Sonntag Abend. Ich sah aus dem Fenster. Der Regen fiel in Strömen, ebenso flossen meine Tränen. Es war so lange, dass einen Menschen gesehen hatte. Irgendeinen. Ich hatte keine Eltern, Geschwister, Verwandte oder irgendwelche Freunde. Seit ich denken konnte war ich in diesem Raum. Essen und Trinken bekam ich über einen Lastenaufzug, der genau 30 Kilogramm aushielt. Ich hatte als ich 7 war einmal versucht hinunter zu fahren, doch ich wurde von ein paar Männern gefesselt und wieder nach oben gebracht. Meine Angst damals war unvorstellbar. Das war das letzte mal, seitdem hatte ich keinen einzigen Menschen gesehen. Ich war nun 15. Woher ich das wusste? Ich bekam jedes Jahr zu meinem Geburtstag eine Karte. Keine schöne. Einfach nur ein Weiße Karte in der stand: "Alles Gute zum ... Geburtstag" Somit wusste ich wenigstens wie alt ich war. Ich hatte mir an der Wand meinen eigenen Kalender angelegt. Ich schrieb immer das Datum des jeweiligen Tages an die Wand, denn ich wusste, dass ich am 17. Mai Geburtstag hatte, das war irgendwo in meinem Hinterkopf eingespeichert. Natürlich musste es nicht unbedingt stimmen, doch es gab mir ein sicheres Gefühl, wenigstens ein Datum zu haben, egal ob es stimmte oder nicht. Laut meinem Kalender war heute der 24. Juni. Aber anstatt das die Sonne schien, regnete es. Wenn ich aus dem Fenster sah, sah ich nur Wald. Tief und dunkel. Doch mein Zimmer war hoch genug, um über die Baumwipfel zu sehen, und doch sah ich nichts anderes als Wald. Ich hatte schon oft davon geträumt im Wald herum zu laufen. Den Boden unter den Füßen spüren zu können, wie musste es sein Erde zu berühren? Einfach nur Natur zu sehen und zu spüren? Das alles wollte ich schon immer mal tun, doch je öfter ich versuchte auszubrechen, desto heftiger wurden die Sicherheitskontrollen um mich herum. Ich brauchte einen Versuchen der gelingt. Einen. Doch mir war es noch nie geglückt. Seit drei Jahren hatte ich nicht mehr versucht auszubrechen. Und ich spürte wie die Kontrollen nachliesen. Ich konnte mich schon vor den Lasten Aufzug stellen, ohne das ein Alarm los ging. Ich beschloss einen neuen Versuch zu starten. Ich wollte endlich wissen wie sich Regen auf der Haut anfühlt, oder Erde oder Pflanzen, denn dieses Gefühl war mir bis jetzt immer vorbehalten gewesen.
Ich sah mich um es gab nichts was ich als Waffe benutzen konnte. Dieser Raum war karg und leer. Links neben dem Fenster stand mein Bett, gegenüber ein kleines Regal mit Schulbüchern, die ich alle schon gelesen hatte und nahezu auswendig konnte. Direkt daneben ein grauer Tisch mit einem Stuhl. Papier und Stifte war alles was man auf diesem Tisch finden konnte. Draußen fing es schon an zu dämmern. Ich überlegte ob es sinnvoller wäre am Tag oder in der Nacht zu fliehen. Schließlich beschloss ich einen Plan auzuarbeiten. Bevor ich wie in den letzten Jahren einfach ohne Nachzudenken versuchte zu fliehen. Ich wusste, dass ich nur diese eine Chance hatte bevor sie, wer auch immer sie waren, die Sicherheitsvorkerhrungen wieder für Jahre verschärfen würden. Ich nahm einen Stift und Papier, und setzte mich auf das Bett. Ich nahm an, dass das Gebäude in dem ich war ein Rechteck war, sicher ware ich mir natürlich nicht. Ich zeichntete ein großes Rechteck auf, und markierte die Stelle wo ich mein Zimmer vermutete. Wenn ich früh genug aufstand, sah ich vor meinem Fenster immer die Sonne aufgehen, also befand sich mein Zimmer im Osten. "wenigstens ein sicherer Anhaltspunkt." dachte ich mir. Woher ich wusste, dass im Osten die Sonne aufging? Geobuch Seite 124. Ich konnte alle diese Bücher auswendig, ist ja auch nicht weiter verwunderlich wenn man in einem Raum mit dreizehn Büchern eingesperrt war, solange man denken konnte.
Die Sonne war schon untergegangen, als ich das Blatt vollgeschrieben mit Pfeilen und ähnlichem auf die Seite legte. Erschöpft kroch ich unter meine Bettdecke.
