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Prolog



„Ach komm schon, schauen wir rein.“
Violette grummelte. „Das ist nur Humbug.“, sagte sie gespielt genervt „Solche Leute reden dir das Blaue vom Himmel, solange du ihnen genug Geld auf den Tisch legst.“
„Sei nicht so engstirnig. Vielleicht verrät uns...“, Nicolas schaute auf das über dem Türrahmen angebrachte Schild „...Madam Mirakula wann wir heiraten.“
„30. Februar.“, antwortete Violette trocken.
„Oh, da müsste der Februar ein paar Überstunden einlegen.“, er wandte seinen Blick wieder in Richtung des orientalisch eingerichteten Eingangs, zu der Stube der Wahrsagerin.
„Das ist weggeworfenes Geld.“, kam ihm Violette zuvor.
„Ich bin Student, ich kann‘s mir leisten.“
„Ein abergläubischer Psychologie-Student.“
„Ein weltoffener Psychologie-Student.“, verbesserte er sie.
Violette verschränkte die Arme, ihr fiel keine spitzfindige Antwort darauf ein. Nicolas nahm dies mit einem strahlenden Lächeln hin. Diesmal hatte er sie mit Wort und Rede übertrumpft, doch normalerweise gewann sie die verbalen Schlachten die zwischen ihnen stattfanden. Auch ein blindes Huhn findet einmal ein Korn - soll er sich doch freuen.
Nicolas hatte sich umgedreht und den Vorhang, der anstelle einer Türe am Türrahmen angebracht war, zur Seite geschoben. Sofort erschlug sie eine Duftwolke aus verschiedenen Gerüchen von Räucherstäbchen, welche aus dem Inneren drang. Es war die reinste Folter für die Nase, wie es eine Folter für die Ohren wäre, spielte man verschiedene Musik-Genres simultan ab, um sich an allen Liedern gleichzeitig erfreuen zu können.
Violette konnte nicht von sich behaupten, dass sie diese Gerüche hasste, jedoch konnte sie auch nicht sagen, dass sie diese liebte. Manchmal mochte sie diese und zündete sich ein Stäbchen an und dann hatte sie für die nächsten Monate wieder genug davon. Zudem hatte ihre Wohnung die Angewohnheit den Geruch einzufangen und ihn Wochenlang zu speichern, sodass diese stets nach einer orientalischen Spelunke roch. Doch wer sich auch immer hinter dem Namen „Madam Mirakula“ verbarg, hatte den Gebrauch von Räucherstäbchen falsch verstanden. Diese dürfte ihre Stube wohl damit beheizen - und das im Sommer! Der Geruch schloss sich wie eine eiserne Hand um ihre Kehle und ließen ihre Gedanken wirr umherschweifen. Zudem war die Duftwolke mit dem Rauch von Zigaretten geschwängert. Einem Raucher wäre dies wohl entgangen, doch einem Menschen, dessen Riechorgan noch vollkommen intakt war, erkannt dies sofort.
Nicholas hatte sich nichts anmerken lassen. Er ging geradewegs ins Unbekannte und ließ sich von dem Gestank nicht hindern - dicht hinter ihm, Violette. Im Inneren der Stube war der Gestank noch erdrückender. Violette hatte einmal gelesen, dass zur Weinernte viele Winzer an den Gärgasen des Weines starben, da dieser den Sauerstoff verdang und den Menschen die Luft zu atmen nahm. Wenn sie Madam Miracula also tot auffinden würden, so hatten sie eine möglichenErklärung parat. Des weiteren war die Luft so trübe von Rauch, als dass man diese mit einem Messer hätte schneiden können.
„Hallo.“, sprach Nicholas die Dame am Tisch an, um auf sich aufmerksam zu machen.
