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Seltsame Vorgänge

Wir saßen in der Schule im Unterricht. Ella und ich amüsierten uns über die Machosprüche der Jungs und verständigten uns über Zeichensprache mit Lena und Sofie. Ich schielte zu meinem Sitznachbarn Jacob hinüber, eigentlich war er eher schüchtern, aber er gehörte trotzdem zu den Klassenprolls. „So die letzten zwei Reihen, dürfen jetzt auch wieder aufpassen!“ unser Klassenlehrer stand vorne und beobachte uns. „Ella, kann ich dich bitte kurz sprechen!“ Ella warf mir einen kurzen verwirrten Blick zu und folgte unserem Lehrer aus dem Zimmer. „Und ihr beschäftigt euch mit dem Text, ich sammle danach alle Ergebnisse ein und benote sie!“ damit schloss er hinter Ella und sich die Tür.

Lena und Sofie warfen mir fragende Blicke zu, aber ich konnte auch nur mit den Schultern zucken. Lena bedeutete mir, dass zumindest sie jetzt arbeiten würde und auch Sofie wendete sich ihrer Arbeit zu. Mir blieb also auch nichts anderes übrig, als mich auch mit dem Text zu beschäftigen.

 

„Hä?“ ich verzweifelte fast an den Aufgaben und fuhr mir genervt durch die langen braunen Haare. „Brauchst du Hilfe?“ Jacob hatte schon mein Blatt genommen und fing an zu unterstreichen. „Was ist denn jetzt plötzlich los?“ dachte ich. Normalerweise hatten wir nicht viel mit den Jungs zu tun, sie machten ihr Zeug und wir machten unseres. Ich schielte auf sein Blatt, er war doch selbst noch nicht mal fertig.

Er war schnell und schob mir mein Blatt mit einem Grinsen wieder zu. „Du musst nur noch die Zusammenfassung schreiben!“ damit wand er sich erst mal wieder seinem eigenen Text zu. Ich las erst mal durch, was er eigentlich alles unterstrichen hatte und verstand auch wirklich worum es ging. Dann schlug ich meinen Block auf und fing an zu schreiben. Nach jedem Satz schielte ich zur Tür, „Mensch Ella ich brauch dich hier! Beeil dich!“ dachte ich und fing den nächsten Satz an.

Plötzlich spüre ich eine Hand auf meiner linken Schulter. Es war Jacobs Hand. Er streichelte meine Schulter und ließ seine Hand dann einfach auf meinem Rücken liegen. Ich blinzelte durch einige Haarsträhnen in der Klasse herum, aber niemand schien etwas bemerkt zu haben.

 

„Ich sag dir, des war die komischste Sache die ich je erlebt hab!“ Ella und ich schlenderten noch durch die Stadt. Die letzte Stunde war ausgefallen und ihr Bus fuhr mal wieder total unregelmäßig. „Und dann?“ „Bist du wiedergekommen und er hat getan als wäre nix gewesen! Ich versteh das alles nicht!“ „Du, ich muss los!“ sie hatte ihren Bus entdeckt, drückte mir ein Küsschen links und rechts auf die Wange und rannte los. „Tschüss!“ Ich nahm die nächste Bahn nach Hause. Dort saß ich lange Zeit an meinen Hausaufgaben. Ich konnte mich einfach nicht konzentrieren, ständig streiften meine Gedanken ab. „Was sollte das denn heute werden?“ Aber auch das Bild von mir und meinen drei besten Freundinnen konnte mir auch keine Antwort geben.

 

„Ich hoffe ihr seid alle rechtzeitig da! Pünktlich um sieben Uhr dreißig treffen wir uns vor der Schule!“ Frau Maier fing ihren Unterricht an und sogleich vertieften Ella und ich uns in ein Gespräch.

In der Pause standen wir in der Cafeteria, weil Sofie mal wieder etwas zu essen brauchte. Nicklas kam, gefolgt von Jacob, Hannes und Simon, herein. Ella versteckte sich ein Stück hinter mir, aber alle vier Jungs hatten uns natürlich sofort gesehen. Ella und Lena drehten sich sofort kichernd um und Sofie flüsterte mir auch etwas zu, aber ich konnte sie nicht verstehen und so zogen wir Ella und Lena mit uns nach draußen.

Endlich war es Frühling geworden und sogar schon richtig warm. Wir setzten uns auf eine Bank, die vor der Schule stand und genossen erst mal die warmen Sonnenstrahlen auf der Haut. „Also, wollten wir jetzt noch für morgen was besprechen, oder nicht?“ Sofie sah uns erwartungsvoll an. „Ich würde vorschlagen wir machen Picknick!“ schlug Ella vor und führte auch gleich aus, was wir noch alles brauchten. In dem Moment entdeckte ich die Jungs wie sie sich auf die Eingangsstufen der Schule setzten. Sie sahen immer wieder zu uns herüber und diskutieren, das konnte ich sogar auf die Entfernung erkennen.

„Jana, bist du noch bei uns?“ Lena folgte meinem Blick und wurde rot. „Ja, sorry worum geht’s?“ „Kannst du vielleicht einfach Kekse mitbringen?“ Ella konnte einfach nichts von ihrem Plan abbringen. „Klar! Treffen wir uns am Bus?“ Sie nickte, jetzt hatte sich auch die Jungs entdeckt. „Ich fühl' mich langsam richtig gestalkt!“ erklärte Sofie, stand auf und zog Ella hinter sich her ums Schulhaus herum und dann durch die Hoftür hinein. Erst oben auf der Toilette ließ sie sie los. Wir waren den beiden natürlich gefolgt. „Die machen mich noch wahnsinnig!“ erklärte Sofie und lehnte sich gegen die Wand. „Ach die sind doch voll okay!“ entgegnete Ella und auch Lena nickte ihr zustimmend zu. Ich mischte mich generell nicht in diese Diskussion ein und auch jetzt lächelte ich einfach nur vor mich hin. „Hey Süße, wach mal wieder auf, es hat geklingelt!“ Ella zog mich hinter sich her und in Richtung unseres Klassenzimmers. Die Tür war schon zu und wir hofften, dass unsere Lehrerin noch nicht da war.

