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Ein lästiger Gefallen

„Marlen kommst du bitte. Ich hab’s eilig.“ Mit diesen Worten betrat Stefan die Wohnung. Wütend schmiss er seine Arbeitstasche in die Ecke und rief erneut nach seiner kleinen Schwester.

„Marlen, komm endlich. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.“

Als er immer noch keine Reaktion erhielt, ging er wutentbrannt in das Zimmer seiner kleinen Schwester.

„Was ist los? Soll ich dich nun zum Ballett bringen oder nicht?“

Kaum hatte er Marlen gesehen, änderte sich sein Tonfall schlagartig. Besorgt fragte er:

„Hey Honey, was ist los? Warum liegst du im Bett?“

Mit diesen Worten setzte er sich auf die Bettkante und legte seine Hand auf ihre Stirn. Es war ungewöhnlich, dass Marlen um diese Zeit auf der Schlafcouch lag. Sie hatte ihren Pyjama an und das Zimmer abgedunkelt.

„Du hast ja Fieber. Wie geht es dir?“

Müde und komplett ausgelaugt antwortete sie ihm mit schwacher Stimme:

„Ich habe Kopfschmerzen, mein Hals tut weh, meine Nase läuft und ich fühle mich Hundeelend.“

Auf der einen Seite tat Stefan seine Schwester sehr leid, aber auf der anderen Seite freute er sich darüber, weil er jetzt einen gemütlichen Abend auf dem Sofa verbringen konnte, anstelle sie zum Ballett fahren zu müssen.

 „Dann wirst du heute nicht zum Ballett gehen und ich werde mich um dich kümmern.“

Eindringlich bat sie: „Doch, du musst gehen.“ „Was will ich denn beim Ballett?“, fragte er sie verwundert. Schwerfällig versuchte sie sich aufzurichten.

„Bleib liegen!“, bat er und sie legte sie sich brav wieder zurück.

„Es ist wegen David.“ Verblüfft zog er die Augenbrauen hoch.

„Wer ist David?“

„David ist ein Freund vom Ballett. Er wird immer von seiner Mutter gebracht, aber heute kann sie nicht, da habe ich ihm versprochen, dass wir ihn mitnehmen.“

Davon überhaupt nicht begeistert, antwortete Stefan:

„Dann werden wir ihn anrufen, sagen dass du krank bist und wir ihn nicht mitnehmen können.“ Gerade wollte er aufstehen, als er von Marlen am Arm gepackt wurde.

„Das geht nicht. Wir haben morgen einen Auftritt und das bedeutet, dass heute der letzte Tag zum üben ist. Du musst ihn einfach hinfahren. Bitte, tu es für mich.“

Bei dem Dackelblick den ihm seine Schwester zuwarf, konnte er einfach nicht nein sagen.

„Also gut, gib mir seine Adresse ich fahre ihn hin. Zum Glück kommt Mutter in einer halben Stunde von der Arbeit, dann bist du nicht so lange allein.“

„Ich danke dir, Stefan.“ Kopfnickend und lustlos sagte er: „Schon gut. Leg dich hin und schlaf.“

Er gab seiner Schwester einen Kuss auf die Stirn, deckte sie zu und verschwand aus der Wohnung.

 

Frustriert setzte er sich ins Auto und ließ den Motor an. Während er fuhr schweiften seine Gedanken immer wieder ab.

Ich könnte jetzt vor der Glotze sitzen und mich entspannen. Was muss ich stattdessen tun? Marlens kleinen Freund zum Ballett bringen. So ein Scheiß. Ich kann mir besseres vor-stellen, als den Chauffeur für so einen Knirps zu spielen. Hier musste es sein.

Wütend auf alles und jeden schnappte er sich den letzten Parkplatz vor dem Plattenbau und stieg aus. Mehrere Male betätigte er den Klingelknopf, bis sich eine Stimme an der Wechselsprechanlage meldete.

„Hallo?“

„Hier ist Stefan. Ich will David zum Ballett bringen.“

„Ja, einen Augenblick. Ich bin gleich da.“

Verwundert überlegte Stefan, ob er sich verhört hatte. Dieses: „Ich bin gleich da.“, klang aber gar nicht nach einem 14jährigen Jungen.

Ach, was soll`s. Wahrscheinlich hatte er sich nur verhört und durch diese Anlagen klang ja jede Stimme komisch.

