Vorwort
Willkommen in der faszinierenden Welt der Kinderdetektive! Dieses Buch erzählt die aufregenden Abenteuer einer Gruppe mutiger und neugieriger Kinder, die sich zusammen auf die Suche nach dem geheimnisvollen Rätsel des alten Bahnhofs von Holsterhausen machen.
Jeder dieser kleinen Detektive bringt eine einzigartige Perspektive, Kultur und Geschichte mit, die ihre Freundschaft und ihre Abenteuer bereichern. Yasmin, die Muslima mit einem Herzen voller Mitgefühl; David und Miriam, die Juden, die Weisheit und Humor in die Gruppe einbringen; Hiroshi, der Japaner, der mit seiner Kreativität die Fantasie anregt; und Paul, der Deutsche, der immer für einen guten Snack sorgt. Gemeinsam erleben sie nicht nur spannende Abenteuer, sondern lernen auch, wie wichtig es ist, Unterschiede zu akzeptieren, sich gegenseitig zu unterstützen und ihre kulturellen Hintergründe zu feiern.
Dieses Buch ist nicht nur eine Geschichte über Geheimnisse und Rätsel, sondern auch über Freundschaft, Zusammenhalt und das Teilen von Traditionen. Die Kinder zeigen, dass es durch Zusammenhalt und Mut möglich ist, die Welt um uns herum besser zu verstehen.
Wir hoffen, dass du beim Lesen der Abenteuer der Kinderdetektive ebenso viel Freude hast wie wir beim Schreiben! Mögen die Geschichten über Freundschaft und Abenteuer in deinem Herzen weiterleben und dich inspirieren, deine eigenen Geheimnisse zu entdecken und neue Freundschaften zu schließen.
Viel Spaß beim Lesen und Entdecken!
Peter Jonalik
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Kapitel 1:
Kapitel 2:
Kapitel 3:
Kapitel 4:
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Epilog
Kapitel 1: Der vergessene Ort
Die Sonne stand tief am Nachmittagshimmel über Holsterhausen, einem kleinen Vorort mit engen Gassen und verwitterten Häusern. In den Straßen herrschte Ruhe, während das laute Summen eines nahen Zuges den einzigen Ton bildete, der in der Ferne verhallte. Es war ein Tag wie jeder andere, doch für eine Gruppe Kinder sollte dies der Beginn eines Abenteuers werden, das ihr Leben verändern würde.
Paul, der immer einen kleinen Snack in der Tasche hatte, war der Erste, der die alte, verlassene Bahnhofsruine entdeckte. Seine Augen funkelten vor Begeisterung, als er die bröckelnden Ziegel und das verblichene Schild über dem Eingang betrachtete. „Vielleicht gibt es hier etwas zu essen“, murmelte er mehr zu sich selbst, obwohl er wusste, dass seine Freunde ihn hören konnten.
„Paul, denkst du wirklich immer nur ans Essen?“ Yasmin lachte, während sie ihr Kopftuch festzog und ihm einen freundlichen Stoß gab. Sie war das klügste Mädchen der Gruppe und konnte sich oft in Dinge hineinversetzen, die andere nicht bemerkten.
David und Miriam, Geschwister und jüdischen Glaubens, standen nebeneinander und betrachteten den alten Bahnhof skeptisch. David schob seine Brille höher auf die Nase. „Sieht aus, als ob hier seit hundert Jahren niemand mehr gewesen wäre“, meinte er und strich nachdenklich über seine Locken. „Oder noch länger.“
„Ich weiß nicht“, flüsterte Miriam, die jünger als ihr Bruder war, aber genauso neugierig. „Es fühlt sich an, als wäre da drinnen noch etwas… lebendig.“
„Unheimlich, meinst du!“ Pauls Augen weiteten sich, doch nicht vor Angst, sondern vor Abenteuerlust. „Vielleicht finden wir einen geheimen Schatz oder so. Das wäre toll!“
„Und warum sollte da drinnen irgendetwas Lebendiges sein?“ fragte Hiroshi ruhig, der in der Gruppe für seine bedachte Art bekannt war. Er war vor ein paar Jahren aus Japan nach Deutschland gekommen, sprach inzwischen fast fließend Deutsch und brachte oft eine andere Perspektive in die Gespräche der Kinder. „Der Ort sieht alt aus. Aber es könnte interessant sein, sich das genauer anzusehen.“
„Natürlich könnte es interessant sein“, rief Marek begeistert, der immer voller Energie war. Er war der Jüngste der Gruppe und seine unbändige Neugier hatte sie schon oft in verrückte Situationen gebracht. „Lasst uns reingehen!“
Gemeinsam näherten sie sich dem verlassenen Gebäude. Die hohen, verrosteten Tore des alten Bahnhofs knarrten bedrohlich, als Paul sie vorsichtig aufstieß. Der Geruch von Staub und verrottetem Holz schlug ihnen entgegen, während sie langsam in die Dunkelheit traten. Yasmin war die Erste, die eine Taschenlampe aus ihrem Rucksack zog und den Raum vor ihnen ausleuchtete.
„Wow, das ist riesig!“ Hiroshi blinzelte in den Lichtkegel und sah die hohen Decken, die von Spinnweben und Staub bedeckt waren. Die Fenster waren zerbrochen und ließen nur schwaches Licht herein. Überall lagen alte Zeitungen und Kartons verstreut. Es sah aus, als hätte hier vor Jahren jemand überstürzt den Ort verlassen.