War sie wirklich noch nicht, kam aber gleich hinter uns. „Guten Morgen!“ Ella und ich waren noch nicht mal an unseren Plätzen angekommen. Jacob grinste mich einfach nur an. „Was haben die Spinner denn jetzt schon wieder angestellt?“ kritzelte meine Freundin auf ein Blatt Papier. Ich zuckte mit den Schultern und blätterte vorsichtshalber meinen Block und meine Buch durch, aber es war nichts zu finden.

 

Am nächsten Morgen traf ich meine Freundinnen an der Bushaltestelle. „Sofie hat mich gerade noch angerufen, sie ist krank!“eröffnete Ella, als sie aus dem Bus stieg. „Okay, dann lass uns gehen, Frau Maier kriegt die Krise wenn wir zu spät kommen!“ Lena hakte sich links und rechts bei uns ein und wir machten uns auf den Weg zur Schule.

Wir quetschten uns in eine Sitzreihe. Die Jungs hatten die letzte Reihe in Beschlag genommen und hörten im Moment lautstark Musik. „So erst mal, ihr drei könnt nicht so sitzen! So leid es mir tut, einer von euch muss sich auf die andere Seite setzten!“ Damit ging Frau Maier weiter zu den Jungs. „Okay, ich geh schon!“ ich setzte mich auf die andere Seite des Gangs. Meistens war ich diejenige die nachgab, egal um was es ging.

Der Ausflug war lang und anstrengend. Wir mussten viel laufen und Frau Maier redete und redete. Die erste halbe Stunde versuchte ich noch ihr zuzuhören, aber danach verlor auch ich, als letzte, das Interesse. „Wollen die uns provozieren?“ fragte Lena und deutete nach hinten, wo keine drei Meter weiter die Jungs liefen und plötzlich total beschäftigt taten, so als würde sie das Thema wirklich interessieren.“Wartet mal kurz!“ ich kniete mich hin und band meine Schnürsenkel neu. Eigentlich wollte ich nur die Jungs vorbei lassen, denn das was wir besprechen wollte, war nun wirklich nicht für ihre Ohren bestimmt. Es klappte auch, allerdings mussten Simon und Nicklas, Ella und Lena unbedingt noch anrempeln. „Spinner!“ zischten sich die beiden gleichzeitig zu und fingen an zu lachen. „Sind sie wirklich!“ stimmte ich ihnen zu und wir folgten der Klasse mit einen deutlichen Abstand.

 

In der Mittagspause machten wir es uns auf einer Bank gemütlich und breiteten unser Picknick aus. „Guten Appetit!“ Lena grinste uns beide an. „Oh, darf man?“ Simon und Nicklas bedienten sich an unserem Essen. Ella und Lena stürzten sich sofort auf sie und die vier jagten sich über den Platz, ich beobachtete sie lachend. „So ganz alleine?“ Jacob stand plötzlich neben mir und folgte meinem Blick. „Was ist mit denen eigentlich los?“ „Keine Ahnung, Ella und Simon scheinen sich in letzter Zeit ganz gut zu verstehen, aber das mit Lena und Nicklas versteh ich nicht!“ „Jana! Hilf mir!“ Ella sah verzweifelt zu mir herüber. Ich warf Jacob einen entschuldigenden Blick zu und half Ella ihren IPod wiederzubekommen.

„Danke Süße!“ Ella lächelte mich an, sie hatte ihren Ipod wieder und wir setzten uns wieder auf die Bank zu unseren Sachen. Auch Lena kam zurück „Solche Spinner!“ Allerdings konnte sich dabei ein Grinsen nicht verkneifen. „Sag mal wo warst du eigentlich gerade? Wir hätten Hilfe gebrauchen können!“ Wir sahen Lena forschend an, aber sie gab uns ganz gut zu verstehen, dass sie das nichts verraten würde.

Wir saßen im Bus und waren auf dem Rückweg. „Hört bitte mal kurz zu! Wir sind gleich an unserem zweiten Ausflugsort! Weiteres erkläre ich wenn wir da sind!“ „Oh nein, nochmal mindestens zwei Stunden hinter der Quasseltante herlaufen!“ ich sah zu meinen Freundinnen herüber. „Das kannst du laut sagen!“ stöhnte Lena.

„Hier ich hab diese Fragebogen für euch! Ihr findet die Antworten auf den Tafeln, die überall hier im Gelände stehen! Wir treffen uns in etwa zwei Stunden wieder hier!“ erkläre Frau Maier und teilte die Blätter aus. „Och ne oder?“ Lena hatte das Blatt schon überflogen.

„Ich mach des net, ich frag nachher einfach Simon, ob ich's abschreiben kann!“ erklärte Ella, als wir außer Frau Maiers Hörweite waren.

„Leute ich will euch ja nicht beunruhigen, aber ich glaub wir müssen da durch!“ Lena hatte sich in der Zwischenzeit umgeschaut und den Eingang entdeckt. „Ne oder?“ Ella und ich sahen jetzt auch den kleinen Eingang. Es war eine Art Wand mit einen waagerechten schmalen Spalt, zum hindurchkriechen. „Wer hat sich denn den Schwachsinn ausgedacht?“ fragte ich aber natürlich war niemand in der Nähe, der uns das erklären konnte.

Lena kletterte als erste durch und dann Ella. Als ich fast durch war, blieb mein Schnürsenkel an etwas auf der anderen Seite hängen. Ich musste nochmal zurückklettern und meinen Schuh befreien.

Endlich war auch ich auf der anderen Seite angekommen. Aber jetzt waren Lena und Ella verschwunden. Ein paar Meter weiter standen nun ausgerechnet auch noch Simon, Nicklas, Hannes und Jacob. Dann entdeckte ich endlich meine Freundinnen, sie standen ein ganzes Stück weiter hinten und kicherten. Ich lief zu ihnen herüber. „Worüber lacht ihr?“ rief ich ihnen schon entgegen. „Über dich!“ Ich drehte mich um „Halt deine Klappe, Simon!“ in dem Moment begegnete ich Jacobs Blick. Er verdrehte die Augen und ich hoffte, dass es sich auf Simons Bemerkung bezog.

