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Begegnungen

Es war Nacht, als sie kamen. Tiefe finstere Nacht, in welcher sich noch nicht einmal die Sterne am Himmel zeigten. Mit wildem Flügelschlag stoben sie über die Dörfer hinweg. Zuerst hörte und fühlte es sich an wie ein Sturm. Stürme waren hier in der Gegend nichts Ungewöhnliches. Im Gegenteil. Meistens waren mit zwei bis drei Stürmen im Monat zu rechnen. Die Menschen hier hatten gelernt damit zu leben. In den vielen Jahren, die diese beinahe schon unwirtschaftliche Gegend bewohnt wurde, hatten sie sich an die Natur angepasst. Es lag ihnen nun einmal einfach nicht im Blut aufzugeben. Das hatte es nie. Diese Nacht aber war anders. Denn obwohl alles zunächst darauf hin deutete, dass es ein Sturm war, war es doch etwas ganz anderes. Etwas viel gefährlicheres. Drei Dracer. Dracer. Jene Kreaturen, die eng mit den vor Jahrtausenden ausgestorbenen Drachen verwandt waren. Wobei ausgestorben vielleicht nicht gerade das passende Wort war. Immerhin hatten die Menschen einiges dazu beigetragen, dass es sie nicht mehr gab. Bisher hatte Tara nur in Geschichten von ihnen gehört. Stets waren die Dracer als bösartige, Tod und Unheil bringende Kreaturen beschrieben worden. Dass es überhaupt noch solche gab grenzte an ein Wunder. Fand zumindest Tara. Denn noch nie hatte sie davon gehört, dass es noch jemanden gab, der verrückt genug war, sich diese unberechenbaren Wesen zu halten. Das aber war nicht weiter verwunderlich, denn ihr Dorf lag nun wirklich viele Wochenritte entfernt von der nächsten Stadt. Was bisher auch niemals ein Problem dargestellt hatte. Denn wie gesagt, die Menschen hier waren zäh und wahre Überlebenskünstler. Was die Dracer hier wollten war Tara ein absolutes Rätsel.

»Tara? Ist der Sturm schon wieder vorbei?«, wurde Tara plötzlich, als sie in das Haus, in dem sie mit ihren Eltern lebte, von ihrer Mutter, aus den Gedanken gerissen.
 Tara nickte langsam. Tara wusste, es würde ihr nichts bringen zu erzählen, dass es Dracer waren und nicht ein Sturm. Drei Dracer, die über ihr Dorf hinweg geflogen waren als würden sie von sämtlichen Fürsten der Unterwelt gejagt werden. Taras Mutter kannte zwar die ganzen Geschichten um die Dracer, doch für sie war es nichts, was mit der Realität zu tun hatte. Davon abgesehen hielt Taras Mutter ihre Tochter schon seit langem für eine Tagträumerin. Einer Tagträumerin würde man wohl kaum abnehmen, dass es kein normaler Sturm war, sondern drei Dracer. »Ob sie wohl wieder kommen?«, flüsterte Tara vor sich hin.
 »Hast du was gesagt?«, Taras Mutter sah sie nachdenklich an.
 »Nein«, wehrte Tara schnell ab.
 »Dann ist ja gut. Geh bitte nach unten und hilf deinem Vater. Es sind viele Gäste da«, bat Taras Mutter sie.
 Tara nickte abermals.

Das Gasthaus, das ihr Vater führte, lag unterhalb des kleinen Dorfplatzes und war zudem auch das einzige. Die meisten Gäste, die dort auftauchten, waren die Bewohner dieses Dorfes. Um genau zu sein war sogar das ganze Dorf Stammkunde. Natürlich nicht gleichzeitig. Dass sich aber während Stürmen fast alle Menschen dort versammelten war nichts Besonderes. Etwas Besonderes, um nicht zu sagen eine absolute Seltenheit, war dagegen, dass sich mal ein Fremder hierher verirrte. Eine Seltenheit, die maximal zweimal im Jahr passierte. Denn die meisten Menschen reisten einfach nicht so weit hinaus. Warum sollten sie auch? Immerhin lag das Dorf weitab jeder Stadt und außer dem Drachengebirge gab es hier nichts mehr. Die Menschen die hierher kamen verirrten sich also mehr, als dass sie mit Absicht her kamen. Zu verdenken war es ihnen nicht. Tara selbst hatte schon oft überlegt, wie das Leben in der Stadt wohl sein mochte. In einer gewesen war sie jedoch nie. Da ihr Vater den Wein und das Bier zwei Dörfer weiter einkaufte, gab es auch bisher keinen Grund in die Stadt zu reisen. Einfach weg zu laufen ging auch nicht, da das sofort auffallen würde. Also würde sie wohl für immer in diesem Dorf bleiben. Doch gerade als Tara am Gasthaus ihres Vaters ankam, schien eben jener seltene Fall eingetroffen zu sein. Das erkannte sie daran, dass vor dem Wirtshaus ein fremdes Pferd angebunden war. Dass es fremd war wäre selbst dem größten Idioten aufgefallen. Es war nämlich ein wunderschönes Tier. So schön, wie Tara nie zuvor eines gesehen hatte. Es war von der Mähne bis zum Schweif weiß wie frisch gefallener Schnee. Die Mähne war gewellt und fiel ihm bis zur Brust. Der Schweif reichte bis zu den Gelenken der Hinterläufe. Wäre er noch etwas länger gewesen, würde er den Boden berühren. Tara trat näher an das Pferd heran. Auch das Zaumzeug welches es trug, sowie Sattel und Satteldecke waren meisterhaft gearbeitet. Tara konnte zwar nicht von sich behaupten, dass sie von Arbeiten mit Leder viel Ahnung hatte, doch das hier musste ein Vermögen gekostet haben.

