Cosy Crime aus Mönchengladbch von
Karin Welters
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Published by LitArt-World Press © 2018
Im beschaulichen Dorthausen, einem ländlichen Ortsteil von Mönchengladbach, wird der 48-Jährige Pilot Walter Dangel tot im Hotelzimmer des Dorthausener Hofs aufgefunden. Nicht nur die Todesursache bleibt zunächst unklar, auch die Cessna 425, mit der Dangel unterwegs war, verschwindet aus dem Hangar am Flughafen Mönchengladbach.
Als im Palace St. George ein zweiter Pilot tot aufgefunden wird, ist Anne Weller, Oberkommissarin im KK 11, sicher: Die beiden Fälle gehören zusammen.
Geht es um Schmuggel? Schließlich flogen beide Piloten regelmäßig nach Holland, Belgien und Frankreich. Aber… Schmuggel wovon? Drogen in Enschede? Diamanten in Antwerpen? Geldwäsche in Luxemburg? Oder Medikamente der Interpharm, für die Dangel als Pilot arbeitete?
Hinweise, Spuren und Verdächtige hat Anne mehr als genug, findet jedoch keinen roten Faden, der zur Aufklärung der Verbrechen führt. Erst als sich Jette Berger, Annes mütterliche Freundin und pensionierte Hauptkommissarin, einschaltet, kommt Bewegung in die Fälle. Unerwartete Unterstützung bekommt sie dabei von ihrer Freundin und Ex-Kollegin Katharina Blum aus Berlin, die gerade zu Besuch ist.
Löst das Team vom KK11 zusammen mit Jette und Katharina auch diesen äußerst mysteriösen Fall?
MG – Heimat direkt vor Ort
Im Rahmen der Initiative „MG – Heimat direkt vor Ort“ erscheint hiermit der 7. Band der Jette Berger Krimi-Reihe.
Standen in den vorherigen Roman Rheindahlen, Stadtmitte, Winkeln, Neuwerk und Wickrath im Mittelpunkt der Handlungen, rückt in diesem Krimi erneut Rheindahlen in das Zentrum der Aufmerksamkeit... und der Flughafen MGL.
Ziel aller Jette Berger Regional-Krimis ist nicht nur, die Leserschaft zu unterhalten sondern auch die Gelegenheit, sich in „seinem“ Ortsteil wiederzufinden.
Die Initiative dient dazu, den Charme der „Kleinstadt-Atmosphäre“ von Gladbachs Außenbezirken und der Infrastruktur der Großstadt im Gleichgewicht zu halten.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Lesevergnügen.
Herzlichst
Ihre Karin Welters
Jette Berger
Die 54jährige Hauptkommissarin a.D. ist Anne Wellers mütterliche Freundin und steht der Oberkommissarin als Beraterin zur Seite. Mit unkonventionellen Methoden erreicht sie Ergebnisse, die Anne Weller verwehrt bleiben. Sie liebt ihren Wintergarten, in dem sie oft und gern Tee trinkt.
Anne Weller
Die 39jährige Oberkommissarin beim KK11 in Mönchengladbach sieht sich durch die Vorschriften oft in ihrer Arbeit eingegrenzt. Sie liegt ständig im Clinch mit dem Polizeipräsidenten, den sie nicht ausstehen kann. Besonderes Kennzeichen: rote Lockenpracht, die sie bei aufsteigendem Ärger in den Nacken wirft.
Iris Stelzmann
Die 26jährige Jung-Kommissarin gilt als Computerfreak. Auf ihre Spezial-Kenntnisse greift sogar das LKA gern zurück. Wegen ihrer rotblonden Haarmähne, trägt sie seit ihrer Kindheit den Spitznamen „Löwchen“. Am liebsten flirtet sie mit jungen Uniformierten.
Jochen Peters
Der 43jährige Kollege von Anne und Iris unterstützt das Damentrio zunehmend auf Anweisung des Polizeipräsidenten. Die anfängliche Missstimmung zwischen Anne Weller und ihrem Kollegen entspannt sich zunehmend, je öfter Peters in die jeweiligen Fälle eingebunden wird.
Toni Heckersbach
... ist der 52jährige Polizeipräsident in Mönchengladbach und einer von den Chefs, die immer schnelle Ergebnisse sehen wollen, ein Ansinnen, das sich ab und zu als cholerische Ausbrüche bemerkbar macht. Weil der Polizeidirektor Ludewig schon seit längerer Zeit wegen Krankheit ausgefallen ist, muss sich Anne Weller mit dem "Lackaffen", wie sie ihren obersten Dienstherrn insgeheim nennt, herumschlagen.
