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Ein unerwartetes Wiedersehen

Rosso linste in die untergehende Sonne. Dann sah er eine Silhouette. Sie kam gemächlich näher.

„Das hab ich doch schon mal gesehen!“, sagte er mehr zu sich als zu den andern.

Lega drehte sich um.

„Ich glaubs nicht!“

Lega stand auf und ging auf die Gestalt zu: „Das gibt’s ja nicht, wie kommst Du denn hierher!?“

„Nun, mit viel Glück, würde ich sagen!“, sagte der Neuankömmling.

„Los setz sich zu uns!“, freute sich Rosso, der den verloren geglaubten Freund wiedergefunden hatte. Die Begeisterung war ihm anzusehen.

„Ah, ja, klar!“, sagte Christian McMouse und schüttelte den Freunden sanft die Pfoten.

„Das Wiedersehen muss gefeiert werden!“, rief Lega und bestellte MäusZisch!, während Kohlrabi den Freund herzlich umarmte. Sie begannen sofort, sich angeregt zu unterhalten.

 

Das Bunny brachte das MäusZisch!.

„Wie habt ihr das bloß zustandegebracht? Wie seid Ihr hierhergekommen!“, wollte McMouse wissen.

„Nun, wir sind selbst ganz überrascht.“

Sie erinnerten sich an die Vorkommnisse, die sie schon fast wieder vergessen hatten und begannen, McMouse ins Bild zu setzen.

„Also, wir waren doch auf dem U-Boot. Aber wir haben es geschafft, uns ein Loch in den vorderen Teil des Rumpfes zu sprengen.“

„Ja, durch dieses seid ihr dann entkommen?“

Nachdenklich sah er die drei an.

„Das habt ihr geschafft? Trotzdem das Boot volllief?“

„Wir haben auch eine Rettungskapsel benutzt.“

Rosso. Lega und Kohlrabi grinsten.

„Jetzt hört aber auf.“

Sleepy war nicht mehr sicher, ob man ihm hier nicht eine abenteuerliche Geschichte erzählt und machte skeptische Nasenlöcher.

„Das stimmt wirklich!“, beteuerte Rosso.

Sie nippten an ihren Getränken.

„Es ist keine echte Rettungskapsel gewesen ...“

„Sondern?“

„Eine ausgehöhlte Kokosnuss, die wir uns aus er Küche organisierten.“

„Nein! Das glaub ich euch nicht. Ihr bindet mir hier doch einen kleinen Bären auf!“, fuhr McMouse hoch.

„Doch wirklich!“, beteuerte einer.

„Doch diese Kokosnuss hat das einlaufende Wasser rausgespült und uns mit ihr.“

„Das war wirklich dramatisch. Ich musste mich an Rossos Hinterbeinen festhalten um nicht rauszufallen.“

„Da diese Kokosnuss dann von der Explosion erfasst wurde, beschleunigten wir. Es katapultierte uns samt der Nuss auf das Deck eines Frachters.“

„Das nenn ich Glück!“

„Ja, das kann man wohl so sagen!“, warf Lega ein, „Bis auf ein paar Schrammen haben wir kaum was abbekommen.“

Er zeigte seine rechte Pfote, die mit einem langen Kratzer versehen war, der sicher sehr schmerzhaft gewesen war.

„Und mit dem fuhren wir dann weiter. Nach Norden.“

„In Neapel hat man dann die Ladung gelöscht und wir sind umgestiegen in ein Fährboot.“

„Genau, und schon sind wir hier! Prost!“

Rosso erhob sein Glas und die anderen taten es ihm nach.

„Ja, es war ein Glück, dass Du uns erzählt hast, wo Du Dich im Urlaub einquartiert hast. Das war die einzige Möglichkeit, nach Dir zu suchen. Aber ...“

„Aber?“

„Nun, eigentlich, muss ich zugeben, hatten wir nicht mehr viel Hoffnung, Dich wiederzusehen. Wir dachten, die Ratte hätte ...“

„Ja, hätte sie beinahe. Aber ich bin in einem Hafen in eine Munitionskiste gefallen. Die ist als unser Boot explodierte mit mir hochgegangen.“

Nun war es Lega, der sich verladen fühlte.

