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Shades of Cool

 

Krittisch blickte ich mich im Spiegel an. 

Ein dunkelrotes, Rückenfreies Cocktailkleid schmiegte sich um meinen Körper und betonte jede einzelne Kurve. Dazu trug ich Schwarze Heels, die Mina mir zum Geburtstag geschenkt hatte. Das lange dunkle Haar fiel mir in weichen Locken über den Rücken und ich musste zugeben dass ich gut aussah.

"Ist das nicht ein bisschen zu übertrieben um in eine Bar zu gehen?" fragte ich meine beste Freundin zweifelnd, woraufhin sie mit dem Kopf schüttelte.

"Wir gehen nicht in irgendeine Bar Cara. Nur die Reichen betreten das Redwood",erwiderte sie gutgelaunt. Was hieß dass wir da total Fehl am Platz sein würden, dachte ich belustigt. Es war immer wieder amüsant, die ganzen Snobs zu verarschen. Sie ließen sich eben von jedem Bling Blig beeindrucken. Ganz einfach.

"Was für ein Wunder",schmunzelte ich und taxierte meine beste Freundin. In dem weißen Satinrock und dem dazupassendem Oberteil gab sie eine beeindruckende Gestalt ab. Ein absoluter Hingucker. Die herzförmigen Züge und die Engelsblauen Augen verliehen ihrer gesamten Erscheinung den letzten Schliff.  Ich hatte schon aufgehört zu zählen, wie vielen Typen sie schon das Herz gebrochen hatte. Doch ich konnte sie nicht verurteilen. Immerhin war ich kein Stück besser als sie. Wir waren uns in vieler Hinsicht ähnlich. Sie ist die Schwester, die ich nie hatte.

"Tja, wer Kontakte hat ist klar im Vorteil. Devon Bradley hat nicht einmal mit der Wimper gezuckt,als er mir die Eintrittskarten geschenkt hat",grinste Mina zufrieden und richtete ihr Oberteil. Mit Richten war gemeint, dass sie es runterzog, bis das pralle Dekollte zum Vorschein kam.

"Man kann es ihm nicht verübeln. Der Ärmste ist schon seid einem Jahr hinter dir her. Wie lange möchtest du ihn noch zappeln lassen Liebes?", fragte ich mit schmalen Lächeln.

"Das kommt ganz auf ihn an. Wenn er sich weiterhin gut benimmt, kann ich es mir ja überlegen",lautete Minas heimtükische Antwort. Ich zog die Augenbraue in die Höhe. Das glaubte sie wohl selbst nicht.

"Genau".

"Komm Lass uns los. Es ist schon Halb Zehn und ich habe keine Lust um 11 dort aufzutauchen",meinte sie schließlich und warf einen Blick auf ihr I Phone. Ich beobachtete wie sie in ihren dunkelblauen Blazer schlüpfte und seufzte. Eigentlich hatte ich nicht viel Lust auszugehen. Die Arbeit im Hotel laugte mich in letzter Zeit sehr aus und ich konnte mich nicht mehr daran erinnern,wann ich das letzte Mal richtig geschlafen hatte. Aber ich hatte es dem Sturkopf versprochen gehabt. Da musste ich jetzt leider durch.

"Du hast was gut bei mir",murmelte ich energielos und wandte mich zu ihr. Ihre rosaroten Lippen verzogen sich schelmisch. "Das weiß ich doch mein Schatz ". Sie warf mir einen Luftkuss zu und ich zog kopfschüttelnd meinen schwarzen Mantel über. Das schöne Stück war von Chanel. Ich hatte es mir letzten Freitag gegönnt gehabt. Nie wieder, würde ich 800 Dollar für einen verfluchten Mantel ausgeben. Das  stand schon mal sicher.

