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Verdacht auf Mord


„Der berühmte und gefeierte Professor und Alchemist Julian Carrington wurde gestern Abend in seinem Haus auf dem Land erdolcht aufgefunden.“ Es wurde ein Bild von Julian Carrington eingeblendet, einem kleinen Mann mit Schnauz- und Ziegenbart, eisblauen Augen und schwarzen, kurzen Haaren, während der Moderator weitersprach: „Abgesehen von seinen eigenen Fingerabdrücken auf dem Messer gab es überhaupt keine Spuren, weshalb es zweifellos ein genialer Mord war, wenn es überhaupt einer war. Die Polizei ist sich über Mord oder Selbstmord im Unklaren. Momentan sucht die Polizei nach weiteren Hinweisen und Informationen. War es Selbstmord aus Liebe oder hatte der Akademiker ein Dunkles Geheimnis? Und nun zum Wetterbericht ...“
Alex schaltete mit offenem Mund den Fernseher aus. Er kannte das Bild des Professors. Es musste der sonderbare Mann sein, der am anderen Ende des Dorfes wohnte. Alex kannte ihn vom Sehen her. Doch es überraschte ihn, dass der Moderator aus dem Fernsehen 'berühmt' und 'gefeiert' gesagt hatte. Für Alex war er nur ein dummer Idiot, der Kinder nicht ausstehen konnte und er hatte nie davon gehört, dass er berühmt war. Doch im Grunde konnte es gut sein, dass er nicht überall herum erzählte wie berühmt er war, sondern einfach sein Leben leben wollte. Alex hätte das Selbe getan. Er hatte niemals den Wunsch verspürt berühmt zu sein. In seinen Augen war das ein Horror, da man nie Ruhe hätte.
Er schwang sich auf sein Fahrrad um zum Ort des Geschehens zu gelangen. Er wollte sich vergewissern, dass der Mann wirklich der aus den Nachrichten war. Er hatte mal irgendwo gelesen, dass es Menschen gibt, die völlig gleich aussehen obwohl sie nicht im entferntesten Verwandt sind. Vielleicht handelte es sich ja bei Julian Carrington und dem seltsamen Mann um so einen Fall. Aber nein. Schon von weitem sah Alex Polizeiautos vor dem alten Haus, Polizisten die die Absperrung, die rund um das Haus und den ungepflegten Garten aufgebaut waren bewachten und überall Leute, die umher liefen und sich gegenseitig sinnlose Daten zuriefen. Einige Meter vor der Absperrung sprang er vom Rad und ging so lässig wie möglich zu einem der Polizisten hinüber. Er war unglaublich fett und hatte eine Glatze. Er starrte ihn mürrisch an. „Was willst du Junge? Hau ab! Du hast hier nichts zu suchen!“, schnauzte er Alex an. In diesem Moment sah er den angeblich toten Julian Carrington, wie er über den überwucherten Kies zum Haus und hinein ging. Niemand außer ihm hatte ihn bemerkt oder vielleicht ignorierten die anderen ihn. In Windeseile fällte er einen Entschluss.
„Junge? Haben sie mich gerade Junge genannt? Wissen sie überhaupt, wer ich bin. Ich bin achtzehn und ein voll ausgebildeter Kriminaldetektiv, der extra hergefahren ist um sich die Sache näher anzuschauen. Aber wenn ihr mich nicht haben wollt ...“, Alex war sechzehn und sah nicht mal wie achtzehn aus, aber einer seiner größten Stärken war lügen. Bei ihm fiel jeder auf die dümmste Lüge rein. Er hatte keine Ahnung warum er das durchzog, wusste aber, dass er herausfinden musste, warum der Tote plötzlich auferstanden war und durch die Gegend spazierte. Und natürlich warum Niemand außer ihm ihn sehen konnte. Der Polizist schien verwirrt zu sein. „Ich weiß nicht, Sie sehen jünger als achtzehn aus. Und Detektiv? Ich wusste nicht, das man mit achtzehn schon Detektiv werden kann.“
Alex lächelte in sich hinein. „Lassen sie mich jetzt durch oder soll ich wieder gehen?“