»Mir scheint dir gefällt mein Pferd«, wurde Tara plötzlich von einer Stimme aus ihren Überlegungen gerissen.
 Erschrocken drehte Tara sich um. Vor ihr stand nun ein junger Mann, der sie interessiert musterte. »Tut mir Leid!«, entschuldigte sich Tara. Es war nicht so, dass sie sich entschuldigen wollte - was anderes fiel ihr nur nicht ein.

Der junge Mann lachte. Dann klopfte er dem Pferd den Hals. »Hast wohl gute Laune heute Silberpfeil, was? Sonst schaust du alle ja immer nur böse an«, sagte er.
 Nun lachte auch Tara. Sie konnte einfach nicht anders. »So scheint er mir gar nicht«, ein Grinsen konnte Tara nicht länger zurückhalten. Dann aber besann sie sich ihrer Manieren und räusperte sich. »Ihr seid fremd hier, nicht wahr? Ich habe Euch jedenfalls noch nie hier gesehen. Kommt Ihr aus der Stadt?«, erkundigte Tara sich.
 »Ja. Das ist wohl nicht zu übersehen, was?«, der Fremde lächelte.
 »Allerdings«, stimmte Tara sich zu. »Und was will jemand aus der Stadt hier?«, fragte sie.
 Abermals lachte er. »Es kommt wohl nicht oft vor, dass ihr hier Besuch habt, wie?«, überlegte er.
 Tara schüttelte den Kopf. »Wirklich nicht«, bestätigte sie.

Nun nahm Tara sich auch Zeit, ihren Gegenüber genauer zu mustern. Er war mindestens einen halben Kopf größer. Seine Haare waren dunkelbraun und fielen ihm, beinahe gelockt, bis fast auf die Schultern. Seine Augen waren schwarz. Das glaubte Tara zumindest in dem Licht, welches aus den Fenstern fiel, zu erkennen. Ganz sicher war sie sich jedoch nicht. Seine Kleidung wirkte traditionell auf Tara. Zumindest hatte sie noch nie jemanden eine solche tragen sehen. Sein Wams war aus braunem Hirschleder und mit Goldfäden durchzogen, die ein seltsames Muster bildeten, welches beinahe wie ein Schlangenkörper aussah. Der Umhang, den er sich über die Schultern geworfen hatte, war aus einfachen Leinen gewebt und grün gefärbt. An den Händen trug er Handschuhe aus festem Leder, die ihm bis knapp zu den Ellenbogen reichten. Vermutlich war er gerade erst angekommen und hatte sie deshalb noch an. Denn reiten mit Handschuhen war ganz gewiss angenehmer als ohne. Immerhin konnte es in dieser Gegend hier vor allen Dingen Abends sehr kalt werden. Davon abgesehen war es Herbst. Auch die Hose, die er an hatte, wirkte als sei sie warm genug um auch während eines längeren Rittes zu dieser Zeit nicht zu frieren. Was nur einen Schluss zuließ: Der Fremde war aus einem ganz bestimmten Grund hier.

Lyrrokh musterte das Mädchen. Sie hatte schon seit längerem nichts mehr gesagt. Stattdessen war sie dazu übergegangen ihn von oben bis unten geradezu eindringlich anzusehen. Lyrrokh schmunzelte. Ihm war schon seit langem bekannt, welche Wirkung er auf die Menschen um ihn herum hatte. Besonders stören tat es ihn davon abgesehen auch nicht. Außerdem lag das Dorf weitab jeder Zivilisation. Wahrscheinlich würde man ihn auch dann schräg ansehen, wenn er jemand anderes wäre. Jemand normales. Denn normal war er nun wirklich nicht. Zumindest wenn man mit normal gewöhnlich meinte. Einen gewöhnlichen Menschen, welcher tagtäglich seinen Pflichten nachging. Obwohl natürlich auch er das tat. Deshalb war er schließlich hier. Zu Anfang war zugegeben nicht besonders begeistert gewesen, dass ihn sein Weg hierher führen würde. Doch das ließ sich nun einmal nicht ändern. Aufgrund seiner Herkunft und seines Ranges war es nun einmal seine Aufgabe sie zu verfolgen. Sie, die Dracer.

