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Es war das Vollmondlicht, dass mich aus meinem Schlaf riss. Ich brauchte eine Weile um mich zu beruhigen und um erleichtert festzustellen, dass Mike noch neben mir lag. Er schlief friedlich und ich fürchtete, dass das Klopfen meines Herzen ihn wecken würde, jedoch geschah dies nicht. Langsam und vorsichtig löste ich mich aus seiner Umarmung und stand leise auf. Ich ging zum Fenster und sah in den Sternenhimmel.
Bald würde die Nacht vorbei sein und wir würden diese kleine Hütte am Stadtrand verlassen. „Viktoria?“ Ich zuckte ein wenig zusammen, denn ich hatte nicht bemerkt, dass Mike aufgewacht und aufgestanden war. Er schloss mich in die Arme und sah ebenfalls nach draußen aber nicht lange. Er gab mir einen sanften Kuss auf meine freie Schulter. Ich versuchte mich auf seine Liebe für mich zu konzentrieren aber es gelang mir nicht. Ich musste immer wieder an diesen Traum denken, auch wenn ich nicht mehr wusste was dadrin vor kam. „Stimmt etwas nicht?
-Nein... ich hab wohl nur schlecht geträumt.
-Ach Viktoria...“ seufzte er und drehte mich zu ihm. „Lass dich doch davon nicht verwirren.
-Tu ich doch gar nicht!“ protestierte ich. Er gab keine Antwort von sich und küsste mich leidenschaftlich. Ich erwiderte seinen Kuss, jedoch konnte ich nicht verhindern, dass Tränen über meine Wangen flossen. Er hielt inne und drückte mich tröstend an sich, denn er wusste was mir zu schaffen machte. Es war die ganze Situation...
Wir liebten uns jetzt seit zwei Monaten und seit genau dieser Zeit herrschten Geheimnis und Angst über unsere Beziehung, denn sie war verboten. Wieso sie verboten war? Weil meine Mutter seinen Vater nicht leiden kann und er sie nicht.
„Wo dran denkst du, Julia?“ flüsterte Mike in mein Ohr. Er nannte mich immer so, wenn ich in Tränen ausbrach, denn unsere Lage erinnerte uns immer an „Romeo und Julia“.
„Das weißt du genau, Romeo. Meinte ich.
-Natürlich weiß ich es aber bald müssen wir uns nicht mehr verstecken.
-Ja...“ Er hatte recht. Bald (um genau zu sein in zwei Wochen) würde ich meinen achtzehnten Geburtstag feiern und meine Mutter könnte mir dann nicht mehr vorschreiben mit wem ich zusammen sein sollte.
Ich wurde langsam wieder Müde und wir legten uns wieder schlafen...

Am nächsten Tag, nahmen wir andere Wege um in die Schule zu gehen, denn niemand sollte uns zusammen sehen. Ich wurde fast sofort von meinen Freundinnen überfallen, als ich den Schulhoff betrat. Ich hüllte mich jedoch in ein behagliches Schweigen und antwortete auf keine der Fragen. Mir war es außerdem wichtiger in meinem ersten Kurs zu kommen. Dort blieb ich kurz überrascht stehen, denn ich erblickte Mike nicht. Ich überwand meinen Schrecken und ging zu meinem Platz.
Mike ließ sich die ganze Englischstunde über nicht blicken...
In der Zwischenpause und auf den weg zum nächsten Kurs versuchte ich ihn auf seinem Handy zu erreichen und es klingelte auch aber er ging nicht rann.
Jetzt machte ich mir langsam wirklich Sorgen, denn das war nicht seine Art!
In allen Pausen versuchte ich ihn zu erreichen aber er antwortete nicht.

