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1. Teil

 

 

Das Mädchen aus dem Meer

Fürstenroman von Ellen Gaber

 

 

 

 

 

„Sturm liegt in der Luft!“ sagte Prinz Nico laut zu sich selbst.

Schon nahm das ewige Blau des Mittelmeeres die Farbe der darüber flitzenden grauen Wolken an. Schaumberge spritzten über den Vordersteven des schnittigen neuen Bootes mit dem bedeutungsvollen Namen 'Bella'.

Nico, Prinz von Canterra, nahm die Ölhaut vom Haken und betrachtete danach missbilligend seine leichten Segelschuhe.

Viel besser wären jetzt Gummistiefel, doch die waren unten in der Kajüte. Kein Gedanke daran, jetzt das Steuer zu verlassen!

Er zog den Reißverschluss der gelben Ölhaut zu und stülpte sich die Kapuze über den Kopf. Das alles geschah mit einer Hand, die andere hatte Mühe, das Ruder zu halten.

Was jetzt durch das Tauwerk pfiff, war mehr als eine kräftige Brise.

Bei Mama am Teetisch ist es jetzt gemütlicher, dachte Prinz Nico. Er stellte sich flüchtig den kostbar, trotzdem gemütlich eingerichteten Salon seiner Mutter vor. Sicher hatte Fürstin Christine an diesem kühlen Nachmittag ein Feuer im Kamin anzünden lassen. Sein Vater, Fürst Ramon, würde davor sitzen und seine Pfeife rauchen, während Fürstin Christine mit einer feinen Handarbeit beschäftigt war. Die Teestunde war stets die gemütlichste des Tages im fürstlichen Haus. Nur dann war die Familie ganz unter sich, die Angestellten hatten keinen Zutritt. Es war eine Sitte, die Fürstin Christine aus ihrer nordischen Heimat mitgebracht hatte.

Hoffentlich schaut Mama jetzt nicht gerade aus dem Fenster, wünschte sich Nico. Sie ängstigte sich immer, wenn ihr Sohn auf See war, zumal mit dem neuen Boot, dass er zur Feier seines Examens geschenkt bekommen hatte.

Nach anstrengendem Studium in England und den USA genoss Nico jetzt erst einmal das anregende leichte Leben in seiner südlichen Heimat.

Die Regierungsgeschäfte des kleinen Fürstentums nahmen ihn nicht sonderlich in Anspruch, dafür war sein Vater, Fürst Ramon , noch weitgehend zuständig.

So war es Nico möglich, sich seinen Lieblingssportarten, dem Segeln und dem Angeln zu widmen. Er hatte auch noch ein drittes Hobby: Das war Bella, die Namensgeberin seines Bootes. Die bildhübsche Tochter eines Exportkaufmanns, die gelegentlich als Model arbeitete, sonnte sich in der Gunst des Prinzen. Was sie aber gar nicht schätzte, war, dass der Prinz sie wegen seiner Hobbys zu oft allein ließ.

Heute hatte sie ihn zum Hafen begleitet, wollte aber nicht mit aufs Boot, weil sie leicht seekrank wurde.

„Nico“, bat sie und ihr roter Schmollmund verzog sich dabei wie bei einem verwöhnten Kind. „Nico, bitte bleib nicht wieder so lang draußen. Denk daran, wir haben heute ein Bordfest auf Robertos Yacht!“

Nico lachte nur und versprach ihr nichts Bestimmtes.

„Die Sommernacht ist lang, meine Süße und hell genug zum Segeln. Einer deiner Verehrer wird sich schon um dich kümmern, wenn ich nicht rechtzeitig zurück bin.“

Bei diesen Worten war Nico auf sein Boot gesprungen und machte jetzt die Vertäuung los.

„Ciao, Bella“, rief er und winkte ihr fröhlich zu. Doch sie wandte sich böse ab und lief davon.

Nico machte sich nicht mehr allzu viel aus ihr, obwohl die Zeitungen es besser wissen wollten. Er betrachtete sie nur als unterhaltsame Gespielin für den Sommer. Er wusste, dass Bella mehr von ihm wollte, aber Nico wusste auch, was sich für einen Prinzen von Canterra gehörte. Er würde keine Frau heiraten, die nicht standesgemäß war.

Wenn ich einmal heirate, dachte Nico, dann muss es eine sportliche und vor allem intelligente Frau sein. Mit diesen Eigenschaften konnte Bella leider nicht aufwarten.

Ach ja, und schön muss meine Frau auch sein und möglichst eine Prinzessin aus einem der besten Adelshäuser...

Ein Brecher, dessen Spritzer ihm ins Gesicht fuhren, riss Nico aus seinen Überlegungen. Jetzt wurde es ernst mit dem Sturm!

Nach alter Seglermanier schlug er eine Leine um seinen Leib. Sollte er einmal über Bord gespült werden, so verband ihn das Tau immer noch mit seinem Boot.

Er wandte kurz den Kopf nach hinten. Der Himmel war nun schwarz über dem offenen Meer.

Hinter ihm trieb ein Segelboot in rasender Geschwindigkeit auf ihn zu.

Eine steile Falte erschien auf Nicos Stirn, als er sich abermals umdrehte. Der Segler steuerte unmittelbar auf ihn zu. Jeden Augenblick konnte sein Vordersteven die Bordwand von Nicos Boot rammen.

Nico riss sein eigenes Fahrzeug steuerbord herum, um den Zusammenstoß zu vermeiden.

Das fremde Boot legte sich jetzt ganz auf die Seite. Im gleichen Moment sah Nico, wie ein Mensch, offenbar der einzige Insasse des Bootes, über Bord ging.

Soviel er sehen konnte, verband keine Leine den Insassen mit seinem Boot. Sie hätte auch nicht viel genutzt, denn das fremde Boot kippte jetzt um und trieb kieloben in den Wellen.

„Ein erbärmlicher Anfänger“, murmelte Nico verächtlich. Er drosselte die rasende Fahrt und warf den Schleppanker aus.

„Hilfe!“

Ein hoher spitzer Schrei übertönte für einen winzigen Augenblick das Heulen des Sturmes. Die Gestalt im Wasser fuchtelte mit den Armen.

„Hört sich ganz nach einer Frau an!“ Nico wurde zornig. „Sie hat wahrscheinlich überhaupt keine Ahnung vom Segeln. Ein Jammer um das schöne Boot!“

So räsonierte er laut, als er der Frau im Wasser den Rettungsring zuwarf.

Sie ergriff ihn auch, doch eine heranrasende Welle überspülte sie. Für ein paar Sekunden waren die Schiffsbrüchige und der Rettungsring unsichtbar.

Dann tauchten beide an Nicos Bordwand wieder auf.

„Haben Sie ein Mordsglück!“ brüllte Nico der Frau im Wasser zu und zog sie zu sich heran.

Die Frau im Wasser antwortete nicht. Triefend nasse blonde Haare nahmen ihr jede Sicht auf ihren Retter.

Mit der einen Hand versuchte sie, die Haarsträhnen aus dem Gesicht zu kämmen. Die andere hielt den Rettungsring umklammert.

Nico ergriff sie an beiden Armen und zog sie zu sich empor.

„Na, Schönwetterseglerin?“ begrüßte er sie.

Sie taumelte noch und er wagte es nicht, sie loszulassen, obwohl sein Ruder verrückt spielte und wild hin und her schoss.

Immer noch versuchte sie, der Haarflut Herr zu werden. Dann war es ihr endlich geglückt.

Nico blickte in ein bildhübsches Mädchengesicht. Ihre Augen, so blau wie seine, blitzten ihn zornig an.

„Haben Sie eine Ahnung!“ brachte sie hervor. „Ich bin schon bei ganz anderem Wetter gesegelt. Lassen Sie mich jetzt los und passen Sie auf Ihr Ruder auf!“

Nico lachte und tat ihr den Gefallen. Sie waren wieder auf Kurs Richtung Hafen.

Diese nasse kleine Katze gefiel ihm. Sie hatte sich beim Niedergang zur Kajüte in Sicherheit gebracht. Trotz ihrer mutigen Worte hockte sie dort wie ein Häufchen Unglück und klapperte mit den Zähnen vor Kälte.

„Sie halten wohl nichts von Frauen an Bord?“

Ihre Frage klang herausfordernd.

„Nicht, wenn sie sich und andere dabei in Gefahr bringen!“

Nico blickte sie über die Schulter tadelnd wie ein Schulmeister an. Insgeheim dachte er: Das ist ein selten hübscher Fisch, den ich mir da geangelt habe!

„Sie hatten die Situation aber prächtig im Griff!“ Ihre Bemerkung kam etwas zähneklappernd.

