Es war Vatertag. Nicht, dass Herbert Wengler Vater wäre, nein. Jedenfalls nicht, dass er davon wüsste. Keine seiner Lieben hat ihn je nach Unterhalt gefragt oder eine Andeutung in diese Richtung gemacht. Also ging er davon aus, dass sich seine Gene nicht ohne sein Wissen verbreitet hatten. Allein der Gedanke, dass ein zweiter Herbert Wengler diese Erde mit seiner Anwesenheit beehren würde, verursachte ihm leichte Magenschmerzen. Einer war genug. Das hatten ihm auch viele seiner Lieben mit auf den Weg gegeben, als es wieder einmal vorbei gewesen war.
Den Vatertag feierlich zu begehen, bedeutete aber auch, dass alles, was man machte, am Ende sowieso gut war. Es lag eben in der Natur der Sache, dass solche Tage gut waren. Und es gut war, Vater zu sein. Auch wenn es manchmal nicht gut war. Also im Prinzip war der Vatertag etwas Gutes, ob man nun wollte oder nicht.
Aber dennoch war Vatertag. Ob er nun einer dieser Gattung war, die an diesem Tag ihre Leistung in Bezug auf die Menschheit zu zelebrieren gedachte, oder nicht, war absolut nebensächlich. Der Tag musste gefeiert werden. Wie vieles im Leben, hatte auch dieser Tag bezüglich der Anlässe, die man feierte, nur eine sinnbildliche Bedeutung und mit der Ehrung der Väter ungefähr so viel zu tun, wie ein Pferd mit der eierlegenden Wollmilchsau. Nämlich nichts.
Für Leser, die mit der bayerischen Terminologie dieser Gattung nicht vertraut sind – wobei ich nicht das Pferd meine – hier die offizielle Erklärung: Eine eierlegende Wollmilchsau ist ein Tier, das die Eigenschaften von Huhn (Eierlegen), Schaf (Wolle), Kuh (Milch) und Schwein (Fleisch) in sich vereint. Wie es nun aussieht, dieses Wesen der bayerischen Hemisphäre und Mythologie, darf sich jeder selbst ausdenken. Dem sind keine Grenzen gesetzt.
Herbert Wengler verbrachte diesen Tag, wie tausende andere seiner männlichen Artgenossen in München, an der Isar. Seine Freunde, der Hintermeier Egon von der Glockenbachstraße und der Schäfer Franz aus Giesing, leisteten ihm Gesellschaft. Man zog, wie jedes Jahr, den Handwagen, den der Egon schon vor Jahren mit einem weiß-blauen Rautenmuster bemalt hatte, wie in einer heiligen Prozession hinter sich her. Auf den Wagen stellten sie einen Kasten Bier und eine Kühltasche, gefüllt mit Bratwürsten und Brezeln. Auch eine Flasche klarer Schnaps, Obstler genannt, war in der Tasche, die gerade so groß war, dass die Flasche der Länge nach hinein passte. Das war kein Zufall, wie man solche Dinge auch nie einem Zufall überlassen sollte.
Es war geplant. Genau geplant. Es hatte damals Tage gedauert, die richtige Tasche zu finden. Nur glückliche Umstände hatten dabei helfen können. Finden ist vielleicht nicht das richtige Wort. Man wurde gefunden.
Und das ging so: Der Schäfer Franz war damals, als er noch angestellt war, bei einem Betrieb in Giesing beschäftigt gewesen. Bei einer Firma, die Fotoapparate und Filme herstellte, auch dann noch, als die schon lange keiner mehr kaufte oder brauchte. Man hatte dort das digitale Zeitalter regelrecht verschlafen. Als man den angeblichen 'Unsinn', wie man die digitale Fotografie in der Chefetage genannt hatte, nicht mehr wegleugnen konnte, war es zu spät. Nicht einmal die Chinesen wollten die alten Maschinen noch kaufen, für die es offensichtlich keinen Bedarf mehr gab. Nicht in China und auch nicht auf dem Rest der Welt. Also wurde die Firma, mitsamt dem Personal, entsorgt. Jeder konnte sich noch ein Erinnerungsstück mitnehmen, sei es eine unbrauchbare Kamera, wovon es derer sehr viele gab, oder eben Werbegeschenke, die man nicht mehr verschenken konnte. Werbegeschenke sind nur gut, wenn man für etwas wirbt. Das hatten sogar die Oberen in diesem Fall eingesehen. Der Franz also hatte sich dann diese Kühltasche ausgesucht, die in guten Zeiten für die mittlere Managementetage bestimmt, also nicht gerade billig gewesen war. Das war dem Franz ganz recht, dachte er doch in jeder Hinsicht praktisch. Dass die Flasche Schnaps dort hinein passte, ergab sich dadurch, dass man in den Tagen der Entsorgung mehrere dieser Flaschen noch gemeinsam mit seinen Kollegen leeren wollte. Durch Ausprobieren kam man dann mit der richtigen Tasche in Kontakt, die dadurch dann auch reißenden Absatz fand. Der Schäfer Franz war nicht der einzige, der den nicht zu unterschätzenden Wert dieser Tasche, und deren Maße, zu würdigen wusste.
Eine weitere Tradition war, dass alle drei an diesem Tag ihre Tracht anzogen. Wenn es schon ein bisschen warm war, wie an diesem Tag, trug man die kurze, schwarze Lederhose mit den Stickereien am Bund, die schwarzen Hosenträger und ein weißes Hemd. Manchmal auch noch eine Weste. Dazu eine Jacke aus Filz, demselben widerstandsfähigen Material, aus dem man in Bayern auch Hüte und Fußabtreter herstellte. Das nur zur Vorsicht, da es um diese Jahreszeit auch bei schönem Wetter immer kalt werden konnte. Das Wetter in Münchenwar um diese Zeit unberechenbar. Um die Waden hatte man die Wickel, die eher zur Schau waren als irgendeinen Nutzen hatten. Und dazu die schweren, doppelt besohlten Schuhe, die nicht kaputt zu kriegen waren und man auch noch vererben konnte.
„Muss des jetzt immer dein Augustiner sein, Herbert? Nächstes Jahr fahren wir Paulaner die Isar runter“, meinte der Hintermeier Egon, als man den Wagen gemächlich am schmalen Fußweg an der Isar, zwischen Fluss und Kanal, in Richtung Flaucher entlang zog.
Der Flaucher ist ein Park im Süden von München, an der Isar, den man bereits Mitte des 19. Jahrhunderts angelegt hatte, um den Münchenern ein Erholungsgebiet zu schaffen. Es war unfruchtbares Gebiet, mehr Moor und Sumpf, das oft auch überschwemmt war, also nicht unbedingt brauchbar im herkömmlichen Sinne. Seinen Namen hatte er von der Gaststätte 'Der Flaucher', die ein gewisser Johann Flaucher einmal gegründet hatte, und die bis heute noch dem Wanderer Einlass bot. Wo man, wie man hier sagte, noch a g'scheits Bier und a Brotzeit bekam.
„Nein“, sagte Herbert Wengler, „solange ich das Bier kauf, wird es Augustiner sein. Und ihr könnt des ganze Jahr saufen, was ihr wollt, aber an diesem heiligen Tag gibt es was Gutes.“
„Was ist denn an diesem Tag bitte heilig, Herbert?“, fragte der Franz.
„Jeder Feiertag ist heilig, Franz, deswegen heißt es Feiertag. Sonst würde das nur Gewohnheitstag oder Sauftag oder so heißen. Das wäre dann allerdings nichts Heiliges. Außerdem scheint an dem Tag auch immer die Sonne. Der liebe Gott und die bayerischen Heiligen, die ihn da oben beraten, haben also ein Einsehen. Da muss des doch heilig sein.“
Bei diesen Worten lächelte Herbert Wengler ein wenig in sich hinein.
Das Wetter war wirklich außergewöhnlich schön. Es hatte den ganzen Mai fast nur geregnet, aber eine Woche vor dem Vatertag klärte es plötzlich auf. Als würde der Wettergott sagen, 'Jetzt ist es genug. Wir können denen nicht auch noch diesen Tag versauen'.
„Hast jetzt schon zu viel Bier, Herbert. Red'st echt an Schmarren heut“, meinte der Egon.
„Wie weit willst denn noch laufen, Herbert?“, fragte der Franz etwas ungeduldig. Er war kein großer Wanderer. Schon seine Figur, die um die Hüften herum sehr ausgeprägt war, ließ das nicht zu. Seit er frühpensioniert war, kümmerte er sich hauptsächlich um Fußball. Am Fernseher oder manchmal auch im Stadium. Er war nie selbst am Platz, war immer nur am Rand, als Jubler oder Verzweifelter. Je nachdem, wer gerade gewann.
Früher, als Kind, war er beim FC Wacker gewesen, einem Traditionsverein im Münchener Süden. Bei den künftigen Liga-Aspiranten nicht so begehrt wie der FC Bayern oder die 1860er, aber dennoch Tradition. Elf Mannschaften hatten die damals, wobei die erste Mannschaft die beste war, in der natürlich alle spielen wollten. Auch der Franz. Es gab allerdings nur elf Plätze. Anfangen musste man in der elften Mannschaft und sich dann nach und nach hochdienen. Er hatte es nie über die achte Mannschaft hinaus geschafft und dann sein Interesse mehr aufs Kartenspielen verlegt, wo er, muss man gestehen, von Anfang an mehr Talent zeigte.