Sein Herz klopfte so stark, als ob es gleich aus seiner Brust zu springen drohte. Es kam nur sehr selten vor, dass er, der Sohn des Pendragon, Angst hatte. Doch heute war es wieder soweit. Angst macht einen stärker, hatte sein Vater einmal zu ihm gesagt. Damals hatte Lyrrokh darüber gelacht. Vor was sollte ein Drache seines Ranges denn schon Angst haben? Was für ein lächerlicher Gedanke! Dann aber wurde er eines besseren belehrt. Das erste Mal war es passiert, als sein älterer Bruder gestorben war und er als nächstes Familienmitglied seinem Vater davon berichten musste. Sein Vater war geradezu berüchtigt für seine Wutausbrüche. Dieser hatte auch nicht lange auf sich warten lassen. Wieso Angst einen stärker machen ließ hatte er damals allerdings nicht verstanden. Doch so langsam beschlich ihn eine Ahnung. Lyrrokh presste sich enger an die Häuserwand. Alles was heute geschehen war, war an ihm vorbei gezogen, als ob dies nur ein Traum wäre. Ein fieser Alptraum, aus dem er nur erwachen musste, damit er vorüber war. Nur mit dem Unterschied, dass er bisher eben nicht aufgewacht und dies in Wahrheit eben kein Traum war.

Lyrrokh zuckte zusammen, als er ein Brüllen hörte, welches aus der Festung kam und ihn nun aus seinen Gedanken riss. Er kannte es und wusste nur zu gut, was dort vor sich ging. Sein Vater kämpfte gegen den ranghöchsten Fürsten der Schwarzdrachen. Noch etwas wusste Lyrrokh: Es war ihm verboten dorthin zu gehen um seinen Vater zu unterstützen. Wenn er es versuchen würde, würde er seinen Vater damit nicht nur in seiner Ehre und seinem Stolz verletzen. Nein, Lyrrokh würde damit auch sein eigenes Leben auf das Spiel setzen. Schwarzdrachen. Lyrrokh konnte sie schon immer nicht leiden. Sie waren arrogant, bösartig, durchtrieben und respektlos. Oft hatten sie versucht, sich zu erheben. Bisher war es ihnen nie gelungen. Doch jetzt waren die Dracer dabei.

»Geht es Euch gut?«, riss ihn plötzlich eine Stimme zurück in die Gegenwart.
 Lyrrokh blinzelte verwirrt, dann fiel ihm auf, dass das Mädchen welches ihm gegenüber stand ihn beinahe besorgt ansah. »Ja«, sagte Lyrrokh »ich habe mich nur an etwas unschönes erinnert«
 Das Mädchen nickte. »Einen Moment lang saht Ihr wirklich wütend aus«, meinte sie nachdenklich. Dann lächelte sie ihn freundlich an. »Wie wäre es, wenn Ihr mit in die Gaststube kommt. Heute ist zwar, wegen des Sturm, ziemlich viel los, doch kann man sich gut ablenken. Außerdem muss ich jetzt drinnen meinem Vater helfen. Sonst bekomme ich noch Ärger«, schlug sie vor.
 Lyrrokh nickte. Vielleicht war das wirklich keine so schlechte Idee. Gerade als sie sich umdrehen wollte, um das Gasthaus zu betreten, hielt er sie noch einmal zurück. »Wie heißt du eigentlich?«, erkundigte er sich bei ihr.
 Sie lächelte. »Tara. Aber für die meisten hier bin ich nur die Tagträumerin«, sie grinste.
 »Ist das nicht etwas unhöflich?«, wollte Lyrrokh wissen.
 Tara lachte. »Unhöflich ist, dass Ihr mir nachdem ich Euch meinen Namen genannt habe Ihr mir Euch noch nicht vorstellt habt«, konterte sie.
 »Du kannst mich Lyr nennen«, sagte Lyrrokh.
 »Und wie lautet Euer richtiger Name?«, fragte Tara.
 »Lyrrokh«, antwortete er.
 »Ich glaube, Lyr ist tatsächlich einfacher«, meinte Tara immer noch grinsend. Dann trat sie, gefolgt von Lyrrokh, in die Gaststube.

»Tara! Endlich bist du da!«, wurde Tara, kaum nachdem sie eingetreten war, überschwänglich von ihrem Vater begrüßt.
 »Tut mir Leid, dass es etwas gedauert hat aber ich musste mich noch um ein paar Dinge kümmern«, entschuldigte Tara sich.
 »Hauptsache du bist jetzt da. Hier ist wegen dem Sturm nämlich mal wieder jede Menge los«, begann ihr Vater zu lamentieren.
 Bevor er damit fortfahren konnte fiel Tara ihm schnell ins Wort. »Der Sturm ist doch schon längst vorbei«, sagte sie.
 Ihr Vater nickte. »Das ist allen hier klar. Glaube ich zumindest - denn einige haben wirklich schon so einiges getrunken. Doch ich kann sie ja schlecht rausschmeißen. Also brauche ich deine Hilfe. Kannst du bitte bedienen?«, fragte er.
 Tara nickte. »Klar«, antwortete sie.
 »Ach und noch etwas Tara«, begann ihr Vater.
 Tara sah ihn fragend an. »Wer war der Mann, der mit dir rein gekommen ist?«, wollte ihr Vater wissen.
 Tara zuckte mit den Schultern. »Nur ein Fremder auf Durchreise«, erklärte sie knapp. Das war nicht einmal gelogen. Denn was wusste sie schon über ihn, als das er Lyr hieß und vermutlich aus der Stadt kam? Nichts.
 »Nun gut. Dann gehe zu ihm rüber und frag ihn was er will«, ordnete ihr Vater an. Dann fügte er hinzu: »Er soll sehen, dass es auch bei uns Gastfreundschaft gibt und wir den Städtern in nichts nachstehen«
 Tara nickte. Dann machte sie sich auf den Weg zu dem Tisch, an welchem Lyr saß.

