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Kapitel 1

 

Im schwarzen Meer der Nacht war kein Ton zu vernehmen, einzig die kalte gefährliche Schönheit des Winters zeigte ihm das er nicht allein war. Ein Mensch? Die Abdrücke in der dicken Schneedecke ließen keinen anderen Schluss zu. „Noch frisch“ Vorsichtig folgte er den Spuren, darauf bedacht keine der zarten Abdrücke zu streifen und gar zu vernichten.

 

„Ich finde sie“, murmelte er und wischte sich die Schneeflocken aus dem Gesicht. Seine Worte hallten durch die plötzliche Stille der Nacht und ließen ihn einen Moment zögern.

Wo soeben noch ein Schneesturm getobt hatte breitete sich nun stilles Vergessen aus, was ihn daran glauben ließ seinem Ziel wieder ein Stück näher zu sein. Er hatte es ins Auge des Sturms geschafft, ins Territorium der Bestien. „Hörst du Diana? Dies ist unser letztes Spiel!“

Zweifellos hatten sie seine Fährte bereits aufgenommen und lauerten darauf sein Blut zu vergießen – doch er war vorbereitet.

 

Das Lachen, welches ihm antwortete, schien nur in seinem eigenen Kopf zu existieren.

Er konnte sich nicht daran erinnern sie je anders erlebt zu haben – als würde sie wissen das er auch dieses Mal versagen würde. Er würde allein zurückbleiben und vom Schneesturm verschluckt werden, während sie in ihren Tempel zurückkehrte um dort wie eine Göttin umsorgt zu werden.

 

„Nicht dieses Mal“, wiederholte er den Satz den er die letzten Jahre so oft ausgesprochen hatte und doch war es jedes Mal eine Lüge gewesen. Er hatte es nie geschafft sich durch die Schneemassen zu kämpfen und das es ihm diesmal gelungen war grenzte an ein Wunder.

 

Kalt und schwarz die Nacht der Nächte,

vergessen jeder der nach ihrer Macht je lechzte.

Ava groß und furchtbar gierig,

ihn zu täuschen war seit her schon schwierig.

Fressen wird er Haut und Haar -

bald bist du eins mit der Gefahr.

 

Während er seinen Weg durch die alten Bäume hindurch suchte, dachte er an all die Gelegenheiten zu denen sie ihn an den Rand seiner Kräfte gebracht hatte. Ihre Stimme hatte ihn jede Nacht wachgehalten. Ihr Lachen sich stets weiter in seinen Kopf gebohrt, bis er meinte daran zu Grunde gehen zu müssen.

 

Dabei hatte sie ihn nur gerufen, mit der Stimme einer Sirene die Welten entfernt war.

Wenn er es doch einmal geschafft hatte vor Sonnenuntergang ins Reich der Träume abzudriften war er stets Meilen von seinem Zuhause entfernt im Wald erwacht und hatte die meiste Zeit des Tages damit verbracht einen Weg nach Hause zu finden. Bis seine Familie dahinter gekommen war und ihn in seinem Zimmer eingesperrt hatte. Doch dies hatte selten geholfen, auf magische Weise war er immer wieder abgehauen, als seinen Schlösser und verbarikardierte Fenster nichts was ihn von ihr abhalten konnte.

 

Sein Vater war stolz gewesen, hatte es im ganzen Dorf herumerzählt das sein Sohn der Auserwählte war der an der Seite der Göttin sitzen würde. Doch für ihn war es mehr und mehr zur Strafe geworden. Am Tage wurde er auf sein Schicksal vorbereitet und in der Nacht kämpfte er um Schlaf. Oft hatte er sich gefragt womit er diese Strafe verdient hatte, hatte den Geist angefleht der damals in seinem Zimmer erschienen war damit aufzuhören doch blieb sein Flehen unerhört.

