nach dem Essen, bei dem ich übrigens die ganze Zeit schwieg, verabschiedete ich mich und ging aus dem Schloss.
Vor dem Tor stand jemand den ich nur zu sehr vermisst hatte. „Nakayama!“, rief ich. Er drehte sich um und wieder raubten mir seine Augen den Verstand. „Lesly.“
Nakayama kam auf mich zu und umarmte mich. Dann betrachtete er mich von oben bis unten. „Alles in Ordnung? Deine Flügel sind verschwunden…“, bemerkte er. Ich schaute traurig auf den Boden und überlegte, ob ich ihm dies überhaupt erzählen dürfe. „Das mit den Flügel ist okay, ich wollte sie nicht immer mit mir herum tragen. Und zu deiner ersten Frage: Nein es ist nicht alles in Ordnung…“, murmelte ich dann, entschlossen es ihm zu beichten.
„Was ist passiert?“, wollte er wissen. „Gibt es einen Platz, andem wir ungestört sind?“, fragte ich ihn, um sicher zugehen, dass es noch niemand mitbekommt.
„Klar. Wir können zum Sternensee gehen.“ Ich nickte zufrieden und wir gingen durch die Stadt. Sie war nicht groß, eher ein Dorf als eine Stadt, aber es gab schöne Dinge.
Am See angekommen setzten wir uns auf eine Bank und er begann: „Nun. Was ist nicht in Ordnung?“
Ich schaute ihn an, um gleich daraufhin wieder den See anzustarren. Man konnte sich genau erklären, warum er Sternensee genannt wurde, denn in ihm schwammen tausende Seesterne. Die Farbe des Sees war ein reines, schönes Türkis.
„Mein Vater will, dass ich meinen Bruder heirate.“, sprach ich endlich. „Was?!“, rief Nakayama empört. „Mit Jolando?“ Ich nickte. Er schüttelte den Kopf und kniete sich vor mich auf den Boden: „Ich weiß wir kennen uns noch nicht lange, aber du darfst ihn auf keinen Fall heiraten! Ich bitte dich darum.“ Ich verstand nicht, auf was er hinaus wollte.
„Ich kann nicht. Mein Vater hat gesagt, dass es nicht anders ginge. Nur so könnten wir regieren.“, erklärte ich, doch er wollte nicht verstehen. „Nein! Bitte… Bitte heirate ihn nicht. Er ist nicht der Richtige für dich. Und außerdem… Du liebst ihn doch gar nicht, oder irre ich mich?“ Ich schüttelte verzweifelt den Kopf. „Aber was soll ich machen? Ich habe gerade meine richtige Familie gefunden und kann ihnen dies doch nicht antun.“, sagte ich mit Tränen in den Augen. Nakayama nahm meinen Kopf in seine Hände und schaute mir tief in die Augen. „Ich versuche alles, um die zu helfen, sodass du ihn nicht heiraten musst. Es gibt immer einen Ausweg. Immer…“ Seine Stimme klang so warm, dass mein Herz immer schneller schlug.
„Hey! Nakayama nimm deine Hände von meiner Schwester!“, brüllte eine zornige Stimme.
Nakayama ging nach hinten und stellte sich auf. Jolando stand ihm gegenüber. Sie funkelten sich böse an. „Deine Schwester kann wohl auf sich selbst aufpassen, denkst du nicht?“, forderte Nakayama meinen Bruder heraus. „Leg dich nicht mit mir an!“, schrie dieser.
Mittlerweile war auch ich aufgestanden, um mich zwischen die beiden zu stellen.
„Komm Lesly, wir gehen.“, sagte Jolando. „Nein! Lesly ist mit mir hierher gekommen und sie wird auch mit mir gehen.“, erklärte ihm Nakayama. Ich wollte nicht, dass sich die beiden so in die Haare bekommen.
„Du hast gar nichts zu melden! Lass einfach deine dreckigen Finger von meiner zukünftigen Braut!“, stellte mein Bruder fest. „Wir werden ja noch sehen, wessen Frau sie wird.“, lächelte Nakayama. „Was willst du damit sagen? Meinst du sie hätte irgendwas für dich übrig? Sie wird meine Frau und da kannst du gar nichts ändern. Lesly jetzt komm!“ Ich konnte mich nicht entscheiden, doch der Drang bei Nakayama zu bleiben war größer, als die Angst davor meine Familie erneut zu verlieren. „Ich kann nicht...“, flüsterte ich. „Was heißt du kannst nicht?!“, schrie Jolando, sodass ich zusammenfuhr. „Du kommst auf der Stelle rüber!“, befahl er mir.
Mir schossen die Tränen in die Augen und damit hatte ich den Krieg begonnen. Nakayama stellte sich in eine Kampfposition und schrie: „Du bist ein Arschloch! Wie kannst du so mit einem weiblichen Wesen umgehen? Hast du überhaupt kein Hirn?“ Dann ging er auf Jolando los. Ich hörte nur noch die üblichen Kampfgeräusche.
Nach einer Weile stand ich geschwächt auf und sah nur noch, wie Nakayama auf dem Boden lag und mein Bruder ihm ein Messer an die Kehle hielt. „NEIN!“, schrie ich. Jolando schaute zu mir und fragte entsetzt: „Was willst du von ihm?“ Ich konnte selbst nicht richtig glauben, was ich dann sagte, aber es rutschte aus mir heraus und es schien mir das Richtige gewesen zu sein. „Ich glaube ich habe mich in ihn verliebt!“ Ich kannte ihn noch nicht einmal richtig, aber er schien mir doch so vertraut zu sein.
„Was?“, fragte Jolando zornig. Dann wollte er ausholen und Nakayama das Messer in die Kehle stechen. Doch soweit konnte es dann nicht mehr kommen. Ich rannte los und wollte unbedingt Nakayama retten. Meine Flügel schossen aus meinem Rücken hervor und strahlten ein starkes Licht aus. Die Aura, die dadurch ausgestrahlt wurde schleuderte meinen Bruder ein paar Meter weg.
„Du wagst es dich gegen deine Familie zustellen? Du bist wie deine Mutter! Und genau deshalb musste auch sie sterben!“, erzählte Jolando, während er mühsam aufstand. Mit den Worten: „Das werdet ihr bereuen.“, verschwand er.
Schnell rannte ich zu Nakayama und half ihm aufzustehen. „Geht es?“, fragte ich besorgt. Er lächelte mich an und beruhigte mich: „Klar. Als könnten mir ein paar Schmerzchen was ausmachen.“ Ich lächelte ihn an. Dann musste ich wieder ernst werden, denn meine Gedanken kreisten jetzt darum, wo ich nun hinsollte. Als hätte Nakayama meine Gedanken gelesen sagt er: „Du kannst mit zu mir kommen. Es wird nun sowieso besser sein, wenn wir zusammen bleiben. Es tut mir leid, dass ich dich in diese Situation gebracht habe.“
Nun wurde auch sein Gesicht finsterer. „Ach was… Jetzt muss ich ihn wenigstens nicht mehr heiraten.“, stellte ich fest und lächelte. Mir war nicht danach, doch ich wollte stark sein, nur einmal nicht gleich in Tränen zusammenbrechen wie vorhin.
Dann machten wir uns auf den Weg zu Nakayamas Wohnort.
Texte: Cover habe ich selbst erstellt, die Figuren stammen aus deviantart.com
Der Text ist komplett von mir ;)
Viel Spaß :)
Tag der Veröffentlichung: 07.11.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Dieses Buch widme ich gleich zwei Personen...
Natürlich Amy <333 und Hanon <3
Ich hab euch lieb :)