Paul Kemmerling
Der 51jährige Staatsanwalt hat – nach anfänglicher Skepsis – der Zusammenarbeit des KK11 mit Jette Berger zugestimmt. Als Kavalier „alter Schule“ freut er sich stets auf Jettes Einladung in deren Wintergarten, wenn die ehemalige Hauptkommissarin wieder einmal einen besonders verzwickten Fall aufdröselt.
Katharina Blum
Die Münchener Ex-Kollegin und Freundin von Jette, die zu Besuch ist. Sie unterstützt das gesamte Team in den Ermittlungen um das Verbrechen in Dorthausen.
Jette hat sie in einem ihrer hübschen Gästezimmer einquartiert.
Freitag, 12. August 2016
Dana war spät dran. Danae, wie ihr ursprünglicher, griechischer Namen lautete, war Dimitris Nichte, die für ihren Onkel die Zimmer im Dorthausener Hof in Ordnung hielt. Dreimal pro Woche von 11 bis 15 Uhr bezog sie die Betten, wischte die Badezimmer und saugte die Teppichböden.
An diesem Tag war es bereits kurz nach 11 Uhr, als sie an dem großen, weiß getünchten Haus an der Gladbacher Straße im Stadtteil Rheindahlen Dorthausen ein wenig außer Atem eintraf.
Dimitrios Manachiaris erwartete sie bereits ungeduldig. „Wo bleibst Du denn? Ich habe mir schon Sorgen gemacht.“
„Ach, im Supermarkt war der Teufel los. Eine Warteschlange bis zu den Tiefkühltruhen und nur eine Kasse geöffnet.“ Sie war genervt und fügte hinzu: „… wie immer, wenn man es eilig hat.“ Sie drückte ihm eine Plastiktüte in die Hand. „Hier! Deine frischen Kräuter!“
„Danke, Dana. Ohne frische Kräuter geht nun mal nichts bei uns. Getrocknete kommen mir nicht in die Küche. Das sind wir unseren Gästen schuldig.“
„Ja, ja… und mit welchem Zimmer soll ich anfangen?“
„Fang am besten mit der Nummer 2 an.“
„Bei dem Piloten?“
„Ja, Er hat mir gestern Morgen gesagt, dass er noch drei bis vier Nächte länger bleiben will. Deshalb muss das Zimmer heute Nachmittag, wenn er kommt, fertig sein. Er reist wahrscheinlich erst am Montag ab.“
„Gut. Und dann? Welches Zimmer soll ich dann machen?“
„Dann die Nummer 3. Heute Abend kommt ein Ehepaar, ein Herr Schreiber mit seiner Frau. Für die habe ich die 3 reserviert. Die anderen Zimmer kannst du machen, wie es dir am besten auskommt.“
Dana betrat die kleine Abstellkammer, griff nach Eimer, Tücher, Staubwedel, Schrubber und Staubsauger und klopfte an der Tür mit der Nummer 2.
Als keine Antwort kam, öffnete sie sie mit ihrem Generalschlüssel und schleppte ihre Utensilien hinein. Mit dem Fuß gab sie der Tür rücklings einen Tritt, dass sie laut ins Schloss knallte. Auf den ersten Blick erfasste sie, dass die Kleidung, einschließlich der schmucken Piloten-Uniform, auf der anderen Seite des Bettes, direkt unter dem Fenster zusammengeknüllt auf einem Haufen lag.
Komisch, dachte sie. Der ist doch sonst immer so ordentlich.
Sie umrundete das Bett, um die Kleidung aufzuheben und ordentlich zu sortieren.
Nach drei Schritten erstarrte sie mitten in der Bewegung.
Er lag ausgestreckt unmittelbar neben dem Bett… auf dem Bauch, mit dem Gesicht zur Seite.
Rasch kniete sie sich neben ihn. „Herr Dangel! Was ist? Ist Ihnen schlecht?“
Sie fühlte nach seinem Puls am Handgelenk und spürte sofort die Kälte seines Körpers. Erschrocken sprang sie auf und taumelte rückwärts. Sie bemerkte, wie das Blut aus ihrem Kopf in die Beine sackte, ihre Knie weich wurden und sie in Ohnmacht zu fallen drohte. Ganz langsam schwankte sie rückwärts zur Tür, nestelte mit zitternden Händen an der Klinke, und es gelang ihr nach mehreren Anläufen, die Zimmertür zu öffnen. Sie wollte schreien, brachte jedoch nur ein röchelndes Krächzen zustande. Ihre Atmung hatte sich verselbständigt und hechelte stoßweise aus ihrem Mund.
