Macht des Mondes
Macht des Mondes
1.
„Steh auf Jin! Sonst gehen wir ohne dich los.“ Ich öffnete die Augen und sah Plurinda, meiner besten Freundin in die Augen. „Mann… Ey musst du mich so früh wecken?“ Sie lachte: „So früh? Die Sonne ist schon eine Ewigkeit da.“ Sie öffnete die Tür meines Pilzes. Ich spürte wie die warmen Sonnenstrahlen meine Haut erhitzten. Es war ein wunderschöner Sonnentag und es wehte eine frische Brise. Es war toll im „Seetal“. Ich erinnerte mich daran, wie ich hier vor fünfzehn Jahren auf die Welt gekommen war. Ich betrachtete mich im Spiegel und als ich mir meine pechschwarzen Haare glatt kämmte, überkam mich wieder ein Gefühl. Das Gefühl von Stolzheit. Dies kam jeden Morgen, denn wenn ich in den Spiegel sah, sah ich, dass ich rote Augen hatte. Diese hatten nur wenige, besser gesagt im Moment gab es kein anderer mit roten Augen. Man nannte mich Fioreé. Es war eine seltene Feenart und es wurden noch nie zwei auf einmal geboren. Als ich mich umdrehte, schaute ich mir meine Freundin Plurinda an. Sie hatte wunderschönes blondes Haar. Dieses war zwar sehr kurz, aber es stand ihr ausgezeichnet. Dazu hatte sie strahlende, wasserblaue Augen. Als ich mir mein pinkes Minikleid angezogen und mich mit reichlich Schmuck bedeckt hatte, konnte ich mein Pilzhaus verlassen. Ab zwölf Jahre bekam jede Fee ihr eigenes Haus, da es ansonsten zu eng gewesen wäre. Alle waren in totaler Eile und einige flogen dadurch gegen eine Blume oder einen Baumstamm. „Au… Ich kann mir vorstellen, dass das wehgetan hat.“, sagte meine Freundin und lächelte. Man musste zugeben, dass sie sehr schadenfroh war, aber sie konnte auch sehr mitfühlend sein. An diesem Tag kam die Königin zu Besuch. Sie hieß Saloria, war wunderschön und vor fünf Jahren das letzte Mal hier gewesen. Bei ihrer Schönheit konnte selbst Plurinda nicht mithalten. Sie hatte auch blonde Haare, jedoch gingen ihre Haare bis zu den Kniekehlen und sie trug immer eine goldene Krone mit Rubinen beschmückt.
2.
Als wir am See ankamen, kam auch Saloria mit ihren Dienern rüber gepaddelt. Wir knieten uns alle auf den Boden, bis sie erlaubte uns zu erheben. Dann sahen wir den Grund für ihr plötzliches Erscheinen. Die Königin trug keine Krone. Sofort ging ein Murmeln durch die Reihen. „Ich bitte um Ruhe!“, befahl sie. Es wurde still. Alle warteten auf eine Erklärung. Sie atmete einmal tief durch und erklärte dann: „Wie ihr sicher schon gesehen habt, trage ich keine Krone. Nun ja… Aus diesem Grund bin ich hier. Jemand hat sie mir gestohlen. Ein Jordan aus dem Zauberwald war es gewesen. Und der der meine Krone zurückbringt wird von mir belohnt. Ich bitte euch sofort mit der Suche zu beginnen.“ Plurinda drehte sich zu mir um und fragte: „Ein Jordan? Die sehen doch so geil aus. Ehrlich gesagt kann ich mir gar nicht vorstellen, dass so einer die Krone gestohlen haben soll.“ Wir kicherten. Sie dachte wirklich immer nur an Jordanen, aber sie hatte Recht. Jordanen sahen wirklich sehr anziehend aus, allerdings waren viele deshalb total arrogant gewesen. Sie hatten immer einen perfekten Körper und ihre Haare trugen immer eine Farbe. Keine Haare waren blond oder braun. Vor allem aber ihre Stimmen waren himmlisch. „Los, wir gehen auch auf die Suche. Wer weiß vielleicht finden wir noch einen tollen Jordanen.“, grinste sie mich an. Ich war damit einverstanden und sofort machten wir uns auf den Weg zum Zauberwald. In den nächsten Tagen würde das Seetal sehr leer sein, da jeder auf die Suche ging, jedoch würden nicht alle überleben. Dieses Risiko gingen wir alle ein, um der Königin ihre Krone zu beschaffen. Andere taten es natürlich auch nur für die Belohnung, aber viele nur als Beweis für die Treue. Früher hatte ich einen Jordanen als Freund, er hieß Jonghae. Er war mein aller bester Freund gewesen, doch eines Tages hatten mir meine Eltern jeden Kontakt zu Jordanen verboten, allerdings wusste ich bis heute noch nicht warum. Wir waren schon fast dort. Es dauerte nicht lange wenn man flog.
3.
Dort angekommen mussten wir erst einmal die Augen aufreißen. „Bitte kneif mich mal.“, bat Plurinda verträumt. Da ich ihr ihre Wünsche fast immer erfüllte, kniff ich sie in den Oberarm. „Au!… Moment, es ist also wirklich kein Traum.“ Wir mussten anfangen zu lachen. Sie konnte es deshalb nicht glauben, weil wir in einem „Hottie Paradise“ gelandet waren. Ich hatte ja schon viel vom Zauberwald gehören, aber so hatte ich es mir nicht vorgestellt. Plötzlich rief eine Stimme von hinten: „Jin? Jin bist du das?“ Ich drehte mich um und konnte selbst nicht glauben wer vor mir stand. Ich hatte echt Glück, dass ich nicht in Ohnmacht fiel. Doch dann erkannte ich den Jungen erst richtig. „Nein, das kann doch nicht… Jonghae?“ Er lächelte und spätestens dann wäre jedes normale Mädchen in Ohnmacht gefallen. Er sah irre gut aus, wenn ich überlegte war er früher nicht wirklich mein Typ gewesen. Er kam auf mich zu und umarmte mich fest. Er war durch trainiert, das konnte ich durch sein hautenges T-Shirt schon sehen und nun auch spüren. Wie angewurzelt stand ich da und Plurinda rollte sich vor lachen schon auf dem Boden. „Mensch… Was machst du denn hier? Sechs Jahre ist es her als wir uns das letzte Mal gesehen haben.“, flüsterte er mir ins Ohr. Langsam löste er sich von mir. Ich konnte ihm nicht antworten, ich bekam keinen Ton raus. Da kam Plurinda zum Vorschein und sagte: „Sie freut sich so sehr dich wieder zu sehen, dass sie keinen Ton raus bekommt vor lauter Glück. Übrigens sind wir hier, weil die Krone unserer Königin gestohlen wurde und sie hat gesagt, dass ein Jordan sie gestohlen hat.“ Er kniff die Augenbrauen zusammen und meinte: „Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Kein Jordan hat eure Königin in den letzten zehn Jahren gesehen. Das war gerade vor ein paar Tagen unser Thema bei einem Volkstreff gewesen. Selbst unser König hatte gesagt, dass er sie schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen hätte.“ „Willst du damit sagen, dass unsere Königin lügt?“, drohte ihm Plurinda. Jonghae lächelte und hob die Hand: „Nein, nein! Auf keinen Fall. Vielleicht hat sie sich einfach nur geirrt.“ Das war natürlich eine Erklärung, aber trotzdem mussten wir sicher gehen. Ein anderer Jordan kam von hinten und fragte: „Na was bringt so zwei hübsche Feen in unseren Zauberwald?“ Diesmal war es Plurinda die wie angewurzelt stehen blieb, dafür drehte ich mich um und meinte cool: „Unsere Aufgabe erfüllen.“ Er schaute mich an und da sah ich eine Augenfarbe, die ich noch nie zuvor bei irgendjemanden gesehen hatte, grau. Es war kein hässliches Grau, eher ein geheimnisvolles Grau. „Und was ist eure Aufgabe? Vielleicht kann ich euch Süßen ja helfen?“, grinste er. Auch er sah gut aus, jedoch tat das hier wirklich jeder. Jonghae stellte sich neben mich und funkelte ihn böse an: „Kaular du kannst nie jemandem helfen! Aber ich stelle dir die zwei gerne vor. Das ist Jin“, dabei zeigte er auf mich. Dann zeigte er zu Plurinda und erklärte: „Und das ist ihre Freundin.“ Er riss die Augen auf: „Ach?… Du bist diese Jin?“ Ich nickte. „Na endlich bist du gekommen, ich dachte schon Jonghae wird nie wieder glücklich werden. Andauernd schwärmt er von dir. Ich kann es einfach nicht mehr hören.“ Während Jonghae rot anlief und ihn wahrscheinlich am Liebsten in Stücke gerissen hätte, musste ich lächeln. Plurinda war wieder ansprechbar. Sie kam zu mir und sagte: „Los gehen wir weiter. Wir müssen jedes Haus durchsuchen.“ Ich nickte und verabschiedete mich von den Jungs. Sie winkten uns noch zu und dann standen wir auch schon vor dem ersten Haus. „Hallo? Ist jemand da?“, rief Plurinda. Ein Junge, etwa drei Jahre älter als wir, öffnete und fragte: „Hey… Kann ich euch helfen?“ Ich lächelte ihn an und antwortete: „Könnten wir bitte dein Haus durchsuchen? Wir haben einen Befehl unserer Königin erhalten, denn ihre Krone wurde gestohlen.“ Er grinste und sagte: „Seh ich denn so böse aus?“, sagte er. Er schien so arrogant, dass es schon wieder weh tat. Plurinda sagte knallhart: „Jap“, dann drückte sie ihn einfach auf die Seite und stürmte in das Haus. Wir hatten nichts gefunden und als wir gingen rief uns der Typ nach: „Und was bekomme ich als Entschädigung?“ Er hielt mich am Arm fest und zog mich zu ihm. Gerade als er mich küssen wollte kam Jonghae und schlug ihn mit der Faust auf den Boden: „Mach das ja nie wieder! Verstanden?“ Der andere nickte nur und verschwand dann blutbesudelt in seinem Haus. Jonghae kam zu mir und fragte: „Alles in Ordnung?“ Ich nickte und zum ersten Mal bekam ich einen Ton raus: „Danke…“ Er lächelte und verabschiedete sich dann: „Wenn ihr Hilfe braucht, mein Haus ist das aller Letzte dort hinten. Es ist das einzige das blau ist. Könnt ihr also nicht verwechseln. Bye.“ Dann verschwand er. Wir gingen zurück an unsere Arbeit. Wir hatten nun alle Häuser auf den Kopf gestellt und keine Krone oder Hinweis gefunden. Selbst bei diesem Kaular und bei Jonghae waren wir. Nichts, rein gar nichts. Unsere Königin musste sich wirklich getäuscht haben. Als wir fertig waren war es schon dunkel geworden und wir hatten keine Bleibe. Zum Glück kamen Jonghae und Kaular zu uns. Kaular fragte: „Plurinda… also, ich meine nur wenn du willst… Also du könntest von mir aus bei mir übernachten.“ Sie konnte nur noch quietschen und war dann auch schon mit ihm verschwunden. Jonghae stand vor mir und schaute schüchtern auf den Boden. Er umarmte mich noch einmal ganz fest. „Es war eine verdammt hässliche Zeit ohne dich. Warum hast du mir das angetan?“, wollte er wissen. Sofort gab ich ihm die Antwort: „Meine Eltern haben mir verboten Kontakt mit einem Jordanen zu haben.“ Er ließ mich los und schaute mir ganz tief in die Augen: „Was? Warum denn?“ Ich zuckte mit den Schultern und sagte: „Es tut mir leid, aber ich weiß den Grund selbst nicht. Ich habe mich nur an meine Eltern gehalten.“ Ich drückte mich erneut an ihn. Ich spürte eine gewisse Sicherheit, ich wollte einfach nur in seinen Armen sein. Nach einer Weile gingen wir dann zu ihm rein. Wir erzählten noch ein wenig über die Jahre, in denen wir keinen Kontakt hatten und gingen dann schlafen. Früher hatten wir öfter bei uns Zuhause übernachtet, jedoch waren da unsere Eltern noch bei uns. Jetzt waren wir das erste Mal allein. Meine ganze Aufgabe war mir eigentlich egal geworden, ich war nur noch froh, dass ich Jonghae wieder getroffen hatte. Und nun wollte ich nur noch bei ihm sein. Ich drehte mich um und schlief dann auch ein.
