Cover

Prolog


Bevor du dieses Buch zu lesen beginnst, solltest du noch ein paar Dinge erfahren!
Dieses Werk ist der Versuch, ein Buch so zu gestalten, dass es so vollgestopft mit Blödsinn, Wortspielereien und Unsinnigkeiten ist, dass es ein solches eigentlich gar nicht geben sollte. Vorweg kann man sagen, dass, solltest du ein äußerst kreativer Mensch sein, dieses Werk genau das Richtige für dich ist. Bist du allerdings rational denkend, wäre es jetzt das Beste, sich anderen Dingen zu widmen.

Wie kann man sich solche Unsinnigkeiten erklären?
Nun, es gibt „ungeschriebene Regeln.“ Beispielsweise wissen die Figuren des Buches nie, dass sie Figuren eines Buches sind - das ist hier nicht so, soviel sei verraten. Weiters hat jedes Buch ein Ende - selbst wenn es eine „unendliche Geschichte“ ist. (WW)Weiters sollte der Prolog stets am Beginn des Buches stehen und der Epilog am Ende. Zusätzlich gibt es immer ein Vorwort - gut, das Vorwort wird sowieso nie gelesen, dennoch existiert es.

Um es mit einer Gleichung zu erklären:
stell dir vor, du befindest dich in einem Labyrinth und hast keine Karte zur Orientierung. Zu allem Übel ist es auch noch stockfinster und Licht hast du auch keines bei dir. Du bist der Situation hoffnungslos ausgeliefert. Aber keine Sorge, du hast mich, den Autor, ich führe dich die dunklen Pfade entlang. Allerdings muss ich gestehen, dass ich ein sehr schadenfreudiger Autor bin. Ich werde dich ein paar Mal mit voller Absicht gegen eine Wand laufen lassen und dann werde ich lachen. Aber was bleibt dir anderes übrig als mir zu vertrauen...

Übrigens, du bist du schon einmal gegen eine solche Wand gelaufen, denn das was du unter der Überschrift „Prolog“ gelesen hast, war eigentlich das Vorwort.
Der Autor lacht, das Buch beginnt...

