KAPITEL 1
Die Ankunft
Als Helena das Haus ihrer Eltern verließ, blies ihr eisige Kälte ins Gesicht und peitschte ihr hart in gegen ihren Körper. Doch Schnee konnte Helena, weit und breit, keinen entdecken.
Die Bäume und Pflanzen im Garten waren kahl und sahen traurig aus. Sie bettelten förmlich nach einer Verschönerung. Schnee sollte alle Äste bedecken. Dann würde alles schön anzusehen sein, trotz der Kälte.
Wenn es Helena traurig machte, dann könnte der Natur ein klein wenig Glanz nicht Schaden, trotz Kälte, Trauer und …, ja, was “und
”? Sie wusste es nicht.
Helena fühlte sich definitiv wie einer dieser Bäume. Sie konnte es spüren, dass die Bäume genauso dachten
wie sie.
Sie wollten frei sein, nicht frieren, nicht nackt, für alle sichtbar in der Gegend rum stehen.
Wenn Helena die Augen schloss, konnte sie die Sonne spüren, die Wärme, die Freiheit. Ja, es war Freiheit nach der sich Helena am meisten sehnte. Ob es den Bäumen und Pflanzen genau so erging?
Als sie die Auffahrt, Richtung Bushaltestelle, entlang ging, sah sie sich noch mal alles genauer an.
Der Baum, der seine Äste bis zum Boden senkte, der Rosenbusch, der den Eindruck erweckte, er würde niemals wieder Blüten schlagen. So als würden all diese Naturwunder mit Helena kommunizieren, empfing sie ein Gefühl von Befriedigung. Und für kurze Zeit vergaß sie die Kälte und die Trauer, und alles war für einen kurzen Moment wie weggeblasen.
Es wird ein neuer Frühling kommen, ein Sommer, ein Herbst und dann wieder der Winter.
Helena fühlte ein freies Gefühl, so als wollte der Baum und die Pflanzen ihr tröstende Worte zuflüstern: “So sei es nun mal, in der Welt der selbsterhaltenen Wesen.
Helena konnte den Wind flüstern hören, dass ein gruselig, kalter Winter auf alle zu kam. Nicht einer von den wunderschönen Wintertagen, an denen sich der Schnee wie wunderschöne Diamanten an allem festzubeißen schien was sich ihm in den Weg stellte.
Nein, es fühlte sich an, als würde die Kälte einen packen und mit sich in den tiefen, dunklen und kalten Schlund mit sich ziehen. Und sie fürchtete, sie müsste in dieser Hölle aus Kälte und Eis erfrieren.
Helena war froh, dass die Bushaltestelle für den Schulbus nur einige Meter vor ihrer Haustüre entfernt lag.
Sie wurde durch den Lärm, den der Bus veranstaltete, aus ihren Tagträumen rausgerissen und merkte, dass alles noch warm an ihr war. Kurz tastete sie sich schnell ab. ‘Na wunderbar, alles noch dran’, dachte sie und musste grinsend.
Und doch erschrak Helena als der Bus mit einem lautem “Humpf
”, vor ihr zum stehen kam.
Doch sie riss sich zusammen und konzentrierte sich auf die Tür des Busses die sich ihr gerade öffnete.
Helena stieg die Stufen des Vehikels hoch und sah den Busfahrer, ein Mann um die 60 Jahren an. Er hatte blaue Augen, die so blau waren, dass sich Helena fragte, ob diese Augenfarbe echt war. Ob er Augenlinsen trug die diese Farbe zum Ausdruck brachten? Doch Helena konnte keine gefälschten Ränder, die eine Lise verursachten sehen. Diese Augen waren definitiv die blausten Augen die sie je zu sehen bekam. Doch dann geschah etwas mit dem Helena m nicht rechnete. Ihre Welt schien stehen zu bleiben. Das Letzte was sie wahrnahm, waren Augen, die dem Meer mehr glichen, als der schönste Strand und das schönste Meer, welches sie in ihrem Leben zu sehen bekam.
Und dann, auf einmal, spürte Helena eine wahnsinnige Kraft
.
Plötzlich war sie nicht mehr in einem Bus, sondern, … ganz weit weg
!
Helena sah eine Welt, die zwar grau in grau war, doch konnte sie die schillernden Farben “sehen”.
‘Oh, es war wunderschön'. Sie sah sich tanzend im blau glitzernden Schnee und sah den Himmel in den schönsten Regenbogenfarben. Sie fühlte sich, seit dem Umzug, noch nie so wohl wie in diesem Moment. Wahrscheinlich fühlte sie sich noch nie
so wohl!
Ja, das war das Gefühl von dem Helena immer schon träumte. Und so stellte sich Helena auch nicht die Frage, warum dies geschah.
Erst als Helena plumpe Sprüche, wie, “Hey, Neuling, willst du deinen süßen Hintern nicht endlich in Bewegung setzen, und einsteigen”?, wahrnahm, schüttelte sie kurz, aber unmerklich ihren Kopf, um die Gedanken aus ihrem Gehirn zu schleudern und vergaß vorerst das gerade Geschehene.
Ihr kam es vor, als würden sie tausende Augenpaare beobachten, und fühlte sich sofort wieder unwohl in ihrer Haut.
‘Mist, Helena, das kann nur dir passieren‘, dachte sie. Was war gerade nur mit ihr geschehen? Wo war dieses Land aus Schnee und Farben? War es ihrer Fantasie zu verdanken, dass sie nun an ihrer Gehirnfunktion zweifelte?
Mit hochrotem Kopf suchte sie sich einen Sitzplatz. Das war kein leichtes Unterfangen. Denn niemand machte den Eindruck Helena als Sitznachbarn zu akzeptieren. Alle gafften sie bloß an.
'Na auch egal,' dachte sie, und setzte sich ans rechte Fenster, direkt neben den Busfahrer. Dort war sie wenigstens sicher von den Blicken der anderen Schülern.
Doch den Busfahrer konnte sie durch seinen Rückspiegel sehen. Er fixierte sie mit seinen Blicken. Waren es freundliche Blicke? Helenas Gefühl sagte ihr, dass es eher wissende
Blicke waren. Doch sie hatte Angst.
Das machte Helena so nervös, dass sie anfing mit ihren Beinen auf und ab zu wippen. Auch nestelte sie an ihren Fingernägeln, bis ihre Nagelhaut blutig wurde. Als Helena ihre Hände gespreizt betrachtete wurde ihr schwindelig. Denn genau das
wollte sie vermeiden. Erst vor kurzem hatte sie aufgehört an den Nägeln zu kauen. Sie war sehr stolz, dass es ihr geling und sie ihre Hände wieder offen und frei den Menschen zeigen konnte. Doch nun musste sie ihre Finger wieder verstecken. Helena war sehr geübt im verstecken ihrer Hände. So sehr sogar, dass sie, obwohl sie schöne lange Finger und gepflegte Nägel hatte, diese immer wieder zu verbergen wusste.
Ihre abgenagten Nägel kämen bei ihren neuen Mitschülern gar nicht gut an, zweifelte Helena.
'Mann, das fängt ja gut an', dachte sie bei sich.
Was sie jedoch am meisten verunsicherte, waren die Augen des Busfahrers - Augen, die weise, forschend und suchend die Ihren suchten.
Diese Augen…, noch nie hatte sie eine solche Augenfarbe bei Menschen gesehen. Und diese Anziehungskraft, so als könne er mit ihr kommunizieren. Doch verstand Helena kein “Wort
”.
Gerade fing Helena wieder an Sternchen vor ihren Augen tanzen zu sehen, doch dieses mal beherrschte sie sich und blieb in der Realität.
Helena war schon immer eine kleine Träumerin, und aus diesem Grund vergaß sie diese gerade erlebte Situation und maß ihr keinerlei Bedeutung mehr zu.
Sie konzentrierte sich auf die langsam vorbeiziehende Landschaft. Die Landschaft war grün, tiefer grün und immer mehr grün.
'Grün ist schön anzusehen,' sinnierte Helena mit einer Spur eines Lächeln.
Aus Erzählungen wusste Helena, dass es nicht leicht sein würde sich in einem Dorf einen Platz zu schaffen. Anschluss zu finden wäre beinahe unmöglich, erzählte ihr eines Abends Helenas beste Freundin Petra aus München. Als sie an die gesprochenen Worte ihrer besten Freundin dachte, klapperten Helena die Zähne wenn sie nur den Mund leicht öffnete. Im Bus war es jedoch keineswegs kalt. Im Gegenteil; so als hätte der blauäugige Busfahrer ihre Gedanken gelesen, war es urplötzlich erstickend heiß im Fahrzeug und Helena entledigte sich ihrer Winterjacke. Der Busfahrer lachte heiser und kehlig auf und sah, zu Helenas Erleichterung endlich wieder auf die Straße.
Beinahe war es ihr unheimlich, dass der alte Mann sie so ansah. War es Höflichkeit, oder verstand er sich darauf, dass ein junges Ding wie Helena es war, in ein Dorf kam und nun 'zig von Schülern zum Fraße vorgeworfen wurde? Wollte er sie beruhigen oder verängstigen?
Die Vorstellung, dass sich Helena in wenigen Minuten vor einer Klasse mit circa 25 Schülern stellen musste behagte ihr überhaupt nicht. Ihr wurde schlecht und konzentrierte sich weiter auf die vorbeiziehende Landschaft. Naja, eigentlich ist es hier recht schön, redete sich Helena gut zu. Viel Platz, viel Leben, - Leben der Tiere - nicht der Menschen, Leben der Bäume - der Natur!
Helena zählte einige Male, "21, 22..." und schon ging es ihr wieder besser. Ein, für Helena gutes Ritual, welches ihr stets half sich selber zu beruhigen.
Als der Bus endlich das Schulgebäude erreichte stieg Helena als Erste aus, da sie ganz vorne im Bus gesessen hatte fiel ihr das nicht schwer.
Der Busfahrer zwinkerte Helena fast unmerklich zu.
'Bilde ich mir das nur ein, oder hat mich der ältere Herr gerade angezwinkert', grübelte Helena, aber nicht ängstlich.
'Das kann nicht sein', beruhigte sie sich und stieg aus dem Bus aus. Nach ihr spuckte der Bus 'zig von plappernden Schülern aus, nur um dann mit einem tosendem Geräusch ins Niemandsland zu entfliehen.
"Ach, das täte ich jetzt auch gerne", flüsterte sie kaum hörbar zu sich selbst.
"Hey, was hast du da gesagt?", wurde Helena von ein einem Jungen mit Kaugummi im Mund und einem ungepflegten Aussehen angesprochen.
"Äh, nichts was dich zu interessieren hat", antwortete Helena eine Spur zu aggressiv.
"Ist ja schon gut, Tussi!", kam es von ihm. Das Wort “Tussi” spuckte der Junge beinahe aus, so abwertend klang dieses Wort aus seinen jungen Mund!
Doch Helena war in Gedanken schon ganz wo anders. Sie musste sich auf dem Schulgebäude zurecht finden.
Es herrschte große Hektik und Kindergeschrei, als Helena den Hof der Schule betrat. Ihre Ohren schmerzten und alles empfand sie wie große, schwere Wellen die auf sie zuströmten.
Seltsam, in München war es noch viel lauter, doch Helena hatte nie das Gefühl, dass ihr das Trommelfell zu platzen drohte. Irgendwas schien hier anders
zu sein.
Das musste wohl das Landleben sein. Der Geruch von Kuhmist und Dünger und die vielen Hopfenfelder, machte sie wohl empfindlicher.
KAPITEL 2
Auf Entdeckung
Die Schule lag im Zentrum des Dorfes. Gegenüber von ihr lag die Bücherei und auch die Metzgerei. Es roch nach gebratenen Speck, und Helena bekam sofort Hunger. Doch die nächsten zwei Schulstunden würde sie nichts zu Essen bekommen. Neue Schule, neues Glück und nichts zu Essen. Prima Start!
Helena sehnte sich nach ihrem wahren
Zuhause; München. Auch vermisste sie ihre heimliche Liebe Julian. Wenn sie nur an ihn dachte, fing ihr Herz wie wild an zu pochen. Er hatte die schönsten
Augen der Welt. Sie waren tiefbraun, mit kleinen gelben, fast hüpfenden Sprenkeln drin.
Leider hatte Helena nie den Mut gehabt ihn anzusprechen. Als ihr eines Abends von ihren Eltern verkündet wurde, dass sie wegziehen würden, brach für Helena eine Welt zusammen.
Was hätte es noch genutzt, Julian zu dieser Zeit noch anzusprechen. Sie hätte sich eh nur blamiert, und dann wäre sie weggezogen.
Dann lieber gar nichts sagen. Doch nun, als sie das Heimweh wie eine böse, kalte und aggressive Welle überfiel, bereute sie es schon. Jetzt konnte sie es ihm nie
mehr sagen.
Nun musste Helena wohl in ihre trostlose Zukunft sehen. Überall nur alte Menschen. Nur vereinzelt konnte sie Jugendliche in ihrem Alter entdecken. Was nicht verwunderlich war, da schließlich Zeit für die Schule war.
Doch die Jugendlichen die Helena sah, machten ihr nicht den Anschein als wollten Diese unbedingt mit ihr befreundet sein. Wenn sie ehrlich war, wollte Helena das auch nicht wirklich.
Sie konnte niemanden entdecken, bei dem sich Helena vorstellen konnte, welcher auf ihrer Wellenlänge schwamm. Nicht dass sich Helena besonders toll oder schön fand, aber das hier…?
Und schon bereute Helena es, sich in der früh im Badezimmer, soviel Mühe gemacht zu haben einigermaßen gut auszusehen. In München war das völlig normal und es galt als uncool, ungesylt vor die Tür zu treten. Und hier? Hier galt es wohl als uncool mit Lipgloss rum zu laufen.
Am liebsten wäre sie wieder nach Hause gelaufen, um sich umzuziehen und um ihr eh schon schlichtes Make-up schnellstens zu entfernen.
Doch dies ließ die Zeit nicht zu. Auf gar keinen Fall wollte Helena an ihrem ersten Schultag zu spät in der Klasse erscheinen. Das wäre ihr viel zu peinlich!
Somit wischte sie sich mit einem Taschentuch, welches sie in ihrer Levis fand, wenigstens den Lipgloss ab.
Helena stieg die Stufen zum Schuleingang hinauf und atmete noch einmal tief durch. Ihr Herz raste wie der Motor eines Ferraris. Als erstes wollte sie das Lehrerzimmer anstreben.
Das Gebäude im Inneren sah nett aus. Der Boden war aus Marmor ausgelegt und erhellte die Aula. Nach einigem hin und her fand sie endlich das Lehrerzimmer. Helena klopfte höflich und schüchtern an die Tür und wurde von einer nett aussehenden Lehrerin mit Brünetten Haaren hineingelassen. Draußen war ein Lärm, aus Stimmengewirr junger Schüler zu hören.
Helena wurde nach ihrem Namen gefragt und sofort in ihre Klasse geschickt. Ein wenig mehr Aufwand für die Personalien hatte sich Helena schon erwünscht. Das hatte sie sich etwas anders vorgestellt. Dank des Perfektionismus ihrer Mutter, erledigte sich die Anmeldung rasant schnell.
Mit eingezogenem Kopf ging Helena den langen Gang der Schule, bis zu ihrem Klassenzimmer entlang.
Alle Schüler sahen sie voller Neugier an. Das konnte sie gut nach vollziehen, da sie die Schule mitten im Jahr antrat. Wahrscheinlich hätte sie es genauso getan, mit ihren Freunden. Doch nun ist Helena
davon betroffen.
Ihre Wangen brannten. So sehr sie sich auch anstrengte nicht hochrot im Gesicht anzulaufen, gelang ihr dies nicht. Und da sie wenige Minuten nach dem Gong, der den Schülern mitteilen sollte, dass die erste Schulstunde begonnen hatte, dass Klassenzimmer erreichte, war ihr klar, dass sie vor versammelter Mannschaft ihre Vorstellung tätigen musste.
Davor graute Helena schon seit dem Einzug in das mysteriöse Dorf.
Wäre sie lieber zügiger zur Schule gegangen, dann wäre Helena vielleicht vor den anderen Schüler da gewesen und hätte sich nun nicht in ein volles Klassenzimmer begeben müssen.
'Selbst schuld', dachte sie. Da musste sie nun durch.
Helena klopfte an die Tür und betrat, fürchterlich zittern und schwitzend, das Klassenzimmer.
Der Lehrer winkte den Neuankömmling ins Klassenzimmer und nickte ihr aufmunternd zu.
“Ich bitte um Ruhe. Wir haben eine neue Mitschülerin und sie möchte sich gerne bei uns vorstellen. Und denkt daran, ihr wart auch irgendwann einmal neu
. Also Helena, mein Name lautet Herr Pirotro und leite diese Klasse. Ich werde dein Vertrauenslehrer für das nächste Halbjahr sein. Und nun erzähl uns etwas von dir”.
‘Einfach cool bleiben‘, redete Helena sich gut zu.
Ihr Lehrer, Herr Pirotro, machte einen sehr sympathischen Eindruck. Seine ruhige Art und die warmen braunen Augen machten es ihr leichter diese Situation zu meistern. So stellte sich Helena an die Tafel und rasselte ihren Text hinunter;
“Mein Name ist Helena Turm und komme aus München. Meine Eltern sind mit mir hier her gezogen. Naja, und jetzt bin ich hier”. Helena brachte neben ihrer Vorstellung ein halbherziges Lächeln zustande.
Herr Pirotro bat sie links am Fenster, der dritten Reihe platz zu nehmen. Das war Helena nur recht. Sie liebte den Ausblick nach draußen.
Neben ihr saß ein Junge, der Augen hatte, die dem Edelstein 'Türkis' mehr glichen, als der Stein selber. 'Opal', so hieß der Stein.
Aber warum machte sie sich überhaupt darüber
Gedanken? Beinahe waren ihr seine Augen unheimlich.
Er stelle sich ihr als Pharell vor und er wandte seinen Blick nicht von ihr ab. Obwohl der Lehrer schon längst mit dem Unterricht begonnen hatte, grinste der komische Typ Helena weiter frech und ungeniert an.