„Was war das denn eben?“ Ella hakte sich bei mir ein und zog mich mit sich. „Ehrlich gesagt, keine Ahnung! Erinnerst du dich noch, als ich dir erzählt hab, was los war, als du mit Herr Sauer draußen warst?“ „Oh mein Gott!“ Ella war stehen geblieben und sah mich an, als wäre ich von einem anderen Stern. „Hallo Leute, worum geht’s eigentlich?“ Lena sah uns beide abwechselnd fragend an. „Ich dachte halt nur, dass... Ich hatte es ehrlich gesagt vergessen!“ sie sah mich entschuldigend an. „Passt schon, ich dachte auch das es nur ein Joke sein sollte! Naja wir werden sehen!“ Ich zuckte mit den Schultern und zog meine Freundinnen weiter.

„Da vorne ist das erste Schild!“ ich wollte gerne vom Thema ablenken und zog mein Arbeitsblatt heraus. Die beiden fingen an zu lachen. „Was ist daran so lustig?“ Ich war echt genervt von dem ganzen Kram, es war alles so kompliziert. Aus Trotz fing ich an meine Aufgaben zu bearbeiten. Und dann kamen auch noch die Jungs. Meine Freundinnen hatten sich etwas weiter auf eine Bank gesetzt und quatschten. Ich war schon fast fertig und wollte eigentlich gerade wieder zu den Mädels gehen, damit wir dann weiter gehen konnten. Als mich plötzlich jemand von hinten ansprach. „Du weißt aber schon, dass das falsch ist, oder?“ Ich drehte mich um und hinter mir stand Jacob. „Was meinst du?“ Er nahm mir den Zettel aus der Hand und zeigte auf eine meiner Antworten. „Hier, dass stimmt doch gar nicht!“ „Und wie is es richtig?“ ich schielte zu meine Freundinnen hinüber, die tatsächlich miteinander tuschelten beziehungsweise vor Lachen fast von der Bank fielen.

„Da geht doch was!“ Lena grinste mich an. Wir waren auf dem Weg weiter zum nächsten Schild. „Ne glaub ich nich...“ wehrte ich ab. „Hallo, Ella komm schon du hast es doch auch gesehen!“ „Ihr spinnt!“ sagte ich, aber das Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen.

Wir kamen an einem Kiosk an, Lena und Ella mussten dringend auf die Toilette und ich wartete draußen auf sie. Gelangweilt las ich mir die Infotafel an der Seite des Kiosks durch.

„Schon wieder am lernen?“ hörte ich plötzlich eine Stimme, direkt neben meinem Ohr. „Hast du mich erschreckt!“ Jacob stand hinter mir. Dann nahm er wortlos meine Hand und zog mich mit sich. Unterwegs trafen wir zum Glück niemanden, ich war mir immer noch nicht sicher über die Situation und wie ich damit umgehen sollte.

Wir kamen an einen kleinen einsamen See und setzten uns auf die Steine am Ufer. Ich sah mich nervös um. „Was ist los?“ er sah mich wirklich besorgt an. „Okay, ihr könnt rauskommen!“ ich sah mich um, aber niemand war zu sehen. „Wovon redest du?“ „Du kannst jetzt auch aufhören! Wo sind die anderen, die müssen doch hier irgendwo stecken!“ Ich sprang auf und sah mich suchend um. „Hier ist niemand!“ „Ganz sicher, dass Simon, Nicklas und Hannes sich nicht hier irgendwo verstecken?“ ich sah ihn zweifelnd an. „Ja, ganz sicher! Warum sollten sie auch?“ „Weil ihr doch schon immer versucht uns Mädels zu verarschen!“ „Hey, beruhig dich! Die sind nicht hier!“ „Ich warne dich, wenn du lügst...“ „Was dann?“ er sah mich herausfordernd an. Ich wollte ihn in die Seite boxen, aber er war schneller und hielt meine Hand fest und zog mich zu sich. Sodass ich wieder neben ihm saß. Er legte vorsichtig einen Arm um mich und ich konnten seinen Blick spüren.

Plötzlich erschien auf der gegenüberliegenden Seite des Sees eine Gruppe Kinder. Sie tobten im seichten Wasser und auf der Wiese. Aber wir blieben unbemerkt.

Eine Betreuerin erschien und sammelte die Kinder ein. Dann waren wir wieder alleine. Ich spüre seinen Atem in meinen Haaren und es hinterließ eine leichte Gänsehaut.

„Jana, wo bist du?“ Ella und Lena waren nicht weit weg. Jacob stupste mich an. „Komm lass uns gehen!“ er stand auf, zog mich hoch, nahm meine Hand und wir gingen etwa in die Richtung aus der meine beiden Freundinnen riefen. An der Weggabelung blieb er stehen, sah mir tief in die Augen, lächelte, strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr und zwinkerte mir zu. Dann verschwand er in die entgegengesetzte Richtung.

Ich lehnte mich an den Baum und wartete einfach. Die Wolken am Himmel zogen vorbei, die Sonne schien mir ins Gesicht und ich war einfach nur glücklich.

„Jana! Alles okay, bei dir?“ „Hörst du uns?“ Ella und Lena standen vor mir und Ella tätschelte sogar meine Wange. „Mädels, übertreibt's nicht!“ wehrte ich ab. „Wir müssen zurück zum Bus!“ sagte Lena und zog mich hinter sich her.

„Da seid ihr ja endlich!“ Frau Maier lächelte uns trotzdem freundlich zu und ich hatte sogar das Gefühl, das sie mir zuzwinkerte. Aber das war absurd. Ohne irgendeine Diskussion zog Ella mich neben sich und Lena setzte sich auf die andere Seite des Gangs. „Wo warst du die ganze Zeit?“ fragte Ella. „Pssst!“ zischte ich zurück und legte einen Finger auf die Lippen. Denn in dem Moment kamen auch die Jungs in den Bus. Frau Maier zählte bestimmt zum hundertsten mal ob auch alle da waren und gab dem Busfahrer das Zeichen, dass es losgehen konnte.

