Cover

Prolog - erster Teil



„Die Geschichte begann mit Orland C. Savana, 32 Jahre alt, Autor.“, erklärte Dr. Peter Gorring und blickte abwechselnd auf das Bild des eben genannten, welches sich auf der Leinwand abzeichnete, und auf seine drei Gäste.
Dr. Gorring hatte immer schon eine gute Beobachtungsgabe gehabt und diese hatte sich in Kombination seines Berufes als Psychotherapeut um ein vielfaches verfeinert. Obwohl seine drei Gäste nach Außen vollkommen normal erschienen, konnte er subtile Verhaltensweisen erkennen, die für das ungeschulte Auge ungesehen blieben. Vor allem der von ihm aus links Sitzende: Er wirkte stumm, regungslos, interessiert, vor allem aber gelassen - Die typischen Merkmale einer introvertierten Person. Doch er hatte diese versteckte Intensität in seinem Blick, die er nur von Exzentrikern kannte. Das leichte, fast schon unscheinbare Runzeln seiner Stirn ließ vermuten, dass hinter seinem Schädel gerade eine Hochleistungsmaschine arbeitete, die jedes noch so kleine Detail einer Information, für immer und ewig absicherte.
Bei den anderen beiden verhielt es sich nicht anders, aber vielleicht bildete sich Dr. Gorring dies alles nur ein. Eine Berufskrankheit, alle und jeden zu analysieren und Anomalien zu finden, wo eigentlich keine waren.
Auch die Umstände ihres Erscheinens konnte man nicht unbedingt als „gewöhnlich“, oder „üblich“ bezeichnen. Ein Anruf, des Präsidenten höchst selbst, der angekündigt hatte, dass ein weiterer folgen würde mit dem Kodewort „Rosenkohl“. Anschließend hatte er gemeint, wir sollen allen ihren Bitten ungefragt Folge leisten, selbst wenn sie verlangen würden, auf den Mond geschossen zu werden. Der zweite Anruf hatte schließlich einen Termin ausgemacht indem sie über die Studie von Orland C. Savana informiert werden wollten. Zeit und Ort war von ihnen ausgemacht worden und ein Hinweis, dass sich drei Männer erkenntlich geben werden.
Der Tag war gekommen und wie angekündigt, hatten sich drei Männer auf den Telefonruf berufen. Sie hatten sich als Mitglieder einer Geheimorganisation vorgestellt, die sich selbst NASTAK nennt. Dr. Gorring hatte noch nie von ihr gehört.
Äußerlich machten sie keinen auffallenden Eindruck. Alle trugen sie einen Anzug von der Stange, der, so erkannte der Dr., eher von minderer Qualität war und zudem nicht richtig passte. Keinesfalls aber entsprachen sie dem Stereotyp, der durch die Medien in die Welt gesetzt wurde. Keine maßgeschneiderter Designeranzug, kein überteuertes Schuhwerk, von dem sich andere einen Kleinwagen kaufen konnten und keiner trug eine Sonnenbrille, wie man sie stets an Männern ihrer Berufskollegen aus dem Fernsehen sah.
Dr. Gorring schnappte hoch. Wieder dieses Berufsleiden. Er hatte seine drei Zuhörer nur kurz gemustert, aber bei diesen eigenartigen Gestalten konnte man nie wissen woran man war. Vor allem der links Sitzende machte ihm Unbehagen, auch wenn er keineswegs so wirkte. Dr. Gorring war ein Mensch, der in solchen Fällen nachzustochern hatte, aber in diesen speziellen Fall, schrie alles in ihm, sich in einer Ecke zu verkriechen, Augen und Ohren zu verschließen und ganz laut vor sich hin zu reden, sodass er auch ja nicht zu viel erfuhr.
Aber genug damit, er sollte seinen Vortrag fortsetzen! Wo war er stehen geblieben? Ach ja, Orland C. Savana, 32 Jahre alt, Autor.
„Kinderbuch-Autor, um genau zu sein.“, er hoffte, dass sie ihm sein Zögern als Kunstpause ansehen würden. Aber der links Sitzende machte auf ihn den Eindruck, als sehe er durch ihn hindurch, als wäre er aus Glas.
