Wir können nicht die ganze Welt retten
Asyl - was jeder Deutsche wissen sollte
Flüchtling
Migrant
Politisch Verfolgte genießen Asyl
Subsidiärer Schutz
Wer ist ein Binnenflüchtling?
Kontingentflüchtlinge
Abschiebungsverbote
Wie es weitergeht
Das Asylverfahren
Warum wird so akribisch geprüft?
Das Handy – immer dabei
Unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge
Sichere Herkunftsländer
Kosten
Königsteiner Schlüssel
Zahlen und Fakten
Wie viele Migranten leben in Deutschland?
Aus welchen Ländern kommen die EU-Einwanderer?
Integrationskurs
Asylsuchende
Die sieben größten Herkunftsländer von Flüchtlingen
Die sechs größten Aufnahmeländer von Flüchtlingen
Länder mit den meisten Binnenvertriebenen
Die Gründe
Der Krieg in Syrien
Die Türkei, das Land, in dem die meisten syrischen Flüchtlinge leben
Weitere Fakten
Was ist die Genfer Flüchtlingskonvention?
Die europäische Asylpolitik
Europa in der Krise
Immer noch keine Einigung in Sicht
Die Flüchtlingskrise
Warum auf einmal so viele Flüchtlinge
Die Kosten
Bisherige Kosten-Nutzen-Rechnung
Die Bewältigung der Flüchtlingskrise in Deutschland
Qualifikationen
Fachkräftemangel, gibt es ihn wirklich?
Kritische Stimmen
Woher kommt die Unzufriedenheit vieler Deutscher mit der momentanen Lage?
Versuch einer Erklärung
Integration
Was kommt bei der Integration auf uns zu?
Migration und Integration
Zu guter Letzt
Willkommenskultur nicht übertreiben
Unterteilung in Gutmenschen und „die anderen“
Schlusswort
Quellenangaben
Die Flüchtlingskrise ist momentan in aller Munde. Kein Tag vergeht, an dem nicht Wellen von Neuankömmlingen Asyl beantragen. Besorgte Stimmen, wie die Anforderungen, die mit der Aufnahme all dieser Menschen einhergeht, bewältigt werden sollen, sind zurzeit nicht gefragt.
Dieses Buch soll einen kurzen Überblick über die notwendigen Fakten geben, aber auch kritisch hinterfragen, was der Lage angemessen ist, was bedacht werden sollte und ob Deutschland sich mit dieser Aufgabe nicht übernimmt.
Ist es ein neues Phänomen, dass die Menschen zu Tausenden ihre Heimatländer, in denen Krieg, Bürgerkrieg oder Terror herrschen, verlassen und sich in sichere Staaten flüchten, um sich dort ein friedliches Leben aufzubauen? Krieg hat es immer gegeben, doch (zumindest gefühlt) waren die Massen der Flüchtlinge noch nie so groß. Dazu kommen all die Armutsimmigranten, die aus ihrer Sicht zurecht bei uns anklopfen und unsere Solidarität fordern. Haben sie nicht alle ein besseres Leben verdient?
Schaut die Welt zu lange zu, wenn Kriege entstehen, wenn diktatorische Machthaber die Bevölkerung ihres Landes unterdrücken? Syrien, um das es in diesem Büchlein hauptsächlich geht, steht hier nur als Beispiel in einer Welt, in der es in den verschiedensten Ländern immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen kommt. Wir müssen uns einmal bewusst machen: 2014 waren laut der Medien 59,5 Millionen Menschen auf der Flucht.
Durch die immer zahlreicher werdenden Schlepper und dadurch, dass alle Länder mittlerweile weltweit über ein Verbindungssystem durch die Luft, über das Wasser und die Eisenbahnen verfügen, wird der Strom all jener, die ihr Heil weit weg von der Heimat in einem wirtschaftlich erfolgreicheren Land suchen, mit Sicherheit weiter ansteigen. Wie soll Europa diesen Ansturm auf Dauer verkraften?
Andererseits: Wer darf entscheiden, ab wann ein Eingreifen von Drittmächten vonnöten ist, bzw. aus humanitären Gründen notwendig wird? Welche Oppositionen sind unterstützenswert, welche nicht? Oder bleibt man lieber weiter unbeteiligter Zuschauer und fängt all die, die vor Terror und Gewalt flüchten, weiterhin auf?
Das sind Fragen, auf die sich nicht auf die Schnelle Antworten finden lassen. Trotzdem ist es wichtig, darüber nachzudenken. Nicht nur das vereinte Europa, sondern auch alle anderen Staaten sollten versuchen, eine gemeinsame Strategie zu finden, und zwar nicht nur mit Lippenbekenntnissen, sondern mit Taten.
