Cover

Inhalt

Karin Welters

 

Jette Berger und die Tote "am Berg"

 

Cosy Crime aus Mönchengladbach (No. 4)

 

Published by LitArt-World Press

 

 

 

 

Ein brutaler Serienmörder treibt sein Unwesen im friedlichen Rheindahlen. Der ganze Ort steht unter Schock! Der Killer hat es auf junge Mädchen und Frauen abgesehen. Die erste Leiche wird „am Berg“ gefunden; die zweite auf dem Marktplatz vor St. Helena – direkt neben der ‚Kappesbuer‘ Statue. Hat die Inhaberin vom Café Herzlich, Simone Kaisers, etwas beobachtet? Nach einem Einbruch im Modehaus No. 21, findet Marlies Rennertz die dritte Tote in der Umkleidekabine versteckt: Eine junge Frau, die sich am vorherigen Samstag als letzte Stammkundin die neueste Kollektion zeigen ließ. Hat der Einbruch im Küchenhaus Jansen in Günhoven etwas mit den Morden zu tun oder ist das nur ein Zufall? Hängt der Versuch, den Geldautomaten der Sparkasse zu sprengen, mit den Serienmorden zusammen? Und warum haben die Diebe ausgerechnet die Schriefersmühle ausgeräumt? Was weiß der Wirt von der „Alten Post“, bei dem ein Unbekannter noch ein Bierchen getrunken hat, bevor die vierte Leiche am Bahnhof gefunden wird? Kann das Ermittlerteam Jette Berger, Anne Weller und Iris Stelzmann die Verbrecher auch in diesem Fall dingfest machen und den ersehnten Frieden wieder zurück nach Rheindahlen holen?

 

 

Vorwort

 

Was diesen Roman so besonders macht:

 

 

In der fiktiven Geschichte dieses Buches kommen sowohl reale, lebende Personen vor als auch erfundene Romanfiguren.

 

Die realen, lebenden Personen haben ihr schriftliches Einverständnis gegeben, namentlich genannt zu werden. Auch haben sie mir erlaubt, Fotos ihrer Geschäfte bzw. Betriebe, Visitenkarten o.ä., die ich selbst aufgenommen habe, im Buch zu veröffentlichen. Auf diese Weise ist ein Ortskrimi entstanden, der auch ortsfremden Lesern und Leserinnen erlaubt, sich ein Bild von ‚fiktiven‘ Tatorten, Fundorten oder anderen, besonderen Schauplätzen im Romangeschehen zu machen.

 

Alle Dialoge und beschreibenden Handlungen der realen Personen im Roman sind frei erfunden.

 

Diesem ortsansässigen Personenkreis gilt mein ganz besonderer, ausdrücklicher Dank. Ohne ihn und sein Einverständnis wäre dieser ganz besondere Regionalkrimi mit unverwechselbarem Wiedererkennungswert für die Rheindahlener nie zustande gekommen.

 

 

Karin Welters

Jette Berger und die Tote "am Berg"

Sonntag, 03. Mai 2015

*

Mönchengladbach Rheindahlen

 

„Ich finde das ganz schrecklich“, seufzte Anne Weller, Oberkommissarin beim KK11 Mönchengladbach und schüttelte den Kopf.

„Was meinst du damit?“, fragte Jette Berger, Annes mütterliche Freundin, und griff nach der Kaffeetasse.

„Das junge Mädchen heute früh, das wir tot am Berg gefunden haben; auf dem dicken Grundstein und ausgerechnet direkt hinter dem Bildstock.“ Wieder schüttelte sie den Kopf. „Einfach nur schrecklich!“

Jette setzte die Tasse ab. „Du hast dich noch immer nicht an den Anblick gewöhnt, nicht wahr? Selbst nach 15 Jahren nicht.“

„Ich habe im Laufe meines Berufslebens schon viele Leichen ansehen müssen, aber ich werde mich nie an den Anblick toter, junger Mädchen gewöhnen.“ Sie zögerte. „Das macht mich jedes Mal wütend, ärgerlich und… und es lässt mich deutlich meine Hilflosigkeit spüren. Diese jungen Frauen hätten noch ihr ganzes, pralles Leben vor sich gehabt – geheiratet, Kinder gekriegt oder Karriere gemacht. Ich finde, es ist so eine… eine… ja, so eine sinnlose Verschwendung jungen Lebens. Und wir kommen immer erst, wenn es zu spät ist, wenn sie tot sind.“