Kapitel 1 - Los gehts


„Na toll, geht das schon wieder los...“, war eine sarkastische Stimme zu hören.
Ich schlug die Augen auf. Wo war ich? Und wer war dieses wuschelig-wollige Wesen vor mir, das gerade gesprochen hatte?
„Wie bitte?“, fragte ich nach.
„Es geht schon wieder los! Der Autor hat gerade begonnen, eine weitere seiner vollkommen verblödeten Geschichten, zu schreiben.“
„Aha.“, sagte ich monoton und hatte absolut keine Ahnung was er damit gemeint hatte. Zusätzlich machte mir Sorgen um den mentalen Zustand dieses möglicherweise geistig verwirrten Pessimisten.
„Und was hat das für uns zu bedeuten?“, fragte ich weiter.
„Keine Ahnung. Aber sicher irgendetwas mit Abenteuer und so einem Blödsinn.“
„Abenteuer? - Hört sich doch toll an.“
„Mit Abenteuer meine ich die schrecklichsten Dinge die man sich nur vorstellen kann: Tod, Leid, Verderben, Schrecken, Monster, Hexen und Wege.“
„Wege?“
„Ja, das sind diese verdammten Dinger wo man darauf geht. Auch als Straßen bekannt. Die sind echt das Letzte, und man bekommt Blasen an den Zehen.“
„Aha.“, sagte ich abermals.
„Wie heißt du eigentlich?“
„Ich?“
„Ja. Ist ja sonst keiner hier.“
„Ähm, ja, stimmt. Ähm, ich heiße... Ähm, also... Ich weiß nicht wie ich heiße.“
„Was du hast nicht einmal einen Namen?“
„Nicht unbedingt, vielleicht hab ich einen Namen und kann mich nur nicht daran erinnern.“
„Das sieht dem Autor wieder ähnlich, gibt dir nicht einmal einen Namen. So ein Quatschkopf.“
Das Gerede, dieses kleinen Wesens mit den vielen Haaren verwirrte mich vollkommen. Wer soll dieser Autor denn sein, von dem er ständig spricht?
„Wer ist dieser Autor?“, fragte ich also nach, um meine Neugierde zu stillen.
„Ach, das ist irgend so ein Blödian, der uns beide erschaffen hat. Ja, er hat sogar unsere ganze Welt erschaffen und das was wir sprechen erschafft er auch.“
Ich riss die Augen auf, und zog mit jedem Wort, das er sprach die Augenbraun ein Stückchen höher. Ich hatte Angst, dass ich sie so hoch ziehen könnte, dass sie sich in meinen Haaren verhakten und ich fortan so herumlaufen müsste.
Dieser Gedanke wollte schlichtweg nicht in meinen Schädel. Wie sollte er all dies geschafft haben? Hatte er jeden einzelnen Baum gepflanzt, jedes Haus erbaut und jeden See mit Wasser gefüllt? Und wenn ja, woher hatte er die Setzlinge für die Bäume, die Ziegeln für die Häuser und von woher bekam er das Wasser? Für eine derartige Aufgabe hätte er Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende benötigt und wenn er mit allem fertig gewesen wäre, so wären die Bäume bereits so alt, dass sie vermodert wären, die Häuser eingefallen und die Seen und Flüsse ausgetrocknet. Nein, das konnte nicht sein. Ein solches Wesen, wie einen Autor konnte es nicht geben.
„Ich glaube ja,“, setzte der Grießgram fort, „dass der Autor ein stinkender Langweiler ist, der zudem keine Freunde hat, sodass er nichts besseres zu tun hat, als diese verdammte Geschichte zu schreiben. Ja, das ist er: stinkend und langweilig!“
Man sollte vielleicht hinzufügen, dass wir unter einem Apfelbaum stehen. Und gäbe es wirklich so ein mächtiges Wesen wie den Autor, so hätte er auch zweifelsohne mitgehört, was wir beide sprechen. Möge man es nun als puren Zufall, oder als eine übernatürliche Intervention des Autors bezeichnen, in jedem Fall, löste sich ein Apfel von einem Zweig und traf die fluchende Person zielgenau am Kopf.
„Au.“, schrie er hoch. „Hast du das gesehen? Das war der Autor! Ganz sicher! Das war der Autor!“
„Das war ein Apfel.“, erwiderte ich und runzelte die Stirn.
„Ach du verstehst nicht: Der Autor hat den Apfel auf mach fallen lassen!“
„Nein. Das war der Apfelbaum.“
Er knurrte, „Und der Autor hat den Apfelbaum hierher gepflanzt, sodass er wächst, reift, Äpfel trägt, und in genau dem Moment einen fallen lässt, indem ich darunter stehe, sollte ich über ihn fluchen.“
„Ja, das klingt logisch.“, sagte ich sarkastisch.
„Ach denk doch was du willst.“, sagte er und verschränkte seine Arme vor der Brust.
Dann war kurze Zeit Stille, aber nicht für lange, da ich sie sogleich wieder durchbrach.
„Sag mal, um auf unser vorheriges Gespräch zurückzukommen. Also, das mit den Namen. Hast du einen?“
„Klar, jeder hat einen, insofern dem Autor dieses klitzekleine Detailchen nicht entgangen ist. Ich heiße Peter, Peter Miese.“
„Peter Miese?“, wiederholte ich ungläubig „Also Miese Peter?, Miesepeter?“
„Jaaa.“, antwortete er durch zusammengebissenen Zähnen und auch das letzte bisschen Lächeln auf seinen Lippen erstarb. Obwohl, ,Lächeln‘ ist der falsche Ausdruck. Es vollzog sich mehr in dieser Weise: Seine herabhängenden Mundwinkel hingen nun, noch weiter herab. Fast schon bis zum Boden.
„Unheimlich kreativ, der Autor, was?“, sprach er in zynischem Sarkasmus „Was haben wir jetzt alle gelacht. Ha-ha-ha.“
Und wie es der Zufall wollte, löste sich ein weiterer Apfel vom Baum und flog, wie es der Zufall abermals wollte, genau auf Miesepeters Kopf.
„Au!“, schrie er ein weiteres Mal. „Schon wieder? Ich hab doch gar nichts böses gesagt!“, richtete er seine Worte gegen den Himmel.
Miesepeter rieb sich die Haare „Lass uns von diesem verdammten Baum verschwinden.“
Bereitwillig folgte ich ihm.
„Und was machen wir jetzt?“
„Was weiß ich. Vermutlich müssen wir der Prophezeiung folgen.“
„Es gibt eine Prophezeiung?“, fragte ich erstaunt nach.
„Klar, es gibt immer eine Prophezeiung. Ich müsste sie hier irgendwo haben.“, Miesepeter kramte in seiner Tasche.
„Du hast die Prophezeiung in deiner Tasche?“, fragte ich jetzt noch erstaunter nach.
„Ja.“, sagte er mit einer Selbstverständlichkeit, die keinen Zweifel ließ. „Da ist sie ja.“, er holte ein Stück zerknülltes Kaugummi-Papier hervor.
„Das soll die Prophezeiung sein?“, fragte ich mehr als nur ungläubig.“
„Hast du überhaupt schon einmal eine Prophezeiung gesehen?“, fragte mich Peter.
„Nein.“, gab ich zu.
„Na also. Das hier ist eine.“, er suchte nach den richtigen Worten „Ist eine Kaugummi-Prophezeiung. Pass gut auf.“
Peter entwickelte das Kaugummi-Papier der Marke ,GummyYummy‘ und las vor:
„Sucht den Hüter.“
„Sucht den Hüter?“, fragte ich nach „Das ist alles?“
„Ja, was hast du denn erwartet?“
„Ich weiß nicht. Vielleicht eine mehrdeutige Botschaft, ein verschlüsseltes Rätsel, oder aber auch...“
„Oh, sei bloß still und bring den Autor nicht auf dumme Gedanken.“
Dieser Miesepeter war ein eigenartiges Wesen. Vollkommen besessen von der Idee, es gäbe einen Autor. Was auch immer ein Autor sein mochte. Aber ich war zumindest froh, dass ich so etwas wie einen Gefährten hatte. Einen vollkommen verrückten, pessimistischen, miesepetrigen Gefährten. Und wie heißt es so schön: Zu zweit ist man nie allein.
„Und was macht ein Hüter?“
„Na, behüten.“
„Und was behütet er?
„Keine Ahnung. Alles eben.“
„Aha.“, sagte ich und war genau so schlau wie zuvor. „Und wo finden wir ihn?“
„Keine Ahnung.“, antwortete Miesepeter.
Ich sah mich um. Es war nicht viel zu sehen: Eine endlose Wiese, ein Apfelbaum und das was Peter so sehr hasste: Ein Weg. Aber es war nicht die übliche Form eines Weges. Dieser Weg war anders. Er hatte nicht das, was einen ,normalen‘ Weg ausmachte. Denn ein normaler Weg hatte ein „Vorwärts“ und eine „Rückwärts“. Diesem Weg allerdings fehlte eines von beiden. Wir befanden uns in einer Art Sackgasse, nur dass hier weder eine Gasse war, noch ein Sack. Hier, direkt unter dem Apfelbaum, war ein „Ende“, oder ein „Anfang“. Was es allerdings war, konnten wir nicht sagen, es gab schließlich keine Schilder, die uns darauf hinwiesen. Hoffentlich war es ein „Anfang“, denn wäre es ein „Ende“, so würden wir uns immer weiter von unserem Ziel entfernen.
„Na Toll. Eine Wiese,“, zählte er auf „ein Weg, der nur in eine Richtung führt und ein einziger verdammter Apfelbaum, mehr nicht.“, sagte Miesepeter in seinem üblichen sarkastischen Tonfall. „Dafür hat der Autor ja ungewöhnlich viel Grips aufwenden müssen.“
Ruckartig verschränkte Peter seine Hände über den Kopf. Aber nichts geschah. Er verharrte eine Weile in dieser Position, aber immer noch gab es kein Anzeichen einer übernatürlichen Bestrafung.
„Wir kennen uns zwar noch nicht lange, aber das mit dem Autor... Ich glaub, das bildest du dir nur ein.“
„Es gibt ihn wirklich! Es gibt wirklich einen Autor.“
„Ja, klar und als nächstes erzählst du mir, dass du aus einem Paralleluniversum kommst, das sich Quatschklumten nennt und dass du zum Volk der Wuschel gehörst. Ach ja, und obendrein, bist du natürlich noch der letzte deiner Art.“
Miesepeter sah mich mit großen Augen an. „Aber ich gehöre wirklich zum Volk der Wuschel und ich bin wirklich der letzte meiner Art und das mit dem Paralleluniversum stimmt auch.“
Jetzt sah ich Peter mit großen Augen an. „Wie auch immer.“, tat ich seine Worte ab. „Lass uns endlich den Hüter suchen.“
„Ääähhh, gehen, pfui Spinne.“
Miesepeter war im wahrsten Sinne ein Miesepeter: nörgelnd, unzufrieden, übellaunig, lustlos, grantig und griesgrämig. Aber, und soviel konnte ich jetzt schon behaupten, ein gutmütiges und treues Wesen.
„Was bist du eigentlich für einer?“
„Ich?“
„Ja.“
„Was sollte ich für einer sein?“
„Na, was für ein Wesen bist du? Ich bin ein Wuschel und du?“
„Keine Ahnung, hab noch nicht darüber nachgedacht.“
„Hmmm.“, ächzte Peter „Vermutlich bist du ein Protagonist!“
„Ein Protagonist?“
„Ja, ein Protagonist!“
„Wie kommst du darauf?“
„Nun ja, die Hauptfiguren in den Geschichten sind meistens Protagonisten.“
„Ich bin eine Hauptfigur?“
„Jetzt tu doch nicht so blöd. Denkst du etwa ich wäre die Hauptfigur? ,Hallo Läute, ich bin die Hauptfigur des Buches. Ach ja, und ich heiße Miesepeter‘, ja, das macht sich gut...“
„Ich bin also ein Protagonist.“, sagte ich und wusste rein gar nicht was dieses Wort zu bedeuten hatte. „Und was machen Protagonisten so?“
„Was weiß ich... protagonisieren eben!“
„Aha.“, antwortete ich und war so klug wie zuvor.