Das Innere ihrer Behausung war genauso eingerichtet, wie man es aus dem Fernsehen kannte. Alles entsprach dem Klischee. Schwaches Licht, das von dem Flackern etlicher Kerzen herrührte. Traumfänger und gestickte Wandteppiche an den Wänden. In beiden Ecken ein Regal, überfüllt mir irgendwelchen Fläschchen, Steinen, Kristallen und anderen kurios aussehenden Gegenständen. Darunter auch eine Flöte, ein Kartensett, und ein reichlich verzierter, goldener Handspiegel. Im hinteren Bereich befand sich eine Art Bett, das aus aufgehäuften Teppichen zu bestehen schien. Am Beistelltisch Knochen und Zähne. Natürlich der dazu passende Schädel irgendeines unbekannten Tieres und hier und da ein paar Schatullen. Was sich in diesen befand wollte Violett erst gar nicht wissen. Und da waren auch die unheilbringenden Räucherstäbchen. Erstaunlich was in einem solch kleinen Raum alles hineinpasste.
Auf dem Tischchen in der Mitte des Raumes (auf dem sich selbstverständlich eine Kristallkugel befand) saß die bereits am Eingang erwähnte Madam Miracula. Auch ihr Aussehen passte vollkommen in das Klischee. Ein Kopftuch, riesige goldene Ohrringe und etliche Ketten um dem Hals, an denen die ungewöhnlichsten Anhänger hingen. War das eine Knochenkette? - Eine, wie man sie sich bei Voodoo-Priestern vorstellte? Und das? Eine Federkette? - Wie aus den alten Indianer-Filmen? Dann noch eine Steinkette und etliche andere Ketten an denen andere „Dinger“ hangen. Madam Miracula musste ungeheure Nackenschmerzen haben, wenn sie all das Zeug um den Hals trägt. Selbstverständlich trug sie auch das ins Klischee passende Kleid - Das Kleid einer Zigeunerin.
Das einzige was nicht in das Klischee passte, war die Zeitung, aus der sie gerade hochblickte und die Kippe in ihrem Mund, die sie gerade im Aschenbecher, hinter der Kristallkugel, ausdämpfte. Wie hatte sie in diesem dämmrigen Licht überhaupt lesen können? - Sie muss wohl Röntgenaugen haben. Und wieso las sie überhaupt Zeitung? - Konnten Wahrsager nicht in die Zukunft sehen?
„Na, was kann ich für euch zwei Hübschen tun?“, fragte sie mit ihrer rauchigen Stimme.
„Der weniger Hübsche möchte sich gerne die Zukunft prophezeien lassen.“, sagte Nicholas lächelnd.
„Soso.“, sagte Madam Miracula krächzend und räumte ihre Zeitung, sowie den Aschenbecher beiseite. „Dann setz dich doch. Wie heißt du denn mein junger Freund?“
„Nicholas.“, sagte dieser und setzte sich.
„Nicholas.“, wiederholte die Wahrsagerin „Reich mir bitte deine Hände.“
Bereitwillig gehorchte Violettes Freund. Sie selbst war skeptisch und ohne dass sie es gemerkt hatte, hatte sie ihre Arme verschränkt und sah den beiden kopfschüttelnd zu.
„Zuvor muss ich mir jedoch deine Aura ansehen, um auch korrekte Vorhersagen treffen zu können. Schließe deine Augen, atme ruhig und versuche an nichts zu denken. Verhalte dich als wollest du schlafen.“
„Was für ein Blödsinn.“, dachte sich Violette. „Von wegen ,weltoffener Psychologe‘...“
Nicholas hingegen befolgte alle Anweisungen Madam Miraculas. Auch sie schloss nun die Augen und Händchen haltend saßen sie am Tisch, in ihrer Mitte die Kristallkugel. Sofort begann diese zu leuchten. Violette hätte am liebsten aufgelacht. Genauso wie in den Filmen, und für solchen Stuss wollte ihr Freund auch noch zahlen. Ein angehender Psychologe! Seine zukünftigen Klienten werden hoch erfreut sein. Trotz all dem musste Violette der Wahrsagerin ihren Respekt zollen. Sie hatte nicht bemerkt wie diese die Lampe in der Kugel angeknipst hatte. Mit ihren Händen hatte sie es nicht tun können, da sie mit ihrem Freund gerade mit Händchen-halten beschäftigt war. Violette schlussfolgerte, dass irgendwo am Boden einen Schalter war, den sie mit ihrem Fuß betätigen konnte und der über ein Kabel mit der Lampe in der Kristallkugel verbunden war. Die Kugel fing nun immer heller und heller zu leuchten an. Sie leuchtete die gesamte Stube aus. Anscheinend hatte sie auch einen Dimmer, mit dem sie die Lichtstärke verändern konnte.