Als Jacob an mir vorbei ging, streifte er meinen Arm und lächelte mir geheimnisvoll zu. Ella holte ihren IPod heraus und fing an zu tippen. „Jacob? ;-)“ sie gab ihn an mich weiter. „Hey, ich will auch lesen!“ protestierte Lena und ich gab ihn auch noch an sie weiter. An Ella gewandt antwortete ich: „Naja, kann schon sein!“ ich zuckte mit den Schultern. Lena war erstaunlich ruhig, aber weder Ella noch ich bemerkten das.

Vor der Schule stiegen wir aus dem Bus. Frau Maier stand an der Tür und fragte jeden ob er auch wirklich seinen Müll mitgenommen hatte. Ella und Lena wollten noch zu mir kommen, wir mussten uns noch um ein Projekt kümmern. Wir liefen zur Bahn und waren keine Viertelstunde später schon in meinem Zimmer.

„Also erzähl! Was ist zwischen euch gelaufen?“ Lena und Ella waren super interessiert, aber ich wusste gar nicht was ich antworten sollte. Ich fuhr meinen Laptop hoch und fing an unser Thema zu googlen. „Jana, komm schon! So schlimm wird’s schon nicht gewesen sein!“ Ella nahm mir den Laptop aus der Hand und sah mich herausfordernd an. „Naja... „ fing ich an. „Jetzt sag schon, sonst schreibt ich ihm, dass du dich nicht mehr erinnern kannst und er doch bitte nochmal beschreiben soll was passiert ist!“ Sie und Lena sahen mich herausfordernd an, während sie . „Okay, aber ich will lieber meinen Laptop wieder haben! Sicherheitshalber!“ „Dann fang jetzt aber mal an zu erzählen!“ forderte Lena mich auf.

„Also, ihr wart doch da auf der Toilette und ich hab draußen gewartet. Naja und da stand er plötzlich hinter mir und hat mich einfach so mitgenommen... Zu so nem kleinen See, wo wir dann die ganze Zeit waren, bis ihr nach mir gerufen habt!“ „Und?“ sie grinsten einander zu. Ich verdrehte die Augen. „Nichts und! Das war alles!“ Was die beiden immer für Vorstellungen hatten.

 

Abends, die Mädels waren gerade weg, klappte ich meinen Laptop wieder auf und checkte facebook. Eine neue Nachricht. Von Jacob.

Hey!

Er war noch online und ich wollt unbedingt antworten, aber auch nicht einfach irgendetwas.

Hi ;-)

Die Antwort kam augenblicklich: Und was hast du heute noch so gemacht?

Die Mädels waren hier! Wir haben GK Projekt gemacht!

Hast du ihnen erzählt...

So halb...

So halb?? :-)

ich musste lächeln, ich konnte mir so genau vorstellen, wie er überlegte, was 'so halb' bedeutete.

Halt nur so ne bisschen...

Haha

So ging es noch eine Weile weiter. Ich war so glücklich wie schon lange nicht mehr.

 

Am nächsten Tag trafen wir uns am Bus. Sofie war immer noch krank.

„Is des jetzt eigentlich öffentlich?“ erkundigte sich Lena, aus wir mal wieder auf der Toilette auf Ella warteten. „Ich glaub nicht... keine Ahnung!“ ich zuckte mit den schultern. „Is der heute überhaupt da, ich hab ihn noch gar nicht gesehen!“ Ella trocknete sich die Hände ab. „Arzttermin!“ klärte ich die beiden auf. „Woher sie das wohl wieder weiß...“ Lena warf Ella einen wohl wissenden Blick zu.

In dem Moment kam jemand in den Waschraum und die Tür stand sperrangelweit auf. Draußen, direkt gegenüber der Toiletten standen die Jungs. Dann fiel die Tür wieder zu. Er hatte mich nicht gesehen, zum Glück. „Was soll ich denn jetzt machen?“ fragte ich verzweifelt und zupfte nervös an meinen Haaren herum. „Beruhig dich! Du siehst super aus!“ damit zog Ella mich hinter sich her aus der Tür, an den Jungs vorbei und in unser Klassenzimmer. Ich schaffte es, das Grinsen zu unterdrücken bis wir außer Sichtweite waren.

Frau Maier kam ins Klassenzimmer uns hinter ihr kamen die Jungs herein getrottet, sie setzten sich auf ihre Plätze. Hannes war wieder gesund und er, Jacob und die anderen zogen die gewöhnliche Machoshow ab. Frau Maier regte sich mal wieder darüber auf, was für eine unmögliche Klasse wir wären und sparte zur Strafe ganz und gar nicht mit den Hausaufgeben.

Kurz vor der Pause schob mir Jacob unauffällig einen Zettel zu. Mit einem Blick zu Ella erkannte ich, dass sie es nicht mitbekommen hatte. Aber da drehte sie sich wieder zu mir um, und ich hatte keine Möglichkeit die Nachricht zu lesen.

„Heute noch was vor?“ stand in der Nachricht, ich konnte sie erst lesen, als die Stunde vorbei war. Wir schlenderten durchs Schulhaus. „Meine Eltern fahren in den Ferien weg, ich hab das ganze Haus für mich!“ schwärmte ich, ohne meine Freundinnen für eine Sekunde aus den Augen zu lassen. „Du hast doch bestimmt nix dagegen, wenn wir vorbeikommen, oder?“ Ellas Augen zeigten pure Abenteuerlust. „Klar!“ ich grinste. Eigentlich hatte ich auch nichts anderes erwartet.