Dana zwang sich mit aller Macht, wieder die Gewalt über ihre Körperfunktionen zu gewinnen. Sie räusperte sich mehrmals. Schließlich brüllte sie so laut sie konnte: „Hilfe! Onkel Dimitri! Hilfe! Schnell!“
Wenige Augenblicke später kam er in den Flur gerannt. „Was ist los? Dana! Was ist?“
„Da!... Da ist… der… der Pilot…“ Sie zeigte mit ausgestrecktem Finger auf die Tür.
„Dana! Reiß dich zusammen. Was ist passiert?“
„Er ist... Onkel Dimitri… er ist… er ist tot!“
Dimitrios Manachiaris schnellte herum und rannte ins Zimmer.
Mit kreidebleichem Gesicht kam er nur wenige Sekunden später wieder heraus, führte Dana nach unten, drückte ihr wortlos einen doppelten Ouzo in die Hand und rief die Notrufnummer der Polizei.
*
Zehn Minuten später standen mehrere Streifenwagen mit rotierendem Blaulicht vor dem Haupteingang.
Alle Personen, die sich im Dorthausener Hof aufhielten, versammelten sich im Restaurantbereich des Eingangs. Dimitrios erkannte, dass alle seine Leute, die meisten davon Familienmitglieder, unter Schock standen.
Er war froh, dass kurze Zeit später zwei Notärzte erschienen. Einer ging nach oben, den toten Gast zu untersuchen. Der zweite kümmerte sich um seine Leute. Er selbst lehnte das angebotene Beruhigungsmittel ab. Nein! Er wollte unbedingt erfassen, was in seinem Haus vor sich ging. Schließlich war er der Chef und damit für alles verantwortlich. Da konnte er keinen umnebelten Verstand gebrauchen. Und er ahnte, dass er seinen Laden heute wahrscheinlich nicht mehr würde öffnen können. Ausgerechnet an einem Freitag! Ausgerechnet!
Und was mach ich mit den Schreibers?, dachte er. Das Palace St. George!, blitzte der Gedanke durch seinen Kopf. Die müssen die Schreibers unterbringen.
Ganz in Gedanken stand er auf und wollte zum Hörer greifen.
Der Uniformierte hielt ihn fest. „Was machen Sie da?
„Ich muss dringend telefonieren.“
„Nein!“ Der Polizist schüttelte den Kopf. „Bitte warten Sie noch. Gleich wird die Kripo hier sein. Die können dann entscheiden. Wir müssen darauf achten, dass nichts, aber auch gar nichts verändert oder unternommen wird.“
Verwirrt kehrte Dimitrios zu seinem Platz zurück.
Kripo?, dachte er. Wozu?
Er wendete sich erneut dem Uniformierten zu.
„Warum die Kriminalpolizei? Es war doch bestimmt ein Unfall.“ Er zögerte. „Das kann doch nur ein Unfall gewesen sein.“
„Vermutlich. Aber bei ungewöhnlichen Todesfällen wird meistens die Kripo benachrichtigt. Zumal…“, der Beamte zögerte, „der Notarzt will den Totenschein nicht ausstellen.“
Dimitrios traute seinen Ohren nicht. „Waaas? Warum denn nicht?“
„Das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich weiß nur, dass die Kripo benachrichtigt wurde.“
*
Als zwei Frauen den Gasthof betraten, wunderte er sich. Was wollen die denn hier? Wir haben doch noch gar nicht geöffnet.
Die Rothaarige mit den langen Locken schätzte er auf etwa Ende 30, während ihre Begleiterin, eine rotblonde Frau mit einer irren Löwenmähne, höchstens Ende 20 sein konnte.
Die ältere tuschelte mit dem Uniformierten, der auf ihn, als den Besitzer des Hotels, zeigte.
Sie zückte einen Ausweis. „Guten Tag. Sie sind der Inhaber? Herr… Manach…“
„Nennen Sie mich einfach Dimitri, das ist leichter. Ja, der bin ich.“
„Nun ja… mein Name ist Weller, Anne Weller. Ich bin Oberkommissarin beim KK 11 in Mönchengladbach und leite die Ermittlungen. Was können Sie mir sagen, Herr Dimitri?“
„Ich glaube, wir gehen besser nach nebenan“, erwiderte er und zeigte auf einen Nebenraum. „Da können wir ungestörter reden.“ Nein, er wollte nicht, dass seine Leute noch mehr Aufregung zu verkraften hatten.