 

 

Als wir an der Bar ankamen staunte ich nicht schlecht. Fantastisch. Sie bestand aus einer riesigen Glaskuppel, die sich über gutgelaunte Gäste wölbte. Allein schon am Stil der Einrichtung wusste mann, das dass hier kein normaler Schuppen war, in dem man sich betrinken konnte. Nein, dass hier war ein paar Nummern größer. Mina und ich nahmen vor der Eleganten Bar Platz und es dauerte auch nicht lange bis irgendein Kerl uns ansprach.

"Guten Abend die Ladys. Darf ich Euch zu einem Drink einladen?" Er musste um die 40 sein. Attraktiv, blond und auf keinen Fall mein Geschmack. Er  lächelte uns Charmant entgegen. Dabei bildeten sich kleine Grübbchen an seinen Wangen, die ihn viel jünger wirken ließen. Mina warf mir einen verschörerischen Blick zu ehe sie eine Engelslächeln herbei zauberte und nickte.

"Zwei Hugos für die beiden", wies er den dunkelhaarigen Barkeeper dann freundlich an und wandte sich wieder uns beiden zu. Seufzend ließ ich den Blick über die restlichen Gäste wandern. Mann merkte ihnen sofort an, dass sie sich um Geld keine Sorgen machen mussten. Wie einfach das Leben für sie doch sein musste, dachte ich wehmütig und biss mir grübblerisch auf die Lippen. Ich meine versteht mich nicht falsch, ich bin keine arme Maus und meine Eltern besaßen einiges doch trotztdem hatte ich manchmal das Verlangen etwas mehr in der Tasche haben zu wollen. Vielleicht sollte ich das Angebot von Jonathan Alexeje doch annehmen. Er wollte unbedingt mit mir ausgehen und tat alles mögliche um mich für sich zu gewinnen. Ein erfolgreicher Geschäftsmann mit mehreren Nullen im Konto. Aber leider empfand ich überhaupt nichts für ihn. Und es war total eklig, jemanden zu küssen den du nicht willst. Ich hatte absolut keine Lust auf Männer, also überließ ich meiner Freundinn den Vortritt bei dem Blonden Geschäftsmann der übrigens Richard hieß und schlürfte an dem leckeren Hugo. Es schmeckte Fantastisch. Minzig und Süß. Mein absoluter Favorit, ich trank nie was anderes.

"Geben Sie mir einen doppelten Teqilla",hörte ich plötzlich  eine tiefe Stimme neben mir knurren. Ein Schauer lief mir über den Rücken. Dieser Akzent kam mir unheimlich bekannt vor. Langsam ließ ich den Blick zur Seite gleiten und sah ihn. Atemberaubend, Riesig und Einschüchternd. Ich hielt die Luft an, mich durchzuckte ein schmerzvoller Stich. Er war es tatsächlich. Meine Hände fingen an zu zittern und das Blut rauschte in meinen Adern. Ich beobachtete, wie er sich zu seiner Begleitung wandte und irgendwas auf Russisch sprach. Der Dunkelblaue Designeranzug saß wie angegossen. Das Markantes Profil, die scharfen Wangenknochen und die stolze Adlernase, waren noch genau wie vor Zehn Jahren. Sein Haar leuchtete in dichten und dunklen Wellen. Obwohl er die Lippen zusammenkniff wusste ich, dass er einen sinnlichen, leicht grübblerisch wirkenden Mund hatte. Ich versuchte den Kloß, der in meinem Hals saß herunterzuschlucken. Es war eine bittere Ironie, dass ich ihn nach all den Jahren ausgerechnet hier wieder traf. Was für eine verfluchte Scheiße. Unvermittelt drehte er sich um und sein scharfer Blick traf meinen. Unglauben und Fassungslosigkeit standen in seinen sturmblauen Augen geschrieben. Wir starrten uns an und ich konnte meine Gefühle nur mit Mühe unter Schach halten. Cain Jackson. Meine Jugendliebe.

"Heilige Scheiße..",murmelte er schließlich und Meine Haut fing unter seiner Musterung an zu kribbeln. Ich musste hier weg und zwar sofort.