„Gleich sind wir da. Nur noch ein paar Meter. Ich hab doch meinen Nachbarn g'fragt, wo der hingeht, weil der doch weg ist, heut früh, mit seinem Grill. Dann, hab ich mir gedacht, brauchen wir unser verdammtes Ding nicht mit runter zu schleppen. Der hat nämlich einen neuen, transportablen Gasgrill, den der ausprobieren will, und da können wir unsre Würscht draufhauen, hat er g'meint.“
Also zog man weiterhin geduldig den Wagen in Richtung Flaucher. Sie waren nicht allein. Es sah aus, als hätte die halbe Münchener Männerwelt dieselbe Idee gehabt. Es gab fast ein Gedränge, dort auf dem Weg, der gerade einmal 4 Meter breit war. Auf der einen Seite floss die Isar, auf der anderen der Isarkanal. Die Trennböschung war der Weg, den man nehmen musste, um ans heiß geliebte Ziel zu gelangen. Endlich angekommen, suchte man sich einen Platz, der noch nicht besetzt war. Es sah so aus, als hätten ein paar ganz Schlaue am Vorabend noch kleine Schilder aufgestellt, auf denen 'Besetzt' stand. Einschließlich der Namen der Gruppe. Wie 'Giesinger Väter e.V.', oder 'Sendlinger Vaterschaftsverein'.
Franz Schäfer sah sich kurz um, nahm sich so ein Schild und warf es so weit er konnte in die Büsche.
„Wenn jemand fragt, wir haben kein Schild nicht gesehen, klar?“
„Sowieso“, meinte der Egon.
„Was für ein Schild?“, kam es vom Herbert Wengler.
Obwohl er Kommissar war, musste er manchmal eben mit seinen Freunden auf derselben Welle sein. Sozusagen beide Augen fest zudrücken. Als Gesetzeshüter.
„Jetzt such deinen Nachbarn, Herbert, damit wir hier nicht verhungern.“
„Der ist da drüben, seh ihn schon. Bin gleich wieder da.“
Damit nahm er die Kühltasche und machte sich auf den Weg.
Es war gerade einmal fünf Uhr. Der Wind hatte ein bisschen aufgefrischt. Der Wind, der vom Wasser kam, nahm die Kälte von dort mit, die im Sommer immer so angenehm war, an diesem Tag jedoch noch etwas störte. Zwar schien immer noch die Sonne, aber um diese Jahreszeit hatte sie noch nicht die Kraft. Sie stand schon tagsüber nicht im Zenit und am Nachmittag schon gar nicht.
Am Flaucher, der Wirtschaft, die man durch die Menge von leutseligen Vätern mehr hören als sehen konnte, stand ein Polizeiwagen. Mit Blaulicht. Und allen Lampen, die das Fahrzeug aufzuweisen hatte, auf Blinken gestellt. Der Kommissar ahnte etwas.
„Ich glaub, für heute ist mein Vatertag vorbei. Ich hab so das Gefühl, die suchen mich.“
Der Kommissar war mittlerweile vom Grill zurück und hatte alle Würste gegrillt auf einem Tablett.
„Dann versteckst dich und wir sagen einfach, wir kennen keinen Kommissar Wengler, nie gehört und auch hier nicht gesehen“, meinte der Franz.
„Nett von dir, Franz, aber des hilft nicht. Vielleicht ist es ja auch nicht für mich.“
„Hab's gehört, Herr Kommissar.“
Armin Stadler stand auf einmal hinter dem Kommissar und sah ihn strahlend an.
„Und warum strahlst so, Armin?“
„Weil wir Sie gefunden haben, Herr Kommissar. Und das unter all den Vätern hier. Sie können sich eben nicht verstecken. Sind das Bratwürste?“
„Des? Nein, des sind Steinpilze. Giftige Steinpilze. Nur ohne Kopf. Und was is'?“
Damit reichte der Kommissar die braungebrannten Köstlichkeiten seinem Freund Franz, der sie dankbar in Empfang nahm.
„Wenn es geht, nicht hier, Herr Kommissar. Wir haben eine Leiche und zu der müssen wir hinfahren. Die kommt nicht hierher, obwohl das sicher für alle bequemer wäre.“
„Red nicht so einen Schmarren, Armin. Und ihr zwei, sauft's net des ganze Bier allein. Vielleicht komm ich noch amal vorbei. Und wenn dann nix mehr da ist, dann Gnade euch Gott.“
„Nimmst uns dann fest?“, meinte der Egon.
„Ja, wegen Verschwendung und Missbrauchs von Gemeingut.“
„Verschwendung und Missbrauch. Dass ich nicht lach. An mir ist noch nie ein Bier verschwendet worden und missbraucht hab ich höchstens die Würscht. Und die haben das nicht überlebt.“
„Weißt schon, was ich mein, Egon. Also, beherrscht's euch.“
Damit machte sich der Kommissar auf den Weg nach oben, in Richtung Flaucher. Dort stand, wie schon von Weitem gesehen, der weiß-blaue Streifenwagen. Eine junge Polizistin in viel zu enger Uniform öffnete die Tür.