„Äh, gewiss.“ Der Polizist sah immer noch verwirrt aus, fasste sich aber schnell und ließ Alex durch die Absperrung. Kaum war der Weg frei rannte er über den überwucherten Kies, der unter seinen Schritten knirschte. Schnell war er an der Wohnungstür angelangt und öffnete sie. Der schwefelige Geruch von schiefgelaufenen Experimenten stob ihm in die Nase. Er sah das alles voller mit Formeln beschriebener Blätter war. Auch zerbrochene und ganze Glasampullen lagen an den verschiedensten Stellen herum. Zuerst waren da keine anderen Menschen, aber als er weiter in die Wohnung hineinlief sah er wie überall Fotografen, die Gegenstände fotografierten; Leute in weißen Kitteln, die mit Pinzetten kleine Scherben und Gebrauchsgegenstände aufhoben und nach Fingerabdrücken untersuchten; kleine Menschengruppen, die Informationen austauschen; und Carrington, der sich mit einer Frau (der einzigen im Raum) mit schwarzen Haaren, die sie zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden hatte unterhielt. Einige Andere standen um sie herum und lauschten ihrem Gespräch. Alex blickte erleichtert zu ihnen herüber. Jetzt wo er erkannte, das nicht nur er den angeblich toten Mann sehen konnte war ihm viel leichter ums Herz. Carrington zuckte immer wieder mit dem rechten Augenlid unabhängig vom anderen Auge. Er entschloss so schnell wie möglich zu verschwinden, obwohl es ihn immer noch interessierte wer der Mann war, doch jetzt wo er darüber nachdachte: Der Mann konnte gut möglich sein Bruder sein. Alex wandte sich schon ab, als er eine freundliche weibliche Stimme hinter sich hörte. „Hey, du. Komm mal her.“ Er gehorchte Wortlos und ging zu der Frau und dem Mann der dem Toten so ähnlich war. Die Frau lächelte ihn an. „Hallo. Wer bist? Wie heißt du? Ich bin Ahtleen Nolan und untersuche den Fall von Julian Carrington. Das“, sie zeigte auf den Doppelgänger von Mr Carrington. „ist Robert Carrington. Julians Zwillingsbruder.“
„Äähh ... Nett sie kennenzulernen. Ich bin Alexander Caldren. Bitte nennen sie mich Alex und ich bin Kriminal ...“, Alex brach ab. Die Aura die diese Frau ausstrahlte sagte ihm sie würde jeden Lügenversuch sofort erkennen, weshalb er hinzufügt: „Mich hat die Sache einfach interessiert und ein Polizist hat mich herein gelassen.“
Athleen lächelte ihn an. „Du meinst wahrscheinlich William. Den Fetten mit der Glatze? Ich hasse ihn so! Ich hasse alle Bullen, die nur ihre Arbeit des Geldes wegen verrichten. Weißt du, wir könnten zusammenarbeiten, wenn du möchtest. Mir scheint du hast Talent.“ Alex war so verdutzt, das er vergaß sich zu freuen. „Talent? Wobei denn?“ Julian schaute noch grimmiger als vorher. Alex konnte es ihm nicht verdenken, sein Zwillingsbruder war vor kurzem gestorben.
„Beim Vertrauen von anderen erwecken, beim unschuldig wirken und beim Lügen.“, sagte sie leichthin.
„Aber ich habe doch nicht ...“
„Vertraue mir. Ich weiß was ich mache. Komme in einer halben Stunde wieder! Bis dahin erledige ich noch einige Sachen.“
Alex wandte sich ab. Bevor er ging hörte er noch, wie Julian sagte: „Du darfst ihm nichts von den Dingen erzählen Athleen! Er ist ein Fremder, der sich in die Gelegenheiten von mir und meinem Bruder einmischt!“
Alex verstand Athleens Antwort nicht mehr, aber hörte aus ihren Tonfall heraus, das sie zornig war.

Eine halbe Stunde später ging Alex wieder zu Athleen, wie sie es ihm gesagt hatte. Sie stand in der Mitte des Raumes und lächelte ihn an. Diesmal waren sie alleine. „Hi.“, sagte sie als sie ihn sah.
„Hallo“, antwortete er gespannt darauf, was nun passieren würde.
„Du wärst die perfekte Person für einen Einsatz, für den ich noch keine passenden Leute habe, aber bevor ich dir auch nur das geringste davon erzählen kann, musst du mir versprechen, dass du niemandem etwas davon erzählst. Nicht mal deinen Eltern!“
„Klar! Ich werde es schon niemandem sagen, aber reicht dir mein Wort wirklich? Ich meine, ich könnte genauso gut Julians Mörder sein!“, antwortete er völlig aufrichtig.
