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Das Geheimnis der Ruine

 


„Was glotzt du!“ Mit grimmiger Miene begegnete Luca dem Blick des Jungen. Der Rothaarige, der vor dem fünfzehnjährigen Mädchen stand, war mindestens zwei Köpfe größer als sie. Er schien ins Fitnessstudio zu gehen. Er hatte eine sehr sportliche Figur. Seine Haare hatte er cool nach hinten gegelt. Amüsiert hielt der Junge ihrem Blick stand.

„Nicht mal Haare am Sack, aber schon rauchen“, heiser lachte er auf.

Luca hob empört den Kopf. „Hab keinen Sack, du Idiot. Kauf dir ´ne Brille!“

„Ein Mädchen!“ Jetzt lachte der Rothaarige laut auf. Luca hatte einen Kurzhaarschnitt, war nicht sonderlich groß, und etwas pummelig war sie auch noch. Sie trug eine kurze Jeans und ein T-Shirt mit Skater-Motiv. Ihre Baseballkappe war nach hinten gedreht. Auf den ersten Blick war sie durchaus mit einem zwölf- oder dreizehnjährigen Jungen zu verwechseln.



Luca war gerade mit ihrem Vater in die alte Reihenhaussiedlung gezogen. Während sich er und die Männer vom Umzugsservice um das Ausladen der Möbel und Kartons kümmerten, zog es Luca auf die Straße. Sie erkundete die Nachbarschaft. Ein kleiner Weg führte durch zwei Häuserblocks auf einen Spielplatz. Dieser war auch von der dahinterliegenden Reihenhaussiedlung zu erreichen. Große Bäume spendeten der Spielfläche Schatten. Kleine Kinder buddelten im Sand oder turnten an den Spielgeräten. Drei Mütter saßen in einer Gruppe zusammen und unterhielten sich. Größere Jungen spielten Fußball auf der ausgewiesenen Rasenfläche. Luca schlenderte lustlos über den Spielplatz zum anderen Ausgang. In der Nebenstraße sahen die Reihenhäuser ähnlich wie die in Lucas Straße aus. Nur die Haustüren und Bepflanzungen am Fenster unterschieden sich individuell. Ihre Autos parkten die Bewohner auf den angelegten Plätzen gleich vor den Häusern. Auch ihr Vater würde seinen alten Wagen vor ihrer Haustür parken. Luca verdrehte die Augen.

„Wie laaangweilig“, dehnte sie das Wort und verzog mit herausgestreckter Zunge ihren Mund dabei. Das beobachtete Jannik, der rothaarige Teenager, der ebenfalls gelangweilt seine langen Beine auf einem Stromkasten sitzend baumeln ließ. Er rauchte. Die Augen hatte er beim Inhalieren zusammengekniffen. Luca war auf ihn zugegangen und hatte nach einer Zigarette gefragt.


 


Das erste Wochenende im neuen Heim war mit Möbelaufbau und Einräumen gefüllt. Luca saß meist mit Kopfhörern im Bett und spielte mit ihrem Handy. Ihre Kartons standen weiterhin so in ihrem Zimmer, wie die Möbelpacker sie hingestellt hatten. Ihr Vater Matthias sagte dazu nichts mehr. Seit dem Tod seiner Frau hatte sich Luca stark verändert. So schwer hatte er sich die Pubertät nicht vorgestellt. Er hoffte, dass mit dem Umzug in die andere Stadt einiges besser würde. Der alte Freundeskreis hatte ihr nicht gutgetan. Hier könnte seine Tochter einen Neuanfang machen.

Am Montag musste Luca in ihre neue Schule. Ihr Vater fuhr sie hin. Angemeldet war sie bereits, darum bestand sie darauf, alleine ins Schulgebäude zu gehen.

Wieder mit kurzer Jeans und T-Shirt gekleidet lief sie über den Schulhof. Ihre Baseballkappe trug sie natürlich wieder falsch herum auf dem Kopf. Den Rucksack mit ihren Büchern trug sie lässig über der rechten Schulter. Im Eingangsbereich des Gebäudes stand der rothaarige Junge mit einigen Klassenkameraden. Als Luca an der Gruppe vorbeiging, schaute der Junge auf. Erst, als sie an ihnen

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Regina König
Bildmaterialien: Michael Gaida/ Pixabay
Cover: Regina König
Tag der Veröffentlichung: 06.10.2019
ISBN: 978-3-7487-1726-3

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