»Klappt es gut mit dem ablenken von trüben Gedanken?«, hörte Lyrrokh plötzlich eine Stimme sagen. Es war, wie er schnell erkannte, Tara.
 Lyrrokh zuckte mit den Schultern. »Bisher schon, ja. Die Leute hier scheinen ein ziemlich lustiges Völkchen zu sein«, überlegte Lyrrokh laut.
 Tara nickte. »Das stimmt. Davon abgesehen sind die meisten im Moment noch nüchtern«, entgegnete sie.
 Lyrrokh konnte sich ein Lachen nicht länger verkneifen. Dann räusperte er sich. »Verzeih, ich wollte nicht unhöflich sein«, entschuldigte er sich dann zerknirscht.
 Tara schüttelte den Kopf. »Keine Sorge das wart ihr nicht. Im Gegenteil. Ich habe es vielmehr als Kompliment aufgefasst«, wehrte sie ab.
 »Dann bin ich beruhigt«, meinte Lyrrokh. Er räusperte sich abermals. »Davon mal abgesehen bist du hier, um mich zu fragen, was du mir bringen sollst, oder?«, erkundigte er sich.
 »Ich glaube jetzt ist es mir mich zu entschuldigen«, sie verzog das Gesicht.
 »Keine Sorge, es macht mir auch Spaß mich einfach mit dir zu unterhalten«, Lyrrokh grinste. Er konnte einfach nicht anders.
 »Also was wollt Ihr?«, erkundigte Tara sich, bevor Lyrrokh es schaffte noch etwas zu sagen.
 »Was würdest du mir denn empfehlen?«, erkundigte er sich. Die Antwort die er daraufhin bekam überraschte ihn.
 »Das kommt ganz darauf an, wie Ihr diesen Abend verbringen wollt würde ich sagen«, meinte Tara nämlich. »Wenn Ihr etwas wollt, was Euch schnell umhaut würde ich Euch das Bier empfehlen, welches vom Preis und Geschmack her auch ganz in Ordnung ist. Wenn Ihr Euch noch nicht ganz entscheiden könnt würde ich eher zum Wein raten. Der zeigt seine Wirkung erst nach drei bis vier Gläsern.« Sie grinste.
 Lyrrokh starrte Tara an. Sie überraschte ihn immer wieder. Auf ein Mädchen wie sie war er noch nie getroffen. Und das musste was heißen. »Eigentlich werde ich nicht so schnell betrunken.«
 Tara lachte. »Wenn Ihr wüsstet wie oft ich das hier schon gehört habe«, meinte sie mehr als belustigt.
 Das glaubte Lyrrokh ihr sofort. Schließlich hatte er selbst schon oft miterlebt, wie trinkfeste Männer unter dem Tisch gelandet waren, während er einfach noch weiter trank.
 »Also ein Bier, ja?«, fragte Tara. »Ja und noch irgendwas zu essen«, bat Lyrrokh sie.

»Tara«, Tara musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, wer sie ansprach. Es war ihr Vater.
 »Ja?«, fragte sie.
 »Worüber hast du mit dem Fremden so lange geredet? Die anderen Gäste erwarten ebenfalls, dass du sie bedienst«, stellte ihr Vater klar.
Nun drehte Tara sich doch um. »Ich habe ihm nur geholfen sich für etwas zu entscheiden«, sagte sie »du musst dir also absolut keine Sorgen machen«. Das stimmte zwar nicht ganz. »Ehe du mich fragst: Er nimmt ein Bier und eine Grünkernsuppe«, fuhr Tara schnell fort.
 Ihr Vater zog zweifelnd eine Braue hoch. Sagen tat er jedoch nichts mehr, was Tara gerade Recht war.

»Was ist das?«, erkundigte Lyrrokh sich misstrauisch.
 »Was meint Ihr?«, fragte Tara irritiert.
 »Das da« Lyrrokh deutete auf das, was sie vor ihm abgesetzt hatte. Das erste war Bier, doch was das andere sein sollte war ihm absolut schleierhaft.
 »Bier und Suppe. Grünkernsuppe, um genau zu sein«, erklärte Tara ohne mit der Wimper zu zucken.
 »Grünkernsuppe«, wiederholte Lyrrokh langsam. Noch immer äußerst misstrauisch.
 Tara nickte. »Eine Spezialität des Hauses«, erklärte sie. »Sie macht schnell satt und schmeckt besser, als sie aussieht.« Tara verschränkte die Arme vor der Brust. »Davon mal abgesehen, nein sie ist nicht vergiftet.«
 »Das letzte Mal als ich eine solche Suppe gegessen habe, war während meiner Ausbildung«, erinnerte Lyrrokh sich und konnte ein Schaudern nicht unterdrücken.
 »Ich versichere Euch, diese hier schmeckt besser«, versprach Tara. Sie wollte noch mehr sagen, doch plötzlich wurde die Tür zur Gaststube aufgerissen. »Drachen! Drachen kommen auf unser Dorf zu!«, war auf einmal ein Schrei zu hören.
 »Drachen?«, Lyrrokh sprang so schnell auf, dass der Stuhl nach hinten umfiel.