Und so begann für den miesepetrigen Miesepeter und dem Protagonisten, der keinen Namen hatte, die Reise. Wohin gingen sie? - Zum Hüter. Warum gingen sie? - Aufgrund einer Kaugummiprophezeihung. Und Womit gingen sie? - Mit ihren Füßen. Einer von ihnen nörgelnd, mit verschränkten Armen und zusammengebissenen Zähnen, der andere mit ausdrucksloser, vollkommen verwirrter Miene.


Kapitel 2 - Der Palast des Königs


Mit jedem Schritt den sie taten, wurde das Wegstück vor ihnen kürzer und umso länger wurde die Strecke, die sie bereits zurückgelegt hatten. Ach Quatsch, eigentlich sind sie noch keine zwei Meter weit gekommen. Diese beiden Trödeltanten traben vor sich hin, als wären sie zwei fußkranke Enten. Bevor die in der nächsten Stadt ankommen, sterben sie eher noch an Altersschwäche. Spulen wir das ganze ein bisschen vor: Die Trödeltanten haben einen Wald erreicht.



„Ich glaub ich hab ne Blase.“, sagte Miesepeter griesgrämig.
Ich enthielt mich meiner Stimme. Hätte ich darauf auch nur irgendetwas geantwortet, so hätte Miesepeter abermals das Bedürfnis gehabt, mir zu erklären, woher seine Blase stammte. Und alles was in seinen Augen schlecht war, musste zwangsläufig vom Autor herrühren. Nein, auf ein solches Gespräch wollte ich mich kein zweites Mal einlassen.
„Daran ist nur der Autor schuld.“, sagte Miesepeter verbissen.
Ich ließ die Schultern hängen. Ging das schon wieder los.
„Hey, wie wäre es mal zur Abwechslung mit etwas Gutem.“, schrie er gegen den Himmel. „Lass ne Blasensalbe rüberwachsen.“
„Erwartest du jetzt, dass dir irgendjemand antwortet?“
„Nein, mir soll auch keiner antworten. Ich will einfach nur eine Blasensalbe.“
„Und wie willst du eine bekommen? Wir sind inmitten eines Waldes.“
„Ist mir doch egal. Soll sich der Autor etwas einfallen lassen. Es könnte ja irgendwo ein Blasensalbenbaum wachsen.“
„Ein Blasensalbenbaum?“, fragte ich nach, als hätte ich ein Kleinkind vor mir.
„Hey, ich stamme aus einem Paralleluniversum, das den Namen Quatschklumpen trägt. Mal ehrlich, da ist ein Blasensalbenbaum doch wirklich nichts Ungewöhnliches mehr.“
„So betrachtet... Ja.“
„Also hast du gehört? Ich hab eine Blase auf meinen linken großen Zeh und ich will ne Salbe dafür!“, schrie er gegen den Himmel.
„Hey!“, war eine helle Stimme zu hören.
„Hast du was gesagt?“, fragte mich Miesepeter.
„Nein, das kam von dort.“, ich zeigte in Richtung eines Busches.
In diesem Moment trat ein schmächtiges Etwas mit langen Beinen und riesigen Augen hervor.
„Hallo, ihr zwei.“, sagte es und sah uns mit seinen riesigen Augen entgegen.
„Hast du ne Blasensalbe?“, fuhr ihn Miesepeter an.
„Äh, ja.“, sagte er, vollkommen erstaunt, von dem plötzlichen Verlauf der Begrüßung.
„Hat dieser dämliche Schreiberling mir doch tatsächlich eine Blasensalbe gebracht. Ich glaub ich werd nicht mehr. Gib her!“, sagte er schroff und hielt ihm seine Hände entgegen, um seine heiß ersehnte Salbe zu empfangen.
„Aber, ich hab sie nicht hier. Ich hab sie zuhause.“
„Na was jetzt,“, schrie Miesepeter wieder gegen den Himmel „Bekomm ich jetzt eine oder nicht?“
„Das ist sicher dafür, dass du ihn als einen ,dämlichen Schreiberling‘ bezeichnet hast.“
Miesepeter verschränkte verärgert die Arme vor der Brust und grummelte.
Ich glaubte zwar nicht an diese übermächtige Wesen, das Miesepeter als den ,Autor‘ bezeichnete, aber diese Genugtuung konnte ich mir einfach nicht entgehen lassen. Und wieso sollte er auch eine Blasensalbe mit auf den Weg nehmen? Das wäre doch genauso unsinnig als nähme er ein Nudelholz oder einen Vorhang mit.
„Na, gut. Dann lass uns jetzt zu dir nach Hause gehen.“
„Ich kenn euch ja nicht einmal.“, sagte der Langbeinige mit der hellen Stimme und den großen Augen.
„Hallo, mein Name ist Peter Miese,“, sagte dieser in lustlosen Ton „und jetzt wo wir das endlich hinter uns gebracht haben, können wir endlich gehen?“
„Ähm, ja, dann können wir gehen.“, sagte der Langbeinige und setzte zögerlich einen Schritt vor den anderen, in die Richtung, aus der er gekommen war. „Ich heiße übrigens Apfelkuchen.“
Miesepeter schlug sich die Hand gegen die Stirn.
„Dieser Autor..., dieser Autor. Nennt den einfach Apfelkuchen... Wie dämlich kann man eigentlich sein? Und ich hasse Apfelkuchen...“, murmelte er vor sich hin.
Mehr konnte ich allerdings nicht verstehen, da er seine Hand übers Gesicht rutschen ließ und sie soeben seinen Mund verschloss.
„Und du heißt wirklich Peter Miese? So wie, Miesepeter?
„Ja, ich heiße Miesepeter. Unglaublich kreativ von diesem Dämlack, nicht?“, sagte er und wie es der Zufall wollte, hatte sich Miesepeter mit seinem Fuß in einer hervorstehenden Wurzel verhangen und flog geradlinig mit dem Gesicht voran auf die Erde.
„Au.“, schrie er auf.
„Hast du dir weh getan?“, fragte der Unbekannte.
„Nein, ich hab nur zum Spaß aufgeschrien.“
„Oh, dann ist‘s ja gut.“, sagte der Unbekannte erleichtert.
„Natürlich hab ich mir weh getan.“, sagte er rasend. „Wie ich diesen Autor hasse! Dass war ganz sicher er!“
„Nein,“, sagte ich im erklärenden Tonfall „dass war eine Wurzel.“
Aber Miesepeter hatte keine Zeit mir zuzuhören, da er gerade mit fluchen beschäftigt war.
Wenn ich diesen Autor in die Finger kriege, dann,... dann...“
„Was dann?“, fragten wir interessiert nach.“