Dr. Gorring fühlte sich in seine Zeit als Grundschüler zurückversetzt. Damals, als er beim Schummeln erwischt wurde und seiner Lieblingslehrerin erklären hat müssen, wieso der beste seines Jahrgangs, eine solch niederträchtige Tat begangen hatte. Aber vielleicht bildete er sich das nur ein, vielleicht sah er nur Unstimmigkeiten wo gar keine waren.
„Das letzte an dem er schrieb hatte den Arbeitstitel „Träumeland“ getragen. Er hatte es nie vollendet. Auf Seite 137 seines Manuskriptes, der letzten Seite die er schrieb, fiel er in eine katatonische Starre. Es handelt sich hierbei um ein psychomotorisches Syndrom, das für gewöhnlich bei Begleiterscheinungen wie schwersten Depressionen auftritt. Der Patient ist nicht ansprechbar und reagiert auf keinerlei Schmerzreiz. Er hat sich vollkommen in seinem Körper abgeschottet. Er hat jeglichen Kontakt zur Außenwelt verloren und muss sogar künstlich ernährt werden. Dieses Bild wurde vor einer Stunde aufgenommen.“
Dr. Gorring blendete die nächste Folie ein, auf der ein abgemagerter Mann im Rollstuhl zu sehen war. Geistlos war sein Blick zu Boden gerichtet. Ein bedauerlicher Anblick.
Es war keine Lüge als Dr. Gorring behauptet hatte, er hätte das Foto vor einer Stunde geschossen. Für diese eigenartige Truppe hatte er nur bestes Folienmaterial vorbereitet und jetzt, nachdem er sie mehr oder wenig persönlich kennen gelernt hatte, war er auch froh darüber.
Dr. Gorring betrachtete ihr Mienenspiel für den Bruchteil einer Sekunde. Ob der zusätzliche Aufwand honoriert werden würde? Keine Regung - als würden sei ein Maske tragen. Und dann - verzögert, aber doch - ein anerkennendes Nicken, sowie ein anerkennendes Lächeln. Es sah echt aus und Dr. Gorring war sich sicher, dass jeder andere es ihnen abgekauft hätte, aber er war nicht jeder andere. Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen und schluckte, ohne sich dessen bewusst zu sein. Sein Herz raste. Er versuchte seine Anspannung zu glätten und ihr vorgespieltes, anerkennendes Nicken, mit einem Lächeln seinerseits zu erwidern.
„Nachdem man den Patienten in die Psychiatrie eingewiesen hatte, bat Savanas Lektor, dessen Frau ihm das begonnene Werk per Mail zu schicken. Kurz darauf fand man seinen Lektor, sowie seine Frau, ebenfalls in einer schweren Katatonie vor. Beide, vor dem geöffneten Manuskript.“
Dr. Gorring machte einen weiteren vielsagenden Blick in die Runde, beendete diesen aber so schnell wie er ihn begonnen hatte und fuhr seine Rede fort.
„Ein junger Kollege“, begann er und seine Stimme war ungewöhnlich hoch. Eine Schweißperle rann ihm an der Schläfe herab und er merkte schlagartig, das sein Hemd am Rücken durchnässt war. Dr. Gorring räusperte sich und begann den Satz von neuem.
„Ein aufmerksamer und aufstrebender junger Kollege, René Heller, hatte den ungewöhnlichen Zusammenhang der drei Personen bemerkt und in seiner privaten Zeit Nachforschungen angestellt. Kurz darauf fand man auch ihn in einer katatonischen Starre vor.“
Schlagartig fiel ihm ein, dass er vergessen hatte, die nächsten Folien einzublenden. Er versuchte es zu überspielen.
„Auf dieser Folie“, sagte er und blendete eine neue ein. „Ist links, Misses Savana vorher und rechts, nach dem Lesen des Manuskriptes zu sehen.
Dieses Folienmaterial war ein wenig älter. Um genau zu sein, einen Tag. Aber was machte das schon, katatonische Patienten verändern sich ohnehin nicht viel, nicht einmal im kleinsten Minenspiel und schon gar nicht in ihrer Bewegung. Lediglich Haare, Bart, Finger-, sowie Fußnägel wachsen nach.
Dr. Gorring blendete die nächste Folie ein.
„Hier, Horst Rosental, Savanas Lektor.“
Wieder das Vorher-Nachher-Bild. Auch er hatte den selben geistlosen Blick im Gesicht, wie seine beiden Vorgänger.
