Regina König
Der Weihnachtself braucht Hilfe
und andere kurze Geschichten
Copyright © 2016 Regina König
Alle Rechte bei der Autorin
Cover: www.pixabay.com/
Gestaltung Regina König
Alle Personen und Handlungen sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit lebenden
oder verstorbenen Personen ist rein zufällig
und nicht beabsichtigt.
Regina König
Der Weihnachtself
braucht Hilfe
und andere kurze Geschichten
Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern
eine besinnliche Adventszeit, schöne Weihnachten
und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Ihre/ eure Regina König
Ein Familienvater übernimmt zum ersten Mal die Verantwortung für die Beschaffung der Weihnachtsgeschenke, weil seine Frau durch ein gebrochenes Bein verhindert ist. Leichter gesagt als getan, merkt er bald, als er nach den passenden Wünschen für seine drei Kinder durch die Geschäfte der Großstadt hetzt. Ihm ist kalt geworden nach dem ganzen Einkaufstrubel. Er hat Hunger, und dann bittet ihn auch noch ein Elf um Hilfe, den wohl nur er sehen kann.
Tiedes Laune ist auch nicht viel besser, als sein Auto im Dunkeln mitten auf der Landstraße von einem umgestürzten Baum am Weiterfahren gehindert wird. Er steckt in einem Nikolauskostüm, weil ihn eine Familie bei der Agentur für einen Besuch gebucht hatte. Zu Fuß macht er sich durch den ostfriesischen Nieselregen auf, um seinen Auftrag zu erfüllen. Dabei begegnet ihm seine Vergangenheit, eine Unbekannte und vielleicht eine Zukunft?
Auf eine bessere Zukunft hofft Familie Hagedorn im Winter 1947. Weil der Vater im Krieg vermisst ist, muss sich die geflüchtete Familie mit Schwarzmarktgeschäften über Wasser halten. Doch manchmal gibt es doch so etwas wie kleine Weihnachtswunder.
An Wunder glaubt Katja indes nicht mehr. Sie ist stinksauer. Sie hätte die Kegeltour mit ihren Freunden viel lieber am Strand mit viel Sonne verbracht, statt im schneebedeckten Allgäu zu versauern. Doch gerade der Schnee bringt dann Sonne in ihr Herz.
Strand und Sonne kann Stefan allerdings so gar nicht genießen, denn er ist auf der Flucht. Sein Gewissen quält ihn schon bald, und am Ende nimmt dann eine gute Freundin sein Schicksal in die Hand.
Dies sind nur fünf Geschichten, die ich aus Reizwörtern meiner Freunde und Bekannten „gestrickt“ habe. Vorgenommen hatte ich mir eigentlich vierundzwanzig. Doch wie so oft im Leben: „Die Augen sind größer als der Magen.“ Die Familie, der Beruf und manchmal eben auch das Vakuum im Kopf, hindern einen an der Umsetzung. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Das nächste Weihnachten kommt bestimmt, und ich werde mich mit viel Tatendrang an die anderen Reizwörter machen, um sie in kleine Geschichten zu verwandeln.
Ich danke den Reizwortgebern Angelika, Anni, Gitta und Kalle, Elisabeth, Elke, Erika und Gerald, Evelin, Iris, Julie, Karin, Martina, Melanie A., Melanie J., Markus, Moa, Rita, Rouven, Sascha, Stefan We., Stefan Wo., Stephanie, Sylke, Ute G., Ute V., Wolfgang sowie Vera und Bernard für eure schönen, fantasiereichen und manchmal doch sehr ausgefallenen Ideen.
Ein großer Dank gilt natürlich meinen Korrektorinnen Ute V., Julie und Steffi.
Die eigenen Tipp- und Rechtschreibfehler erkennt man trotz besseren Wissens und hundertfachen Nachlesens einfach nicht. Sollte einem Leser noch etwas auffallen – nun gut, seien wir uns allen bewusst, hier waren Menschen am Werk.
Dann auch ein Danke an meine Schreibgruppe, die „Osnabrücker Ersttäter“, für eure Freundschaft und die unterstützenden Tipps, die das fertige Manuskript zum Buch haben werden lassen.
Der jährliche Weihnachtsmarkt in unserer Stadt war wie immer gut besucht. Alle Verkaufsbuden waren mit leuchtenden Lichterketten und duftenden Nadelzweigen geschmückt. Bekannte Weihnachtslieder beschallten den Platz, und es duftete herrlich aus so manchem Stand. Die winterlich gekleideten Menschen standen dichtgedrängt an den Getränke- und Verzehrbuden. Viele Gruppen, unterhielten sich laut und lachten viel. Der heiße Glühwein oder die Feuerzangenbowle förderten die ausgelassene Stimmung sicherlich. Andere schauten interessiert in die bunte Vielfalt der Auslagen in den Verkaufsbuden, und die jüngsten Besucher vergnügten sich auf den Kinderkarussells. Der feine Schnee, der vor ein paar Tagen gefallen war, hielt sich wegen der Kälte. Nur auf den Straßen hatte die Stadtverwaltung räumen und streuen lassen. Eine schönere Weihnachtsstimmung konnte es doch nicht geben, fand ich.
In diesem Jahr musste ich für die Weihnachtsgeschenke der Familie sorgen. Das machte traditionell eigentlich meine Frau, aber durch ein Ungeschick hatte sie sich das Bein gebrochen und lag daheim mit ihrem Gips auf der Couch. Zwei Tage Urlaub hatte ich für den Geschenkekauf eingeplant. Von meinen drei Kindern glaubte nur noch der Jüngste an den Weihnachtsmann, aber die Großen spielten das Spiel augenzwinkernd mit. Nur dass ich diesmal die Verantwortung für die Überraschungen unter dem Tannenbaum hatte, bereitete ihnen Sorge. Sie trauten es mir wohl nicht zu.