„Dann...“, setzte Miesepeter abermals an und wusste allerdings immer noch nicht wie er seinen Satz vollenden sollte. „Keine Ahnung was dann passiert,“, sagte er schließlich „aber es ist bestimmt nichts Gutes!“
„Wenn es nichts Gutes ist, dann lass es doch.“
„Ich meine ,Nichts Gutes für dein Autor‘“
„Das versteh ich nicht.“
„Ist ja auch egal. Auf alle Fälle kann er sich auf etwas gefasst machen.“
„Und wie willst du zum Autor kommen?“, fragte ich nach.
Miesepeter sah mich an, wie ein Kleinkind, dem man sein Spielzeug weggenommen hatte. Doch er hatte sich schnell wieder im Griff und schüttelte eine Erklärung aus dem Ärmel.
„Nun, das alles hier,“, sagte er und machte eine überschwängliche Geste, die alles miteinschloss. „das ist ein Buch.“
Ich sah mich um und konnte nur Bäume und Sträucher sehen. Kein einziges Blatt Papier war zu sehen.
„Nein,“, berichtigte ich Miesepeter „das ist ein Wald.“
„Ja, und der Wald ist in einem Buch!“
„Der Wald ist in einem Buch?“, fragte ich, als würde ich mit jemanden sprechen der lila Elefanten auf Bäumen sitzen sieht. Dabei stelle ich mir vor wie ich ein Buch in Händen hielt, aus dem Miniaturbäumchen wuchsen.
„Ja, da hat Miesepeter...“
„Nur Peter.“ redete ihm dieser dazwischen.
„...schon recht.“
„Jetzt sag bloß, du glaubst auch an den Autor?“, fragte ich verblüfft nach.
„Weiß nicht obs ihn gibt, oder nicht. Aber von irgendwoher muss der Wald ja gekommen sein. Ich meine, er kann ja nicht einfach so aus dem Boden gewachsen sein.“
Ich setzte zu einem Wort der Widerrede an, schloss aber sogleich wieder meinen Mund. Ihm zu erklären woher die Bäume kamen, wäre ebenso erfolgreich, als versuchte man ein Schwein das Fliegen beizubringen.
„Wie heißt du eigentlich?“, fragte mich der verspielte Geselle, mit den großen Augen.
„Ich hab keinen Namen.“
„Du hast keinen Namen?“, fragte er nach, als hätte man ihm gesagt, er müsse in weniger als drei Sekunden sterben.
„Doch, ich glaub ich hab einen.“, versuchte ich ihm zu erklären.
„Oh, dann ist ja gut. Und wie lautet er?“, fragte er neugierig.
„Keine Ahnung.“, antwortete ich ehrlich
„Der ist aber komisch. Du heißt wirklich: ,Keine Ahnung‘?
„Äh, nein,... so nicht.“
„Was jetzt. Heißt du jetzt ,Keine Ahnung‘ oder ,So Nicht‘“
„Keines von Beiden.“
„Dein Name lautet ,Keines Von Beiden‘?“
Dieser Komiker brachte mich vollkommen durcheinander. Verstand er mich nicht, oder wollte er mich nicht verstehen? „Nein, ich heiße anders.“
„Du machst mich ganz fluffig. Du heißt also ,Anders‘?“
„Ja, ich heiße anders.
„Dein Name lautet: ,Anders‘“
„Ja, jetzt hast du es. Mein Name lautet anders.“
Apfelkuchen schien sichtlich erleichtert, jetzt wo das abgeklärt war.
„Und du bist ein Protagonist.“, setzte er von neuem an.
„Von woher weißt du das?“, fragte ich erstaunt nach.
„Ach, weißt du, einen Protagonisten rieche ich zwei Meilen gegen den Wind. So hab ich euch gefunden. Ich hab dich gerochen.“, sagte er und zeigte auf seine weiße Nase.
Erstaunt wie ich war rutschten meine Augenbraun ein Stück höher. Er hat mich gerochen? Das hieß nun entweder er hat meinen Duft, oder meinen Gestank aufgespürt. Manchmal, so dachte ich, ist es besser nicht zu hinterfragen.
„Und was bist du für einer?“, fragte Apfelkuchen Miesepeter. „Von einem Wesen, dass aussieht wie eine zu groß geratene Puderquaste, hab ich noch nie gehört.“
Miesepeter seufzte. Obwohl wir uns noch nicht lange kannten, so konnte ich doch schon seine Gedanken lesen: Da er sein Äußeres anscheinen als Negativ betrachtet, war dies, seiner Meinung nach, zwangsläufig die Schuld des Autors und diesen verfluchte er bestimmt gerade im Gedanken.
„Ich bin ein Wuschel.“, sagte er knapp und ging weiterhin seinen Gedanken nach.
„Nun eines muss ich euch vorher noch sagen: Als aller erstes, wenn ihr unser Dorf betretet müsst ihr vor den König treten. Er wird entscheiden ob ihr gute oder schlechte Menschen seid. Er wird entscheiden ob ihr gehen müsst oder bleiben dürft.“
„Echt jetzt?“, unterbrach ihn Miesepeter. „Ich will doch nur ne Blasensalbe. Ne stinknormale Blasensalbe!“
„So ist nun einmal der Brauch. Jeder, der das Schwert der wahren Größe an sich nehmen will, muss vorerst den König vorgeführt werden?“
„Was hat das mit einem Schwert zu tun?“, fuhr ihn Miesepeter an „Ich will nur eine stinknormale Blasensalbe! Nix Schwert, nur Blasensalbe!“
„Ich weiß schon, aber das ist bei uns nun mal so der Brauch, jeder Neuankömmling...“
„...muss den König vorgeführt werden. Ja, das hatten wir schon.“, vollendete Miesepeter.
„Genau.“
„Uns bleibt auch gar nichts erspart.“, sagte er grimmig.
„Wenn ihr schon mal da seid, könnt ihr auch gleich einmal probieren, das Schwert der wahren Größe ziehen.“
„Hast du was an den Ohren? „Wir wollen einen Blasensalbe und kein Schwert!“
„Ich hab mir nur gedacht. Weil, einem Protagonisten widerfahren ja ständig die unmöglichsten Dinge. Da ist so ein Schwert doch ein Kinderspiel, oder?“
Das brachte Miesepeter zum Nachdenken. Fein säuberlich wog er ab, wie meine Chancen wohl stehen mögen. Auch ich war nachdenklich geworden. Ich kannte das Volk, dem ich angehörte nicht und war daher umso erstaunter, dass gerade mir solch Privilegien zuteil wurden. Doch ich blieb skeptisch. Immerhin war ich wie jeder andere, warum gerade ich?
„Nun, wir können es ja mal versuchen.“, sagte Miesepeter nachgiebig und doch ein wenig neugierig.
Ich stimmte ihm zu.
„Ich bin schon gespannt was König Königin dazu sagen wird.“
„Du meinst König und