„Auf dieser Folie ist René Heller zu sehen und das hier“, er blendete eine weitere Folie ein „ist Dr. Rupert von Retaerath, das letzte Opfer dieser schrecklichen Misere.“
Wieder der Blick in die Menge. Vermutlich eine Angewohnheit, die alle Dozenten teilten.
„Er hatte die Untersuchungen Herrn Hellers fortgesetzt. Mit den Jahren kommt die Weisheit, heißt es. Und diese hatte Dr. Retaerath ganz gewiss. Doch seine jugendliche Neugierde, die er sich, so sagte er stets, über all die Jahrzehnte bewahren hat können und die für unseren Berufszweig von unverzichtbarer Bedeutung ist, hatte diese schließlich übertrumpft. Kurz, auch er hatte der Versuchung nachgegeben und das Buch gelesen.
Und auf seine Studien konnten wir aufbauen.
Wir haben die 137 Seiten des Buches in zehn-Seiten-Abständen gelesen. Ich und 13 weitere Kollegen haben jeweils zehn Seiten gelesen und eine Zusammenfassung über das Gelesene verfasst, sodass wir den Inhalt sinngemäß wiedergeben konnten. Wie das Genre schon besagt, handelt es sich um eine Geschichte für Kinder, die man nach meinen Ansichten, sowie der meiner Kollegen, nicht unbedingt als eine Meisterleistung bezeichnen kann. Im Grunde geht es um ein Mädchen, dass sich ihren Tagträumen hingibt. Sie malt sich die buntesten und aberwitzigsten Dinge aus und schließlich wird ihre Fantasie immer realer. Über das Ende der Geschichte können wir nur Vermutungen anstellen. Doch über eines sind wir uns sicher:“
Jetzt würde er den Knüller auspacken, jetzt würde er die Schatztruhe öffnen und ihnen den Inhalt zeigen. Seine drei Gäste waren unerwartet ruhig gewesen. Kein einziges Mal hatten sie ihn unterbrochen. Keine einzige Frage gestellt. Nicht einmal eine Regung hatten sie gezeigt. In seinem Redefluss war Dr. Gorring dies gar nicht aufgefallen und er hatte sich ein wenig beruhigen können, doch jetzt im Nachhinein kam ihm das ein wenig seltsam vor.
Konzentrier dich, sagte er zu sich selbst, du siehst Dinge wo keine sind. Jetzt geh ans Eingemachte und bring es endlich hinter dich.
„Orland C. Savana, hat in seinem Manuskript unterschwellige Kodewörter benutzt, die unbewusst wahrgenommen und umgesetzt werden. Wir glauben nicht, dass er dies absichtlich getan hat, denn dazu hatte er auch nicht das Wissen, sowie das Talent. Viel eher glauben wir, dass es ein ungeheurer Zufall war. Eine Chance von eins zu einer Billion und dieses eine hat gerade bei ihm eingeschlagen.“
Ein kurzer Blick in die Runde. Wieder keine Regung. Aber diesmal hatte Dr. Gorring damit gerechnet. Sie wirken freundlich, aufgeschlossen, ruhig und gelassen, aber etwas war an ihnen. Etwas, das er noch nicht in Worte fassen konnte. Wieso musste gerade er den Vortrag halten? Seinen Kollegen wären diese leisen Andeutungen bestimmt entgangen und damit wären ihnen wohl allen gedient.
„Ich habe Nachforschungen angestellt. Manipulation anderer Menschen mittels unterschwelligen Botschaften ist heute keine Seltenheit mehr. Man betrachte nur die Werbung, vor allem die Schleichwerbungen, die in Filmen unbewusst wahrgenommen werden soll. Es gilt das selbe Prinzip: Worte, oder Bilder, die sich möglichst im Gehirn verankern sollen, um eine unbewusste Veränderung des Betroffenen hervorzurufen, sodass dieser glaubt es wäre sein eigener Entschluss und in weiterer Folge das Produkt kauft. Hier ein Beispiel: In einem Kino-Film wird alle paar Minuten, für den Bruchteil einer Sekunde das Bild eines Burgers eingeblendet. Das Abbild ist viel zu kurz zu sehen, sodass es im Gehirn nicht ordnungsgemäß verarbeitet wird, um bewusst wahrgenommen zu werden. Im Unterbewussten allerdings ist es vorhanden. Und raten sie einmal, auf was die Besucher des Filmes spontan Appetit bekommen?“
War er denn verrückt geworden? Wieso stellte er den dreien eine Frage. Dr. Gorring spürte wie sein Herz abermals zu rasen begann.