Als ich aufwachte, lag ich nicht mehr in meinem Bett sondern auf weichem, leicht feuchtem grünen Grund. "Moos" schoss es mir durch den Kopf. Ich stand auf und sah mich verwundert um. Wo war ich? Ich drehte mich einmal im Kreis, und sah das Haus zum ersten mal von aussen. Nein, es war kein Haus, sondern ein rießiges "Ding" wo man nicht wusste wo es anfing, geschweige denn aufhörte. Das musste es sein, der Ort an dem ich Jahre lang eingesperrt war. Ich wusste nicht, was mich dabei so sicher machte. War das alles nur ein Traum? oder wie war ich überhaupt hierher gekommen? Es fühlte sich nicht so an, wie als wäre es ein Traum. Es war alles so.... echt! Vorsichtig stand ich auf. Das Moos auf dem ich stand war sehr weich und federte. Langsam machte ich einen kleinen Schritt. Es fühlte sich wundervoll an! Ich atmete einmal tief durch. Die Luft war kühl und so unglaublich frisch. Obwohl es dunkel draußen war, sah ich alles um mich herum, die Pflanzen und Sträucher, die Bäume, das nasse Gras. Ich machte noch ein paar weitere Schritte und berührte einen der Sträucher. Er trug weiße Blüten, er war kalt und doch so schön und irgendwie unschuldig. Mir meinen Fingerspitzen berührte ich die Blüte, sie war so leicht und weich. ich lies sie los und drehte mich um, ein kleiner Vogel flog an mir vorbei. Er bewegte seine Flügel sehr schnell. Ich streckte meine Hand aus, ich wollte ihn berühren, doch der Vogel lies sich nicht anfassen. Ich ging weiter, und einer wundervolle Welt eröffnete sich mir. Die Farbenvielfalt, die mir in diesem Wald begegnete war unfassbar. Von überall her leuchtete es. Die verschiedenen Pflanzen Arten, und Formen. Die kleinen Tiere die umherschwirrten. Die Bäume, die so rießig waren, dass man nicht einmal die Krone sah. Ich ging zu den verschiedensten Blumen und roch an ihnen. Einige rochen einfach nur fabelhaft andere rochen nicht erwähnens wert, sahen aber Elfen gleich aus. Immer wieder versuchte ich mich den kleinen Waldbewohnern zu nähern, doch keinen von ihnen lies sich streicheln. Ich war so unglaublich fasziniert, dass ich nicht einmal bemerkte, dass ich in meiner dünnen Kleidung fröstelte. Ich schritt immer weiter in den tiefen Wald hinein, und gelnangte an einen kleinen See, in dem sich mein Gesicht spiegelte. Das Wasser schien herrlich königsblau zu sein. Als ich meine Hand hinein hielt, spürte ich wie das kalte Wasser meine Hand umspielte. Es schien mir nicht wie gewöhnliches Wasser, da es so unwahrscheinlich kalt und blau war. Ich zog meine Hand aus dem Wasser und sah neben mich. Neben mir saß ein kleines tierchen nicht grösser als meine Hand, es war braun und hatte einen buschigen Schwanz. "ein Eichhörnchen" kam mir plötzlich in den Kopf. Das musste also ein Eichhörnchen sein. Ich streckte langsam meine Hand aus um das kleine Tier zu berühren, doch noch bevor meine Fingerspitzen, das weich aussehende Fell berühren konnte, schrack das Eichhörnchen zusammen und rannte davon.
Ich fragte mich was dem Tierchen solche Angst gemacht hatte, als ich es spürte etwas großes und gefährliches, da war ich mir sicher stand genau hinter mir. Ich drehte mich langsam um, während mir ein Schauder über den Rücken lief. Ich blickte in rote Augen, und noch bevor ich wusste was geschah machte das Tier einen Satz nach vorne. Ich lief los. Ich rannte so schnell ich konnte. Ich spürte das rießige Tier direkt hinter mir. Der Wald hatte seine Schönheit verloren, alles schien gefährlich. Ich atmete schnell, und spürte mein Herz in meiner Brust klopfen. Meine Beine wurden schwer und ich wusste, dass ich nicht mehr lange durchhalten würde. Ich spürte den Atem des Monsters in meinem Nacken. Ich rannte schneller. Plötzllich wurde mir schwindelig, alles um mich herum verschwamm. Ich spürte wie ich den Boden unter den Füßen verlor. Ich fiel.