„Nein, dein Wort genügt mir! Ich vertraue dir. Du hast ihn nicht umgebracht! Julian wurde Gestern Abend um zehn Uhr von Jimmy Bush einem Schmuckhändler gefunden, als er zu einer Verabredung mit ihm gekommen ist. Nach Untersuchungen an dem Leichnam, konnten wir feststellen, das er gegen Mittag ermordet wurde. Nach einigen Aussagen wissen wir, das sich Julian und Jimmy sich eine Woche zuvor oft trafen. Jimmy sagt Julian habe sich für den Wert von Gold interessiert und ihre Treffen seien alle offiziell. Robert ist zwei Wochen zuvor aus Spanien angereist, um seinen Bruder zu besuchen, den er ein Jahr nicht gesehen hatte, als er nach Spanien ausgewandert ist. Die Polizisten verdächtigen Momentan ihn, den Mord begangen zu haben. Es würde alles passen. Du musst dich als normale Person, die nicht mehr weiß als die Öffentlichkeit mit ihm über den Mord unterhalten. Vielleicht sagt er ja einem Teenager mehr als der Polizei. Du musst ihn in einer Stunde in dem Café coffee and cake ansprechen in das er jeden Sonntag um fünf Uhr geht.“ „Warum gehst du nicht selber?“
„Ich bin bekannt.“, erklärte sie schlicht und einfach.
„Soll ich gleich los gehen oder gibt es noch eine wichtige Information?“, fragte Alex voller Tatendrag und Stolz, das man ihm so sehr vertrauten.
Athleen machte ein ernstes Gesicht. „Es gibt noch eine Information. Die wichtigste überhaupt. Julian, er hat noch vor seinem Tod herausgefunden, nun ja … herausgefunden wie man einfach schnell und billig Gold herstellen kann. Und damit meine ich wahres Gold, echtes Gold und nicht ein Metall, das Goldähnlich aussieht.“
Alex starrte sie mit offenem Mund an. Gold herstellen? Das war unmöglich! Oder deutlicher ausgedrückt, bis heute unmöglich. Als er sich wieder fasste fragte er völlig perplex: „Warum weiß die Öffentlichkeit nicht davon?“
Sie verdrehte die Augen. „ Mein Gott, Alex! Wir müssen doch erst einmal überprüfen, ob alles funktioniert, bis wir falsche Aussagen verkünden! Aber die Unmengen Formeln zu diesem Thema und die Papiere aus dem Mülleimer sprechen eindeutig dafür, das er es tatsächlich geschafft hat. Die Polizei vermutet, das Jimmy erfahren hat, dass Julian nahe dran ist Gold zu erfinden. Für ihn wäre es natürlich eine Katastrophe. Er ist ein Schmuckhändler und müsste seine Arbeit aufgeben, da er vor allem Gold verkauft. Sie glauben, dass er Julian umbrachte um seine Arbeit zu retten.“
„Ja“, rief Alex begeistert. „Das würde passen.“
„Hör zu, ich vertraue Jimmy. Ich glaube nicht, das er ihn umgebracht hat! Und du musst es beweisen.“
Alex nickte. „Hast du eine Ahnung warum sie sich vor seinem Tod so oft getroffen haben? Jemanden den Wert von Gold zu sagen dauert doch nicht lange!“
„Ja! Das musst du such herausfinden! Wenn wir diese Information haben würden, wären wir der Lösung dieses Rätsels wahrscheinlich näher!“

Athleen fuhr Alex zu dem Café coffee and cake. Es war näher als er gedacht hatte und nun stand er zehn vor fünf Uhr vor dem Café, das in dieser Kälte wirklich sehr verlockend war. Doch Athleen hatte ihm Jimmy beschrieben und ihm aufgetragen erst ins Café zu gehen, wenn Jimmy auch schon drin sei. Menschen hetzten vorbei um der Kälte zu entfliehen. Alle hatten teilnahmslose und missmutige Gesichter aufgesetzt. Alex spürte seine Zehen und Finger nicht mehr. Die Zeit verging für ihm wie im Schneckentempo. Er dachte schon er müsste erfrieren, als er ihn endlich sah. Einen großen Mann mit blonden Locken, die ihm über die Schulter fielen und eisblauen Augen. Jimmy Bush. Er ging zielstrebig auf das Café zu. Als er drin war wurde er wie ein Stammgast begrüßt. Alex freute sich so sehr, das er nun endlich aus der Kälte heraus kam, dass er sich keine Gedanken machte, was ihn erwarten würde. Das Gespräch mit einem möglichen Mörder, über seine mögliche Tat, kam ihm nun vor, wie ein gemütliches Kaffeetrinken. Doch als er das Café betreten hatte und den Mann an einem Tisch sitzen sah, fühlte er sich wieder unbehaglich. Alex bestellte ein Stück Kuchen und ging zu Jimmy.