Nachdem beide Platz genommen hatten, suchte Dimitri mit den Augen nach der anderen Frau. „War das Ihre Kollegin – eben? Die junge Frau mit dem rotblonden Haar… wie eine Löwenmähne?“
„Ja, das war meine Kollegin, Frau Stelzmann. Sie ist nach oben gegangen und sieht sich den Fundort der Leiche an.“
Dimitri fühlte den Blick der Kommissarin auf sich ruhen.
„Was können Sie mir sagen, Herr Dimitri?“
„Bitte, Frau Weller, Dimitri reicht. Lassen Sie das Herr einfach weg. Mein Vorname ist Dimitrios, aber die meisten sagen Dimitri zu mir.“
„Also… was können Sie mir sagen?“
Der Inhaber des Hotels berichtete, was geschehen war.
„Der Tote war also Ihr Gast.“
„Ja, ein Stammgast. Er kam einmal im Monat und blieb für ein paar Tage. Wissen Sie, er war Pilot.“
„Wie hieß er?“
„Dangel. Walter Dangel.“
„Können Sie mir den Anmeldezettel aushändigen?“
„Selbstverständlich, Frau Kommissarin.“
Er erhob sich, betrat sein Büro und kramte den Schein heraus.
„Hier. Bitte.“
„Aha. Walter Dangel, geboren 1968 in Düsseldorf. Wohnhaft in Trier.“
Anne Weller schaute Dimitrios an. „Was hat er hier gemacht? Ich meine… hier in Mönchengladbach – und das regelmäßig einmal im Monat?“
„Er hat mir erzählt, dass er für eine Firma in Saarbrücken eine Art Rundflug macht.“
„Rundflug? Was für eine… Art… Rundflug?“
„Nun ja… von Saarbrücken aus flog er über Mönchengladbach und einige andere Flughäfen, und ich erinnere mich, einmal nannte er auch Metz, zurück nach Saarbrücken.“
„Sie wissen nicht zufällig, wie die Firma heißt, für die er diese Rundflüge machte?“
Er schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, Frau Kommissarin. Vielleicht hat er das mal erwähnt, aber daran kann ich mich nicht erinnern. Ich weiß nur noch, dass es was mit Medikamenten zu tun hatte.“
„Wissen Sie sonst noch etwas?“
Dimitri dachte nach. „Ich weiß nicht, ob das wichtig ist…“
„Überlassen Sie uns, das zu beurteilen.“
„Nun ja… er war ein echter Fanatiker, wenn es um die JU 52 ging. Sobald das Thema aufkam, konnte er sich kaum bremsen. Dann geriet er richtig ins Schwärmen. Einmal hat er gesagt, dass er alles dafür gäbe, einmal am Steuerknüppel der ‚alten Tante JU‘, wie er sie nannte, zu sitzen“
Die Kommissarin machte sich Notizen.
„Waren seine Besuche hier immer zur selben Zeit im Monat?“
Erneut dachte Dimitri nach, bevor er antwortete. „Nein, Frau Weller. Manchmal kam er am Anfang des Monats, manchmal am Ende, aber meistens eher so im ersten Drittel.“
„Und wie lange blieb er?“
„Nun ja… meist so zwei bis drei Tage.“
„Und was hat er in dieser Zeit gemacht?“
„Das kann ich Ihnen nicht sagen. Das weiß ich nicht.“
„Wann ist er diesmal gekommen?“
„Am Mittwoch. Und eigentlich wollte er heute abreisen. Ich habe mich schon gewundert, als er mir gestern Morgen sagte, dass er bis Montag bleiben wollte.“
„Also etwas Ungewöhnliches?“
„Ja, das ist noch nie vorher passiert.“
„Seit wann ist er Ihr Stammgast? … Oder besser war er Stammgast?“
„Ungefähr… seit einem Jahr.“
„Wissen Sie, ob er hier in Gladbach irgendwelche Bekannte hatte? Gab es Besucher, die nach ihm gefragt haben?“
Dimitri schüttelte den Kopf. „Nein, Frau Kommissarin. Er hat nie Besuch bekommen. Wenigstens nicht, dass ich wüsste.“
„Was passiert, wenn ein Gast erst sehr spät zurückkommt. Hat er einen Schlüssel, um hereinzukommen? Oder gibt es eine 24-Stunden Rezeption?“
„Unsere Gäste können frühestens um 14 Uhr einchecken. Spätestens um 22 Uhr. Um 11 Uhr ist die späteste Check-out Zeit. Alles vorher und nachher muss bei der Reservierung angegeben werden. Und wenn sie einmal eingecheckt haben, bekommen sie einen Hausschlüssel.“
„Das heißt also, dass er durchaus Besucher haben konnte, ohne dass Sie das bemerkt hätten.“
Bedächtig nickte er. „Im Prinzip schon.“
Im Gastraum sah er die Rotblonde mit der Mähne mit dem Uniformierten sprechen, der auf den Nebenraum zeigte.
