ALLEIN GELASSEN
von
Karin Welters
© Karin Welters
Published by LitArt-World © 2018
Psychische Erkrankungen sind auf dem Vormarsch. Ihre Behandlungen sind meist langwierig und teuer. Obwohl gut ausgebildete Ärzte genau wissen, wie den Patienten nachhaltig geholfen werden könnte, verhindert die Profitgier mancher Kassen und Versicherer wirksame Hilfe.
In diesem Buch finden sich erschütternde Berichte von psychisch Kranken, die (auch) vom deutschen Gesundheitswesen systematisch allein gelassen wurden. Dennoch machen ihre Geschichten Mut. Sie zeigen, wie Betroffene ihr Leben wieder in den Griff bekamen – trotz des „kranken Gesundheitssystems“.
Obwohl Depressionen und Burn-Out Syndrome mittlerweile zu den so genannten Volkskrankheiten gezählt werden können, werden die Betroffenen am Ende ‚Allein gelassen‘!
Vorwort
Einführung
Fallgeschichte 1 - Anna F.
Fallgeschichte 2 - Roland B.
Fallgeschichte 3- Leonie F.
Fallgeschichte 4 - Anette M.
Fallgeschichte 5 - Maria H.
Zusammenfassung
Nachwort
Die meisten Leserinnen und Leser wollen wissen, wer das Buch, das sie in der Hand halten, geschrieben hat. Wer ist diese Autorin oder dieser Autor? Wie kommt er oder sie dazu, ein solches Buch zu schreiben? Warum ist das Thema für ihn oder sie wichtig? Was befähigt sie oder ihn überhaupt, das Thema sach- und fachkundig zu behandeln?
Wäre ich eine prominente Persönlichkeit, trüge ich einen Professoren- oder Doktortitel, hätte meine Stimme Gewicht. Dann erübrigten sich die obigen Fragestellungen. Aber…
… gerade weil ich mich nicht dem akademischen, universitären (Tunnel)Denken unterworfen habe, sehe ich mich in der Lage, mich dem sensiblen Thema der psychischen Leiden weitaus objektiver zu nähern, als diejenigen, die im System verhaftet sind.
Ein System wird von denen, die von ihm profitieren, nicht objektiv beurteilt und schon gar nicht verändert.
Vor mehr als 35 Jahren habe ich mich zur Kommunikationstrainerin ausbilden lassen. Dadurch kam ich, fast zwangsläufig, auch mit der Lernpsychologie in Kontakt. Beruflich bin ich noch immer als Coach und psychologische Beraterin tätig, die u.a. Persönlichkeitstrainings anbietet und durchführt.
Vor ein paar Jahren habe ich beschlossen, Romane zu schreiben. Und weil ich gute Psychothriller verfassen wollte, habe ich ein dreijähriges Fernstudium absolviert, das mir das Wissen um die psychischen Erkrankungen nach dem ICD-Katalog vermittelte. Meine theoretische Ausbildung als Heilpraktikerin für Psychotherapie habe ich mit der Note 2 abgeschlossen.
Und dann ereilte mich die Realität. Ich rutschte, zunächst unmerklich, in ein Burn-Out – mit allem Drum und Dran.
Die Erfahrungen, die ich seitdem mit dem deutschen Gesundheitssystem mache, sind derart unfasslich, dass ich beschloss, eine Dokumentation zusammen zu stellen.
Auf meinem Weg traf ich auf Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben oder noch immer machen.
Wie schwer krank (nicht nur) das deutsche Gesundheitssystem ist, zeigen die Berichte der Betroffenen, die in diesem Buch zu Wort kommen.
Ich kann nur bestätigen, dass die Anforderungen der Kassen, Versicherer, Behörden und Ämter an Menschen, die ohnehin kaum noch über Lebensmut und Energie verfügen, völlig überzogen sind. Formulare, Atteste, Gutachten und sogar Gerichtsverfahren werden denen aufgebrummt, die manchmal – aufgrund verabreichter Psychopharmaka – schon gar nicht mehr in der Lage sind, klar zu denken.
Erstaunlich, dass diese Menschen sich dennoch selbst am Haarschopf aus dem „Sumpf von Depression und Burn-Out, Verzweiflung und Trübsal, Mutlosigkeit und Verzagtheit“ herausgezogen haben.
