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Prolog

Der Mond schien an hellster Stelle und die Sterne glänzten am dunklen Nachthimmel hell und klar. Keine einzige Wolke war am Himmel der heutigen Dezembernacht zu verzeichnen, alleine der leichte Nebel umhüllte mit  die gesamte Autobahn in einem leichten Schleier. Die gesamte Schnellstraße war ausnahmsweise menschenleer. Kein anderes Auto ließ die Fahrbahn zum beben bringen, außer der kleine Toyota, welcher als einziger Licht ins Dunkeln brachte. Konzentriert umklammerte der Mann auf dem Fahrersitz das Lenkrad und schaute wie gebannt geradeaus. Seine braunen Augen schienen immer müder zu werden, was ihm ein herzhaftes Gähnen entlockte. Seine Haare waren leicht zerzaust und standen von jeder Seite ab. Allein die Musik im Radio brach im Auto die Stille und schien den Fahrer zu unterhalten. Rhythmisch nickte er leicht zu der laufenden Musik und schaute kurz zu seiner Frau hinüber, welche nur ein leichtes Lächeln zu Stande brachte. Ihre braunen Haare hingen ihr zerstreut über die Schultern. Die Müdigkeit wurde durch die deutlichen Augenringe sichtbar. Kurz streckte sie sich auf ihrem Beifahrersitz und Positionierte sich auf dem Sitz neu, bevor sie sich völlig der Traumwelt hingab. Zufrieden lächelte der Mann und fuhr mit seinen Fingern ihre weiche Wange entlang. Er erinnerte sich an den einen Tag, als er seine Frau das erste mal wahrgenommen hatte. Sein Vater hatte sich mit seiner Nachbarin gestritten, erinnerte er sich verträumt und schielte immer wieder zu seiner Frau hinüber. Die Frau hatte  seinem Vater ständig Sachen unterstellt, welche niemals der Wahrheit entsprachen. Hinter der Nachbarin hatte  ein Mädchen gestanden. Sofort fielen ihm die strahlenden Augen auf, welche einem Meeresstrudel glichen. Trotz der verfeindeten Eltern, trafen sie sich jeden Abend heimlich auf ihrem Baumhaus und eines Tages stahl er sich einen Kuss von ihr. Seit dem Tag an, waren sie unzertrennlich, dies war jedem bewusst. Zurück in der Realität, hatte sich sein Herz sofort dank den Erinnerungen erhellt. Prüfend schaute der Familienvater in den Innenspiegel und musterte seine beiden Kinder zufrieden. Beide schliefen seelenruhig und schienen sich von dem anstregenden Tag zu erholen. Seine beiden Schätze, dachte er. Seine Große hatte sich an ihrem Bruder festgekuschelt, bevor sie ihre Augen geschlossen hatte. Schmunzelnd schenkte er der Fahrbahn erneut Aufmerksamkeit, doch bemerkte seinen Fehler äußerst schnell. Geschockt weiteten sich seine Augen und sein Körper verkrampfte sich sichtbar. Ein Wolf thronte auf der Schnellstraße und ließ sich weder vom Auto licht, noch von der Hupe des Autos vertreiben. Hilflos überlegte der Mann, während ihm nun der Schweiß den Rücken hinabrann. Meter für Meter kam er dem schwarzen, großen Wolf immer näher. Die Entscheidung die er treffen musste, fühlten sich für ihn wie quälende Stunden der Angst und Verzweiflung an. Bevor er jedoch seine Entscheidung noch einmal gründlich überdenken konnte, lenkte er kurz vor dem Aufprall auf die linke Fahrbahn und geriet ins Schleudern. Er spürte, wie das Lenkrad nicht mehr auf seine Kommandos reagierte und sich nicht bewegen ließ. Seine Wahrnehmung geriet ins Schleudern und schneller als er glaubte, tanzten lauter Sterne vor seinen Augen. Nun kamen ihm die Tränen. Er versuchte das Lenkrad noch irgendwie übernehmen zu können, doch er schaffte es nicht.