Königin.“, verbesserte ich ihn.
„Nein ich meine König Königin.“, verbesserte er mich wiederum.
„Was soll das heißen.“, fragte Miesepeter argwöhnisch nach.
„Das heißt, dass der König, Königin heißt.“
„Der König heißt Königin?“, fragte Miesepeter abermals nach. Diesmal lauter und noch argwöhnischer.
„Was ist daran so schwer zu verstehen?“
Miesepeter seufzte. „In was für einer Welt lebe ich eigentlich? Warum werde ich nur mit so viel Blödheit bestraft?“
„Ihr Wuschel seid schon komische Wesen.“, sagte Apfelkuchen vergnügt.
„Was bist du eigentlich für ein Wesen?“, fragte ich unseren neuen Freund.
„Ich bin ein Zweibeiner.“, antwortete er mir „Ich habe zwei Beine, also muss ich logischerweise ein Zweibeiner sein.“
Das war für ihn logisch, fragte ich stumm in mich hinein. Nun, er hatte auch andere Äußerliche Merkmale.
„Du hast auch zwei Hände“, entgegnete ich ihm, „also bist du logischerweise auch ein Zweihänder.“
„Apfelkuchen starrte mich mit seinen großen Augen an, als hätte ich ihm eine neue Welt, voller prächtigen Farben und Wesen gezeigt. Ein solcher Gedanke hatte sich in seinem Geist wohl bis heute noch nicht geformt.
„Vergiss nicht deine weiße Nase.“, fügte Miesepeter hinzu „Vielleicht bist du ja ein Naseweis.“
„Nach deiner roten Haut zu urteilen, gehörst du vielleicht zu den Rothäuten.“
Apfelkuchen gehörte anscheinend zu einer Wesensart, die stets gut gelaunt war und ebenso leicht zu begeistern war. Ganz im Gegensatz zu Miesepeter. Dieser hatte für eine solch ausgelassene Fröhlichkeit nur ein bedauerliches Kopfschütteln übrig.
Betrachte man wie es wolle, im Gespräch mit unserem neuen Freund verging die Zeit wie im Flug und schon nach kurzer Zeit erreichten wir das Königreich.
Doch der Begriff ,Königreich‘ hätte unpassender nicht gewählt sein können. Was hier vor uns warte, war die kleinere Ausführung eines Dorfes. Ein Dörfchen

könnte man sagen. Obwohl, selbst der Begriff Dörfchen

war noch sehr großzügig gewählt. Nennen wir es lieber ein Dörfelchen

. Aber selbstverständlich die kleinere Ausführung eines Dörfelchens.
„Acht Häuser?“, fragte Miesepeter fassungslos. „Das Königreich besteht aus acht Häusern?
Und damit war der Königspalast, eine alte Scheune, bereits mitgezählt.
„Acht Häuser und ein Brunnen.“, sagte Apfelkuchen stolz und wies auf ein Etwas inmitten des Dörfelchens hin, das genauso gut ein Heuwagen hätte sein können.
„Ach, na wenn das Königreich einen Brunnen hat,“ sagte Miesepeter sarkastisch „dann ist das natürlich etwas ganz anderes.“
Apfelkuchen führte uns noch das letzte Stück zum Königspalast