‘Was will der denn von mir?’ Helena wurde nervös. Nun fühlte sie sich erst recht nicht mehr wohl in ihrer Haut. Unruhig rutsche sie auf ihrem Stuhl hin her, bis der Lehrer Pharell endlich rügte:
“Ich muss doch sehr bitten. Konzentrier‘ Dich lieber auf den Unterricht, statt Helena mit deinem ungenierten Getue auf die Nerven zu gehen”.
'Einen Punkt für Herrn Pirotro', dachte sich Helena. Anscheinend war sie nicht die Erste, mit der Pharell dieses Szenario abspielte.
Das konnte Helena genauso, und so sah sie beschwörend und wissend in seine Augen und wollte ihn mal genauso doof angrinsen. Doch dann geschah ähnliches, wie schon zuvor an der Bushaltestelle , Helena war ‘weg‘!
Es kam ihr so vor, als gelangte sie in einen Strudel, der einem Lichtspiel aus türkis, blau, rot und gelb glich.
‘Oh, ich muss hier raus‘. Helena hatte das Gefühl von sich selbst weggezerrt zu werden, und das gefiel ihr nicht. Sie hasste es die Kontrolle über sich zu verlieren. Und mit diesen Gedanken, sah sich Helena wieder sitzend auf einem Stuhl im Klassenzimmer.
“Himmel, was war das? Es war so schön dort, aber wo war dort und was ist dort? Und warum geschah mir das? ‘Verlor ich den Verstand?', überlegte Helena. Hatte man ihr Drogen gegeben, oder…? Sie wusste keine Antwort auf ihre Fragen? Warum passierte ihr das immer, wenn sie in die Augen bestimmter Menschen sah? War sie krank?
“Helena, möchtest Du uns bitte erläutern, wie man die Berechnung eines Dreiecks bezeichnet?”, wurde sie abrupt aus ihren Gedanken gezerrt.
“Ja, ähm, der ‘Satz des Petagoras‘”, antwortete Helena völlig verwirrt und durcheinander.
“Na schön, Helena, und wenn ich Dich nun um eines bitten dürfte; ich ermahnte schon deinen Sitznachbarn, und nun machst du das selbe wie Pharell. Gibt es irgendwelche Probleme zwischen euch beiden?”
Oh je, Herr Lehrer Symphatiko, konnte richtig böse werden.
“Entschuldigen Sie bitte, es wird nicht mehr vorkommen, versprochen”. Hochrot lief Helena an als sie sah, dass die gesamte Klasse auf sie starrte.
‘Wie peinlich’, schämte sich Helena und sah auf ihr Mathebuch, welches aufgeschlagen auf ihrem Platz lag. So musste sie niemanden ansehen und konnte sich einreden, dass man somit auch sie nicht sehen konnte. Was natürlich totaler Unsinn war. Klar konnten alle Helena
sehen.
'Verdammt', warum konnte Helena jetzt
nicht einfach wieder abtauchen
?
Helena versuchte die erste Schulstunde irgendwie rum zu kriegen. Was ihr nicht leicht fiel, da ihr Sitznachbar irgendwie komisch
war. Von ihm ging irgendwas magisches
aus. Doch genau konnte Helena nicht sagen, was sie an ihm so sehr verwirrte.
KAPITEL 3
Pause
Endlich waren die ersten Schulstunden vorüber und Helena erhoffte sich ein ruhiges Plätzchen zu finden um ihren Gedanken nachhängen zu können.
“Hey, Helena?”, war das eine Frage? Wurde sie
gemeint? Sie drehte sich ungläubig in die Richtung von der die nette Stimme kam.
Ein sehr hübsches Mädchen mit einem niedlichen Gesicht und langen schwarzen Haaren sah Helena fragend an.
‘Oh, ich war tatsächlich gemeint‘, wunderte sich Helena und ging auf das freundliche Mädchen zu.
“Ja, ich bin Helena,…”,, brachte sie gerade noch rechtzeitig aus ihrer eh schon vertrockneten Kehle heraus.
“Ja ich weiß,” lachte das Mädchen, “Ich bin Isabel,. Wir waren die ersten Schulstunden gemeinsam im Unterricht, wir…”, sie holte mit einer eleganten Handbewegung aus, um Helena ihre zwei Begleiter zu zeigen, “wir wollten dich fragen ob du Lust hast mit uns eine kleine Verstärkung, gegenüber im Imbiss einzunehmen?”.
Damit hatte Helena nicht gerechnet. Sie freute sich sehr und errötete leicht. Das andere Mädchen sah sie herausfordernd an und strahlte, als Helena nickte. Neben den beiden Freundinnen stand ein Junge. Er sah etwas frech aus mit seinen zerzausten blonden Haaren und seiner zerfetzten Jeans. Doch das Verschmitzte an ihm, machte ihn erst recht sympathisch.
Isabel stellte ihre beiden Freunde als Mike und Sahra vor und Helena gab beiden höflich die Hand.
Sahra war etwas distanzierter als Isabel. Trotzdem sah sie wunderschön aus. Sahra hatte warme rehbraune Augen und ein kurzer Pagenschnitt umhüllte ihr Gesicht. Sie strahlte eine Selbstzufriedenheit aus um der Helena sie beneidete.
Sicher kam Sahra auch nicht aus diesem Dorf, da war sich Helena sicher. Viel zu schön und modern dieses Wesen, dachte Helena bei sich und musste beinahe lachen.
Als die jungen Leute den Imbiss gegenüber der Schule betraten herrschte reger Verkehr. Anscheinend ist dieser Imbiss die Anlaufstelle für viele hungrige Mäuler.
Isabel, Mike, Sahra und Helena stellten sich in der Reihe an.
Fröhlich plapperte Isabel drauf los,” Hey Helena, wie gefällt es dir bis jetzt, und übrigens du kannst mich Isy nennen, das tun alle meine Freunde, möchtest du das selbe…”.
Helena konnte sich nicht mehr konzentrieren, so sehr sie es auch wollte, es ging nicht. Sie sah in die Augen des Jungen, der in der Klasse neben ihr saß. Sie wollte den Blick von ihm wenden, doch etwas hielt sie fest.
Pharell lachte kurz kehlig auf und drehte Helena, zu ihrer Verwunderung abrupt den Rücken zu und lehnte sich verdammt cool an den Tresen. Der Bann war gebrochen.