Anne fühlte den Blick der Freundin auf sich ruhen. Jette sah aus wie eine ältere Dame, sprach wie eine ältere Dame, aber… ein aufmerksamer Beobachter hätte die wachen, grauen Augen bemerkt, denen nichts entging. Er hätte den flotten Haarschnitt wahrgenommen, den Bubikopf und nicht die Dauerwellenlöckchen, die man einer älteren Dame zuord­nete. Nein, Jette entsprach ganz und gar nicht dem Typ ‚ältere Dame‘. Auch fand sich kein Spitzendeckchen oder ein Häkeltuch über dem Sofa. Pink- und lilafarbene Rattansessel zierten stattdessen den Wintergarten, den Jette heiß und innig liebte. Anne sah, wie Jette die Stirn krauste. „Du siehst müde aus, meine Liebe.“

„Ist das ein Wunder?“ Die Oberkommissarin wischte sich mit der Hand über die Augen, als wollte sie die Erschöpfung fortwischen. „Bis Mitternacht die Untersuchung dieser Explosion in der Sparkasse.“ Anne beugte sich vor. „Da waren Pseudo-Profis am Werk, die den Geldautomaten sprengen wollten. Bis Mitternacht haben wir den Tatort durchwühlt.“ Mit einer wegwerfenden Handbewegung fügte sie hinzu: „Diese Idioten!“

„Wieso die Mordkommission?“ Jettes Verblüffung stand auf ihrem Gesicht. „Was habt ihr mit einem Sprengversuch bei der Sparkasse in Rheindahlen zu tun?“

Anne schwieg für einen Augenblick. „Erinnerst du dich an die Katastrophe in Giesenkirchen im letzten Monat?“

„Ach ja! Das hat ja groß genug in allen Zeitungen gestan­den“, erwiderte die Freundin.

„Siehst du“, fuhr Anne fort, „dabei ist ein unbeteiligter Passant getötet worden. Diese Vollidioten! Und seitdem sind wir immer dabei. Die Handschrift der Täter hier in Rhein­dahlen ist dieselbe wie in Giesenkirchen. Also wurden wir gerufen.“

Wieder schwieg Anne für einen kurzen Augenblick.  „Nun ja… also bis Mitternacht bei der Sparkasse. Kaum war ich eingeschlafen, klingelte um kurz nach vier Uhr mein Mobil­telefon: Die Tote am Berg.“ Anne gähnte. „Vier Stunden Schlaf sind ein bisschen wenig.“

„Dann war also meine Idee, das Langschläferfrühstück hier in Mone‘s Café Herzlich zu genießen, genau richtig, oder?“

„Und ob! Ich hatte tatsächlich noch keine Zeit, irgendwas zu essen. Und der Kaffee hier… der ist sowas von gut! Ich wünschte, wir hätten dieselbe Qualität im Roten Kasten.“ Anne schaute sich um. „Echt gemütlich! Seit wann gibt es dieses Café in Rheindahlen?“

„Du bist mir eine!“ Jette lächelte. „Hast wohl keine Zeit mehr fürs Ausspannen, was? Mone’s Café gibt’s schon seit April 2014.“

„Was? Seit 2014?“ Anne seufzte. „Ach, Jette. Auch in Gladbach halten sich die Verbrecher an keine festen Arbeits­zeiten. Das solltest du doch wohl am besten wissen.“

Anne spürte ihren Frust. Ihr wurde wieder einmal klar, dass sie viel zuviel arbeitete und kaum mehr Zeit hatte, sich um ein bisschen Privatleben zu kümmern – geschweige denn, Zeit in einem gemütlichen Café wie hier im Mone‘s zu verbringen. Wie immer, wenn sie ungehalten war, warf sie ihre roten Locken in den Nacken, streckte ihr Kinn nach vorn und schüttelte den Kopf.

*

 

 

*

*

Anne fühlte Jettes Hand auf ihrem Arm. „Was ist nun mit der Toten am Berg? Habt ihr Hinweise? Spuren?“

Die Oberkommissarin schüttelte den Kopf. „Nein, leider nicht. Bisher zumindest keine offensichtlichen.“

„Wie starb sie?“

„So wie es aussieht – Tod durch Erdrosseln.“

„Erzähl mir alles, was du weißt“, ermunterte Jette ihre Freundin.

„Nun ja…“ Anne zögerte. „Der Doc schätzt sie auf etwa 15 bis 25 Jahre, lange, schwarze Haare, kurzes, rotes Minikleid. Keine Tasche, also auch keine Papiere, keine Hinweise.“

„Ihr wisst also nicht, wer sie ist?“

Anne schüttelte erneut den Kopf. „Nein. Noch nicht.“

„Irgendetwas Besonderes?“ Jette hakte nach – wie immer.