4.
Am nächsten Morgen wurden wir durch ängstliche Schreie aus dem Schlaf gerissen. „Was ist denn dort los?“, fragte Jonghae noch halb schlafend. Ich drehte mich zu ihm und lächelte ihn an. Verdammt! Selbst nach dem er geschlafen hatte sah er unwiderstehlich gut aus. Ich zuckte mit den Schultern und setzte mich dann auf. „Vielleicht sollten wir mal nachschauen.“, sagte ich und ging vor die Tür. Die Feen aus dem Seetal hatten viele Häuser gestürmt und es lagen Jordanen mit schmerzverzerrten Gesichtern auf der Wiese. Jonghae kam auch raus und schrie dann: „Was geht denn hier ab? Jin was soll das?“ Ich schaute ihn unschuldig an und stotterte: „Ich…Ich habe keine Ahnung. Vielleicht… Also… Wahrscheinlich suchen sie auch nach der Krone von unserer Königin.“ Doch dann sah ich wie Plurinda Kaular am Arm verletzte. Jonghae schaute mich ungläubig an: „Na klar! Deshalb versucht deine Freundin auch gerade Kaular umzubringen.“ Ich hätte es nicht glauben können, wenn ich es nicht selbst gesehen hätte. Jonghae schüttelte den Kopf und rannte zu Kaular, ich lief ihm nach. „Plurinda! Was soll das? Was ist hier los?“, fragte ich sie wütend. Sie funkelte mich böse an: „Was los ist? Unsere Königin wurde ermordet! Sie wurde auf ihrem Thron erstochen mit einem Holzpfahl und auf ihrem Kopf trug sie ihre Krone! Ein Diener hatte gesagt, dass er zwei Jordanen gesehen hatte und dann sind sie hierher gekommen. Jetzt rate einmal wer es gewesen war.“ Ich schüttelte ratlos den Kopf. Sie schaute zu Jonghae und Kaular. „Die zwei waren es! Sie haben unser Vertrauen ausgenutzt und heute Nacht als wir schliefen unsere Königin ermordet.“ Ich verkrampfte mich und sah fragend zu Jonghae. Der schüttelte den Kopf und sprach dann: „Was hätten wir denn für einen Grund?“ Kaular saß auf dem Boden und verdeckte seinen mit Blut verschmierten Oberarm. „Ganz einfach. Ihr wollt, dass euer König über den ganzen Fantasywald regiert!“, erklärte Plurinda. Ich nahm ihre Hand und sagte: „Das kann nicht sein. Er muss sich geirrt haben. Ich meine, würdest du ihnen das zu trauen?“, ich sah sie flehend an, doch es nutzte nichts. Eiskalt antwortete sie mir: „Ich trau ihnen alles zu!“ Ich konnte es beim besten Willen nicht glauben, dass Jonghae etwas damit zu tun haben sollte. Dann meldete sich Kaular zu Wort: „Könnte dieser Diener nicht einfach lügen? Denn wir sind wohl die allerletzten die möchten, dass unser König regiert. Jonghaes Eltern, meine Mutter und mein Onkel wollten ihn schon einmal töten und sind dabei fast alle umgekommen. Es könnte genauso gut er gewesen sein.“ Jonghae und ich dachten nach, doch Plurinda gab den Worten gar keine Chance. „Klar! Der Diener hätte es uns gesagt, denn er ist schon seit Ewigkeiten der beste Freund der Königin. Ihr braucht die Tat erst gar nicht abzustreiten! Wir werden euch jetzt mitnehmen und euch hinrichten!“ „Nein!“, schrie ich sie an. „Das könnt ihr nicht tun. Ihr habt doch gar keine Beweise!“ „Hast du dich jetzt auf ihre Seite gestellt? Willst du wirklich dein Volk verraten? Wir haben keine andere Wahl, denn sie wurden gesehen.“ „Was aber eine Lüge sein muss, denn ich weiß genau, dass ich heute Nacht geschlafen hatte und nichts mitbekommen habe.“, grinste Kaular. Sie funkelte ihn böse an und verletzte beide so schnell, dass diese zu Boden fielen. „Nein! Lass sie in Ruhe!“, schrie ich und stellte mich vor die Beiden. „Es tut mir leid Jin.“ Mit diesen Worten hatte sie mir an den Kopf gefasst und ich wurde Ohnmächtig.
5.
Langsam öffnete ich meine Augen und schaute mich um. Ich hatte höllische Kopfschmerzen. Wenn ich die in die Finger kriege, dachte ich. Sie hatte einfach ihre Kraft gegen mich gewendet und wir hatten uns als Kinder geschworen, dass wir dies nie tun werden. Ich war sauer, doch dann viel mir ein was nun wichtiger ist. Ich musste Jonghae und Kaular finden und sie irgendwie retten. Ich machte stand auf und ging aus meinem Pilzhaus. Ich fragte mich, warum sie mich nach Hause gebracht hatte, denn sie würde doch wissen, dass ich wieder kommen werde. Draußen war alles leer, sie mussten am See sein. Also machte ich mich auf den Weg. Leider war ich noch so geschwächt, dass ich nicht fliegen konnte. Ich war es nicht gewöhnt zu laufen und brauchte auch eine Ewigkeit bis ich angekommen war. Ich schlich mich von hinten an die Menge heran und versuchte unentdeckt zu bleiben. „Ich möchte mich in aller Form bei den Seetal Bewohnern entschuldigen und ich werde euch die zwei überlassen. Sie müssen ihre Grausamkeit büßen.“ Ich schaute nach vorne und dann sah ich wer dies mitgeteilt hatte. Es war der König des Zauberwaldes gewesen. König Hujonk. Wie konnte er seine Leute einfach so ins Messer laufen lassen und warum versuchte er nicht die Tat abzustreiten? Ich fand es sehr ungewöhnlich, dass er keine Mühe scheute seine Leute zu retten. Ich sah Plurinda und irgendwie sah es so aus, als ob auch sie über die Worte von Hujonk überlegt hatte. Als der König weggetreten war, wurden Jonghae und Kaular hergebracht. Sie wurden gefesselt an einem Pfahl und vor den See gestellt. Der Diener unserer ermordeten Königin sprach: „Nun dürfen alle ihre Wut an den Beiden auslassen, aber ihr dürft sie nicht umbringen! Das werden wir den Wassergeistern überlassen.“ Eine Panik stieg bei den Jungs auf. Sie konnten sich nicht wehren und die Ersten fingen schon an sie zu foltern. Einige schlugen sie nur und andere schnitten ihnen ins Fleisch. Es war ein grausamer Anblick und bei jedem Schrei von Jonghae war es, als ob mir mein Herz zerrissen würde. Ich konnte nicht mehr tatenlos zusehen und fasste mir Mut. Ich trat vor Plurinda und bevor ich etwas zu ihr sagte gab ich ihr eine feste Ohrfeige. Sie schaute mich traurig an und flehte: „Es tut mir leid. Verzeih mir bitte… Ich glaub… Also… Ich denke…Dass du wahrscheinlich Recht hast und die Beiden nichts damit zu tun haben.“ Ich schaute sie mit großen Augen an und fragte sie: „Wie? Du glaubst den Jungs? Bist du wirklich auf unserer Seite?“ Sie nickte und ich fiel ihr um den Hals. Jegliche Wut war verschwunden. Langsam löste sie sich von mir und murmelte: „Was wollen wir jetzt tun? Hast du einen Plan?“ Ich nickte grinsend und flüsterte ihr ins Ohr: „Du lenkst das ganze Dorf ab, so dass alle sich mit dem Rücken zu den Jungs stellen und dann befreie ich die Zwei und verschwinde mit ihnen ins Blattdorf. Danach fliegst du dann einfach ganz schnell weg und kommst nach. Verstanden?“ Sie nickte und wir taten alles wie abgesprochen. Ich befreite die Jungs und schleppte sie durch den Wald. Als wir schon eine Weile unterwegs waren fragte Kaular: „Und ihr hättet nicht früher handeln können?“ „Sei froh, dass Plurinda euch nun auch glaubt, sonst würdet ihr wahrscheinlich nicht mehr lange am Leben sein.“ „Da hast du wohl Recht. Danke…“, flüsterte Jonghae. Obwohl er kurz vorm abkratzen war, konnte er noch lächeln.
6.
Als wir im Blattdorf angekommen waren kam eine Mirinde, dies sind zierliche Gestalten die jede Krankheit in Kürze heilen können. Sie sind meistens sehr klein, aber dafür auch sehr schlau. „Was ist denn mit euch passiert? Schnell kommt rein.“, sagte sie. „Vielen Dank.“, sagte ich und machte eine Blattdorf Begrüßung. Sie begrüßte mich ebenfalls und sagte dann: „Mein Name ist Lopi. Ich werde mich um die Jungs kümmern, könntest du mir aus der Küche ein Blutfläschchen bringen liebe Jin?“ Ich gehorchte und erst in der Küche fragte ich mich, woher sie meinen Namen kannte. Ich sprach sie aber nicht darauf an. Während sie die zwei versorgte, stellte ich mich vor die Tür und wartete auf Plurinda. „Jin… Jin!“, rief sie aus den Lüften. Sie kam auf den Boden und war total aufgewühlt. „Warum bist du denn so spät?“, fragte ich sie genervt. Immerhin wartete ich schon ein paar Stunden auf sie. „Ich habe etwas gehört, das glaubst du nicht!“, sagte sie. Plurinda sagte nichts mehr, deshalb fragte ich: „Was?… Sag schon. Was hast du gehört?“ „Also… Nachdem ich die Leute abgelenkt hatte und weg geflogen war, da hörte ich den Diener mit dem König vom Zauberwald sprechen.“ Ich riss die Augen auf und wartete ungeduldig ab. „Der König sagte, dass niemand Melkom finden darf, weil er die ganze Wahrheit weiß.“ „Die ganze Wahrheit?“, fragte ich. Sie nickte und sofort erzählten wir den Jungs von dem Vorfall. Mittlerweile waren sie wieder fit und jegliche Anzeichen von foltereien waren verschwunden. Lopi hatte echt eine super Arbeit geleistet. „Das passt zu unserem König! Er ist hundert pro der Mörder eurer Königin.“, sagte Kaular, während er seine Hand zur Faust ballte. Er schien über den Tod seiner Eltern noch nicht hinweg zu sein. „Wie finden wir Melkom? Wisst ihr wo er ihn versteckt halten könnte?“, fragte ich. Jonghae nickte und antwortete ohne seine wunderschönen Augen von mir zu lassen: „Ja… Mich hatte er auch einmal weggesperrt, weil ich mich nicht vor ihm verbeugt hatte. Es war eine Höhle im verbotenen Wald und da hatte er gesagt, dass mich hier niemand finden wird.“ Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken, denn es gab viele gespenstische Gerüchte über diesen Wald. Eigentlich hatte ich keine Lust dort hinzugehen. „Müssen wir alle dort hingehen?“, fragte ich in der Hoffnung nicht mit zu müssen. Jonghae grinste und sagte dann: „Keine Angst… Ich bin ja bei dir.“ Ich wurde rot und das war mir eigentlich sehr peinlich. Dann fingen auch Kaular und Plurinda an zu grinsen, während sie uns anschauten. Ich wollte gar nicht wissen, was sie in diesem Moment dachten. Lopi erlaubte uns diese Nacht bei ihr zu verbringen.