In allen Fällen, so bestätigten die Betroffenen, waren Familien und Freunde an ihrer Seite, auf die sie sich verlassen konnten. Sie sind überzeugt, dass sie es ohne deren Hilfe und Unterstützung nicht geschafft hätten.
Und genau darauf setzt das Gesundheitssystem; genau davon profitiert es: Es missbraucht das Wertesystem derer, die es ausbeutet.
Die Profitgier im Gesundheitswesen spiegelt sich auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen. Diejenigen, die sich zu Wort gemeldet haben, durften die Gier des Staates nach noch mehr und noch mehr Steuereinnahmen genau so „genießen“ wie andere, die aufgrund der Profitgier von Unternehmen psychisch krank wurden.
Die Fallbeispiele in diesem Buch sind symptomatisch für viele andere, die ähnliche Erfahrungen machten und ebenfalls erkrankten.
Wo sind die „Experten“, die sich lautstark melden, wenn eine ganze Gesellschaft an der Profitgier einer Minderheit zu leiden beginnt?
Oder ist unsere Gesellschaft insgesamt schon derart psychisch krank, dass kein Hahn mehr danach kräht, wenn die ethisch-moralischen Werte des Mensch-Seins, der Humanität den Bach herunter gehen?
Kann unsere Spezies noch „human“ genannt werden?
„Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier“
(Mahatma Gandhi)
Menschen lieben Geschichten…
… ob in gedruckter Buchform, als eBook, im Kino, am Fernseher, in der Oper, im Schauspielhaus oder bei einer Lesung.
Warum lieben Menschen Geschichten?
Krimis, Liebesromane, Science Fiction oder Horrorgeschichten – was macht Erzählungen so faszinierend?
Ganz einfach …
… Geschichten sprechen Gefühle an. Erzählungen entführen Leser/Hörer/Zuschauer in Phantasiewelten. Sie leiden oder fiebern mit den Protagonisten, den Helden, Opfern oder Geretteten. Meist sind die Protagonisten erfundene Figuren, die ein Autor oder eine Autorin zum Leben erweckte.
Das, was den Helden oder die Heldin erlebt, erinnert die Leserschaft an eigene Erlebnisse ähnlicher Natur. Geschichten stupsen also unsere eigenen Erfahrungen und Gefühle an.
Geschichten, in denen real lebende Figuren die Hauptrolle spielen, deren Erzählungen auf tatsächlich erlebten Begebenheiten beruhen, werden in der Regel Dokumentationen genannt. Von ihnen geht meist eine besondere Faszination aus, weil die Leserschaft, der Hörer oder die Zuschauerin die Beschreibungen in sein eigenes Leben, in seine eigene Realität integrieren muss, denn es ist gegenwärtige Realität - d.h. auch seiner oder ihrer.
Dokumentationen über die Algenpopulation in antarktischen Gewässern sind sicher hochinteressant, aber Dokumentationen, die sich unmittelbar in der eigenen Gesellschaft abspielen, das eigene Leben berühren, lösen starke Gefühle aus.
Die in diesem Buch erzählten Geschichten sind solche Dokumentationen.
Meine Geschichten sind kurz. Sie sollen nicht dem Zweck der egozentrischen Selbstdarstellung dienen oder gar Voyeurismusneigungen befriedigen. Sie sollen einen Lebensabschnitt beleuchten, wie er sich in Millionen anderen Familien abspielen könnte und auf die eine oder andere Weise tatsächlich abspielt.
Meine Geschichten sind auch nichts Besonderes. Sie beschreiben einfache Tatsachen, das Alltagsleben von ganz normalen Menschen, die gesellschaftlichen Veränderungen in den letzten Jahren, wie sie keine der Generationen je zuvor erleben konnte.
Menschen interessieren sich für andere
Sie sind neugierig – eine der wesentlichen Eigenschaften des Mensch-Seins, die ihn befähigen, sich an veränderte Lebensbedingungen anzupassen – ein Muss für das Überleben einer Spezies. Sie wollen wissen, wie andere denken und fühlen. Sie wollen wissen, wie andere ihr Leben meistern, Probleme lösen und Schwierigkeiten überwinden. Mitgefühl und Anteilnahme sind grundsätzlich, von Geburt an, im Mensch-Sein verankert, eine die Spezies ausmachende Eigenschaft.
