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Pia und Malte gehen schlafen

 

Das junge Ehepaar Pia und Malte geht gemeinsam ins Bett. Beide

haben das gleiche Ziel, schnell in die eigene Traumwelt zu gelangen.

Pia hat morgen ein wichtiges Gespräch. Dort geht es um ihre Zukunft

in der Firma, eine Beförderung ist zu vergeben. Sie und ein

Kollege stehen in der engeren Auswahl. Malte muss am nächsten

Tag ein Projekt den Aktionären vorstellen. Stimmen sie dem Vorschlag

von Malte zu, dürfte er das Projekt leiten und finanziell viel

besser dastehen. Sollte Malte den Geschmack der Aktionäre nicht

getroffen haben, wären drei Monate Vorbereitung umsonst gewesen.

 

Pia:

„Gute Nacht, Kopf.“

„Ja, ähm, Nacht, hast du auch an alles gedacht?“

„Was soll diese Frage? Natürlich habe ich an alles gedacht.

Zähne geputzt, Licht aus, Haustür abgeschlossen, Wecker gestellt.“

„Ach ja, du hast morgen ein Vorsprechen für den neuen Job

in der Firma, aufgeregt?“

„Jetzt schon, warum erinnerst du mich da jetzt dran?“

„Sei nicht gleich so schnippisch, ist mir gerade eingefallen,

dafür bin ich doch da, hihihi.“

„Deswegen sollte ich jetzt auch schlafen und du auch.“

„Was ziehst du morgen an zu dem Gespräch?“

„Das habe ich doch schon rausgelegt.“

„Ja, stimmt, du hast dich ein paar Mal umentschieden und

dann das dezente Graue favorisiert. Ob das Kostüm wirklich

Eindruck hinterlässt?“

„Hör auf. Mit den Zweifeln hättest du kommen können, als

ich vor meinem Kleiderschrank stand. Nun wird es das Kostüm

sein, und dabei bleibt es.“

„Wird alles gut gehen, du wirst einschlagen wie eine Bombe.“

„Danke, Kopf, und nun wollen wir schlafen.“

„Das Bügeleisen! Hast du das Bügeleisen vom Strom genommen?“

„Wie, was Bügeleisen? Ja doch, ich glaube schon.“

„Glauben heißt nicht, dass du es wirklich weißt. Du nimmst

es an, du vermutest es. Liegt das Bügeleisen jetzt gefahrenlos im

Schrank, oder fackelt demnächst das Haus ab?“

„Lass mich, ich bin mir sicher, dass ich es vom Strom genommen

habe. Warte, ich habe heute gar nicht gebügelt.“

„Oh, tut mir leid, mein Fehler. Du solltest jetzt wirklich

schlafen, denk an morgen.“

„Ich möchte ja schlafen und so gar nicht an morgen denken.“

„Kratz vorher noch an der Nase.“

„Wieso juckt sie immer, wenn ich zur Ruhe kommen möchte?“

„Willst du es wirklich wissen? Steh auf und mache dich

schlau.“

„Einfach nicht daran denken, dann hört es auf. Ob ich den

Grund weiß oder nicht, hilft mir nun auch nicht weiter.“

„Schnell, mach die Augen auf, war das eine Mücke, die sich

anschleichen wollte? Ich weiß, du hast auch das verräterische

Summen gehört.“

„Ich bin doch gerade eingedöst. Ich bin mir sicher, ich habe

schon geschlafen.“

„Nein, hast du nicht, wenn ich noch hellwach bin, bist du

das auch. Ich habe eine Mücke gehört, ganz bestimmt.“

„Das war eine Einbildung. Wir haben doch eine Antimücken-

Spirale auf dem Tisch liegen. Die hat Malte dort vorhin hingelegt.

Die verrichtet ausgezeichnete Arbeit. Seitdem haben wir keine

Mücken mehr im Schlafzimmer.“

„Hast du gesehen, wie Malte die Spirale dort hingelegt hat?“

„Ich habe es ihm, bevor ich ins Badezimmer gegangen bin,

gesagt, dass er doch so nett sein möchte und die neue Spirale

gegen die alte austauschen könne.“

„Gesehen hast du es also nicht.“

„Ich vertraue meinem Mann.“

„Echt, wirklich, du bist dir sicher.“

„Gib endlich Ruhe. Ich werde mich schon aufrichten und

nachschauen.“

„Tatsächlich, dort liegt eine neue Spirale. Wenn du deinem

Mann gleich vertraut hättest, könntest du vielleicht schon schlafen.