„Hier war mal so viel Leben“, flüsterte Miriam, als sie einen alten Fahrkartenautomaten berührte, der halb verrostet in der Ecke stand. „Menschen müssen hierhergekommen sein, um Züge zu nehmen, um ihre Reisen zu beginnen.“
David nickte. „Vielleicht haben sie etwas zurückgelassen.“ Er kniete sich hin und begann, den Boden abzusuchen. „Man weiß nie, was man finden könnte.“
„Komm schon, David“, lachte Marek. „Du suchst doch immer nach irgendetwas Geheimem.“
Doch plötzlich stieß Miriam auf etwas Ungewöhnliches. „Schaut mal! Eine Kiste!“
Alle Köpfe drehten sich zu ihr, als sie auf einen verstaubten Karton deutete, der in einer Ecke lag, halb unter einem umgekippten Schreibtisch verborgen. Die Kinder rannten zu ihr und schoben gemeinsam den Schreibtisch zur Seite, um die Kiste besser sehen zu können.
„Sieht alt aus“, sagte Hiroshi und strich vorsichtig mit den Fingern über den Deckel. „Fast so, als hätte sie hier seit Jahrzehnten gelegen.“
„Mach sie auf!“ Paul konnte seine Neugier kaum zügeln. „Vielleicht ist da wirklich ein Schatz drin!“
Miriam zögerte kurz, aber dann packte sie den Deckel mit beiden Händen und hob ihn langsam an. Ein leises Quietschen ertönte, und die Kinder hielten den Atem an, als sich der Deckel endlich öffnete. Darin lag keine Schatztruhe, aber etwas, das vielleicht noch wertvoller war: eine alte, vergilbte Landkarte und ein Stapel Briefe, die alle sorgfältig verschnürt waren.
„Was… was ist das?“ Yasmin beugte sich näher und nahm vorsichtig die Karte heraus. Sie war alt und brüchig, doch die Linien und Markierungen darauf waren deutlich zu erkennen. „Das sieht aus wie eine Schatzkarte“, flüsterte sie, während sie mit den Fingern den Pfad nachzeichnete, der über die Karte führte.
David nahm einen der Briefe in die Hand und las leise vor: „An meinen geliebten Freund. Es gibt etwas, das du finden musst, bevor es zu spät ist…“
„Zu spät?“ Hiroshi zog die Augenbrauen hoch. „Das klingt nach einer Warnung.“
„Oder nach einem Rätsel!“ Marek klatschte in die Hände. „Vielleicht müssen wir das lösen, um den Schatz zu finden!“
„Wartet mal“, sagte Yasmin und deutete auf die Karte. „Hier ist ein Ort eingezeichnet, den ich kenne.“ Sie runzelte die Stirn und beugte sich tiefer über das alte Papier. „Das ist… das ist der alte Tunnel, der unter dem Bahnhof verläuft. Aber den hat doch seit Jahren niemand mehr benutzt.“
„Und warum ist er auf einer Karte eingezeichnet?“ fragte David, der jetzt ganz aufgeregt war. „Vielleicht führt er uns zu dem, wonach wir suchen!“
Paul stand inzwischen ein wenig abseits und betrachtete die Umgebung. „Ich wette, dieser Ort hat Geheimnisse“, murmelte er, während sein Magen leise knurrte. „Geheimnisse… und vielleicht auch eine Küche.“
Yasmin lachte. „Paul, denkst du wirklich immer nur ans Essen?“
„Hey, wenn wir einen geheimen Tunnel finden, wer weiß, was wir noch entdecken“, verteidigte sich Paul und grinste. „Vielleicht sogar eine alte Snackbar oder so.“
Die anderen schüttelten den Kopf, aber sie konnten nicht leugnen, dass Pauls Begeisterung ansteckend war. „Lasst uns diese Karte nehmen und herausfinden, wohin sie uns führt“, sagte Yasmin entschlossen. „Das ist unser Abenteuer. Wir sind die Kinderdetektive.“
„Die Kinderdetektive“, wiederholte David und schob seine Brille hoch. „Das klingt gut.“
Marek konnte seine Aufregung kaum zügeln. „Dann nichts wie los!“
Die Kinder verließen den alten Bahnhof, die Karte fest in Yasmins Händen. Der Weg würde sie zu einem Ort führen, den sie noch nicht kannten, aber ihre Entschlossenheit war unerschütterlich. In den Augen eines jeden von ihnen funkelte der Gedanke an ein großes Abenteuer.
Kapitel 2: Ein geheimnisvolles Zimmer
Die Tür zum alten Bahnhofsgebäude knarrte noch in den Angeln, als die Kinder sich langsam durch die verwinkelten Gänge tasteten. Der schwache Schein von Yasmins Taschenlampe tanzte über verstaubte Mauern und längst vergessene Fahrpläne, die schief an den Wänden hingen. Paul, der vorneweg lief, hielt seine Nase hoch in die Luft und schnüffelte wie ein Hund. „Ich schwöre, ich rieche etwas…“ murmelte er, sein Magen knurrte laut.