„Entschuldigung“, brummte die Kommissarin, erhob sich und ging auf die jüngere Frau zu.
Dimitri konnte nicht hören, was die beiden besprachen. Nach wenigen Augenblicken kehrte die Ältere zurück.
„Nun – meine Kollegin hat alles in die Wege geleitet. Gleich werden unsere Kollegen von der Spurensicherung hier sein.“
„Kann ich…“, Dimitri zögerte, „kann ich heute noch… öffnen? Und kann ich telefonieren?“
Die Kommissarin sah ihn für einen Moment an. „Wenn die Spurensicherung fertig ist, können Sie Ihren Restaurantbetrieb öffnen. Der Hotelbereich muss allerdings noch warten. Ja, Sie können telefonieren… allerdings nicht von einem der Zimmer. Hier unten – kein Problem.“
Dimitri bemerkte die Querfalten auf ihrer Stirn. „Wann haben Sie Herrn Dangel zum letzten Mal gesehen?“
„Warten Sie…“ Dimitrios überlegte. „Das muss gestern so gegen halb zehn gewesen sein. Ja, es war kurz nach dem Frühstück.“
„Und wie wirkte er auf Sie?“
„Wie immer“, antwortete er. „Da war nichts Ungewöhnliches.“ Erneut dachte er nach. „Manchmal plauderten wir nach dem Frühstück noch ein bisschen. Aber gestern hatte er wohl einen Termin. Er wollte nur wissen, ob er das Zimmer bis Montag bewohnen könnte.“
„Wissen Sie, mit wem er sich treffen wollte? Hat er etwas verlauten lassen?“
„Nein.“ Dimitrios schüttelte den Kopf. „Das hat er nicht gesagt. Und ich frage selbstverständlich auch nicht danach.“
*
Zurück im Wagen wollte Anne wissen: „Hast du irgendetwas im Zimmer gefunden?“
Iris grinste. „Na, und ob! Sein Aktenkoffer ist voll bis obenhin mit Papieren. Da muss ich mich erst Mal durchwühlen.“
„Und was für Papiere?“, hakte Anne nach.
„Alles Mögliche. Unter anderem auch Papiere über seine Aufträge.“
„Na gut. Dann fahren wir zurück ins Präsidium und werten den Papierkram aus.“
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Gegen 17 Uhr lagen drei säuberlich gestapelte Haufen auf Annes Schreibtisch, die die beiden Ermittlerinnen mit ihren Latexhandschuhen gebildet hatten: der erste enthielt alle Schriftstücke, die mit der Lieferung von Medikamenten zusammenhingen, der zweite umfasste alle geplanten Flugdaten und Zeiten, der dritte beinhaltete alle Daten, das Flugzeug selbst betreffend, einschließlich des Logbuchs. Mit den Schriftstücken, die Anne und Iris flüchtig durchsahen, konnten sie nicht viel anfangen.
Iris bugsierte die Stapel in große Plastiktüten und brachte sie zur Spurensicherung, damit sich die Kollegen von der KTU damit beschäftigten.
Ein kurzer Anruf am Flughafen ergab, dass Walter Dangel mit einer Cessna 425 unterwegs gewesen war, die bis zu seinem Abflug im Hangar geparkt wurde.
Am morgigen Samstag wollte sich Anne mit den Verantwortlichen am Flughafen treffen. Dann würde sie wissen, wie der Ablauf am Gladbacher Airport von der Ankunft bis zum Abflug vonstattenging. Der Autopsiebericht würde ohnehin erst am Montag vorliegen.
Komisch, dachte Anne. Wieso haben wir kein einziges, persönliches Schriftstück in seinen Unterlagen gefunden?
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Samstag, 13. August 2016
„Ja, die Conquest steht im Hangar direkt neben dem der JU 52“, bestätigte der Mann in der Flugleitstelle, der sich als Roland Kremer vorgestellt hatte.
„Conquest?“, hakte Anne nach.
„Nun, die Cessna 425 gibt es in zwei Versionen: Die Corsair und
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: © Karin Welters / Published by LitArt-World Press © 2018
Bildmaterialien: © / 123RF werbeatelier jbk
Cover: Cover Layout © / Karin Welters
Tag der Veröffentlichung: 09.11.2017
ISBN: 978-3-7438-4064-5
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