und öffnete uns schließlich die Tür. In der Scheune angekommen sahen wir einen etwas dicklicheren Zweibeiner auf den Boden sitzen. Dieser spielte mit ein paar Steinen. Man sollte nicht den riesigen Hut vergessen zu erwähnen, der aus verfaulten und längst vertrockneten Obst bestand. Erstaunlich, dass sein dünner Hals der Last des verfaulten Gewichts stand hielt. Das war also König Königin. Er sah mehr aus wie ein zu groß gewordenes Kleinkind.
„Hallo König.“, redete Apfelkuchen fröhlich darauf los. „Ich habe hier jemanden der das Schwert ziehen möchte.“
„Oh, großartig, großartig. Endlich wieder Besuch.“, sagte er fröhlich. „Apfelkuchen,“, sprach er plötzlich gespielt empört „wo bleibt dein Sinn für die Tradition? Du musst sie mir natürlich vorstellen.“
„Oh, ja klar Königin. Aber da musst dich auch auf deinen Thron setzen.“, ermahnte ihn Apfelkuchen.
„Jajaja.“, tat König Königin seine Bemerkung ab, erhob sich und wankte (vermutlich sollte es gebieterisch erscheinen) zu einem Heuhaufen, auf den er sich niederließ. „Man möge der Tradition... ähm, ich meine... Die Zeit sein nun gekommen um, das warum wir hier versammelt sind... also. Eben welches, wessen welchem wir unser Gesäß platziert haben, mag wollen, seiner Ankunft frohe Kunde, aaaäähm, ja ähm, tun. Genau, das wars.“
Neben mir war ein lautes Klatschen zu hören. Ein ähnliches Geräusch hatte ich schon zuvor vernommen, als Miesepeter seine hohle Hand gegen seine Stirn geschlagen hatte und er diese anschließende langsam und griesgrämig über sein Gesicht gezogen hatte. Und tatsächlich - selbiges geschah nun wieder.
„Wie meinen, eure Majestätigkeit?“, fragte Apfelkuchen nach.
„Ähm, ähm, ja also: Es sei von wegen des Brauches wegen, der Zeitpunkt herangerückt, also, der Zeitpunkt welcher des Brauches wegen herangerückt ist, von dem man erwarten möge dass, aahhhh. Hab ich schon den Brauch erwähnt? Also den Brauch den einhalten wir zu haben, wir die Namen jener welcher warum auch immer, das Heim unserer betreten wurde, zu welchen Grunde auch immer, ähm...“
„Meint er vielleicht, dass du uns ankündigen sollst?“, richtete ich meine Worte an Apfelkuchen.
„Ja, das meint er.“, bestätigte er mir.
Wir lauschten noch ein paar Sekunden dem Gebabbel des Königs, bis ich erneut das Wort an Apfelkuchen richtete.
„Und warum kündigst du uns nicht einfach an?“
„Der Brauch!“, antwortete er mir. „Die Tradition will, dass der König sagt, was der König zu sagen hat.“
„Was hab ich in meinem letzten Leben bloß verbrochen, dass mich der Autor mit solch Verrückten quält.“, sagte Miesepeter und setzte sich zu Boden. „Ich werd mal ein kurzes Nickerchen machen, und sollte der König in seinem Wortschatz das Wörtchen ,vorstellen‘, oder ,ankündigen‘ finden, weckt mich einfach.“
„Mach ich“, sagte ich zu meinem pessimistischen Freund.
Doch es dauerte nicht mehr lange und König Königin hatte tatsächlich alle Worte beisammen, die er brauchte, um einen halbwegs sinnvollen Satz zustande zu bringen, der zudem auch noch das aussagen konnte, was er aussagen sollte.
„So sei es, endlich und endgültig, im Zeitpunkte der Gegenwart, die Stunde geschlagen, die zum vorstellen verkündet, der Ankömmlinge, im Palaste des Königs - das bin übrigens ich - vom Vorsteller höchst selbst, welcher den Namen des Kuchens mit Äpfel trägt,... ähm ist. Oder ,hat‘ - oder war es ,sei‘“?
„,Sei‘ klingt gut.“, warf Apfelkuchen ein.
„Dann nehmen wir ,sei‘“, sagte der König stolz, nach Vollendung seiner Rede.
Kurze Stille.
„Na was ist jetzt?“, fragte Königin Apfelkuchen „Stellst du sie mir endlich vor oder nicht?“
„Oh, natürlich. Darf ich euer Majestätigkeit König Königin vorstellen: Der riesige Wattebausch, der am Boden des königlichen Palastes ein Nickerchen hält, trägt den Namen Miesepeter.“
„Ich heiße Peter!“, schreckte der Schlafende hoch, als hätte man ihm soeben mit einem Eimer kaltem Wasser wachgeschüttet. „Peter Miese, verdammt noch mal.“
„Und zu Seiten Miesepeters...“, sprach Apfelkuchen in seinem Redefluss weiter.
„Nur Peter! Wie oft denn noch!“
„...steht der Protagonist Anders.“
„Was?“, schreckte ich hoch.
„Was was?“, fragte mich Apfelkuchen.
„Ich heiße nicht Anders.“, versuchte ich ihm klar zu machen.
„Aber du hast doch gesagt, du heißt Anders.“
„Ja, ich hab gesagt, ich heiße anders.“, und dann begriff ich. „Oh nein, da hast du was falsch verstanden „Ich heiße nicht Anders.“
„Wie jetzt?“, fragte mich ein vollkommen verdutzter Apfelkuchen.
„Ich heiße anders als Anders.“, versuchte ich ihm begreiflich zu machen.
„Ahhh“, sagte er und schien nun erstmals zu verstehen. „Du heißt ,Anders Als Anders.‘“
„Ja, jetzt hast du es.“, sagte ich erleichtert. „Ich heiße anders als Anders.“
„Tut mir leid, da hab ich etwas falsch verstanden.“ sagte Apfelkuchen „Ich werde das sogleich dem König mitteilen.“, er richtete seine Worte an den König „Meine Könighaftigkeit, darf ich um eure Aufmerksamkeit bitten. Es war mir ein Fehler unterlaufen. Der Protagonist trägt nicht den Namen ,Anders‘, nein, sein vollständiger Name lautet ,Anders Als Anders.‘“
Wie von selbst flog meine hohle Hand gegen die Stirn und rutschte über mein Gesicht. Jetzt konnte ich erstmals mit Miesepeter mitfühlen.

