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~ Weiß wie Schnee ~

Einst war ich ein König,

 

die Kron' auf dem Haupt.

 

Du hast mir genommen,

 

was ich mir erbaut'.

 


Sie hatte den ganzen Sommer über für ihre Brüder und Schwestern gesorgt. Essen beschafft, Löcher in der Kleidung geflickt und den Kleinen abends mit ihrer glockenhellen Stimme Gute-Nacht-Lieder gesungen. Nun aber war es Winter geworden und das alte verschlafene Städtchen Hawhton bereitete sich auf das Weihnachtsfest vor. Es wurden Tannen gekauft, Kerzen hinter den dunklen Fenstern angezündet und Geschenke eingepackt.

Das Mädchen stand in ihrem weißen Sommerkleidchen mitten auf dem Marktplatz und sang, zitternd vor Kälte, die schönsten Lieder.

 

Traurige Melodien, aber auch fröhliche Weihnachtsstücke. Ein paar gutherzige Leute warfen ihr ein Geldstück in das Körbchen, dass sie vor ihre Füße gestellt hatte, doch die meisten der Marktbesucher beachteten die Kleine mit den schwarzen Locken nicht und gingen schnell vorüber.
Das Mädchen stand jeden Tag so da, barfuß und nur mit einem kurzen Kleid bekleidet. Hübsch war sie, wie Schneewittchen mit ihrer blassen Haut und den roten Lippen.

 

Manchmal blieben ältere Jungen stehen und machten plumpe Annäherungsversuche, doch sie ignorierte sie einfach und ließ sich nie drauf ein.

 

Die Stadt war von Hass und Misstrauen geprägt, jede Menschenseele, die in der schönsten Zeit des Jahres nicht daheim war, wurde missbilligend angeschaut.

 

Das hübsche Mädchen verdiente gerade soviel, dass sie ihre Geschwister versorgen konnte, jedoch gab es auch Wochen, die von hunger getrübt waren.

 

 

 

So werd ich dich holen,

 

wie's Märchen bedacht.

 

Mein Herz hast gestohlen,

 

doch ich hab die Macht.

 

 

 

Dieser Winter war anders, kälter und trüber. Am Weihnachtsabend zog ein heftiger Schneesturm auf, kaum ein Mensch ließ sich auf der Straße blicken, alle saßen zu Hause bei ihren Familien.

 

In diesem Sturm, wie ihn Hawhton noch nie gesehen hatte, stand das Mädchen, blass und zitternd. Sie wärmte sich ihre kleinen Händchen an einem Streichholz, doch als auch dieses erlosch, hüllte die kalte Dezembernacht sie in einen schwarzen und undurchdringlichen Traum.

 

Später wurde sie gefunden, das letzte Leben war aus ihrem zierlichen Körper gewichen. Erfroren, so stand es in den Polizeiberichten.

 

Niemand ahnte, dass eine andere, weitaus mächtigere Gewalt sich an ihrer Seele bedient hatte...

 

 

 

Nie wirst du mehr lachen,

 

denn jetzt bist du mein.

 

Ich wollte mich rächen,

 

für immer bist du allein.

Impressum

Texte: Isabelle F.
Bildmaterialien: Isabelle F.
Tag der Veröffentlichung: 03.02.2014

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