„Paul, das ist nur der Geruch von altem Staub und Schimmel“, sagte Yasmin trocken und leuchtete ihm ins Gesicht. „Glaub mir, hier gibt es nichts zu essen.“
„Vielleicht gibt’s doch was“, verteidigte sich Paul und hielt dabei die Nase gesenkt, als würde er wirklich einen geheimen Duft verfolgen. „Alte Bahnhöfe hatten doch früher Restaurants, oder nicht?“
Hiroshi, der mit seinem scharfen Blick hinter den anderen ging, schüttelte den Kopf. „Paul, ich glaube, du denkst zu viel an Essen. Konzentrieren wir uns lieber auf die Karte.“ Seine Stimme war ruhig, aber in seinen dunklen Augen blitzte das Abenteuer. „Was immer hier versteckt ist, es ist sicherlich spannender als irgendein altes Sandwich.“
David lachte, während er dicht bei seiner jüngeren Schwester Miriam ging. „Oder eine alte Brezel.“
„Mir wird schlecht, wenn ich daran denke“, fügte Miriam leise hinzu und verzog das Gesicht.
Doch plötzlich unterbrach ein dumpfes Geräusch die Unterhaltung der Kinder. Es klang, als ob etwas Schweres gegen eine Wand oder eine Tür geschlagen hätte. Alle blieben abrupt stehen und schauten sich mit großen Augen an. Yasmin schaltete schnell ihre Taschenlampe aus, sodass sie nun in völliger Dunkelheit standen.
„Was war das?“ flüsterte David, sein Herz begann schneller zu schlagen.
„Hört sich an, als wäre jemand… da drinnen“, sagte Hiroshi mit einem mulmigen Gefühl in der Stimme.
„Vielleicht… ein Geist?“ schlug Paul vor, seine Stimme klang plötzlich viel leiser, als er eigentlich wollte.
„Unsinn“, flüsterte Yasmin entschieden. „Es gibt keine Geister. Vielleicht… vielleicht ist es nur der Wind?“
Aber alle wussten, dass es kein Wind war. Das Geräusch war zu schwer, zu real. Es kam eindeutig aus dem Raum hinter einer verschlossenen Tür, direkt vor ihnen.
Paul trat mutig, oder vielleicht eher unvorsichtig, vor. „Ich probiere mal, die Tür zu öffnen“, sagte er entschlossen und legte seine Hand auf die rostige Türklinke. Doch sie war fest verschlossen. „Hmm… abgeschlossen.“
„Lass mich mal sehen“, meinte Hiroshi und trat näher. Er beugte sich nach unten, um das Schloss zu untersuchen. „Es ist alt und verrostet. Vielleicht können wir es aufbrechen.“
„Warum willst du immer alles aufbrechen?“ fragte Yasmin stirnrunzelnd, obwohl auch sie neugierig war, was hinter der Tür lag.
„Was ist, wenn da etwas Wertvolles drin ist?“ Pauls Augen funkelten aufgeregt. „Ein Schatz vielleicht! Oder…“ Er machte eine dramatische Pause. „Ein geheimes Restaurant!“
David schüttelte lachend den Kopf. „Du und dein Essen, Paul.“
Doch bevor sie weiter darüber diskutieren konnten, passierte es. Paul lehnte sich zu stark gegen die Tür, und mit einem erschreckenden Krachen gab der alte Holzboden unter ihm nach. Er schrie laut auf, als er plötzlich in die Tiefe stürzte.
„Paul!“ riefen die Kinder entsetzt, als sie ihn in das Loch stürzen sahen, das sich unter ihm aufgetan hatte. Seine Schreie verstummten, als er in einem dunklen Keller verschwand.
„Oh nein!“ Yasmin ließ die Taschenlampe fallen und kniete sich an den Rand des Lochs. „Paul! Bist du in Ordnung?“
„Ich... ich glaube schon“, kam es schwach von unten. „Aber… ich bin hier in einem echt dunklen und gruseligen Keller. Und ich glaube, ich habe mir den Hintern angehauen.“
„Natürlich hast du das“, murmelte David und seufzte. „Bleib wo du bist, wir helfen dir hoch.“
„Eins muss ich dir lassen, Paul“, sagte Hiroshi trocken, „du findest wirklich immer den Weg in die seltsamsten Situationen.“
Yasmin leuchtete mit ihrer Taschenlampe in das Loch, wo sie Paul sah, der sich aufrappelte und sich den Staub von seinen Hosen klopfte. „Alles okay?“ rief sie hinunter.
„Ja, ja“, antwortete Paul und hielt sich den Hintern. „Nichts gebrochen. Aber ich glaube, hier unten ist etwas…“ Er hielt inne und sah sich um, während das Licht von Yasmins Taschenlampe über den Kellerboden wanderte.
David und Hiroshi holten schnell ein Seil aus dem alten Schuppen neben dem Bahnhofsgebäude. „Hier, Paul! Halte dich fest, wir ziehen dich hoch“, rief David, als er das Seil zu ihm hinunterwarf.
Mit vereinten Kräften zogen sie Paul schließlich wieder nach oben. Keuchend lag er auf dem staubigen Boden und grinste. „Das war... intensiver als ich dachte.“
„Was hast du da unten gesehen?“ fragte Miriam neugierig.