„Ach, das kann doch nicht so schwer sein“, hatte ich schon fast ärgerlich darüber argumentiert.
Meine Frau gab mir deshalb die von ihr überarbeiteten Wunschlisten unserer Kinder, mit der eindringlichen Mahnung, nur das Notierte zu kaufen.
„Das pinke T-Shirt mit den glänzenden Applikationen wäre für Johanna sehr wichtig, und diese CD wünscht sich Rouven schon lange“, wiederholte meine Frau.
Die Stadt war in der Adventszeit natürlich voll, aber endlich hatte ich einen Parkplatz gefunden. Sogar in der Nähe des Weihnachtsmarktes. Dort wollte ich zum Abschluss noch etwas essen, bevor ich nach Hause fuhr.
Die Wunschliste war dank des Kaufhauses, das im Sommer erst Neueröffnung hatte, schnell abgearbeitet. Nur ausgerechnet das T-Shirt und die CD konnte ich nicht auftreiben. Alle Geschäfte der Stadt hatte ich dafür schon abgeklappert. Es war wie verhext. Ein ähnliches T-Shirt in einer anderen Farbe hatte ich zwar entdeckt, doch nach Rückfrage per Handy mit meiner Frau ging die Suche nach dem richtigen Teil weiter. Erfolglos. Und weil die Geschäfte eh gleich schlossen, bewegte ich mich Richtung Weihnachtsmarkt. Mein Magen knurrte, und eine Tasse Glühwein durfte ich mir sicherlich auch noch genehmigen. Einen freien Tag für die letzten Geschenke hatte ich schließlich noch.
Ganz in Gedanken versunken schlenderte ich nach der Stärkung dann von Stand zu Stand, als ich plötzlich im Gedränge eine leise Stimme wahrnahm.
„Hilf mir!“
Ich schaute mich suchend um.
„Bitte hilf mir“, hörte ich wieder diese zarte Stimme zwischen dicken Jacken und Mänteln hindurch zu mir herauf. Ich drückte die Leute an die Seite, und zum Vorschein kam eine kleine Gestalt.
Sie war ganz verfroren und schaute mich sorgenvoll aus zwei seltsam eisblauen Augen an. Neben sich hatte sie einen riesigen prall gefüllten Sack stehen. Der war bald doppelt so groß wie sie selbst.
Vor mir stand ein Weihnachtself.
Woher ich das wusste? Solche Wesen kannte ich aus den Büchern meiner Kinder. Schwarze Stiefelchen an dünnen Beinchen, der altmodische Mantel, der über seinem Bauch etwas spannte, das zarte Gesicht und schließlich diese Mütze. So eine ähnliche hatte mein Sohn Lukas auch, aber der war erst fünf Jahre alt.
Aber vielleicht war es ja nur ein kleinwüchsiger Mensch mit einem ungewöhnlichen Kleidungsstil, wollte mein rationaler Verstand die merkwürdige Sache schnell aufklären. Aber er hatte so eine Aura um sich. Ich konnte mir das nicht erklären.
„Kannst du mir bitte helfen, dem Weihnachtsmann diese Geschenke zu bringen?“, unterbrach er meine zweifelnden Gedanken.
„Aber den Weihnachtsmann gibt es doch gar nicht!“, antwortete ich dem Elfen und lächelte ihn nachsichtig an, so, als würde ich mit einem kleinen Kind sprechen.
„Wenn es den Weihnachtsmann nicht gibt, warum gibt es denn dann mich?“, fragte das kleine Geschöpf nun forscher und reckte dabei das kleine Gesichtchen zu mir herauf.
Vorsichtig schaute ich mich in der Menschenmenge um. Wollte mich hier wer auf den Arm nehmen?
„Versteckte Kamera“, lachte ich in mich hinein. Aber niemand von den Weihnachtsmarktbesuchern interessierte sich besonders für uns.
„Hilfst du mir jetzt?“, forderte mich der Elf nun eindringlicher auf.
Wortlos, wie unter Zwang, nahm ich seinen großen Sack voller Geschenke auf und führte den Weihnachtselfen durch die Menge zum Parkplatz, auf dem mein Wagen stand.
„Wo wohnt denn dein Weihnachtsmann?“, fragte ich den Elfen wiederum in der Art, wie man ein kleines Kind fragen würde, das seine Eltern verloren hatte. Ich kam mir doch sehr veräppelt vor und schaute mich mehrfach nach auffälligen Beobachtern um.
Der Elf blickte mich aus zusammengekniffenen Augen an. „Ich weiß nicht wo DER Weihnachtsmann wohnt“, betonte das kleine Geschöpf. „Ich weiß nur, dass er in einem kleinen Holzhaus mit bunten Fensterläden lebt.“
„Einen Straßennamen und eine Hausnummer hast du nicht? Bist du denn überhaupt sicher, in der richtigen Stadt zu sein?“, fragte ich den Weihnachtselfen nun doch verunsichert.
Wie selbstverständlich verstaute er den großen Geschenkesack im Kofferraum meines Kombis. Meine Tüten mit den Geschenken für die Kinder stellte ich auf den Rücksitz. Dann setzte
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Text: Regina König
Bildmaterialien: www.pixabay.com/ Gestaltung: Regina König
Tag der Veröffentlichung: 06.11.2016
ISBN: 978-3-7396-8210-5
Alle Rechte vorbehalten