„Kann ich mich setzten? Die anderen Tische sind alle besetzt.“, fragte er ihn. Jimmy blickte von seiner ausgebreiteten Zeitung ausund musterte ihn abschätzig. Dann nickte er stumm und fing wieder an Zeitung zu lesen. Alex setzte sich. Er wartete darauf, das Jimmy etwas tun würde, doch er las nur friedlich seine Zeitung weiter. Alex wünschte das Kuchenstück würde endlich serviert werden, nur damit er etwas zu tun hatte und nicht wie ein Volltrottel aussah. Als ob die Frau hinter der Theke seine Gedanken gelesen hätte brachte sie das bestellte Stück Kuchen. Nun endlich sprach er Jimmy an.
„Entschuldigung. Wissen sie wie spät es ist?“ Jimmy sah abermals auf, blickte auf eine goldene Taschenuhr und sagte mit der gewöhnlichsten Stimme die man sich überhaupt vorstellen kann: „fünf nach fünf“ Er wollte sich wieder seiner Zeitung zuwenden, doch Alex ließ ihn nicht. „Sie sehen fertig aus. Hatten sie eine anstrengende Woche oder sind sie genauso entsetzt über den Tod von Julian Carrington wie ich.“
„Wer sind sie?“, fragte Jimmy und blickte Alex entsetzt an. Er versuchte das mitfühlenste Lächeln aufzubringen, das er konnte. „Ich heiße Alexander Caldren. Und sie?“
„Jimmy Rush“, sagte er nun freundlicher. Er wollte schon fast Alex ausgestreckte Hand schütteln, doch aus halbem Weg besann er sich anders und versteckte sich wieder hinter seiner Zeitung.
„Wissen sie, Julian Carrington war ein alter Freund meiner Familie. Er hat mir früher immer kleine Dinge aus Gold gekauft und gesagt, dass er eines Tages die billige Goldherstellung erfinden würde. Dann währen die Dinge wertlos.“ Jimmy zuckte bei diesen Worten so heftig zusammen, das ihm die Zeitung aus der Hand fiel. Sie landete unterm Tisch. Er wurde rot. Alex fuhr fort, als ob er es nicht bemerkt hätte. „Hach ja, nun kann er es nicht mehr erfinden. Schade, schade. Obwohl, ich bin mir nicht sicher bin ob ob das wirklich so gut wäre. Wenn beispielsweise ein Goldhändler deswegen sein Geschäft schließen müsste.“
„Hören sie auf!“, schrie er. Er wurde blass. „Ich war es nicht! Sie und ihre dummen Polizistenkollegen liegen falsch! Bitte verlassen sie mich nun!“
„Ich bin kein Polizist und handle auch nicht auf den Befehl oder Wunsch eines Bullen. Ich möchte ihnen helfen. Ich möchte beweisen, das sie es nicht waren.“ Jimmy beruhigte sich ein wenig. So dass Alex es wagte und weitersprach. „Aber dazu müssen sie mir sagen was sie mit ihm in ihren Treffen taten. Haben sie etwas über ihn herausgefunden?“
Jimmy schloss für einen Moment die Augen. Als er sie wieder öffnete schien er seinen Entschluss gefasst zu haben.
„Er traf mich erstmals öffentlich um sich über Goldwerte zu informieren, doch beim zweiten Treffen fing er an mir versteckte Drohungen zu machen. Er sagte er wisse alles über meine Familie und sein leicht zu verärgern. Außerdem sei er ein einflussreicher Mann und könnte mir das Leben schwer machen. Er schärfte mir ein niemandem irgendetwas zu erzählen und zu einem weiteren Treffen am nächsten Tag zu kommen. Mir blieb nichts anderes übrig, also ging ich hin. Diesmal hat er die Dinge konkret angesprochen. Ich sollte ihm bei einem Geschäft helfen und er würde mich nicht umbringen. Er erzählte mir von meinen Plänen. Er sagte er hat erfunden wie man Gold künstlich und billig herstellt. Mehr über seine Pläne erzählte er mir nicht, aber er erteilte mir eine Aufgabe. Ich sollte in das Haus von seiner Nachbarin Luna Lyall einbrechen und einen Stick mit wichtigen Dateien klauen. Das habe ich getan. Was blieb mir anderes übrig? Er war wahnsinnig er hätte mich und meine Familie ermordet! Es war sehr einfach, weil sie nicht zu hause war. Ich brachte Julian den Stick und fragte ob es nun genug sei, ob ich gehen könne, doch er sagte ich sollte am nächsten Tag um zehn Uhr wieder kommen. Ich kam und fand ihn Tot. Und neben ihm lag ein Zettel ...“ Jimmy hörte abrupt auf. Fast als wäre er entsetzt, wie viel ihm über die Lippen gekommen ist, das er ursprünglich gar nicht verraten wollte.
