Durch ein schrilles Glockenklingeln wachte ich an diesem Morgen auf, es war meine Mutter, die das leider schon zur Tradition gemacht hat, morgens am 24.12 mit einer kleinen Glocke durhs Haus zu laufen und jeden zu wecken. Mir machte das nichts mehr aus, es ist für mich ein Zeichen, dass es Heiligabend ist. Nun sprang ich auf, damit ich als erste in der Küche sein konnte, weil meine kleine Schwester Sophie sonst denkt, dass mir Weihnachten egal wäre, also rannte ich zur Treppe, doch dort lag mal wieder ein Spielzeugentchen von meinem Hund, auf dem ich ausrutschte und in den Armen meines Vaters landete. " Huch? Claire,was ist denn mit dir los? Was hast du es denn so eilig?", fragte mein Papa. "Ach, Papi, du kennst mich doch. Ich bin die einzige für den Weihnachtsmann! Keiner soll so viele Geschenke bekommen wie ich.", sagte ich und prustete los. Mein Papa zwinkerte mir zu und sagte: "Na komm. Los, in die Küche, dein 24.Türchen wartet auf dich und dann essen wir Frühstück. Aber sei vorsichtiger, wenn du die Treppe runter gehst!" Meine Mutter rief von der Treppe:" Wer hat denn wieder das Fenster offen gelassen! Es schneit verdammt nochmal rein, wenn es offen ist!!" Ich schüttelte nur den Kopf und ging auf die Küche zu, das Ziel fest im Blick, (Ich muss selber noch lachen, wenn ich daran denke), doch dann sauste meine Schwester mit ihrem Bobycar, das sie letztes Jahr zu Weihnachten bekommen hat, an mir vorbei, aus der Traum, meine Schwester konnte mich ab jetzt den ganzen Tag nerven. Ich hatte es schon vor Augen, sie würde vor mir stehen, mit einem breiten Grinsen im Gesicht und ruft: "Ich hab mein 24.Türchen vor dir aufgemacht! Du hast Weihnachten nicht verdient!", wenn ich jetzt nicht einen Zahn zulege und mich an die Verfolgung mache. Doch meine Schwester war wie eine Rakete, sie zischte vorbei und man sah ihr nur noch hinterher, also mustte ich mit Köpfchen handeln: "Sophie! Guck mal!Der Hund hat alle deine Barbies geklaut!" Sofort blieb sie stehen. Ein schriller Schrei zerschnitt die Luft. Ich riss meinen Kalender von der Wand und steckte mir die Schokolade in den Mund, doch dann spuckte ich vor Lachen alles wieder aus, denn mein Bruder David kam mit einem Umhang und einem Laserschwert und versuchte die Star Wars Titelmusik zu imitieren: "Dadadadadadadada da da da da da da da da" Wir guckten ihn alle grinsend an, doch er antwortete nur: "Was ?? Es ist doch Weihnachten, oder sehe ich das falsch?" Mit dem Laserschwert n der Hand, fuchtelte er herum und zeigte damit auf uns. "Ode hast du schonmal den Weihnachtsmann mit einem Laserschwert gesehen?" fragte Papa ungläubig. "Nein..." Papa schnitt ihm das Wort ab. "Na also, dann kannst du die Sachen weglegen und dich zu uns setzen." Er wollte sich gerade setzen, als Sophie auf ihn zu gerannt kam. "Papi? Und was ist mit meinen Barbies?" Er fasste sich an die Stirn und blickte in die erwartende Sonne, die natürlich nicht da war. "Ähm...Die sind in deinem Zimmer, und wenn nicht, dann bringt dir der Weihnachtsmann neue." Sophies Augen wurden ganz traurig. "Aber...aber...Was wäre dann mit Barbie, Ceithleen,Janine, Jacki, Tamsi, Tamara und Annie? Die wären nicht mehr da!" Jetzt musste meine Mutter einschreiten, letztes Jahr hatte Papa Sophie das Weihnachtsfest schonmal versaut. "Schatz, du hast es falsch verstanden, der Weihnachtsmann wird dir nicht neue Barbies bringen, sondern deine! Also Barbie, Ceithleen, Janine, Jacki, Tamsi, Tamaraund Annie." Sie nahm Sophie hoch und tröstete die damit. So funkelten ihre Augen wieder, wie der Sonnenaufgang im Sommer. Mama setzte sie wieder runter und hungrig stürmten wir an den Tisch. Es roch nach Weihnachten, so wie es sich gehörte, denn Mama hat erzählt, dass sie etwas besonderes in den Brotteig getan hat. So war es doch noch ein schönes Frühstück.