‘Das darf wohl nicht war sein, dieser Arsch’, dachte Helena.
Loslassen
Schnell trat alles in den Hintergrund, denn alle verließen gehetzt den Imbiss. Die nächsten Schulstunden riefen.
Als der Schultag endlich ein Ende nahm ging es Helena schon wieder besser und musste sich vor lauter Blödheit an den Kopf fassen. ‘Was hatte ich nur an Pharell gefunden‘, dachte Helena schaudernd. Schließlich war sie doch in Julian verliebt? Wie konnte sie da nur an Pharell denken? Zwar waren Julian und Helena kein Paar, trotzdem kam es Helena vor als hätte sie Julian betrogen.
Was machte er wohl gerade in München? Hatte er eine Freundin? Helena wusste es nicht! Allein der Gedanke daran ließ Helena erzittern und musste sich ihren Pullover fester um ihre Taille zerren. ‘Bitte nicht, Julian, ich liebe dich’, sendete Helena ihre Botschaft hinaus.
Doch bedeutete wahre Liebe nicht, den geliebten Menschen ziehen zu lassen, ihn frei zu geben, Aus liebe?
‘Helena, das geht dich nichts mehr an, du hast deine Chance vertan und ihm nichts von deiner Liebe zu ihm erzählt’, Helena geißelte sich selbst. Ihre eigenen Worte hallten immer in ihrem Kopf nach. ‘Loslassen’, ‘Gehen lassen’!
Nicht Helena wollte hier her, sondern ihre Eltern. Doch sie sah es als Selbstverständlichkeit an, überall mit ihnen hin zu gehen. Eltern geben alles, also gibt man zurück. Selbst dann wenn es sehr schmerzt. Helenas Eltern wussten nichts von der Liebe der Tochter zu Julian. Vielleicht wäre es dann anders gelaufen. Denn Helena hatte besondere Eltern. Ihr Vater hätte ihr beigestanden, sie ermutigt, ihr Hoffnung gegeben und Helena vielleicht sogar angeboten sie öfters nach München zu begleiten.
“Helena, träumst Du wieder?”, die Stimme die sie empfing kam ihr fremd vor. Sie sah auf und schaute in freundliche und freche Augen. Es waren die von Mike.
‘Was meinte er mit träumen?’, rätselte Helena, doch schnell lenkte sie ein, “Nein, tut mir leid. Mir ist einfach alles so fremd. Es liegt aber nicht an euch. Ihr seid wirklich toll.” Helena lächelte ihr berühmt, berüchtigtes Helena - lächeln, und… simsalabim, es klappte.
Als die letzte Schulstunde endlich zu Ende ging sprangen alle samt auf und packten ihre sieben Sachen. Helena tat es ihnen gleich. Sie wollte auch nur nach Hause.
“Juchhu, endlich haben wir den Unterricht hinter uns”! Sahra klatschte vor Begeisterung in ihre Hände und sprang beinahe in die Luft. Helena bemerkte einen Augenaufschlag, der wohl Mike gelten sollte, doch er ignorierte diesen, oder kapierte es einfach nicht. Sahra bemerkte es wohl auch, denn sie war nicht mehr so euphorisch wie Sekunden zuvor.
Sahra war verliebt in Mike, das merkte Helena sofort und würde Mike am liebsten Hals umdrehen für seine Dummheit.
Flucht
Die vier neuen Freunde verabschiedeten sich und Helena entschloss sich zu Fuß nach Hause zu gehen. Anfangs war sie voller Freude, doch nach jedem weiteren Schritt bekam sie es immer mehr mit der Angst zu tun. Fast schon rannte Helena die Strassen entlang.
Es war eisig kalt, die Bäume sahen ihr traurig nach und als sie die Bäume passierte, glaubte sie ein Seufzer von den Bäume zu vernehme. Helena hatte Angst. Alles in ihrem Inneren schrie nach Schnelligkeit und Sicherheit. Trotzdem drehte sie sich um und erschrak sich beinahe zu Tode, als sie in helles Türkis blickte.
Ihre Augen schmerzten, alles flimmerte. Eine Stimme, die nur Pharell gehören konnte sagte zu ihr,” Geh’ mir aus dem Weg, Fremde!”.
Doch es klang nicht nach einer jungenhaften Stimme, eher fremd, wie von einem anderen Planeten. Wie sollte Helena reagieren, geschah dies wirklich? Sie blinzelte leicht und sah tatsächlich Pharell vor ihr stehen, oder eher neben ihr.
Er sah verboten unverschämt gut aus und Helena brachte nur ein, “was willst du von mir, geh du mir aus dem Weg”, aus sich heraus. Diese gesprochenen Worte nutzten überhaupt nichts, denn selbst jetzt setzte er sein berühmtes “Pharell - lächeln” auf.
Helena ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, zumindest nicht Äußerlich. Sie setzte rechts an und ging an ihm vorbei. Sie spürte noch ein heftiges brennen in ihren Rücken, so dass Helena schon dachte versengt zu werden. Doch so sehr es auch schmerzte sie drehte sich nicht um.
‘Immer weiter, Helena, geh weiter’, sagte sie zu sich selbst.
Eine Windböe losch das Feuer in ihrem Rücken und der Wind schien ihr noch etwas sagen zu wollen. Helena meinte ein geflüstertes “geh weiter, lauf‘, Helena“, zu vernehmen.
’Warum ?‘, flüsterte sie zurück. Die antworte ereilte sie prompt: ‘Weil sonst etwas schlimmes geschehen wird’!
Helena rannte so weit wie sie nur konnte, bis sie eine Kreuzung entdeckte die ihr bekannt und vertraut vorkam. Doch sie hörte keine Geräusche, keinen Wind, kein Vogelgezwitscher und keine Menschen.
Helena ging schnelles Schrittes weiter und versuchte den Bäumen zu lauschen. Denn sie konnte sehen, dass Diese sich bewegten. Das wäre ein Beweis dafür, dass kleine Windstöße sie schüttelten. Und diese Windstösse verursachten auch Geräusche. Doch sie vernahm keine Geräusche des Windes.
Helena ging weiter, und auf einmal wurde ihre Atmung ruhiger, wie auch ihre Schritte. Auf einen Schlag fühlte sich Helena sicher. Und es war auch viel wärmer!