Es dauerte ein paar Minuten bis David an der Eingangstür auftauchte. Lächelnd hielt er Stefan die Hand entgegen und sagte: „Hey, ich bin David.“

Stefan war sprachlos. Also hatte er sich nicht verhört, David war ungefähr 18 Jahre und sah verdammt gut aus. Die langen blonden Haare hatte er zu einem Zopf zusammengebunden. Seine blauen Augen strahlten Stefan an, dass diesem ganz heiß wurde. Der Kleine, denn er war einen halben Kopf kürzer als er selber, hatte schmale Lippen und eine Stupsnase. Überrascht wegen Davids Alter und wegen dessen süßen Lächelns, reichte Stefan ihm seine Hand und brachte stotternd heraus: „Hey, ich bin Stefan, Marlens Bruder.“

„Ich weiß, sie hat mir von dir erzählt. Können wir fahren?“

Nach dem ersten Schock, kehrt sofort Stefans schlechte Laune zurück und er antwortete in einem nicht ganz so netten Tonfall: „Ja, lass uns gehen. Da hinten steht mein Auto.“

Sofort bemerkte David den schroffen Unterton in der Stimme seines Gegenübers, sagte aber nichts.

Nachdem er eingestiegen war und sein Chauffeur das Auto auf die Hauptstraße gelenkt hatte, fragte er verwundert: „Wo ist Marlen?“ Kurz und bündig antwortete Stefan:

„Zuhause, krank.“ Wieder fiel David der schroffe Unterton in der Stimme seines Fahrer auf und dieses Mal fragte er nach: „Hast du irgendwas?“

„Nein, nichts.“ Mit dieser Antwort wollte sich David aber nicht zufrieden geben.

„Das glaub ich dir nicht oder bist du immer so mies gelaunt?“ Unfreundlich antwortete Stefan:

„Nein, nur wenn ich den Chauffeur für die Freunde meiner kleinen Schwester spielen darf.“

„Das tut mir leid. Du hattest bestimmt einen harten Tag auf der Baustelle, aber die Probe ist wirklich wichtig und ich bin dir sehr dankbar, dass du mich fährst.“ Trotz des sanften Tons seines Beifahrers blieb Stefan sauer.

„Das bringt mir auch keine Punkte. Nur wegen dir sitzen wir im dichtesten Berufsverkehr fest und nur wegen diesem dummen Herumgehüpfe ist mein Abend versaut.“

Langsam platzte David der Kragen.

Was bildete sich dieser Idiot eigentlich ein, mich hier so zu beleidigen? Glaubt der, mein Tag war das reinste Zuckerschlecken?

Wütend über Stefans Beleidigung fuhr er ihn an: „Oh, verzeih bitte großer Anführer, dass ich dich mit meinem lächerlichen Herumgehüpfe belästige. Ich habe dich nicht dazu gezwungen, mich zu fahren.“ Stefan blaffte zurück: „Nein, du nicht, aber meine Schwester.“

„Bitte entschuldige vielmals, dass wir dich bemüht haben. Ich hätte dich niemals für so einen Idioten gehalten, nach allem was deine Schwester mir über dich erzählt hat. Eigentlich hatte ich mich sogar darauf gefreut, dich endlich kennenzulernen.“

Sofort schlug Stefans Stimmung um.

Was war das gerade? Er hat sich darauf gefreut, mich kennenzulernen?

Als David keine Antwort erhielt, legte er noch eins drauf.

„Was kann ich tun, um eurer Hoheit nicht weiter zur Last zu fallen?“ Stefans Wut flammte erneut auf und obwohl er es nicht wollte, schrie er: „Halt einfach die Klappe, das reicht schon.“

Das ließ sich David nicht zweimal sagen, beleidigt verschränkte er die Arme vor der Brust und hielt seinen Mund.

An der Ballettschule angekommen, parkte Stefan den Wagen und die beiden gingen hinein. Sonst wartete Stefan immer im Wagen, aber im Winter zog er es vor im Warmen auszuharren. Genau zwei Stunden hatte er zur Verfügung, um über das gerade Geschehene nachzudenken. Die ganze Zeit beobachtete er David bei seinen Übungen. Allmählich tat ihm leid, was er gesagt hat.