„Das einzig Besondere ist, dass sie keine Schuhe trug. Auch in der Umgebung haben wir keine gefunden.“ Anne sah Jette an. „Kennst du den Berg?“

„Na und ob! Eine sehr schöne Wohngegend. Die Leute sind bodenständig, bieder und gesellig. Wenn ich so an die vergangenen Bergfeste denke…“

„Bieder?“, wiederholte Anne ungläubig. „Lass das bloß nicht die Leute am Berg hören.“

„Wieso?“ Erstaunen stand in Jettes Blick. „Mit bieder meine ich nicht spießig, sondern verlässlich, vertrauenswür­dig und rechtschaffen. Was ist daran verkehrt?“

Anne lachte verhalten. „Nichts, meine Liebe. Gar nichts. Wenn du es so meinst, ist überhaupt nichts daran verkehrt.“

Jette runzelte die Stirn. „Umso erstaunlicher ist der Fundort der Leiche, findest du nicht?“

„Ja.“ Anne erinnerte sich an den Anblick der weit geöffneten, toten, blauen Augen. „Sie war ein hübsches Ding.“

„Was meinst du?“ Jette blieb beharrlich. „Ist der Fundort auch der Tatort?“

Anne zuckte mit den Schultern. „Das wird erst die Auswertung der Spuren zeigen. Aber… wenn du mich fragst, ich würde sagen – nein.“

„Wie kommst du darauf?“

„Nun ja… sie war zwar ein zierliches Persönchen, aber ich bezweifle, dass sie sich nicht gewehrt haben soll. Da es aber keine erkennbaren Spuren gibt, auch kein zertrampeltes Gras, ist sie wohl woanders gestorben und später erst auf den Grundstein gelegt worden.“ Wie zur Bekräftigung schüttelte Anne heftig den Kopf. „Nein, Jette. Ich glaube, der Fundort der Leiche ist nicht der Tatort.“

„Und solange ihr nicht wisst, wer die Tote ist, kommt ihr mit euren Ermittlungen auch nicht weiter.“

„So ist es“, bestätigte Anne.

Jette winkte der Café-Inhaberin. „Kann ich bitte zahlen?“

„Sofort!“, rief Simone Kaisers zurück.

Wenige Minuten später verließen Anne und Jette das Café.

Vom Bürgersteig vor dem Café aus konnte man das gelbe Absperrband vor der Sparkasse sehen. Der Tatort war weiträumig abgesperrt worden. Die Autofahrer konnten von der Plektrudisstraße aus kommend nur nach links abbiegen.

„Komm, Jette, ich zeige dir den Schlamassel“, meinte Anne und hakte die Freundin unter. Sie bedeutete dem Orts-Sheriff, das Absperrband hochzuheben, damit sie näher an den Tatort gelangen konnten. Der Bürgersteig und die Straße vor der Bank waren mit Glassplittern übersät; Trümmer der Türrahmen und verbogene Blechteile der Automaten lagen verstreut auf der Fahrbahn.

Auf dem Marktplatz vor dem Gebäude hatte sich eine Menge an Schaulustigen versammelt. Sie diskutierten heftig über das Geschehen der vorherigen Nacht. Ein Anschlag auf ihre Sparkasse? Ja, das war doch die Höhe! Und das im friedlichen Rheindahlen! Nein, das ging ja nun gar nicht!

Anne flüsterte Jette ins Ohr: „Und wenn die morgen oder übermorgen erfahren, dass zur selben Zeit eine Tote am Berg gefunden wurde… fallen die Rheindahlener vom Glauben ab.“

„Zu Recht, meine Liebe. Zu Recht!“

*

*

 

 

 *

 *

Montag, 04. Mai 2015

*

Als Anne die Tür zu ihrem Büro öffnete, wurde sie vom Kaffeeduft begrüßt. Iris Stelzmann, die junge Kollegin, hatte die Maschine bereits in Gang gesetzt.

„Hallo, Löwchen!“, rief Anne erstaunt. „Bist du aus dem Bett gefallen?“ Sie warf ihren Trenchcoat über den Garderobenhaken.

Iris zeigte ihre rotblonde Mähne über dem Monitor und grinste. „So ungefähr.“

„Was heißt das – so ungefähr?“

„Habe ich gesagt, dass ich aus meinem Bett gefallen bin?“

Nun musste auch Anne grinsen. „Und? Wer ist diesmal der Glückliche?“

„Also Anne!“ Iris war empört. „Diesmal? Ich bin immer noch mit Holger zusammen.“

„Holger? Holger Bertrams? Der gut aussehende junge Mann vom Raubdezernat? Der bei dem Skelettfund in Garzweiler verletzt wurde?“

„Genau der! Im Gegensatz zu dir habe ich noch ein einigermaßen intaktes Privatleben.“

„Was willst du damit sagen?“

Iris grinste über das ganze Gesicht. „Na, was wohl? Du bist ja heiliger als jede Nonne im Kloster – zumindest wenn es um Privates geht.“

In diesem Augenblick stürmte der Kollege Peters herein.