"Mina ich geh kurz auf die Toilette",flüsterte ich ihr träge ins Ohr und stand mit tauben Beinen auf.  Gott sei Dank brauchte nicht allzu lange um die Toiletten auffindbar zu machen. Vor dem spärlich belichtetem Gang hielt ich inne und lehnte mich zitternd gegen die kühle Wand. Ich fühlte mich wie in einem Traum und hoffte von ganzem Herzen dass dem auch so war.

"Du bist es also wirklich..",hörte ich es finster grollen und erschrocken zuckte ich zusammen. Er war mir gefolgt. Seine Hände lagen lässig in seinen Hosentaschen, während er geschmeidig auf mich zu ging. Kurz vor mir hielt er Inne und musterte mich schweigend.

"Wag es nicht einen Schritt näher zu kommen Mistkerl",erwiderte ich kurz angebunden und wich zurück. Ein undefinierbarer Funke glomm in seinen Augen auf. Langsam streckte er die Hand aus, ließ sie jedoch wieder sinken. Er fuhr sich abgehakt durch den dunklen Schopf und atmete tief aus.

"Du hast dich verändert. Wie geht es dir",brummte er nun etwas sanfter und ich konnte nicht fassen wie unbeirrt er dabei klang. Als hätten wir gestern erst einen netten Plausch gehabt. Hatte dieser Idiot etwa vergessen was er mir angetan hatte? Ich nämlich nicht. Erinnerungen tauchten vor meinem geistigen Auge auf doch ich versuchte sie schnell wieder zu verdrängen. 

"Ich wüsste nicht was dich dass angehen sollte Cain Jackson",schnappte ich giftig zurück, er jedoch zuckte nicht einmal mit der Wimper.

"Du weißt meinen Namen also noch..",stellte er träge fest und ich sah wie seine blauen Augen sich verdunkelten. Meine Beine wurden weich, weshalb ich entsetzt  schluckte. Nach all der Zeit hatte er immer noch dieselbe Wirkung auf mich und diese Tatsache gefiel mir ganz und gar nicht.

"Stell dir vor",lautete meine Knappe Antwort ehe ich mich von ihm abwandte um davon zu laufen. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, dass er mich festhalten würde.

"Warte, wir müssen miteinander reden",meinte er mit demselben dominantem Unterton wie früher. Langsam drehte ich mich um und versuchte meinen kältesten Mörderblick.

"Wenn dir etwas an deinem schönen Gesicht liegt, solltest du mich loslassen Jackson. Ich scherze nicht". Das entlockte ihm ein leises Lachen. Wie konnte er es wagen?

"Immer noch der selbe Temperament wie früher. Die Jahre haben dich nicht reifen lassen was Malyschka?"

Ein kleiner Stich durchfuhr mich. Diesen Kosenamen hatte er mir damals gegeben gehabt. Als meine Welt noch in Ordnung war und er mir in den langen Nächten seine Liebe geschworen hatte. Soweit ich wusste hieß das 'Kleines' auf russisch. Leere Worte.

"Du hast absout kein Recht mich so zu nennen. Ich hoffe dass ich dir nie wieder begegnen werde. Leb wohl Idiot",fauchte ich frustriert und wartete erst nicht auf seine Antwort ab. Verärgert stolzierte ich zurück zur Bar und versuchte meine lauernde Wut in Griff zu bekommen.