„Auf einen Burger natürlich.“, sagte derjenige in der Mitte wie, ein braver Student.
Dr. Gorring war sprachlos. Mit einer Antwort hatte er von den drei Statuen nicht gerechnet.
„Natürlich.“, wiederholte er. „Ja, ähm..., ja,... natürlich! Und bei dem Manuskript des Autors ist es ähnlich. Das Prinzip ist das gleiche, die Methode eine andere. Aber hier müssen wir viel tiefer in die Materie eintauchen. Beispielsweise, wenn sich das Wort „Kaffee“ lesen, werden sie, aufgrund ihrer neuronalen Vernetzungen, sofort ein Bild vor Augen haben. Vermutlich riechen sie ihn, oder schmecken ihn auf ihrer Zunge. Vielleicht hören sie aber auch wie ihre Kaffeemaschine ihnen gerade eine Tasse zubereitet. Vor allem aber, ist hier das Gefühl entscheidend! Was fühlen sie, wenn sie das Wort Kaffee lesen? Für manche ist es Freude auf das Getränk, andere verbinden damit wiederum Ekel. Was fühlen sie wenn sie das Wort „Gelächter“ lesen? Das Wort „Strafe“, „Angst“, „Liebe“?“
Dr. Gorring dachte nach? Konnte er diese eigenartigen Gestalten des NASTAK mit solchen Argumenten überzeugen? Er versuchte einen neuen Ansatz.
„Es ist allgemein bekannt, dass Bücher Menschen verändern. Wer einen Horror-Roman zu Ende gelesen hat, wird womöglich die Nacht mit Alpträumen verbringen. Wer einen Liebes-Roman zu Ende gelesen hat, mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen und wer ein Drama gelesen hat, wird vermutlich Tränen in den Augen haben. Bücher bestehen aus Wörter und in den verschiedenen Genre herrscht eine bestimmte Terminologie, die wiederum spezifische Wörter beinhalten, welche ebendiese Gefühle verursachen. Und diese Gefühle wiederum verändern unser Denken. Für gewöhnlich hat dies nur eine geringe Wirkung. Orland C. Savana allerdings hat es durch puren Zufall geschafft die Wörter so anzuordnen, dass sie das Gehirn gewissermaßen kurzschließen. Diese Worte hat er in einer Schleife angeordnet, sodass sie sich systematisch immer wieder wiederholen. Zu seinem eigenen Unglück hat er vermutlich seine eigene Geschichte nochmals überflogen und sich selbst - nun ja ,kurzgeschlossen‘.“
So, Dr. Gorring hatte ihnen alles erzählt, was nun? Was würden die drei Unbekannten des NASTAK nun tun?

Prolog - zweiter Teil



Die Organisation, die sich einst NASTAK genannt hatte, existierte nicht mehr. Was früher NASTAK war, ist heute DEUS II! Der Namenwechsel ist ein übliches Vorgehen der Organisation. Jede Woche ein neuer Name, eine neue Identität, neue Visitenkarten für die Mitarbeiter und jeder erhält eine neue Nummer.
Man könnte die Organisation mit einem Phönix vergleichen. Ein Fabelwesen, das aus seiner eigenen Asche wieder geboren wird. Ein niemals endender Kreis.
DEUS II ist ein Phantom. Geheimhaltung auf höchster Stufe. Im Scherze könnte man meinen: Die Geheimgesellschaft ist so geheim, sie kennt sich nicht einmal selbst. Und das im wahrsten Sinne der Redewendung. Aufgrund einer komplexen Firmenpolitik, ist es jedem Mitarbeiter nur gestattet, eine Gewisse Anzahl an Kollegen zu kennen. Sollte ein Maulwurf, oder ein anderes schwarzes Schaf, DEUS II schaden zufügen wollen, so könnte dieses nur einen geringen Teil der Organisation beschädigen. Und dies nur für kurze Zeit, höchsten für eine Woche, denn dann würde DEUS II wieder aus seiner Asche geboren werden und wieder einen anderen Namen tragen. Die Mitarbeiter bekämen neue Identitäten und alles beginnt von Neuem. Auch das hierarchische System ist vollkommen auf den Kopf gestellt. Was hier vorherrscht, konnte man als eine „Kreis-Hierarchie“ bezeichnen. So gesehen, hat jeder Mitarbeiter, ebenso viele Vorgesetzte wie Untergebene. Und so konnte es vorkommen, dass der Untergebene deines Untergebenen, der Vorgesetzte deines Vorgesetzten ist.