Die Wahrsagerin runzelte die Stirn und dann, runzelte sie die Stirn noch mehr, sodass dieser Teil ihres Gesichtes nur noch aus Falten bestand. Gute Schauspielerin, sogar den Zuschauern bot sie eine Show. Dann öffnete sie die Augen und riss ruckartig die Hände zurück.
Violette und Nicolas waren verwirrt von ihrem plötzlichen Verhalten. Nun, Violette war verwirrt, ob Nicholas es war wusste sie nicht, sie sah ihn nur von hinten. Die Wahrsagerin hatte reagiert, als wäre sie von einer Schlange gebissen worden. Ein solches Verhalten passte eher in die Horror-Film-Kategorie. Jetzt würde sicher eine unheilvolle Botschaft kommen. Irgendetwas wie: „Du wirst in sieben Tagen sterben.“, oder „Du wirst dir schon bald wünschen tot zu sein.“, und für einen solchen Blödsinn musste man auch noch bezahlen.
Und Nicholas (dieser Idiot) biss voll auf den Köder.
„Was haben sie gesehen?“, fragte er.
Er wirkte weder ängstlich, noch übertrieben fasziniert, es war eher eine freundliche Neugierde, die aus ihm sprach.
„Nichts.“, antwortete sie ihm mit ihrer rauchigen Stimme.
„Nichts?“, fragte Nicholas nach.
„Noch nichts.“, beschwichtigte ihm die Alte „Wie gesagt, zuerst muss ich mir deine Aura ansehen.“, sie kaute auf ihrer Unterlippe und überlegte „Leg deine Hände einmal auf die Kugel.“
Zögerlich tat Nicholas wie ihm geheißen. Das war Violette neu. In Filmen, wurden diese Kristallkugeln von ihren Besitzern doch immer wie ein Heiligtum behandelt und niemand anders, als der Besitzer höchst selbst, durfte diesen sagenumwobenen Gegenstand berühren. Es war eine Art ungeschriebenes Gesetz, dass selbst die edelsten Herrscher innegehabt hatten. Als ob sich darin dämonische Kräfte befänden, die niemand anders als die Zigeunerfrauen beherrschen konnten.
Das war natürlich vollkommener Quatsch. Vermutlich konnte man sich eine solche Kugel für 10¤ in irgendeinem Zaubertrick-, oder Hexenladen kaufen. Teuer und edel sah sie zumindest nicht aus, eher alt und billig.
„Und jetzt?“, fragte Nicolas.
Violette schüttelte verständnislos den Kopf. Wenn sie Schauspielerei hätte haben wollen, hätten sie auch ins Theater gehen können. Da hätten sie sicherlich mehr zum lachen gehabt.
„Das selbe wie vorhin. Schließe deine Augen, atme ruhig und versuche an nichts zu denken. Verhalte dich als wollest du schlafen.“
Nicholas tat abermals wie geheißen und sofort fing die Kugel wieder an zu leuchten. Ruckartig wurde sie immer heller. Viel heller als zuvor.
„Spinnst du.“, schrie Wahrsagerin auf und riss Nicholas Hände weg.
Violette trat ein paar Schritte zu den beiden. Die Alte ging ihr auf den Wecker. Sie befand, dass sie zu weit ging. Aber was sollte sie tun? Violette biss die Zähne zusammen und wartete. Darauf, dass Nicholas genug von ihrem Verhalten hatte und gehen wollte.
„Willst du sie kaputt machen?“, hackte Madam Miracula nach.
„Ich habe doch nur das getan, worum sie mich gebeten haben.“, entschuldigte er sich. Obwohl die Entschuldigung eher wie eine berichtigende Bemerkung klang.