Halb Krank vor Sorgen, rannte ich (nachdem die Schule vorbei war) nach Hause und blieb überrascht stehen als ich einen Polizeiwagen in unserer Einfahrt sah. Meine Mutter begrüßt mich schweigend und mit einem leerem Blick.
Etwas war geschehen!
Der Kommissar bat mich drum Platz zu nehmen. „Du bist also Viktoria Einhorn?“ Seine Stimme war liebevoll, obwohl ich das Gefühl nicht los wurde, dass er es gewohnt war, befehle zu erteilen. Ich nickte nur und ich wollte fragen was denn passiert sei aber er ließ mich nicht zu Wort kommen. „Kennst du Mike Gautier? Und wenn ja, wie gut kanntest du ihn?“ Ich war verwirrt über diese Frage, denn mir war nicht entgangen, dass er in der Vergangenheitsform sprach. Ich warf meiner Mutter einen Hilfesuchenden Blick zu aber sie erwiderte ihn nicht. „Ja.“ sagte ich schließlich. „Ich kenne Mike. Er ist mein Freund.
-Dann wird es dich wahrscheinlich bedrücken zu erfahren, dass er Tod ist. Sagte der Kollege vom Kommissar.
-Was?!“ schrie ich entsetzt und schlug die Hände vor den Mund. Ich versuchte gegen die Tränen anzukämpfen aber es gelang mir nicht. „Wie...? schluchzte ich.
-Er wurde durch mehrere Messerstiche getötet. Darf ich fragen wann du ihn das letzte mal gesehen hast?
-L-letzte Nacht... Wir... wir haben uns Sonntags immer heimlich getroffen, weil unsere Eltern gegen unsere Beziehung waren. Wir haben uns kurz nach sieben getrennt um auf unterschiedlichen Wegen zur Schule zu gehen.“ Erklärte ich unter Tränen.
Ich brachte keiner Ton mehr heraus. Mike Tod?
Nein, dass konnte nicht wahr sein aber warum sollten die Polizisten mich belügen?
Nein, ich musste damit fertig werden, dass ich Mike nie Wiederstehen würde, dass er mich nie wieder in die Arme schlissen würde... Das wir nie wieder kuscheln würden...
Ich sah schweigend zu wie der Kommissar etwas auf einem Block notierte.
„Ich verstehe.“ sagte er dann nachdenklich. „Dann hast du ihn kurz vor der Tatzeit noch gesehen.“ Er und sein Kollege erhoben sich. „Wir melden uns, wenn wir mehr wissen.“ meinte er und ging.
Ich war am Boden zerstört. Wie konnte man nur so etwas tun?
Ein paar Stunden später wurde ich Krank und meine Mutter fing an sich rührend um mich zu kümmern, was sie eigentlich nie tat...