Kapitel 3 - Das Schwert der wahren Größe


„So möge man mir die Kunde verlautbaren lassen, welchen Grund die Schritte der Reisendenden, sie getragen hat, zu Reiche der Wesen mit der Beinen zwei.“
„Hat er uns gerade gefragt warum wir hier sind?“, fragte ich Apfelkuchen.
Ich hatte es bereits aufgegeben ihm zu erklären, dass ich meinen Namen nicht kannte. Um es nicht unnötig kompliziert für das arme Wesen zu machen, würde ich eben den Namen Anders Als Anders beibehalten. Es war zwar nicht meiner, aber immerhin war es einer.
„Ja.“, bestätigte Apfelkuchen. „Warum seid ihr hier?“
„Ich will einfach nur eine Blasensalbe.“, sagte Miesepeter durch zusammengebissenen Zähnen.
Doch auf Miesepeters Worte ging niemand ein. Apfelkuchen war an König Königin herangetreten und redete eindringlich auf diesen ein.
„Ich darf eurer majestätigen Königlichkeit darauf aufmerksam machen, dass der junge Anders ein Protagonist ist. Ihr wisst doch, den Protagonisten sagt man ständig die ungewöhnlichsten Dinge nach. Ich spreche vom Schwert der wahren Größe. Wenn es jemand schafft es zu ziehen, dann mit Gewissheit ein Protagonist.
„Du hast recht.“, bestätigte der König. „Protagonisten sind geradezu für solche Dinge geschaffen.“
Beide starrten sie zu mir und auch den abwägenden Blick Miesepeters spürte ich im Nacken lasten. Welch eigenartige Ehre mir zuteil wird. Anscheinend stamme ich wahrlich von einem Volk ab, dass sich mir großen Dingen rühmen lässt. Wer wohl meine Vorfahren sein mochten?
„Man möge betreten, das Reich an welches unsere Worte Zuflucht gedenken zu finden, welches wiederum bedacht werden müsse... ähm, im meine. Der Schritt in Richtung, in welche die Spitze der Nase zeigt, - und damit meine ich wiederum - aus dem König des palastlichen Hauses, äähm, aus dem Palaste des häuslichen Königs,... Ach verdammt, jetzt bin ich ganz draußen. Gehen wir einfach runter.“
„Eine königliche Idee mein König.“, sagte Apfelkuchen fröhlich.
„Runter?“, fragte Miesepeter nach.
„So lasset uns schreiten, des Weges Pfade...“

Noch bevor der König uns in seiner hochgestochenen Sprache erklären konnte wohin unsere Schritte uns führen sollten, waren wir auch schon da: Der Brunnen.
„Und? Was soll das?“, fragte Miesepeter schroff.
„Das“, sagte der König mir großen Augen, „ist unser Versteck.“
„Unser Geheimversteck, wenn ihr so wollt.“, sagte Apfelkuchen darauf.
„Und nicht nur das.“, setzte König Königin noch einen drauf. „Es ist sogar ein geheimes Geheimversteck.“
„Ja.“, setzte nun Apfelkuchen wiederum fort. „Man könnte es sogar als ein...“, doch da wurde er von Miesepeter unterbrochen.
„Ja, wir haben schon verstanden.“, sagte er schroff. „Es ist ein Super-Mega-Geheimes-Blablabla-Geheimversteck. Können wir endlich hinuntergehen?“

