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Prolog

Wir liefen. Schritte so hart als würden sich unsere gepanzerten Füße in den Boden rammen. Schritte von entschlossenen Männern. Männern, bei denen man die Angst in den Augen sah, aber ihre Waffen aufrecht vor sich hielten. Männer wie wir. Helden.

Ein eiskalter Wind flog uns entgegen, versuchte sich in unsere Herzen zu schleichen. Doch wir blieben standhaft, hatten unser Ziel fest vor Augen. Den Stein … bald waren wir da.

Halle für Halle durchquerten wir. Ließen uns nicht von verführerischen Malereien ablenken, welche die Wände in Reihen rechts und links neben uns besetzten. Ketzerische Darstellungen. In Rahmen versehen -vergoldet, pompös und reichlich verziert-, die selbst ein König gern in seinen Schlafzimmer hängen gehabt hätte. Bilder von Missgeburten. Tiere, Katzen, die aufrechtstanden -wie Menschen-, Kleider trugen oder Tee dinierten. Widerlich! Es wurden aber auch Menschen dargestellt, nein andere Ketzer, deren Hände Krallen trugen, aufrechtstehende Ohren besaßen und ein langer Schweif ihre Rückseite zierte. Eine Sünde! Sie stellten ihre Ketzerei offen dar. Ließen mit Hilfe ihrer seltsamen Kräften Blitze aus ihren Händen erscheinen oder kalte Luft in Eis umformen. Dagegen musste etwas unternommen werden!

Diese Wesen, Kreaturen gehörten nicht in diese Welt. Es waren Gottlose Wesen. Jemand musste sich ihrer annehmen. Die Quelle beseitigen aus denen solch üble Kreaturen sprossen. Jemand wie ich … Wir! Ein Heer, dass von Gott selbst erschaffen wurde. Menschen die dazu bestimmt waren eine Legende zu werden!

Ich sah in den Gesichtern meiner Kameraden die gleichen Gedanken aufblitzen. Wie sie erst würgten oder hasserfüllte Blicke den Bildern zuwarfen, aber schlussendlich leicht schmunzelten, weil sie wussten dass diese Ketzerei bald ein Ende hatte. Bald jede Gottlosigkeit ausgelöscht war. Wo das Ziel doch so greifbar nahe war.

Wir ließen uns also nicht zurückschrecken. Hörten auf unsere lauten Schritte und das klappern unserer Rüstung. Orientierten uns an dem Herzschlag des Bösen. Dem Herzschlag des Steines. Dem „Corda“. Melodisch schlug es dem Menschenherz ganz fern. Eine Melodie -schlicht und melancholisch- als wüsste es, dass sein Ende nahe war. Schritt für Schritt wurde der Rhythmus lauter.

Unser Führer allem voran. Ein furchtloser Mann. Mit seinen blonden, kurzgeschorenen Haaren und seinem glatten aber hartem Gesicht hätte man meinen können er sei ein Erzengel. Herabgestiegen um uns zu helfen. Herabgestiegen um uns von der Ketzerei zu befreien und all den Gläubigern eine geordnete Welt zu erschaffen. Doch er war nur ein Mann wie wir. Getrieben von der Bestimmung.

Seine große Gestalt wurde von einer noch größeren Rüstung geprägt. Ein Panzerkleid in grau -unserem ganz gleich. Wir wirkten wie Steine in der viel zu weißen Umgebung. Nur unsere Hände und Füße steckten im schwarzen Leder. Ansonsten reichte uns das Metall bis zum Hals. Eisen ohne viel Muster. Einzig und Allein unsere Brust wurde von einer weißen Sonne verziert. Sie drückte unseren Stolz aus und nährte unseren Geist. Es war unserer Zeichen. Das „sol-et-cor“.

Der Anführer hingegen trug dazu noch einen Umhang. Weiß und von Schulterpanzern gehalten verschmolz er fast mit seiner Umgebung. Denn diese war weiß. Weiß wie Schnee. Wände in Weiß. Makellos. Nur mit Bildern behängt die hassschürten, Ketzerei darstellten.

Boden in Weiß. Fliese an Fliese. So gezielt aneinander gereiht fand man sie nur in Schlössern und Hochburgen aber keines von beiden konnte man diesen Ort hier nennen.

Säulen in Weiß. Sie hielten die hohen Decken. Wirkten in jeder Ecke wie Behüter, die die Hallen bewachten. Mit seltsamen Schriften und Formen graviert, die keiner von uns lesen konnte.