Paul setzte sich auf. „Ich habe nur einen Haufen Gerümpel gesehen. Aber da war etwas, das wie ein alter Schrank aussah. Der war halb offen und – es könnte nur meine Fantasie gewesen sein – aber ich glaube, da war etwas drin, das aussah wie ein alter Koffer.“
„Ein Koffer?“ Hiroshi war jetzt hellwach. „Was, wenn das ein Hinweis ist? Wir müssen wieder hinunter.“
Yasmin zögerte. „Wir sollten vorsichtig sein. Wir wissen nicht, ob dieser Boden an anderen Stellen auch so brüchig ist. Und außerdem müssen wir herausfinden, was hinter dieser verschlossenen Tür ist.“
„Genau“, sagte David, der bereits mit seiner Hand am Schloss der Tür herumfummelte. „Lasst uns zuerst herausfinden, was sich hinter dieser Tür verbirgt. Vielleicht gibt es einen Weg hinunter, ohne dass noch jemand von uns in ein Loch fällt.“
„Ja, bitte“, fügte Miriam leise hinzu. „Einmal reicht.“
Nachdem sie sich wieder gesammelt hatten, versuchten die Kinder, die Tür zu öffnen. Hiroshi, der ein kleines Multitool in seiner Tasche hatte, machte sich geschickt an dem Schloss zu schaffen. Mit einem leisen Knacken sprang es schließlich auf. Langsam, sehr langsam, zog Paul die Tür auf.
Was sich dahinter verbarg, ließ alle den Atem anhalten. Der Raum war kleiner als erwartet, fast wie eine Kammer. Doch er war vollgestopft mit alten Koffern, Kisten und Stapeln von vergilbten Briefen, die überall verstreut lagen.
„Wow…“ flüsterte Yasmin ehrfürchtig. „Das sieht aus wie eine Zeitkapsel.“
David war der Erste, der einen der alten Koffer öffnete. „Das sind alles Briefe“, sagte er, während er ein vergilbtes Stück Papier herauszog. „Und sie stammen aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg.“
„Was machen all diese Briefe hier?“ fragte Miriam, die sich auf Zehenspitzen stellte, um einen Blick auf die Papiere zu werfen.
„Es sieht aus, als hätten die Leute ihre Koffer hier gelassen, bevor sie weggehen mussten“, überlegte Hiroshi laut. „Vielleicht sind sie nie zurückgekommen.“
Yasmin hielt einen der Briefe hoch. „Sieh dir das an“, sagte sie und zeigte auf den Absender. „Dieser Brief wurde an jemanden in der Türkei geschickt. Vielleicht ist das der Anfang eines größeren Geheimnisses.“
„Oder eines großen Abenteuers“, fügte David hinzu und grinste.
„Aber warum würde jemand all diese Koffer und Briefe hier lassen?“ fragte Miriam, ihre Augen weit vor Aufregung.
„Vielleicht hatten sie es eilig“, meinte Hiroshi. „Oder sie wurden von etwas aufgehalten.“
Paul, der inzwischen wieder zu Kräften gekommen war, öffnete einen der Koffer. „Vielleicht gibt es hier doch einen Schatz“, murmelte er, als er den Deckel hob. „Oder zumindest ein paar alte Kekse.“
Doch statt eines Schatzes fand Paul einen Stapel alter Schwarz-Weiß-Fotos, die anscheinend Bilder des Bahnhofs vor vielen Jahrzehnten zeigten. Auf einigen sah man Menschen, die hastig Züge bestiegen, auf anderen schienen Soldaten abgebildet zu sein.
„Das sind Bilder von der Evakuierung“, sagte David, als er eines der Fotos genauer betrachtete. „Sie mussten weg, und zwar schnell.“
„Das erklärt die Briefe“, sagte Yasmin nachdenklich. „Diese Menschen hatten keine Zeit, ihre Sachen mitzunehmen.“
Hiroshi nickte. „Und vielleicht auch keine Möglichkeit, jemals zurückzukehren.“
Die Kinder schauten sich um und spürten das Gewicht der Geschichte, das auf dem alten Raum lastete. Sie standen zwischen den Erinnerungen längst vergessener Zeiten, als Menschen auf Reisen gingen, von denen sie nie zurückkehrten.
„Wir müssen herausfinden, was mit ihnen passiert ist“, sagte Miriam entschlossen.
„Ja“, stimmte Yasmin zu, „wir können diese Briefe nicht einfach hier lassen. Vielleicht gibt es jemanden, der noch auf eine Nachricht wartet.“
„Und wenn wir noch mehr Hinweise finden, können wir das Geheimnis des alten Bahnhofs lüften“, fügte Hiroshi hinzu, während er mit einem entschlossenen Blick die alte Kammer betrachtete.
Paul hob die Hände. „Aber erst essen wir was, okay? Abenteuer machen hungrig!“
Die anderen lachten. „Okay, Paul“, sagte David grinsend, „aber danach werden wir die Geschichte dieser Briefe und Koffer aufklären. Das ist unser nächster Fall als Kinderdetektive!“
Kapitel 3: Die Schnitzeljagd beginnt
Die alten Holzdielen knarrten unter ihren Füßen, als die fünf Kinderdetektive — Yasmin, David, Miriam, Hiroshi und Paul — vorsichtig die verstaubten Briefe in der Hand hielten. Der alte Bahnhof von Holsterhausen, so still und verlassen wie er war, barg ein Geheimnis, das nur darauf wartete, gelüftet zu werden. Und sie, die jüngsten Detektive der Stadt, waren bereit, dieses Abenteuer anzunehmen.
