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Als Max vorgestern am späten Abend den Müll rausbringen wollte, hörte er einen lauten und durchdringenden Schrei. Max erstarrte. Der Schrei schien aus dem gegenüberliegenden Haus zu kommen, das von den Eigentümern nur wochenends genutzt wurde. Dass er den Schrei an einem Mittwoch vernahm, kam ihm eigentümlich vor. Auf der Stelle ließ Max die Mülltüte fallen, rannte hoch in seine Wohnung und rief zu seiner Mutter: „Mama, hast Du den Schrei auch gehört ?“ Sie drehte sich zu ihm um und meinte: „Ja, was war das ? Das kam doch von drüben, oder ?“ Darauf sagte er: „Ich glaube, gestern auch etwas gehört, aber ich habe Fernsehen geguckt und es nicht wirklich wahrgenommen.“ Sie überlegten kurz, ob sie die Polizei rufen sollten, entschieden sich dann aber dafür, erst mal vor Ort nachzuschauen, denn es konnte ja ganz Harmloses dahinter-stecken. Also machten sie sich mit einem Besen zur Verteidigung und einer Taschenlampe auf den Weg. Als sie vor dem betreffenden Haus standen, sahen sie in einem Raum des Obergeschosses ein Licht brennen. Sie konnten zwei schemenhafte Gestalten erkennen, die sehr wahrscheinlich ein Mann und eine Frau waren. Der Mann hatte etwas Langes in der Hand und ging auf die Frau zu. Dann hörten sie wieder ein markerschütternden Schrei, der sie erzittern ließ. Der Mann schlug zu und die Frau kippte rückwärts um. Dann wurde es still, das Licht ging in dem Zimmer aus und nur noch der fahle Vollmond schien. Im Flur des Untergeschosses ging kurz darauf das Licht an und sie konnten eine Gestalt erkennen, die sich der Eingangstür näherte. Max flüsterte panisch: „Mama, komm schnell mit, wir müssen die Polizei anrufen.“ Seine Mutter aber war wie erstarrt. Nun rief er: „Komm, sonst bemerkt er uns noch!“ Aber seine Mutter rührte sich nicht von der Stelle. Max versuchte, sie mitzuziehen, doch er konnte sie nicht bewegen. Die Tür öffnete sich und ein Mann trat ins Freie. Max schrie: „Aaaaaaaahhhh, Hilfe!“ Seine Mutter stolperte, den Unbekannten anstarrend, langsam rückwärts, aber sie konnte sich noch nicht wieder richtig bewegen. Zum wiederholten Male schrie Max: „Hilfe, hier ist ein Fremder, ruft die Polizei und helft uns!“ Der Mann trat auf sie zu und meinte mit einer rauchigen Stimme: „Ihr habt etwas gesehen, deshalb seid ihr jetzt dran!“ Endlich taute seine Mutter auf und kreischte: „Iiiiiiiiiih!“ Jetzt ging in den umliegenden Häusern endlich das Licht an und die Leute öffneten verschlafen einige Fenster. Die Verschlafenen fragten: „He, was ist denn hier los ?“ und „Was soll der Lärm?“ Als sie guckten, begriffen die Leute. Der Mann schaute sich um und fluchte: „Mist, jetzt muss ich es schnell machen.“ Er zog eine Pistole, während Max und seine Mutter stotterten, „N-nein, bb-bitte ... tun sie uns n-nichts !“, und rückwärts zur Wohnung stolperten. Der Mann raunte: „Zu spät.“ Doch da kamen ein paar von Max´ Nachbarn mit Besen und anderen Sachen, die man als Waffen benutzen konnte, angelaufen. Sie riefen: „Die Polizei wird gleich da sein !“ Der Fremde erschrak und fluchte lauthals: „Mist!“ Dann rannte er los um die Ecke. Max und einige junge Männer rannten hinter ihm her. Sie leuchteten mit Taschenlampen voraus. Man hörte in der Ferne bereits die Polizeisirenen. Jetzt sahen sie, dass der Mann auf ein bereitstehendes Motorrad sprang. Sie hatten die Hoffnung bereits aufgegeben, aber dann bemerkten sie, dass das Motorrad, den lauten Flüchen des Fremden nach zu urteilen, nicht ansprang. Der Mann stieg überhastet ab, um dann sofort wegzurennen, sodass er stürzte. Max und die anderen rannten natürlich sofort hin und hielten ihn in Schach, bis die Polizei kam. Diese nahm ihn fest. Zwei Polizeibeamte rannten, nachdem Max ihnen gesagt hatte, was mit der Frau passiert war, sofort in das Haus. Ein Beamter kam kurz darauf wieder hinaus und rief: „Schnell, einen Krankenwagen! Dort oben ist eine Schwerverletzte!“ Sie hatte eine sehr gefährliche Platzwunde, verlor viel Blut und wurde sofort von den Polizisten notdürftig im Haus versorgt. Kurz darauf wurde die Verletzte von einem Rettungshubschrauber abgeholt. Sie war eine reiche Urlauberin, die in Büsum eine Kur machte. Der Mann hatte sie dienstags gefangen genommen und mittwochs ausgeraubt. Mitternachts, nachdem sich alle wieder beruhigt hatten, wurden die Protokolle aufgenommen. Max´ Mutter bekam noch eine Beruhigungsspritze, ihre Aussage sollte am nächsten Tag protokolliert werden.
Sie schlief in dieser Nacht durch die Beruhigungsspritze sehr schnell ein, Max hingegen fand erst frühmorgens Schlaf.
Am Donnerstag erschien ein Artikel über sein Erlebnis in der regionalen Zeitung. Da Max erst so spät einschlief, ging er an diesem Tag nicht zur Schule. Freitag war er in der Schule das Gesprächsthema.

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Tag der Veröffentlichung: 03.06.2009

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