Dann war das Summen wohl doch ein Fehlalarm von mir. Passiert

den Besten, würde ich sagen.“

„Hmpf.“

„Wo du wieder gelangweilt an die Decke starrst, der neue

Junge am Empfang ist schon süß, oder?“

„Schon, aber ich habe doch meinen Mann neben mir.“

„Kein Grund, andere Männer nicht süß zu finden.“

„Schluss jetzt, schlafen.“

„Deine Kehle ist ja ganz trocken, vielleicht nimmst du einen

Schluck Wasser aus dem Glas neben deinem Bett.“

„Wenn ich mich jetzt bewege, werde ich wieder wach, ich

kann das aushalten.“

„So wie du dich die ganze Zeit hin und her wälzt, los, mach

zum mindesten ein Auge auf und greife zum Glas.“

„Na gut, aber dann lass mich endlich schlafen. Ein paar

Stunden habe ich noch.“

„Oh hör mal, hat dein Schatz schon immer so laut geatmet?

Ha, der schläft wohl schon, Frechheit.“

„Morgen ist ein großer Tag für ihn. Wenigstens kann er ein

wenig schlafen. Er muss ziemlich aufgeregt sein. Vor all den

Leuten sprechen zu müssen, die dann noch über seinen Vorschlag

urteilen.

„Sein Atem ist wirklich laut.“

„Nervt das nicht? Wir wollen doch schlafen. Wie soll das

gehen, wenn er so laut ist?“

„Es wird schon gehen. Bestimmt hatte er auch Schwierigkeiten

einzuschlafen. Da sollte ich ihn nicht stören oder womöglich

noch aufwecken.“

„Na, wenn du meinst. Es ist immerhin schon Mitternacht

vorbei, und wir haben morgen doch auch das wichtige Gespräch.

Er ist schon rücksichtslos.“

„Ich sagte doch, ist in Ordnung. Was ist, wenn ich ihn aufwecke?

Er kann dann bestimmt nicht wieder sofort einschlafen,

weil er an sein Projekt denken wird. Malte hat sehr viel Energie

in die Sache gesteckt. Ich gönne ihm seinen Schlaf.“

„Er hält dich aber vom Schlafen ab. Komm, schubs ihn an.

Schubs ihn an.“

„Nein, ich schaffe es auch so abzuschalten.“

„Mach dir nichts vor, das wirst du heute Nacht nicht hinbekommen.

Hör mal, seine Töne ändern sich. Sein lautes Atmen

wird zum Schnarchen. Du solltest ihm Einhalt gebieten.“

„O. k., aber nur weil ich ein wenig Schlaf brauche.“

„Dem hast du es gezeigt. Nun ist er leiser, und du kannst zur

Ruhe kommen. Ui, du hast deine Mutter lange nicht mehr angerufen.

Hast du dir das aufgeschrieben?“

„Ich weiß. Und nein, habe ich mir nicht aufgeschrieben.

Wenn sie mich vermissen würde, hätte sie sich schon gemeldet.“

„Du solltest es dir aufschreiben und eine gute Tochter sein.

Deine Mutter ist viel zu rücksichtsvoll, um dir auf die Neven zu

gehen. Sie ist so eine liebe Frau.“

„Ja, ich schreibe es mir auf.“

„Jetzt?“

„Nein, nicht jetzt, es wird nun geschlafen.“

„Bei der Wärme kannst du schlafen?“

„Mehr kann ich nicht machen, Fenster ist auf, und ich habe

eine leichte Decke. Es muss so gehen. Ich strecke ein Bein raus,

um mich etwas abzukühlen.“

„Milch!“

„Was hast du jetzt mit der Milch?“

„Es ist keine mehr da.“

„Doch, ich habe vorhin die letzte Packung aufgemacht.“

„Die letzte Packung, siehst du, ab morgen ist keine mehr

da. Du solltest welche einkaufen morgen. Schreib dir das auf.“

„Das werde ich noch behalten können.“

„Du brauchst gar nicht auf die Uhr zu schielen, ich habe die

Kirchturmglocken auch gehört. Zwei Uhr ist es schon. So langsam

wird es knapp mit dem Ausschlafen. Das wird morgen nichts.“

„Danke für die Aufmunterung. Wenn ich jetzt schlafe, dann

wird es ausreichen.“

„Ich weiß doch, wie du den Tag über drauf bist, wenn dir

Schlaf fehlt. Ich denke, du kannst morgen gleich zu Hause bleiben.

Überlasse den Job kampflos deinen Kollegen.“

„Das werde ich nicht tun. Er ist ein Schleimer und hat es

nicht verdient. Lass mich jetzt endlich in Ruhe! Schalte ab!“

„Dann gönne ich dir ein wenig von der Nacht. Es sei denn,

du möchtest noch schnell vorher auf Toilette. Du hättest das

Glas nicht austrinken sollen.“

„Ich hasse dich!“

„Wenn du schon auf bist, schreibe gleich auf, dass du deine

Mutter anrufen sollst und die Milch alle ist. Um wirklich sicherzugehen,

schau nach, wo das Bügeleisen sich befindet.“

 

Malte:

„Hey Kopf, schlafen?“

„Bin dabei. Nacht!“

„High Five.“

„High Five!“

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 26.08.2017

Alle Rechte vorbehalten

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