Der Apfelwein

Den sauren, süßen Apfelwein,
liebkost ich manchmal, ganz allein.
Ach, kommt, ich will ihn euch nicht verwehren,
sollt auch ein Becherchen mit mir leeren!

Der saure, süße Apfelwein,
trügt euren scharfen Sinn.
Ich sehe euch schon, in Jubel und Heiterkeit,
singend und tanzend im Rausche vereint.

Doch, dringend muss ich davor warnen,
vor der Wirkung, die er entfaltet,
eure Gewissen, wird er lähmen,
eure Herzen, sind erkaltet.

Aber Freunde, lasst euch nicht verzagen,
könnt ruhig noch ein Schlückchen davon haben,
von der Illusion, in der Ressentiments über das Dasein richten,
sich der Verantwortung jedoch entpflichten.

Moral und Sitte, sind verkommen,
doch wenige haben sich entsonnen,
verwehren sich, dem Alkohole,
gar das Beste, für ihr Wohle.


Doch irgendwann trinkt ihn die ganze Meute,
schwach sind sie doch, die armen Leute,
sei es die Anglizismen die Einzug halten,
Zungen der guten Menschen spalten.

Der Wein hilft dem emsigen Delinquenten,
durch gute Performance den Tag zu bestehen,
doch wehe, der Pegel droht zu sinken,
ein Einbruch im Ranking ist abzusehen.

Aie, das Fass ist noch lang nicht leer,
liebe Leute, kommt doch alle her.
Im Grunde hab ich schon genug,
wünsch mir nur noch den Entzug.

Die Hemmungen schwinden, die Gier wird steigen,
doch was wird uns am Ende noch verbleiben?
Leistung hin, Verantwortung her,
im Rausche erträgt sich vieles mehr.

Die Bourgeoisie ist vor lauter Weine sehr erpicht,
doch was, wenn die Flasche einmal zerbricht?
Der Wein läuft aus, der Geist ist weg,
der Henker im Lande ist geweckt.

Gar manch armen Schlucker schlägt er auf den Magen,
kann nicht mehr und ist erschlagen.
Doch andere saufen immer weiter,
schubsen und drängeln, ganz schön heiter.

Süchtig sind sie, nach dem Gesöff,
das ihnen verspricht, Vollkommenheit,
doch war es am Ende gar ein großer Bluff,
das Jenseits ihnen nicht verzeiht?

Den sauren, süßen Apfelwein,
heute trink ich ihn, stets allein,
manch guten Charakter hat er verdorben,
verraten, verkauft und daran gestorben.

Orlando Cavier

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Tag der Veröffentlichung: 01.08.2008

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