„Armin, wer is des denn? Hast du die engagiert?“
„Nein, da kann ich nichts dafür, auch wenn ich die überhaupt nicht schlecht finde. Vielleicht sollt ich sie mal fragen, wie sie heißt.“
„Ja, und dann verbrennst dir die Finger. Mach des, nachdem wir bei der Leiche waren.“
„Sehr charmant, Herr Kommissar.“
Beide setzten sich endlich in den Font des Streifenwagens und ließen sich zum Tatort fahren.
„Wo geht's eigentlich hin, Armin?“
„Nach Harlaching, in eins von den großen Häusern. Sie wissen schon, da, wo die wohnen, die mehr Geld haben als Sie in einem Leben verbrauchen können. Die, die Sie so sehr mögen.“
„Und die des g'erbt haben. Meistens jedenfalls. Ich hab so einen gekannt, weißt. Der hat mir immer beibringen wollen, wie man isst. 'Herbert', hat er immer g'sagt, 'wenn man Suppe ist, führt man den Löffel zum Mund und nicht den Mund zum Löffel'. Wie ein englischer Lord hat er das immer g'sagt. Die Nase ganz oben. Nur auf Deutsch halt. Des war bei der Bundeswehr. Sein Chauffeur hat ihn immer am Sonntagabend zur Kaserne g'fahren und am Freitag wieder abg'holt. Einmal, da wollte der übers Wochenende nach Italien fahren. Da hat er mich g'fragt, ob ich mit will. Ich, nach Italien. Hab ja oft nicht einmal genug Geld g'habt, dass ich am Wochenende nach Hause hab fahren können. 'Nein', hab ich g'sagt 'das kann ich mir nicht leisten'. 'Nein', hat er g'sagt, 'ich lade dich ein. Du bist mein Gast.' Also sind wir nach Mailand gefahren. Das heißt, sein Chauffeur ist gefahren, wir waren hinten drin gesessen. Da war noch eine Freundin dabei, die die ganze Fahrt nichts gesagt hat. Die war da nur gesessen und hat mich so alle paar Minuten ang'schaut, als käm' ich von einem anderen Stern. In einem großen BMW sind wir g'fahren. So einen V8, unheimliche Kiste. Wie auch die Polizei immer gefahren ist, damals.“
Der Kommissar musste ein bisschen Luft holen. Armin machte sich auf eine längere Geschichte gefasst. Er wusste, dass es länger dauerte, wenn der Kommissar eines seiner Jugenderlebnisse erzählte.
„Also, dann kommen wir in Mailand an und der Chauffeur fährt da auf den Platz, wo der Dom steht. Riesengroße Kirch', unheimlich. Viel größer als unsere Frauenkirch'. Ich glaub, der heißt auch Domplatz, oder so. Ist auch egal. Jedenfalls sagt der Jürgen, so hat der g'heißen, dass man sich hier jetzt trennt und er dann uns wieder abholt. Er müsste nur etwas erledigen. In zwei Stunden ist er wieder da. Auch seine Freundin ist ausgestiegen und wir beide sind dann erst einmal in den Dom. War nicht so heiß, mit jemandem in Mailand zu sein, die nicht reden kann. Oder nicht reden wollte. Na ja, dann sind wir rum gelaufen, haben uns auf die Treppe da vor der Kirche gesetzt, und haben gewartet. Sie hat mich auch noch auf eine Pizza eingeladen. Das war schon sehr nett von ihr. Weil, ich hab ja kein Geld g'habt. Der wollt mich doch einladen, der Jürgen.“
Wieder schien der Kommissar nachzudenken, sich an die Episode zu erinnern, die schon einige Jahre zurück lag.
„Ja, dass ich aber weiter erzähl. Also geredet hat die sonst nicht einen Ton mit mir. Und der Jürgen ist auch nicht mehr gekommen. Dann hat sie angefangen zu fluchen und auf den zu schimpfen und so. Nur mit mir hat die nicht geredet. Auch dann nicht. Namen und Ausdrücke hat die gebraucht, die hab nicht einmal ich gekannt, und ich kenn' viele schlechte Wörter, glaub mir. Dann kam auf einmal der BMW, mit dem Chauffeur und keinem Jürgen. Der hat gesagt, dass wir jetzt wieder nach München fahren, ganz einfach so, und das haben wir dann gemacht. Dann hat er mich am Bahnhof rausg'schmissen und is' weg g'fahren. Und ich steh da, ohne Geld und alles. Hat mich schon g’wundert, des Ganze. Ich hab nie wieder was von dem Jürgen gehört oder gesehen. Des is' die feine Gesellschaft.“
„Das ist ja eine komische Geschichte, Herr Kommissar.“
„Ja, aber so war's. Und deswegen ess' ich meine Suppe immer noch so, wie meine Mutter mir des gezeigt hat. Und nicht anders. Das war mein erster Ausflug nach Italien.“
Sie waren angekommen. Der Polizeiwagen parkte vor einem Haus, das eine 2 Meter hohe Mauer um sich herum hatte und ein Gartentor, das so groß war, wie der Eingang zum Justizpalast.