7.
Am nächsten Morgen standen wir früh auf und machten uns auf den Weg. Lopi versorgte uns noch mit Medizin, die wir den Jungs geben mussten und dann verließen wir das Blattdorf. Ich hatte den ganzen Weg lang ein mulmiges Gefühl im Bauch. Irgendetwas verriet mir, dass wir Melkom nicht im Verbotenen Wald finden werden. Ich tippte Jonghae an und als er sich umdrehte vergaß ich im ersten Moment was ich eigentlich sagen wollte. Nachdem ich nichts sagte, fragte er mit einem süßen Lächeln: „Hm? Was wolltest du?“ Ich riss mich zusammen und antwortete: „Ich glaube, dass Melkom nicht im verbotenen Wald ist.“ Alle drehten sich zu mir um und schauten mich verwirrt an. Kaular sagte als erstes wieder etwas: „Ach ja? Und woher weißt du das?“ In seiner Stimme lag etwas, dass ich leider nicht deuten konnte. „Also… Naja… ich hab ein komisches Gefühl…“, stotterte ich. Kaular verrollte die Augen und ging weiter. Plurinda folgte ihm und Jonghae grinste: „Hast du dermaßen Angst?“ Ich schüttelte den Kopf, da ich mich nicht lächerlich machen wollte. Doch innerlich stieg meine Angst mit jedem Schritt den ich tat. Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir an die Grenze vom verbotenen Wald und unserem geschützten Wald. Kaular und Plurinda gingen ohne nur ein wenig zu zögern rein. Jonghae fasste meine Hand und zerrte mich mit. Oh Gott… Er hielt meine Hand. Bitte lass ihn nicht spüren, dass mein Puls sich verschnellerte. Plötzlich blieben alle stehen und ich lief direkt gegen Jonghaes Rücken. Mann, tat das weh. Er hatte einen ziemlich harten Körper, ob er vielleicht aus Stein oder so war? Dann ließ er auch meine Hand los und ich wurde traurig, aber nur einen Moment lang. Denn dann kam das erste Monster aus den Büschen gesprungen. Es sprang direkt auf mich zu und Jonghae drückte mich weg. Er kämpfte mit dem Monster. Kaular wollte ihm gerade helfen, als ein zweites Monster auf uns los stürmte. Nun waren alle damit beschäftigt ein Monster zu töten, selbst Plurinda hatte keine Schwierigkeiten mit einem Schwert umzugehen. Im nächsten Augenblick kam ein neues dazu und stellte sich vor mich. Nun ja nicht direkt stehend, denn sie hatten keine Füße. Nach ihrem Oberkörper verschmelzte sich ihr Körper. Man hätte sie untenrum mit einem Geist vergleichen können. Ihr Kopf war das Schlimmste, denn er hatte das Aussehen eines Wolfes. Die Augen waren blutrot und ich dachte nicht, dass sie Kontaktlinsen trugen. Als dieses Etwas auch noch anfing zu sprechen, vergaß ich für einen Moment lang zu atmen. „Hast du denn Angst?“, fauchte es. Mann roch der streng. Ich konnte den Geruch nur mit Schwierigkeiten definieren. Es roch nach Blut und nach Verwesung. Mir kam die Kotze hoch, mag widerlich klingen, aber so war es nun einmal. „Kann ich dir einen Kaugummi anbieten?“, fragte ich ihn als ich mir die Nase zuhielt. Er kratzte sich an seinem Wolfskopf und schaute mich dann verwirrt an. Er nickte und voller Überraschung schmiss ich ihm ein Kaugummi in sein großes Maul. Er wollte mehr, also schmiss ich ihm noch ein paar rein. Plötzlich fiel er auf den Boden und hielt sich mit seiner Hand die Kehle. Dann fing es an zu rauchen und ich wusste was das war. Er fing an von innen zu verbrennen. Nach wenigen Minuten lag nur noch ein Haufen Asche auf dem Weg. Schnell rannte ich zu den anderen, die immer noch Mühe hatten die Monster in Zaun zu halten. Schnell schmiss ich jedem drei Kaugummis zu und rief dann: „Schmeißt es ihnen in den Mund.“ Erst schauten sie mich verwirrt an, aber taten dann was ich ihnen sagte. Dann fingen auch die an zu verbrennen und letztendlich waren alle nur noch Asche. Der Windstoß der dann kam, trug die Asche fort. „Kaugummi?“, fragte Plurinda und fiel mir um den Hals. „Jap. Die beste Waffe. Ich sagte ja schon immer, dass Kaugummi hilfreich ist.“ Wir lachten uns schlapp, aber dann kam ein heftiger Sturm auf. „Scheiße!“, rief Kaular. „Schnell, wir müssen uns einen Unterschlupf suchen, bevor wir auch noch gegen die Windgeister kämpfen müssen. Ich denke nämlich kaum, dass die auch zu Asche verfallen würden.“ Wir nickten und folgten ihm. Er schien sich ja prächtig in diesem Wald auszukennen, denn er fand direkt eine gute Höhle, in der wir übernachten konnten. „Wow… wie hast du so schnell so etwas tolles gefunden? Ich meine, warst du schon einmal hier gewesen?“, fragte Plurinda, als sie sich die Höhle genauer ansah. Ich wusste schon immer, dass wir Seelen verwandt sein mussten, denn ich hatte das aller gleiche gedacht. Ich wollte nur nicht fragen. Kaular ballte seine Hände zu Fäusten und sagte dann voller Wut: „Ja… Ich war schon mal hier gewesen.“ Plurinda riss die Augen auf und wurde dann neugieriger: „Echt? Was hattest du hier zu suchen?“ Er drückte sie gegen die Wand und schrie dann: „Das geht dich einen Scheißdreck an!“ Ich wollte ihn wegziehen, aber Jonghae zog mich nach hinten. Dann flüsterte er mir ins Ohr: „Er hat seine Gründe, er kann über seine Vergangenheit noch nicht sprechen.“ Ich schaute ihm in seine wunderschönen Augen und nickte dann bloß. Kaular wich von Plurinda, die völlig unter Schock stand, weg und setzte sich in das hinterste Eck der Höhle. Es wurde Nacht und wir legten uns schlafen. „Hey!… Jin, Jin wach auf.“, flüsterte eine männliche Stimme. Ich öffnete die Augen und wurde wütend: „Mann! Kaular warum weckst du mich?“, schnautzte ich ihn leise an. Er ergriff meine Hand und zog mich in den Wald. Plötzlich ließ er mich los und ging noch ein paar Schritte weiter. „Es ist so… Also, du… du hattest Recht.“ Ich schaute ihn verwirrt an und fragte ihn: „Mit was hatte ich Recht?“ „Na mit Melkom. Er ist wirklich nicht hier im verbotenen Wald.“ Ich schaute ihn an und lachte, dann sagte ich spöttisch: „Ach ja? Und woher weißt du das jetzt auf einmal?“ Er kam einen Schritt näher und schaute sich um. Dann antwortete er mit leiser Stimmer: „Weil ich seine Gedanken gehört habe.“ „Seine Gedanken gehört?“ Ich war verwirrt. Jordanen konnten das normal nur, wenn der andere sein Bruder wäre. Stop! Dann ist Melkom… Kaulars Bruder? Erschrocken schaute ich ihn an und brüllte dann: „Warum hast du uns nicht gleich gesagt, dass er dein Bruder ist?“ „Psst… Sei doch leise… Es weiß doch keiner...“ Abermals schaute ich ihn verwirrt an. Wie meinte er das? „Was ist mit Jonghae?“, fragte ich dann endlich. Kaular schaute mir ganz tief in die Augen und sagte dann: „Es weiß niemand, außer du. Auch Jonghae nicht. Bitte, es darf keiner wissen.“ „Warum nicht?“ „Weil!“, schrie er mich an. Ich wurde wieder sauer und fing auch an lauter zu werden: „Und warum hast du es mir dann gesagt? Du hast doch echt nicht mehr alle Tassen im Schrank.“ Mit diesen Worten wollte ich wegrennen, doch Kaular hielt mich fest und flehte mich an: „Bitte… Bitte bring die Anderen dazu, dass wir wo anders suchen.“ Ich schaute ihn an und dann fragte ich nach dem Grund. „Wieso ich? Und vor allem… Wo sollen wir denn deiner Meinung nach suchen?“ Er lächelte kurz und erklärte dann: „Weil ich weiß, dass Jonghae auf dich hören würde und wenn ich dann noch zustimme, wird Plurinda erst recht mit gehen. Wir müssen in die Menschenwelt.“ „Was? Nein, da bleibe ich lieber im verbotenen Wald. Außerdem, wie sollen Plurinda und ich mit Flügeln in die Menschenwelt?“ Er überlegte kurz, doch dann kam ihm die Idee: „Ich kenne jemanden der uns helfen könnte.“ Ich betrachtete ihn finster und willigte dann aber ein.
8.