"Hör mal Mina, mir geht es heute nicht besonders gut. Ich fahre nach Hause. Bleib du ruhig noch. Wie ich sehe bist du bestens begleitet", raunte ich ihr murmelnd zu, woraufhin sie überrascht die Augenbrauen in die Höhe zog. "Bist du sicher? Du bist käseweiß Cara. Was ist passiert?" Ich schüttelte abwinkend den Kopf und versuchte ein schmales Lächeln. "Mir ist nur etwas schlecht. Bis Nachher ja. Amüsier dich schön". Hastig schnappte ich nach meinem Mantel und ließ meine verwirrte Freundin mit Richard zurück. Als mir die laufwarme Nachtluft ins Gesicht strömte, atmete ich erleichtert auf. Jetzt ging es mir definitiv besser. Langsam stöckelte ich zur Gegenüberliegende Straße, wo mein Auto geparkt stand. Ein Schwarzer Mercedes stand direkt vor meinem Wagen und verärgert stellte ich fest, dass es schwer sein würde da heraus zu bekommen.  Wie sehr ich diese Typen hasste, die dachten dass die Straße allein Ihnen gehören würde. Mürrisch starrte ich ins Innere des protzigen Mercedes und weitete ungläubig die Augen, als ich die Visitenkarte von niemand anderem als Cain Jackson an den Amaturen entdeckte. Das durfte doch nicht wahr sein. Dieser Miskerl. Wütend blickte ich mich um ehe ich dass fand wonach ich gesucht hatte. Ein langer, stabiler Stock der unter einer Ashpaltpalme lag. Voller Wucht schlug ich mit dem Stock gegen die Fensterscheiben und grinste böse, als das Glas keuchend klirrte. Dafür dass ich so klein war, hatte ich eine bemerkenserte Kraft. Ich ließ den Stock noch ein paar weitere Male gegen das Fahrzeug krachen, hielt aber Inne als die Alarmanlage ohrenbetäubend anging. Verdammt, daran hatte ich nicht gedacht. Hastig rannte ich zu meinem Mini und trat ordentlich auf den Gaspedal. Jackson würde eine angenehme Überraschung erwarten, wenn er sein schönes Auto zu Gesicht bekommen würde, dachte ich zufrieden und fuhr in rasender Geschwindigkeit davon.

 

 

 

 

Unwanted

 

 

"Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Aufenthalt".

Mit strahlendem Lächeln übergab ich der älteren Dame ihre Suitkarte, die sie hochmütig nickend annahm. Ein kleiner Pudel mit rosanen Schleifchen, hockte in ihrer Handtasche und musterte mich mit seinen großen Augen. Der Ärmste, ging es mir mitleidig durch den Kopf. Er sah nicht gerade glücklich aus und am liebsten hätte ich ihn an mich gerissen. Ich hatte schon immer eine Schwäche für Hunde gehabt.

"Vielen Dank". Sie warf einen letzten herablassenden Blick auf mich, ehe sie zu den Fahrstühlen davontingelte. Eine starke Parfumwolke blieb zurück.

 "Himmel, meine  Großmutter riecht nach dem selben Zeug",murmelte Antonio ein hübscher schwarzer Afroamerikaner, der mit mir an der Rezeption arbeitet. Ich schmunzelte.

"Das sagt ja der Richtige. Dein Armani Spray ist auch nicht gerade unauffälig",grinste ich frech und streckte ihm die Zunge heraus. Er runzelte die Stirn und verzog beleidigt die das Gesicht.

"Irgendwann werde ich dir schon noch Manieren beibringen Cara".

"Das will ich sehen",gluckste ich belustigt.

"Cara, wir haben ein Problem",unterbrach plötzlich die Stimme von Tiffany Anderson die Unterhaltung. Sie kam hechelnd auf uns zugelaufen und atmete luftschnappend durch.  In ihren schokobraunen Augen schimmerte es unheilvoll und ich wusste sofort dass sie etwas angestellt hatte. "Was ist los Tiff?" Sie schien einen Moment lang zu überlegen ehe sie weiterfuhr. "Irgendjemand hat vergessen die Suit 303 herzurichten. Der Gast hat anscheinend eben erst geduscht und keine Handtücher vorgefunden. Er ist stinksauer". Sie kniff die Augen gestresst zusammen und fuhr sich durch das weißblonde Haar. "Diese Person bist nicht zufällig du gewesen?" wollte ich entnervt wissen und schüttelte gereizt den Kopf. Auch das noch. Tiffany nickte schuldbewusst mit dem Kopf und sah aus wie ein kleines Kind, dass gerade beim Unfug ertappt worden ist. 