Auf dem Weg zur Kirche stritten wir uns alle. Es fing schon vor der Haustür an als Sophie und ich uns mit Schneebällen bewarfen und Papa versuchte uns davon abzuhalten, weil wir nicht durchnässt in der Kirche sitzen sollten. Auf der andren Seite kämpften Mama und David um das Laserschwert, weil er es unbedingt mitnehmen wollte, aber Mama es natürlich verboten hat und als sie das Laserschwert endlich in der hatte, warf sie es in den Schnee. Das Ende vom Lied war, dass alle beleidigt im Auto saßen und entweder schwiegen oder sich Vorwürfe an den Kopf schmissen. Die Stimmung konnte sich endlich lockern, als wir mit dem weißen Schnee in der Kirche ankamen, und natürlich - viel zu spät. Wir schlichen uns rein und alle Leute machten Bilder mit ihren Smarphones von uns um es bei Facebook zu posten. Der Pastor hatte uns natürlich auch entdeckt. "Na, setzt euch doch, singt mit uns, feiert mit uns." Wir setzten uns und genoßen das feierliche Licht, das von oben schien. Ich war sehr nervös und konnte es , eigentlich wie jedes Kind an Weihnachten, nicht lange in der Kirche aushalten. Doch der Pastor redete weiter und ich fühlte mich befreit als wir sangen, das war das schönste am Gottesdienst. "Mama?"fragte ich. "Ja?" meine Mutter schaute mich erwartend an, ich konnte es selbst an ihren Haaren sehen, denn sie wirbelten hin und her. "Dieser Stern da oben..." Ich zeigte auf einen Stern , der an der Decke hing. "Ist das der Stern aus der Geschichte von Jesus? Aus der Bibel?" Sie lächelte. "Nein, aber es soll ih darstellen. Und jetzt, pssssst." Wir richteten den Blick nach vorn. Der Pastor hatte den Altar mit grünen Zweigen und Schleifen geschmückt. "So, für jedes Kind habe ich jetzte ein kleines Geschenk, denn Gott ist bei euch und beschenkt euch." Sofort rannten wir alle nach vorne, und diesmal war ich die erste. Der Pastor ging in die Runde und gab jedem Kind ein Geschenk. Ich riss das Geschenk an mich und Mama schaute mich so böse an, war das unhöflich gewesen? Ich hielt es vor mich und packte es sofort aus. Nach und nach konnte ich erkennen, dann saah ich es, es war ein kleines Engelchen in gold mit einer Glocke dran. Sofort klingelte ich damit herum. Sophie stupste mich an. "Hey guck mal!Ich habe eine kleine Barbie!Es müsste... es müsste Tamsi sein. Wow!" Ich nahm sie in den Arm und zeigte ihr mein Engelchen. Dann kam David lächelnd an. "Guckt mal! Ein kleines Laserschwert! Für die Federtasche oder..." Er grinste und drehte sich zu Mama. "Oder für die Kirche!" Doch Mama schüttelte den Kopf. Wir bedankten uns beim Pastor und setzten uns wieder. "So, das war der Gottesdienst für heute. Wenn sie möchten, können sie vorne eine kleine Spende da assen." Langsam standen alle auf, also gingen wir hinterher. Als wir vorne waren, blieb ich stehen und überlegte, was ich in den Spendenkorb legen konnte, den Geld hatte ich nicht. Ich entschied mich für die kleine Brosche an meinem Jäckchen. "Claire! Komm jetzt." rief Mama von draußen. "Ich komme! rief ich zurück . Dann trat ich nach draußen in den Schnee.