Als wir zurück zur Höhle kamen, waren die zwei anderen auch schon wach. „Wo seit ihr gewesen?“, fragte Jonghae mit einem säuerlichen Gesichtsausdruck. „Keine Angst, wir haben nichts verbotenes gemacht.“, grinste Kaular ihn an, doch der wurde dadurch nur noch wütender. Aber nicht nur er, sondern auch Plurinda musste sich zurückhalten. Ob sie in Kaular verliebt war? Dann stellte ich mich vor den grinse Heini und drohte: „Wenn ihr nicht mitgeht, dann werde ich jetzt alleine gehen!“ Alle setzten ein verwirrtes Gesicht auf, auch Kaular. Also schauspielern konnte er, aber ob das unbedingt gut war? „Wo willst du denn hingehen?“, fragte Jonghae. „In die Menschenwelt! Ich weiß, dass Melkom dort sein muss.“ Jetzt meldete sich Plurinda zu Wort: „Aber Jin… Ich meine, wie sollen wir in die Menschenwelt gehen, wenn wir Flügel auf dem Rücken haben?“ „Ich kenne jemanden, der uns weiterhelfen kann.“ Im Augenwinkel sah ich, wie Kaular ein Lächeln nicht unterdrücken konnte. Doch dann geschah etwas, mit dem niemand gerechnet hatte. Jonghae kam näher und lächelte mich an. „Und wer kann uns helfen?“, fragte er neugierig. Ich schaute ihn verwirrt an, doch Kaular fügte sofort hinzu: „Ist das dieser Ferró von dem du mir erzählt hattest?“ Ich lächelte ihn an und sagte: „Genau! Mir ist dieser doofe Name einfach nicht mehr eingefallen.“ Jonghae´s Lächeln verschwand und er drehte uns den Rücken zu. Dann langsam schaute er zur grauen Höhlendecke: „Aha…. In die Menschenwelt also?“ Wieder drehte er sich mit einem Lächeln um, das ich nicht definieren konnte. „Gut… Dann gehen wir in die Menschenwelt… Du bist dir wirklich sicher, dass er dort ist, Jin?“ Ich schaute auf den Boden und begegnete ihm dann mit einem klaren „Ja“. Sofort machten wir uns auf den Weg zu Ferró. Kaular lief die ganze Zeit neben mir, da er mir ja sagen musste, welchen Weg wir nehmen musste. Immer wenn Plurinda und Jonghae lachten, sagte er wie wir weiter laufen mussten. Ich mochte es nicht sonderlich die Beiden anzulügen, aber Kaular hatte mich ja so sehr gebeten, dass ich gar nicht nein sagen konnte. Bei der Abenddämmerung waren wir an einer kleinen Holzhütte angelangt. Das Haus schimmerte rot-braun in der Abendsonne. Ich ging zur Tür, dicht gefolgt von Kaular. Plurinda und Jonghae schauten sich noch den See an, der auf dem Grundstück war. Dies war unser Glück. Ich klopfte fünfmal und ein älterer Mann mit grün-gelbem Bart machte die Tür auf. Als er Kaular sah, wollte der Mann schon schreien vor Glück, doch Kaular flüsterte schnell: „Psst! Die müssen denken, dass sie dich kennt. Das ist Jin. Jin das ist Meister Forré.“ Ich wollte ihm die Hand schütteln, doch er umarmte mich ganz doll. Er roch nach den verschiedensten Kräutern und nach Rauch. Dann kamen Jonghae und Plurinda zu uns. Sie stellten sich vor und dann treteten wir in das kleine Stübchen. Wir setzten uns an einen runden Tisch, welcher ebenfalls aus Holz bestand und Meister Foreé fragte mich: „Was bringt dich zu mir, Jin?“ Ich schaute ihn erst verwundert an, aber verstand dann. Ich mochte es nicht meine beste Freundin anzulügen, aber ich wusste auch nicht wirklich warum ich das für Kaular tat. Ich schaute zu Meister Foreé und antwortete: „Ich bin hier, weil ich etwas brauche, was meine Freundin und mich zu Menschengestalten macht.“ Er zog eine Augenbraue in die Höhe und stand dann auf. Er kramte in einer Holzkiste herum und holte schließlich ein kleine Flasche mit blauer Flüssigkeit raus. Dann kam er wieder an den Tisch und stellte mir die Flasche vor die Nase. „Hier. Jeder bekommt die Hälfte und schwupp seit ihr Menschen. Allerdings könnt ihr das nur machen, wenn Vollmond ist. Aber ihr habt gute Karten, da es schon morgen ist… Also was ist? Möchtest du mit deinen Freunden hier übernachten?“ Ich schaute zu den Anderen und entdeckte ihnen deren Gesichter einen Hauch von Erschöpfung, also willigte ich ein. Mitten in der Nacht wurde ich durch ein Geräusch aus der Küche wach. Ich wurde neugierig und ging nach unten. Das Licht brannte in der Küche, es war ein wenig unheimlich, doch trotzdem sagte mir etwas in meinem Inneren, dass ich hingehen sollte. In der Miniküche angekommen sah ich wer so spät rumstöberte. Es war Meister Foreé. „Ach, Jin… Habe ich dich etwa wach gemacht? Tut mir sehr leid.“, sagte er während er seinen Teebeutel aus der Kanne zog. Ich war ein wenig enttäuscht, dass es nur er war. Ein Abenteuer hatte ich mich schon immer mal gewünscht. Ich setzte mich an den Tisch und sagte: „Nein. Ist schon in Ordnung.“ Ohne mich zu fragen, stellte er mir eine Tasse auf den Tisch und goss mir Tee ein. Er roch nach vielen Kräutern und doch etwas süß. Ich nippte an der Tasse und Meister Foreé setzte sich mir gegenüber. Eine Weile saßen wir nur so da. Stumm tranken wir unseren Tee. Gerade als ich mir vorgenommen hatte zu gehen, fing Meister Foreé an zu sprechen: „Du weißt nicht was du bist, oder?“ Ich schaute ihn verwirrt an und lachte: „Eigentlich ja schon. Also ich bin eine Fee, eine Fioreé sogar.“ Ich war so stolz auf die Tatsache, dass ich eine Fioreé war. Es gab ja so wenig von ihnen und deshalb war es ein echtes Privileg. Ein kleine Grinsen huschte über sein Gesicht, doch sofort war es auch schon wieder ernst geworden. „Ja, das ist wahr. Doch weißt du auch warum es Fioreé gibt?“ Eine Weile überlegte ich, doch schüttelte dann den Kopf. Foreé lehnte sich nach hinten und fing an zu erzählen: „Vor fünfhundert Jahren war es lang nicht so angenehm wie heute im Fantasywald. Es herrschte zwischen den Jordanen und den Toten Untoten, also den Vampiren, Krieg. Die Elfen mischten sich dann auch ein, doch wussten nicht auf welche Seite sie sich stellen sollten. Eines Tages verliebte sich die schöne Feenprinzessin in den unwiderstehlichen Vampir Zico. Die zwei wurden ein Paar und bekamen sogar ein Baby, obwohl alle dachten, dass dies unmöglich wäre. Das Kind war sehr gemischt. Es hatte rote Augen und pechschwarze Haare. Man nannte dieses Wesen Fioreé und als Zico die Prinzessin dann sitzen ließ, nahm man die Fioreé zu den Feen auf. Nach fünfzehn Jahren ereignete sich dann etwas schreckliches. Die mittlerweile jugendliche Fioreé war bei ihrem Freund, einem Jordan und übernachtete bei ihm. Der Vollmond war türkis und die Fioreé spürte plötzlich einen unerträglichen Schmerz. Der Jordanenjunge wusste nicht was los war und brachte sie an die frische Luft. Die Schmerzen vergingen, doch plötzlich geschah etwas mit der Fioreé. Sie stellte sich ein Stück weg von ihm und ihre Flügel verschwanden. Ihre roten Augen glühten vor Durst. Ihr Hals war so trocken, dass sie nicht einmal mehr reden konnte. Sie wollte nur noch eins. Sie wollte: Blut! Doch die Fioreé konnte sich zusammenreißen und verschwand ohne ein Wort im Wald. Als sie irgendwann tot aufgefunden wurde, stellte man fest, dass sie ein Kind auf die Welt gebracht hatte. Man untersuchte dieses Wesen genauer und stellte fest, dass eine Fioreé die Einzige ist, die das Rätsel des Bösen lüften und es besiegen kann. Du bist die Zweite Fioreé die ich sehe, aber die Erste, die noch normal ist.“ Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. War das gerade sein ernst? Ich meinte, würde ich mich wirklich verwandeln? Gerade als ich ihn das fragen wollte, kam Kaular in die Küche und sagte: „Foreé hör besser auf mit deinen Geistergeschichten. Auf die Nacht wird es bei einem Mädchen nicht so klug sein.“ „Ja da hast du wahrscheinlich Recht“, entgegnete ihm Foreé und stand dann auf. Ich ging an die Tür, sagte dann noch schnell „Gute Nacht“ und verschwand dann in dem Zimmer, welches ich mir mit Plurinda teilte. Sie schlief tief und fest. Das war auch besser so, denn dann musste ich nicht alles erklären, ich war sowieso hundemüde. Ich legte mich gähnend hin und schlief seelenruhig ein.
9.
Am nächsten Morgen spürte ich ein sanftes rütteln. Eine liebevolle Stimme flüsterte: „Jin… Jin du musst aufstehen. Wir müssen los gehen, um heute Abend an der Grenze zu stehen.“ Langsam öffnete ich die Augen und sah in Jonghaes wunderschönes Gesicht. Sofort war ich hellwach gewesen. Ich stürmte in den Wandschrank. Ich dachte, es wäre das Badezimmer gewesen. Da stand ich im Dunkeln zwischen Kleidern. Langsam geht die Tür auf und Jonghae lehnte sich lässig an den Türpfosten: „Ja, so ein Kleiderschrank ist schon schön, nicht wahr?“ Er grinste mich über beide Ohren an. Mit zitternder Stimme fragte ich: „Wo ist denn das Badezimmer?“ Er lachte kurz und antwortete mir dann: „Du musst die Treppen runter und dann links.“ Kaum hatte er es ausgesprochen, rannte ich schon wie von einer Tarantel gestochen runter. Ich schloss die Badezimmertür von innen ab und ließ mich erst einmal zu Boden gleiten. Meine Feenflügel machten es nicht grade leichter. Ich betrachtete mir für einen Moment das Bad genauer. Es hatte eine weiße Eckbadewanne und eine Toilette. Gegenüber war das Waschbecken und ein kleiner Schrank darunter. Oben hing ein riesiger Spiegel an der Wand. Das Bad passte überhaupt nicht zu dem alten Zauberer. Nachdem ich mich geduscht hatte, in einer Badewanne war es irgendwie etwas schwierig mit meinen Flügeln, ging ich in die Küche. Schon wieder saß Meister Foreé teetrinkend am Tisch. Ich setzte mich gegenüber und starrte ihn an. Ich überlegte, wie er auf meine Frage reagieren würde. Nach einiger Zeit fing ich dann an zu reden: „Also… Wie war das gestern gemeint? Ich meine…Also…“ Ich konnte nicht mehr klar denken, es brodelte in meinem Kopf und ich war völlig verwirrt. „Werde ich mich… Also werde ich mich auch verwandeln?“ Er lächelte mich an und antwortete dann: „Du solltest nicht so oft >Also
10.