"Das ist nicht gut",stöhnte ich angepisst und strich mir eine Locke hinters Ohr.

"Das ist ganz und gar nicht gut",bestätigte Antonio nickend, doch ich konnte einen Anflug der Belustigung über seine Züge huschen sehen. Verdammt nochmal. Manchmal fragte ich mich wirklich, wieso man mich zur Hotelmanagerin erwählt hatte. "Ich geh mal nachschauen um  ihn zu beruhigen. Handelt es sich um einen Älteren Kerl?" fragte ich ernst und sie schüttelte sofort den Kopf.

"Im Gegenteil. Er scheint Anfang 30 zu sein. Groß, durchtrainiert und Dunkelhaarig. Atemberaubende blaue Augen und unanständig attraktiv. Er ist einfach fantastisch",schwärmte sie begeistert und ein verträumter Ausdruck trat auf ihre Miene. Sie war ein hoffnungsloser Fall.

Seufzend machte ich mich auf den Weg zu den Aufzügen und drückte auf den Siebzigsten Knopf. Während der verglaste Aufzug in die Höhe schoss, versuchte ich meine Uniform ein wenig zurecht zu rücken und band mein langes Haar zu einem ordentlichen Dud zusammen. Als ich die Suit auffindig machte, klopfte ich erst einmal gegen die schwere weiße Tür. Allerdings machte niemand die Anstallt mir aufzumachen, also holte ich das Zimmerkärtchen hervor und ließ es ins Schloss gleiten. Nach einem leisen Piepen schwang die Tür geräuschlos zur Seite und gab den Blick zum überdemensional großen Zimmer frei. Ein Mann stand mit dem Rücken zu mir gewandt und schien etwas in seinen Handy zu tippen. Das einzigste Stoffstück dass seinen erstaunlich Muskuliösen Körper verdeckte war ein kleines weißes Handtuch, dass lässig um seinen Hüften lag. Sein Dunkles Haar war noch nass und leuchtete Schein der Beleuchtung. Eine Sekunde später drehte er sich um und musterte mich mit unheilvoller Miene. Meine Augen wurden mindestens Zwei Meter größer. Das gibt es doch nicht.

"Du? Was zum Teufel tust du hier?" fluchte ich und musterte Cain voller Entsetzten. Er schien ebenfalls nicht damit gerechnet zu haben, mich hier wieder zusehen, doch im nächsten Moment nahm seine Miene einen unterkühlten Zug an. "Das hier ist zufälligerweise Mein Hotel",lautete seine knappe Antwort.

"Du arbeitest hier?". Er musterte mich abwägig. Ich versuchte das merkwürdige Gefühl in meinem Bauch zu unterdrücken und nickte.

"Allerdings. Wenn es dein Hotel sein sollte, wieso habe ich dich hier noch nie gesehen?".

Er hob eine geschwungene Braue in die Höhe und ich fühlte mich unter seinem stechenden Blick unglaublich dumm. Ob er wusste, dass ich die jenige war die sein Auto demoliert hatte? Heilige Scheiße.

"Ich reise nur sehr selten nach Chicago. Mein Bruder übernimmt hier meißtens die Leitung ".

Das hieß, Davide Jackson war sein Bruder? Ich konnte es nicht fassen. Ich bin dem Kerl so oft über den Weg gelaufen und erst jetzt erfuhr ich dass er mit Cain verwandt war? Mir hätte die Ähnlichkeit zwischen den beiden schon früher aufgefallen sein sollen. Dunkle Haare und Blaue Augen schienen in der Familie Jackson ein dominantes Gen zu sein. Schnell wandte ich den Blick von ihm ab, da mir erst jetzt wieder klar wurde, dass er fast nackt vor mir stand. In seiner ganzen verdammten Männlichkeit.