Alex hatte sich die ganze Geschichte ruhig angehört und speicherte alles in seinem Gehirn. Es wunderte ihn, das Jimmy gesagt hatte Julian hätte ihn erpresst. Er wollte so viele Informationen wie möglich erfahren um sie dann Athleen zu erzählen. „Würde über das geklaute Tagebuch Anzeige erstattet?“
„Nein. Das hat mich auch verblüfft. Wenn so wichtige Dateien drauf waren … Aber vielleicht waren sie illegal.“, dann schloss er wieder den Mund und sagte kein weiteres Wort.
„Haben sie einen Verdacht oder eine Ahnung wer es sein könnte?“
Jimmy sah Alex ängstlich an. „Ich möchte nicht urteilen bevor ich nichts genaues weiß, aber es hätte Luna Lyall sein können. Wenn der Stick wirklich so wichtig war … Ich kann auch nicht ausschließen, das es der Polizist William Carrington war. Sie hatten viel Streit miteinander.“
„William Carrington. Julians Sohn?“, Alex war sehr überrascht. William und Julian ähnelten sich kein bisschen.
„Genau. Sie hatten seit langem nichts mehr mit einander zu tun und auf einmal kommt William zu Julian und möchte sich Geld von ihm leihen.“
„Ich kann mir nicht vorstellen, das ein Sohn seinen Vater wegen einem Geldstreit umbringen würde! Wie dem auch sei, warum hast du das der Polizei nicht gesagt?“
Jimmy würde plötzlich Leichenblass. „Der Zettel den ich erwähnt hatte. Er war an mich gerichtet. Es standen fünf Wörter drauf: Meine Drohung gilt immer noch! Ich weiß, das ist lächerlich, aber ich habe immer noch Angst, das er oder einer seiner Männer mich und meine Familie umbringen. Außerdem würde die Polizei mir eindeutig nicht glauben!“
Alex war entsetzt darüber, was Jimmy erzählt hatte. Meine Drohung gilt immer noch! Das klang ja regelrecht danach, als ob er seinen eigenen Tod geplant hätte, aber das war unmöglich. Wer würde sich freiwillig umbringen lassen, wenn er gerade eine riesige Erfindung erfunden hat? Vielleicht hatte der Mörder den Zettel dagelassen um die Polizei auf die falsche Fährte zu bringen.
Aber wenn nicht, dann war Jimmy und seine Familie in Lebensgefahr!
„Bleib hier, wo ganz viele Leute sind. Rufen sie bei ihnen zuhause an und sagen sie ihrer Familie sie sollen nicht aus dem Haus gehen und alle Eingänge ins Haus zu riegeln. Ich bin gleich wieder da!“, mit diesen Worten stürmte Alex aus dem Café und in die Richtung von Athleens Auto. Sie öffnete sofort ihre Wagentür ans sie ihn kommen sah.
„Was ist passiert, Alex?“, fragte sie besorgt.
„Jimmy und seine Familie schwebt in Lebensgefahr. Er hat mir alles erzählt und das hätte er nicht tun dürfen! Ich glaube er wird von wem auch immer umgebracht werden.“, ratterte er pausenlos herunter.
Athleens Augen weiteten sich bei diesen Augen immer mehr. „Alex, die fährst sofort zu dir nach Hause und sagst niemandem über das eben geschehene ein Wort! Verstanden? Hier ist Geld für ein Taxi, der Rest ist für deine Arbeit.“ Sie warf ihm zweihundert Euro zu, die er problemlos auffing.
„Aber, warum?“, fragte er nörgelnd. „Ich möchte nicht schon gehen.“
„Sofort!“, sagte sie mit einem Gebieterischen Tonfall. Erst wollte er etwas erwidern, doch als ihm einfiel, dass es hier um Leben, die gerettet werden müssen ging werte er sich nicht mehr, sondern stieg in ein anhaltendes Taxi.

