Cover

Die abenteuerliche Reise der kleinen krummen Nähnadel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Für meine Oma und für meine Mama

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Michelle Zerwas

Die abenteuerliche Reise der kleinen krummen Nähnadel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„Ich möchte verreisen“, verkündete die kleine krumme Nähnadel.

Die anderen Nähnadeln prusteten los.

„Du willst verreisen?“, fragte die große Nähnadel. „Wie willst du das denn anstellen?“

„Das schaffst du nie!“, rief die kleine dünne Nähnadel.

„Niemals!“, pflichtete ihr die alte Stopfnadel kopfschüttelnd bei.

„Wenn jemand verreist, dann bin das ja wohl ich“, sagte die große Nähnadel mit dem goldenen Kopf hochnäsig.

Die Regenbogennadeln mit den kunterbunten Köpfen kicherten. Sie konnten nie ernst sein.

Die kleine krumme Nähnadel schnappte empört nach Luft, doch bevor sie etwas sagen konnte, mischte sich die Häkelnadel ein.

„Lasst die Kleine doch träumen. Haben wir nicht alle unsere Träume?“

„Ich bin zwar klein, aber ich werde trotzdem verreisen.“

Die beiden Stricknadeln lachten laut. „Wohl größenwahnsinnig geworden, was meine Kleine“, sagte die eine, während die andere weiter lachte.

„Seid nicht so streng“, ermahnte die Sicherheitsnadel die anderen Nadeln. „Ich kann die kleine krumme Nähnadel verstehen. Ich war auch schon lange nicht mehr auf einer Reise und so langsam vermisse ich es sehr.“

„Beschwer dich mal nicht“, sagte die dicke Nähnadel. „Du bist ja wohl diejenige, die von uns am meisten verreist ist.“

„Genau“, stimmten die anderen Nadeln ein.

Sie alle lebten zusammen in einer dunklen Schublade, in die nur selten Licht herein fiel. Sie lebten zusammen mit Garnrollen und Garnspulen, Gummibändern, Stoffflicken und unzähligen Knöpfen. Langweilig wurde es bei ihnen nie. Sie spielten manchmal Knopfweitwurf oder Gummibandhüpfen, aber es gab auch Tage, so wie heute, an denen sie sich ein bisschen zankten.

 

 

„Ihr seid gemein“, sagte die kleine krumme Nähnadel traurig. Sie hatte Tränen in den Augen. „Ihr werdet schon sehen. Wenn ich nicht mehr da bin, wird es euch leid tun.“ Die kleine krumme Nähnadel ging davon.

Die anderen Nadeln sahen sich betroffen und auch ein wenig schuldbewusst an. Waren sie vielleicht ein wenig zu weit gegangen?

Die kleine krumme Nähnadel hockte sich in eine Ecke der Schublade und stapelte Garnspulen und Knöpfe aufeinander, immer abwechselnd, eine Garnspule, dann ein Knopf, eine Garnspule und noch ein Knopf, bis ein Turm entstanden war. Als der Turm so hoch war wie die Schublade, baute sie noch einen weiteren Turm, so lange, bis die Wut und die Traurigkeit verschwunden waren. Währenddessen schmiedete die kleine krumme Nähnadel Pläne für ihre Reise. Sie wollte es unbedingt und wenn man etwas ganz fest will, erreicht man es auch.

Irgendwann bekam die kleine krumme Nähnadel Gesellschaft von der kleinen dünnen Nähnadel.

„Bist du uns noch sehr böse?“, fragte die kleine dünne Nähnadel.

„Nein, aber traurig schon noch ein bisschen.“

„Es tut mir leid“, sagte die kleine dünne Nähnadel zerknirscht.

„Schon gut.“

„Ich finde es ganz schön mutig von dir. Ich werde mich niemals trauen zu verreisen.“ Nun wurde die kleine dünne Nähnadel ganz traurig.

„Aber warum denn nicht?“, fragte die kleine krumme Nähnadel. Sie hatte auf einmal großes Mitleid mit der Freundin.

 

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Michelle Zerwas
Bildmaterialien: Michelle Zerwas
Cover: Michelle Zerwas
Tag der Veröffentlichung: 24.11.2023
ISBN: 978-3-7554-6194-4

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /