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Vampires of New York 8 - Erlösung

Vampires of New York 

 

Erlösung 

 

Band 8 

 

Stefania B. 

Kapitel 1

 

Kapitel 1

 

Lacandra

 

 

 

 

"Lara, ist alles in Ordnung?", fragte Adrian, als er sich über mich beugte und meine Wange tätschelte. Für einen Moment verspürte ich den Drang, seine Hand von mir stoßen - und noch Schlimmeres mit ihm zu machen, als ich mich daran erinnerte, wer er war! Adrian, der mich an Lilith verraten hatte!

 

Nun, er hatte vor einiger Zeit schon dafür büßen müssen, als ich ihn im Shadow an Ketten auf- hängte und ihn ausbluten ließ. Und vor kurzem hatte ich ihn beinahe getötet. Ich befahl meinem Seelenzwilling Lara, es zu tun. Sie sollte all sein Blut trinken, doch sie wehrte sich. Aber ich hatte ihr gezeigt, wer die Herrin dieses Körpers war. Und... es fühlte sich so gut an, ihn wieder voll und ganz zu spüren!

 

Doch wo war Lara jetzt? War sie noch immer in mir?

 

"Lara?"

 

Adrians Stimme holte mich ins Hier und Jetzt zurück. Ich lag auf dem Boden in Lunas Selene-Tempel und sah direkt in sein Gesicht. In seine grünen Augen, die mir besorgt entgegen leuchteten. In ihnen lag etwas Ehrliches, Aufrichtiges. Sie waren voller Liebe. Ein Ausdruck, der mich von ihm abstieß – und gleichzeitig zu ihm hinzog.

 

Was war das? Ich hasste ihn! Mein Herz gehörte einem Anderen. Doch mein Dorian lebte schon lange nicht mehr. Er wurde mit dem Namen Julian Dawson wiedergeboren. Dieser hingegen, hatte mich ebenfalls verraten. Julian liebte Lara – und nicht mich, Alicandra.

 

"Bitte sag doch etwas, Lara."

 

Diesmal war es Lucian, der das Wort ergriff. Ich blinzelte mehrmals hintereinander und richtete mich langsam in eine sitzende Position auf.

"Ja, es geht mir gut.“

 

Es ging mir sogar sehr gut. Besser als jemals zuvor. Dieser Körper... Er fühlte sich so stark und mächtig an. Ich konnte sie spüren: Die Mächte aller Blutlinien, die durch meine Adern flossen. Die Kraft, die mir Liliths Vampirpendel verlieh. Ich war übermächtig. Eine Göttin.

 

"Was ist passiert? Wieso bist du ohnmächtig geworden?", wollte Adrian wissen und hielt mir die Hand hin, um mir auf die Beine zu helfen.

 

"Das ist nicht nötig, Adrian. Ich kann alleine aufstehen", erwiderte ich und erhob mich auf die Beine. Er sah mich irritiert an und musterte mich für einen Augenblick sehr intensiv.

 

"Womöglich hat der Verhüllungszauber seinen Tribut gefordert", warf Kathryn Smith ein. "Er kostet Unmengen an Energie. Und Lara hat zuvor noch niemals einen ausgeführt."

 

"Das wird es gewesen sein", antwortete ich und rang mich zu einem Schmunzeln durch.

Sie alle hatten keine Ahnung, dass ich die Oberhand über meinen Körper zurückerlangt hatte. Sie alle hielten mich für Lara.

 

Ich bin noch immer in dir, Alicandra!

 

Eine Stimme in meinem Kopf ließ mich innerlich zusammen zucken. Es war Lara. Also war sie noch immer in mir. Natürlich war sie das. Nur mit ihr zusammen konnte ich so mächtig werden, wie ich es jetzt war.

 

Aber ich habe die Kontrolle über diesen Körper. Du kannst nichts tun, um mich aufzuhalten, gab ich in Gedanken zurück.

 

Alicandra, ich bitte dich! Hör auf! Lass ab von deinem Tun!

 

Von meinem Tun ablassen? Nach all den Jahrhunderten, die ich auf diese Chance gewartet hatte? Niemals! Unser Ziel war zum Greifen nah!

 

Ein Arm legte sich um meine Schulter und ich schrak aus meinen Gedanken auf. Adrian. Natürlich war er es.

 

"Ich denke, es ist Zeit nach Hause zu gehen. Für heute ist genug passiert. Morgen ist eine neue Nacht, in der wir überlegen können, wie wir weiter vorgehen werden."

 

Mit ihm nach Hause gehen? Wozu? Nein, ich wollte nicht bei ihm sein! Und doch... wehrte ich mich nicht gegen seine Berührung. Sie gab mir ein Gefühl des Willkommen-Seins. Geliebt zu werden... Nein! Moment! Es war Adrian, der mich hier umarmte! Der Vampir, der mich ohne zu zögern in den Tod geschickt hatte! Und ich würde ihn noch immer dafür büßen lassen!

 

Laras flehende Stimme erklang erneut in meinem Kopf und ich widerstand dem Drang, mir die Ohren zuzuhalten – was mir auch nicht im geringsten etwas gebracht hätte. Denn sie war nun einmal in mir.