 

Die Welt stand still als ihr Lachen von einem lauten Heulen übertönt wurde. Im Augenwinkel sah er eine Bewegung zwischen den Bäumen, doch wagte er nicht seinen Blick von ihrer Spur abzuwenden. Sollten sie ihn angreifen würde er kämpfen, so wie er es einst gelernt hatte. Doch wenn sie ihm nicht zu nah kamen, würde er sie ebenfalls am Leben lassen. Weitere leise Geräusche traten an sein Ohr während er versuchte die Größe des Rudels zu schätzen. Gegen wie viele würde er antreten müssen?

 

Ein großer schemenhafter Wolf trat ihm zwischen den schneebedeckten Bäumen entgegen. Ein riesiges Tier und er konnte seinen Blick nicht von der Narbe abwenden die sich über eines der Beine des Wolfes zog. Eine Wunde an der seid Jahren kein Fell mehr gewachsen war. Er bereute es dem Wolf je geholfen zu haben.

 

Ignis packte seinen Speer und näherte sich dem reglosen Tier das ihn aus silbrig glänzenden Augen musterte. Er hätte es wissen müssen und insgeheim hatte er geahnt das dies das ausschlaggebende Ereignis gewesen war, auch wenn er es nicht wahr haben wollte. Er hatte es für einen Fiebertraum gehalten, einem von vielen zu jener Zeit – falsch gedacht.

 

„Versuch mich nicht aufzuhalten Wolf, ich werde dem nun ein für alle Mal ein Ende setzen.“

Ignis schaute sich verwirrt um. Wo waren die Fußabdrücke geblieben? War sie ihm bereits entwischt? Schritt für Schritt, immer näher kam er der Bedrohung. Doch er hatte keine Angst, er lächelte der Gefahr entgegen. „Du schuldest mir dein Leben.“

 

Ava rührte sich nicht vom Fleck. Stattdessen legte er den Kopf schräg und musterte ihn weiter. Die Gefahr die er eben noch dargestellt hatte, schien jetzt nur noch von Ignis selbst auszugehen.

Er war fest entschlossen dem Albtraum endlich ein Ende zu bereiten und packte den Speer fest mit beiden Händen, bevor er sich an dem Wolf vorbei drängte.

 

„Du bist also endlich hier“, ertönte es aus der Nähe. „Und bereit deinen Platz einzunehmen“

Etwas in ihm sträubte sich dagegen sich zu ihr umzudrehen. Wieso war es auf einmal so einfach geworden der Göttin ins Gesicht zu blicken? Irgendwo musste es einen Haken geben.

 

Die Wölfe, die mit vor Geifer tropfenden Fängen zwischen den Bäumen standen ließen ihn seine Möglichkeiten noch einmal überdenken. „Ich lehne ab“, sagte er schließlich und drehte sich in ihre Richtung. Er war auf den Schock vorbereitet gewesen, den es bedeutete einer Göttin gegenüberzustehen, hatte er sich gesagt. Doch seine Fantasie hatte ihn nicht auf diesen Moment vorbereiten können.

 

„Aber du hast den Test bestanden“ Diana schien nicht zu verstehen und Verwirrung machte sich auf ihrem Gesicht breit – auf dem Gesicht eines Engels. Ihr Körper war nur von einem weißen kurzen Kleid bedeckt und ihre langen Haare wehten im nicht vorhandenen Wind als sie barfuß die Meter überwand die sie voneinander trennten. Diese verdammte Frau war wirklich die Erhörung all seiner Gebete und in jeder anderen Situation hätte er sie sich zu Eigen gemacht, doch in dieser Realität war sie der Feind. Diejenige die ihn Jahrelang hatte leiden lassen.

 

„Nimm die Waffe runter Ignis“, sprach sie sanft. „In meinem Reich gibt es niemanden den du damit verletzen kannst.“ Aber dort waren sie nicht. Er täuschte vor ihrer Bitte folge zu leisten, bevor er ihn ihr mitten durch die Brust jagte.