Lyrrokh und die Dracer

»Drachen?«, wiederholte Lyrrokh noch einmal nun mehr als ungläubig. Er sah zu Tara. Diese war kreidebleich geworden.
 »Die Dracer ...«, hörte er sie flüstern.
 Lyrrokh erstarrte. Für einen Moment fühlte es sich für ihn so an, als ob die Zeit stehen bleiben würde. »Dracer?«, fragte er sie und musste sich stark zusammenreißen, damit seine Stimme nicht zitterte.
 Tara nickte langsam. »Vorhin. Der Sturm. Das waren drei Dracer. Ich habe sie gesehen«, ihre Stimme glich immer noch einem Flüstern.
 Trotzdem verstand Lyrrokh sie. Dennoch konnte er kaum glauben, was sie da zu ihm gesagt hatte. War geradezu fassungslos. Er war also doch auf der richtigen Spur gewesen. Aber wieso überflogen die Dracer das Dorf erst und kehrten dann zurück um... Ein Poltern riss ihn aus seinen Gedanken. Geistesgegenwärtig fasste er, nicht gerade sanft, Tara am Handgelenk. »Wir müssen hier raus! Schnell!«, rief er ihr zu. Er wartete ihre Antwort nicht ab. Stattdessen zog er sie einfach hinter sich her, während er die Gaststube verließ. Bei seinem Pferd angekommen ließ er sie los, jedoch nur um aufzusteigen und sie dann vor sich in den Sattel zu ziehen.

»Lasst mich sofort runter! Meine Eltern! Ich muss zu ihnen!«, rief Tara empört, während sie vergeblich versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien.
 »Auf keinen Fall! Wir müssen hier weg und danach wirst du mir erst einmal einiges erklären«, stellte Lyrrokh entschieden klar.
»Aber ...« Tara wollte widersprechen, doch er schnitt ihr das Wort ab.
 »Nein. Es sei denn du hast Lust zu sterben. Ich habe jedenfalls keine Lust dazu! Manchmal muss man eben Opfer bringen und glaub bloß nicht, dass du da die einzige bist!«, Lyrrokh wusste, dass es nicht gerade gerecht war so etwas zu sagen, doch etwas anderes fiel ihm jetzt nicht ein. Später würde er ihr alles erklären. Würde es müssen und vielleicht würde sie ihn dann besser verstehen. Was ihn jedoch am allermeisten störte, war nicht, dass sie sich gegen ihn auflehnte. Das war etwas, was er sehr gut nachvollziehen konnte. Mehr als ihm lieb war. Sondern, dass er die Zeichen falsch gedeutet hatte. Mit einem Dracer, vielleicht sogar mit zwei, wäre er klar gekommen doch drei waren definitiv zu viel für ihn. Selbst nach den ganzen Jahren, in denen sich seine Erfahrung und Kräfte stetig weiter entwickelt hatten. Ein ohrenbetäubendes Brüllen durchschnitt die Luft. Es war so laut, wie Lyrrokh es zuletzt bei dem Tod seines Vaters gehört hatte. Dann roch es nach Asche und Qualm. Beinahe so sehr als ob ein Vulkan ausgebrochen wäre. Lyrrokh seufzte leise. »Leg deine Arme um mich«, bat er sie so freundlich wie möglich.
 »Hab ich denn eine Wahl?«, wollte sie wissen.
 Lyrrokh schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er und fühlte im selben Augenblick, wie sie tat worum er sie gebeten hatte. Dann murmelte er kaum vernehmbar einen Zauber in der alten Sprache der Drachen vor sich hin.

»Danke«, sagte Lyrrokh später, nachdem sie eine kleine Pause einlegten.
»Wofür?«, wollte Tara wissen.
 »Dass du mit mir mitgekommen bist«, antwortete Lyrrokh.
 »Mir blieb ja keine Wahl. Schließlich hast du mich quasi dazu gezwungen«, entgegnete Tara.
 Lyrrokh schluckte hart. Der Vorwurf du hast mich meine Eltern nicht retten lassen, hing in der Luft. »Ich weiß, wie du dich fühlst«, begann er vorsichtig. »Mir ist nämlich etwas ganz Ähnliches passiert. Ich konnte damals meinem Vater auch nicht helfen. Meinem ganzen Volk nicht.« Lyrrokh stocherte im Feuer herum, um dafür zu sorgen, dass es nicht ausging. Doch eigentlich tat er es eher, um sich von seinen düsteren Gedanken abzulenken. Die sich ihm immer aufdrängten, sobald er an früher dachte.