"Wie auch immer. Ich wollte Ihnen eigentlich die Handtücher bringen. Es tut mir sehr Leid, meine Kollegin hat zu meinem Bedauern einen Fehler gemacht",fuhr ich gespielt bedauernd fort. Seine Graublauen Augen lagen auf mir und schienen jedes einzelne Detaill aufnehmen zu wollen.

"Es ist mir neu das wir uns Siezen",erwiderte er trocken.  Ich warf ihm nur einen bösen Blick zu, weshalb er aufseufzte und mit dem Kopf schüttelte.

"Wegen den Handtüchern...Ich möchte nicht, dass so etwas noch einmal vorkommt. Es ist wichtig dass die Zimmer im Makellosen Zustand sind, wenn ein neuer Gast ankommt. Haben wir uns verstanden?" Er klang plötzlich wieder ganz das Arschloch und ich versuchte die aufsteigende Wut zu untergraben. Hotelbesitzer hin oder Her. Wie konnte er es wagen in diesem Tonfall mit mir zu reden?

"Natürlich Mr. Jackson",erwiderte ich kühl und räusperte mich. Er musterte mich kurz, ehe er nickte er und sich an den Nasenrücken griff. Erst jetzt bemerkte ich dunkle Ringe unter seinen Augen. Anscheinend hatte er in letzter Zeit Schlafprobleme. Aber mir konnte das ja egal sein.

"Dann kannst du jezt gehen",meinte er daraufhin und ich stellte fest dass sein Tonfall etwas ungeduldiges aufwies. Schmiss er mich gerade tatsächlich aus seinem Zimmer? Wie Höflich, schoss es verärgert durch meinen Kopf. Ohne etwas zu erwidern wandte ich mich um und stolzierte durch die offene Tür.

"Ach und noch eine Sache. Deine bemerkenswerte Aktion gestern. Ich werde keine Anzeige machen. Auch wenn es mich tierisch angepisst hat und ich mir jetzt praktisch einen neuen Wagen holen darf. Ich hoffe nur, dass du selbst einsiehst wie albern das war". Arrogant neigte er den Kopf und lächelte schmal. Ich spürte wie meine Wangen anfingen zu glühen. Er hatte sofort gewusst dass ich es gewesen war. Aber mich als albern zu betiteln? Das war ich verflucht nochmal nun wirklich nicht. Meiner Ansicht nach.

"Verklag mich wenn du willst. Das ist mir sowas von egal. Allerdings werde ich dann einfach erzählen, dass du versuchst hast mich anzugreifen. Und falls du dich noch erinnerst, dann müsstest du wissen dass ich eine sehr gute Schauspielerin bin",erwiderte ich trotzig und blinzelte absichtlich mit den Wimpern. Zufrieden regristierte ich wie er verärgert die Augen zusammenkniff.

"Witzig. Ich denke aber nicht, dass sie dir Verrückten auch nur ansatzweise glauben werden. Wieso sollte ein Mann wie ich, versuchen dich zu behelligen, wo ich doch jede haben kann?",entgegnete er mit gedehnter Tonlage und musterte mich spöttig. Ich merkte wie der Ärger in mir aufflammte und ich verspührte große Lust ihm die Augen auskratzen. Wie konnte er es wagen?

"Arschoch. Hälst dich wohl immer noch für den Nabel der Welt nicht wahr? Lächerlich". Geschmeidig näherte er sich mir. Ein Raubtierartiges Lächeln huschte über seine Züge. Ich schluckte und wich instinktiv zurück.

"Mit meiner Geduld ist es irgendwann auch vorbei Malyschka. Sei brav und hör auf mir Schimpfwörter an den Kopf zu werfen. Ich möchte dich daran erinnern, dass das hier mein Hotel ist und du schnell ohne Arbeit dastehen kannst",raunte er mit sanfter Stimme und durchdringendem Blick. Ich schnappte nach Luft. Dieser Mistkerl, drohte er mir gerade tatsächlich dmit, mir die Kündigung zu geben?