Es war schon fast Abend und ich bemerkte, wie Nervosität in mir auf kroch. Ich hatte mich mitller Weile auf die Wiese neben dem Haus gesetzt und nachgedacht. Bald wird es so weit sein. Wir werden uns verwandeln und in die Menschenwelt gehen. Ich kenne jedes Land und jede Stadt aus der Menschenwelt. Schon als ich klein war, wollte ich schon immer mal in die Menschenwelt gehen, doch nun hatte ich Angst. Plötzlich nahm ich einen Schatten wahr. Ich drehte mich erschrocken um und atmete tief aus. Es war nur Plurinda gewesen. „Hey Jin. Bist du bereit? Meister Foreé hat gesagt, dass ich dich reinbringen soll. Wir müssen nämlich gleich los, damit wir an der Grenze sind wenn der Mond aufgeht.“ Mit weichen Knien lief ich ihr hinterher. Bisher hatte ich ihr noch nicht gesagt, was auf mich zukommen wird. Auch Jonghae weiß noch nichts. Vielleicht hatten sich Meister Foreé und Kaular auch nur geirrt. Trotzdem war ich durch füllt von Angst. Wir standen alle in der Küche. Jonghae hatte sich zu Plurinda an das Fenster gestellt und Kaular lehnte wie immer cool in der Tür. Ich saß auf einem Stuhl. Dann kam Meister Foreé mit der Flasche, in der die blaue Flüssigkeit war und drückte sie mir in die Hand: „Hier Jin. Ihr müsst jetzt zur Grenze von der Menschenwelt gehen. Dort wartet ihr bis der Mond seinen höchsten Punkt erreicht hat und trinkt dann jeweils einen Schluck aus der Flasche. Der Trank müsste gleich wirken. Ihr werdet vielleicht total anders aussehen als jetzt, aber es wird wohl alles besser sein als mit Flügeln in der Menschenwelt herum zulaufen, stimmts?“ Er lächelte und nahm mich nochmal in den Arm. Dann verabschiedeten wir uns und machten uns auf den Weg. Wir folgten alle Kaular und zum Glück war keinem aufgefallen, dass er die Gegend sehr gut kannte. Er führte uns durch unzählige Abkürzungen und schließlich waren wir an der Grenze angekommen. Es war eine durchsichtige Mauer. Menschen konnten nicht durchsehen und nahmen diese als gewöhnliche Mauer auf, doch wir konnten genau sehen was sich dahinter verbirgt. Bei den Menschen war es nun früher Mittag und ich konnte Kinder schreien hören. Ich liebte dieses Geräusch. Als ich klein war, war ich einmal mit meinen Eltern hier gewesen und hatte die gleiche Lauten gehört. Ich fand es einfach befriedigend. Auch Kaular genoss diesen Lärm, das konnte man ihm sichtlich ansehen. Nach einer Weile war es so weit. „Los Jin… Ihr müsst jetzt dieses Gemisch trinken.“, forderte Kaular mich auf. Ich tat wie mir gehießen und trank daran. Ich musste mich anstrengen, dass ich dieses Zeug nicht wieder ausspuckte. Es schmeckte total nach Sumpf. Kaum hatte ich Plurinda die Flasche gegeben, wurde ich auch schon in die Lüfte gehoben. Ein stechender Schmerz durchzog meinen Rücken und ich konnte mir einen Schmerzschrei nicht unterdrücken. Nun hörte ich auch, wie Plurinda vor Schmerzen schrie. Ich hatte das Gefühl, dass der Schmerz nicht mehr aufhören wollte, doch plötzlich wurde ich sanft zur Erde gebracht. Ich kam auf meinen Füßen auf und der Schmerz hatte nachgelassen. Auch Plurinda kam endlich wieder zum Stehen. Kaular lief direkt zu ihr und fragte bekümmert: „Ist alles in Ordnung? Hast du noch irgendwelche Schmerzen?“ Es war das erste Mal, dass sich Kaular nicht hinter seiner coolen Fassade versteckte. Plurinda lief rot an und grinste Kaular schüchtern an. „Ich will euch zwei Turteltäubchen ja nicht stören, aber wir müssten dann mal los.“, unterbrach Jonghae. Erst da fiel mir ja wieder ein, dass wir uns verändert hatten. Auch Plurinda schaute mich dann zum ersten Mal an und erschrak: „Jin? Jin was ist denn mit dir passiert?“ Da mich zuvor keiner beachtet hatte, fiel es ihnen auch erst jetzt auf. Alle wichen ein Stück zurück und ich fing an zu zittern. „Was ist los?“, fragte ich leise. „Deine Augen, nun ja sie… Sie haben dich von der Form verändert und du bist schwarz auf den Augenlidern.“, erklärte Kaular. „Das nennt man in der Menschenwelt >geschminkt
11.
Plötzlich riss mich ein Junge aus den Gedanken: „Jo. Hey du musst Jin sein, richtig?“ Ich schaute mir ihn genauer an. Er hatte schwarze Haare und hatte diese perfekt zur Mangafrisur gestylt. Ich liebe Mangas, ich laß sie schon seit ich lesen konnte. Seine Augen waren ebenfalls wie meine Blutrot und er hatte eine verdammt gute Figur. Ich musste zugeben, dass ich mir plötzlich nicht mehr so sicher war, ob Jonghae der schönste Junge der Welt war. Dieser hier übertraf jetzt alles. Ich nickte und sofort kam der Junge zu mir. Er ging einmal um mich herum und ging dann mit seiner Nase an meinen Hals. Er roch daran und ging dann wieder ein Stück zurück. Dann setzte er ein Lächeln auf, es haute mich fast aus den Socken. So verführerisch und cool. „Schön dass du endlich da bist. Ich hatte schon auf dich gewartet. Ich bin Kim. Kim Lee. Ich denke Meister Foreé hat dich schon vorbereitet, oder?“ Erwartungsvoll sah er mich an. Ich überlegte kurz und fragte dann ungläubig: „Was? Du bist dieser Junge, den Foreé geschickt hat?“ Kim lächelte und schon wieder musste ich mich auf mein Gleichgewicht konzentrieren. Dann nickte er und zog mich am Arm ihm nach. Meine Freunde hatten Mühe nachzukommen, doch plötzlich blieb er stehen. Hier ist er. Verwirrt schaute ich ihn an. „Wer ist hier?“ Kim lachte herzhaft und antwortete dann: „Na Melkom, ihr hattet ihn doch gesucht, oder?“ Jonghae kippte die Kinnlade auf den Boden, also nicht wirklich aber fast, und stellte sich dann vor mich: „Hei! Woher weißt du das? Hast du uns nach spioniert?“ Er zog ihn an seinem Kragen zu sich und ich stupste ihn weg: „Jonghae! Hör auf! Er versucht uns doch nur zu helfen!“ Traurig schaute er mich an und war dann ruhig, doch man konnte deutlich sehen, dass er Kim nicht vertraute. „Na dann lasst uns rein gehen.“, sagte dieser und öffnete mir die Tür. „Ladys first.“, sagte er und bittete Plurinda und mich rein. Danach ging er rein und ließ die Tür zufallen, so dass Kaular und Jonghae sich die Tür selbst aufmachen mussten. Kim führte uns den langen Gang entlang. Die Wände waren grau und trostlos. Es hing kein einziges Bild im Flur. Es gab auch keine Türen, nur am Ende des Ganges war eine hölzerne Tür zu sehen. Er zeigte auf die Tür und fragte: „Seit ihr bereit?“ Ich schaute zu den Anderen und wollte gerade antworten, als Kaular mich nach hinten zog und ein Stück mit mir wegging. Dann flüsterte er mir zu: „Er wird mich erkennen… Er wird mich auch nicht sehen wollen, also könnt ihr nicht alleine reingehen?“ Er setzte einen Dackelblick auf und obwohl er immer gemein war, konnte ich ihm in diesem Moment nicht widersprechen. Ich stimmte seinem Wunsch zu und wir gingen dann zurück. Kim und ich werden reingehen, ihr wartet hier.“, befahl ich. Wir wollten gerade klopfen, als Jonghae mir seine Hand auf die Schulter legte: „Nein. Ich werde dich nicht mit diese Typen alleine lassen. Ich gehe mit, koste es was es wolle.“ Nach diesen Worten klopfte Kim an die Tür und eine Stimme in Kaulars Alter fragte: „Wer ist da?“ Kim öffnete leicht die Tür und antwortete: „Ich bin es. Ich habe Besuch für dich.“ Wir gingen rein und standen in einem Trostlosen Raum. Auch hier war alles grau und hatte jeglichen Bezug zur Farbe verloren. Ich hätte noch nicht einmal zwei Tage hier aushalten können und der lebt hier? Er musste ja wirklich komisch sein. Das würde auch erklären, warum Kaular keinen Kontakt mehr zu ihm hat. Der Junge der vor uns stand, hatte blondes Haar. Es war hoch gestylt und sah nicht schlecht aus. Auch er war super durch trainiert und hatte alles typische für einen Jordanenjungen an sich. Er stand von seiner grauen Couch auf und betrachtete uns genauer: „So so… Ein Jordan und eine Fioreé. Was führt euch denn hierher?“ Ich ging einen Schritt auf ihn zu und ohne zu zögern sagte ich: „Wir haben mitbekommen, wie jemand sagte, dass du weißt wer den Mord an der Feenkönigin ausführte.“ Ein böses Lachen ließ er von sich hören. „Ja ja… Du würdest dich wundern, wenn du wüsstest wie viel ich weiß, Kleine.“ Hatte er mich gerade Kleine genannt? Er war nur einen Kopf größer wie ich und nannte mich tatsächlich Kleine! Wütend funkelte ich ihn an, doch er grinste nur. Plötzlich kamen drei Männer in den Raum gestürmt und schon war ich ohnmächtig geworden.
12.