Alex fuhr nicht zu sich nach Hause, sondern zu Julians Haus um dort zu warten. Als Athleen nach über einer Stunde immer noch nicht da war, beschloss Alex sich die Gegend etwas näher anzuschauen. Er schlenderte umher als ihm eine Idee kam. Im Haus neben dem von Julian brannte Licht. Warum befragte er nicht auch noch Luna Lyall. Er ging darauf zu und klingelte. Es machte niemand auf. Er wartete einige Minuten lang, als die Tür endlich auf ging. Eine alte hässlich Frau mit einem Buckel stand vor ihm. Sie knurrte: „Was willst du hier?“ Ihre Stimme klang, wie die Stimme eines Aliens.
„Sind sie Luna Lyall?“
„Ja!“
Er war sicher, das man ihr Vertrauen nur schwer bekam, weshalb er diesmal nicht lange redete, sondern ganz konkret fragte: „Was ist auf dem Stick, der ihnen gestohlen wurde?“
„Was für ein Stick? Ich habe keinen Stick und hatte auch noch nie einen!“ Mit diesen Worten knallte sie die Tür vor seiner Nase zu.
Er überlegte warum Luna lügen sollte, doch als ihn kein Geistesblitz traf, ging er zurück und beobachtete die Polizisten die sich die Zeit mit Kartenspielen vertrieben. Sein Blick wanderte von einem zum anderen und stockte schließlich bei William. Ihm viel der Streit zwischen ihm und seinem Vater Julian ein und er stand auf. William schien der Tod seines Vaters nicht im geringsten betrübt zu haben. Er stopfte sich gerade einen Döner in den Mund, wobei er die Hälfte des Inhaltes auf seine schmutzige Lederjacke schüttete.
Alex beschloss ihn zur Rede zu stellen. Er ging durch die Absperrung zu ihn. Mittlerweile interessierte es die Polizisten nicht mehr wenn er durch die Absperrung ging. Alex ging geradewegs zu William. „Kann ich mich kurz mit dir unterhalten?“,fragte er ihn. Da William ein großes Stück Döner im Mud hatte grunzte er nur, was Alex einfach mal als 'Ja' deutete.
„Kantest du Julian, bevor er gestorben ist?“, informierte er sich und tat so als sei ihm die Frage nur ganz spontan eingefallen.
William schaffte es endlich das Stück Döner runter zu würgen. Er zögerte bevor er sprach: „Nein! Was geht dich das an?“ Alex dachte sich schon, das er das sagen würde. „Du kanntest ihn. Bist du irgendwie verwandt mit ihm?“
„Nein!“, schrie er ihn an.
„Du bist sein Sohn.“, sagte Alex mit einer Gelassenheit, die ihn selber überraschte.
William wurde immer zorniger. „Was willst du von mir? Ich weiß nichts über seinen Tod!“
„Worum habt ihr euch gestritten?“
„Wir waren schon immer verfeindet, aber jetzt hat er mir sogar nur ein bisschen Geld abgeschlagen! Lässt du mich jetzt in Ruhe?“, fragte er genervt.
Alex hatte nicht das Gefühl, das William lügte, aber er musste wissen, was William wusste. „Eine Frage noch. Wusstest du davon, das er erforschte, wie man Gold herstellen kann?“
„Ich hatte nicht die geringste Ahnung, davon, was er macht und es war mir auch egal! Er war nie ein guter Vater.“ Den letzten Satz sagte er als ober tatsächlich sehr betrübt darüber sei. Einen Moment blickte er noch traurig auf den Boden, doch dann ließ er Alex alleine stehen und ging zu seinen Polizistenfreunden.

Bald darauf kam Athleen mit ihrem Wagen. Sie erzählte ihm sie hätte Jimmy und seine Familie in Sicherheit gebracht.
„Soll ich jetzt dir jetzt sagen, was er mir gesagt hat?“, fragte Alex sie als sie geendet hatte.
„Nein, du gehst jetzt sofort nach hause, denkst dir irgendeine Lüge aus, was du gemacht hast und kommst morgen um neun wieder.“ „Nein? Ich soll Schule schwänzen?“, sagte er erstaunt darüber, das gerade sie das sagte.