Wie konnte ich nur so gemein sein? Das ist doch sonst nicht meine Art und was er da tut, scheint ganz schön hart zu sein. Er atmet schon schwer und die Beschimpfungen der alten Ziege von Lehrerin, scheinen ihn auch noch fertig zu machen. Und da komme ich noch, mit meiner ungehobelten Art und mache ihm das Leben schwer. Ich muss zugeben, dass er nicht schlecht aussieht. Er sieht sogar verdammt heiß aus. Genau mein Typ. Stefan, du bist so ein Volltrottel.

Sein Blick fiel auf die Uhr über der Tür.

Gleich acht Uhr, dann habe ich es geschafft. Ich will nur noch nach Hause, unter die Dusche und ab ins Bett. Bin ich vielleicht fertig.

„Entschuldige, ich weiß, ich sollte den Mund halten, aber...“

Kleinlaut versuchte Stefan sich zu entschuldigen.

„Nein, es tut mir leid, dass ich das gesagt habe. Es war nicht so gemeint.“

David war überrascht, denn diese Worte wurden ohne ironischen Unterton an ihn gerichtet. Die Entschuldigung war also ernst gemeint.

„Gut, schon vergessen. Würde es dir was ausmachen, noch eine Stunde länger zu warten? Ich bitte dich. Ich will nur noch eine Szene durchgehen.“

Sofort war Stefans Stimmung wieder im Keller und man hörte es sehr deutlich in seiner Stimme.

„Was, weißt du wie spät es ist? Es reicht, ich habe die Schnauze gestrichen voll. Ich will nur noch nach Hause und in mein Bett.“

David verstand, unternahm aber trotzdem noch einen letzten verzweifelten Versuch sein Gegenüber umzustimmen.

„Bitte, hilf mir. Ich lade dich auch zum Essen ein oder ins Kino. Ich mache was du willst, aber gib mir bitte noch diese eine Stunde. Es ist sehr wichtig für mich.“

Aber Stefan hatte kein Einsehen.

„Mit dir Essen oder ins Kino gehen? Das würde ja bedeuten, ich müsste noch einen Abend mit dir verbringen. Nein danke. Ich gehe jetzt, entweder du kommst mit oder ich fahre allein.“ David war wütend, aber er hatte einfach nicht mehr die Kraft, sich gegen die Beleidigung zu wehren und außerdem verstand er, dass es sowieso keinen Sinn hatte.

„Gut, verstehe. Ich bleibe. Danke, dass du mich gefahren hast. Irgendwie werde ich schon nach Hause kommen, mach dir keine Gedanken.“

Wütend stand Stefan auf und blaffte: „Gut, mache ich auch nicht, Tschüss.“

Ohne ihn noch einmal anzusehen ging er.

 

 

Wütend setzte er sich ins Auto und fuhr los. Er hatte circa die Hälfte des Weges geschafft, als er sich langsam wieder beruhigte. An einer roten Ampel wartend, redete er mit sich selbst.

„Warum mache ich mir eigentlich Gedanken, wie der blöde Kerl im Dunkeln die zehn Kilometer nach Hause kommt? Soll er doch trampen. Bei dem hübschen Gesicht, nimmt ihn sicher einer mit. Du bist so ein Vollidiot, Stefan.“

Wütend über sich selbst, schlug er mehrere Male auf das Lenkrad ein.

„Idiot, Idiot du bist so ein Idiot. Da lernst du so einen netten, gutaussehenden Typ kennen, der sogar mit dir ausgehen will und du behandelst ihn so. Nur weil du auf der Baustelle einen schlechten Tag hattest. Hey Moment, woher wusste er eigentlich, dass ich auf einer Baustelle arbeite? Hat er sich etwa nach mir erkundigt oder war es einfach nur Zufall, obwohl, sagte er nicht, dass er mich nett fand? Na gut, nicht ganz in den Worten, aber das hatte er doch gemeint.“ Über sich selbst wütend, schloss er die Augen und schlug seinen Kopf mehrere Male gegen das Steuer.

„Du bist so ein Idiot. Wie konntest du nur so etwas Dummes tun. Wie kannst..“ Erschrocken richtete er sich auf, als das Auto hinter ihm hupte. Sofort fiel Stefans Blick auf die Ampel, die grün anzeigte. So schnell es ging, fuhr er los. Er nutzte die nächste Gelegenheit, um das Auto zu wenden und fuhr zurück zur Ballettschule. Als er sein Auto abstellte, beschloss er im Wagen zu warten.

Um 21 Uhr stellte er sich direkt vor die Schule, um David auch wirklich nicht zu verpassen. Eine halbe Stunde wartete er vergeblich.