„Jetzt schau dir des an, Armin. So ein großes Tor. Da braucht man ja zwei Leut' nur zum Aufmachen.“
„Das geht sicher elektrisch, Herr Kommissar. Und außerdem nehmen wir hier das kleine Tor. Das ist für's Personal.“
Damit zeigte er auf ein kleines, schmiedeeisernes Tor, das außerhalb des Sichtbereiches lag und man fast nur fand, wenn man wusste, wo es war. Elegant hatte man ein paar Büsche darum drapiert, als hätte man sich geschämt, einen zweiten Eingang zu haben.
„Und wir sind Personal, nehme ich an.“
„In diesem Fall, ja, Herr Kommissar. Aber nehmen Sie es nicht so tragisch. Wir passen hier eh nicht her. Und wir sind nur da, weil wir hier was zu tun haben. Man hat uns nicht eingeladen. Jedenfalls nicht zu einer Party.“
Also nahm man das kleine Tor, das ohnehin offenstand. Auf der Straße waren dunkelblaue Kastenwagen der KTU geparkt, und Polizeiautos, die immer noch das Blaulicht anhatten. Reporter und Fernsehleute standen herum und versuchten, jeden, der ins Haus ging oder herauskam, anzusprechen. Auch den Kommissar hatte jemand kurz am Hemd angefasst, um ihn aufzuhalten.
„Lassen's mich sofort los, sonst nehm' ich Sie fest wegen Behinderung der Polizeiarbeit.“
„Ach, du bist es, Herbert. Kennst mich noch? Der Wendlinger Schorsch, von der Morgenzeitung.“
„Der Wendlinger, ja, klar. Ich hab gedacht, du bist bei der Abendpost.“
„Ja, weißt eh, die haben doch zumachen müssen. Ist doch schon ein paar Monate her jetzt. Dann hab ich einen Posten bei der Morgenpost bekommen.“
„Ja, mit solchen wie dich als Reporter, kein Wunder, dass die zumachen. Und jetzt lass mich meine Arbeit machen. Ich bin nicht zum Plaudern hier.“
„Ich mach auch nur meine Arbeit, Herbert. Nur meine Arbeit. Also was is' los? Was kannst' mir sagen?“
„Nix kann ich dir sagen, aber des wirst eh nicht schreiben. Und was ich sag, drehst viermal rum, bis es dann nicht mehr stimmt. Oder so stimmt, dass es mehr Zeitungen verkauft. Also denk dir selber was aus, da sparst mir und dir viel Zeit.“
„Dank dir auch, Herbert.“
„Keine Ursache.“
Damit ging der Kommissar, ohne sich noch einmal umzusehen, in Richtung Lieferanteneingang. Zu einer Tür, die geschmackvoll zum Haus und dem großen Tor passte, auch wenn sie sehr klein war.
Alle möglichen Geräusche kamen vom Haus, von Leuten, die geschäftig bei Werke waren. Lampen waren aufgestellt, Klapptische mit allen möglichen Geräten standen im Garten herum. Man betrat einen Tatort, das war nicht zu übersehen. Die Münchener Polizei hatte das Beste aufgeboten, was sie hatte.
„Ich glaub, mein Freund, der Brunner, ist schon da.“
„War als erster da, Herr Kommissar. Sie haben wir ja erst suchen müssen.“
Der Kommissar sah Armin an, um ihm klar zu machen, dass es gerade das war, was er nicht hatte wollen. Gesucht werden. Und gefunden. Nicht am Vatertag.
Sie waren endlich im Haus, trotz der vielen Menschen, die immer nur im Weg zu stehen schienen. Dort, wo der meiste Tumult war, vermutete der Kommissar den Tatort.
„Und, Brunner, was wissen wir?“
Dr. Brunner stand über dem Toten, der am Boden lag und den man nicht übersehen konnte. Der Doktor der Rechtsmedizin hatte den obligatorischen weißen Overall an, mit dem Aufdruck 'Polizei' auf dem Rücken, Handschuhe und Stoffhauben über den Schuhen.
„Nur, dass der Herr Kommissar wieder einmal alle Regeln verletzt und hier rein marschiert, als wär das der Augustiner.“
Der Tote lag in der Küche, einem Bereich, der scheinbar hermetisch vom Rest des Hauses abgetrennt war.
'Hier werden also die Essen vorbereitet, die dann von den Bediensteten in die Speiseräume verbracht werden', dachte sich der Kommissar. Er versuchte, gemäß des Umfeldes, in einer entsprechend gehobenen Sprache mit sich selbst zu kommunizieren. Normalerweise redete er Bayerisch mit sich selbst, außer, wenn er eben in einer Gegend war, wo man das nicht verstand.