Sie marschierte weiter und tatsächlich, auf einmal stand sie vor dem Haus indem Helena nun wohnte.
Die Geräusche der Natur waren wieder zu hören. Der Wind der Helena zuflüsterte: “Nur weiter Helena. Du bist mutig und tapfer, dies ist mein Geschenk an Dich.” und auch die Vögel, die sie so liebte konnte sie wieder zwitschern hören.
Und genau in diesem Moment sah sie auch schon den Garten, indem ihre Mutter gerade Rosen einpflanzte. Dieser Anblick war Helena so vertraut, dass ihr beinahe Tränen in den Augen standen.
Sie dachte einen kurzen Moment zurück an das, was ihr gerade wieder fahren war. Doch schüttelte sie diese absurden Gedanken schnell ab, denn das konnte nur der Stress des ersten Schultags gewesen sein.
Dieser Tag musste Helenas Sinne total vernebelt haben.
Sie kam heil zu Hause an und nur das zählte.
Sie öffnete das kleine Gartentürchen und betrat das Grundstück. Ihre Mutter winkte ihr mit ihrer Hand, die mit Erde bedeckt war zu und Helena winkte zurück. Sie schritt den kleines Kiesweg bis zur Eingangstür des Hauses entlang. Bevor Helena klingeln konnte, öffnete ihr Vater schon die Tür und begrüßte sie herzlich. Das liebte Helena so sehr an ihrem Vater. Seine offene und gütige Art das Leben und deren Mitmenschen zu begegnen. Ihre Mutter war anders. Helena wusste, dass ihre Mutter sie mehr liebte als alles auf der Welt, doch zeigen konnte sie es Helena nicht. Damit kam Helena jedoch klar.
Viele Jahre später sollte Helena erfahren warum dies so war.
Sie liebte ihre Eltern auf ihre ganz eigene Weise. Ihre Mom liebte sie, da sie Helena stets beibrachte stark zu bleiben und unbesiegbar zu bleiben. Ihren Dad liebte sie für seine lockere und ungenierte Art das Leben zu meistern.
Ohne Helenas Mutter wäre ihr Vater verloren, und somit wäre auch Helena verloren. Eine Kette der eigenwilligen Natur!
Helenas Mutter war ein Organisationsgenie und ihr Vater ein Lebemann. Helena konnte sich sehr glücklich schätzen zwei so unterschiedliche Menschen als Eltern zu haben. Und glücklich war Helena immer, ob in München oder hier in diesem verloren Kaff. Völlig egal!
Am wichtigsten waren immer die Menschen die einen lieben. Und ja, solche Menschen hatte Helena, als Mutter und Vater. Dies war mehr Wert als all das Gold welches die Erde in sich trägt uns besser als all die Diamanten die tief im inneren zu finden sind.
KAPITEL 4
Der Spiegel
Als Helena die Türe zu ihrem Zimmer öffnete und es betreten wollte, sah sie ein hell leuchtendes Licht. Sie blinzelte und hoffte, dass dieses gespenstische Licht vom Balkon her kam. Helena wusste, dass sie weitere magische oder kosmische Dinge nicht weiter ertragen könnte. Sie ging in das Licht hinein. Auf einmal stand sie in einem großen Raum bestückt mit unendlich vielen Spiegeln. Helena konnte sich in jeden von Diesen sehen. Sie sah sich an und war verblüfft. Ihre Kleidung sah anders aus. Wie aus einem anderem Jahrhundert. Sie trug ein wunderschönes Kleid. Es war weiß bis himmelblau. Bestickt mit unzähligen Pailletten aus Gold, Silber und Diamanten und es ging ihr bis zu ihren Fußfesseln.
So stand sie vor den Spiegeln und drehte und wendete sich. Ihre dunkelblonden Haare waren zu einer wunderschönen Hochsteckfrisur geformt, nur einzelne Strähnen vielen ihr wellig in die Stirn.
Kleine glitzernde Kieselsteinchen bedeckten ihr Haarkleid. Nie war Helena arrogant, doch in diesem Moment kam sie sich wunderschön vor. Wie eine Prinzessin!
Alles war wie in einem schönem Traum. Helena nahm nichts mehr wahr, außer sich und der Musik.
‘Moment mal, welche Musik?’
Egal, Helena wollte nicht, dass es vorüberging.
Dies war ihre Welt, in einer Welt in der sie sich wohl fühlte, und sie nie verlassen wollte.
Helena sah einen Mann auf sich zu kommen. Erst wich ich ihm wie ein erschrockenes Reh aus, doch als sie erkannte, dass er ein gutes Wesen war, lächelte sie ihn an und bot ihm ihren Arm zum Tanze an.
Er kam freundlich auf sie zu und nahm sie elegant in seine Arme. Ein angehauchter Kuss machte Helena bereit ihm vollends zu vertrauen.
So tanzte diese seltsame Paar zu der alten, ihr nicht bekannten aber sehr schönen Melodie.
Helena warf lachend ihren Hals in ihren Nacken. Der Fremde, der eher einer Engelsfigur glich, mit lockigem schwarzen Haar und wunderschönen Mandelförmigen braunen Augen, küsste leicht ihren Hals und diese vertraute Geste ließ Helena erzittern und zauberte ihr Gänsehaut auf ihre Alabasterfarbene Haut, welche nun wie Perlen glänzte.
Noch nie war sie so unbefangen, noch nie ließ sie sich so gehen.
Der Fremde drehte sie und fing Helena wieder auf. Sie vertraute ihm, Helena sah sich und den Fremden Schönen in den vielen Spiegeln zu und sah sich noch nie so schön und glücklich wie in diesem Moment.
Die Realität trat in weite Ferne.
“Fremder, wer magst du sein, wo kommst du her”?, fragte Helena vorsichtig und voller erfurcht.
“Oh, meine Helena, ich vermag dir nicht zu erzählen warum ich zu dir traf, aber ich kann dir sagen wer ich bin.”
“Ja, bitte, erzähle es mir, Fremder.”
“Helena, meine Abgebetene, meine Geliebte, ich bin der, den du schon lange kennst. Wir kennen uns schon …”....Zisch,...Krach.....!