Athleen schien verwirrt. „Es geht darum einen Mord aufzudecken, oder?“
„Schon gut. Ich wollte es nur wissen.“
Diesmal kutschierte Athleen ihn nicht und er musste nach hause radeln. Es wurde langsam dunkel und Alex schätzte es auf acht Uhr. Als er zuhause ankam hielt ihm seine Mutter eine kurze Strafpredigt, warum er sich nicht gemeldet hatte, doch dann lies sie ihn in Frieden. Er ging in sein Zimmer und schaltete seinen Laptop an um über Jimmy Bush, Luna Lyall, Robert, Julian und William Carrington zu recherchieren. Als er nach Luna Lyall und Robert Carrington suchte, fand er nicht eine Einzige Information über sie. Er fand Jimmy Bush Internetseite, auf der man Schmuck kaufen und verkaufen konnte. Als er William eingab kam nur eine kurze Zeile in der es hieß: William Carrington, der Sohn des berühmten Julian Carrington wurde dann und dann geboren.
Allein bei Julian fand er brauchbares. Er fand mehrere Seiten mit Informationen über ihn, doch er las nicht lange. Es waren alles nur langweilige Daten, doch auf Youtube fand er ein Video von ihm. Er stellte gerade ein ein seit Jahrhunderten bekanntes Chemisches Problem vor. Der Text war sehr langweilig. Julian war dort jünger, er sah dort etwa wie zwanzig aus und war auch etwa wie ein Student gekleidet. Es war in einem Studio aufgenommen worden und ist vielleicht früher mal im Fernsehen gekommen. Er wollte das Video schon ausmachen als ihm etwas auffiel. Etwas nebensächliches, das für andere kaum wichtig wäre. Doch für Alex war es sehr wichtig. In diesem Moment wichtiger als alles andere. Der Mann im Viedeo, Julian Carrington. Er hatte einen Tick. Und nicht irgendeinen. Er zuckte mit mit dem rechten Augenlid. Er hatte den selben Tic, wie sein Bruder. Exakt den selben. War das Möglich? Sind Ticks weitervererbbar?
Alex suchte so besessen nach einer Antwort, das er gar nicht mehr mit bekam was er tat. Kurze Zeit später fand er sich auf einer Seite wieder, die alles über Ticks beschrieb. Er las leise vor sich hin. „Studien weisen darauf hin, dass auch eine genetische Vererbung ein gewisse Rolle spielt. Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich um ein Gen, das in Wechselwirkung mit anderen Faktoren, wie Umwelteinflüssen und Erziehung, zu den unterschiedlichen Ausprägungen des Syndroms beiträgt.
Auch das Geschlecht spielt eine Rolle: Männer haben eine drei bis vier Mal höhere Wahrscheinlichkeit Symptome zu entwickeln, als Frauen.“
Viel davon verstand Alex nicht, aber er war sicher, das es immer noch möglich war, dass sie beide Julian und Robert den selben Tick haben. Aber exakt den selben? War das nicht sehr unwahrscheinlich? Aber es musste so sein, es musste. Aber wenn nur einer den Tick hatte, welcher der Beiden war es dann? War es Möglich, das Julian noch am Leben und Robert Tod war? Aber es konnte natürlich auch stimmen, dass Julian einmal auf einer Reise unterwegs war und deshalb Robert für ihn eingesprungen ist. In Alex Kopf wimmelte es nur so von Fragezeichen.
Lange starrte er den Laptop an, wo das Video schon lange vorbei war. Dann zwang er sich dazu aufzustehen. Er schrieb einen Zettel wie schlecht er sich fühlte und zu hause bleiben wolle und heftete ihn an seine Zimmertür. Er hoffte nur seine Mutter würde darauf hereinfallen.
Als er sich hinlegte, konnte er vor lauter fragen nicht einschlafen und selbst als er es schließlich doch schaffte träumte er von einem Fragezeichen, das ihn umbrachte, während sein nicht existierender Zwillingsbruder neben ihm stand, mit seinem rechten Augenlid zuckte und lachte.