„Jana, kann ich dich kurz sprechen?“ Frau Maier stand plötzlich vor uns. „Natürlich! Worum geht es denn?“ „Komm doch bitte kurz mit!“ Ich zuckte mit den Schultern und folgte ihr zum Lehrerzimmer. „Also Jana, du hattest mir doch gesagt, dass du gerne ein Referat halten würdest, ich hätte jetzt ein Thema für, dich!“ „Super, welches denn?“ „Da liegt das Problem! Vorhin hat Jacob mich auch nach einem Thema gefragt und da dein Thema ja sehr groß ist, wollte ich dich fragen, ob du damit einverstanden wärst, wenn ihr zusammen arbeiten würdest!“ „Kein Problem!“

Ich ging zurück zu meinen Freundinnen. „Was wollte sie denn?“ Lena biss in ihr Wurstbrot und hielt auch mir eins hin. „Danke! Wegen meinem Referat!“ antwortete ich, die Sache mit Jacob verschwieg ich ihnen erst Mal.

In der nächsten Stunde konnte ich ihm eine Antwort zustecken, er grinste mich an. „Jana, Jacob, würdet ihr uns bitte auch die nötige Aufmerksamkeit schenken!“ ich spürte wie ich rot wurde und den Rest der Stunde kicherte ich mit Ella und machte mit Lena Zeichensprache.

 

Nach der Schule begleitete ich noch Ella zum Bus. „Nicht hinschauen!“ Ella zog mich hinter ein parkendes Auto. „Was ist denn?“ ich sah sie überrascht an. „Da drüben! Warum sagt sie uns nichts?“ Sie zeigte auf die andere Seite. „Und ich dachte sie wäre krank!“ Wir sahen uns überrascht an. „Lass uns warten ob sie was erzählt!“ schlug ich vor und zog meine Freundin weiter.

Zuhause loggte ich mich gleich in facebook ein. Ich hatte vier neue Nachrichten. Eine von Ella, eine von Sofie, eine von Simon und eine von Jacob. Zuerst musste ich wissen was Sofie geschrieben hatte, würde sie erwähnen, dass sie gar nicht krank und in der Stadt gewesen war?

Hi süße, bin immer noch krank, werde vermutlich auch morgen nicht kommen! Kannst du mir die Hausaufgaben schicken?“

Na das war doch mal was! Sie verschwieg uns ihr Treffen und schwänzte die Schule.Ich war schon kurz davor, Ella anzurufen, aber dann ließ ich es doch lieber bleiben. Es reichte, wenn sie sich morgen in der Schule aufregte.

Ella fragte mal wieder nach den Hausaufgaben und Simon musste anscheinend nur wieder einen dummen Spruch loswerden.

Jacobs Nachricht war schon interessanter:

Hey, Die Maier hat gesagt, dass wir Referat zusammen halten, hast du mit ihr geredet deswegen?“

Ich musste grinsen.

Ne sie hat mich einfach so eingeteilt... natürlich hab ich mit ihr geredet! Bzw sie hat mich gefragt ob wir auch zusammen machen würden! ;-) Hast du irgendeine Ahnung von dem Thema, mir sagt des gar nix!“

Schrieb ich zurück und augenblicklich kam auch schon die Antwort:

Ne aber ich google gleich mal! Müssten wir uns nicht treffen um das vorzubereiten?“

Geschickt eingefädelt! Dachte ich, aber die Idee war nicht schlecht. Ich brannte geradezu darauf mit ihn nochmal alleine zu sein.

Fährst du in den Ferien weg, ich bin zuhause!“

Ich hab Training aber sonst bin ich hier, lass uns doch dann iwann treffen! ;-)“

Cool, meine Eltern sind die ganzen Ferien nicht da und mein Bruder is bei nem Kumpel! :-)“

Na dann...“

Ich musste grinsen, der Gedanke war zu schön um war zu sein. „Jana, kommst du wir essen, Mama hat schon gerufen!“ Mein großer Bruder Lenni stand in der Tür. „Ich komm schon!“ antwortete ich und klappte meinen Laptop zu. „Warum freust du dich so?“ „Darf man sich nicht mal mehr freuen?“

 

„Hi süße, weißt du was?“ „Nein noch nicht...“ Ella hatte angerufen und quatschte mir die Ohren mit ihrer Ferienplanung voll. „Meine Mum meint wenn ich morgens rechtzeitig zum Englisch komme, darf ich auch bei dir übernachten! Ist das nicht cool?“ „WG!“ jubelten wir gleichzeitig. „Super, lass uns des nochmal besprechen und auch Lena und Sofie fragen, das wäre ja mal richtig cool!“ „Lena ist im Urlaub mit ihrer Familie, das erzählt sie doch schon seit Wochen!“ bremste ich sie. „Mist, aber Sofie, kann bestimmt!“ sie lachte triumphierend „Das wird so cool!“ damit legte sie auf. Aha interessant, ob ich vielleicht auch was vor hab, hat sie gar nicht gefragt.

Am nächsten Morgen in der Schule war Sofie tatsächlich nicht da, aber ich fing das Thema lieber gar nicht erst an. Ella hatte jemand neuen gefunden, dem sie ihre Ferienplanung unterbreiten konnte. Lena. Die hörte ihr auch halbwegs zu. „Voll blöd, dass du nicht dabei sein kannst, des wär so cool gewesen!“ „Sorry Leute, ich bin der erste Woche in Barcelona, und das wir einzigartig, Strand, Sonne...“ schwärmte Lena. „Wo ist eigentlich Sofie, wir haben sie doch gestern gesehen, warum ist sie heute nich in der Schule?“ Ella sah sich suchend um, obwohl jeder von uns wusste dass sie nicht da war. Es klingelte zur fünften Stunde und wir schlenderten zurück zu unseren Plätzen.

„Hey, also wie machen wir des jetzt in den Ferien?“ flüstert Ella mir zu. „Meine Eltern fahren am Freitagnachmittag los! Wann ist den dein Englisch Dings?“ „In der ersten Woche, Montag bis Donnerstag von halb neun bis zwei!“ antwortet sie Augen verdrehend. „Okay, das müsste klappen und von mir aus hast dus ja auch nicht so weit!“ Sie grinste mich an. Unsere Lehrerin warf uns einen weiteren warnenden Blick zu. „Wir müssen noch Sofie Bescheid sagen!“ kritzelte ich auf einen Zettel.