Dashast Du überlebt?“, fragte er skeptisch.

McMouse nickte.

„Und dann?“, wollte Kohlrabi wissen.

„Ich weiß nur noch, dass ich durch die Luft flog. Ich dürfte wohl das Bewusstsein verloren haben. Ich kam erst wieder zu mir, da war ich schon an einem Strand. Und es war mir kalt.“

„Da hast Du ja verteufeltes Glück gehabt, dass Du noch lebst. Lass uns anstoßen!“

Sie hoben ihre Gläser.

„Ja, da hast Du Recht“, antwortete Sleepy nachdenklich.

„Es ist eigenartig“, begann er. „Es ist ein bisschen so, als hätte ich mein eigenes Boot verloren. Dieses Uboot mit dem Showroom, das war schon einzigartig.“

Sie hingen einen kurzen Augenblick ihren Gedanken nach.

„Ja, ich weiß, was Du meinst. Es war mir irgendwie auch ans Herz gewachsen.“

„Mir auch“, pflichtete ihm Kohlrabi bei. „Was hätte man sich nicht noch damit anschauen können!“

Lega sah langsam zu Sleepy hinüber, er meinte einen Augenblick, seine Gedanken zu kennen.

„Aber Du hast doch keine Chance gegen sie! Glaubst du wirklich, wir ...“

„Nein, wie auch. Wie könnten wir?“

Einen Augenblick lang schwiegen sie.

Sie dachten nach.

Die Sonne hatte sich geneigt und der Abendwind bewegte die Strohmatte auf dem Dach der Strandbar. Es knisterte leise. Vom Strand her erzählten die Wellen von dem, was das Meer barg.

„Sag, hast Du Deine Karte noch?“

„Du meinst die Karte, auf der die Schiffe eingezeichnet waren?“

„Ja. Genau die.“

„Nein, ich habe sie nicht mitgenommen ...“, gestand er resignierend.

„Das macht ja nichts“, entgegnete Sleepy, „Das hatte ich irgendwie auch nicht erwartet.“

„Aber ich kann sie Dir aufmalen. Aus dem Gedächtnis, meine ich. Wenn Dir das was hilft?“

Sleepys Miene hellte sich auf.

Lega lächelte.

 

 

Sleepy fiel müde ins Bett. Man hatte nicht mehr mit seiner Rückkehr gerechnet, aber es hatte sich noch kein neuer Gast einquartiert, so hatte er sein Zimmer behalten. Er war froh, sich in einem Bett ausruhen zu können, wieder ganz er selbst sein zu können. Am nächsten Morgen, er zog gerade seine Shorts an, klopfte es an der Tür. Er öffnete und fand seine Badesachen mit einer Notiz versehen vor der Tür stehen.

„Gründlich sind sie aber.“

Er holte die Tasche ins Zimmer und packte aus, was er wieder erhalten hatte.

„Tauchen“, dachte er. Es schauderte ihn kurz. So schnell brachte ihn nichts mehr unter Wasser.

 

Er hatte sich mit Rosso, Lega und Kohlrabi am Pier verabredet. Als er eintraf, waren die anderen bereits vor Ort. Er grüßte und setzte sich auf die gemütliche Terrasse wo er die kühle Morgenluft genoss.

Am anderen Ende der Pier schlenderte Fiffi vorbei. Sie erschrak, als sie McMouse auf der Terrasse erblickte, fasste sich aber gleich und sprang mit einem Satz auf die Terrasse - direkt auf McMouse zu.

„Bist Du es wirklich?“

„Fiffi!“, rief er erfreut.

„So was! Ich dachte ich seh' Dich nie wieder!“, tat Fiffi vorwurfsvoll und trat ganz nah an ihn heran, als ob sie sich mit Hilfe ihrer Schnurrhaare überzeugen wollte, dass er es auch wirklich ist.