 »Deinem ganzen Volk?«, Tara sah Lyrrokh überrascht an. So langsam verstand sie gar nichts mehr. Lyrrokh nickte. »Ja. Mein Vater war sehr«, er suchte nach dem passenden Wort »stur. Es hätte ihn in seinem Stolz und seiner Ehre verletzt wenn ich auch nur versucht hätte ihm zu helfen. Es wäre außerdem nicht gerade klug gewesen, wenn ich mich zwischen den ranghöchsten Fürsten der Schwarzdrachen und einen Dracer gestellt hätte«, berichtete Lyrrokh. »Außerdem war es meine Pflicht weiterzuleben.«
 »Hast du das gemeint als du gesagt hast, dass man manchmal Opfer bringen muss?«, wollte Tara wissen. Eigentlich war die Frage unnötig, denn sie kannte bereits die Antwort. Trotzdem stellte sie sie.
 Als Lyrrokh nickte, wunderte sie sich daher nicht.
 »Wenn du dein ganzes Volk verloren hast ... Wer war dann dein Vater?«, fragte Tara, obwohl sie inzwischen ahnte, was er sagen würde.
 »Mein Vater war Talath, der dreiundfünfzigste Pendragon«, antwortete Lyrrokh. »Und damit auch der Letzte.«

Tara starrte Lyrrokh an. Sie konnte einfach nicht anders. Zu sehr überforderte sie all das, was in dieser kurzen Zeit geschehen war. Nur langsam, begann sie zu verstehen. Was das bedeutete, was Lyrrokh ihr gerade mitgeteilt hatte.
 »Dann ...«, begann Tara, unterbrach sich jedoch und fuhr anders fort. »Aber der Pendragon ist doch der höchste Herrscher über die Drachen, oder? Wie konnte es also passieren?«, wollte sie wissen.
 Lyrrokh zuckte mit den Schultern. »Wie gesagt: Er hatte den ranghöchsten Schwarzdrachen und einen mächtigen Dracer gegen sich. Einen solchen Kampf zu gewinnen, fällt selbst dem Oberhaupt der Drachen sehr schwer. Zumindest wenn er es überhaupt schafft«, der Klang von Lyrrokhs Stimme machte Tara klar, dass er dieses Thema jetzt abschließen wollte.
 »Darf ich dich noch eine einzige Sache fragen?«, erkundigte Tara sich dennoch.
 Lyrrokh nickte seufzend.
 »Wie hast du es dennoch geschafft weiterzuleben? Hast du es niemals bereut deinen Vater im Stich gelassen zu haben? Obwohl du wusstest, dass du ihm nicht hättest helfen können?«, erkundigte Tara sich.
 »Das waren jetzt aber drei Fragen«, meinte Lyrrokh trocken und musterte Tara knapp.
 Diese verzog das Gesicht. »Entschuldige«, sagte sie »du musst nicht auf alle antworten wenn du nicht willst«
 »Nein, ist schon gut«, Lyrrokh nickte knapp. »Es ist nur so, dass ich bisher mit niemandem darüber geredet habe. Mit Menschen schon gar nicht. Deshalb fällt es mir ein wenig schwer«, erklärte Lyrrokh. Er räusperte sich. »Außerdem hast du Recht. Ich habe mich am Anfang richtiggehend dafür gehasst, dass ich meinem Vater und davor auch meinem älteren Bruder davor nicht helfen konnte. Eine lange Zeit, wusste ich absolut nichts mit mir anzufangen. Dann jedoch wurden wieder Dracer gesichtet und ich habe es mir zur Aufgabe gemacht sie zu vernichten. Der Tod meines Vaters wäre dadurch nicht sinnlos und irgendwo bin ich mir sogar sicher, dass er es so wollte. Außerdem steht auch den Schwarzdrachen noch ihre gerechte Strafe zu. Das ist aber wieder ein ganz anderes Thema...«, berichtete Lyrrokh.
 Tara nickte. »Ich verstehe das leider besser, als mir lieb ist«, überlegte sie. Dann rollte sie sich neben dem Feuer zusammen und schlief fast sofort ein.