 

Nein, Alicandra. Ich bitte dich! Tu Adrian nicht weh!

 

 

Halt den Mund!

 

"Ich bin froh, dass es dir gut geht, Lara" , sagte Lucian und senkte den Blick. "Für einen Moment hatte ich die Befürchtung, dass Ereshkigal Alicandra wiedererweckt hat. Doch du scheinst du selbst zu sein. Ich bin erleichtert."

 

Er hatte ja keine Ahnung...

 

"Ich bin ich selbst, Lucian. Mehr denn je", erwiderte ich und er schien die Ironie meiner Worte nicht zu bemerken.

 

"Lass uns gehen", meinte Adrian und bugsierte mich zur Tür.

 

 

 

ξ

 

 

"Bist du es wirklich?", fragte Adrian draußen auf dem Hof.

 

"Natürlich bin ich es", gab ich unbeteiligt zurück und lief weiter auf seinen schwarzen Audi zu, während er auf der Stelle stehen blieb.

 

"Deine Augen sind anders."

 

Ich hielt inne. Er ahnte es. Er wusste es bereits. Doch das sollte mich nicht weiter stören.

 

Ich drehte mich zu ihm um.

 

"Und was willst du nun dagegen tun, Adrian?", erwiderte ich kühl. "Willst du mich wieder mit einem Fluch belegen lassen? Das wird dir nichts bringen. Denn Lara ist auch in diesem Körper. Tötest du mich, stirbt auch sie."

 

Schnaubend trat Adrian auf mich zu.

 

"Du bist es wirklich, Alicandra."

Ein Schmunzeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, während ich den Kopf leicht schief legte.

 

"Hast du mich vermisst, Adrian?"

 

Er schwieg für einen Moment, ehe er sagte:

 

"Gib mir Lara zurück."

 

"Das kann ich nicht. Ich kontrolliere sie. Sie hat keine Macht mehr über diesen Körper. Und auch du hast keine über mich." Ich bedachte ihn mit einem abschätzigen Blick. "Was willst du jetzt tun, Adrian? Na, los. Geh zurück zu den Anderen und sag ihnen, was du weißt. Auch sie werden mich nicht aufhalten können."

 

In seinem Blick lag Entschlossenheit, als er weiter auf mich zulief. Zielstrebig, seine grünen Augen fixierten mich und ehe ich mich versah, hatte er mich gegen sein Auto gedrückt. Ich spürte seinen Atem auf meinem Gesicht, während sein Blick mich an Ort und Stelle festnagelte. Seinen Oberkörper, der sich gegen meinen presste, fühlte seinen Herzschlag an meiner Brust. Den Herzschlag, der sich einst wie mein eigener angefühlt hatte.

 

"Ich will es selbst sehen, ob sie nicht noch Macht über dich hat", raunte er. Dann legten sich seine Lippen auf meine. Jede Faser in mir begehrte dagegen auf, während sein Mund hungrig von meinem Besitz ergriff. Das würde er büßen! Ich würde ihn hier und jetzt in Flammen aufgehen lassen, diesen Bastard! Er sollte meinen Zorn zu spüren bekommen! Die Hitze breitete sich durch meine Adern aus, drang von meinen Füßen bis zu meinem Scheitel. Er würde sich an mir verbrennen!

 

Doch dann geschah... nichts. Die Hitze zog sich aus meinen Schläfen und meinen Beinen zurück, bis sie sich in meiner Brust sammelte. Was war das? Warum verspürte ich diese wohlige Wärme, als Adrian mich noch immer küsste? Nein, das war nicht richtig! Ich hasste ihn!

 

Tu ihm nicht weh, Alicandra!

 

Zorn machte sich in mir breit, als ich wieder Laras Stimme vernahm. Natürlich! Sie war es, die gegen mich aufbegehrte. Lara war in mir – und ihre verdammten Gefühle für Adrian! Aber das waren nicht meine eigenen Gefühle. Ich durfte mich nicht täuschen lassen!

 

Die wohlige Wärme in meinem Herzen wich eisiger Kälte, als ich Adrian mit einem Mal von mir stieß.

 

"Tu das nie wieder!", zischte ich und sah ihn vernichtend an. Doch er schien unbeeindruckt zu sein.

 

Ein berechnendes Schmunzeln schlich sich auf seine Lippen.

 

"Du hast dich viel zu lange nicht gewehrt, Alicandra. Lara hat Macht über dich. Sieh es ein.“

 

"Sie hat nicht genug Macht, um mich von meinen Plänen abzubringen, Adrian."

 

Und mit diesen Worten verschwand ich ins Nichts.

 

 

 

Adrian

 

 

Adrian stand wie angewurzelt da und starrte auf sein Auto vor sich. Sie war weg, hatte sich einfach vor seinen Augen aufgelöst. Sie war verschwunden. Eine Leere machte sich in seinem Herzen breit. Hatte er Lara womöglich nun für immer an Alicandra verloren? Was sollte er jetzt tun? Wenn er sie an Lucian und die Anderen verriet, was würde dann mit ihr geschehen? Würden sie sie womöglich töten? Nein, das durfte nicht passieren. Das durfte er nicht zulassen...