Als David in der Tür auftauchte, bekam dieser große Augen, als sähe er eine Fata Morgana vor sich. Beide sagten kein Wort. Stefan drehte sich einfach um und ging in Richtung Auto davon. David wusste nicht so richtig, was er davon halten sollte, denn Stefans Gesicht zeigte weder Wut noch Freude. Er deutete es als Betroffenheit, aber sicher war er sich da nicht. Er war froh, dass er auf ihn gewartet hatte und ging ihm nach.

Immer noch schweigend setzten sich die beiden ins Auto und fuhren los. Als sie ungefähr auf der Höhe angekommen waren, an der Stefan den Wagen gewendet hatte, ergriff dieser das Wort: „Es tut mir leid, wie ich dich behandelt habe, aber heute war es wirklich chaotisch auf der Baustelle. Zwei Arbeiter sind wegen Krankheit ausgefallen, die Hälfte der Wände mussten wieder aufgestemmt werden, weil die Stromkabel falsch verlegt wurden. Ein Lehrling hat sich einen Schraubenzieher in den Oberarm gerammt und ein anderer bekam einen Schlag, weil er ein Kabel falsch angeschlossen hatte. Das alles an einem Tag. Verzeih, ich war einfach mit den Nerven am Ende. Ich weiß, das entschuldigt nicht, dass ich dich so behandelt habe. Ich habe mich wie der letzte Arsch aufgeführt.“ Er wartete auf eine Reaktion von David, doch es kam keine.

„Gut, das wollte ich dir nur sagen. Es tut mir wirklich leid. Ich fand es übrigens sehr beeindruckend, wie du vorhin getanzt hast.“ Mit einem Lächeln drehte sich Stefan zu David um, aber von diesem kam keine Reaktion. Nicht einmal ein Lächeln. Stur schaute sein Beifahrer aus dem Fenster.

Ich habe mich doch entschuldigt. Warum sagt er denn nichts dazu?

„Es tut mir wirklich leid.“

„Schon gut. Ich bin dir dankbar, dass du auf mich gewartet hast.“ Diese Worte kamen ziemlich kühl rüber und Stefan ging nicht weiter darauf ein.

„Ob Marlen das ganze eingefädelt hat, um uns zu verkuppeln.“, sprach Stefan einen spontanen Gedanken aus. Gleichgültig erwiderte sein Gegenüber ohne ihn anzuschauen:

„Kann schon sein. Sie weiß, dass ich auf Männer stehe und sie erwähnte, dass du das auch tust. Aber ihr Plan geht nicht auf. Ich halte dich für ein riesengroßes Arschloch, obwohl sie dich anders beschrieben hat und ich mich gefreut hatte dich kennenzulernen. Bei deinem Aussehen hat sie auch maßlos übertrieben.“

Das saß. Den Rest des Weges verbrachten die beiden schweigend nebeneinander. Direkt vor dem Haus hielt Stefan das Auto an.

„Danke, dass du mich nach Hause gebracht hast.“ Mit diesen leicht unfreundlichen Worten stieg David aus und knallte die Tür zu. In Gedanken versunken schaute Stefan ihm nach.

Los, mach was, du Idiot. Du kannst ihn nicht einfach so gehen lassen. Du magst ihn doch, beweis ihm, dass du kein Arschloch bist. Los, beweg dich endlich.

Schlagartig riss er die Tür auf und rief ihm hinterher: „Bitte warte.“

Abrupt blieb David stehen, drehte sich um und schaute zu Stefan, der auf ihn zu kam, fragend an. Nervös fuhr sich Stefan durchs Haar, bevor er anfing zu sprechen.

„Du sagtest doch vorhin was von Essen gehen oder Kino?“ David bekam große Augen, aber bevor er etwas sagen konnte, redete Stefan weiter.

„Ich weiß, was ich gesagt habe und es war dumm von mir. Wenn ich schon eine Einladung von so einem netten Kerl wie dir bekomme, müsste ich mich geehrt fühlen und ihn nicht so vor den Kopf stoßen. Ich hoffe, du gibst mir die Gelegenheit, dir zu beweisen, dass ich doch nicht so ein mieser Typ bin.“

Er wartete einen Augenblick, aber der Gesichtsausdruck seines Gegenübers änderte sich nicht und richtig deuten konnte er ihn auch nicht, also sprach er weiter.