„Hallo, Jochen“, begrüßte ihn Iris.

„Tag, Löwchen.“ Er drehte sich zu Anne um. „Hallo, Anne. Wir wissen jetzt, wer die Tote aus Rheindahlen ist.“

„Oh, Tag, Jochen. Und? Wer ist es?“

„Eine Jessica Schuster, 17 Jahre alt. Geht aufs Gymnasium in Rheindahlen und war am Samstagabend auf einer Party. Die Eltern haben geglaubt, dass sie bei einer Freundin über­nachtet und sich deshalb keine Sorgen gemacht. Erst Sonntagabend haben sie angefangen, zu telefonieren. Schließlich haben sie sich bei der Polizei gemeldet und wollten eine Vermisstenanzeige aufgeben.“

Anne nahm den Zettel mit der Anschrift der Eltern entgegen. „Aha. Laniostraße. Und? Haben die Eltern ihre Tochter schon identifiziert?“

Jochen Peters nickte. „Ja. Die Mutter ist fast zusammen­geklappt. Sie hatte nur dieses eine Kind. Keine Geschwister.“

„Hast du mit den Eltern sprechen können?“

„Nur mit dem Vater. Die Mutter steht unter Schock und wird medizinisch behandelt und psychologisch betreut. Die können wir erst in ein paar Tagen ansprechen. Der Vater, Ralf Schuster, ist auch völlig durch den Wind. Dem sollten wir auch etwas Zeit geben.“

Anne entgegnete heftig. „Bei allem Mitgefühl, Jochen, du weißt, dass wir keine Zeit zu verlieren haben. Die ersten Tage sind mitentscheidend. Je früher wir anfangen, desto größer sind die Chancen, dass wir den Kerl erwischen.“

„Ich weiß“, bestätigte der Kollege. „Nur… die Schusters sind gar nicht fähig, irgendwelche verlässlichen Aussagen zu machen.“

„Das verstehe ich. Aber Namen von Freundinnen und Mitschülerinnen sollte er wenigstens zusammenbringen. Warst du schon in der Schule?“

„Noch nicht, aber ich bin auf dem Weg. Kommt eine von euch mit?“

Iris schaute Anne mit flehendem Blick an. „Kannst du das machen, Anne? Ich bin noch nicht so ganz klar im Kopf heute Morgen.“

Anne war überrascht. Ich soll mit Peters allein nach Rheindahlen fahren?, schoss es ihr durch den Kopf. Ausgerechnet mit dem? Was denkt sich Iris dabei? Sie weiß doch, wie ich zu ihm stehe! Am liebsten hätte sie die Kollegin angepfiffen, aber diese Blöße wollte sie sich in Anwesenheit von Peters nicht geben. Doch konnte sie sich nicht verkneifen, anzumerken: „Ja, ja… zu wenig Schlaf rächt sich – ganz egal, aus welchem Grund der Mangel zustande kommt. Ob durch zuviel Arbeit oder…“

„Anne!“, unterbrach Iris die Kollegin heftig. „Es reicht!“

Anne grinste, schnappte sich ihren Mantel und ihre Tasche und ging mit Jochen Peters zum Parkplatz. Der Berufsverkehr war vorbei und die Theodor-Heuss-Straße und Hittastraße waren frei. Über die Bahnstraße fuhren sie in Richtung Rheindahlen. Nachdem sie Holt durchquert und das Nordpark-Stadion hinter sich gelassen hatten, bogen sie an der ersten Ampel, kurz hinter Kothausen, nach links auf die Gladbacher Straße.

Nur wenige Minuten später erreichten sie das Gymnasium. Anne parkte ihren Dienstwagen, überquerte den gepflasterten Platz und steuerte auf das Schulgebäude zu. Offensichtlich hatte der Unterricht bereits begonnen, denn der Schulhof lag verwaist in der noch blassen Morgensonne.