 

"Adrian?"

 

Er zuckte zusammen, als er Lucians Stimme vernahm und sich zu ihm umdrehte. Er stand einige Meter weiter in der Haustür und musterte ihn überrascht.

"Wieso bist du noch hier? Wo ist Lara?"

 

Adrian seufzte. Ihm blieb keine andere Wahl. Sie würden es früher oder später sowieso herausfinden.

 

"Sie ist weg“, sagte er, als er auf Lucian zu lief und dieser ihm kurz darauf einen irritierten Blick zuwarf.

 

"Was meinst du damit, sie ist weg? Habt ihr euch gestritten? Es kam mir beinahe so vor."

 

Adrian stieß scharf die Luft aus. Es fiel ihm schwerer, als er dachte.

 

"Lucian... Als Lara vorhin sagte, sie sei mehr denn je sie selbst, meinte sie etwas Anderes. Sie ist …“ Er pausierte einen Moment, ehe er seinem Gegenüber die Wahrheit offenbarte. „Alicandra ist erwacht, Lucian."

 

Lucians blaue Augen weiteten sich vor Schreck.

 

"Nein!", hauchte er. "Ich habe es geahnt!"

 

Lucian schwieg für einen Augenblick. Er schien die richtigen Worte nicht zu finden und senkte den Blick. Doch dann sah er Adrian wieder an.

 

"Wo ist sie jetzt, Adrian?"

 

Dieser schüttelte den Kopf.

 

"Ich weiß es nicht. Und ich weiß auch nicht, was nun passieren wird."

 

"Wir müssen sie irgendwie aufhalten", erwiderte Lucian und die Entschlossenheit in seiner Stimme jagte Adrian einen Schauer über den Rücken. War er wirklich bereit, Lara etwas anzutun? Seinem einstigen Schützling?

 

"Lucian... Wir können Alicandra nicht töten. Lara ist in ihr. Wenn sie stirbt, dann ist Lara..." Adrians Stimme brach ab, als sich bei dem Gedanken ein Stechen in seiner Brust ausbreitete. "Sie ist ebenso verloren."

 

Lucian presste die Lippen aufeinander und nickte stumm.

 

"Ich weiß, Adrian. Wir müssen einen anderen Weg finden, sie zu stoppen. Einen Weg, bei dem beide unversehrt bleiben. Ich weiß nur noch nicht wie."

 

Kate und Kathryn erschienen hinter Lucian in der Tür. Adrian hatte beinahe vergessen, dass die beiden noch hier waren.

 

"Was ist hier los?", wollte Kate wissen.

 

"Wo ist Lara?", fügte Kathryn hinzu.

 

Bevor Lucian sich zu den beiden umdrehte, warf er einen kurzen Blick auf Adrian, um sich zu vergewissern, dass er einverstanden war mit dem, was Lucian nun zu den Vampirhexen sagen würde. Er schien eine Idee zu haben. Adrian nickte ihm stumm zu. Er wusste, Lucian würde niemals zulassen, dass man Lara Schaden zufügte.

 

"Kate, Kathryn. Wir haben uns getäuscht. Das Unvermeidliche ist eingetreten. Wir brauchen Eure Hilfe, sonst ist Lara womöglich für immer verloren..."

Kapitel 2

 

Kapitel 2

 

Lacandra

 

Green Wood Cemetery

 

 

Die Nacht lag schwer über dem Greenwood Cemetery, als ich das Ägyptische Mausoleum betrat und die steinernen Treppen zu der Gruft hinabstieg, in der sich Ereshkgials Statue befand.

 

Ich erreichte die unterste Ebene des Mausoleums und wie von Zauberhand entzündeten sich schwere, gusseiserne Kerzenhalter und flackernde Lichter zuckten über die steinernen Wände des Grabmals.

 

"Ich bin gekommen, Mutter", sagte ich, während ich auf die Statue, geformt aus Obsidian, zutrat. Ereshkigals Stimme hatte mich direkt hierher geführt.

 

Komm zu mir, mein Kind. Ich habe so lange auf dich gewartet...

 

Ich streckte meine Arme nach vorne und zeichnete mit meinen Händen einen Kreis in der Luft, aus dem sich eine leuchtende, violette Kugel bildete, die zuckte und waberte. Mit einer ausschweifenden Bewegung zur Seite verformte ich die Kugel, zog sie weiter auseinander, bis sie immer größer wurde und schließlich in ihrer Mitte eine tiefe, dunkle Öffnung erschien.

 

Dann schritt ich durch das Portal nach Kurnugia hinab, direkt in den Tempel von Ereshkigal – meiner Mutter, die mich bereits in ihrem Thronsaal erwartete.

 

"Du bist hier, Alicandra. Nein, dein Name lautet nun anders. Hekate gab dir den Namen Lacandra, als sie dich zur Königin der Vampire krönte", sagte sie und erhob sich anmutig von ihrem Thron.

 

"So ist es, Mutter."

 

Ereshkigal trat auf mich zu und ihre kalten, schlanken Finger strichen meine Wange entlang.

 

"Es war beinahe zu einfach, nicht? Alles läuft wie geschmiert."