„Ella, Jana! Es reicht jetzt! Hier vorne ist ja noch ein Platz! Jana, bitte!“ ich hatte keine andere Möglichkeit, schnell kramte ich meine wichtigsten Sachen zusammen und setzte mich vorne in die erste Reihe. Der eine Platz neben mir war frei und auf dem andern saß Chris.

Er war der größte Spinner unserer Klasse und ich war eigentlich froh gewesen, dass ich diese Jahr neben Ella und nicht mehr neben ihm sitzen musste. Er war ja eigentlich ganz nett, aber manchmal halt auch sehr anstrengend.

Nach der Stunde schlenderte ich wieder zurück zu meinem Platz. „Wir müssen reden!“ Ella zog mich hinter sich her in Richtung Klo, wohin auch sonst? „Was ist los?“ ich ahnte schon das schlimmste. „Dieser Spinner! Ich mein, was soll das! Und auch noch wen du nich da bist?“ sie sah mich verständnislos an, aber ich verstand genauso wenig. „Erklär nochmal von vorne, weil ich hab keine Ahnung worum's geht!“ „Du sitz da vorne und Simon und Nicklas drehen sich um. Ich mein, nix besonderes, aber plötzlich fangen die an wirklich blöde Sprüche zu machen. Des ich voll unfair, wenn du nich das bist!“ ich nicke. Lena kam hinein. „Hier seid ihr! Ich seid plötzlich verschwunden!“ Wir übergingen den Kommentar „Was is jetzt eigentlich mit dir und Jacob?“ Ella sah mich interessiert an. Ich zuckte mit den Schultern. „Komm schon! Gestern abend?“ „Was gestern abend?“ „Euer Telefon war durchgehen besetzt, ich habs bestimmt fünfmal versucht!“ „Mensch Ella, nicht jeder telefoniert so viel wie du! Nein, wir haben nur ein bisschen geschrieben!“ wich ich der Frage aus. Beide nickten wissend.

 

Donnerstag morgen hatten wir Musik und unser neuer Musiklehrer hatte die extrem gute Idee mit uns zu tanzen. „Haha, das wird bestimmt lustig!“ ich grinste Ella an. Wir Mädchen mussten uns in einer Reihe aufstellen und die Jungs gegenüber. Ich stand gegenüber von Nicklas. Dann erklärte unser Lehrer die Schritte und forderte die Jungs auf sich eine Tanzpartnerin auszusuchen. Aber sie rührten sich nicht von der Stelle. „Ihr müsst sie ja nicht gleich heiraten!“ meinte unser Lehrer lachend. Endlich bewegten sie sich. „Wie süß!“ flüsterten Ella und ich uns gleichzeitig zu. Hannes fragte Ella, nachdem Simon kurz vorher doch zu einer Klassenkamerading gegangen war. Jacob stand plötzlich vor mir, strich sich durch die Haare „Willst du mit mir tanzen?“ ich konnte nur nicken. Wie süß dachte ich. Wir gingen ein paar schritte weiter, bis wir genug Platz zum tanzen hatten. Ella und Hannes standen ein Stück weiter. Dann startete unser Lehrer die Musik. Ich spürte seine Hand auf meinem Schulterblatt. Es konnte besser tanzen als ich erwartet hatte. Ella und ich verständigten uns die ganze Zeit über vielsagende Blicke und gegenseitiges Zugrinsen.

 

Endlich Ferien!

Der letzte Schultag vor den Ferien kam. Sofie war in den ersten Tagen bei ihrer Oma, aber dann würde sie auch bei mir einziehen! Wir planten in jeder freien Minute, aber heimlich machte ich auch noch meine eigene Planung. „Juhu!“ jubelte Ella als es zum Schulschluss klingelte. Sie hatte alle ihre Sachen schon mitgebracht. Eine riesige Sporttasche stand in meinem Spind und eine weiter war schon bei mir zuhause. Wir machten einen kurzen Abstecher ins Eiscafe um den Anfang der Ferien zu feiern. Eigentlich hatte sich Lena ja vorgenommen zu fasten, aber wir schafften es ihr doch ein Eis anzudrehen. „Toll Leute, so wird das nix!“ sie versuchte uns ernst anzusehen, aber ein kurzes Grinsen schaffte es für einige Sekunden über ihre Lippen.

Wir verabschiedeten Lena und Sofie, dann fuhren Ella und ich zu mir nach Hause.

„Wir haben euch alles soweit bereit gestellt! Der Kühlschrank ist voll und wenn ihr noch etwas braucht hast du ja Geld!“ erklärte meine Mutter bestimmt zum hundertsten Mal. „Wir müssen los!“ drängte mein Vater und schnappte sich die letzte Tasche, die noch im Flur stand. „Alles klar und wenn etwas ist sind wir jederzeit erreichbar. „Pass ein bisschen auf deine Schwester auf!“ hörte ich meinen Vater zu Lenni sagen. Ha, wenn der auch nur ein bisschen darauf achten würde was ich in den nächsten zwei Wochen machten würde.

Und tatsächlich, keine fünf Minuten nachdem meine Eltern verschwunden waren, schulterte auch Lenni seine Tasche und radelte zu seinem Kumpel.

Wir Mädels waren allein zuhause. Als erstes machten wir uns was zu Essen. Nudeln und Schokoladenpudding. Naja für unseren Geschmack schon ein richtiges kleines Festmahl. Damit setzten wir uns vor den Fernseher und schauten unseren Lieblingsfilm.