Ein großer Tisch war in der Mitte des Raumes als zentrales Objekt zu sehen. Auf der linken Seite die Öfen, Mikrowelle, Arbeitsflächen, auf der rechten Seite die Kühlschränke und Vorratsregale. Und ein großer Schrank, vom Boden bis zur Decke, voll mit Wein. Man konnte das sehen, da die Tür aus Glas war. Der Schrank schien temperiert zu sein. Man sah ein Thermometer, an dem unablässig eine kleine rote Lampe blinkte. Am anderen Ende dann die Spüle und ein großer Fleischhauerklotz. Mit dem dazu passenden Beil. Alle Möbel und Schränke waren in einem dezenten, antiken Weiß gehalten. Es hatte den Anschein, dass hier nicht viel gekocht wurde. Es war so sauber, dass man vom Boden hätte essen können. Außer, dass heute eben ein Toter auf diesem Boden lag. Auf blauen Delfter Fließen.
„Leider ist das nicht der Augustiner, wenn es auch von der Größe her hinkommen könnt“, meinte der Kommissar zu Dr. Brunner.
„Also, was ist los?“
Dr. Brunner wusste nichts zu erwidern. Die modernen kriminaltechnischen Untersuchungsmethoden, die besonders auf Vermeidung von fremden Spuren ausgerichtet waren, kamen beim Kommissar nicht an. 'Wir haben Mörder auch ohne das moderne Zeug g'fasst', sagte er stets, wenn Dr. Brunner sich beschweren wollte. Also ließ er es dabei und akzeptierte, wie es eben war. Einen Kommissar Wengler zu ändern, war wie Wasser in die Isar schütten. Nutzlos.
„Der Tote ist 26 Jahre alt und wurde vor ungefähr 2 bis 3 Stunden erschossen. Genaues kann ich Ihnen erst sagen…“
„… wenn die Obduktion vorbei ist, ja. Und was noch? Ich mein, wie oft hat man denn auf den geschossen?“
„Dreimal. Einmal in die Brust und einmal in den Kopf. Ein Schuss war nur ein Streifschuss. Die Kugel ist da in die Wand eingeschlagen.“
Damit zeigte Dr. Brunner auf die Wand, die rechts von ihm war. Der Kommissar drehte seinen Kopf, um zu sehen, was Dr. Brunner meinte. Man sah ein Loch in der lindgrün gestrichenen Wand. Lindgrüne Wände, weiße Schränke und blaue Fliesen. Da muss ein teurer Designer am Werk gewesen sein, dachte sich der Kommissar. 'Von selber kommt da keiner drauf, da muss man schon ein Studierter sein.'
„Und der Tote war schon am Boden, wie der Mörder den Kopfschuss abgegeben hat“, unterbrach Dr. Brunner die Gedanken des Kommissars.
„Ich glaube, der wollte absolut sichergehen, dass der nicht mehr aufsteht.“
„Und das hat er geschafft, wie ich sehe. Weiß man schon, wer er ist?“
Armin mischte sich ein und beantwortete die Frage.
„Nein, Herr Kommissar, den Mörder haben wir noch nicht.“
Der Kommissar drehte sich um und blickte Armin Staller hart ins Gesicht.
„Der Tote, mein ich, Armin. Jetzt fang du nicht auch noch an, mich zu verarschen.“
„Hab es nicht so gemeint, Herr Kommissar. Sollte ein Scherz sein.“
„Also, Scherzerbua? Wer is' es?“
„Bernhard von Gerbersbach heißt der. Wir haben seinen Führerschein und Personalausweis in seiner Tasche gefunden. Und sein Auto steht auf der Straße. Der schwarze Audi, wenn Sie den gesehen haben.“
„Ich hab einen was gesehen?“
„Macht nichts, Herr Kommissar. Ist wahrscheinlich sowieso schon weg in die KTU.“
Der Kommissar sah sich um. Ging von einer Ecke des Raumes in die andere. Versuchte nachzuvollziehen, was geschehen war. Oder wie es hätte passiert sein können. Es war ihm etwas unverständlich, dass sich jemand wie ein Herr von Gerbersbach in der Küche aufgehalten hatte. Alles war – sah man von dem Toten ab und der Tatsache, dass in der Küche derzeit alles drunter und drüber ging - sehr aufgeräumt. So war seine Küche nie. Es gab keinen Tag, an dem man nicht hätte etwas abwaschen, aufräumen, putzen, wegstellen oder hinaustragen können. Auf der anderen Seite hatte er auch kein Personal, das, wie in diesem Fall, für Ordnung sorgte. 'Ist schon schön, wenn man nur läuten muss und das Bier kommt auf leisen Sohlen, frisch gezapft und perfekt gekühlt, zu einem an den Sessel gebracht', dachte sich der Kommissar.
„Armin, lass uns mal ins Haus gehen. Vielleicht kann uns ja jemand erzählen, was passiert ist.“
Er wusste, dass das Sinnieren keinen Sinn hatte. Er war am anderen Ende der Leiter aufgewachsen, am unteren Ende. Die weiter oben, da, wo die Luft besser ist, waren die, die auf einen heruntersahen. Und es die da unten auch immer wissen ließen.