"Pah! Fahr doch zur Hölle",fluchte ich stinksauer und wartete erst gar nicht auf seine Antwort ab. Frustriert stolzierte ich aus seiner Suite. Sollte der Mistkerl doch sterben  gehen. Ich stapfte zurück zum Foyer und stellte mich mit finsterer Miene hinter die Rezeption. Antonio, der grinsend mit Tiffany plauderte hielt inne und zog eine Braue in die Höhe.

"Was ist passiert?"

"Nichts. Außer dass ich mich gerade mit dem Hotelbesitzer gestritten habe und vermutlich meinen Job verlieren werde",schnappte ich ärgerlich. 

"Was, dass war der Besitzer?", entkam es Tiffany fassungslos und ich nickte düster. Sie schnappte ungläubig nach Luft schlug sich mit der Hand über den Mund. 

"Ach du scheiße. Er wirkt viel zu jung um der Unternehmer einer solchen Kette zu sein..". Die hatte vielleicht Nerven. Anstatt sich bei mir für ihre Unfähigkeit zu entschuldigen,machte sie sich Gedanken über Jacksons Alter. Ich war unglaublich sauer und dass zu Recht. Mit zusammen gepressten Lippen schaute ich auf den Bildschirm des Computers und checkte alle kürzlich angetroffenen Gäste durch. Tatsächlich pragte mir sein Name in dicken schwarzen Buschstaben entgegen und ich konnte immer noch nicht fassen, wie klein die Welt verdammt nochmal war!

 

 

 

 Ich warf einen prüfenden Blick auf mein dunkelblaues Etuidkleid, bevor ich die Klingel, des großen Herrenhauses drückte. Mein Bruder Christian, war vor ein paar Stunden eingetroffen. Eigentlich wohnte er in Californien, da der Ärmste sich dazu entschieden hatte Jura zu studieren. Doch er schaute immer vorbei. Nicht allzu oft aber gut. Schätze damit musten wir uns zufrieden geben. Nach einem Moment schwang die schwere Holztür auf und ein breit lächelndes Gesicht schaute mir entgegen.

 "Bruderherz. Schön dich wieder zu sehen",grinste ich fröhlich und ließ mich von ihm in eine innige Umarmung ziehen.

"Hallo meine Allerliebste. Hast du mich vermisst?", lautete seine freche Antwort und ich verdrehte verspielt die Augen. Der vertraute Duft nach Aqua und Baumholz stieg mir in die Nase. 

 "Das hättest du wohl gerne",schnaubte ich amüsiert und ließ mich von ihm ab, um ihn anschauen zu können. Mir schien als wäre er um einiges gewachsen. Das verwuschelte blonde Haar trug er nun kurz und die südliche Sonne verlieh seiner Haut einen wundervollen braunen Ton. Ich musste zugben, dass ich ein wenig neidisch war.

"Gut siehst du aus..",fügte ich schließlich anerkennend hinzu. Seine Augen waren von einem so hellen blau,dass sie bei Nacht fast transparent wirkten. Er grinste und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.

"Danke Prinzessin. Du auch. Zu meinem großen Leid. Eric fragt jeden Tag nach dir. So Langsam geht er mir gewaltig auf die Nerven".

 "Oh je. Wann begreift er endlich, dass ich auf ältere Männer stehe",überlegte ich grinsend. Das stimmte sogar. Ich konnte mit jungen Dingern wie mich einfach nichts anfangen. Ältere hingegen hatten schon immer eine Faszination auf mich gehabt.

"Vermutlich nie",glucktste Chris und streckte die beeindruckenden Pranken aus. Plötzlich hörte ich ein Räuspern und verwundert nahm ich erst jetzt die junge Frau wahr, die verlegen auf uns zuschritt. Chris Pupillen fingen plötzlich an zu strahlen.

"Schwesterchen darf ich dir vorstellen. Ana-Letitzia meine schöne Freundin. Ana das ist die berühmte Cara",meinte Christian glücklich und schlang seine Arme um sie. Ich musste schmunzeln. Er hatte also schon wieder eine neue am Start. Was ein Wunder. 