Tore in Weiß. Wir durschritten sie, kamen in die nächste Halle, die kaum anderes aussah als die davor. Nur der lauterwerdende Herzschlag verriet uns unser näherkommen.

Alles Weiß. Eine weiße Hölle.

Wenn unser mutiger Anführer nicht gewesen wäre, hätte so mancher Kamerad sicherlich schon den Kopf verloren. Hätte seine Seele dem Ketzer gegeben. Doch Er schritt so ehrfürchtig voran. Hatte sogar schon den Krieg hinter sich gelassen. Hielt nun seine Axt in der rechten Hand als wäre dies für ihn ein Sparziergang. Dabei war diese Waffe ein Ungetüm. Mit Stiel und Klinge mindestens genauso lang wie der gestreckte Arm eines Mannes. Das Beil hatte eine Schneide so scharf, dass es ein Haar in zwei schneiden konnte. Ein Meisterstück des Schmiedes. Ein Unikat, mit einem roten Band am Ende des hölzernen Stiels verbunden.

So mancher Feind wurde von ihr schon in zweigeschlagen. Hatte die Klinge im Nacken oder im Rücken gespürt und wurde so von ihr des Lebens entfleucht. Sie, aber auch ihr Träger, schienen sich geradezu nach dem Blut des Feindes zu dürsten. Sowie wie wir, die ihre Schwerter mit jedem Fußtritt fester umgriffen.

Aber die Ketzer waren schlau. Ließen uns im Ungewissen marschieren. Waren nicht da, als wir ihr „Heiligtum“ fanden. Patrollierten nicht, obwohl sich nun die Echos unseres Marsches in den Sälen wiederhallte.

Nervosität machte sich breit. Nervosität und das dumpfe Gefühl, dass da noch was kommen würde.

Denn unsere Gegner waren stark, wenngleich wir viele schon im nackten Krieg niedermetzeln konnten. Unser Glück war es, dass sie ihre Nase soweit oben trugen. Sie uns Fische gar nicht bemerkten, während wir an ihren Füßen knapperten. Vielleicht war es auch jetzt wieder ihre Überheblichkeit, die sie Nachlässig werden ließ. „Die Hölle des Löwen ungeschützt zu lassen.“

Unsere Schritte wurden jedoch schwerfälliger. Der Wind schickte nun immer kräftigere Böen zu uns. Stellte sich uns entgegen, wie eine unsichtbare Betonwand. Wie eine Leibwache vom „Corda“. Es war als hätte jeder Luftstoß Finger -lange Krallen-, die sich in unser Fleisch bohrten. Wir bemerkten ihn erst auf unserem Gesicht. Wie tausend kleine Nadeln. Ein Prickeln. Später hinterließ er klaffende Wunden. Schnitt durch unsere Rüstung wie Butter. Ließ Männer umstürzen, sterben, aufheulen.

Doch wir liefen.

„Corda“ war nun in Sichtweite. Sein Herzschlag pochte in unseren Ohren. Wie ein leuchtender Ball, wie unsere Sonne, erschien es vor uns. Glänzte in alle möglichen Farben. Verhöhnte uns, mit jedem quälenden Schrei.

Doch wir liefen.

Die Stimme des Anführers bewegte uns. Belebte uns wieder.

»Vorwärts Männer! Für sol-et-cor!!«

Nur noch wenige Schritte. Der Führer hielt seine Waffe bereit. Einige Männer standen noch. Ich gehörte darunter.

»Nur noch wenige Schritte!«

Plötzlich stoppte der Sturm. Kein Lüftchen, keine Böe war mehr zu spüren.

Aber auch wir blieben stehen. Abrupt, wie ein Reflex. Als hätten unsere Beine das Denken übernommen.

Und noch ehe unser Verstand realisiert hatte, was geschehen war, erschien eine Frau direkt vor dem „Corda“. Die typische, bläuliche Kapuzenkutte zeichnete sie als Ketzerin aus. Die lange Robe verbarg ihr Gesicht als sie sprach: »Narren! Was glaubt ihr was ihr da tut? «

Ihre schrille und fast schon hysterische Stimme, war das genaue Gegenteil zu ihrer gelassenen, fast hängenden Haltung.

Trotzdem war sie eine Hexe und wir knurrten wie die Hunde um ihr eine Antwort zu geben. Der Führer übersetzte:

»Schweig Ketzerin! Dein gottloses Volk wird gleich vom Antlitz der Welt befreit.«

»Gottlos..?!«

Sie schien beinahe zu lachen.

»Wie oft habe ich das schon aus eueren Mündern gehört? Ihr Menschen seid solch erbärmliche Kreaturen. Werdet ihr euers eigenen Verstandes nicht klar? Seht ihr den nicht, dass wir die Götter sind?«

Wir wollten uns bewegen, ihr ein Gegenkommentar mit der Waffe liefern, doch ein Bann lag auf uns, der uns bis zum Hals lähmte. Hexerei, ihre Hexerei!

Nun knurrte auch unserer Führer. Allein mit seinen Blick versuchte er die verdammte Hexe zu töten. Hasserfüllt starrte er sie an, seine gesamte Wut in seinen Augen gebündelt. Die Ketzerin hingegen, hörte man nur leicht schmunzeln. Danach wendete sie sich „Corda“ zu, zeigte uns ihren Rücken.

»Verflucht seist du, Hexe!«

Die Worte des Führers waren mindestens genauso sehr in Groll gehüllt wie sein Blick.

»Verflucht sei dein ganzes Volk! Ihr verspottet uns, indem ihr eine Frau vorschickt, uns fesselt und uns bloßstellt. Aber das wird euch nichts nützen. Ich weiß, dass ihr eure Hexerei nicht lange wirken könnt. Wir können warten! Und wenn die Zeit gekommen ist, wird dein Kopf unser Banner zieren!«

Wir grölten, untermalten die Aussage des Führers.

Die Frau in Blau zeigte sich unbeeindruckt. Rührte sich nicht mal als sie hochmütig antwortete:

»Wenn ihr euch wieder bewegen könnt, seid ihr schon längst tot. Und unser Volk braucht für solch jämmerliche Kreaturen wie ihr es seid, kein Heer, keinen ach-so-großen Gott. Denn ich bin wir. Wir sind ich. Wir sind eins. Verbunden mit der Kraft von „Corda“.«

Sie drehte sich wieder zu uns, breitete die Arme weit aus.

»Spürt ihr den nicht wie es euch umhüllt?«, sprach sie, fast im Wann.

»Spürt ihr nicht wie „Corda“ Fäden spindelt und euch wie seine Marionetten benutzt?«

»Spar dir deine teuflischen Lügen, Hexe!«

Der Ausruf kam von einem Kameraden rechts neben mir.

Langsam -einer Raubkatze gleich- bewegte sich die Ketzerin auf den stur blickenden Soldaten zu. Kurz vor ihm blieb sie stehen, reichte ihn in der Höhe beinahe gleich auf.

»Kann ich das?« Süß ließ sie ihre Stimme erklingen.

Angstschweiß lief ihrem Gegenüber über die Stirn. Er antwortete ihr nicht, schluckte nur hörbar.

»Nun … ihr habt recht. Ich habe schon genug Zeit mit euch verschwendet.«

Seltsam sanft legte sie ihren Daumen auf seiner Stirn. Der arme, tapfere Kamerad begann zu wimmern. Er wusste was nun kommen würde. Hatten wir es doch schon so oft auf dem Schlachtfeld erlebt.

Laut und im eiskalten Ton sprach sie es aus: »Brenne!«

Und er brannte.

Eine Stichflamme wuchs aus seinen Körper. Grub sich in sein Fleisch, sein Mark und er schrie, denn er konnte sich nicht bewegen.

Die Hexe machte einige Rückwärtsschritte. Begutachtete ihr Werk mit einem Lachen. Grunzte förmlich als der verkohlte Körper des Soldaten, den Kampf gegen die Flammen aufgegeben hatte und Asche sich auf den weißen Fliesen häufte.

»Und?«, fragte sie, mit der Haltung wieder zu uns gewendet. »Wo ist nun euer Gott?«

Nahezu jeder von uns ahmte nun den Gesichtsausdruck des Führers nach. Enge Schlitze bildeten unsere Augen, grimmige Falten des Zorns formten unsere Mimik aber es entglitt kein Ton mehr unserer Kehle, denn ihre Tat hatten tiefe Narben der Angst hinterlassen.

Doch der Anführer schäumte und schnaufte wie ein Stier. Seine Worte überschlugen sich beinahe als er zu reden begann:

»Verfluchtes Weibsbild! Unser Gott wird über dich richten! Und dann wirst du auf ewig in der Hölle schmoren!«

Sie reagierte gelassen, doch ihre vorherige Fröhlichkeit erstarb an ihrer gefühlslosen Sprechweise.