„Die Frau des Hauses ist im Wohnzimmer, Herr Kommissar, und wartet schon auf uns. Ich hab ihr gesagt, dass wir Sie holen müssen und uns dann mit ihr unterhalten.“
„Dann lassen wir sie doch nicht länger warten.“
Armin Staller wusste bereits, wo es langging. Also gingen sie gemeinsam in Richtung Wohnzimmer. Aus der Küche heraus, einen kurzen Gang entlang, dann nach links zu einer Tür, die sich automatisch öffnete, wenn man mit dem Fuß einen Schalter am Boden betätigte. Wahrscheinlich, dachte sich Armin, damit man auch mit vollen Händen in die Gemächer gelangen konnte. Durch diese Tür kam man ins Esszimmer, das einen Tisch für 10 Personen hatte. Der Tisch war aus dunklem Holz, und man sah, dass er bereits viele Jahre – wahrscheinlich nur gute Jahre – hinter sich hatte. Die gepolsterten Stühle sahen zwar teuer, aber auch dementsprechend unbequem aus. Das Laufen über den Teppich, der fast den ganzen Raum bedeckte, war wie das Laufen auf Schaumgummi. Wolken, würde jemand anderer sagen. Man schwebte wie auf Wolken. Im Wortschatz des Herrn Kommissars war es wie auf Schaumgummi. 'Schweben tun die Engel', sagte er immer. Und da er kein Engel war, konnte er auch nicht schweben.
Am Ende des Raumes war eine Doppeltür, die offenstand und den Blick auf das Wohnzimmer freigab. Man sah einen Kamin, davor eine Reihe von Sofas, links und rechts, dazwischen der Tisch. Glas, dickes Glas, und ein Baumstamm, der dieses Glas in der gewünschten Höhe hielt. Die beiden Sofas waren aus weißem Leder. Auf dem linken, vom Esszimmer aus gesehen, saß eine Frau, die sich angeregt mit einem älteren Mann unterhielt, der auf dem Sofa gegenüber saß. Kommissar Wengler und Armin Staller bewegten sich langsam, aber unbeirrt auf die Sitzgruppe zu. Niemand beachtete sie. Nicht einmal ein Blick von der Frau oder vom Mann streifte sie.
„Dürfen wir kurz stören?“, fragte der Kommissar, als sie ein paar Meter von den beiden entfernt waren.
Die Frau betrachtete den Kommissar von oben bis unten und hatte scheinbar keine Freude an dem, was sie sah. Sie war bekleidet mit einer karierten, kurzen Hose und einem Poloshirt, das das Emblem eines Golfclubs trug. Zwei Golfschläger, die sich kreuzten. Darunter ein Name, den Kommissar Wengler von seinem Standpunkt aus nicht entziffern konnte. Die schwarzen Haare der Frau waren streng nach hinten gekämmt und wurden mit einer goldenen Spange zusammengehalten. Sie hatte ein schmales Gesicht, eine etwas zu große Nase und keine Falten. In diesem Alter, sie mochte so um die Mitte 40 gewesen sein, hatte man da sicherlich nachgeholfen. Ihr Lächeln, das sie ab und zu aufsetzte, wenn sie sprach, sah gezwungen aus. Als fehlten ein paar Muskeln um den Mund herum. Und das machte es sicher nicht einfacher, eine Natürlichkeit vorzugeben, die man offensichtlich, aus Versehen, wegoperiert hatte.
'Der Preis der Schönheit', dachte sich der Kommissar. 'Nur gut, dass ich für mein Lächeln noch genug Muskeln hab. Auch wenn es nicht oft Gründe gibt, sie zu gebrauchen'.
Der Herr gegenüber, auf der anderen Couch, hatte einen dunklen Anzug an, mit feinen, weißen Streifen.
'Da ändert sich wohl auch nicht viel, in der Herrenmode der Oberen', ging es dem Kommissar durch den Kopf. Die vollen Haare, nach hinten gekämmt, waren wellig und schneeweiß. Es soll Männer geben, die sich Dauerwellen legen lassen, hat der Kommissar einmal gehört, als er bei seinem Friseur war. Dauerwellen. Mit Lockenwicklern. Für Männer. Das von viel Sonne braune und gegerbte Gesicht des Anzugträgers war in tiefe Falten gelegt. Man sah die Jahre, die sich in diese Furchen eingekerbt hatten. Wie er aussah, schienen es gute Jahre gewesen zu sein. Kein Grund, in diesem Fall etwas zu verändern. Die Frau gegenüber konnte wahrscheinlich nur neidisch auf dieses Gesicht schauen und sich wünschen, dass auch sie ihr ganzes Leben darstellen konnte, ohne dafür mit Blicken gestraft zu werden. Er sah sehr gut aus, der Herr. Erfahren, gesetzt, zufrieden strahlte er eine Art Souveränität aus, die keinen Widerspruch duldete. Manche Menschen müssen nicht sagen, dass sie etwas zu sagen haben. Man sieht es ihnen an.
