Bis dass der Tod uns scheidet
"Drei Tage sind wir schon unterwegs und haben sie noch immer nicht gefunden!“, heulte meine Freundin Hikari. Sie setzte sich auf einen Stein. „Ja ich weiß. Aber wir müssen jetzt weiter schwimmen. Wir müssen sie finden. Vielleicht hat sie sich im Seegras verfangen.“, sagte ich zu ihr. „Yuki! Ich kann nicht mehr! Wir schwimmen Tag und Nacht, lass uns doch eine kleine Pause machen.“ Ich konnte sie nicht verstehen. Seit fünf Tagen war unsere Freundin Kazura verschwunden. Sie wollte auf die blaue Weide und kam dann nicht mehr zurück. Nun sind wir ebenfalls auf dem Weg dorthin. „Ich mache mir eben Sorgen! Du etwa nicht?“, schrie ich sie an. „Doch was denkst du denn!? Aber ich habe einfach keine Kraft mehr!“, weinte sie. Ich hatte keine Lust mehr auf warten und weinen. „Ich schwimme alleine weiter! Wenn du ja doch noch kommst, kannst du mich ja einholen!“ Ich schwamm los und hörte sie noch weinen, dann kam ich in einen dunklen Felsspalt. Man musste quer durchschwimmen, um nicht stecken zu bleiben. Es war nicht mehr weit zur blauen Weide. Ich wollte sie unbedingt finden… Ich musste sie finden. Sie war meine älteste Freundin. Angekommen! Ja, ich war endlich da. Von Hikari war immer noch keine Spur, sie saß wahrscheinlich immer noch auf dem Stein und weinte vor sich hin, was ihr natürlich viel half! Ich schwimmte raus auf die Weide, aber konnte keine Kazura sehen. „Kazura! K-A-Z-U-R-A!!!“ Ich rief nach ihr wie eine Irre. Ich schrie so laut, dass wahrscheinlich die Menschen an der Oberfläche dachten, dass ein Wal erstochen wurde. Ich schwamm noch weiter raus auf die Weide. Plötzlich sah ich etwas auf der Weide treiben. Ich schwamm so schnell wie ich konnte, doch mein Meerjungfrauenschwanz war schon lange nicht mehr in der Inspektion, daher war er nicht mehr der schnellste. Es war Kazura die da lag. „Kazura… Kazura wach auf. Mach schon… Öffne die Augen!“, ich schrie sie an und schlug ihr auf die Wange, doch sie rührte sich nicht mehr. Sie war tot. Ich weinte… Ich konnte nicht mehr aufhören zu schreien und weinen. Es tat so weh, so als hätte mir jemand ein Messer durch das Herz gestochen. Ich nahm sie in die Arme und so schwer sie auch war, nahm ich sie mit ins Seedorf. Auf dem Weg dorthin schaute ich nach Hikari, doch sie war nicht mehr da. Diese doofe Kuh wollte wirklich nicht mehr nach kommen. Selbst wenn mir Gefahr gedroht hätte, dann hätte sie mich mir selbst überlassen. Toll, auf so eine Freundin konnte ich echt verzichten. Ich kam im Seedorf an. Alle Augen von Meerjungfrauen über Meermänner bis zu Kleinfischen schauten nur zu der Toten Kazura und mir. Ich legte sie vor die Tür ihrer Mutter und klingelte. Alle anderen fingen schon hinter mir an zu weinen. Sei es weil sie Kazura kannten, oder weil ich so schrie, dass es schon wehtat. Ihre Mutter öffnete, schaute mein Gesicht an und dann auf Kazura. Sie stieß einen fürchterlichen Schrei aus und legte sich neben Kazura. Wir nahmen uns in den Arm um uns gegenseitig zu trösten, dann kam Hikari dazu, schaute auf Kazura, sagte aber nichts. Auch von ihr liefen einige Tränen ins Wasser. Ich schaute sie traurig, verraten und gleichzeitig wütend an. „Warum bist du noch nicht einmal nachgekommen?“, fragte ich sie leise und mit zitternder Stimme. Sie sagte nichts und schwamm weg. Ich rief ihr nur noch eins nach bis sie entgültig nicht mehr zu sehen war: „Du bist für mich als Freundin gestorben!“ Zwei Tage später war die Seebestattung von Kazura. Alle waren gekommen nur Hikari nicht. Ich hätte es echt nicht gedacht. Nicht von ihr, unser ganzes Leben lang waren wir drei die besten Freundinnen. Nichts konnte uns trennen, wirklich nichts. Wir dachten es zumindest immer. Aber ein Tod von einer von uns hatte uns nun wirklich ganz getrennt. Seit diesem Tag lebe ich nicht mehr im Seedorf, sondern Reise vom einen Meer ins andere. Lerne Leute kennen, aber hatte seitdem nicht einmal mehr eine Freundin gewollt. Es tat einfach zu sehr weh. Der Schmerz sitzt auch heute noch ganz tief in mir.
Texte: Die Copyright von der kleinen Meerjungfrau im unteren des Bildes liegt by:
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Die Bearbeitung des Bildes ist allerdings von mir!!!
Tag der Veröffentlichung: 11.06.2011
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