„Also, was steht auf der Karte?“ Yasmin war die Erste, die sprach, ihre neugierigen braunen Augen funkelten aufgeregt. Sie war in den Moscheen ihrer Gemeinde oft diejenige gewesen, die immer eine Frage zu viel stellte, und auch jetzt konnte sie ihre Neugier kaum zügeln.
David entfaltete vorsichtig die alte Karte, die sie in einem der Koffer gefunden hatten. „Es sieht aus, als würde uns die Karte durch die Stadt führen,“ sagte er und runzelte die Stirn, während er versuchte, die verschlungenen Linien und Symbole zu entziffern. „Aber was bedeutet dieses X?“
„Das ist doch eindeutig!“, antwortete Miriam mit einem breiten Grinsen. „Das ist unser Ziel! Wie in einer richtigen Schatzsuche.“
„Oder einer Schnitzeljagd!“, rief Paul begeistert. Er war derjenige, der am wenigsten um das Geheimnis besorgt war und sich mehr Gedanken darüber machte, wann sie endlich wieder etwas essen konnten. „Vielleicht führt uns das X ja zu einem Restaurant.“
„Paul“, seufzte Hiroshi. „Es dreht sich nicht immer alles ums Essen.“ Der Junge aus Japan war der ruhigste der Gruppe, aber immer dann, wenn es darauf ankam, war er derjenige, der den Überblick behielt.
Sie traten hinaus aus dem staubigen Bahnhof und folgten der Karte, die sie durch das Herz von Holsterhausen führte. Der Tag war sonnig, aber ein leichter Wind ließ die Blätter der alten Bäume rascheln. Die Stadt schien an diesem Tag besonders geheimnisvoll, als ob sie wüsste, dass die fünf Freunde auf etwas Großes gestoßen waren.
Ihr erster Halt war der alte Schützenplatz, ein weitläufiges Gelände, auf dem früher die Dorffeste stattgefunden hatten. Jetzt war er verlassen, das Gras wuchs hoch und das Holztor hing schief in seinen Angeln. Doch auf der Karte war hier ein Symbol markiert — eine alte Kanone, die auf den Schützenplatz deutete.
„Hier muss etwas versteckt sein“, sagte David, während er sich umblickte. „Aber was?“
„Vielleicht ist es ein Rätsel“, meinte Yasmin nachdenklich. Sie hatte gelernt, geduldig und gründlich zu sein, und das half ihr oft beim Nachdenken. Sie trat näher an die Kanone heran, ihre Hände glitten über das kühle, metallische Geschütz. „Hier ist etwas eingraviert!“
Die anderen traten heran, und Yasmin las laut vor: „*Wo einst der Lauf nach Osten wies, ist heute des Rätsels Schlüssel verließ.*“
„Was soll das bedeuten?“ Paul runzelte die Stirn, und sein Magen knurrte laut. „Heißt das, wir gehen jetzt nach Osten und finden dort… was? Ein Sandwich?“
Miriam verdrehte die Augen. „Paul! Du denkst immer nur ans Essen. Aber vielleicht hat er recht“, fügte sie hinzu. „Die Karte zeigt nach Osten. Vielleicht ist dort der nächste Hinweis.“
Sie folgten dem Hinweis auf der Karte und gingen weiter nach Osten. Auf ihrem Weg kamen sie an einigen der ältesten Gebäude der Stadt vorbei. Die alten Fachwerkhäuser mit ihren schiefen Balken erzählten Geschichten aus einer längst vergangenen Zeit. Doch die Kinder hatten keine Zeit, in die Geschichte einzutauchen, denn ihre Spannung stieg. Sie wussten, dass sie einer großen Entdeckung auf der Spur waren.
Plötzlich hörte Yasmin ein leises Rascheln hinter sich. Sie drehte sich um, konnte aber niemanden sehen. „Hört ihr das auch?“, fragte sie, ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
„Hiroshi, David, Miriam!“, rief Paul, der das Geräusch ebenfalls bemerkt hatte. „Da ist jemand hinter uns!“
„Schnell, wir müssen uns verstecken!“, zischte Hiroshi, der immer einen kühlen Kopf bewahrte. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, duckten sich die fünf Kinder hinter einen großen Busch. Die Geräusche wurden lauter, und plötzlich sahen sie einen Schatten — eine Gestalt, die ihnen folgte.
Der Fremde war groß, mit einem langen Mantel und einem Hut, der sein Gesicht teilweise verdeckte. Er sah sich suchend um, als würde er genau wissen, dass er nicht allein war. Die Kinder hielten den Atem an. Was, wenn er sie gefunden hätte?
„Das ist kein Zufall“, flüsterte Miriam. „Er verfolgt uns.“
„Aber warum?“, fragte Yasmin, ihre Augen waren weit vor Angst und Neugierde.
„Ich wette, er ist hinter der Karte her“, sagte David, dessen Verstand immer schneller arbeitete, je gefährlicher die Situation wurde.