„Ja, tut mir leid, ich wollte nur...“, mitten im Satz hakte sie ab und schien wie gebannt auf eine innere Stimme zu horchen. Ihre Augen bewegten sich ruckartig und sie rieb ihre Hände. Irgendetwas schien ihre Aufmerksamkeit zutiefst erregen zu haben. Und dieses ,Irgendwas‘ war Nicolas, und das wiederum gefiel Violette ganz und gar nicht. Wenn das alles nur ein dummes Spiel war, dann gefiel ihr das ganz und gar nicht. Durch den rauchigen Rum hindurch versuchte Violette Nicolas einen auffordernden Blick zuzuwerfen um ihn zu beteuern, dass sie die verrückte Alte endlich hinter sich lassen sollen. Aber Nicholas‘ Aufmerksamkeit war eben auf diese gerichtet. Anscheinend bereitetet das skurrile Verhalten der Alten ihm Interesse, was Violette Unbehagen bereitet. Violette vermutete, dass in ihm der Geist eines werdenden Psychologen wach wurde. Was war der Hintergrund ihres Verhaltens?
„Nun, Nicolas,“, sagte die Alte und man konnte ihr ansehen, dass sie ihr überschwängliches Interesse an Violettes Freund unter Kontrolle zu halten versuchte. „Ich würde in deinem speziellen Fall eher die Variante der Hypnose vorziehen.“
Nun neigte Nicolas erstmals wieder seinen Kopf in Violettes Richtung und sie nutzte die Gelegenheit ihm mit Blicken klar zu machen, was sie von dieser Idee hielt. Es war eben jener Blick, von dem man sagte, dass nur Frauen ihn beherrschen. Ein Blick, der töten konnte.
„Selbstverständlich ohne zusätzliche Kosten.“, versuchte die Verrückte ihm zu beschwichtigen.
Zweifelsohne war ihm ihr Blick nicht entgangen. Bei jedem ,normalen‘ Mann hätte Violette dies in Erwägung gezogen. Nicht jedoch bei Nicholas. Nicholas war eine Eigenheit ganz für sich. Und mittlerweile kannte sie ihn so gut, dass sie sich sicher sein konnte, dass er genau wusste wie sie zu der Sache stand. Allerdings gehörte Nicholas zu der Sorte Mensch, den man nicht in Schubladen stecken konnte. Oft handelte er nicht nachvollziehbar, fand Lösungen wo eigentlich keine waren und überraschte sie mit den eigenartigsten Argumenten. So auch nun: Obwohl er gewöhnlich auf Violettes Wünsche einging, handelte er in dieser Situation gegenteilig.
„Nun, ein Versuch schadet nicht.“, sagte er freundlich.
Violette schien es, als falle Madam Mirakula ein ganzes Bergwerk vom Herzen. Oder war es nur das, was sie sehen wollte?
„Wenn sie es sich hier bitte gemütlich machen wollen.“, sagte sie mit ihrer rauchigen Stimme und zeigte auf den aufgeschaufelten Haufen bestehend aus Teppichen.
Nicholas tat abermals gehorsam den Willen dieser skurrilen Person und Violette rückte ein Stück näher zu ihm. Ein Stück näher in die Höhle des Löwen.
„Machen sie es sich gemütlich, entspannen sie sich, genauso wie zuvor.“
Sie kramte am beistehenden Regal, auf den die verschiedensten Tiegel und Fläschchen standen, alle in den buntesten Farben und verschiedensten Formen, gefüllt mit den seltsamsten Flüssigkeiten. Sie zog ein bestimmtes an sich, entkorkte es, roch daran, verschloss es wieder und stellte es zurück. Schließlich stand sie auf, um ihre Fläschchen genauer zu untersuchen, bis sie ein vollkommen gleichaussehendes gefunden hatte. Wieder schnupperte sie daran. Diesmal allerdings war die Reaktion anders. Ihr Kopf neigte sich leicht zurück und sie schien zu schwanken. Dann war es, als schüttelte sie den Schlaf von ihr ab.
Nicholas und ich betrachteten das uns dargebotene Schauspiel mit fragwürdigem Interesse.
„Nicholas, sich haben nicht zufälligerweise schon einmal meditiert.“
Violette musste innerlich auflachen. Meditieren? Manchmal hatte sie das Gefühl, Nicholas tat nichts anderes.