Als sein Wecker klingelte hörte Alex es zuerst nicht, weil er so schlaftrunken war, doch als ihm alle Tatsachen wieder einfielen war er hellwach. Seine Mutter war schon lange auf der Arbeit. Er frühstückte so schnell er konnte und raste dann los zu Julians Haus. Er war eine Stunde zu früh, doch trotzdem war es voll vor seinem Haus. Viel voller als sonst. Auch Kameramänner waren gekommen. Es dauerte lange bis er Athleen fand. Sie war nicht im Haus sondern stand etwas abseits und redete aufgeregt mit einem Mann. Als sie ihn sah stürmte sie auf ihn zu. Schon von weitem rief sie: „Alex! Jemand hat das mit dem Gold ausgeplaudert! Bald weiß es das ganze Land. Jeder wird sein Gold verkaufen wollen!“
Alex überraschte das so sehr, das er für einen Moment seine eigene Sorgen vergaß. Nach einigen Minuten, die er gebracht hatte um seine Gedanken zu fassen murmelte er ihr zu: „Athleen, ich glaube ich weiß wer es war. Ich glaube auch ich weiß wer ihn umgebracht hat. Komm mit.“ Wegen der Lautstärke, war er sich nicht sicher, ob Athleen ihn verstanden hatte, doch er las von ihrem Gesichtsausdruck etwas wie: WAS? WER? WOHER?
Er kämpfte sich aus der Menge zu einem ruhigen Plätzchen etwas weiter entfernt. Athleen war ihm gefolgt.
„Wer? Wer war es? Und woher weißt du das?“ Sie war so aufgeregt, das sie fast schrie.
„Ich habe ein Video auf Youtube gesehen, in dem Julian als junger Mann über etwas berichtet. Er hatte den selben Tick, den Robert jetzt hat.“
„Das zuckende Auge?“, fragte sie.
„Ja! Ganau! Jimmy hat mir gesagt Julian hätte ihn erpresst. Jimmy sollte niemandem etwas sagen und einen Stick von Lyall klauen, Julians Nachbarin. Er sagte Julian hätte ihm mit dem Tod gedroht. Und als er die Leiche gefunden hat lag neben ihr ein Zettel, der an Jimmy gerichtet war und auf dem stand: Meine Drohung gilt immer noch! Wer sollte das sonst geschrieben haben? Und als ich Lyall nach dem Stick fragte tat sie so als wüsste sie nicht, wovon ich spreche. Ich denke Julian hat seinen Bruder umgebracht und das Gerücht verbreitet, Julian hätte herausgefunden, wie man Gold künstlich herstellen kann. Er wollte, das in ganz Deutschland alle versuchen ihr Gold loszuwerden, bevor es wertlos wird. Er will jetzt alles Gold billig kaufen und wenn wir dann herausfinden, das es gar nicht möglich ist, indem wir es ausprobieren und die Preise wieder steigen verkauft er alles und ist einer der reichsten Männer der Welt. Und auf dem Stick ist irgendwie bewiesen, das es unmöglich ist. Julian brauchte es natürlich, weil er nicht riskieren konnte, das alles zunichte gemacht würde. Und Lyall hat nichts gesagt, weil sie natürlich auch selber sehr viel Geld damit verdienen könnte.“
„Das ist Genial, du bist ein Genie!“ Ihre Augen funkelten.
„Du denkst also nicht, das das eine weit hergeholte Geschichte ist?“, fragte er erleichtert, denn er war sich sicher gewesen sie würde es für Blödsinn halten.
„Nein! Es passt alles! Jetzt müssen wir es nur noch der Öffentlichkeit, anhand des Videos beweisen!“
„Nicht wir. Du. Ich besaß nie den Wunsch bekannt zu sein. Du schneidest mich einfach aus der Geschichte raus und sagst du hättest das Video gefunden.“
„Das könnte ich nicht tun!“
„Es ist mein Wunsch! Willst du ihn mir erfüllen oder nicht?“
Athleen zögerte: „Na gut. Für dich.“

Zwei Monate später:
Alex schaute die Nachrichten. Das tat er jetzt immer, als ob er hoffen würde ein weiterer seltsamer Mord würde geschehen, den er aufklären konnte.
Der Moderator beendete gerade einen langweiligen Bericht und sagte: „Der Fall des Mordes an Julian Carrington wurde von einem unbekannten Jungen und der Frau Athleen Nolan gelöst. Sie haben anhand eines Videos auf Youtube, von dem Betrug von Julian Carrington erfahren. Er hat seinen Zwillingsbruder Robert Carrington, der exakt wie er aussieht umgebracht und behauptet er habe herausgefunden wie man Gold herstellen kann. Das ist natürlich unmöglich und die Polizei konnte ihn noch rechtzeitig ins Gefängnis stecken. Als ihm klar wurde, dass lügen nichts mehr half, gestand er alles.“ Alex lächelte in sich hinein.
ENDE

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Tag der Veröffentlichung: 23.01.2013

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