„Oder… er ist einfach nur ein seltsamer Kerl, der gerne spazieren geht“, fügte Paul hinzu. „Vielleicht will er uns nur fragen, wo das nächste Café ist.“
„Das ist nicht der Zeitpunkt für Witze, Paul!“, flüsterte Miriam streng, doch ein Lächeln zuckte an ihren Lippen. „Wir müssen ihn loswerden.“
Sie warteten, bis der Fremde weitergezogen war, und setzten dann ihren Weg fort, immer auf der Hut, dass er nicht wieder auftauchte. Als sie schließlich an die alte Mühle kamen, die der nächste Punkt auf der Karte war, atmeten sie erleichtert auf.
Die Mühle stand einsam und verlassen am Rande eines kleinen Waldes. Die Flügel waren schon lange still, und das Holz der Mühle war von Moos überwuchert. Doch sie wussten, dass sie hier den nächsten Hinweis finden würden.
„Es sieht aus, als wäre diese Mühle seit hundert Jahren nicht benutzt worden“, sagte Hiroshi, als er die verwitterten Wände betrachtete. „Aber warum führt uns die Karte hierher?“
„Vielleicht ist hier etwas versteckt“, sagte Miriam und begann, die Umgebung genauer zu untersuchen. Sie ging um die Mühle herum, hob Steine an und suchte nach Hinweisen.
David hingegen warf einen Blick auf die Karte und runzelte die Stirn. „Hier muss noch etwas sein“, murmelte er. „Die Mühle ist auf der Karte markiert, aber…“
Yasmin trat näher an die alte Tür der Mühle heran und bemerkte etwas, das die anderen übersehen hatten. „Hier ist ein altes Schloss“, sagte sie. „Aber der Schlüssel fehlt.“
„Vielleicht ist er irgendwo hier versteckt!“, rief Paul, plötzlich aufgeregt. „Und vielleicht führt er uns zu etwas Leckerem.“
Miriam lachte und schüttelte den Kopf. „Du wirst uns eines Tages noch mit deiner Essensbesessenheit in Schwierigkeiten bringen, Paul.“
Sie suchten weiter, und schließlich fand Hiroshi etwas in der Nähe eines Baumes neben der Mühle — einen kleinen, rostigen Schlüssel. „Ich glaube, das hier ist unser Schlüssel“, sagte er und hielt ihn triumphierend in die Höhe.
„Dann wollen wir mal sehen, was sich hinter dieser Tür verbirgt“, sagte David, und seine Stimme klang vor Aufregung angespannt.
Mit zittrigen Händen schloss Yasmin das Schloss auf. Die Tür quietschte laut, als sie aufschwang, und die Kinder blickten in die Dunkelheit dahinter. Ein muffiger Geruch drang ihnen entgegen, als sie vorsichtig eintraten. Es war dunkel, aber David zückte seine Taschenlampe und leuchtete den Raum aus.
Im Inneren der Mühle fanden sie eine weitere Karte — eine noch ältere Karte von Holsterhausen. Doch dieses Mal war das X nicht auf die Mühle, sondern auf einen Punkt tief im Wald gesetzt.
„Ich glaube, das Abenteuer geht weiter“, sagte Hiroshi leise.
„Und es wird immer mysteriöser“, fügte Miriam hinzu.
Paul jedoch klatschte in die Hände. „Na schön, aber bevor wir weitergehen… gibt es hier vielleicht etwas zu essen?“
Die anderen stöhnten, lachten aber gleichzeitig. Trotz der Gefahr und des Unbekannten, das vor ihnen lag, konnten sie nicht anders, als über Pauls ständige Gedanken an Essen zu schmunzeln.
„Paul, ich verspreche dir, wenn wir dieses Geheimnis gelüftet haben, bekommst du so viel zu essen, wie du willst“, sagte Yasmin und grinste.
„Deal“, antwortete Paul sofort.
Und mit dieser Vereinbarung machten sich die fünf Detektive bereit, das nächste Kapitel ihres Abenteuers zu beginnen — nicht ahnend, dass der geheimnisvolle Fremde immer noch in ihrer Nähe war und sie beobachtete.
Die Luft im Wald wurde kühler, je tiefer sie eindrangen, und die Bäume warfen lange Schatten über den schmalen Pfad, dem sie folgten. Jeder Schritt hallte in der stillen Umgebung wider, und die Kinder spürten die zunehmende Spannung. Sie waren entschlossen, das Geheimnis zu lösen, doch sie wussten auch, dass die Gefahr näher kam.
„Wir müssen vorsichtig sein“, warnte David.
„Wer auch immer dieser Fremde ist, er will das Gleiche wie wir.“
„Und wir dürfen nicht zulassen, dass er uns zuvor kommt“, fügte Yasmin entschlossen hinzu.
Miriam blieb stehen und sah auf die Karte. „Hier irgendwo muss der Punkt sein, den wir suchen“, sagte sie und zeigte auf eine Lichtung vor ihnen.
Als sie auf die Lichtung traten, blieb ihnen der Atem stocken. Vor ihnen lag ein alter, überwucherter Brunnen, der in der Mitte der Lichtung stand. Er sah aus, als hätte ihn seit Jahrhunderten niemand mehr berührt. Doch auf der Karte war er das letzte Ziel — das X markierte genau diesen Punkt.
„Was jetzt?“, fragte Hiroshi, der den Brunnen mit zusammengekniffenen Augen betrachtete.