 

Ein lauter Knall hallte durch die gesamte Gegend. Der Toyota knallte mit voller Geschwindigkeit auf die Leitplanke. Mit verschwommener Sicht blickte er in das blutende Gesicht seiner Ehefrau. Panisch versuchte er sie zu berühren, doch er kam nicht an sie ran. Das komplette Armaturenbrett glänzte vor Scherben, welches der zerstörten Frontscheibe zu verdanken war. Schnell richtete er sein Blick auf seine beiden Schätze und atmete erleichtert aus, als er keinerlei Schrammen an ihnen erkannte. Von Schuldgefühlen geplagt, versuchte er weiterhin seine Ehefrau zu helfen, doch sein Sitz ließ ihm keine Möglichkeit dazu. Aggressiv versuchte er sich zu befreien, doch er handelte sich somit nur noch mehr Schwindel ein und verlor immer mehr an Kraft. Einen Augenblick erhellten sich seine Gesichtszüge, als er ein gleichmäßiges Atmen seiner Beifahrerin vernahm und er sich sicher war, dass sie immer noch lebte. Doch die Freude währte nicht lange, als er merkte wie seine Sicht langsam ins Schwarze überging und allein seine Ohren noch alles um sich herum Wahrnehmen konnten. Er empfing schreie seines Sohnes Brian, welche sich schnell mit Schluchzen vermischten. Seine Ohren gaben ihren Geist auf, doch bevor er seine Familie verließ, kehrten seine Gedanken immer wieder zu den schönsten Momenten seines Lebens. Der Mann dachte an seine Hochzeit, an die Geburt seiner beiden Kinder und an die strahlenden, wunderschönen Augen seiner Frau, bevor sein Herz ein letztes mal schlug.

Kapitel 1

Mit zitternden Händen, führ ich die glatten Stellen des Marmors entlang. Meine Finger erkundeten die Buchstaben, die in den Stein eingraviert waren. Buchstabe für Buchstabe, Zahl für Zahl, fuhren meine Fingerkuppen die Vertiefungen entlang, bevor ich bemerkte, vor welchem Grabstein ich gerade stand. Ein Schauer jagte mir über den Rücken und ließ mir Mark und Knochen gefrieren. Heiße Tränen rannten mir über das Gesicht, ehe ich es hätte verhindern können. Salzige Tropfen fielen auf die Erde, die mit Blumen und Kerzen besät war. Ich spürte, wie die Bäume neben mir immer näher kamen. Schritt für Schritt, bewegten sie sich Richtung Mitte. Auf Knien suchte ich Halt an dem Grab meines Vaters. Doch ehe ich mich noch fester klammern konnte, verschwand ich in einem Schwarzen Loch, indem die Bäume um dem Grabstein meines Vaters herumtanzten und Trauerlieder sangen. Die Rinde der Bäume veränderten sich zu Gesichtern, die Ästen wurden zu dünnen Armen und die Grünen Blätter verwandelten sich in eine Haarpracht. Ein Lachen dröhnte durch meine Gedanken und schien mir beinahe meinen Nerv zu rauben. Alles um mich herum war von der Farbe schwarz bemalt, außer den tanzenden Bäumen und den leuchtenden Grabstein meines Vaters, spendete nichts anderes Helligkeit. Das Lachen wurde Lauter, drängender. Ich fiel auf die Knie, hörte immer noch das Gelächter eines alten Mannes, bevor alles um mich herum erneut schwarz wurde.

 

"Kyama, wach auf!", hörte ich nun die vertraute, warme Stimme meines Bruder in meinem Ohr. Langsam öffnete ich meine Augen und spürte wie mir ein warmer Schweißfilm auf der Stirn thronte. Meine Beine fühlten sich wie benebelt an, meinen Händen schien es nicht anders zu ergehen. Langsam schaute ich mich um, bis ich merkte, dass ich mich in meinem Bett und nicht in einem schwarzen Loch befand. Erleichtert atmete ich aus und schaute nun in die lieblichen Augen von Brian.