„Doch.“, erwiderte er „Jeden Tag zweimal, für jeweils zwanzig Minuten.“
„Wirklich?“, fragte Madam Miracula erstaunt nach, und verkorkte das Fläschchen daraufhin.
„Wirklich.“, bestätigte Nicholas ihre Frage.
Die Hand der Wahrsagerin, mit dem ominösen Fläschchen haltend, war bereits wieder im Begriff ebendieses auf seinem angestammten Platz abzustellen, bis sie schließlich Inne hielt und es wieder zu sich zog. Für den Bruchteil einer Sekunde verfiel sie in nachdenkliches Schweigen. Sie betrachtete das Fläschchen abermals, entkorkte es zum zweiten mal und richtete ihre Worte an meinen Freund.
„Das hier ist eine Flüssigkeit, deren Geruch sie in eine leichte Trance führen wird. Keine Sorge, die Trance ist nur kurzzeitig und ich schwöre bei meinem Namen, dass es sich um nichts Schädliches handelt.“, sie hielt ihm das Fläschchen vors Gesicht.
Irgend ein innerer Drang in Violette wollte, dass sie ihr das ominöse Fläschchen aus den Händen schlug. Sie konnte sich allerdings beherrschen und versuchte anstelle dessen Nicholas mit flehenden Blicken davon abzuraten. Doch wenn er diese wahrgenommen hatte, versuchte er sie zu ignorieren. Nicholas war von Natur aus ein neugieriger Mensch, aber das war keine Neugierde mehr. Das war nur noch dumm. Vertrauensselig und dumm.
Nicholas atmete einen kräftigen Zug der Substanz ein. Dann verschwamm sein Blick, auch sein Kopf schwankte und mühevoll sackte er auf das provisorische Bett zurück.
„Was war das?“, fragte Violette die Alte mehr als nur schroff. Was für eine dumme Frage, sie hatte es zuvor erklärt.
Seelenruhig verschloss sie ihr Fläschchen und stellte es an seinen Platz zurück. Erst dann antwortete sie auf die ihr gestellte Frage.
„Wie schon gesagt. Ein Mittel das den Übergang zur Trance erleichtert. Mit anderen Worten: Nicholas ist momentan nicht wach, aber schlafen tut er auch nicht. Es ist eine Art veränderter Bewusstseinszustand. Mehr weiß ich auch nicht.“, dann richtete sie ihre Worte an den ,Schlafenden‘. „Wie lautet dein Name?“, fragte sie. Diesmal allerdings mit veränderter Stimme. Sie war nun nicht mehr so rauchig und krächzend, sondern wesentlich tiefer, bestimmender und auf eine ganz eigene Art und Weise fragend.
Für ein paar Sekunden gab es keine Antwort zu hören und dies schien der Alten ganz normal zu erscheinen. Dann antwortete eine schlaftrunkene Stimme, die unverkennbar die von Violettes Freund war.
„Nicholas Keller.“
„Hypnose ist ein stark umstrittenes Gebiet.“, erklärte Madam Miracula mehr ihr selbst, als Violette, „Viele Menschen lassen sich nicht hypnotisieren, weil sie nicht daran glauben und sich deshalb innerlich dagegen auflehnen. Dann kommt es wieder vor, dass Menschen unbedingt daran glauben wollen, aber nicht stark genug hypnotisiert sind. Diese geben dann wiederum Falschaussagen, ohne dass sie sich dessen bewusst sind. Sie sagen das, was sie gerne wahr haben wollen, oder das was andere gerne von ihnen hören wollen. Und da beide die Methode als wahr ansehen wollen, ist sie zwangsweise richtig.“ Madam Miracula seufzte „Dann auch noch diese Fernsehhypnotiseure, die das ganze Bild ins Groteske verzerren. Und nicht zu vergessen, diejenigen, die von ihrem früheren Leben zu sprechen beginnen... Keine Ahnung was ich davon halten soll. Ja, Hypnose ist ein fehleranfälliges und zweifelhaftes Gebiet. Ich glaube allerdings, dass das hier nicht der Fall ist. Wenn Nicholas wirklich in Meditation geübt ist... Außerdem hat er einen enormen Zug vom Bendadictum genommen. Und der Zeitabstand, der zwischen Frage und Antwort war... Ich denke Nicolas ist wirklich tief in sich gesunken. Vermutlich wirklich in einem veränderten Bewusstseinszustand...“, endete sie und starrte nachdenklich durch Violette hindurch.