»Wenn dem so ist, lässt er aber ganz schön lange auf sich warten, findet ihr nicht?«

Erneuert lief sie, stellte sich nun direkt vor dem Führer.

»Oder vielleicht legt er auch auf solch ein Ungeziefer wie ihr es seid keinen Wert?«

»Gott prüft unseren Willen! Er wird kommen und uns helfen dich zu töten!«, antwortete er ihr mit Stolz in der Stimme.

Sie grunzte, stellte sich auf Zehenspitzen um ihren Feind direkt ins Gesicht zu blicken. Verspottet ihn somit noch mehr.

»Dann ruf ihn! Wenn du sein Diener bist, wird er auf dich hören…«

Weit holte sie mit dem linken Arm aus, legte ihre Hand dabei flach und formte so langsam wie man es nur konnte, das Wort „Blitz“. So erschuf sie einen kleinen Ball aus ihrer Hand, der sich erst wild um seine eigene Achse drehte -wie ein kleiner Wirbelsturm-, schließlich aber eine runde Maße aus zuckenden Blitzen daraus entstand.

Wir stöhnten auf in Sorge um den Führer. Dieser aber schaute nur weiter grimmig, hatte seinen Stolz noch nicht vergessen.

»Er wird kommen.. «

Sie lachte wieder hysterisch, voller Wann.

»Dann will ich ihn sehen! Na los, komm doch… Wo ist er? Wo ist euer verfluchter Gott? Sag es oder die Blitze werden dich fressen.«

»Er wird…«

Der Anführer stoppte. Er konnte nicht zu Ende sprechen, denn ein Knacksen, ein Geräusch als würde man Glas auf Glas reiben, ertönte aus der Mitte der Halle. Von „Corda“.

Selbst die Hexe wendete sich den Lauten zu. Sie schien verwundert. Ließ ihre Blitzkugel wieder zu Staub verpuffen. Lief weiter in die Halle und starrte „Corda“ an, bis sie laut ihre Erkenntnis aussprach: »Es löst sich.. «

Uns wurden ihre Worte klarer als wir wieder Böen spürten, die von Mal zu Mal stärker wurden und der Rhythmus von „Corda“ sich in wildes Getöse verformte. Mit jedem kräftigen Windstoß fraß es ein wenig mehr von dem Bann, der auf uns lag. Und mit jedem Windstoß packte uns mehr die Lust, die Gier, unsere Klingen in das verdorbene Fleisch der Hexe zu rammen.

Diese schien uns beinahe vergessen zu haben, murmelte vor sich hin, schüttelte verwirrt mit dem Kopf. Erst im allerletzten Moment -als unsere Körper bereit zum Angriff waren- drehte sie sich um und schrie vor Schreck, vor Angst, doch es war zu spät.

Der Führer rannte auf sie zu. Wir hinterher.

Doch die Ketzerin lief ebenfalls los. Von uns weg. Im Laufen rief sie: »Erde! Aufstehen!«

Durch ihren Ruf, lösten sich die weißen Fliesen aus dem Boden. Flogen wie aus Geisterhand, wie Geschosse auf uns zu, doch sie zersplitterten an unseren Äxten und Schwertern.

Der Anführer war so schnell, dass er die Hexe bald erreicht hatte, sie packte und sie an der Kehle hoch nahm, sodass sie würgte und krächzte.

»Br-…enne … Berenne!..«, versuchte sie mit dem wenig Atem denn sie noch hatte zu formen. Ihre Hexerei gehorchte ihr jedoch nicht mehr und so zappelte sie, versuchte sich aus dem Griff des Führers zu lösen. Ihre Kapuze fiel dabei aus ihrem Gesicht. Entblößte ihre hässliche Fratze. Von Wunden gezeichnet, mit großen Augen versehenen. Teuflische Augen, die beinahe zu rausfallen drohten. Schwarz wie die Nacht. Keine Pupille, kein Lid deutete auf ihre Sicht hin.

Der Führer drückte fester und sie jauchzte mehr auf. Man sah das Ehrgefühl in seinem Gesicht.

»Stirb, Hexe«

Kraftvoll schwang er seine Axt. Trennte Oberkörper von Unterkörper der Hexe und warf den Teil, welchen er noch in der Hand hatte, achtlos weg. Sie zuckte noch wenige Male, versuchte einige Wörter zu formen, bis ihr Leib endgültig stumm blieb.