"Was ist denn los?", fragte ich und versuchte mit starker Stimme, die Unsicherheit zu überspielen, welche sich durch meinen Traum angeeignet hatte.

"Du hast komische Sachen gesagt und hast geschrien", antwortete er, während er mich fürsorglich musterte. Mild lächelte ich den Jungen vor mir an und strich ihm durch das blonde, dichte Haar. Wie Seide entrann es meinen Fingern.

"Es war nur ein Alptraum, mach dir keine Sorgen", war das einzige was mir auf seine Bemerkung einfiel. Diese Träume verfolgten mich seit vier Jahren. Nachdem mein Vater dank eines tragischen Autounfalls um sein Leben kam, schien mich mein Unterbewusstsein mit verrückten Träumen quälen zu wollen. Anfangs hielt ich es für die normale Verdauung des Alltags, doch die Träume schienen kein Ende zu nehmen. Als meine Gedanken zu den Grabstein kamen, zog sich mein Herz schmerzhaft zusammen.

"Okay, sag mir wenn du etwas hast", mit diesen Worten verabschiedete sich der kleine Lockenkopf und ich spürte wie sich mein Bett erhob, an der Stelle wo er mit seinem grünen Pyjama gesessen hatte. Grübelnd schloss ich erneut meine Augen, doch an Schlaf war nicht zu denken. Ich dachte über den einen Tag nach, an dem sich das Leben meiner Familie komplett änderte. Meine Erinnerungen schwankten zu den Tag, an dem der Unfall passierte. Die Polizei hatte uns berichtet, dass mein Vater von der Fahrbahn abgekommen sei und die Kontrolle über den Wagen verloren hätte. Meine Mutter war mit einer leichten Kopfverletzung davon gekommen, erklärten mir die Rettungskräfte, doch ich wusste, dass meine Mutter mehr Schaden abgekommen hatte. Heimlich hatte ich früher schon die Papiere meiner Eltern durchsucht, da man mir nicht immer die Wahrheit erzählte. Nachdem ich die Wahrheit herausgefunden hatte, waren immer noch alle der Meinung, mein Vater sei ohne Grund von der Fahrbahn abgekommen, doch wahrscheinlich wusste niemand so viel wie ich. Meine Gedanken endeten abrupt, als ich eine salzige Flüssigkeit in meinen Mundwinkel vernahm. Ein leiser Schluchzer entkam meinen Lippen, bevor ich spürte wie kleine Stiche mein Herz versuchten zu durchbohren. Versteckend zog ich die Decke über meinen Kopf und versuchte mich auf andere Gedanke zu bringen. Konzentriert versuchte ich, meinen nun schnellen, Atem zu beruhigen. Immer wieder redete ich mir lindernde Wörtern ein, die meinen Schmerz und Verlust dämpfen sollten. Doch, es gelang mir nur halbwegs. Meine Beine zog ich eng an mich um meine Arme fest um sie zu krallen. Die Stille der Nacht, welche in unserem Haus herrschte, schien mich verrückt zu machen. Kein einziges Geräusch war vorhanden, um mich auf andere Gedanken zu bringen. Seufzend spürte ich meinen heißen Atem unter der Decke. Meine Zunge leckte automatisch über meine feuchten Lippen und mein Mund schmeckte den Saft der salzigen Tränen, deren Aroma mit Gefühlen abgeschmeckt waren.

 

Nachdem sich mein Atem beruhigt hatte und meine brennenden Augen die Tränen versiegt hatten, fand ich die nötige Ruhe um erneut in das Land der Träume zu gleiten und mich dem Alltag für ein paar Stunden zu entziehen. 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 18.03.2015

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
-Ich widme dies allen Lesern.

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