Mit einer Belehrung in Sachen Hypnose hatte Violette nicht gerechnet. Schon gar nicht von einer Frau, die ihr Geld als Wahrsagerin verdiente. Violette wusste nicht was sie von ihr halten sollte. Sie fühlte sich wie im falschen Film.
„Woher stammt deine enorme energetische Kraft?“, richtete die Alte wieder ihre Worte an meinen Freund und wartete wieder eine Zeit.
Diesmal verzögerte sich die Antwort um einen weitaus größeren Zeitraum. Es dauerte beinahe schon eine ganze Minute bis er antwortete. Und dann... - sprach er.
„Aus meinem vorherigen Leben.“
Beide, sowohl Violette, als auch Madam Miracula, rissen Augen und Ohren auf. Was hatte die Wahrsagerin noch vor nicht einmal fünf Minuten gesagt? War so etwas wie ein Leben nach dem Tod überhaupt möglich? Spielte Nicolas ihnen etwas vor?
Zumindest eine Frage konnte Violette auf anhieb beantworten. Sie war mit Nicholas nun schon das achte Monat zusammen und noch nie hatte er sich in einer ähnlichen Situation einen solch bösartigen Scherz erlaubt. Ja, Nicholas war nicht in eine Schublade zu stecken, aber eines konnte man von ihm sagen: Solch Niederträchtiges konnte man von ihm nicht erwarten. Und sollte Nicolas von seinem vorherigen Leben sprechen, so war es auch sein vorheriges Leben!
Violette glaubte ihren eigenen Schlussfolgerungen nicht. Irgendwie wartete sie darauf, dass sich die Situation wie ein Puzzle zusammenfügen würde und sie das Bild richtig erkennen konnte, welches sie zuvor noch falsch interpretiert hatte. Vielleicht war das alles auch nur ein selten dämlicher Traum.
Madam Miracula riss Violette aus ihren Gedanken, auch sie hatte sich eine Pause für Abwägungen gegönnt, aber sie hatte schneller einen klaren Gedanken gefasst und stellte die nächste Frage.
„Wer warst du?“
„Glauben sie...“, setzte Violette an, „dass das wirklich...“, doch dann rissen ihre Worte ab. Sie hatte keine Ahnung was sie sagen wollte. Aber ihre ominöse Zeitgenossin hatte ohnehin verstanden worauf sie hinaus wollte.
„Ich weiß nicht was ich glauben soll.“, antwortete sie ihr, mit ihrer rauchigen Stimme „Aber mit einem bin ich mir sicher: Er sagt definitiv die Wahrheit.“
Noch eine kurze Pause und dann kam Nicolas Antwort.
„Ich war Furyor. Vierter Hohepriester zum Akron. Exon unter Gra‘êl-át.“
Violette traute ihren Ohren nicht. Hatte er das wirklich gesagt? Hatte Nicolas das wirklich gesagt?
„Woher stammst du?“, fragte Madam Miracula weiter.
Diesmal sagten weder sie, noch Violette ein Wort. Beide warteten sie gespannt auf die Antwort, die Nicolas ihnen geben würde. Und dann...
„Atlantis.“

Abschließende Worte



Tut mir leid Leute, vermutlich werde ich nicht weiterschreiben. In meinem Hirn sind zu viele Ideen und auf meiner Uhr ist zu wenig Zeit, sie alle aufzuschreiben. Deshalb werde ich einfach von überall den Prolog hochstellen (sodass ich die Geschichte nicht vergesse). Vielleicht noch ein, zwei Kapitel, mal sehen. Sollte euch das Zeug, dass ich zu Papier (Papier?) bringe gefallen, lasst es mich wissen. Wenn es Nachfrage gibt, schreibe ich natürlich weiter.

Weiterhin noch viel Spass beim Lesen wünscht,
Orland

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 05.10.2012

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