„Wir müssen hinuntersehen“, sagte David leise. „Da unten muss etwas sein.“
Vorsichtig traten sie näher an den Brunnen heran und blickten in die Dunkelheit. Yasmin nahm ihren Mut zusammen und leuchtete mit Davids Taschenlampe hinein. Zunächst sahen sie nichts — nur endlose Schwärze.
Doch dann erkannten sie es. Tief unten, im Wasser, funkelte etwas.
Kapitel 4: Missverständnisse und Freundschaft
Die Kiderdetektive hatten sich mutig und entschlossen bis zur Lichtung vorgearbeitet, die der alten Karte zufolge ihr nächstes Ziel sein sollte. Die Abendsonne färbte den Himmel in ein warmes Orange, und die langen Schatten der Bäume tanzten auf dem moosigen Boden. Doch das Zentrum der Lichtung zog sofort alle Blicke auf sich: Ein alter, überwucherter Brunnen, der aussah, als hätte seit Jahrhunderten niemand mehr einen Blick auf ihn geworfen.
„Das muss er sein“, flüsterte Miriam ehrfürchtig, während sie sich den Brunnen genauer ansah. „Das X auf der Karte markiert diesen Punkt.“
David stand neben ihr und nickte. „Es sieht genauso aus, wie wir es uns vorgestellt haben. Aber was machen wir jetzt?“
„Hinuntersehen“, antwortete Yasmin leise, aber bestimmt. Sie hatte Davids Taschenlampe in der Hand, die sie mit einem entschlossenen Griff auf die Dunkelheit des Brunnens richtete. Der Lichtkegel drang tief in den Schacht, doch zunächst sahen sie nichts — nur die endlose Schwärze, die sich wie ein Vorhang vor das verborgene Geheimnis legte.
Paul, der die ganze Zeit über mehr ans Abendessen dachte als an die spannenden Entdeckungen, kniff die Augen zusammen und spähte in den Brunnen. „Vielleicht ist da unten was zu essen“, murmelte er leise und zog damit den Ärger seiner Freunde auf sich.
Yasmin, die direkt neben ihm stand, rollte die Augen. „Paul, ehrlich. Wir stehen hier vor einem jahrhundertealten Geheimnis, und du denkst nur ans Essen?“
„Naja, man weiß ja nie“, antwortete Paul grinsend und zuckte mit den Schultern. „Vielleicht ist da unten eine uralte Schatztruhe voller... äh... Schokolade oder so.“
David und Miriam, die Geschwister mit jüdischem Hintergrund, tauschten einen amüsierten Blick. Sie wussten, dass Paul selten ernsthaft bei der Sache war, aber gerade das machte ihn zu einem unschätzbaren Teil ihrer Gruppe. Ohne Pauls ständige Albernheiten wäre jede Detektivmission viel zu ernst und langweilig.
Yasmin hingegen versuchte geduldig zu bleiben. Sie liebte ihre Freunde, aber manchmal verstand sie Paul einfach nicht. „Paul, das ist kein Schatzbrunnen“, sagte sie und warf einen skeptischen Blick hinab. „Es könnte etwas viel Wichtigeres sein.“
Paul schüttelte den Kopf. „Ach, das sagst du doch nur, weil du — wie heißt das noch mal? — Ah ja, weil du ständig an Allah denkst! Was ist das eigentlich? Kann man das essen?“
Yasmin blieb stehen und sah Paul irritiert an. „Nein, Paul“, seufzte sie und versuchte, den wiederholten Missverständnissen mit Humor zu begegnen. „Allah ist kein Essen. Allah ist der Name Gottes im Islam.“
Paul runzelte die Stirn und kratzte sich am Kopf. „Aha. Und du betest zu ihm, damit wir keine Pizza im Brunnen finden?“
„Oh, Paul!“ Yasmin konnte nicht anders, sie musste kichern. „Nein! Ich bete, um mich zu beruhigen und um Unterstützung zu bitten, wenn ich unsicher bin. Das hat nichts mit Essen zu tun.“
Miriam, die sich bis jetzt zurückgehalten hatte, prustete los. „Paul, du hast wirklich eine außergewöhnliche Gabe, Dinge völlig falsch zu verstehen.“
David stimmte ihr zu und grinste breit. „Vielleicht sollten wir Yasmins Gebete einmal ausprobieren, bevor wir in irgendeine Pizzeria gehen. Könnte uns vor Enttäuschungen bewahren.“
Hiroshi, der Technikexperte der Gruppe, der bisher still den Brunnen beobachtet hatte, mischte sich ein. „Ich glaube, bevor wir über Essen reden, sollten wir uns überlegen, wie wir das, was da unten funkelt, genauer untersuchen können.“ Er zog sein Smartphone aus der Tasche und öffnete eine seiner selbst entwickelten Apps, die als multifunktionale Detektivhilfe diente. Hiroshi war ein Technikgenie, und obwohl er erst elf Jahre alt war, konnte er Dinge bauen und programmieren, die die meisten Erwachsenen überfordern würden.