„Nicht doch, das kitzelt“, lachte er. „Setz dich doch!“

„Die ganze Partie war in Aufruhr. Und wir haben eine Vermisstenanzeige aufgegeben!“

„Das soll ich glauben?“, fragte McMouse zweifelnd. Er hatte nicht vergessen, dass man ihn gleich nach seinem Tauchausflug entführte.

„Übrigens: Kennst Du schon meine Freunde? Hier sind Kohlrabi ...“, er deutete auf den dunklen Typen, „Rosso hier und das ist Lega. Darf ich euch vorstellen: Das ist Fiffi.“ Er machte eine einladende Geste und die Mausböcke grüßten artig.

„Tag!“, rief Fiffi.

Sie boten ihr abermals Platz am Tisch an. Sie war aber noch ganz aufgeregt.

„Fiffi ist eine Tauchkollegin von mir“, gestand McMouse.

Die Kollegen nickten anerkennend.

„Du sitzt hier seelenruhig mit deinen Freunden und ich mach mir solche Sorgen!“, legte Fiffi los.

„Nun, ihr habt euch doch nicht alle solche Sorgen gemacht?“

McMouse hielt sich plötzlich das Schnäuzchen zu. Er hatte sofort das Gefühl, dass Wehleidigkeit ihn nicht weiterbringen würde. Er wusste, dass er sich keine Blöße geben sollte, daher sagte er als er die Hände wieder runternahm: „Schön, dich wiederzusehen. Setz dich doch.“

Seine Begleiter lachten.

 

Sie setzte sich endlich und McMouse bestellte ein Mousic Water für sie. Dann nahm sie ein Blatt aus ihrer Tasche auf dem eine Suchannonce abgedruckt war.

„Abgängig!“, lautete die Überschrift, daneben einige Zeilen, die schnell zu erfassen waren. Sogar eine Zeichnung.

McMouse war gerührt. Er musste ihr wohl glauben, dass sie mit der Entführung nichts zu tun hatte.

 

 

>.<

 

 

Am späten Vormittag schafften es die vier, die inzwischen fünf geworden waren, endlich an den Strand. Sie hüpften auf ihre Handtücher und starrten sonnengebrillt in den Himmel.

 

Nach einiger Zeit entschieden sie, sich in eine der gemütlichen Strandbars zu begeben, die in erster Linie Eis und kalte Getränke anbot. Während sich Fiffi entschuldigte, um sich in der Promenade und den Geschäften ein wenig die Beine zu vertreten, setzten sich die Jungs gemütlich unter die Sonnensegel und betrachteten das Meer und die vorbeifahrenden Schiffe. McMouse überkam ein eigenartiges Gefühl. Im Radio spielte man Klänge, die an die Schifffahrt erinnerten und er sah wie weit draußen sich ein Taucherteam an den Start brachte. Das Boot schien ihm bekannt zu sein.

 

„Was starrst du so entgeistert?“, wollte Rosso wissen.

„Ach, es ist nichts. Ich dachte nur gerade an etwas ...“

„Und an was?“, sprach der zweite Abenteurer, der inzwischen die Getränke besorgt hatte und sie vor McMouse, Rosso und Lega auf den Tisch stellte.

„Er sieht ein Boot“, urteilte Kohlrabi scharfsinnig um Rossos Frage zu beantworten.

„Was tut es?“, mischte sich Lega ein.

„Es hat einige Taucher an Bord und lässt diese gerade ins Wasser.“

„Und sonst?“

„Sonst nichts.“

„Sag Du uns, was Du da siehst.“

„Es ist nicht so spannend. Ich dachte gerade, daran, wie es kam, dass ich auf dem Uboot landete, auf dem ich euch kennenlernte. Ich wurde nach einem solchen Taucherausflug entführt. Und ich überlegte, ob es derselbe war ...“

Rosso nickte und sah nun auch auf das glitzernde Wasser.

„A propos“, sagte Lega plötzlich und kramte in seinem Rucksack. „Hier hab ich was für uns.“

Er legte die Karte auf den Tisch, nach der McMouse zuvor gefragt hatte.

„Das ist ja toll!“, rief er, „So schnell hast Du die

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 28.04.2021
ISBN: 978-3-7487-8145-5

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