 

"Sie haben uns alles geglaubt. Sie dachten, du seist auf ihrer Seite, als ich durch New York wandelte und die Oberhäupter einen nach dem anderen tötete. Ich konnte sie sogar davon überzeugen, dass ich dich als meinen Feind betrachte. Aber dem ist nicht so. Das war alles Teil unseres Plans, Mutter", entgegnete ich und verzog die Lippen zu einem süffisanten Schmunzeln.

 

Ein Geräusch ließ mich aufhorchen. Jemand hatte den Thronsaal betreten. Als ich mich umdrehte, erblickte ich Namtar. Ich lief auf ihn zu und umarmte ihn.

 

"Bruder..."

 

"Hallo, kleine Schwester."

 

Ich löste mich von ihm und blickte in seine verschmitzt leuchtenden dunklen Augen.

 

"Du warst es, der Luna tötete, nicht wahr?"

 

"So ist es."

 

"Wo ist sie jetzt?", wollte ich wissen und wandte mich Ereshkigal zu.

 

"In einem Verlies der untersten Ebene von Kurnugia – zusammen mit Lilith, Eryx Renos, Darla, Keira, Evelin, Kasha und ihren Vampiramazonen", erwiderte sie.

 

Ein grimmiges Lächeln huschte über meine Lippen.

 

"Gut. Sehr gut", meinte ich und trat auf Ereshkigal zu. "Was hast du nun mit ihnen vor, Mutter?"

 

Ihre schwarzen Augen leuchteten auf.

 

"Ich weiß es noch nicht. Ich dachte daran, ihre Seelen alle nacheinander ein für allemal zu zerstören, aber ich denke, es ist ein wesentlich schlimmeres Schicksal für sie, wenn sie hier in Kurnugia bis in alle Ewigkeit eingesperrt sind. Wie dem auch sei: Sie werden uns nicht mehr im Weg stehen. Insbesondere Lilith und Luna nicht."

 

Ich erinnerte mich an Eryx Renos und Darla, deren Ziel ebenfalls einst gewesen war, die Sterblichen zu unterwerfen. Sie hatten sich niemals vor Hekates Drohung gefürchtet, unsere Art zu zerstören. Wie standen sie nun dazu?

 

"Ich möchte, dass ihr Eryx, Darla und Keira zu mir bringt."

 

Ereshkigal hob verwundert die Brauen.

 

"Wozu, Lacandra?"

 

"Ich werde Verbündete brauchen, Mutter. Und die Drei sind geradezu perfekt dafür."

 

"Du wirst eine ganze Unterweltarmee brauchen, Schwester", warf Namtar ein und ich musterte ihn von der Seite. Seine Augen funkelten geheimnisvoll, als er mir einen Blick zuwarf. "Und ich werde sie dir liefern. Ich befehlige eine ganze Schar von Unterweltdämonen – bis auf jene, die Luna mit der Mondlichtklinge vernichtet hat!"

 

Ich runzelte fragend die Stirn.

 

"Wie hat sie es geschafft, die Mondlichtklinge in ihren Besitz zu bringen? Soviel ich weiß, ist es Inannas Schwert."

 

Namtar schnaubte verächtlich.

 

"Selene schlüpfte unbemerkt in die Unterwelt und gab sie ihr."

 

„Die Mondlichtklinge war nur eine von Inannas Waffen. Mächtig genug, um Dämonen auszulöschen, aber nicht allmächtig. Ihre mächtigsten Waffen sind hier unten bei mir. Ich nahm sie ihr weg, als sie es wagte, einen Fuß nach Kurnugia zu setzen“, warf Ereshkigal ein.

 

"Selene", wiederholte ich. "Ningal... Inannas Mutter."

 

"Und auch meine Mutter", sagte Ereshkigal. "Wie es scheint, wendet sich die ganze Familie gegen uns."

 

"Sie fordern uns zum Krieg heraus – und das seit Jahrtausenden", meinte Namtar.

 

Ich sah meinen Halbbruder entschlossen an.

 

"Zu einem Krieg, den wir letztendlich gewinnen werden. Sorge dich nicht, lieber Bruder. Von der Welt, die Inanna beschützt, wird bald nichts mehr übrig sein. Denn wir, die Dämonen, werden bald auf ihr wandeln. Und nun, bringe Eryx, Darla und Keira zu mir."

 

 

 

 

 

 

Luna

 

 

Die Dinge hatten sich drastisch gewandelt, das spürte Luna genau. Trotz ihres Todes, schien sie die Fähigkeit, Vorahnungen und Visionen zu erhalten, nicht verloren zu haben. Die dunkle Bedrohung war ganz nahe und es schnürte ihr beinahe die Kehle zu. Etwas Düsteres, Bösartiges hatte Kurnugia vor nicht allzu langer Zeit betreten. Und sie ahnte, wer es war...

 

Das Knarren der Verlies-Tür ließ Luna aufhorchen und ihr Blick schweifte dorthin. Just in diesem Moment betrat Namtar den Kerker – mit einem entschlossenen Ausdruck in seinen dunklen Steinaugen. Was hatte er vor?