Diesmal ging Nico gar nicht darauf ein, sondern sagte:“Wenn sie noch lange in diesem nassen Zeug herumsitzen, holen Sie sich mindestens eine Lungenentzündung. Gehen Sie in die Kajüte und drehen Sie die Heizung auf. Irgendwo muss noch eine alte Jollenhose von mit herumliegen, die können Sie überziehen. Ich kann hier jetzt nicht weg!“

Er brauchte beide Hände, damit das Ruder ihm gehorchte.

Plötzlich stand das Mädchen neben ihm und packte seinen Arm.

„Können wir nicht versuchen, mein Boot zu retten?“

Er schüttelte energisch den Kopf.

„Das überlassen wir lieber dem Seerettungsdienst.“

„Na, dann nicht“, seufzte sie und begann den Abstieg in die Kajüte.

Nico war vollauf damit beschäftigt, sein Boot in den Hafen zu bringen. Aber während er seine Manöver ausführte, dachte er immer wieder an die schöne Schiffbrüchige.

Wer mag sie wohl sein, fragte er sich. Sie kann nicht aus der Hauptstadt gekommen sein. Dort kenne ich jedes hübsche Mädchen. Ich hätte sie bestimmt nicht übersehen...

Die Gischt einer sich überschlagenden Woge spritzte ihm in Augen und Nase.

Er holte sein Taschentuch hervor und schneuzte sich vernehmlich.

„Sie haben wohl schon einen Schnupfen?“ klang es teilnehmend vom Niedergang her.

Das Mädchen hatte sich die nassen Sachen ausgezogen und sah in Nicos viel zu großen Kleidungsstücken recht seltsam aus.

Irgendwo hatte sie einen weißen Sportpullover gefunden und die Ärmel einige Male umkrempeln müssen, damit die die Hände frei bekam. Dazu trug sie Nicos leuchtend gelbe Jollenhose, die ihr bis unter die Achseln reichte. Die Hosenbeine hatte sie ebenfalls mehrfach umgeschlagen. Nur ihre Füße waren unbekleidet. Offenbar hatte sie nichts Passendes finden können.

„Sie sehen aus wie ein Clown aus dem Zirkus“, schmunzelte Nico.

Sie aber blieb todernst.

„Wie weit ist es noch bis zum Hafen?“ erkundigte sie sich und lehnte sich weit vor, um über das Gewirr von Tauen und Segeln hinweg spähen zu können.

„In einer Viertelstunde sind wir an Land“.

Nico überlegte schon, wie er die hübsche Nixe noch ein wenig länger an Bord behalten könnte.

„Hören Sie, könnten Sie uns nicht einen steifen Grog brauen?“ bat er sie. „Es muss noch Rum unten sein.“

„Haben Sie auch Süßwasser dazu?“

„Ich habe nie gehört, dass an Grog Wasser geschüttet wird“, brummte Nico.

„Wasser darf auch dran“, lachte sie. „Ich habe eine Konserve mit Zitronensaft gesehen, der tut es auch.“

Sie verschwand im Niedergang.

Nach einigen Minuten erschien sie wieder.

„Es ist alles fertig. Sie können trinken. Ich übernehme hier so lang das Kommando!“ Sie machte Miene, das Ruder zu ergreifen.

„Das kommt überhaupt nicht infrage! Was hat Ihnen meine 'Bella' getan? Wollen Sie sie auch noch ins Jenseits befördern?“

Nico hinderte sie an ihrem Vorhaben, indem er ihre Hand ergriff.

Sie riss sich ärgerlich los.

„Sie sind ja ein eingebildetes Ekel!“ fauchte sie. „Ihre 'Bella' kann ich genauso gut segeln wie Sie. Erheben Sie sich nur nicht haushoch über mich, nur weil ich ein einziges Mal ins Wasser gefallen bin!“

„Wirklich nur ein einziges Mal?“ Nico konnte es nicht unterlassen, sie zu necken.

Gerade wollte sie wieder aufbrausen, da legten sie an der Hafenmole an.

Nico schlang eine Leine um einen dicken Eisenkopf am Kai. Das Boot lag jetzt fast ruhig. Die kleinen Wellen des Hafens schaukelten es nur sanft hin und her.

„Nun können wir in Ruhe unseren Grog trinken“, meinte Nico vergnügt.

Er packte sie einfach unter den Arm und zog die sich Sträubende mit hinunter.

„Es ist ja auf einmal richtig gemütlich hier unten!“ rief er aus und blickte erfreut umher.

Die enge Kajüte, die nur aus einem Wandschrank mit Miniküche und einer Sitzgruppe bestand, war wohlig durchwärmt. Vor der Heizung trockneten die Kleider des Mädchens. Der Duft von Rum und Zitronensaft durchzog den kleinen Raum.

Auf dem Klapptisch vor der Sitzbank standen die Gläser in ihren Halterungen.

Ohne ein weiteres Wort nahm das Mädchen den Topf mit dem Getränk von der Kochstelle und füllte die Gläser. Danach setzte sie sich in die äußersten Ecke der Sitzbank, um von Nico möglichst weit entfernt zu sein.

„Nun wollen wir mal kosten, wie Ihr Gebräu schmeckt!“

Nico hob ihr sein Glas entgegen und nahm dann einen kräftigen Schluck.

„Ganz vorzüglich haben Sie das gemacht!“ lobte er.

Das Mädchen sprach dem heißen Grog ebenfalls munter zu. Feurige Wärme durchrieselte ihren Körper. Ihre abweisende Haltung lockerte sich. Als sie ihr Glas geleert hatte, schenkte sie Nico sogar ein reizendes Lächeln.

Ihre Haare waren nun getrocknet und umrahmten glatt und schimmernd ihr herzförmiges Gesicht.

Vorhin hatte ihre Hautfarbe etwas grünlich blass ausgesehen. Nun trat eine hübsche rosige Sonnenbräune zutage. Ihre Augen waren von einem Blau das ins Violette spielen konnte, wenn sie zornig war.

Er ließ keinen Blick von ihr. Es amüsierte und rührte ihn zugleich, wie sie die langen Wimpern senkte, sobald sie ihn ansah.

Die Kleine kann auch verlegen sein, dachte er verwundert.

„Wie alt sind Sie eigentlich?“ fragte er sie.

„Ich bin dreiundzwanzig, das heißt, ich werde es“, verbesserte sie sich.

„Sie sehen nicht älter als achtzehn aus“, meinte Nico. „Schimpfen können Sie aber wie ein altes Fischweib aus der Hafengasse.“ Er lachte dabei.

Sie nahm ihm das nicht übel und lachte zurück. „Ich muss mich ja meiner Haut wehren“, gab sie zur Antwort und setzte hinzu:“ Übrigens finde ich, dass auch Sie nicht das Benehmen eines Gentleman haben!“

„So, jetzt sind wir aber quitt“, meinte Nico. „Hören wir auf mit der Zankerei. Wie steht es mit etwas Essbarem nach diesen Strapazen? Haben Sie schon etwas entdeckt?“

„Es ist genug da für ein belegtes Brot“, entgegnete sie. Sie erhob sich aus ihrer Ecke und ging zum Wandschrank. Aus diesem zauberte sie einen mächtigen Räucherschinken hervor, desgleichen Brot und ein Glas Gurken.

„Ich wusste gar nicht, dass ich so etwas an Bord habe“, meinte Nico vergnügt.

Er zog von seinem Platz aus eine Schublade auf und angelte nach einem Messer.

Als er es gefunden hatte begann er, ein mundgerechtes Stück von dem Schinken abzusäbeln.

„Sie machen ja Ihren Mahagonitisch kaputt!“ rief das Mädchen empört und reichte ihm ein Holzbrett.

„Danke! Ich glaube, Sie wissen hier schon besser Bescheid als ich.“

Nico versuchte wieder, ihrem Blick zu begegnen. Es gelang ihm auch. Abermals versteckte sie hastig die Blauaugen unter den langen Wimpern.

„Es liegt hier alles sehr ordentlich am richtigen Platz“, stellte sie fest. „Sicher haben Sie einen guten Geist, der das fertigbringt?“

„Den habe ich auch. Mein Kammerdiener...“ Nico biss sich ärgerlich auf die Lippen. Wie konnte er nur seinen Kammerdiener erwähnen! Jetzt wusste sie bestimmt gleich, dass er der Prinz war. Ihre schöne Unbefangenheit würde dahin sein, wenn sie sich einem Mitglied des fürstlichen Hauses gegenüber sah.

Doch sie hielt es für einen Scherz.

„Sieht mir ganz nach einem Kammerdiener in Röcken aus!“ lachte sie und reichte ihm die Butter aus dem Kühlschrank.

Dann griffen sie beide herzhaft zu. Die Seeluft machte Appetit.

Am Ende des schmackhaften Imbisses zündete Nico seine Pfeife an. Sie plauderten vom Segeln und vom Angeln.

Dann sprang das Mädchen ganz plötzlich auf.

„Meine Kleider müssten längst trocken sein!“

Sie befühlte die Segelhose, die vom Trocknen auf der Heizung bretthart geworden war.

„Nicht schön, aber besser als Ihre Jollenhose“, sagte sie erfreut zu Nico.

Der aber war gar nicht begeistert, dass ihr schönes Zusammensein schon beendet sein sollte.

„Müssen Sie denn schon nach Hause?“ fragte er sichtlich enttäuscht.

„Ja. Vater erwartet mich zum Tee. Er wird unruhig sein, weil es schon über die Zeit ist!“

Sie griff nach ihren Kleidern und sah unsicher zu Nico empor. Doch dieser hatte schon begriffen.

„Ich gehe mal an Deck, um nach dem Wetter zu sehen“, sagte er und verschwand in den oberen Regionen.

Der Hafen lag immer noch in strömendem Regen da. Kein Mensch war zu sehen, und die Segelyachten lagen fast vollzählig an ihren Anlegeplätzen.

Er hörte das Mädchen in der Kajüte hin- und hergehen. Dann stand sie unversehens neben ihm.

Nico machte ihr Platz unter dem Kajütendach.

„Sie sehen ja wieder ganz manierlich aus“, stellte er fest.

Jetzt erst bemerkte er, welch zierliche Figur sie besaß. Ein breiter Gürtel, den sie über der eigenen hautengen Segelhose trug, betonte ihre schmale Taille.

„Ja, es ist alles trocken bis auf die Schuhe. Leben Sie wohl und haben Sie dank für Ihre mutige Rettungsaktion!“

Sie winkte ihm zu und lief leichtfüßig zum Rand des Bootes, um herauszuklettern. Ihre Leinenschuhe quietschten auf den Planken.

„Halt, kleine Nixe!“

Nico sprang ihr nach und hielt sie am Arm fest.

„Verdiene ich nicht etwas mehr Dank für meine mutige Tat?“

Er schlang beide Arme um sie und versuchte sie zu küssen.

Sie trommelte mit den Fäusten auf seine Brust, damit er sie losließ.

Kaum hatte er sie frei gegeben, landete eine kräftige Ohrfeige auf seiner Wange.

„Sie sind ein Flegel, der die Notlage einer Dame schamlos ausnutzt“, schnaubte sie.

Dann setzte sie gelenkig über Taue und zusammengerollte Segel hinweg und erreichte die sichere Hafenmauer. Im strömenden Regen sah er sie davonrennen.

Nico hielt sich verdutzt die schmerzende Wange.

„Na warte nur, kleine Nixe, wenn ich dich erst wieder treffe!“

Er machte eine drohende Handbewegung in ihre Richtung und ging dann laut lachend in die Kajüte hinunter.

Hier fand er seinen Pullover und die Jollenhose ordentlich gefaltet vor.

Gedankenverloren nahm er den Pullover und steckt seine Nase hinein.

Etwas von dem frischen Duft der kleinen Nixe schien an ihm hängen geblieben zu sein.

Ich werde sie wiederfinden! Nico nahm sich das fest vor. Sie konnte ja nicht weit von hier wohnen.

Aber schon seltsam, dass er ihr nie begegnet war!

Er machte die Kajüte dicht und verließ das Segelboot.

Nicht weit von seinem Anlegeplatz stand sein heller Sportwagen, in dem er mit Bella hierher gefahren war. Er stieg schnell ein und warf die Tür hinter sich zu.

Das Unwetter war immer noch nicht vorbei. Mit lautem Motorheulen startete der Sportwagen und brauste durch den menschenleeren Hafen hindurch zur palmenbestandenen Hauptstraße.

Nach knapp fünf Minuten hielt er auf dem Hof des fürstlichen Schlosses.

Nico warf einem Lakai die Wagenschlüssel zu, damit dieser das Auto in die Garage fuhr. Er selbst eilte die Stufen zum Palast empor.

„Hoffentlich haben Durchlaucht sich keine Erkältung in den nassen Sachen geholt!“ äußerte sein Kammerdiener Pietro, der ihm frische trockene Kleidung reichte.

„Ach was, Unkraut vergeht nicht. Hat die Fürstin schon nach mir gefragt?“

Pietro nickte.

„In der Tat hat die Fürstin schon ein paar mal

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 04.03.2016
ISBN: 978-3-7396-4119-5

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