Anne erinnerte sich an ihre Schulzeit. Mann, ist das lange her, dachte sie. Spontan fragte sie ihren Kollegen: „Wo bist du zur Schule gegangen, Jochen?“

„Ich?“ Kollege Peters war sichtlich erstaunt. „Ich bin in Odenkirchen zur Schule gegangen.“

„Ach? Du warst auf dem Elite-Gymnasium?“

Er lachte. „Den Ruf hatte es damals noch nicht.“ Er zögerte kurz. „Und du?“

„Ich war auf einem Gymnasium in Düsseldorf.“

Sie erreichten das Sekretariat und wurden umgehend in das Büro des Schulleiters begleitet.

Anne schätzte Wilfried Thiemann auf Ende vierzig, Anfang fünfzig, mittelgroß, unauffällig. Ein etwas nachlässig ge­kleideter, grauhaariger Lehrertyp. Nervös hantierte er mit diversen Heften, Ordnern und Büchern auf seinem Schreib­tisch.

„Bitte entschuldigen Sie“, erklärte er und fuhr sich mit der Hand durch sein Haar, „ich habe nur sehr wenig Zeit. Zwei meiner Lehrer haben sich krank gemeldet. Und ich habe keinen Ersatz. Unsere Personaldecke ist derart dünn, dass ich nicht weiß, wo mir der Kopf steht.“

„Sie werden sich dennoch Zeit für uns nehmen müssen, Herr Thiemann“, sagte Jochen Peters ruhig. „Es geht um eine Ihrer Schülerinnen – eine Jessica Schuster.“

„Jessica Schuster? Was ist mit ihr?“ Bevor er weitersprach, rauschte er an Anne vorbei, öffnete die Tür zum Sekretariat und bat die Vorzimmerdame: „Frau Schläger, bitte schauen Sie nach, in welcher Klasse Jessica Schuster ist. Ich möchte in der großen Pause mit der Klassenlehrerin oder dem Klassenlehrer sprechen.“

*

 

  

*

Er schloss die Tür und bat Anne und Jochen, Platz zu nehmen.

„Also? Was ist mit Jessica Schuster?“

„Nun ja“, begann Anne zögernd, „Jessica ist tot, Herr Thiemann.

Anne beobachtete ihn genau. Er war kreidebleich geworden und ließ sich ganz langsam in seinen Bürostuhl sinken.

Es dauerte einige Augenblicke, bis er die Nachricht verdaut hatte. „Wie ist das passiert? Hatte sie einen Unfall?“ Dann schien er sich zu erinnern. „Aber… Sie sind… sagten Sie nicht, Sie sind von der Mordkommission?“

„Ja, Herr Thiemann. Jessica Schuster wurde ermordet.“

Der Schulleiter schaute ungläubig von Anne zu Jochen und wieder zurück. „Ermordet? Hier in Rheindahlen?“ Er schüttelte den Kopf. „Das kann nicht sein! Sowas passiert nicht in Rheindahlen. Sie müssen sich irren.“

Es klopfte leise an der Tür und die Vorzimmerdame steckte den Kopf durch den Spalt. „Die Klassenlehrerin von Jessica Schuster ist Frau Brandes.“

„Danke, Frau Schläger“, erwiderte er. „Auch das noch!“ Wilfried Thiemann stöhnte auf und fuhr mit beiden Händen durchs Haar. „Sie ist eine von denen, die sich heute Morgen krank gemeldet haben.“

„Welche Klasse unterrichtet Frau Brandes?“, hakte Anne nach.

„Die 10c, wenn ich mich nicht irre. Sie gibt Deutsch und Geschichte.“

Anne erhob sich. „Bitte

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: © 2017 All rights reserved / Jette Berger und die Tote „am Berg“ © Karin Welters
Bildmaterialien: © Karin Welters
Cover: © Karin Welters
Tag der Veröffentlichung: 13.01.2017
ISBN: 978-3-7396-9295-1

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
WIDMUNG Diesen Roman widme ich meiner Heimat direkt vor Ort: Rheindahlen und dem Schirmherrn dieser Initiative, unserem Bezirksvorsteher Arno Oellers der sich nach Kräften bemüht, die Mischung aus dem Reiz der Kleinstadt mit dem Flair und den Angeboten der Großstadt im Gleichgewicht zu halten. Es ist diese besondere Mischung, die Mönchengladbach vorzuweisen hat, wie kaum eine andere Stadt am Niederrhein, und die es mir ermöglichte, in Rheindahlen standfeste Wurzeln zu entwickeln. Besonders bedanke ich mich bei den vielen Geschäftsleuten Rheindahlens direkt vor Ort, die diese Initiative mit Ihrem Sponsoring erst ermöglicht haben. Mögen die Rheindahlener die Initiative und den Roman als das ansehen, was sie sind: Eine Liebeserklärung an ihre wundervolle Heimat direkt vor Ort Karin Welters

Nächste Seite
Seite 1 /