Dann hatten wir keinen Idee mehr, was wir machen konnten und zappten einfach durch die Kanäle. „Was machen wir jetzt?“ Ella sah mich gelangweilt an. „Keine Ahnung!“ ich zuckte mit den Schultern. Ellas Augen blitzen auf. „Okay, lass uns die Jungs stalken!“ wir sprangen auf, brachten das Geschirr in die Küche und saßen wenig später mit meinem Laptop auf meinem Bett. Simon und Nicklas waren natürlich online und wenige Augenblicke später war Ella mit den beiden in einer wichtigen Unterhaltung vertieft. Ich langweile mich ein bisschen und nahm schließlich mein Handy mit dem ich mich meinerseits bei facebook einloggte. Jacob hatte geschrieben:

Wann wollen wir denn mit dem Referat anfangen?“

er war nicht online.

Montag is Ella ab halb neun weg, dann hätten wir Zeit, aber wir können auch schon jetzt am Wochenende anfangen...“ antwortete ich und schielte zu Ella hinüber, aber die war ganz damit beschäftigt den Jungs zu schreiben.

Da klingelte das Telefon. „Hallo?“ „Jana?“ ich erkannte die Stimme. „Tommi!“ ich freute mich. Tommi war einer meiner ältesten Freunde, aber in letzter Zeit hatten wir nicht viel Kontakt gehabt. „Wie geht’s dir?“ „Gut und dir?“ „Super, meine Eltern sind nicht da und Ella wohnt jetzt bei mir!“ „Hört sich cool an!“ „Is es auch!“ ich grinste. „Was gibt’s, du rufst doch nicht einfach so ohne Grund an oder?“ „Eigentlich schon, wollte nur mal so fragen, ob du im Sommer mitkommst?“ Er sprach von einer Kanutour, die wir mit ein paar Freunden gepalnt hatten. „Ich hab da eigentlich noch Schule!“ wenn ich mitfahren würde, würde ich etwa drei Wochen Schule verpassen und meine Mum war sich noch nicht ganz sicher, ob sie das mitmachte. „Ich krieg auch ne Schulbefreiung!“ „Mal sehen!“ ich war mir nicht mal sicher, ob ich wirklich mitwollte. Letzten Sommer war zwar nicht wirklich was zwischen uns gelaufen, aber seitdem hatten wir uns besser verstanden als jemals zuvor.

Gegen sieben hatten wir Hunger und setzten uns mit etwas zu essen wieder vor den Fernseher. „Was wollen wir den so in den nächsten Tagen machen, weil irgendwie haben wir ja jetzt schon nix mehr zu tun!“ fragte Ella zwischen zwei Bissen. „Ich muss noch mein Referat vorbereiten, ich halt am Donnerstag nach den Ferien!“ Ich traute mich nicht ihr in die Augen zu sehen, das mit Jacob hatte ich ihr immer noch nicht gesagt. Sie hatte so ihr Problem mit Sachen, die ich ihr erst später erzählte. „Morgen is Samstag, wollen wir vielleicht einfach in die Stadt, ein bisschen bummeln?“ schlug ich vor. „Ja! Lass uns die Jungs fragen, ob sie mitkommen!“ Ella war sofort begeistert, ich nicht so sehr. „Okay, frag sie, die gehen sowieso nicht für Stunden mit uns shoppen!“ allein der Gedanke war absurd.

Natürlich wollten sie nicht, stattdessen fragen sie ob wir Samstag Abend mit auf eine Party kommen würden. „Komm schon, das wird bestimmt lustig!“ Ella suchte schon nach einem passenden Outfit. „Okay!“ gab ich nach und wir probieren fast jedes Teil an das sich in meinem Kleiderschrank oder in einem ihrer Koffer befand, dazu hörten wir Musik.

Den Samstag verbrachten wir wirklich mit shoppen und ab halb fünf standen wir im Bad vor dem Spiegel. „Was meinst du wer alles kommt?“ fragtet ich Ella, sie tuschte konzentriert ihre Wimpern. „Simon, Nicklas... Keine Ahnung!“

Wir aßen noch etwas kleinen uns machten uns dann auf den Weg zum Treffpunkt. Simon und Nicklas warteten schon, zusammen mit ein paar anderen, die wir nicht kannten. Nicklas stellte uns vor. Wobei ich das Gefühl hatte, dass es ihm am liebsten gewesen wäre, wenn Ella alleine gekommen wäre. Ich kannte niemanden sonst. „Super!“ Dachte ich. „Das wird ja ein spannender Abend!“ Ella kasperte schon mit Simon und Nicklas herum und ignorierte mich.

Wir kamen auf der Party an. Ein Kumpel von den Jungs hatte anscheinend Sturmfrei und schmiss eine Party. Die meiste Zeit des Abends saß ich tatsächlich alleine in einer Ecke, ließ mich von den Jungs nerven und beobachtete, wie Elly mit einem Jungen nach dem anderen flirtete

 

Mittwochmorgen. Ella ging noch bevor ich überhaupt wach war. Ich blieb einfach noch im Bett liegen. Bis Jacob kommen würde war es noch Zeit.

„Jana, hey! Aufwachen, du hast Besuch!“ Lenni rüttelte an meiner Schulter. „Ist ja gut!“ murmelte ich und ging ins Bad. Dort sah mich eine sehr müde und verschlafene Gestalt im Spiegel an. „Oh shit!“ Mir fiel Jacob wieder ein. Ich putze mir nur schnell die Zähne, schlüpfte in eine Hose und ein T-Shirt. Dann ging ich die Treppe runter. „Morgen! Sorry hab verschlafen!“ ich machte mir ein Brot und setzte mich neben damit neben ihn an den Esstisch. „Kein Problem!“ er zwinkerte mir zu und öffnete unsere Präsentationsdatei. Die letzten beiden Vormittage hatten wir schon einiges herausgefunden und eigentlich fehlte nur noch der Feinschliff. Aber mir war es eigentlich gar nicht so recht, wenn unsere gemeinsame Arbeitszeit zu Ende gehen würde. Ich beobachtet ihn, wie er konzentrierte nochmal unsere Notizen dazu durchging.

„Ich hab übrigens was mitgebracht!“ er holte eine CD-Hülle aus seiner Tasche. „Was ist das?“ fragte ich interessiert und nahm ihm die Hülle aus der Hand. Er hatte doch tatsächlich zu unserem langweiligen Thema einen Film aufgetrieben. „Naja, ich dachte, wir könnten uns den ja mal anschaun'!“ er warf mir ein scheues Lächeln zu, bevor er sich wieder dem Laptop zuwendete.