Lyrrokh betrachtete Tara. Er hatte niemals gewollt, dass alles so gekommen war, wie es jetzt war. Wirklich nicht. Doch das war nun nicht mehr zu ändern.
 Ich verstehe das leider besser, als mir lieb ist, war es, was Tara, bevor sie einschlief, zu ihm gesagt hatte. Außerdem war es auch genau das, was Lyrrokh die ganze Zeit dachte. Sich deswegen zu entschuldigen würde auch nichts bringen. Weder Tara noch ihm. Nun gut, ihm vielleicht ein nicht so schlechtes Gewissen, wie er es nun hatte, da er sie in all das mit hinein zog. Doch helfen würde das nun wirklich nichts. Er selbst hatte sich inzwischen daran gewöhnen können, dass er beinahe der letzte Überlebende seines Volkes war. Doch schließlich lag zwischen dem Tod seines Vaters und der Gegenwart mehr als hundert Jahre. In dieser Zeit lernte, man damit umzugehen. Ob man nun wollte oder nicht. Bei Tara würde das jedoch ganz anders aussehen. Immerhin war sie ein Mensch und diese waren immer so zerbrechlich. Nicht nur was das Äußere betraf. Wie oft hatte Lyrrokh erleben müssen, wie sie bereits an Kleinigkeiten gescheitert waren. Es war beinahe lachhaft. Dennoch: Tara erschien ihm anders als die Menschen, welche er bisher kennenlernte. Warum das so war, konnte er selbst nicht genau sagen. Vielleicht lag es daran, dass sie die Dracer sofort als solche erkannt hatte. Oder einfach nur daran, dass sie mit ihm ein Schicksal teilte. Zwar nicht genau dasselbe, aber doch ein Ähnliches.
 Lyrrokh gähnte. Aus irgendeinem Grund fühlte er sich so müde wie schon lange nicht mehr. Er warf einen erneuten Blick zu Tara, die inzwischen tief und fest schlief, und beschloss, es ihr gleich zu tun. Morgen würde es anstrengend werden. Da war es gar nicht so schlecht heute Energie zu sammeln.

»Lyr? Lyr!«, vernahm Lyrrokh wie von weither eine ihm bekannte Stimme. Eine Stimme, die ziemlich aufgebracht wirkte. Langsam richtete Lyrrokh sich auf und versuchte seine Gedanken zu ordnen.


 Da schau mal einer an! So fertig habe ich dich ja wirklich schon sehr lange nicht mehr erlebt!, erklang plötzlich eine weitere Stimme, diese allerdings jetzt in seinem Kopf.

»Timeth?«, Lyrrokh sprang auf. Mit einem Mal war er hell wach. Jetzt sah er auch, wer zu Anfang versucht hatte ihn zu wecken. Es war Tara. Nun kehrten auch mit einem Schlag alle Erinnerungen zurück.

Tara sah Lyrrokh ungehalten an. Sehr zu ihrem Missmut hatte auch dieser Tag nicht gerade so begonnen, wie sie es sich wünschte und vorgestellt hatte. Geweckt wurde sie kurz nach Sonnenaufgang durch donnernden Hufschlag. Das wäre ja gar nicht mal das Schlimmste gewesen, wenn die Reiter einfach weiter geritten wären. Aber nein, sie mussten absteigen und es sich hier bei ihnen am Feuer bequem machen. Auch das wäre noch nicht einmal schlimm gewesen, doch dann stellte sich noch heraus, dass der Anführer der Reiter, namens Timeth, ein Bekannter von Lyrrokh war. Dieser war natürlich absolut nicht wach zu kriegen. Erst nachdem Timeth sich selbst dazu herabgelassen hatte, war es gelungen. Wie er es geschafft hatte, war Tara allerdings ein Rätsel. Denn Lyrrokh schlief bis vor kurzem noch so tief, dass man ihn leicht mit einem Toten verwechseln konnte. Die Hauptsache aber war, dass er jetzt endlich wach war. Denn was all die Reiter hier sollten, wurde ihr bisher natürlich nicht gesagt. Obwohl es natürlich Gelegenheiten zur Genüge gab. Tara ballte unwillkürlich die Hände zu Fäusten.
 »Na endlich wach?«, erkundigte sie sich gereizt bei Lyrrokh.
 Lyrrokh nickte. »Ja, jetzt schon«, sagte er.
 »Schön. Dann sag mir, was das alles hier zu bedeuten hat!«, sie machte eine weit ausholende Handbewegung. Das bitte ließ sie ganz bewusst weg.
 Lyrrokh stöhnte auf. »Das würde ich ebenfalls furchtbar gerne wissen«, entgegnete er.

Lyrrokh kannte Timeth schon seit längerem. Sie waren zwar nicht zusammen aufgewachsen, doch Timeth hatte bis zu jenem Vorfall ebenfalls in der Stadt des Pendragon gelebt. Nachdem sie sich durch Zufall auf einem der vielen Feste kennengelernt hatten, wurden sie schnell Freunde. Das Timeth kein reinblütiger Drache war, war etwas was Lyrrokh nie störte. Was ihm viel mehr auf die Nerven ging, sein Hang durch sein loses Mundwerk und unbedachte Taten in Schwierigkeiten zu geraten. Aus welchen Lyrrokh ihn dann meist raushauen musste. Irgendwo freute er sich natürlich auch seinen Freund zu sehen, immerhin hatte er seit dem Tod des Pendragon nichts mehr gehört. Doch Lyrrokh blieb skeptisch. Zu oft steckte Timeth in Schwierigkeiten wenn er ihn aufsuchte. Da war es wohl vorerst besser, wenn er sich nicht gerade auf gute Neuigkeiten gefasst machte. Tara schien seine Anspannung zu bemerken. Das erkannte Lyrrokh daran, dass sie Timeth nun deutlich misstrauischer musterte. Was vielleicht gar nicht mal so schlecht war. Immerhin zeigte das, dass sie nicht jedem blind vertraute. Das war ihm schon aufgefallen, als er sie am vorherigen Tag quasi gezwungen hatte, mit ihm vor den Dracern zu flüchten. Sie hatte sich erst gewehrt, was es ihm zwar schwerer machte aber es zeigte auch, dass sie eine Kämpfernatur war. Sie würde sich nicht einfach in ihr Schicksal fügen. Ob das nun gut oder schlecht war würde sich noch zeigen. Für den Moment aber deutete er es als gutes Zeichen. Lyrrokh räusperte sich.
 »Also Timeth? Was ist hier eigentlich los?«, erkundigte er sich.
 Timeth verzog das Gesicht. »Ja, mein Freund. Danke für diese herzliche Begrüßung. Ich freue mich auch dich zu sehen!«, meinte er schnippisch.
 Als er jedoch Lyrrokhs deutlich genervtes Gesicht bemerkte nickte er. »Ist ja gut. Nur keine Panik«, Timeth warf einen Blick in Richtung Tara.
 »Ist schon gut. Sie darf ruhig mithören«, entschloss Lyrrokh sich.
 »Gut, wie du willst«, meinte Timeth alles andere als erfreut.