Doch zurück zu den Flüchtlingen: Wo soll die Grenze bei der Aufnahme gezogen werden? Darf man aus humanitären Gründen überhaupt die Einreise begrenzen? Andererseits - verkraftet unser Sozialstaat ein Fortdauern der Flüchtlingskrise?
Ich denke, diese Frage darf man sich stellen, ohne gleich in die rechte Ecke gedrängt zu werden. Ist es nicht eher sinnvoll, dem genau zum jetzigen Stand der Dinge nachzugehen, damit es später gar nicht erst zu fremdenfeindlichen Attacken kommt? Noch ist der größte Teil der Bevölkerung hilfsbereit, wie wird es aber in einem Jahr aussehen, wenn der Alltag wieder eingekehrt ist und sich die Ernüchterung breitgemacht hat, dass alles gar nicht so toll ist, wie anfangs dargestellt wurde, dass auch wir Einschnitte auf uns nehmen müssen, um die Integration all derer, die wir aufgenommen haben, vernünftig zu stemmen? Oder was passiert, wenn die Flüchtlingsströme nicht abreißen, vielleicht sogar noch zunehmen?
Auch in diesem Jahr sind wieder Millionen von Menschen auf der Flucht. Daran wird sich vermutlich in den nächsten Jahren nicht viel ändern. Was soll, was kann Europa, was kann Deutschland leisten, welche humanitären Hilfen sind sinnvoll? – Es ist an der Zeit, sich endlich darüber Gedanken zu machen.
Meiner Meinung nach ist es dringend angeraten, die klügsten Köpfe (also nicht die Politiker, sondern Koryphäen aus dem Bereich der Wirtschaft, der Soziologie, Migrationsforschung, usw.) in einer Arbeitsgemeinschaft zusammenzubringen, um vernünftige Lösungen zu erstellen, wie auf Dauer mit diesem Problem umgegangen werden soll, sonst bricht unser Sozialsystem irgendwann zusammen. Denn allein die momentane Flüchtlingswelle aufzufangen, wird ein riesengroßer Kraftakt.
Um zu verstehen, wie komplex das Thema rund um Flüchtlinge und Asyl ist, muss man einiges an Vorwissen mitbringen, deshalb nachfolgend einige Begriffserklärungen und der Versuch, das Wichtigste kurz zusammenzufassen.
Flüchtling
Ein Flüchtling ist eine Person, die „aus der begründeten Furcht vor Verfolgung wegen ihrer Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugung sich außerhalb des Landes befindet, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzt und den Schutz dieses Landes nicht in Anspruch nehmen kann oder wegen dieser Befürchtung nicht in Anspruch nehmen will.“ (Artikel 1A Genfer Flüchtlingskonvention)
Migrant
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (1) definiert Migration wie folgt (1.4.2009): „Von Migration spricht man, wenn eine Person ihren Lebensmittelpunkt räumlich verlegt. Von internationaler Migration spricht man dann, wenn dies über Staatsgrenzen hinweg geschieht. (…) In den letzten Jahren hat sich der Begriff „Menschen mit Migrationshintergrund“ als Sammelbezeichnung für die heterogene Gruppe der Zuwanderer und ihrer Nachkommen eingebürgert. (…)In Deutschland leben heute rund 15 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund, das ist fast ein Fünftel der Bevölkerung. (…)“
Politisch Verfolgte genießen Asyl:
„Nach Artikel 16a des Grundgesetzes (GG) der Bundesrepublik Deutschland genießen politisch Verfolgte Asyl. (…)
Politisch ist eine Verfolgung dann, wenn sie dem Einzelnen in Anknüpfung an seine politische Überzeugung, seine religiöse Grundentscheidung oder an für ihn unverfügbare Merkmale, die sein Anderssein prägen, gezielte Rechtsverletzungen zufügt, die ihn in ihrer Intensität nach aus der übergreifenden Friedensordnung der staatlichen Einheit ausgrenzen. Das Asylrecht dient dem Schutz der Menschenwürde in einem umfassenderen Sinne.“
(Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Asylrecht)
Vereinfacht ausgedrückt: Als Flüchtlinge werden all die Menschen anerkannt, denen wegen ihrer Rasse, ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe, ihrer Religion oder ihrer politischen Ansicht in ihrem Heimatland Gefahr droht. Diese Gefahr muss nicht von Staat ausgehen, sondern kann auch von Parteien oder Organisationen in diesem Staat ausgehen.
„Allgemeine Notsituationen wie Armut, Bürgerkriege, Naturkatastrophen oder Perspektivlosigkeit sind damit als Gründe für eine Asylgewährung
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Bernhard Nagel
Bildmaterialien: Bernhard Nagel
Tag der Veröffentlichung: 26.09.2015
ISBN: 978-3-7396-1576-9
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