Man könnte dies als das Ordnungssystem eines Verrückten, oder als einen ausgeklügelten Masterplan bezeichnen. In jedem Fall aber, funktioniert es. Selbstverständlich kennt man sich hier nur in den seltensten Fällen persönlich. Jeder kennt den jeweils anderen nur durch seiner Nummer, die wiederum jede Woche neu generiert wird. DEUS II ist nach innen und außen vollkommen unsichtbar und geschützt, wie ein hermetischer Käfig. Denn, wer nicht existiert, der kann nicht angegriffen werden.
Die Zeiten haben sich enorm geändert. KGB, FBI, CIA, Secret Service,... - Geheime Organisationen sind in aller Munde. Doch wie geheim kann eine geheime Organisation sein, die jeder kennt? Schuld tragen hier die Medien, vor allem aber das Internet. Die Informationen sammeln sich und schon hat jeder alles was er wissen möchte. DEUS II kann dies nicht passieren, denn schon in sieben Tagen wird es nicht mehr existieren. Ein neuer Phönix wird aus der Asche geboren werde, und auch die Mitarbeiter werden andere Menschen seine. Zumindest erhalten sie eine neue Identität. Wie sollte man diese finden? Wie Informationen zusammentragen, wenn diese in kürzester Zeit wertlos werden?
Man kann sich vorstellen, dass es ein ungeheurer Aufwand ist, sich stets das neue Wissen einzuprägen, aber in DEUS II arbeiten ausschließlich die klügsten Köpfe und die wöchentlichen Änderungen sind so schnell zur Normalität geworden, wie das Lesen der Morgenzeitung.
Doch aus einer solch strengen Geheimhaltung kristallisieren sich Fragen: Wer ist der Drahtzieher hinter der Organisation? Wer sind die Menschen hinter den Nummern? Was passiert wenn man gegen eine Regel verstößt? Was muss man tun, wenn ich aussteigen will? Was ist das Ziel von DEUS II?
Solche Fragen gehören ins Fach: „Fragen die nicht gestellt werden.“ Es sind Fragen auf die jeder Mitarbeiter sich einbilden konnte was er wollte. Nur Nachforschungen sollte er nicht anstellen. Die interne Überwachung ist dermaßen streng, sodass der geringste Versuch schon Verdacht schöpft. Und was dann passiert weiß ebenfalls keiner. Grundsätzlich ist es immer besser die Strafe nicht zu kennen, als die Strafe zu kennen und sich auszumalen, wie man mit den Konsequenzen umgehen könne. Unwissenheit ist die Kraft, welche die Mitarbeiter an DEUS II bindet.
DEUS II ist wahrlich eine Organisation, die keiner zweiten gleicht. Und eine solch besondere Organisation braucht auch besondere Mitarbeiter. Einer von ihnen ist SFN056, früher auch als Jack bekannt. Er ist die Sorte Mensch, die man für gewöhnlich hinter den Gittern einer geschlossenen Anstalt sehen möchte. Neben ihm würde man selbst einen Soziopath noch als selbstlos und mitfühlend betrachten.
In StarTrek wurde der Halb-Vulkanier Spock stets als ein Wesen ohne Gefühle beschrieben, doch ist ein gefühlloses Wesen, schlichtweg unmöglich. Gefühle generieren den Fokus auf welchen wir unser Interesse bündeln. Wer jedoch keine Gefühle hat, hätte diesen nicht. Weder den Fokus, noch irgendeine Art von Interesse. Wir hätte somit keinen Grund morgens aus dem Bett zu steigen, selbst wenn wir auf die Toilette müsste. Nahrungsaufnahme wäre bedeutungslos, denn welche Bedeutung hätte schon der Tod, wenn man ihm keine zuschreibt?