Tara musterte Timeth. Es war mehr als offensichtlich, dass er ihr kein Stück über den Weg traute. Das allerdings beruhte auf Gegenseitigkeit. Denn obwohl es wohl stimmte, dass er ein Bekannter war, war Tara nicht entgangen, wie Lyrrokh sich versteift hatte, als er ihn erkannte. Sie wusste zwar nicht was das bedeutete, entschloss sich aber, auf der Hut zu sein. Tara war zwar jemand, die versuchte den Menschen um sich herum zu vertrauen. Doch dafür kannte sie Timeth dafür zu schlecht. Denn ein Mensch der anderen blind vertraute war sie nun trotzdem nicht und würde es auch nie sein. Vor allen Dingen nicht, nach allem was nun geschehen war. Dem einzigen dem sie im Moment vertrauen konnte, so beschloss sie, war wohl Lyrrokh. Wobei es wohl besser wäre zu sagen: Er hatte ihr bisher keinen Grund gegeben, dass sie ihm nicht vertrauen konnte. Er hatte sie zwar aus ihrem Dorf entführt, doch so war sie schließlich den Dracern und dem Tod entkommen und das war auch der Grund, warum sie noch lebte.

»Timeth. Würdest du bitte die Freundlichkeit haben und mir sagen, was eigentlich los ist?«, erkundigte Lyrrokh sich gereizt.
 »Er ist wieder in der Stadt.« Timeth sah Lyrrokh bedeutungsvoll an.
 Lyrrokh stöhnte. »Du redest doch nicht von...«
 »Von Fynrik, ganz genau«, hallte die Antwort von Timeth in Lyrrokhs Gedanken wieder.
 Lyrrokh seufzte. »Wie schlimm ist es dieses Mal? Konntest du ihn zur Räson bringen?«
 »Das kommt ganz darauf an, was du als schlimm bezeichnest. Wenn darunter fällt, dass er ein Wirtshaus, natürlich ganz aus Versehen, abgefackelt und in zwei anderen randaliert hat, dann ja. Eingekriegt hat er sich dann aber zum Glück danach wieder von selbst. Oder vielleicht sollte ich lieber sagen, dass er sich danach so besoffen hat, dass er unterm Tisch gelandet ist.«
 »Nicht schlecht. Das ist eine reife Leistung. Selbst für Fynrik. Der Weinkeller des Wirts ist jetzt wohl leer, wie?«
 »Das ist nicht witzig!«
 »Ich weiß. Aber wie ist es denn eigentlich dazu gekommen?«

»Würdet ihr beide bitte aufhören, mich zu ignorieren und mir sagen, was los ist?«, beschwerte sich Tara gereizt.
 »Fynrik ist los«, knurrte Lyrrokh.
 Tara zuckte zusammen. Einen kurzen Augenblick lang hatte sie, auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollte, Angst vor ihm gehabt. »Fynrik? Wer ist das?«
 »Jemand dem du besser nicht begegnest, wenn er schlecht gelaunt ist«, antwortete Timeth für Lyrrokh.
 Tara zog eine Braue in die Höhe. »Danke für die Auskunft. Jetzt bin ich wirklich sehr viel schlauer als vorhin«, gab sie bissig zurück.
 Lyrrokh tauschte einen fragenden Blick mit Timeth. Der zuckte mit den Schultern. Scheinbar überließ er es ihm darüber zu entscheiden ob er es Tara sagte oder nicht. »Fynrik ist ein Feuerdrache und absolut unausstehlich wenn er schlecht gelaunt ist. Außerdem ist er ein Freund von mir«
 Nun wanderte auch die andere Braue von Tara in die Höhe.
»Du hast wirklich seltsame Freunde«, stellte sie fest.
 »Du ahnst ja nicht, wie sehr du Recht hast«, murmelte Lyrrokh seufzend.
 

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Tag der Veröffentlichung: 27.08.2021

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