 

Er trat direkt auf Darla, Keira und Eryx zu, die einige Meter neben Luna an der dunklen, modrigen Steinwand lehnten und Namtar fragend musterten. Mit herrischer Stimme befahl er den Dreien, mit ihm zu kommen.

 

"Was hast du mit ihnen vor?", entfuhr es Luna, bevor sie sich zurückhalten konnte.

 

Namtar drehte sich zu ihr um und ein höhnisches Grinsen umspielte seine Lippen.

 

"Eure Königin verlangt nach ihnen."

 

Luna und Lilith tauschten einen Blick. Auch Lilith ahnte, von wem Namtar sprach. Ihre grünen Augen richteten sich auf Ereshkigals Sohn.

 

"Unsere Königin?"

 

Erneut verzog sich Namtars Mund zu einem süffisanten Schmunzeln.

 

"Wollt ihr Alicandra nicht willkommen heißen – und vor ihr niederknien?"

 

Luna presste angestrengt die Lippen aufeinander und ihre Kehle schnürte sich zu. Sie war es tatsächlich. Alicandra war von Neuem erwacht. Doch was wollte sie von Eryx, Darla und Keira? Was hatte sie mit den Dreien vor? Ein flaues Gefühl machte sich in Lunas Magengegend breit.

 

"Komm mit mir und du wirst es erfahren", sagte Namtar, der Lunas Frage wohl direkt von ihrem Gesicht abgelesen haben musste.

 

Lilith trat einen Schritt nach vorne.

 

"Ich komme ebenfalls mit."

 

Namtar schien nichts dagegen einzuwenden zu haben und bedeutete den fünf Vampir-Seelen, ihm zu folgen.

 

"Was glaubst du, will Alicandra von uns?", flüsterte Darla Eryx zu, während sie hinter Namtar her liefen. Dieser hob die Schultern.

 

"Ich habe keine Ahnung", gab er ebenso leise zurück.

 

Luna warf den beiden einen Blick zu.

 

"Wenn sie euch zu sich ruft, kann es nichts Gutes zu bedeuten haben."

 

Darla hob fragend einen Augenbraue.

 

"Wie meinst du das?"

 

Bevor Luna antworten konnte, schnitt Namtar ihr das Wort ab.

 

"Seid still!"

 

Nach einer Weile betraten Luna, Lilith, Darla, Keira und Eryx Ereshkigals Palast. Die Fünf wussten nicht, wie sie sich so schnell von der untersten Ebene Kurnugias hier her bewegt hatten. Es schien fast, als seien sie durch sämtliche Ebenen einfach hindurch geschwebt.

 

Die Gruppe stand nun vor einem schweren Doppelportal, das ebenfalls mit Lapislazuli ausgekleidet war – wie der Rest des Palastes, in dem die Göttin der Unterwelt herrschte. Namtar öffnete das Portal und die Vampire folgten ihm ins Innere, bis sie schließlich vor dem Portal standen, das zu Ereshkigals Thronsaal führte. Kaum waren die Türen zu beiden Seiten aufgeschlagen, richteten sich Lunas Augen auf sie:

Alicandra, die zur Rechten Ereshkigals saß, eingehüllt in ein schwarzes, bodenlanges Kleid mit einem Stehkragen. Für einen Moment hatte Luna glauben wollen, dass es Lara war. Doch die smaragdgrüne Färbung ihrer Augen merzte jegliche Hoffnung daran aus.

 

 

 

Lacandra

 

 

Ich war überrascht, als ich sah, dass nicht nur Darla, Eryx und Keira von Namtar in den Thronsaal geführt wurden, sondern auch Luna und Lilith. Unwillkürlich ballten sich meine Hände zu Fäusten, als ich Letztere erblickte. Es war eine Ewigkeit her, seit ich ihr zuletzt von Angesicht zu Angesicht gegenüber gestanden hatte. Die Erinnerung an die Hexenverbrennung in Mediasch stieg in mir auf. Beinahe spürte ich wieder das Feuer, das meine Haut versengt hatte, als ich mit ihr zusammen in Flammen aufging. Als ihr Fluch, den sie über mich verhängt hatte, mich mit ihr in den Tod riss. Selbst, als wir beide in die Unterwelt gegangen waren, war ich Lilith nie begegnet. Bis zu jenem Tag, an dem sie durch das Portal in die Welt der Sterblichen trat, als Kathryn und Kate Smith ihre Seele von den Toten auferstehen ließen.

 

Unsere Blicke kreuzten sich: Giftgrün traf auf Smaragdgrün und ich konnte die Spannung fühlen, die die Luft förmlich elektrisierte. Etwas lenkte meine Aufmerksamkeit auf Luna. Ein Gefühl der Erleichterung in meiner Herzgegend, das ich mir nicht erklären konnte. Wieso war ich erleichtert, sie zu sehen? Meine Augen wurden feucht und ich versuchte mit aller Kraft, die Tränen zu unterdrücken, die aus ihnen fließen wollten. Was war das für ein Gefühl, das mich beinahe innerlich zu zerreißen drohte?

 

Luna... Ich bin so froh, sie zu sehen...

 

Da wurde es mir klar: Es waren wieder einmal Laras Empfindungen, die mich verwirrten. Natürlich: Luna war von Namtar ermordet worden, um mich auf den Thron der Vampire zu erheben. Lara hatte unendlich darunter gelitten. Doch was kümmerte es mich? Ich war meinem Bruder dafür dankbar, denn er hatte mir dazu verholfen, mein Ziel zu erreichen. Laras Gefühle waren unwichtig, weil ich die Herrin dieses Körpers war!

 

"Sie sind hier", ergriff Namtar das Wort. "Schwester..."

 

Mit einem Mal richteten sich die entsetzten Blicke der Vampire auf ihn.

 

"Schwester?", entfuhr es Luna. "Was meinst du mit Schwester?"

 

Schmunzelnd erhob ich mich von dem Platz neben meiner Mutter und trat langsam auf die Gruppe zu.

 

"Glaub es ihm ruhig, Luna. Ich bin Namtars Schwester – und die Tochter der Ereshkigal."

 

Alle Augen bohrten sich wieder in mich, doch niemand von ihnen wagte es, ein weiteres Wort zu sprechen. Lunas saphirblaue Augen starrten mich ungläubig an. Sie musste ahnen, was meine Worte bedeuteten. Was sie für uns beide bedeuteten. Luna sah in Liliths Richtung, die neben ihr stand, als wollte sie stumm nachfragen, ob Lilith etwas davon gewusst hatte. Diese schüttelte den Kopf. Natürlich hatte sie es nicht gewusst! Niemand außer mir wusste, dass ich Ereshkigals Fleisch und Blut war. Nun, keiner außer Namtar und Ereshkigal – und jetzt Darla, Keira, Eryx, Luna und Lilith.

 

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und schmunzelte süffisant.

 

"Das überrascht dich. Nicht wahr, Luna?"

 

Ihr Kopf drehte sich blitzschnell wieder in meine Richtung, doch sie erwiderte nichts. Aber ich ließ das Thema nicht auf sich ruhen.

 

"Und du weißt, was es bedeutet, nicht wahr? Tochter der Inanna?"

 

Luna kniff die Augen zusammen, erwiderte jedoch immer noch nichts.

 

Ein Raunen ging durch den Thronsaal.

 

"Tochter der Inanna?", fragte Darla verwundert.

 

Ich nickte.

 

"So ist es, Darla."

 

Lilith stimmte ebenfalls zu.

 

"Wie ist das möglich?", warf Eryx ein. "Lunas Mutter war Pandeia. Wie kann sie dann Inannas Tochter sein?"

 

Ein Schmunzeln zuckte um meine Lippen.

 

"Ganz einfach. Pandeia war Inanna. Zumindest ein sterblicher Teil ihres göttlichen Selbst, das sie auf die Erde schickte, um das Leben als Sterbliche zu erfahren. Nun..." Meine Augen richteten sich auf Lilith. "Bis sie auf Lilith traf."

 

"Dann ist Pandeia nicht tot?", erwiderte Darla.

 

"Ihr seid wirklich klug", gab ich kühl zurück.

 

"Aber was hat das hier alles zu bedeuten?", meldete sich Keira zu Wort, die die ganze Zeit über geschwiegen hatte. "Wieso hast du uns aus dem Verlies holen lassen?"

 

Ich fixierte sie mit zusammengekniffenen Augen, da ihr respektloser Tonfall mir nur allzu sehr widerstrebte. Keira sollte nicht vergessen, dass ich sie schon einmal getötet hatte. Obwohl sie bereits tot war, würde meine Mutter nur auf einen Wink von mir hin, Keiras Seele vollkommen auslöschen.

 

"Es ist schön, dich wiederzusehen, Keira. Und ich werde euch diese Frage gerne beantworten: Ich habe euch zu mir holen lassen, weil wir eines gemeinsam haben – zumindest Darla, Eryx und ich. Wir hatten schon damals das gleiche Ziel: Die Unterwerfung der sterblichen Welt."

 

Mein Blick wanderte von Darla zu Eryx und letztendlich wieder zu Keira.

 

"Sagt mir, welches Schicksal euch lieber ist: Wollt ihr für immer und ewig hier unten verrotten und nichts weiter als die Schatten jener Vampire sein, die ihr einst wart? Oder wollt ihr euch mir anschließen?"

 

Die Drei sahen sich an und in ihren Augen war deutlich zu erkennen, dass sie sich diese Frage wirklich stellten. Ich hatte einen Mechanismus in ihren Köpfen ausgelöst, was genau mein Plan gewesen war.

 

"Darla, Eryx, Keira!", schaltete Luna sich ein. "Tut das nicht!"

 

Meine Augen schnellten in ihre Richtung und ich spürte, wie die Hitze durch meinen Körper schoss. Etwas in mir hätte ihr am liebsten jetzt und hier einen Feuerstoß entgegengeschleudert, um sie zum Schweigen zu bringen. Doch was hätte er ihr anhaben sollen? Luna war bereits tot. Einzig und allein Ereshkigal war in der Lage, ihr Einhalt zu gebieten.

 

"Schweig, Luna!", keifte sie hinter mir auf ihrem Thron. "Oder ich vernichte deine Seele!"

 

Nein! Nein! Nein! Lass nicht zu, dass Luna etwas passiert! Bitte!

 

Wütend presste ich die Lippen aufeinander, als Laras flehende Stimme erneut durch meinen Kopf hallte, ihn fast zum Platzen brachte und es schaffte, ein Gefühl des Bedauerns in meinem Brustkorb zu erzeugen. Nein! Das waren nicht meine Emotionen! Wie konnte ich es nur schaffen, dieses lästige Gör endlich zum Schweigen zu bringen?

 

"Ihr werdet uns alle ins Verderben stürzen, begreift ihr das denn nicht?", warf Lilith ein.

 

Langsam trat ich auf sie zu und blieb direkt vor ihr stehen.

 

"Wieso kümmert dich das, Lilith? Du bist bereits tot. Du wirst Kurnugia sowieso nie wieder verlassen. Was willst du dagegen tun?" Meine Lippen verzogen sich zu einem grimmigen Lächeln. "Nichts. Sieh es ein: Ich habe dich besiegt, Lilith. Du dachtest einst, dein Fluch könnte mich vernichten, mich auf ewig hier unten festhalten. Aber das hat er nicht. Ich habe dich überlistet. Denn du wusstest nicht, mit wem du dich angelegt hast: Nicht nur mit der Hohepriesterin der Ereshkigal, sondern auch mit ihrer leiblichen Tochter. Und gegen uns beide wirst du stets den Kürzeren ziehen. Sieh es endlich ein, Lilith. Die Götter waren dir nie Hold. Inanna vertrieb dich aus deinem geheiligten Weltenbaum. Als du deine Rachepläne gegen Inanna auf die Spitze getrieben hast, indem du Priester des Eanna-Tempel töten ließt, hetzte sie dir Hekate auf den Hals und sie unterwarf dich. Und nun hängt dein Leben vom Urteil Ereshkigals ab. Diese Einsicht muss bitter für dich sein: Du wirst niemals stärker als die Götter sein."

 

Liliths giftgrüne Augen verengten sich zu Schlitzen.

 

"Du bist hier nicht die einzige Tochter einer Gottheit, Alicandra", knurrte sie.

 

"Ich weiß, Lilith."

 

Ich hob abschätzig eine Braue und musterte Luna, deren saphirblaue Augen mich in einer Mischung aus Wut und Trauer an funkelten.

 

"Jedoch", fuhr ich fort und trat an Luna heran. "Sag mir, Luna: Wo ist sie, deine Mutter? Wo ist Inanna? Pandeia war deine leibliche Mutter. Wenn sie der sterbliche Aspekt von Inanna war und zu ihr ins Himmelreich zurückkehrte, wieso hat sie niemals wieder zu dir gesprochen?"

 

Luna wusste darauf keine Antwort, was mir ein höhnisches Schmunzeln entlockte.

 

"Siehst du. Das ist der Unterschied zwischen uns: Meine Mutter war immer an meiner Seite. Aber was ist mit deiner?"

 

Mit diesen Worten wandte ich mich wieder an Darla, Eryx und Keira.

 

"Ich warte auf Eure Antwort, Dark Bloods."

 

Die Drei tauschten erneut Blicke aus, doch die Entschlossenheit blitzte noch immer unumstößlich in ihren Augen.

 

Dann ergriff Eryx das Wort.

 

"Wir sind dabei."

 

Ein triumphierendes Lachen entwich meinen Lippen.

 

"Dann soll es so sein. Ereshkigal wird euch das Leben zurückgeben. Sie wird eure Seelen wieder auf die Erde schicken und ihr werdet mit mir zusammen durch das Unterweltportal in die sterbliche Welt zurückkehren. Aber damit nicht genug." Mein Blick fiel auf Namtar. "Ihr werdet stärker sein als jemals zuvor. Denn ihr werdet von jetzt an zu Namtars Unterwelthorde gehören."

 

Kapitel 3

 Kapitel 3

 

Lucians Anwesen

 

 

"Sie ist also wirklich erwacht", stellte Kathryn fest, als sie sich zusammen mit Kate, Lucian und Adrian in Lucians Besprechungszimmer niedergelassen hatte.

 

"Wir hätten es wissen sollen", bekräftigte Kate mit bitterer Stimme.

 

"Wir müssen etwas tun", sagte Lucian und presste angestrengt die Lippen aufeinander, während er die beiden Vampirhexen musterte. "Sonst wird es nicht mehr lange dauern, bis unsere Vernichtung naht."

 

"Das Einzige, was wir tun können, ist, Alicandra zu vernichten", gab Kate zurück, was ihr sofort einen entsetzten Blick von Adrian einbrachte.

 

Nein, das würde er nie und nimmer zulassen!

 

"Nein, Kate", widersprach Lucian und Erleichterung machte sich Adrians Brustkorb breit. "Es muss einen anderen Weg geben."

 

Obwohl Adrian wusste, dass Lucian es ebenfalls niemals zuließ, dass man Lara Schaden zufügte, hatte Kates Aussage ihn in Panik versetzt.

 

Er stimmte Lucian nickend zu.

 

"Lucian hat Recht. Wir müssen eine andere Lösung finden, die Alicandra ausschaltet, Lara jedoch nicht verletzt. Wir dürfen sie auf keinen Fall irgendeiner Gefahr aussetzen."

 

Kathryn schnaubte.

 

"Adrian. Ich weiß, dass du sie liebst. Aber vielleicht solltest du einsehen, dass Lara keine Kontrolle mehr über diesen Körper hat. Es war niemals ihr eigener. Alicandra beherrscht sie."

 

Adrians Magengegend zog sich zusammen, als er sich an den Kuss zurückerinnerte. Nicht einmal eine Stunde war es her, seit er sie zuletzt gesehen hatte. Und bereits jetzt fühlte sich sein Herz an, als würde es in tausend Stücke gerissen. Und Adrian erinnerte sich nur zu gut daran, dass er Lara gespürt hatte, als er Alicandra küsste. Es stimmte nicht, dass Lara keinerlei Kontrolle über Alicandra hatte. Sie war noch immer da, wenn auch nur schwach in ihrem Unterbewusstsein. Und solange Lara nur den Hauch einer Chance hatte durchzudringen, gab es Hoffnung für sie.

 

"Ich stimme dir nicht zu, Kath", meinte Adrian. "Lara ist noch immer da. Ich weiß es. Deswegen muss es einen Weg geben, Alicandra aufzuhalten, ohne Lara dabei zu verletzen. Deshalb bitte ich euch: Denkt genau nach, ob es nicht eine Möglichkeit gibt, sie zu retten."

 

Die Smith-Schwestern warfen sich einen Blick zu und in ihren bernsteinfarbenen Augen leuchtete etwas auf. Hatten sie eine Idee? Hoffnung keimte in Adrian auf, als sich die Augen der beiden wieder auf ihn richteten.

 

"Vielleicht gibt es tatsächlich etwas, das wir versuchen könnten", sagte Kate.

"Raus mit der Sprache", hakte Lucian nach. "Was ist es?"

 

"Wir wissen allerdings nicht, ob es funktioniert – und es wird vermutlich nur eine vorübergehende Lösung sein. Und wir müssen Alicandra dazu erst einmal fassen", erwiderte Kathryn.

 

Ungeduld machte sich in Adrian breit und er unterdrückte den Drang, mit den Fäusten auf die Tischplatte zu hämmern. Wenn er eines an den Smith-Schwestern, und insbesondere an Kathryn hasste, dann war es ihre geheimnisvolle Art und die Tatsache, dass sie es oftmals nur zu sehr genossen, Andere in Ungewissheit zu wiegen.

 

"Sagt schon", bohrte Adrian, begleitet von einem ungeduldigen Schnauben.

 

"Wie gesagt, müssen wir sie erst einmal in unsere Hände bekommen", fuhr Kathryn fort. "Und wir benötigen Laras Körper."

 

Adrian runzelte fragend die Stirn und tauschte einen Blick mit Lucian, der ebenso verwirrt drein schaute.

 

"Und weiter?", wollte Adrian wissen.

 

"Wenn wir sie haben, versetzen wir Alicandra in einen tiefen Schlaf. So ist sie erst einmal außer Gefecht gesetzt und kann sich nicht wehren. Zumindest nicht bewusst. Während sie schläft, können wir versuchen, Laras Seele aus Alicandras Körper herauszulösen und wieder in ihren eigenen zu übertragen", erwiderte Kathryn.

 

"Und was passiert dann?", warf Lucian ein. "Lara kehrt in ihren Körper zurück, aber das löst nicht das Problem mit Alicandra, richtig? Wir könnten sie nicht vernichten, weil beide auf immer und ewig miteinander verbunden sind."

 

Die bernsteinfarbenen Augen der Vampirhexen leuchteten geheimnisvoll.

 

"Wir haben ja nicht behauptet, dass wir Alicandra aus dem Schlaf jemals wieder erwachen lassen werden. Man könnte sie versiegeln, beispielsweise in einem gläsernen Sarg, ähnlich jenem, in dem Lunas Körper ruht – und ihn dann irgendwo weit weg vergraben, im Meer versenken oder Ähnliches."

 

Adrian runzelte argwöhnisch die Stirn.

 

"Es gibt einen Haken daran, nicht?"

 

Kathryn seufzte und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück.

 

"Es gibt immer einen, Adrian. Der Zauber benötigt Unmengen an Energie. Und es gibt keine Garantie, dass es überhaupt funktioniert. Laras Seele könnte dabei Schaden nehmen."

 

"Was wiederum bedeutet, dass beide sterben könnten?", raunte Adrian und seine Augenbrauen zogen sich zusammen, sodass sich eine zornige Falte zwischen ihnen bildete.

 

"Ja, das könnte passieren", erwiderte Kate. "Das ist aber nicht das einzige Risiko, Adrian."

"Ich verstehe nicht ganz", gab er kopfschüttelnd zurück. "Sprich endlich Klartext, Kate."

 

"Sieh mal, Adrian. Es

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Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 23.04.2018
ISBN: 978-3-7487-0846-9

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