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Café au lait


tief im leichten Stuhl versunken, habe ich meinen Platz im Café-Leben hier begonnen, den heißen Maxi-Becher Earl-Grey-Tee in der Hand. Ich liebe das Braun der Cafébohnen, den Duft in all ihren Zuständen, besonders geröstet, frisch aufgebrüht mit verschiedenen Zutaten vermischt. Für mich ist das alles unerreichbar geheimnisvol.

Als Tee-Liebhaberin, sind allein alle meine Sinne losgelassen auf die Caféwelten, die ich neugierig mitverfolge, um mich herum.
Die heisse Nachmittagssonne und die Brise Meeresluft beleben meine Verliebtheit für diesen Moment.

Von meinem Stuhl aus, kann ich hautnah mitfühlen, wie die Gier nach den belebenden Aroma-Träumen und heissem Nass unser Stillhalten im Alltag eine Insel schafft, wo wir uns sanft in die Café-Party einschwingen. Fast mit jedem hier, Personal oder Gast hatte ich bereits Blickkontakt, ich habe den Gesamteindruck der Szene im Gefühl und bin begierig auf jeden neuen Impuls ... eine Handtasche wird geöffnet, die schöne Hand greift zum Mobil-Telefon, die Lippen werden vom Schluck abgeleckt, es eilt, weil das nächste Saugen am braunen Nass muss bald erfolgen, hmmm ....

Die Kleidung wird zurechtgerückt, die Tasse neu arrangiert, ein Zuckerkrümel mit der Fingerkuppe zur Zunge geführt ... dabei der offene Blick ins Weite ... die Wärme im Bauch strahlt tiefer und der Körper dehnt sich aus in der Geborgenheit ... das Herz schlägt spürbar und eine leichte Feuchtigkeit transpariert über die Haut, innerlich kommt die glühende Wirkung in Wellen durch den ganzen Körper, die Frische im Kopf wird hell-klar-wach und die ersten Bilder von Zärtlichkeiten verwandeln die Lippen in ein weiches Lächeln ...
tief im Becken kommmt das Gefühl der Zusammengehörigkeit auf, von oben nach unten entsteht die unverschämte Einheit, die Demut, dass der Bauch dominiert über Denken und Hektik, die abklingt und sich in mehr und mehr schwere Süße auf dem Stuhl als Schwergewicht fühlbar wird. Jetzt kann nichts mehr den Körper nach oben bringen, es sinkt der ganze Tag warm und heiss in das Trägesein herab.

Jeder Café-Hauch, jedes Löffelklirren, jedes Tassen-zum-Mundführen und die vorsichtigen oder gierigen Schlückchen, sind so altvertraut, durch unzählige Café-Momente im Leben miteinander verschweisst, wo die Eindrucksdichte oft verwischt. Bin ich heute und jetzt hier, oder sind alle Momente der Ruhe, der heissen Tasse, der Einladung zum braunen Tropfen nicht wie eine einzige Wonne, die nur durch scheinbar unwichtige andere Momente getrennt wird?

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 29.09.2010

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