„Das da unten“, begann Hiroshi, während er mit seiner App den Brunnen scannt, „scheint Metall zu sein. Es reflektiert das Licht der Taschenlampe. Aber ohne eine Kamera, die wir hinunterlassen können, werden wir nicht viel mehr herausfinden.“
Yasmin trat einen Schritt zurück und sah zum Himmel, den sie im Abendlicht noch gerade so durch die Baumkronen erkennen konnte. „Vielleicht sollten wir Allah um Rat fragen.“ Sie grinste Paul an, der diesmal nichts sagte, sondern nur skeptisch guckte.
David legte eine Hand auf den Brunnenrand. „Okay, Schluss mit den Witzen. Wir müssen uns einen Plan überlegen. Yasmin, hast du das Seil dabei?“
Yasmin nickte und griff in ihren Rucksack, den sie immer mit sich herumtrug. Sie war nicht nur mutig, sondern auch praktisch veranlagt und hatte das Detektiv-Team schon oft mit ihrer Vorbereitung gerettet. Sie zog ein robustes Kletterseil heraus und hielt es den anderen entgegen.
„Wow, das ist perfekt!“, rief Miriam begeistert. „Wenn wir das Seil hier befestigen, können wir eine der Taschenlampen hinunterlassen.“
Hiroshi half dabei, das Seil sicher am Brunnenrand zu befestigen. Während er das tat, erklärte er den anderen in seinem typisch ruhigen Ton, wie er die Taschenlampe modifizieren würde, um sie noch heller und stabiler zu machen. „Ich habe ein paar meiner technischen Geräte dabei“, sagte er, während er an der Taschenlampe herumfummelte. „Wenn ich das richtig kalibriere, können wir das Licht genau auf den Punkt da unten konzentrieren.“
Yasmin war beeindruckt. „Du bist echt ein Genie, Hiroshi.“
„Danke“, murmelte er bescheiden. „Aber ich hoffe, es hilft uns wirklich.“
Nachdem das Seil befestigt war und die modifizierte Taschenlampe sicher daran hing, ließen sie sie vorsichtig in den Brunnen hinab. Der Lichtstrahl wanderte immer tiefer, bis er schließlich den Grund des Brunnens erreichte. Und dort, tief unten im Wasser, funkelte tatsächlich etwas.
„Da ist es!“ rief David aufgeregt. „Was auch immer es ist, es sieht wichtig aus.“
Paul war weniger beeindruckt. „Na toll, und was ist, wenn es nur ein alter rostiger Eimer ist? Ich hoffe wirklich, dass das mehr ist als das.“
Miriam stieß ihn mit dem Ellbogen an. „Du wirst schon sehen, Paul. Wir haben uns bis hierher durchgeschlagen, da wird uns ein rostiger Eimer nicht aufhalten!“
Hiroshi blickte auf sein Smartphone. „Ich habe es gleich!“, sagte er, während er weiter die Bilder analysierte, die die Taschenlampe von unten aufnahm. „Es sieht aus wie... eine Kiste. Eine kleine metallene Kiste.“
„Eine Schatzkiste!“, rief Paul triumphierend, und alle lachten.
„Vielleicht“, sagte Yasmin grinsend, „aber bevor wir uns zu sehr freuen, sollten wir sie erst mal herausholen.“
„Wie sollen wir das anstellen?“, fragte David. „Ich meine, wir haben kein Netz oder so.“
„Lass mich überlegen“, begann Hiroshi und blickte auf das Seil. „Wenn ich einen Haken baue, könnte das funktionieren. Gebt mir ein paar Minuten.“
Während Hiroshi seine technische Lösung bastelte, setzte sich Yasmin auf einen moosigen Felsen und schloss kurz die Augen. „Ich danke Allah“, flüsterte sie leise, „dass wir es so weit geschafft haben.“
Paul hörte sie und konnte sich einen Kommentar nicht verkneifen. „Wirklich, Yasmin? Kein Wort über Essen?“
Yasmin schüttelte lachend den Kopf. „Manchmal, Paul, ist es wichtiger, für andere Dinge zu danken.“
David und Miriam kicherten, und auch Hiroshi musste schmunzeln, während er konzentriert an seinem Haken arbeitete.
Wenige Minuten später war Hiroshi fertig. „Okay, Leute, ich denke, das wird funktionieren.“ Er befestigte den selbstgebauten Haken an dem Seil und ließ es vorsichtig in den Brunnen hinab. Alle hielten den Atem an, während Hiroshi das Seil mit ruhiger Hand führte.
Endlich gab es einen kleinen Widerstand. „Ich glaube, ich habe sie!“, sagte er mit einem breiten Grinsen. Langsam zog er das Seil wieder hoch, während die anderen gespannt zusahen.
„Ist es wirklich eine Schatzkiste?“ Paul stand aufgeregt neben Hiroshi und wollte am liebsten selbst das Seil hochziehen.
Schließlich kam das Objekt
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: ©️ 2024 by Peter Jonalik
Cover: ©️ 2024 by Peter Jonalik
Satz: Karl Weiner Sr. Satz & Druck, Pliesterbeckerstr 152, 46284 Dorsten, Germany, Terra
Tag der Veröffentlichung: 29.09.2024
ISBN: 978-3-7554-8013-6
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
"In der Hoffnung, dass Robert Habeck eines Tages entdeckt, wie magisch Kinderbücher sein können – und für alle, die diese Magie bereits kennen und lieben."
Dorsten, im Oktober 2024
Peter Jonalik