Dunkles Blut besudelte die reine, weiße Halle und wir jubelten unter unseren Triumph. Der Anführer grollte nicht. Hielt die flache Hand hoch. Ein Zeichen dafür, dass wir ihm zuhören sollten.

»Diesen Sieg haben wir Gott zu verdanken. Gelobt sei der Herr im Himmel!«

Wir sprachen ihn seinen letzten Satz nach.

»Doch die Schlacht ist noch nicht geschlagen, Männer! Noch ist „Corda“ am leben!«

Das Teufelswerk pulsierte stark als sein Name genannt wurde. Rief wieder seinen Wind herbei, der uns durchtrennte, Männer auf der einen Hälfte in kleine Stückchen schnitt und uns somit unseren Standpunkt wieder bewusst werden ließ.

Nur ich und der Anführer standen noch, kämpften für Gottesglauben. Doch dem Anführer hing sein rechtes Bein nur noch an Sehnen. Unfähig zu laufen aber um Befehle zu erteilen.

»Geh!! «, brüllte er mich an, zeigte mit seiner großen Axt auf das „Corda“.

Und ich lief.

Ignorierte Kratzer und Schleifwunden, die „Corda“ so erbarmungslos auf mich wälzte. Sah aus dem Augenwinkel die Hexe wieder auferstehen. Wie sie sich mit ihren Armen vorbewegte, sich fortschleifte. Wörter formte, die Eiskristalle herbeiriefen und sich in den Rücken des Führers bohrten, der überrascht aber gleichzeitig auch hasserfüllt zu Boden fiel. Und ich sah wie sie mich anblickte aber ich war schon fast da. Nur noch eine Armlänge! Doch ich konnte mich nur beschwerlich bewegen, weil der Wind so stark war, mich beinahe zu Boden riss.

Und ich ignorierte ebenfalls den stechenden Schmerz, den ich mit einen mal gespürt hatte. Wie sich etwas auch durch mich bohrte. Ein Eiszapfen, der mein Magen zerfetzt hatte.

„Corda“ donnerte in meinen Ohren, war nun vor mir. Mit meinem Schwert holte ich aus, suchte meine letzte Kraft zusammen und schlug auf es. Einmal, Zweimal, bis es Risse bekam und es schließlich in tausend kleine Splitter zerfiel. Eine Windwelle setzte sich dadurch frei, schleuderte mich an die nächste Wand und ließ diese bröckeln.

Schwärze umfüllte mich wie eine warme Decke. Ich gab mich ihr hin, spürte den Stolz in mir aufkeimen. Hatte ich es doch geschafft! Hatte „Corda“ doch zu schlagen aufgehört. Die Magie … war tot.

 

 

Kapital I

Sieben Jahre später

 

Eintausendzweihundertdreiundneunzig, Eintausendzweihundertvierundneunzig …

Der Tag hatte relativ gut angefangen: Heute Morgen hatte ich mal keine „Sprunken“ in meinen Haar gefunden. Lästige kleine Biester, die sich unter das Fell von Tieren  nisteten, um sich dort von Hautresten ernähren zu können. Nicht das ich viel Fell besaß …  aber diese Viecher verwechselten wohl immer meine braune, schulterlange Mähne mit einem Pelz.

Naja … sieht dem ja aber auch verdammt ähnlich … wo war ich? Ach ja … Eintausendzweihundertfünfundneunzig …

Außerdem hatte ich „meine Ecke“ diese Nacht für mich ganz alleine gehabt. Sonst waren da immer Gören oder andere Stümper, die mich nicht nur nervten sondern auch noch stanken, dass die Nase zu abfaulen drohte. Alleine zu sein, dass hatte halt schon viele Vorteile.

Eintausendzweihundertsechsundneunzig, Eintausendzweihundertsiebenundneunzig …

Fast alleine war ich auch heute auf „meinen Platz“. Ein Platz auf dem Markt des heiligen Tanterus. Wo sich anderen Tagen viele Menschen tummelten. Bei Hinrichtungen zum Beispiel. Eine solche war aber erst in einigen Stunden angesetzt. Ansonsten gab es da nur das große Monument von Tanterus, der sein versteinertes Gesicht gegen Ost hielt und die Sonne -das Sol-et-cor- mit offenen Mund anstarrte. Die große Guillotine nahm die Mitte des Platzes ein. Eine Spirale aus bunten Steinen rundete sie ein und wenn man den Steinchen nachlief, führte sie genau zu der Guillotine.  

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Tag der Veröffentlichung: 18.01.2014

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