Mühsam öffnete ich voller Schmerzen meine Augen. Mein Schädel brummte, als hätte ich gestern zehn Gläser Wodka getrunken. Ich wollte mir den Kopf halten, doch bemerkte schnell, dass meine Hände zusammen gebunden waren. Mist! Dann schaute ich mich um und sah die Anderen, alle waren da: Jonghae, Kaular, Plurinda, Kim und sogar Melkom. Hatte er die Männer gar nicht auf uns gehetzt? Ich wartete noch einen Moment und beschloss dann Melkom zu fragen: „Hey! Psst… Melkom, bist du wach?“ Langsam hob dieser den Kopf und funkelte mich böse an. „Waren das nicht deine Männer gewesen?“, fragte ich. „Denkst du dann würde ich hier gefesselt liegen?“, schrie er. Melkom war so laut gewesen, dass die Anderen auch wach wurden. Als Kaular ihn sah, drehte er sich schnell um, doch es war zu spät gewesen. „Brauchst dich gar nicht zu verstecken, Bruderherz.“, lächelte Melkom ihn an. Jonghae, Plurinda und Kim rissen die Augen auf. „Bruderherz?“, schrien sie im Chor. Kaular merkte, dass seine Drehung nichts gebracht hatte und schaute Melkom in die Augen. „Wir haben uns schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen, Bruderherz.“, erzählte Melkom. In Kaular stieg eine heftige Wut auf, das konnte ich deutlich spüren. Er fuhr ihn an: „Hör auf mich Bruderherz zu nennen! Hör verdammt nochmal auf damit!“ Eine einzelne Träne lief ihm die Wange hinunter. Dies veranlasste Melkom zum Lachen. „Du bist immer noch so ein Weichei wie früher.“, lachte er ihn aus. Bevor sie sich weiter mit Wörtern bekämpfen konnten, fiel Jonghae ihnen ins Wort: „Kaular? Ist… Ist das wahr? Bist du wirklich sein… Sein Bruder?“ Entschuldigend schaute Kaular zu ihm und nickte. Dann schaute Jonghae ungläubig zu mir und fragte: „Warum bist du nicht geschockt, Jin? Wusstest du es?“ Ich konnte ihn nicht anlügen, nicht ein weiteres mal und deshalb nickte ich. „Was soll das? Ihr habt uns angelogen? Deshalb wolltest du in die Menschenwelt Jin! Besser gesagt wollte Kaular hierhin, doch konnte nicht sagen, dass Melkom sein Bruder ist und schickte deshalb dich vor.“, schrie Plurinda mich an. Sie war noch nie dumm gewesen und mit ihrer Theorie hatte sie natürlich Recht gehabt. Melkom fiel uns ins Wort: „Ich will ja nicht euer tolles Freundschaftsgespräch unterbrechen, aber vielleicht sollten wir mal schauen wie wir hier wieder raus kommen.“ Wir schauten ihn alle an und stimmten dann alle ein, alle bis auf Kaular. Ich sah flehend zu ihm. Dieser erwiderte meinen Blick, wand sich dann Melkom zu und sagte: „Ich helfe nur, wenn du dich nicht als Big Boss aufspielst!“ Melkom lachte lautstark, willigte dann jedoch ein. Nach einer Weile hatten wir einen Plan geschmiedet. Wenn die Männer kommen, um uns Wasser zu bringen, wird Melkom um seine Freilassung bitten und sagen, dass Kaular Melkom sei. Da er uns erzählte, dass die Männer es hauptsächlich auf ihn abgesehen hatten und die Männer auch nicht merken würden, dass gestern Melkom noch anders ausgesehen hatte, stimmten wir ein. Die Männer hatten nämlich kein gutes Gedächtnis, dies wiederum bedeutete, dass sie nur noch wissen Melkom gefangen zu haben, doch wer von den Vieren es war, konnten sie nicht bestimmen. Dann würde er rausgehen und die Schlüssel holen. Melkom wird danach zurück kehren und uns befreien. Alles war vorbereitet, wir mussten nur noch auf die Männer warten. Eine gefühlte Stunde saßen wir noch auf diesen kalten grauen Fließen.
13.
Plötzlich ging die Tür auf und Plurinda schoss vor Schreck in die Höhe. Ich musste mir ein Lachen verkneifen, da es nun auf schauspielerische Fähigkeiten ankam. „So hier ist euer Wasser!“, sagte der Mann in schwarz, als er uns Wasserflaschen auf den Boden warf. „Bitte warte. Warum lasst ihr mich hier verrotten? Ich bin ein einfacher Jordan Namens Kaular und möchte einfach nur noch zu meinen Eltern.“, spielte Melkom. Sein Talent war umwerfend und es brachte tatsächlich etwas. „Na gut. Aber nur du! Die Mädels brauchen wir noch und die Anderen können unsere Diener werden.“ Melkom verschwand mit dem maskierten Mann. Wieder saßen wir hier und plötzlich überkam mich ein unangenehmes Gefühl. Was wenn Melkom die ganze Zeit mit uns gespielt hatte? Was wenn er uns gar nicht befreien wird? Mir schossen nur noch solche Gedanken durch den Kopf. Kim kam näher zu mir gerückt und sagte: „Du brauchst keine Angst zu haben. Ich kenne Melkom schon eine Ewigkeit und er wird kommen.“ Er legte seinen Arm um mich und ich fühlte mich so geborgen. Jonghae blickte böse zu uns, was mich sehr verwirrte. Doch es gab eine Sache die mich noch mehr verwirrte, denn Plurinda lag an Jonghaes Schulter, nicht an Kaulars. Der saß in einer Ecke und starrte die graue Wand an. Dann ging langsam die Tür auf. Wir starrten sie alle an und atmeten dann erleichtert aus. Es war Melkom. Er war wirklich gekommen. Er befreite uns von den Fesseln und führte uns dann aus dem Haus. Als wir draußen angekommen waren, war es schon fast dunkel, jedoch konnte ich noch super sehen. Ich machte mir keine Gedanken darüber, denn schon kamen hunderte von schwarz gekleideten Männern gerannt und wir mussten schnellstmöglich verschwinden. Kim zog mich hinter sich her und die Anderen folgten uns. Plötzlich führte er uns auf einen Friedhof. „Ein Friedhof? Was willst du denn hier?“, flüsterte Kaular. „Der Friedhof ist der einzige Ort, wo diese Gestalten nicht hin können.“ „Gestalten? Warum denn Gestalten? Ich dachte es wären ganz gewöhnliche Männer?“, fragte ich. Kim schüttelte den Kopf und begann zu erzählen: „Diese Männer sind Dämonen. Ihr Körper wandelt fast leblos auf der Erde herum. Allerdings kann man ihnen das nur Nachts ansehen. Der Mond beeinflusst sie und sie können sich nicht in Menschen verwandeln. Eins ist klar, der Mond ist das Stärkste, das es gibt.“ Erstaunt sahen wir zu ihm. Ich schaute mich um und bemerkte, dass Kaular und Melkom verschwunden war. Während die Anderen den Sternenhimmel betrachteten, ging ich zu Kim und flüsterte ihm ins Ohr: „Kaular und Melkom sind verschwunden.“ Blitzschnell, aber gleichzeitig geschmeidig und cool drehte er sich um. Er runzelte die Stirn und sagte dann zu den Anderen: „Wir kommen bald wieder, wir suchen nur schnell etwas. Rührt euch nicht von der Stelle.“ Plurinda und Jonghae nickten und bemerkten nicht einmal, dass jemand fehlte. Dann gingen wir tiefer in den Friedhof hinein. „Weißt du es schon?“, fragte Kim plötzlich. Ich schaute ihn verwirrt an. „Was sollte ich wissen?“ „Naja… Dass du ein Vampir wirst.“ Stocksteif blieb ich stehen. Ich konnte nicht fassen was ich gerade gehört hatte. Kim war der Derjenige, der mich führen wird? „Also weißt du es…“, sagte er. Ich nickte langsam. Er kam auf mich zu und nahm mich in den Arm. Sein Körper war nicht kalt, sondern warm. Er versprühte eine enorme Wärme. Das Gefühl von Geborgenheit überkam mich wieder. Es war, als hätte ich ihn schon ewig gekannt. Als wir so da standen, hörten wir plötzlich Schwertklingen. Sofort rannten wir tiefer in den Friedhof rein und mussten mit ansehen, wie Kaular, Melkom sein Schwert an die Kehle drückte. Nur noch ein Blatt Papier trennte das Schwert von der Haut. „Ich bin nicht mehr wie früher. Ich habe aufgehört zu dienen.“, sagte Melkom. „Klar! Und ich bin die Zahnfee!“, schrie ihn Kaular an. Kim zog mich in den Busch und hielt mir den Mund zu. Von dort betrachteten wir das Spektakel. „Es ist so! Ich weiß nun, welch kalter Mensch unser Vater ist.“ „Vater? Ich spreche ihn nicht als Vater an! Er ist nichts der Gleichen. Für mich ist er einfach ein fremder Mann, der mich großgezogen hat!“ Kaular war sehr wütend. Ich bekam Panik, da man ihm nicht ansehen konnte, was er als nächstes tun wird. Ich sprang aus dem Busch und schrie: „Nein Kaular! Hör auf!“ Blitzschnell drehte er sich um und schaute mich geschockt an. Er schaute sich genau um. „Nein… Plurinda ist nicht dabei.“, sagte Kim leicht sarkastisch. Kaular atmete erleichtert aus. In dieser Zeit rannte ich zu Melkom und schaute mir seine Verletzungen an. Ich legte meine Hand auf seine offenen Wunden und sagte: „Kress de Kress la le.“ Sofort schloss sich die Wunde und Melkom war wieder heil. „Danke dir.“, sagte er, als ich ihm hoch half. Kaular wollte schon vorgehen, als ich ihn am Arm packte und fragte: „Was war los?“ Er drehte sich um und schaute voller Wut zu Melkom. „Er ist ein schlechter Mensch.“ Kaular zeigte auf seinen Bruder, der ihn verzweifelt ansah. „Quatsch! Ich habe mich wirklich geändert.“, sprach dieser. „Tzz…“ Warum?“, fragte ich. „Nun er hatte sich auf die falsche Seite geschlagen, man kann ihm nicht trauen.“ Ich verstand immer noch nicht. „Ganz einfach! Melkom und ich sind die Kinder des Jordanenkönigs! Als er die Herrschaft über die Jordanen ergriff, folgte mein Bruder ihm und ich ging, weil er ein schlechter Mensch ist. Es gibt nur ein Weg, um König der Jordanen zu werden! Es gibt ein Gesetz, dass besagt, dass man nur König wird, wenn der alte König stirbt und er muss aus der Königsfamilie kommen. Das Zweite war kein Problem gewesen, aber unser Großvater war noch nicht sehr alt gewesen und hätte es noch locker über zwanzig Jahre geschafft. Jenes nervte meinen Vater, also griff er zu anderen Methoden. Er brachte unseren Großvater um, um Jordanenkönig zu werden. All dies steckte er mir in die Schuhe, weshalb ich auch schon im verbotenen Wald war. Dort hatte er mich fünf Jahre eingeschlossen, für etwas, was er selbst getan hatte. Und der! Der meinte unser Vater ist super toll und erreicht alles.“ „Du bist der Sohn des Jordanenkönigs?“ Geschockt drehten wir uns um und mussten mit ansehen, wie Plurinda und Jonghae uns gefolgt waren. Sie hatten alles mitgehört. Kaular schaute beschämt zum Boden. „Warum hast du nie etwas gesagt?“, fragte Jonghae. „Weil ich es hasse! Ich empfinde purer Hass, wenn es um den Jordanenkönig geht.“ Plurinda und Kim enthielten sich der ganzen Sache und ich dachte, dass es vielleicht besser wäre, wenn auch ich ruhig sein würde.
Wir gingen wieder zurück zur Straße und stellten fest, dass die schwarzen Männer verschwunden waren. Kim ergriff das Wort: „Ich weiß, wo wir für eine Weile sicher sein könnten.“ Wir folgten ihm ohne Widersprüche.
14.