„Wir sind von der Polizeidirektion in München. Das ist mein Kollege Armin Staller“, dabei deutete der Kommissar mit der Hand auf Armin, der neben ihm stand, „und ich bin Kommissar Wengler. Mordkommission. Wir hätten ein paar Fragen, zu dem, was heute hier passiert ist.“
Die Frau auf dem Sofa sah den Kommissar immer noch sehr erstaunt an. Langsam dachte er, er habe etwas an sich, was außergewöhnlich war. Irgendwie etwas, was normalerweise nicht zu ihm gehörte. Wie ein großer Fleck auf der Stirn. Oder einen Käfer, der über seine Brust lief. Oder vielleicht war die Hose offen.
„Ist das jetzt die neue Uniform der Münchener Polizei?“, fragte die Frau schließlich.
Nun wusste der Kommissar, was los war. Und warum die Frau ihn so entgeistert ansah. Er stand mit kurzer Lederhose, Wadenschonern und doppelt besohlten Schuhen, wie ein bayerischer Freiheitskämpfer, in einem Haus, das mit Sicherheit diese Tracht nicht zu schätzen wusste. Wenn dieses Haus überhaupt irgendetwas Normales zu schätzen wusste.
„Nein, das ist sie nicht, und wenn ich gewusst hätte, dass ich heute noch in diesem Haus erscheinen muss, hätte ich sicher meine Dienstuniform angezogen. So bin ich eben nur ein bayerischer Polizist, der aus seinem Feiertag herausgerissen wurde.“
„Nehmen Sie es nicht so tragisch, Herr…“
„Wengler.“
„Ach ja, Kommissar Wengler. Das sagten Sie bereits. Wir werden es überstehen.“
„Und wer sind Sie bitte, wenn ich fragen darf?“, fragte der Kommissar den Mann im Nadelstreifen.
„Sie dürfen“, meldete sich der Mann auf dem gegenüberliegenden Sofa zu Wort.
„Ich bin August von Wetterhaus, der Anwalt der gnädigen Frau von Steiner. Wir haben hier auf Sie gewartet, da man uns gesagt hatte, man würde Sie holen. Und jetzt sind Sie ja offensichtlich angekommen. In voller bayerischer Tracht.“
Auch Herr von Wetterhaus schien nichts von der bayerischen Urwüchsigkeit zu halten, die einem diese Tracht gab. Er blickte mit einem nicht zu verbergenden Lächeln zu seinem Gegenüber.
„Offensichtlich, ja. Wie Sie sehen, sind wir jetzt hier. Nicht in bayerischer, sondern in Mühlbacher Tracht. Aber das werden Sie wohl nicht verstehen. Das würde auch zu weit führen, Ihnen die diversen Unterschiede der bayerischen Kultur näherzubringen.“
Es gab keine Mühlbacher Tracht. Jedenfalls wusste der Kommissar nichts von so einer Tracht. Aber es klang gut und gab ihm ein wenig die Oberhand. Die zwei auf dem Sofa sollten den Eindruck gewinnen, dass auch er etwas wisse, von dem sie nicht wussten.
Der Kommissar blickte in die Runde, ob sich eine Sitzgelegenheit finden konnte. Auf dem Sofa wollte er nicht sitzen, außerdem wollte er beide Personen im Blickfeld haben. An der Wand zum Esszimmer, hinter seinem Rücken, standen zwei Stühle, die er kurz entschlossen nahm und mittig zwischen den beiden Sofas aufstellte. Weder Frau von Stein noch Herr von Wetterhaus hatten Anstalten gemacht, ihnen einen Platz anzubieten, also sorgte er selbst für seine Bequemlichkeit. Frau von Steiner schien nicht sehr erfreut über die Veränderung der Einrichtungsgegenstände, deren Arrangement sicher viel Geld gekostet hatte. Das gesamte Ensemble war gestört. Nur machte das dem Kommissar nicht im Geringsten etwas aus. Wieder sah die Frau Herrn von Wetterhaus sehr konsterniert an, aber auch das störte niemanden, am wenigsten Kommissar Wengler. Nun saßen sie also zwischen den Sofas. Der Kommissar nahm sich das kleine weiße Buch aus der Seitentasche seiner Lederhose, das ihm Armin aus dem Büro mitgebracht hatte. Sein kleines weißes Buch, das den Fall begleiten würde. Wie alle Fälle in seiner Laufbahn als Oberhauptkommissar Wengler. Armin hatte es nicht vergessen, was ihm der Kommissar auf dem Weg zum Tator auch dankte.
„Fangen wir mit Ihnen an, Frau von Steiner. Ich habe das Namensschild an der Einfahrt gelesen. Sie sind also die Bewohnerin und ich nehme an, auch die Besitzerin dieses Anwesens. Ist das richtig?“
„Scharf kombiniert, Herr Kommissar. Freifrau von Steiner. Ja, uns gehört dieses Anwesen, wie Sie es nennen. Und dieser Herr“, damit zeigte sie auf ihr Gegenüber, „ist, wie Sie ja schon
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Tag der Veröffentlichung: 26.11.2014
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