"Schön dich kennenzulernen, Christian erzählt viel über dich". In ihrer Stimme schwang eine starker spanischer Akzent mit. Ich musterte sie neugierig. Eine farbige Schönheit, mit glänzender Schwarzer Lockenpracht. Mein Bruder hatte wirklich einen ausgezeichneten Frauengeschmack, dass musste selbst ich zugeben. Und nein ich stand keineswegs auf Frauen.

"Ich hoffe nur gutes",warf ich fröhlich ein und erwiderte ihre Umarmung. Sie wollte gerade etwas erwidern, doch Christian fiel ihr in den Satz.

"Natürlich nur gutes". Seine hastige Antwort ließ mich mit der Zunge schnalzen. Das war ziemlich verdächtig gewesen. Wer weiß, was der Schlingel seiner neusten Eroberung für Geschichten aufgetischt hatte. Ich wollte es ehrlich gesagt gar nicht wissen.

"Ich glaub auch Chris. Wo sind eigentlich Mom und Dad?" wollte ich schließlich wissen und ließ den Blick umherwandern. Wie immer sah es hier blitzsauber aus, man konnte nicht ein einziges Staubkorn entdecken.

"Die kommen gleich. Sind noch schnell was zu Essen besorgen. Moms Gänsebraten ist völlig angekokelt",lachte er belustigt und ich stimmte kopfschüttelnd mit ein. Die Ärmste, vermutlich hatte sie mal wieder beim Kochen Greys Anatomy geschaut und die Welt um sich herum vergessen. Ich hatte ihr ja gesagt,dass es eine schlechte Idee war einen Fernseher in die Küche zu hängen. Suefzend legte ich meine Tasche auf die hölzerne Kommode und stolzierte zur Küche. Es roch stark nach dem missglückten Braten und entsetzt stellte ich fest, dass es hier aussah als wäre eine Bombe geplatzt. Du liebe Güte! Normalerweise konnte meine Mutter Unordnung nicht ausstehen. Sie war wortwörtlich allergisch dagegen. Immer am ausrasten, wenn ein Kissen mal nicht so lag wie sie es sich vorstellte. Ich schnappte mir ein Glas und hielt es unter die Tafelwasseranlage. Zügig trank ich aus und schaute gedankenverloren aus dem Fenster. Die Sonne ließ  gerade ihre letzten Strahlen scheinen und der Himmel nahm ein wunderschönes Rot an. Hier abseits der überfüllten Stadt fühlte ich mich so viel besser. Die Luft war ganz anders und man konnte schön abschalten. Vielleicht sollte ich mir ein paar Tage frei nehmen und vereisen. Spanien oder Bahamas wären eine Option. Wobei ich liebend gerne ein neues Land entdecken würde. Vielleicht Ägypten. Kairo soll schön sein.

"Schatz. Wie schön dass du da bist. Kannst du mir nach dem Essen helfen hier für Ordnung zu sorgen? Ich habe um 5 einen Termin bei der Masseurin und es könnte knapp werden". Die melodische Stimme meiner Mutter verbannte mich wieder zur Realität.

"Mir  geht es auch gut danke und dir?" erwiderte ich sarkastisch und lächelte vorwurfsvoll. Sie blinzelte schuldbewusst und hauchte mir einen kuss auf die Wange.

"Natürlich helfe ich dir Mom. Wie geht es deinem Rücken?" Sie holte ein paar Teller aus dem Schrank und suchte nach dem richtigen Geschirr. In dem grauen Wollkleid sah sie sehr jung aus. Man sah ihr die 59 Jahre überhaupt nicht an. Auch Ihre Schulterlangen braunen Haare, wiesen fast keine grauen Strähnen auf. Erstaunlich.

"Es wird schon etwas besser. Gott sei Dank. Die Masseurin weiß was sie macht",erwiderte sie und beförderte Thai-Nuddeln in eine runde Schale.

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Tag der Veröffentlichung: 12.10.2015

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