Am 13sten März wurde Mike beerdigt. Alle die ihn kannten, waren da oder eher fast, denn sein Vater war nicht anwesend. Ich erfuhr, nachdem ich den Friedhof verließ, den Grund für seine Abwesenheit. Die Polizei hatte den Mörder gefasst und es handelte sich dabei um Mikes Vater. Ich konnte das nicht glauben, jedoch war das nicht die einzige Neuigkeit. Er hatte einen Mittäterin und diese war niemand anders als meine Mutter?!
Ich starte den Polizisten an, dass konnte doch nicht wahr sein! Wieder wusste ich, dass es die reine Wahrheit war. Ich verlangte meine Mutter zu sprechen.
Ich wurde aufs Revier gefahren, wo mich meine Mutter gleich in die Arme schließen wollte aber ich stieß sie von mich. „Wie konntest du nur?!“ schrie ich unter Tränen. „Ich habe Mike über alles geliebt!“
Meine Mutter sah mich kurz schweigend an und dann fing sie an zu erzählen. Sie hatte über eine Freundin (auch wenn ich weiß wer es war, die das Geheimnis ausgeplaudert hat, werde ich ihren Namen hier nicht erwähnen) von mir erfahren, dass ich Sonntags nie auf Partys oder so ging und deswegen hatte sie den Vater des Verstorbenen allarmiert.
Die beiden waren so eifersüchtig auf unsere Liebe, denn sie selbst hatten kein Glück gehabt. Mikes Mutter war kurz nach seiner Geburt verstorben und mein Vater lebt seit zwei Jahren von meiner Mutter geschieden. Daher schlossen die beiden denn Entschluss Mike umzubringen.
„Aber warum Mike? Warum nicht mich?
-Viktoria, du bist ein Mädchen und du wärest mit ihm nicht glücklich geworden.
-Das meinst du!“ Ich wollte noch was hinzufügen aber in diesem Moment holten mich meine Vater ab. Ich sollte ab Heute bei ihm leben, jedenfalls so lange ich noch zur Schule ging. Ich mag ihn sehr aber auf der Fahrt zu seiner Wohnung (die ich einmal jeden Monat gesehen habe, weil ich dann bei ihm war) hatte ich jedoch das Gefühl als ob etwas wichtiges in mir zerbrechen würde.
Heute, vor zwei Monaten hatten Mike und ich uns unsere Liebe gestanden.
Heute hatte seine Beerdigung stadtgefunden.
Heute wurden seine Mörder gefasst! Ich war nicht wirklich erfreut dadrüber, dass man sie gefasst hatte... Nein, ich war eher am Boden, denn wie sollte man sich fühlen, wenn man erfährt, dass die eigene Mutter die Mörderin oder Mittäterin ist?
Als wir in der Wohnung ankamen, ging ich direkt in mein Zimmer und mein Vater führte ein Telefonat mit einem Psychologen (die Polizei hatte ihm geraten mich zu einem zu schicken).
Ich weiß nicht wie lange ich auf meinem Bett gesessen habe und vor mich Hinstarte.
Ich merkte am Rande meines Bewusstseins, dass mein Vater kurz nach mir sah bevor er sich in sein Zimmer zurückzog. Irgendwann bin ich dann aufgestanden und habe mein Tagebuch aus der Schublade meines Schreibtisches geholt, denn ich habe eins hier bei meinem Vater und eins bei meiner Mutter.
Nun weißt du alles mein liebes Tagebuch, mein lieber Freund.
Ich habe zwei Wochen gebraucht um endlich den Mut zu finden alles aufzuschreiben und nun hab ich es geschafft.
Weißt du... ich kann nicht mehr!
Es ist 23 Uhr 55, Vater muss wohl schon längst schlafen. Ich war wohl länger als gedacht in der Finsternis meiner zerstörten Seele... und es hat wohl länger gedauert dir alles zu sagen...
Ich hoffe du nimmst es mir nicht übel wenn ich jetzt nichts mehr schreiben.
Nein! Bestimmt nicht!
Du kennst mich ja besser als jeder andere, mein Freund.
Bewahre für mich mein Leben auf...

Good Bye,

Viktoria

Als Herr Einhorn am nächsten Morgen seine Tochter wecken wollte, fand er sie Tod auf. Sie hatte sich die Pulsadern aufgeschnitten und war kurz dadrauf verblutet. Genau in diesem Moment verstand er wie verzweifelt Viktoria gewesen sein musste.
Als der Körper von ihr weggebracht wurde, entdeckte er ein in samtgebundenes Buch.
Ihr Tagebuch.
Zögern griff er danach und schlug es beim letzten Eintrag auf.
Er wusste nicht genau warum aber er fing an ihn zu lesen.
Als er fertig war, rannten Tränen über seine Wangen.
Heute wäre seine geliebte und einzige Tochter achtzehn geworden und sie hätte ihr Leben selbst bestimmen können...
Er drückte das Buch an sein Herz und er hatte auf einmal das Gefühl als ob er nicht mehr allein im Zimmer war. Er schallte sich ein Narr aber die Gegenwart blieb und plötzlich umspielte ein trauriges Lächeln seine Lippen und er lass noch mal den letzten Satz des Eintrages.
Bewahre für mich mein Leben auf...
Er zog kurz dadrauf mit seiner aktuellen Frau aus der Wohnung aus und zog in eine andere Stadt. Er informierte Viktorias Mutter nicht über ihren Tod, dann brach er den Kontakt Komplet zu ihr ab, denn er wollte nichts mehr mit der Mörderin seiner Tochter zu tun haben. Er bewahrte das Tagebuch wie einen Schatz auf.

Viktorias Mutter machte sich gewaltige Vorwürfe gegen dem Tod ihres Kindes. Erst jetzt wurde ihr klar was für einen Fehler sie gemacht hatte in dem sie Mike, die große Liebe von Viktoria, umbrachte. Sie verbüßte eine lebenslange Haftstrafe im Gefängnis.

Mikes Vater ließ die Nachricht über Viktorias Tod kalt. Er wirkte sogar fast erfreut drüber. Auch er wurde zu Lebenslang verurteilt.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 15.12.2008

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Man kann immer versuchen seinem Schicksal zu entgehen aber letzendlich holt es einen immer wieder ein...

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