Doch suchte man nach dem Ideal, welches einen gefühllosen Menschen am nächsten kommt, so wäre man bei Jack, oder wie er diese Woche heißt, SFN056, am richtigen Mann.
Momentan sitzt der ehemalige Jack hinter einer verspiegelten Glaswand, sodass er sein Spiegelbild sieht, jedoch nicht diejenigen welche dahinter sitzen und ihn beobachten. Vor ihm befand sich ein Tisch, auf dem sich ein Stapel Papier befindet. 137 Seiten, um genau zu sein. Er wusste was er zu tun hatte - lesen. Man hatte ihm einige Informationen über die Gefahr mitgeteilt, die der vor ihm liegende Stoff mit sich bringt. Natürlich hatte man ihm nicht alles erzählt. Niemand weiß je alles. Doch immerhin wusste er so viel, dass das Manuskript ihn möglicherweise dauerhaft außer Gefecht setzen könnte. Man hatte ihm erklärt, dass Gefühle hierbei eine wichtige Rolle spielen sollen. Wörter lösen Gefühle aus und diese wiederum bewirken die Veränderung. SFN056 allerdings betrachtete sich selbst allerdings als ein durch und durch rationales Wesen. Gefühle, waren für ihn schlichtweg Unvernünftig und Dumm. Es ist die Fehlerquelle des logischen Denkens. Somit hatte er sich Jahrzehnte damit beschäftigt, sich dieser zu entledigen. Seit einigen Jahren betrachtete er sich als ein Wesen, welches befreit ist, von der Unvernunft der Gefühle.
Was er über das Vorhaben und die für ihn damit verbundene Gefahr dachte war bedeutungslos. Das einzige was zählte, war: Was bedeutete dieses Vorhaben für die Organisation?
Ein Werkzeug, das so mächtig war, Menschen schlagartig außer Gefecht zu setzen, war gleichzusetzen mit dem Zepter der Macht. Jedem Feind der Organisation könnte man ein Exemplar schicken und sie somit außer gefacht setzen. Tod durch die Post. Geschrieben auf Papier, würde es jede Sicherheitsschranke durchdringen. Kriege konnten gewonnen werden indem man seinen Feinden Lesestoff überreicht. Der schlimmste Feind wäre nicht mehr die Feuerwaffe, sondern die Druckerpresse.
Ist nur noch das Ausmaß der Erfolgsquote zu überprüfen. SFN056 würde bestimmt nicht zu den Opfern gehören, dafür hatte er nicht die nötigen Vorraussetzungen. Aber wo würde sich die Grenze bilden? Für die Organisation wäre es das beste, er würde in eine katatonische Starre verfallen, für ihn allerdings... Was zählt schon was das Beste für ihn ist? Wichtig ist, was für die Organisation zählt.
Er begann zu lesen. Eine Seite nach der anderen. Eine Kindergeschichte, nichts besonders. Nicht sein Geschmack und auch nicht sonderlich gut geschrieben, aber in einer Stunde würde er es hinter sich gebracht haben.
Seite 16 - Langsam nahm die Geschichte Handlung an.
Seite 65 - Zäher Stoff. Und so etwas gefällt Kindern?
Seite 98 - SFN056 würde wohl nicht zu den Menschen gehören, die in eine katatonische Starre verfallen.
Dann geschah etwas eigenartiges. Er hatte Seite 98 schon fast zu Ende gelesen und wollte zum Seitenrand greifen um umzublättern, aber seine Arme waren wie taub, blutlos und als ob sie nicht mehr zu seinem Körper gehörten. Dann erreichten seine Augen die letzten Worte der Seite und da blieben sie auch.

Abschließende Worte



Tut mir leid Leute, vermutlich werde ich nicht weiterschreiben. In meinem Hirn sind zu viele Ideen und auf meiner Uhr ist zu wenig Zeit, sie alle aufzuschreiben. Deshalb werde ich einfach von überall den Prolog hochstellen (sodass ich die Geschichte nicht vergesse). Vielleicht noch ein, zwei Kapitel, mal sehen. Sollte euch das Zeug, dass ich zu Papier (Papier?) bringe gefallen, lasst es mich wissen. Wenn es Nachfrage gibt, schreibe ich natürlich weiter.

Weiterhin noch viel Spass beim Lesen wünscht,
Orland

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 02.11.2012

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /