Müdigkeit überkam meine schweren Lider.
Ich schliesse meine Augen. Lausche den Klängen der nahenden Nacht. Von irgendwo her, ertönt ein Rauschen. Es ist leise, und doch so nah. Vorsichtig wage ich mich voran, ein Bananenblatt versperrt mir die Sicht. Eine Hand ausgestreckt schiebe ich es beiseite. Was sich mir dahinter eröffnet verschlägt mir fast den Atem; die untergehende Sonne, umringt von kleinen Quellwolken, der endlosweite Himmel, in Orange und Rottönen bemalt. Das sonst so tiefblaue Meer, nun glitzernd und funkelnd im letzten Warm der Abendsonne.
Ein Schrei droht mich zu entreissen. Ich drehe mich um und sehe einen tropischen Vogel über die Baumwipfel davonfliegen, sein Schweif lang, seine Federn farbenfroh. Fast als ob er einen Regenboden ziehen würde, fliegt er den Sternen entgegen. Ein sanftes Lächeln kommt über meine Lippen, das gleichmässige wogen der Wellen erfüllt mein Herz mit Ruhe.
Der allerletzte Sonnenstrahl flieht, der strahlenden Nacht dahin. Tausende von Sternen leuchten am Himmel, ich wünschte, ich könnte sie alle zählen. Dort leuchtet einer besonders Hell, als wollte er mir sagen: «Ich bin immer an deiner Seite.»
Ich setze mich, der Sand unter meinen Händen ist noch warm. So fein und leise rieselt er mir davon. Ein kleiner Krebs macht sich auf seinen nächtlichen Rundgang über den Strand. Für eine Weile sehe ich ihm zu, wie er geschickt mit seinen Beinen von hier nach da huscht, ohne sich je zu verlaufen. Seine kleinen Augen blinzeln so frech zu mir herüber.
Geborgenheit erfüllt mein Herz. Hier ist mein Paradies und so lege ich mich sanft auf den Rücken, den Mond betrachtend. Es scheint mir als wäre er Heute noch viel grösser als Gestern.
Plötzlich ertönt er wieder. Dieser Schrei. Markerschütternd und von Angst geprägt. Erschrocken reisse ich meine Augen auf. Eine Schwere gestallt droht mich zu verschlingen. Starke Hände drücken meine kleinen Arme auf den Boden, der Geruch von Schweiss und Alkohol steigt mir in die Nase. Übelkeit überkommt mich und ich kriege keine Luft. Alles in meinem Körper zieht sich zusammen jeder Muskel ist angespannt. Doch schaffe ich es nicht mich loszureissen, die Gewalt ist zu stark. Eine heisse Hand gleitet über meine Oberschenkel, jedes Härchen auf meinem Körper scheint sich auf zu stellen. Mit einem Mal erblicke ich diese leuchtenden Augen. Augen des Todes. Augen voller Begierde. Ein Keuchen dringt an mein Ohr, ich kann die Erregung spüren. So eiskalt, der Schauer, der über meinen Rücken fährt. Nicht mehr als ein Wimmern, scheint meine letzte Kraft her zu geben. Jede Gegenwehr ist Zwecklos, keine meiner Taten würde es aufhalten.
Die Augen fest geschlossen, beisse ich mir auf die Unterlippe. Ein süsser Geschmack erfüllt meinen trockenen Mund und noch ehe ich es hätte ahnen können, spüre ich einen Schmerz. Jener der mich erstarren läst, der mir alle Sinne zu ersticken droht. Wie Feuer brennt sich eine Narbe in mein Fleisch, einzig die kurzen Momente der Ruhe lassen mich aufatmen, doch fällt er mir mit jeder Sekunde schwerer. Wieder versuche ich zu schreien,
nicht ein Ton entweicht meiner zugeschnürten Kehle. Verzweifelt, schliesse ich die Augen,
ganz fest. Suche nach den Palmen, welche mich zuvor geleitet.
Da erblicke ich einen Bach, sein Wasser ist klar und plätschernd. Als wollte er mich sagen: «komm mit mir.» Erfreut sehe ich einen kleinen Fisch, er ist ganz golden und er winkt zu mir hoch. Nur einen Augenblick später, schwimmt er davon. Lachend laufe ich ihm hinterher. Er zeigt mir den Weg zurück zum Paradies.
Tag der Veröffentlichung: 04.09.2009
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