Wir stiegen ins Auto und fuhren zu meinem Onkel und meiner Tante, da gibt’s immer das Weihnachtsessen. Als wir ausstiegen kam eine gefühlte 1000 l Menge von Schnee vom Himmel. Schnell rannten wir fest an unsere Jacken geklammert an die Tür, wo die beiden schon warteten. „Ach, schön,dass ihr kommt. Da ist ja die kleine Sophie und...die Claire, wie schön. Und der David. Mensch, du bist ja groß geworden!“ begrüßte uns Tante Emma. „ Ach Tantchen, red´nicht so viel, bitte, wir werden noch rot“ meinte David und riskirte einen Blick in das Haus. „ Das duftet ja!“schrie Sophie und rannte ins Haus. Emma musste lachen.“ Na, dann kommt mal rein.“ Sie nahm uns die Jacken ab und hing sie an der Garderobe auf. „Folgt mir ins Esszimmer, es gibt gebackene Kartoffeln mit Rotkohl und einer köstlichen Soße“ sagte sie und ging vor. Sophie und Onkel Turbo hatten sich schon gesetzt. Ich setzte mich neben Sophie und kitzelte sie, dabei kicherte sie so los, das sie den Saft, den sie Im Mund hatte auf dem Tisch verteillte. Aber Tante Emma nahm es leicht und wischte es einfach weg. David nahm seine Gabel und drehte sie im Kreis , von oben nach unten, von rechts nach links. „David! Man spielt nicht Gabeln! Also das geht zu weit!“ sie nahm ihm das Besteck weg und bestand drauf ihn gleich zu füttern. Da kam auch schon Tantchen mit dem Essen wieder. „So, schagt ruhig zu, ist doch genug da.“ Wir füllten uns reichlich auf. Wir Kinder spielten mit dem Essen und hatten dann nur die Hälfte gegessen und Tantchen, Onkelchen , Mama und Papa aßen die ganze Portion auf. Wie schaffen die das ? Und obwohl wir vorsichtig waren, waren wir drei vollgeschmiert mit Soße. „ Emma, entschuldige mich , ich geh die Kinder sauber machen.“ Tantchen nickte. „ Kommt ihr drei, ich mach euch sauber.“ Dann gingen wir ins Badezimmer mit dem großen Spiegel. Als erstes nahm sich Mama mich vor, sie nahm ein Lappen und wischte mir im Gesicht rum.Nachdem sie fertig war, fühlte sich mein Gesicht nass an, ich musste aufpassen dass es nicht regnete.
Es war spät geworden und Mama meinte es wäre besser wenn wir gehen. Tante Emma gab uns unsere Jacken und verabschiedte sich mit den Worten: „Das war wirklich schön! Sollten wir wiederholen, am besten nächstes Jahr.“ Als wir aus der Tür raus waren winkten wir nochmal. Wir stiegen ins Auto und fuhren los. Es war schön warm und kuschelig, wir holten unsere Geschenke heraus und spielten damit. Bis jetzt waren wir glücklich.
Zuhause angekommen fing der Stress wieder an. „Du hast keinen Schlüssel mit?!?!“ motze Mama den Papa an. „ Also ich hatte eigentlich einen mit, den habe ich bestimmt bei deiner Schwester vergessen.Außerdem dachte ich,du hättest einen mitgenommen! Toll,und was mache wir jetzt? Weihnachten vor der Tür oder was?“ Da standen wir in der eisigen Kälte, aber wenn uns schon das Haus fehlte, hatten wir wenigstens das Auto.Wir setzten uns alle ganz dich aneinander in das Auto. „ Mami, schau mal! Die Sterne ! Wie sind die schön!“ sagte Sophie mit leuchtenden Augen. „ Ja. Weißt du ,ich glaube an Weihnachten sind sie am schönsten.“ meinte Mama und zeigte an den Himmel.Eine rote Weihnachtsdecke hielt uns warm und wir erzählten uns weitere verrückte, schöne und lustige Weihnachtsgeschichten.Wie der Mann der so einsam war,dass er sein Meerschweinchen als Weihnachtsmann verkleidete, oder die Frau an Heiligabend angefahren wurde und seit dem immer freundlich und glücklich war, oder der Weihnachtsmann, der seine Kleidung verwaschen hatte. Nach einer Weile waren wir fast in der Kälte eingeschlafen, als wir plötzlich ein Geschräusch hörten- Schritte von hinten. Wir blickten uns um und entdeckten zwei schwarzgekleidete Männer, die sich an unserer Haustür zu schaffen machten. „Das ist es!“ sagte Mama. Sie stieg leise aus und packte die beiden von hinten. Anstatt aber dass sie sauer sei oder die Polizei riefe, bittete sie die beiden Männer darum die Tür für sie aufzubrechen. Die beiden schauten sie verwundert an. „Sie wollen, dass wir ihnen die Tür aufbrechen ?“sie traten einen Schritt zurück und wollten abhauen. „Wissen sie eigentlich wem das Haus gehört?“ fragte der eine. „Ja. Mir.“ flüsterte sie in die Kälte. Mama drehte sich und nahm das Brecheisen. „ Alles muss man selber machen...“ sagte sie und lächelte.
Schnell sprangen wir ,noch mit der Decke in den Armen, aus dem Auto und rannten ins Haus. Mama wollte die Tür schon wieder schließen, doch sie entschied sich anders und bat die beiden Männer hinein. Da saßen wir alle am Tisch und tranken einen warmen Kakao. Papa schaltete das Licht aus und zündete die Kerzen an. Die Männer halfen dabei und als wir die Geschenke verteilten, fragte einer der beiden : „Warum?“ Mama lächelte. „Es ist Weihnachten!“.
Tag der Veröffentlichung: 24.04.2014
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