Der Abstieg war gar nicht so einfach. Für die beiden Zweibeiner war es kein Problem, diese waren bestimmt mehrere Male hinab und hinaufgeklettert und hatten somit schon einige Übung. Für mich allerdings machte diese komische Form einer Leiter Schwierigkeiten. Noch schlimmer war es für Miesepeter. Das wollig wuschelige Wesen, das mehr aussah wie eine überdimensional geratene Puderquaste, hatte viel zu kurze Beinchen, sodass er den Abstand der Sprossen nicht einmal mit gespreizten Beinen erreichte. So kamen wir schließlich auf die Idee, dass wir Miesepeter in den Eimer des Brunnens setzen könnten um ihn mit dem Seilzug hinab zu transportieren. Es war erstaunlich wie ein solch breites Wesen wie Miesepeter, in einen solch kleinen Eimer passte. Anscheinend bestand er fast nur aus seinen rosa Flausch-Haaren.
Das Quietschen des Seilzuges war kaum zu hören, da Miesepeter es mit seinem warum-hasst-mich-die-Welt-so-sehr- und seinem was-hab-ich-bloß-verbrochen-Gerede, um weiten übertönte. Nichts desto trotz kamen wir endlich unten an und als wir schließlich die unterirdischen Bauten der Zweibeiner sahen, wurden unsere Augen genauso groß wie die von König Königin und die von Apfelkuchen. Natürlich nur im metaphorischem Sinne. Solch riesige Augen wie die Zweibeiner zu haben ist eigentlich physikalisch vollkommen unmöglich.
Es handelte sich um eine riesige, in die Erde gegrabene Stadt. Wir befanden uns momentan in einer Art Halle. Aber es handelte sich nicht um irgendeine Halle, nein, diese war enorm und hatte riesige Ausmaße. in den Wänden waren Türen und Fenster geschlagen, was wohl die Häuser dieser Wesen sein mussten. Weiters gab es in dieser Halle riesige Tore, die wiederum in andere Hallen führten. Hier waren die Wände leicht durchsichtig, sodass man auch die Ausmaße der nächstgelegenen Hallen leicht abschätzen konnte. In der Mitte der Hallen, wo auch ich, Miesepeter und unsere beiden neugewonnene Freunde standen, herrschte ein reges Treiben. Es war eine Mischung aus Marktplatz, Einkaufszentrum, Spielhalle und Kaffeehaus. Die Leute fuhren mit Karren, plauderten im Vorübergehen und Kinder spielten herum. Niemand allerdings schien uns zu beachten, als wäre es das Normalste der Welt.
„Das ist unser Reich.“, sagte der König stolz.
Miesepeter und ich hatten die Kinnladen weit geöffnet. Womöglich sogar bis zum Boden.
Apfelkuchen und König Königin, führten uns durch die Hallen, erklärten uns ein paar ihrer Bräuche und machten uns im vorübergehen auf das ein oder andere Aufmerksam. Miesepeter und ich allerdings, waren von dem uns Dargebotenem allerdings so erstaunt, dass wir die Worte unserer beiden Führer kaum wahrnahmen. Schließlich hatten wir mehrere Hallen durchschritten und befanden uns vor einer weiteren, die allerdings keine durchsichtige Wand hatte.
„Hinter diesem Tor, befindet sich das Schwert der wahren Größe.“, sagte König Königin in beschwichtigendem Ton.“
Er drückte das Tor auf und eine riesige Halle kam zum Vorschein. Noch riesiger, als alle anderen. Und - sie war komplett leer. Oh, doch nicht, es befand sich etwas darin. Ganz weit im Inneren der Halle, war eine Art steinernes Podest, auf dem ich ein Schwert liegen sah. Zumindest vermutete ich dort ein Schwert. Es war verdammt weit weg. Ohne Worte schritten wir das letzte Stück Weg voran und schließlich konnte ich sehen, was ich zuvor vermutet hatte: Das Schwert.
Es war gar nichts Besonderes. Ein stinknormales Schwert, ohne jeglicher Verzierung, ohne Gravur und vermutlich nicht einmal aus irgendeinem besonderen Material geschmiedet.
„Das ist es.“, sagte der König stolz.“
„Das ist es.“, wiederholte Miesepeter und bei ihm klangen die Worte mehr wie: „Habt ihr jetzt vollkommen den Verstand verloren?“
„Aha.“, sagte ich und jeglicher Enthusiasmus fehlte in meiner Stimme.
„Nimm es.“, sagte der König und man sah ihm an, wie aufgeregt er war.
Ich zögerte kurz - irgendwie hatte ich etwas anderes erwartet - und dann griff ich danach. Aber mit dem was jetzt geschah, hatte ich nicht gerechnet. Das Schwert verwandelte sich. Anscheinend handelte es sich um ein magisches Schwert. Es veränderte sich in Form und Größe. Schlagartig war das glanzlose alte Eisen verschwunden und an seiner Stelle war eine Art - Buttermesser getreten. Ich konnte nicht fassen was gerade passierte. Es war geschrumpft, zu einer kleinen stumpfen Klinge. Wo das Schwert zuvor noch Armlänge hatte, war es nur noch daumengroß.
Verständnislos blickte ich den König in die Augen, anscheinend war ich doch nicht derjenige für den sie mich hielten. Aber ganz anders war der Blick des Königs. Er strahlte bis über beide Ohren, als ob er endlich denjenigen gefunden hat, nach dem er suchte.
„Du bist es.“, sagte er „Ja, du bist es. Du bist der Träger des Schwertes der wahren Größe.“
Ich blickte auf das daumengroße Buttermesser.
„Ich glaube da muss ein Missverständnis vorliegen. Ich glaube nicht, dass ich der richtige bin.“
„Oh doch“, bestätigte der König, „daran gibt es keinen Zweifel. Du hast es doch selbst gesehen.“
„Aber das Schwert ist geschrumpft.“, erwiderte ich.
„Das Schwert ist geschrumpft?“, fragte der König, als hätte er es selbst nicht miterlebt.
„Ja. Sieh her.“, ich zeigte ihm das klitzekleine Metallstückchen.
„Ach so, ich versteh schon was du meinst.“, entgegnete er mir als wollte er einen dummen Jungen belehren. „Nicht das Schwert ist geschrumpft, sondern alles andere ist größer geworden.“
Hinter mir hörte ich ein Klatschen - vermutlich Miesepeter, der sich gerade wieder einmal die Hand gegen die Stirn geschlagen hat. Ja, vermutlich war er es gewesen, denn jetzt hörte ich auch noch Wortfetzen wie ,vollkommen verrückt‘, ,Idioten‘ und ,Blasensalbe‘.
„Aber was soll ich mit einem Schwert, das so groß wie ein Zahnstocher ist.“
„Weiß ich doch nicht.“, sagte der König schulterzuckend. „Du bist der Protagonist, du wirst dir schon etwas damit anzufangen wissen. Wir können es bestimmt nicht gebrauchen. Was sollen wir schon mit einem Schwert machen, dass so groß ist, wie ein ganzer Berg.“
„Nun so groß ist es auch wieder nicht.“, entgegnete ich ihm und legte das daumengroße Buttermesser zurück auf den steinernen Podest, wo es sofort wieder zur normalen Größe heranwuchs.
„Nun, dann lass es deinen Freund einmal anheben.“, sagte der König herausfordernd.
Widerwillig trat Miesepeter vor und ergriff den Schaft. Doch bei ihm wurde es nicht kleiner, sondern größer. Aufgrund des ansteigenden Gewichts ließ Miesepeter es zu Boden fallen, hielt es allerdings immer noch im Griff. Es wuchs und wuchs und drängte uns schließlich alle zurück. Der Handgriff hatte nun den Durchmesser eines ausgewachsenen Baumes und die Länge der Klinge füllte bereits die Hälfte der Halle. Schließlich ließ Miesepeter vom Griff und siehe da, nun lag da nur noch ein Schwert in gewöhnlicher Größe.
„Ein schreckliches Gefühl, wenn alles kleiner wird.“, sagte Apfelkuchen in die Runde.
„Nicht alles ist kleiner geworden - das Schwert ist einfach größer geworden!“, sagte Miesepeter und richtete sich auf. Anscheinend hatte er es geschafft irgendwie zu Boden zu fallen.
„Nein.“, erwiderte nun wiederum der König „Das Schwert bleibt immer gleich. Das einzige was sich verändert ist seine Umgebung.“

....

Abschließende Worte


Tut mir leid Leute, vermutlich werde ich nicht weiterschreiben. In meinem Hirn sind zu viele Ideen und auf meiner Uhr ist zu wenig Zeit, sie alle aufzuschreiben. Deshalb werde ich einfach von überall den Prolog hochstellen (sodass ich die Geschichte nicht vergesse). Vielleicht noch ein, zwei Kapitel, mal sehen. Sollte euch das Zeug, dass ich zu Papier (Papier?) bringe gefallen, lasst es mich wissen. Wenn es Nachfrage gibt, schreibe ich natürlich weiter.

Weiterhin noch viel Spass beim Lesen wünscht,
Orland

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 09.09.2012

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