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Kurzgeschichte

Die kleine, zierliche Elfe Emily flatterte ungeduldig mit ihren Flügeln. Sie würde noch zu spät kommen! Ihre Begleiter, oder besser gesagt Bewacher, Felix und Gregor flogen hinter ihr und hielten Sie zur Eile an.Die warme Sommersonne senkte sich bereits gen Boden und ließ die letzten Strahlen durch die Sträucher und Bäume blitzen und tauchte iden Forst dabei in eine unendliche Vielzahl von Rotnuancen. Unwillkürlich musste Emily lächeln. Sie liebte den Wald. Ihr zu Hause. Die schwere warme Luft im Sommer, die nach Erde roch und den Blumendüften, die sie zu gern in der Nase kitzelten. Aber jetzt hatte sie keine Zeit sich auf einen der bequemen mit Moos bewachsenen Steine zu setzen und dem Tanz der starren Sonnenstrahlen mit den wiegenden Blättern im sanften Sommerwind zu beobachten, wie sie es gerne machte. Die Rotnuancen des Waldes dunkelten bereits. Bald würden die aufregenden Rotkompositionen gänzlich verschwinden und den bedeckteren, ruhigeren Blau- und Schwarztönen Platz machen.

Sie war fast da! Sie würde es noch schaffen. Sie musste einfach! Den Groll ihres Vaters wollte sie sich gar nicht vorstellen, wenn sie zu spät käme. Kurz zuckte sie zusammen, als das wütende Gesicht ihres Vaters vor ihrem inneren Auge aufblitzte. Wich aber schnell wieder einem Lächeln, wenn sie daran dachte, wie seine, selbst für Elfen, großen, spitzen Ohren wackelten, wenn er in Rage war. Es sah einfach jedes Mal zu komisch aus! Ein glockenhelles Kichern sprudelte aus ihrer Kehle hervor und hallte im Wald wieder. Natürlich würde sie es nie wagen ihn in einer solchen Situation auszulachen!

Gerade noch rechtzeitig schwebte sie neben ihrem Vater und ihrer Mutter nieder, bevor auch der letzte Sonnenstrahl versiegte und der Nacht Platz machte. Bei Menschen hätte eine solche Finsternis zur Orientierungslosigkeit geführt, aber Elfen konnten auch im Dunkeln noch sehr gut sehen. Trotz des nicht benötigten Lichtes, kamen mit dem letzten Sonnenstrahl tausende und abertausende von Glühwürmchen geflogen und erleuchteten die Lichtung in ihrem angenehmen, warmen Licht.

Wow! Erst jetzt nahm Emily die Lichtung richtig wahr. Das war selbst für die immer filigranen Elfen, die stets an schönen Dingen interessiert waren, eine Besonderheit. Aber was hatte sie auch anderes erwartet. Er war schließlich der zukünftige Elfenkönig! Sie blickte in die Reihen. Das komplette susianische Waldvolk war anwesend und in für den Anlass entsprechenden bunten, hochwertigen Gewändern gekleidet. Der wunderschöne Mond, der sich diesen Abend in seiner vollen Pracht zeigte stand direkt über ihr und strahlte mit seinem kühlen, elegant wirkenden Licht mit den Glühwürmchen um die Wette. Das allein war einfach atemberaubend schön und wurde noch durch die Fülle an Waldblumen mit denen der komplette Boden der Waldlichtung bedeckt war, abgerundet.

Nervös richtete sie sich ihren Haarkranz, der mit den schönsten aller Waldblumen geschmückt war und bereits perfekt saß. Jetzt war es soweit! Es war ihr Tag! Das Herz klopfte in ihrer Brust bis in den Hals hinauf. Emily lies von ihren Haaren ab und legte eine Hand über ihr Herz, das drohte gleich herauszuspringen. Fast hätte sie vor Nervosität aufgeschrien, als sie die Trompeten hörte, die den Elfenprinzen ankündigten. Erik. Ihren zukünftigen Mann. Der liebenswerteste, komplizierteste, kindischste, nervenraubendste und tollste Mann, den sie je kennen lernen durfte. Abermals wurden ihre Lippen von einem sanften Lächeln umspielt. Wieder erklangen die Trompeten. Das war Ihr Einsatz! Sie hakte sich bei ihren Vater ein, der mit Tränen in den Augen ihre Hand tätschelte und gleitete hinaus. Rechts und links von ihr stiegen den Weg entlang hunderte von Schmetterlingen auf, wenn sie an ihnen vorbei kam. In den Reihen der Elfen hörte man, beim Anblick von der zukünftigen Elfenprinzessin, ein bewunderndes Raunen. Sie war schon immer hübsch gewesen, aber das zarte, weiße Kleid, das ihr um die Beine wehte und am Brustbereich über und über mit Blumen bestickt war, brachte sie noch mehr zum strahlen. Emily atmete einmal tief durch und versuchte so die Tränen zu verdrängen, die sich ihren Weg nach draußen bahnen wollten. Abermals wurde sie von dem sanften tätscheln ihres Vaters aufgefangen. Sie hebte den Kopf und da sah sie Ihn. Ihr Herz beruhigte sich augenblicklich und fand in einen normalen Rhythmus zurück. Auch die Schmetterlinge in ihrem Bauch schliefen ein. Stattdessen breitete sich eine ungeahnte wärme in ihr aus, die sich wie eine schützende, warme Decke über sie legte und jegliche Nervosität vertrieb.

Mit einer letzten liebevollen Geste, übergab sie ihr Vater Erik und schenkte ihnen somit seinen Segen. Erik strahlte sie an und das Einzige was sie in diesem wahrlichen Sommernachtstraum noch fühlen konnte, war eine überwältigende Woge des Glücks.


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Tag der Veröffentlichung: 01.07.2013

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