Ein scheppert welches tausend zersprungenen Glasscherben glich zerstörte die Harmonie. Und Helena empfing eine Stimme, die nicht in ihre Welt gehörte.
“Helena, ist bei Dir alles okay?”, hörte sie eine tiefe und aggressiv klingende Stimme.
“Helena, wenn du nicht sofort deine Tür öffnest werde ich sie eintreten”.
Mehr brauchte es nicht und Helena empfing einen harten Aufprall der ihr sehr schmerzte.
Ihr Vater? ‘Oh, Papa‘.
Sie sah sich erschrocken in ihrem Zimmer um. Die Spiegel waren weg, auch ihre schöne Kleidung haftete nicht auf ihrer Haut. Sie war zu tiefste enttäuscht.
Die Realität holte sie schneller ein, als es ihr lieb war.
“Papa, alles in Ordnung”, antwortete sie hastig.
“Einen Moment, ich ziehe mich schnell an, warte doch!“
Helenas Herz raste. Was sie gerade erlebt hatte war unbeschreiblich. Nicht mal ihren über alles geliebten Vater wollte sie jetzt sehen.
“Helena, mach sofort auf, wir sperren die Türen nie ab, was soll das?”
‘Oh Gott‘.
Helenas Liebe zu ihren Vater trieb sie zur Zucht.
“Ja Papa, die Türe ist auf, tut mir leid”, brachte sie völlig verwirrt aber so ruhig wie möglich aus sich heraus.
“Mädchen, was fällt dir ein dich einzusperren?” Gleich kam Helena ein schlechtes Gewissen.
Wie nur kam sie wieder in diese Welt zurück, in der sie gerade war?
Auf dem Boden
“Fräulein, bist du denn von allen guten Geistern verlassen?”, fragte er.
‘Ja, mein guter Geist ist wieder weg!’, dachte Helena.'
“Die Türe habe ich anscheinend aus versehen abgesperrt, ich war wohl in Gedanken. Papa, guck mich so böse an”.
“Wie sollte ich deiner Meinung nach denn schauen?”, kam es von ihm.
“Wir sind gerade mal ein paar Tage in diesem Haus und du sperrst dich ein. Du wirst in null Komma nichts zu einer Frau und ich soll mir keine Sorgen um dich machen”?
Helenas Papa sah sie so traurig an, dass sie beinahe lächeln musste. Denn er hatte Recht. Auf einmal war Helena viel Erwachsener, konnte der Welt da draußen stärker bestehen und fühlte sich so stark wie nie zuvor. Kurz erlag sie dem eben erlebten und beherrschte sich gerade noch rechtzeitig.
Auf gar keinem Fall wollte sie ihren Vater beunruhigen. Denn Helena war selber noch verwirrt.
“Früher oder später musste das wohl kommen. Falls du gerne Zeit mit dir verbringen möchtest, mache das! Aber gib' wenigstens Bescheid, damit wir uns keine Sorgen machen müssen. Deine Mutter, auch wenn sie es nicht zeigen kann, ist auch sehr beunruhigt wegen deines Verhaltens, seit dem du nach Hause gekommen bist.”
Oh, damit hatte Helena nicht gerechnet.
Ihre Mutter machte sich sorgen um sie? Dieser Gedanke brachte Helena endgültig zur Vernunft. Alles eben erlebte musste ‘Humbuck’ gewesen sein.
Jede Gefühlsregung ihrer Mutter machte Helena hellhörig. Denn ihre Mom war nicht der Mensch der Gefühle zeigte. Nicht früher, nicht jetzt, niemals!
Doch nun musste sich Helena von meinem Vater hören, dass sie es doch tat!
Ihr Vater kam zu ihrem Bett rüber, da er die Traurigkeit seiner einzigen Tochter bemerkte und streichelte sie sanft über ihr Haar. Diese Geste genoss Helena besonders. Ihren Vater liebte sie so sehr, dass sie ihm niemals etwas übel nahm.
“Papa, macht euch keinen Kummer." Helena bemühte sich sorglos zu klingen.
“Ich fand heute neue Freunde. Und wie meine neuen Freunde den Anschein machen, meinen sie es gut mit mir”.
Diese Worte sollten ihn beruhigen, doch es kam anders.
“Helena, freunde dich nicht zu schnell mit Leuten an. Man weiß nie! Erst vor einer Woche wurden zwei Teenager in unserer Nähe entführt und schwer vergewaltigt. Sei vorsichtig! Vor allen mit denen die dich in einem Auto mit nehmen wollen.”
Helenas Papa war ein herzlicher Vater, doch manchmal übertrieb er es mit der Vorsicht und seiner Liebe zu ihr, waren Helenas erste Gedanken zu seinem Gesprochenen.
“Keine Sorge, meine Mitschüler haben alle noch keinen Führerschein. Da kann mir nichts passieren.” Diese Worte sprach sie und glaubte wirklich daran. 'Wir alle waren viel zu jung um ein Fahrzeug zu fahren', erinnerte sie sich.
“Niemand von meinen neuen Freunden wird mir etwas antun wollen. Es sind alles Mädchen. Sie heißen Isy und Sahra. Ohne die beiden wäre ich heute nicht fröhlich.”
Es war nicht wirklich eine Lüge. Redete sich Helena gut zu. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Mike ihr etwas antun könne. Er war viel zu schüchtern und hatte schließlich auch kein Auto.
Helenas Vater verließ ihr Zimmer und endlich hatte sie Zeit über das nachdenken was sie wirklich beschäftigte - der Mann in ihrem Zimmer, mit den Spiegeln. War es ein Traum?
Waren die Spiegel echt? Waren all die schönen Szene wirklich geschehen?
‘Nein, nie im Leben’, dachte Helena’. Der Stress des ersten Schultags machte ihr anscheinend mehr zu schaffen als sie dachte.
Doch machte sie sich mehr Gedanken um ihre Eltern was diese nun von ihren Freunden dachten.
Doch die Aussage Helenas Vaters, über des bösen Mannes, der wahllos unschuldige Mädchen missbrauchte, machte ihre Heimat auf einmal gefährlich.
Um das Haus herum standen wundeschöne Bäume, Pflanzen und viele wunderschöne Blumen.