„Also, was sagt du? Gibst du mir die Gelegenheit, dir zu beweisen, wie ich wirklich bin?“

Wieder zeigte David nicht die geringste Gefühlsregung. Stefan begriff.

„Ich verstehe. Ich war einfach zu dumm. Schon okay. Ich wünsche dir viel Glück für morgen und eine gute Nacht. Also, ich hoffe wir sehen uns mal.“

Von David kam wieder keine Reaktion und Stefan gab auf. Er drehte sich um und ging.

„Stefan.“ Unsicher drehte sich dieser um und machte sich innerlich schon auf eine Beleidigung gefasst, als etwas ganz anders geschah.

Kaum hatte er sich David zugewandt, wurde er auch schon am Kragen gepackt und zu einem Kuss herangezogen. Komplett überrascht über dieses Verhalten, riss Stefan die Augen auf, bis er endlich begriff und seine Augen langsam zufielen.

Vorsichtig legte er seine Arme um Davids Hüften und zog ihn an sich heran. Fest schmiegte sich der schmale Körper des Kleinen an seinen. Er genoss die sanften Lippen seines neuen Freundes und atmende dessen Duft tief ein. Dieser Kuss ging durch seinen ganzen Körper. Die Anstrengungen des Tages und der ganze Stress fielen von ihm ab.

Als sich David von ihm löste, strahlte er ihn an.

„Hier, eine Eintrittskarte für das Ballett morgen. Nach meinem Auftritt habe ich meistens einen Bärenhunger. Also wirst du mich zum Essen ausführen, verstanden.“

Immer noch berauscht vom Kuss nickte Stefan nur.

Damit drückte David ihm die Karte in die Hand, küsste ihn noch einmal und verschwand. Immer noch nicht ganz Herr seiner Sinne starrte Stefan dem Kleinen hinterher. Er brauchte einige Augenblicke, um seine Gedanken zu ordnen, dann machte er sich auf dem Heimweg.

Zuhause fand er seine, ach so kranke Schwester, vor dem Fernseher sitzend vor, wo sie Kartoffelchips in sich rein stopfend und die neueste Folge von Vampire Diaries schaute. „Dir scheint es besser zu gehen?“ Sie legte ihren Kopf auf die Rücklehne des Sofas und fragte breit grinsend. „Na, wie fandest du David?“ So nebenbei sagte er: „Ganz nett.“ Augenblicklich sprang sie auf, hockte sich auf das Sofa und schaut ihren Bruder über die Rücklehne an. „Das glaubst du doch wohl selber nicht. Er ist genau dein Typ oder hast du es etwa verbockt?“ Beleidigt stieß er hervor: „Hey für ne 14jährige hast du ein ganz schön loses Mundwerk.“ Als Erwiderung streckte sie ihm die Zunge heraus. „Los, gib es zu. Er ist heiß.“ Er schmunzelte sie an: „Ja und wir haben morgen ein Date.“ Übermütig sprang sie auf ihre Füße, riss ihre Arme hoch und bewegte ihre Hüften im Kreis, während sie sang: „Ja, ja ich wusste es. Ja, ja ich wusste es.“ Einige Augenblicke schaute sich Stefan das Schauspiel an, bis er fragte: „Bist du nicht eigentlich krank?“ Sie hielt inne und zuckte mit den Achseln. „Wie hast du das mit dem Fieber hinbekommen?“ Mit einem schelmischen Grinsen gestand sie: „Die Kühlakkus lassen sich auch aufwärmen. Lege einen einige Minuten auf die Stirn und du hast Fieber.“ Brüderlich wuschelte er ihr durchs Haar. „Du durchtriebene Göre. Ab ins Bett mit dir.“ Energisch schob sie seine Hand beiseite und streckte ihm die Zunge heraus, bevor sie in ihr Zimmer eilte. Mit einem breiten Lächeln schaltete Stefan den Fernseher aus und ging unter die Dusche Dort hatte er Zeit die letzten Stunden noch einmal Revue passieren zu lassen. Er wunderte sich über diesen Tag, der so bescheiden angefangen hatte und mit einem süßen Kuss endete. Außerdem war er froh darüber, dass seine Schwester ihn so gelinkt und diesen Gefallen von ihm erbeten hatte, der ihm am Anfang ziemlich lästig war.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 16.03.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Einen Lieben dank an meine Beta für Korrektur, Cover und Unterstützung.

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