Auch diese Eigenschaft ist mit verantwortlich dafür, dass authentische Geschichten und Erzählungen sich immer der Beliebtheit erfreuen werden. Dokumentationen ermöglichen den klassischen Wissenstransfer, der es Menschen erlaubt, von den Erfahrungen anderer zu profitieren.
Menschen sind lernfähig
Stimmt die innere Motivation, sind Menschen zu Leistungen fähig, die sie selbst nicht für möglich gehalten haben. Der Pioniergeist wohnt dem Menschen inne und lässt ihn sogar auf dem Mond landen. Zukünftige Herausforderungen werden die Lernfähigkeit des Menschen in ganz besonderem Maße trainieren, denn wir steuern auf eine globale Veränderung zu, die sich derzeit in einer eklatanten Zunahme an länderübergreifenden Konflikten unübersehbar ankündigt.
Geschichten, die die reale Gegenwart spiegeln, können dazu beitragen, dass Missstände beseitigt werden, unter denen zukünftige Generationen gar nicht erst zu leiden haben.
Humanität ist das Merkmal der Spezies Mensch
Humanität ist das Merkmal, das uns von Tieren unterscheidet. Obwohl Teile unseres Menschseins Triebe und Instinkte umfassen, verfügen wir über ein Instrument, das es uns erlaubt, unsere Triebe und Instinkte zu lenken, zu steuern: unser Bewusstsein. Wir sind als Menschen nicht unseren Trieben, unseren Instinkten ausgeliefert, sondern können unseren Willen und unsere Handlungen bewusst auf ein Ziel ausrichten, das außerhalb der Triebe und Instinkte angesiedelt sein kann.
Viele fiktive Geschichten und Erzählungen berichten von Protagonisten, die ihre Humanität für eine Heldentat einsetzten und dadurch schwierige Lebenssituationen meisterten.
Seit Jahrtausenden schlagen wir uns auch mit einer Eigenschaft unserer Spezies herum, die in der Tierwelt weitestgehend fehlt: der Gier.
Und bei allen überwiegend positiven Eigenschaften des Menschen ist es die unmenschliche und unersättliche Gier, die unsere gesamte Spezies heute in ihrer Existenz bedroht.
Ist Gier tatsächlich eine grundsätzlich menschliche Eigenschaft?
Die Antwort muss lauten: nein!
Denn… wäre dem so, gäbe es keine einzige Ausnahme bzw. fehlende Gier wäre eine Abnormität.
Was also lässt Menschen gierig sein?
Wonach gieren sie?
Und …
… wie können wir als Menschheit dieser Gier endlich Herr werden?
Betrachten wir die menschliche Gier einmal etwas näher.
Wie ein tödliches Krebsgeschwür, das den ganzen Globus infiziert hat, versucht es, sich alle humanen Eigenschaften einzuverleiben.
Mitgefühl, Wertschätzung, Liebe, Anteilnahme, Herzlichkeit, Verständnis, Achtung, Anerkennung, Hingebung, Respekt, Güte und Wohlwollen sind seine Leibspeisen.
Die Gier ernährt sich ausschließlich von den wirklich humanen Eigenschaften, den Charakteristika, die das Menschsein ausmachen.
In früheren Jahren konnte Gier mit handfesten Menschen, mit körperlichen Wesen in Zusammenhang gebracht und geächtet werden. In der heutigen Zeit, im 21. Jahrhundert, versteckt sich die schlimmste Geißel der Menschheit hinter anonymen Einrichtungen, Konzernverflechtungen, entmenschlichten Institutionen, amtlichen Richtlinien, politischen Gremien, Korruption, Bestechung und Lobbyistentum.
Namenlos, Gesichtslos, scheinbar nicht greifbar.
Milliarden Normalbürgerinnen und –bürger bevölkern den blauen Planeten.
Zu diesen Normalbürgern gehöre ich.
Ich könnte mich mit einer einzelnen Ameise vergleichen, die in einem riesigen, nicht lobbyistisch organisierten Ameisenhaufen ein unscheinbares, vergängliches und unauffälliges Leben führt – genau wie die meisten der anderen Milliarden Ameisen.
Es sind unzählige „Normalverbraucher“ – kurz gesagt: Normalos.