Nach einer Weile, waren wir an einem großen Haus angekommen, ich hatte so etwas noch nie in meinem Leben gesehen. Es war richtig hoch. „Was ist das?“, fragte ich neugierig. Melkom kam zu mir und erklärte es mir: „Es ist ein Hotel, man sagt aber zu solchen Häusern manchmal auch Wolkenkratzer, weil sie weit empor reichen.“ Ich war erstaunt über dieses Bauwerk, verstand jedoch immer noch nicht genau. „Und was ist ein Hotel?“ „Es ist ein Haus mit viele Zimmern, in denen Menschen für eine kurze Zeit wohnen können. Allerdings müssen sie auch etwas bezahlen.“, erklärte mir Kim. „Okay. Ich habe noch Seetaler dabei. Ich denke, die müssten reichen.“ Während ich schon dabei war, die Taler aus meiner Hosentasche zu kruscheln, lachten Melkom und Kim unerbittlich. „Was ist?“, fragten Jonghae und ich gleichzeitig. „Man bezahlt hier nicht mit Seetaler. Wir sind hier in einer ganz anderen Welt. Die Währung in diesem Land ist Euro. Es gibt aber verschiedene Währungen auf der Erde, so nennen die Menschen den Planet, auf dem wir alle wohnen.“ Ich konnte immer noch nicht verstehen, was Euro und Erde so richtig sein sollte. Wir nennen unsere Welt immer „Mutter Natur“. Jetzt hatte ich so viel über die Menschen gelesen und trotzdem weiß ich viel wichtiges immer noch nicht. Ich steckte meine Seetaler wieder ein und folgte den anderen schweigend in das sogenannte Hotel. Innendrin war es ja noch größer! Ich riss die Augen auf, wie konnte man so etwas großes nur bauen? Die Menschen mussten also doch magische Kräfte haben, sonst könnte man so etwas nicht erschaffen. Selbst wir verfügen über eine enorme Magieerfahrung, jedoch können wir nicht mal annähernd so etwas großes erschaffen. Ich begann die Menschen zu beneiden. Das Erste, dass ich tat, war zu einem Spiegel zu rennen, der an der Wand hing. Erschrocken schaute ich mich mit riesigen Augen an. Was war mit mir passiert? Meine Augen sind viel kleiner wie vorher. „Miss? Can I help you?“, sprach ein Mann, der äußerst elegant gekleidet war. „Was?“, fragte ich hilflos. Ich konnte ihn nicht verstehen. Sprachen die denn auch noch eine andere Sprache, als wir? „Oh. Sie sprechen deutsch?“ Puh, Glück gehabt, er spricht unsere Sprache, aber was hatte er mit dem Wort „deutsch“?. „Deutsch?“, fragte ich irritiert. „Ja, Miss. Sie sind doch hier in Deutschland und hier spricht man für gewöhnlich deutsch.“ Ein kleines Schmunzeln huschte über sein rundes Gesicht. „Aso…Ja…“, stotterte ich, obwohl ich noch immer nicht recht verstand. „Und wo kommen sie her, Miss? Nur wenn ich fragen darf natürlich. China? Oder Japan? Oder kommen sie vielleicht aus Südkorea?“, fragte er neugierig. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, aber da mir das letzte Wort im Kopf geblieben war, verwendete ich einfach dieses: „Aus Südkorea. Woher wussten sie das?“, sagte ich mit einem bezaubernden Lächeln auf dem Gesicht. „Durch ihre Augen.“, antwortete dieser. Es schien ihm unangenehm gewesen zu sein, denn er starrte nun zu Boden. Meine Augen? Was hatte denn die Herkunft mit den Augen zu tun? Mein Kopf rauchte schon von den vielen Informationen, also beschloss ich, ihn nicht weiter zu fragen. „Aso.“, antwortete ich daher nur. „Jin. Kommst du?“, rief mich Kim. Er war meine Rettung. „Na dann wünsche ich ihnen einen schönen Aufenthalt in Deutschland, Miss Jin.“, wünschte mir der nette Mann in schicker Kleidung. „Danke sehr.“ Wir gingen in einen Kasten, der mit metallen Türen zuging. „Das ist ein Aufzug. Mit dem kann man Menschen und Gegenstände schneller hoch transportieren.“, erklärte Melkom, der vermutlich meinen verwirrten Gesichtsausdruck bemerkt hatte. Nachdem der Metallkasten wieder stoppte, stiegen wir aus. Wir liefen durch einen schmalen Gang, indem an den Seiten viele schön verzierte Türen waren. An der Tür „110“ blieb Kim stehen. „So. Das ist das Zimmer von Plurinda und Jin. Wir sind nebenan in 111, falls etwas ist. Ich würde vorschlagen, dass wir jetzt alle schlafen gehen und uns morgen früh vor dem Zimmer treffen.“ Wir waren einverstanden. Kim gab uns einen Schlüssel und Plurinda öffnete den Raum. Hinter der Tür verbarg sich ein wunderschönes Zimmer. Ein Bad war auch dabei. „Wow…“, sagte Plurinda. Ich konnte nur zustimmen. An den Wänden hingen Kronleuchter und in der Mitte, des Zimmers stand ein kleines Tischchen mit zwei Stühlchen. Es war richtig schnucklig. Jedoch begleitete mich so ein ungutes Gefühl, schon seit wir in diesem Hotel angekommen waren, wich es mir nicht von der Seite. „Jin, ich geh mal eben duschen.“, riss mich Plurinda aus meinen Gedanken. Ich nickte und ließ mich erschöpft auf das Bett fallen. Es war total anders, als bei uns. Bei uns waren die Betten aus Holz und Blättern, es war demnach elastisch und hart, doch in diesem Hotel war das Bett total weich. Es war, als schwebte man auf Wolken. Ich schloss meine Augen und schlief ein…
15.
„Jin…Jin, aufwachen.“ Ich wurde gerüttelt. Langsam öffnete ich meine Augen und erschrak. „Was?“ Ich konnte nicht mehr sagen, denn ein Mann in schwarz hielt mir den Mund zu. „Liebe Jin. Du wirst brav sein und mit uns mitkommen, dafür lassen wir deine Freunde in Ruhe. Ist das nicht ein fairer Deal?“, fragte der Mann der vor mir stand. Er hatte braune Haare und seine Augen trugen die gleiche Farbe. Sein schwarzer Mantel hing bis zum Boden herab. Ich blitzte ihn böse an. Ich hatte keine Wahl. Der hintere schwarze Mann packte mich und trug mich aus dem Fenster. Es war mitten in der Nacht und es störte sie gar nicht, dass Menschen auf den Straßen herumliefen. Sie gingen einfach aus dem Fenster und schwebten auf den Asphalt. Wie ging das? Es musste höhere Magie im Spiel sein. Ich wagte nicht etwas zu sagen, nachdem ich dies miterlebt hatte. Außerdem wollte ich nicht, dass meinen Freunden etwas passiert. Die Männer schleppten mich in eine kleine Fabrik. Von solchen Orten hatte ich schon gelesen, sie sollten nachts nicht gemütlich sein, meinte ich zu wissen. Ich wurde an einem Stuhl festgebunden. „Ach, verzeih für die Unhöflichkeit, aber ich hatte mich noch gar nicht vorgestellt, stimmts?“, sagte der Mann mit dem langen Mantel. „Ich bin der Jordanenkönig, aber du kannst mich Kyulee nennen.“ Er lachte. Mir schossen tausende und abertausende von Gedanken durch den Kopf. Es konnte doch nicht sein, dass Melkom und Kaular von diesem Ungeheuer stammen sollten? Ich konnte es mir beim besten Willen nicht vorstellen, wollte ich aber auch nicht. „Was willst du von mir?“ Nachdem er mir angeboten hatte ihn beim Namen zu nennen, dachte ich nicht im Geringsten daran, höflich zu sein. „Hach. Naja… Wie soll ich sagen? Ich möchte dich töten, bevor du dich verwandelst.“, sagte er seelenruhig und setzte sich auf einen Stuhl, welcher direkt vor mir stand. Er schaute mir etwas länger in die Augen, bis ich die Nase voll hatte und zur Seite schaute. „Du wirst so weit erst gar nicht kommen!“, schrie ich ihn an. Erneut lachte er auf. „Ach ja? Und warum nicht?“, fragte er nach einer Weile. „Weil meine Freunde mich retten werden!“ Ich konnte nur noch schreien. Die Angst, welche in mir aufstieg zwang mich dazu. „Tzz… Freunde! Was sind bitteschön Freunde? Wenn es hart auf hart kommt lassen sie einen doch alle fallen!“ Auch seine Stimme veränderte sich. Kyulee ballte seine Hände zu Fäusten. „Einer wie du kann ja auch nicht wissen, was wahre Freundschaft ist.“ Er drehte sich um und funkelte mich böse an. „Was?… Warum sollte ich es nicht wissen? Ich war auch mal jung!“ „Du bist das Böse in Person! Wie könnte eine solche Person Freunde haben?“ „Jetzt hör mal genau zu du Göre! Ich hatte Freunde. Ich nannte sie Freunde und als es hart auf hart kam, waren sie nicht an meiner Seite.“ Er zog seinen Mantel zurück und eine große Narbe war auf seinem Bauch zu sehen. Ich schaute gebannt darauf. „Was denkst du jetzt über Freunde? Jeder hält mich für gemein! Dabei hat jeder Mensch seine Gründe, warum er ist wie er ist!“, schrie er. „Nein. Um so gemein zu sein, muss man es schon immer in sich getragen haben. Das kommt nicht von heute auf morgen.“ „Tzz… Wenn du meinst. Deine Freunde sind natürlich anders, stimmts?“ Er schaute mich an. Kyulee schien den Tränen nahe gewesen zu sein. Ich hatte ein wenig Mitleid mit ihm. Ich wollte unbedingt wissen, was damals geschah, aber ich traute mich nicht danach zu fragen. Stattdessen beantwortete ich ihm seine Frage mit einer Gegenfrage: „Hast du denn kein Vertrauen in deine Söhne? Wenn du so nett warst wie du sagtest und wenn du ein echter Freund warst, dann müssten deine Söhne doch genauso sein, oder? Dann müssten sie doch kommen und mir helfen.“ Kyulee sah mich an. Seine Augen waren das erste Mal klar und ich konnte Schmerz und Enttäuschung darin entdecken. „Wir werden zwei Tage warten. Ich gebe dir die Chance. Wenn deine sogenannten Freunde kommen und dich retten, dann werde ich dich mit ihnen gehen lassen. Wenn sie bis in zwei Sonnenuntergängen nicht da sind, werde ich dich im Licht des Mondes töten.“ Ein Moment lang hatte ich wieder Angst, aber dann dachte ich an Plurinda, welche mir ewige Treue geschworen hatte und an Jonghae, den ich gerade erst wieder getroffen hatte. Mir liefen die Tränen. Ich konnte nicht sagen weshalb, aber sie hörten nicht mehr auf über meine Wangen zu laufen. Kyulee stand auf und sagte: „Wir sehen uns zum Sonnenaufgang wieder. Schlaf gut, naja, so gut wie es auf einem harten Stuhl eben geht.“ Er verschwand und nahm, komischer Weiße, seine Männer in schwarz mit. Das Licht ging aus und ich saß im Nichts. Alles um mich herum war schwarz und ich wusste nicht, was meine Freunde gerade taten. Ich überdachte nochmal Kyulees Vergangenheit und bekam kleine Zweifel, dass sie vielleicht doch nicht kommen würden, da es immerhin der Jordanenkönig war, welcher nicht gerade harmlos sein sollte. Ich wusste nicht mehr, auf was und wen ich bauen konnte. Ich saß in dem verdammt unbequemen Stuhl und heulte wie ein Wolf bei Vollmond.
16.