Also saßen wir, nachdem wir noch endlos Texte bearbeitete, hatten im Wohnzimmer vor dem Fernseher. Ich legte die DVD ein und ließ mich aufs Sofa fallen.

Nach einiger Zeit bemerkte ich, wie er einen Arm um mich legte. Ich versuchte einfach ruhig weiter zu atmen, aber das war gar nicht so einfach. Nach einiger Zeit traute ich mich meinen Kopf an seine Schulter zu lehnen. Der Film war nicht sonderlich spannend und passte auch nur bedingt zu Thema aber es war mal eine andere Sichtweise auf das Thema.

Nach dem Film brachte ich meinen Laptop und die anderen Sachen, die wir benutzt hatten in mein Zimmer, ohne zu merken, dass er mir folgte.

Er stand einfach in der Tür und beobachtete mich, wie ich alles wegräumte. Mein Zimmer war ein einziges Chaos. Bis zum Nachmittag müssten wir eigentlich noch aufräumen, weil endlich auch Sofie kommen würde.

Ich drehte mich um und sah Jacob an den Türrahmen gelehnt stehen. Erschrocken zuckte ich zusammen. „Ich mag dein Zimmer!“ sagte er. Nichts weiter und sah sich amüsiert das Chaos an. „Naja is ein bisschen unordentlich hier..“ wehrte ich ab. Er zuckte mit den Schultern. Unten hörte ich einen Schlüssel im Schloss. Lenni wahrscheinlich! Dachte ich und hüpfte die Treppe herunter. „Ella was machst du denn schon hier?“ fragte ich, doch sie beachtete mich überhaupt nicht. Stattdessen spürte ich jetzt Jacobs Hand auf meiner Schulter. Keiner sagte etwas. Und dann klingelte es an der Tür. Ella drehte sich mit einem Ruck um und öffnete. Es war Sofie. Als sie ihre Sachen in den Flur gestellte hatte, zog Ella sie entschlossen nach oben, vorbei an Jacob und mir. „Machs kurz!“ zischte sie mir zu. Sofie hatte bei Ellas Miene gleich die Klappe gehalten.

„Ich glaub ich geh dann besser! Lass uns telefonieren!“ er lächelte mir zu und verabschiedete sich.

 

„Jana?“ Sofie sah mich verständnislos an. „Was?“ „Warum ist Jacob bei dir zuhause und keine von uns weiß davon?“ Ella sah mich einfach nur mit finsterer Miene an. „Leute, ich wollts euch ja eigentlich erzählen...“ „Aber?“ beide sahen mich fragend an. „Ach Scheiße, es hat halt nie gepasst...“ Ich ließ mich aufs Bett fallen. „Dann erzähl mal!“ Sofie sah mich interessiert an und auch Ellas Blick wurde wieder netter. „Wir haben Referat vorbereitet!“ „Aha!“ Sofie war anzusehen, dass sie mir nicht glaubte. Ella schien ganz weit weg zu sein, sie träumte mir offenen Augen und starrte Löcher in die Luft. Ein leichtes Lächeln schlich über ihre Lippen.

Später saßen wir vor dem Fernseher und schauten alte aufgenommene Sendungen von GNTM. Ella fand das super interessant und war kaum mehr ansprechbar. Sofie und ich unterhielten uns einfach über dies und das. „Also da is ganz sicher nix zwischen dir und Jacob?“ „ich weiß nicht...“ versuchte ich der Frage auszuweichen, aber sie sah mich mit so großen Hunde-bettel Augen an, dass ich schließlich nachgab. „Kann schon sein! Ich hoffe nur er verarscht mich nicht...“ „Kann ich mir bei ihm ehrlich gesagt nicht vorstellen!“ Ich lächelte sie dankbar an. „Och ne, nich schon wieder Werbung!“ Ella drehte sich zu uns um.

„Ich muss euch um was bitten...“ fing ich an. „Was den?“ Ella sah mich interessiert an. „Ich weiß nicht genau, was das mit Jacob wird... Könnt ihr einfach niemandem davon erzählen?“ ich sah meine beiden Freundinnen bittend an. „Klar Süße!“

Am nächsten Morgen ging Ella ein letztes mal zur Englischnachhilfe und Sofie traf sich mit einem Klassenkameraden in der Stadt. Jacob kam, damit wir endlich unser Referat fertig machen konnten.

„Morgen!“ Begrüßte ich ihn, als ich die Tür öffnete. „Hey!“ Im Esszimmer hatte ich schon meinen Laptop hochgefahren. Ich setzte mich neben ihn und beobachtete, wie er sich sorgfältig seinen Text abschrieb. „Willst du das noch erklären, oder soll ich das machen?“ „Was?“ ich hatte überhaupt nicht aufgepasst. „Hier, die Folie: Willst du das erklären oder soll ich das machen?“ „Kann ich machen!“ er lächelte mich an. Dann war ich dran mir meinen Teil aufzuschreiben. Er beobachete mich, wie ich ihn zuvor und ich gewöhnte mich richtig daran.

Endlich. Meine Karten lagen fertig geschrieben auf dem Tisch.

„Haben wir irgendwas vergessen? Die Präsentation ist fertig, de Karten haben wir auch...“ ich sah in fragend an. „Wir haben alles!“ antwortete er bestimmt und klappte den Laptop zu. Wir sahen uns unentschlossen an. Was sollten wir jetzt noch machen. Oder würde er einfach schon früher gehen?

Wir saßen uns ziemlich unschlüssig gegenüber und niemand wollte der erste sein, der das Schweigen brach. „Wollen wir vielleicht mal ins Kino?“

 

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 10.03.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für 'Sofie'! Hab dich lieb! :* Außerdem für den besten Tanzpartner, ohne den diese Geschichte vermutlich nie in meinem Kopf aufgetaucht wäre.

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