In der Regel schweigt die Mehrheit dieser Normalos, wenn es um politische Auseinandersetzungen, kontroverse Diskussionen unter Experten und Ausschweifungen linker, rechter oder religiöser Fanatiker geht.
Wird wieder einmal ein besonders schwerer Fall von menschlicher Gier publik und nimmt in allen Medien als Sensationsmeldung für höchstens 72 Stunden den ersten Platz ein, schütteln die Normalos Kopf. Sie haben genug mit der Meisterung ihres Lebens zu tun, zahlen ihre Steuern, Abgaben und Beiträge und sind die lautlose, unkomplizierte und scheinbar grenzenlos belastbare, tragende Säule unserer Gesellschaft. Eines der wichtigsten Merkmale dieser Bevölkerungsgruppe ist ihre scheinbare Trägheit und ihr Gehorsam.
Jede Regierung, ganz gleich welcher Couleur, muss sich auf dieses namenlose Fundament verlassen können, wie jedes Unternehmen auf die Ehrlichkeit, Loyalität und Folgsamkeit seiner MitarbeiterInnen bauen muss.
Ohne diese zuverlässige, charakterfeste, pflichtbewusste, gesichtslose Masse der Normalos würde nicht nur unser so genanntes demokratisches System zusammenbrechen. Die Geduld, die Langmütigkeit und das Wertesystem der Normalos sind nicht in Zahlen darstellbar – weil unbezahlbar. Dieses Wertesystem erscheint in keiner Bilanz, obwohl es ohne sie es gar keine Bilanz gäbe.
Was wäre ein Unternehmen ohne solche Mitarbeiter?
Was wäre eine Regierung ohne solch ein Volk?
Was wäre eine Kirche ohne solche Gläubigen?
Wie hoch oder niedrig sollen Verantwortungsbewusstsein, Hingabe, Zuwendung, Hilfsbereitschaft, Liebe oder Wertschätzung beziffert werden? An welcher Stelle der Bilanz würden sie aufgelistet?
Würde der Steuerprüfer ihr Fehlen bei der Steuerberechnung berücksichtigen und dem Unternehmen einen Nachlass gewähren? Oder bei ausgeprägten Werten dieser Art gar einen Steuerzuschlag erheben?
Wer sich die „Bezahlung“, die volkswirtschaftliche Wertschätzung derjenigen anschaut, die diese Eigenschaften bei ihrer Berufswahl in den Mittelpunkt stellen, darf erkennen, dass ausgerechnet die Berufe, in denen Menschlichkeit an oberster Stelle steht, am schlechtesten bezahlt, ja manchmal sogar überhaupt nicht bezahlt werden: Altenpfleger, Krankenschwestern, Mütter, Ehefrauen und -männer – nur um einige wenige zu benennen.
Es gibt nur ganz wenige Indikatoren, die gravierende Veränderungen innerhalb der namenlosen Mehrheit von Normalos aufzeigen. Umso bedeutsamer sind sie und sollten solche Veränderungen Beachtung finden. Die an Macht- und Schaltstellen positionierten Führungskräfte müssen Alarm schlagen, wenn sie solche, zunächst leisen Hinweise bemerken und so schnell wie möglich dem erkennbaren Trend gegensteuern.
Eine hohe Mitarbeiterfluktuation in Unternehmen weist auf ein Management hin, das über fehlende Führungsqualitäten verfügt.
Dass die Profitgier in Unternehmen häufig dazu führt, dass Wenigen zu viel Arbeit aufs Auge gedrückt wird – von wegen personeller Umstrukturierung – ist allgemein bekannt (siehe Pflegepersonal). Die Krankheitsrate in diesen Berufen spricht eine laute und eindeutige Sprache.
Es gibt einige Beobachter, die laut nach einer gravierenden Veränderung rufen. Viele Politiker, Wissenschaftler und Führungskräfte haben sich bereits zu Wort gemeldet.
Aber sie scheitern an einer undurchdringlichen Mauer: der unersättlichen Profitgier!
Demgegenüber finden sich Vertreter einer Minderheit, die das Bild der Medienlandschaft beherrschen. Ich bezeichne sie
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: © Karin Welters / Published by LitArt-World © 2018
Bildmaterialien: © 123 RF lightpoet
Cover: © Karin Welters
Tag der Veröffentlichung: 19.08.2017
ISBN: 978-3-7438-2905-3
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