Und nun, nachdem ihr Vater von den schrecklichen Ereignissen der letzten Zeit erzählt hatte, fühlte sie sich nicht mehr wohl in ihrer Umgebung. Immer mehr sehnte sie sich nach dem eben erlebten Tanz in den Spiegeln ihres Zimmers.
Waren die Naturgegebenen Wesen nicht beruhigend, sondern gefährlich?
Helena liebte die Natur, die Bäume, der Duft, das Gezwitscher der Vögel und das surren der Grillen. Das kann nicht gefährlich sein. ‘Es ist befreiend!’, dachte Helena.
Sie sah sich in ihrem Zimmer um. Die weiße Kommode, mit den draufstehenden Engels Skulpturen, der Schrank, idem sich all ihre Kleider befanden. All die Gegenstände kannte sie schon sehr lange.
Helena beschloss auf den Balkon zu gehen. Sie sah sich vergewissernd in ihrem Zimmer um. ’Alles normal, keine Spiegel’. Sie ging auf die Balkon Tür zu und öffnete sie. Ein kühle, aber duftende Wehe zerzauste ihr Haar.
‘Ahh, das tut gut’, waren ihre Gedanken und trat hinaus. Die Nacht war wunderbar. Sommerwarm, aber auch irdisch kühl. Helena blickte himmelwärts. Ihre Augen waren weit geöffnet, so als würde sie etwas erwarten. Nur was? Ein Höllengewitter oder etwa einen Engel? ‘Verrückt’, nein darauf wartete sie nicht. Sie wollte die Natur riechen, sich noch mal vergewissern dass alles an Ort und Stelle war. Und das tat es.
Naturverbunden
Der Duft der Bäume, es roch harzig und herb, der Duft der Blüten, so süß und auch der Geruch des Hopfens, etwas derb. Helena streckte ihre Arme weit aus, so als wolle sie einen abhebenden Vogel nachahmen. Doch der Wind vermag sie nicht weiter zu tragen. Doch danach sehnte sich Helena nicht. Sondern nur, dass sie alles unnatürliche um sich vergaß
Einmal noch sog sie Luft tief ein, und atmete langsam wieder aus. Dieses Ritual wiederholte sie immer wieder. Sie sah in den Sternenhimmel und war begeistert. Helena fand dieses Naturspektakel immer reizend. Egal wo sie sich befand, die Sterne waren immer da. Erst als sie eine Katze jammern hörte öffnete sie wieder die Augen. Es war keine Illusion. Das jammern gehörte zu Teddy. Teddy war Helenas Kater. Er stand vor der Terrassen Tür und ließ ein Klagelied verhören. Somit entließ sich Helena ihrer Position und verließ ihr Zimmer. Ganz leise schlich sie die Treppen zum Wohnzimmer hinunter. Sie durchquerte das antike Wohnzimmer und öffnete behutsam die Terrassentür, um Teddy nicht zu erschrecken. Ein Hoffnungsloses unterfangen - Teddy war schreckhafter als ein Vogel.
Lächelnd und beruhigend redetet Helena auf das verschreckte Kätzchen ein, es solle doch reinkommen. Als Teddy endlich die Schwelle überschritt, schloss Helena langsam die Terrassentür.
“Na, mein Kleiner, wo warst du denn so lange”, sagte Helena im sanften Ton und führte ihn zu seinem Fressplatz. Ganz ruhig öffnete Helena die weiße Küchentür um sein Trockenfutter herauszuholen. Schnurrend schlängelte sich Teddy um ihre Beine und genoss das Ritual. Als sie das Schälchen auf den Boden stellte lächelte sie zufrieden.
‘Das letzte Schäfchen ist heimgekehrt‘, dachte sie. Karlchen, der andere Kater schlief schon längst friedlich in Helenas Bett.
Helenas Katzen waren ihr Leben. Teddy wurde von ihrem Vater, auf einer großen Wiese gefunden, krank mit einer Katzenseuche befallen. Ihre Mutter päppelte den Kleinen wieder auf und entschloss sich letztendlich das Tier, welches einem Wollkneul glich, zu behalten. Karlchen wollte Helena unbedingt, von einer Freundin haben. Ihre Freundin Nina besaß in München ein Haus, und dessen Katze warf viele Kätzchen. Um all diese kleinen Wunder los zu werden, beschlossen sich Ninas Eltern, diese zu verschenken. Helena war sofort Feuer und Flamme. Sie überredete ihre Mutter dieses wundersamen Wesen aufzunehmen. Und so kam es dazu, dass alle beiden Kätzchen wohlbehütet bei Familie Sturm aufwachsen durfte.
Als Helena noch einmal einen Blick auf den fressenden Kater warf, seufzte sie zufrieden, und ging hinauf in ihr Zimmer. Immer noch zitternd, da sie nicht wusste, was Helena erwarten würde!
Als sie die vielen Stufen, zu ihrem Zimmer hinauf stieg, gingen ihr viele Gedanken durch den Kopf! ......
Liebe Leser,
ich weiß, es ist nicht Perfekt.Ich versuche es jedoch! Dies spiegelt meine Vergangenheit dar. Verzeiht mir Schreibfehler! Ich werde diese verbessern, wenn es mir die Zeit erlaubt - und im Moment habe ich wenig Zeit :-)
In Liebe, Eure Leseratte, Nadine!
Texte: Geschrieben von NADINE WOLTER Oktober 2010.
Idee durch eigene Erfahrungen und meiner unendlichen Fantasie!
Tag der Veröffentlichung: 28.09.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
An meinen geliebten Vater, der leider verstarb.(Papa, ich vermisse Dich)
An meine geliebte Mutter, die mir Kraft gibt und die die STÄRKSTE Frau der Welt ist.
An meine Söhne Dominik und Jonas, die ich unglaublich liebe, auch wenn ich nicht immer bei ihnen sein konnte! Auch lieben Dank an meinen Mann Dejan, der mir das nötige Selbstbewußtsein gab, diese Zeilen zu Papier zu bringen
IHR seid mein Lebenselexier!
Eure Tochter, Mutter und Frau!
Ich liebe und vertraue Euch!
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Ein Fantasy-Roman, der teilweise der Wahrheit entspricht, wie Wohnorte und einige Erfahrungen, wie der Umzug nach Wolznach und der Tod meines Vaters.