Langsam öffnete ich die Augen. Es war anders an diesem Tag. Ich wusste nicht an was es lag, aber ich kam mir anders vor. Als wäre ich nicht ich. Ich hörte eilige Schritte und die metallene Tür öffnete sich hastig. “Wie kann das sein?“, schrie Kyulee und drehte sich zu einem seiner schwarzen Männer um. Dieser wollte gerade etwas sagen, als Kyulee zielgerichtet auf mich zukam. Er schaute mir tief in die Augen und sagte dann etwas erleichterter „Doch noch nicht ganz.“ Er wollte gerade schon wieder gehen, als ich ihm hinterher rief: „Hey! Was meinst du?“ Der Jordanenkönig drehte sich zu mir um und sagte mit einem Lächeln: „Deine Verwandlung… Ich meinte, dass es gut war, dass sie noch nicht eingetreten ist. Allerdings dürfte es auch nicht mehr allzu lange dauern. Also bereite dich besser schon auf ein paar Schmerzchen vor.“ Dann verschwand er. Schmerzen? Verwandlung? Die Wörter purzelten wild durch meinen Kopf und ergaben einfach keinen Sinn. Bis ich plötzlich wieder vollkommen bei Verstand war. Ich verstand. Er meinte meine Verwandlung zu einem Vampir. In mir stieg wieder ein Angstgefühl auf.
Nach wenigen Stunden spürte ich einen stechenden Schmerz im Hals. Kyulee kam herein gerannt und bevor ich irgendetwas sagen konnte hatte er mir schon eine Spritze in den Arm gestochen. Was auch immer sich gerade in meinen Adern ausbreitete brannte fürchterlich. Ich schrie laut auf. Kyulee sagte zu mir: „Der Schmerz geht sofort vorüber.“ Und tatsächlich. Nach einem erneuten Aufschrei hatte alles aufgehört. Ich spürte keinen Schmerz mehr. „Dies wäre also geschafft. Wir können dann los.“, sagte der Jordanenkönig. „Wohin?“, fragte ich neugierig. „Zu einem ehemaligen Freund meiner Seits.“ Ich verstand nicht. Die schwarzen Männer entfesselten mich und halfen mir auf die Beine. Ich wollte schnellstmöglich wegrennen, doch mein Körper gehorchte nicht. Ich konnte mich einfach nicht rühren. „Dumm, wenn man wegrennen möchte und der Körper nicht gehorcht. Hab ich recht?“, fragte Kyulee und zog eine Augenbraue hoch. Ich starrte ihn an und schrie: „Was verdammt noch mal hast du in meine Adern gespritzt, du Wahnsinniger!?“ Er lachte und die Männer zogen mich aus dem Lager. Vor dem Lager sah ich dann endlich meine Rettung. „Plurinda, Kim, Jonghae, Kaular.“, sagte ich erleichtert. „Siehst du, meine Freunde lassen mich nicht im Stich.“, ärgerte ich den Jordanenkönig. Dieser knurrte und kam hinter einem der schwarzen Männer grinsend hervor. „Ach, meine lieben Söhne.“, begann er. „War doch klar, dass du wieder hinter einer solchen Aktion stecken musstest!“, sagte Kaular verärgert. „Ha. Wer hätte gedacht, dass du so schnell auf mich kommen würdest.“ „Nicht ich, sondern er.“, antwortete Kaular grinsend und zeigte auf Melkom, der hinter einem Baum hervortrat. „Nein! Melkom, wie kannst du nur? Hast du denn gar nichts von mir gelernt?“, entgegnete ihm der nun sichtlich verärgerte Schurke. „Nichts nützliches.“, kam eiskalt aus dessen Mund. Dies ließ den König richtig wütend werden. Er richtete sich auf und zeigte auf den Mond, der schon ein wenig zu sehen war. „In genau vier Stunden, werde ich bei meinem Bruder sein und ihn endgültig vernichten.“, erklärte er. „Was willst du Meister Foreé antun?“, fragte Kaular völlig aufgewühlt. „Meister Foreé ist dein Bruder?“, fragte ich geschockt. Kyulee lachte auf und erklärte: „Es steht so geschrieben, aber vom Charakter sind wir sehr unterschiedlich. Foreé ist einfach nur dumm. Wir hätten alles erreichen und den ganzen Fantasywald regieren können, aber nein, mein großer Bruder musste sich ja weigern und hat mich lieber aus dem Wald für ewig verbannt!“ „Hä? Aber du warst doch die ganze Zeit dort?“, fragte nun Plurinda, die gar nichts mehr verstand. „Ja, weil ich mich seinem Befehl widersetzt habe. Ich, der Jordanenkönig lasse mir nichts, rein gar nichts, vorschreiben! Ich tu das, was ich will. Und jetzt will ich eben die volle Kontrolle. Deshalb hatte ich auch eure Königin umgebracht…“ „Was? Du warst das?“, schrie Plurinda zornig. Kaular hielt sie fest und erklärte ihr, dass es nicht so clever gewesen wäre, wenn sie auf Kyulee losgegangen wäre.„Ja. Ich hatte ihr erst ihre Krone gestohlen, da ich wusste, dass sie alle Feen auf die Suche schicken würde und so allein wäre. Die perfekte Chance für mich sie unbemerkt aus dem Weg zu schaffen.“ „Aber sie war doch gar nicht alleine. Ihr treuester Diener begleitete sie doch die ganze Zeit.“, stellte ich fest. Kyulee lachte und Melkom antwortete niedergeschlagen: „Der Diener stand im Dienst meines Vaters.“ „WAS?“, schrien wir alle auf einmal. Wir konnten es nicht glauben. Schon seit jeher hatte der Jordanenkönig eine solche Tat geplant und niemand hatte etwas bemerkt. „Wie auch immer. Wir müssen jetzt gehen. Männer!“, befahl Kyulee zum Angriff. Die schwarzgekleideten Männer gingen auf meine Freunde los. Kaular und Melkom standen vorne und erledigten ein paar. Ihr Vater lächelte, als hätte er nur darauf gewartet die beiden wieder vereint zu sehen. Plurinda flog hoch und setzte sich auf einen Ast. War wahrscheinlich auch besser so, da sie nicht wirklich eine gute Kämpferin war. Sie hätte sich selbst wahrscheinlich mehr wehgetan als dem Gegner. Da fiel mir auf, dass Kim verschwunden war. Jonghae kämpfte an der Seite von Kaular und zusammen erledigten sie einen nach dem anderen.
Kapitel 17
Nach einer Weile hatten sie alle Männer erledigt. Sie waren erschöpft, doch ließen sie es sich nicht wirklich anmerken. „So... Und jetzt gib uns Jin!“, schrie Jonghae zornig zu Kyulee. Doch dieser lachte nur laut auf und meinte: „Nur über meine Leiche!“ „Das lässt sich einrichten.“, sagte eine Stimme von hinten und schlug ihn mit einem Baumstamm zu Boden. „Kim?!?“, rief ich erschrocken. Er entfesselte mich und flüsterte mit einem Lächeln: „Dachtest du ich wäre abgehauen?“ Ich schüttelte den Kopf. Obwohl ich es dachte, beschloss ich es ihm nicht zu sagen.
„Ach, doch noch da?“, fragte Jonghae mit einem ernsten Blick. Kim drehte sich zu ihm um und lächelte ihn an: „Klar. Ich würde euch doch nie im Stich lassen.“ Ich musste mir ein Grinsen verkneifen. „Jetzt müssen wir aber verschwinden, bevor er wieder aufsteht.“, meinte Plurinda. Kaular stimmte ihr zu und so machten wir uns auf den Weg.
„Wir sollten zu Meister Foreé gehen und ihn warnen.“, schlug ich vor, als wir wieder im Hotel waren. „Nein, dazu haben wir keine Zeit. Du wirst dich heute Nacht schon verwandeln. Danach müssen wir dich irgendwo gefangen halten, dass du keine Dummheiten anstellst. Ich denke doch, dass mein Vater dir etwas gegeben hat, richtig?“, erklärte Melkom. „Nein er hat mir nichts gegeben. Ach... Doch, so eine komische Spritze. Das Zeug hatte fürchterlich gebrannt.“ Melkom nickte. „Was für ein Zeug? Was war das?“, fragte Jonghae in die Runde. „Er hat ihr höchstwahrscheinlich Melatonium gespritzt.“, antwortete Melkom. „Melatonium?“, fragte Plurinda. An den Blicken der anderen konnte ich erkennen, dass keiner wusste was dieses Zeug war. „Melatonium ist ein Gift, welches von Kyulee vor ein paar Jahren gebraut wurde. Wer dieses Gift in sich trägt folgt blind den Befehlen des Jordanenkönigs. Der Geist ist noch ganz klar, jedoch gehorcht der Körper nur noch dem König.“, erklärte uns Melkom. „Was? Und was heißt das?“, fragte Plurinda verwirrt. „Das heißt, dass unser Vater die Kontrolle über Jins Körper besitzt.“, stellte Kaular niedergeschlagen fest. „Oh mein Gott.... Und was jetzt?“, fragte Jonghae. „Es gibt kein Gegengift. Das Gift kann nur durch das Blut eines anderen Vampirs gereinigt werden. Jedoch müsste sich dazu erstmal ein reiner Vampir finden, der sein Leben für Jin aufgibt. Sie kann dem Gift nur so entkommen.“, sagte Kaular. „Shit... wo findet man einen solchen?“, fragte Plurinda. Melkom zuckte mit den Schultern und erklärte: „Man findet sehr sehr selten einen reinen Vampir. Es muss ein Vampir sein, der sich nicht mehr von Blut ernährt.“ „Ein Vampir der sich nicht von Blut ernährt? Von was ernährt der sich dann?“, fragte Plurinda ungläubig. Kim lachte auf und ergriff das Wort: „Ein solcher Vampir ernährt sich vom Sternenregen.“ „Was... ist das?“, fragte ich. „Der Sternenregen kommt mit dem Vollmond. Der Sternenstaub regnet vom Himmel und den fangen dann diese Vampire ein. Deshalb sind diese auch nicht lange sehr stark. Es ist ja nicht jeden Tag Vollmond und daher kann man nicht täglich Kraft 'tanken'. Dafür sind diese Vampire rein. Ihr Blut schimmert golden.“, erklärte Kim ausführlich. „Oh...“, kam von Jonghae. „Und was tun wir jetzt?“, meinte Kaular aufgewühlt. „Als erstes müssen wir Jin in einen Keller bringen und sie dort an Fesseln legen, denn ihre Verwandlung wird bald beginnen.“ Ein Angstgefühl stieg in mir auf. Die Stimme des Jordanenkönigs erschien in meinem Kopf 'Also mach dich schon mal auf Schmerzchen bereit'. Die Wörter hallten in meinem Kopf und ich konnte nicht weg hören. Mit stiegen die Tränen in die Augen.
„Keine Angst, wir bleiben die ganze Zeit bei dir im Keller.“, riss mich Plurinda aus den Gedanken. Ich nickte schluchzend. „Na dann. Machen wir uns auf den Weg zum Friedhofskeller. Dort ist in der Nacht sowieso niemand.“, sagte Kim. Jeder stimmte zu und so machten wir uns auf den Weg zum Friedhof.
Texte: Die Rechte am Text liegen alle bei mir.
Tag der Veröffentlichung: 26.08.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Ich widme dieses Buch
gleich mehreren^^
Und zwar meinen besten :*
Amy, Hanon und Hirozaki :*
Ich hab euch lieb <333
Our little family :*