Ich schlug die Augen auf. Schweißgebadet. Ich war wieder in meinem Zimmer in meinem Bett. Was war das für ein Traum gewesen? Es hatte sich alles so real angefühlt das Moos die frische Luft. Wie gut sie gerochen hatte. Das Gebäude sah es wirklich so von außen aus? Wenn ja, würde es meine Flucht sehr erschweren, aber es war ja nur ein Traum. Obwohl ich wusste das ich alles nur geträumt hatte dachte ich unentwegt an das rießige Gebäude und diesen wunderschönen und doch gefährlichen Wald. Was war wenn es doch nicht nur ein Traum war? Ich zerschlug den Gedanken mit der Hand. Die Sonne ging vor meinem Fenster auf, es musste sehr früh morgens sein. Wie gerne würde ich das Fenster aufmachen und die frische Luft geniesen aber das war unmöglich, denn das Fenster war gesichert ich konnte nicht Näher als eineinhalb Meter vor das Fenster, ohne das ein Alarm losging. Ich suchte mir schon mal die Sachen zusammen, die ich unbedingt mitnehmen musste. Ich wusste ja nicht was mich dort draußen erwartete und wie lange ich brauchen würde um einigermasen normal zu leben. Vielleicht musste ich Jahre lang auf der Flucht sein. Vorrausgesetzt die Flucht gelingt. Ich riss aus allen Bücher die ich hatte die wichtigsten Seiten heraus, zum Beispiel die Landkarte aus meinem Geobuch oder ähnliches. Ich nahm meinen Bleistift, Radiergummi und einen roten Holzstift. alle Sachen die ich zusammen suchte warf ich auf mein Bett. Ich holte noch drei Klopapierrollen aus meinem winzigen Bad und dann überlegte ich, was ich als Tasche benutzen könnte. ich hatte keinen Rucksack oder oder so, denn wozu würde ein eingesperrtes Mädchen schon einen Rucksack brauchen? Ich blickte mich in meinem Zimmer um, aber ich fand nichts was geeignet wäre, doch dann kam mir zum Glück noch die rettende Idee. Der Bettbezug! Aber gleichzeitig viel mir auch ein, dass ich whrschenlich überwacht wurde mit Kameras. Ich setzte mich auf mein Bett und tat so als würde ich die rausgerissenen Bücherseiten genau lesen und ein bisschen daruf herum malen. Ich musste wohl oder übel warten bis es Nacht war, denn dann waren die Kameras immer ausgeschalten oder man konnte wenigstens nichts auf den Bildschirmen erkennen, hoffte ich zu mindest. Und dann blieb mir nicht anderes übrig als zu warten, warten bis es endlich wieder Nacht wurde.
Ich schreckte auf und sah die dunkelen Konturen meines Zimmers ich war wohl eingenickt und inzwischen war die Sonne untergegangen. Wieder hatte ich von dem großen Gebäude geträut und wieder wollte es mich einfangen,aber diesmal war ich sofort losgelaufen und sogar entkommen, aber gerade als ich gemerkt hatte, dass das Gebäude mich nicht mehr verfolgte war ich aufgewacht. So konnte ich nicht mehr sehen was nach dem Gebäude kam. ich schüttelte den Kopf, um die Gedanken an das große Gebäude zu verdrängen. ,, Nur ein Traum,es war nur ein Traum, Lynn! Reiß dich zusammen!!´´, versuchte ich mich zu Vernunft zu bringen. Am Schluss glaubte ich wirklich noch, dass das Gebäude in dem ich eingesperrt war so aussah und dann würde mich das nur durcheinander bringen. Lynn, so hatte ich mich selbst genannt, da ich ja nicht wusst wie ich wirklich hieß oder na ja ich hatte ja eigentlich keinen wirklichen Namen, weil ich ja auch schon immer in diesem Raum gefangen war. Lynn den Namen hatte ich aus einem meiner Bücher, eigentlich aus meinem Liblinsbuch, dem Geobuch. Lynn Canal, dass war eine Bucht in Alaska ich war daruf gestoßen als ich fast genau 7 Jahre in diesem Zimmer war. Davor war ich nie auf die Idee gekommen mir selbst einen Namen zu geben. Aber als ich diesen Namen las Lynn wusste ich, dass ich so heißen wollte und so gab ich mir selber einen Namen. Warum Lynn? Auf dieser Seite war ein Foto von der Bucht, eigentlich eine normale Bucht wie es sie bestimmt zu tausenden gab, aber als ich dieses Foto sah, hatte ich plötzlich dises Bild von mir im Kopf, wie ich in dieser Bucht stehe so nahe am Meer und doch noch auf dem Festland, und mir wehte der Wind ins Gesicht, so stellte ich mir meien Freiheit vor, so berauschend und wunderschön wie diese Bucht. Und ich stellte mir vor wie ich dort stand und meinen neuen Namen in den Wind schrie laut und mir erhobenen Kopf so oft bis ich heißer war. Und mit diesem Bild im Kopf taufte ich mich auf den Namen Lynn und nannte mich seitdem in Gedanken immer selbst so, oder ich schrieb auf Bilder die ich gemalt hatte unten meinen Namen Lynn. Einfach nur Lynn.
Tag der Veröffentlichung: 31.05.2013
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