 

Noch während Diana zu Boden ging stürmten die Wölfe von allen Seiten auf ihn ein. Er schaffte es sich ein Stück zu entfernen und weitere Waffen zu ergreifen bevor ihn die erste Bestie erreichte. Vollbewaffnet und zu allem bereit, angestachelt von dem Glücksgefühl seinen Albtraum endlich besiegt zu haben brachte er nicht mehr als ein Keuchen zu stande als ihm die Waffe aus den Händen fiel. Er versuchte sich mit Fäusten gegen die Wölfe zu wehren, doch der einzige der ihm Schmerzen bereitete war er selbst, während er dabei zu sah wie die Wölfe einen Kreis um ihn formten und ein Heulen anstimmten. „Was geht hier vor“, formte er Worte. Doch alles was zu hören war, war ein tiefes Knurren.

 

„Ich hab dir doch gesagt du kannst mich nicht verletzen, stattdessen hast du nur deinen Wolf geweckt“ Diana stand wie eine Erscheinung vor ihm. Strahlend und quick lebendig.

 

 

Kapitel 2

 

Die Bestie die er dieses Mal jagte versteckte sich nicht einfach nur im Schatten – sie war der Schatten selbst. Ganz wie seine Beute, hatte auch Ignis in den letzten Monaten gelernt in der Nacht zu leben und eins mit den Schatten zu werden. So war es nicht verwunderlich das er die Bestie wahrnahm bevor sie ihn entdeckte.

 

Er war ein hässliches Monstrum. Gefüttert von Angst und gewachsen im Schmerz. Ein Dämon wie er nie hätte geboren werden sollen und Ignis zweifelte nicht daran das es alles Leben verschlingen würde wenn er es nicht aufhielt. Dies war sein Schicksal, ganz so wie es ihm immer bestimmt gewesen war. Er würde die Bestien niederstrecken die versuchten in seiner Welt an Macht zu gelangen und so unzähligen das Leben retten.

 

Er spürte die Anwesenheit der Göttin, so wie jede Nacht. Doch anstatt ihr nachzujagen verstand er mittlerweile das er immer mit ihr verbunden war. Er trug die Jagd im seinem Blut. Seine Seele war eins mit der Göttin. Ganz gleich wo er sich befand, Diana war immer ein Teil von ihm und verblasste erst wenn der Tag die Nacht besiegte um das ewige Gleichgewicht aufrecht zu erhalten – das dieses Geschöpf eindeutig nie kennengelernt hatte.

 

Der Dämon achtete nicht darauf unerkannt zu bleiben, stattdessen steuerte er geradewegs auf die schlafenden Elfenkinder zu und ließ sein grauenhaftes Schmatzen hören. Er ernährte sich bereits von ihren Albträumen, obwohl noch etliche Meter zwischen ihm und seinen Opfern lagen.

 

Ignis hörte die warnende Stimme in seinem Kopf und den drängenden Unterton darin, doch seit jener Nacht war es nicht mehr die Göttin die ihn verpönte und seine Anstrengungen als Minderwertig abtat, sondern Ava. Der Wolf den er mittlerweile als Freund und Gefährten betrachtete. Vielmehr als das, seit jener Nacht war es so als wären sie zwei Teile eines Ganzen. Ignis konnte jederzeit auf Ava zählen auch wenn er es vorzog sich nicht in einen Wolf zu verwandeln.

 

Ava knurrte bedrohlich und schickte ihm Gefühle von Angst und Sorge, was er ganz und gar nicht gebrauchen konnte. Sollte sich dieses Ding wirklich von der Angst ernähren, würde er es so nur auf sich aufmerksam machen. ´Entweder du hilfst mir oder du hältst dich aus der Sache raus´, machte er ihm klar und ließ ihn seine Entschlossenheit spüren. Er würde nicht daran schuld sein, wenn die Welt von einer Vielzahl Dämonen vernichtet würde, das hatte er bereits etliche Male unter Beweis gestellt.

 

Das Schmatzen wurde lauter, als das Wesen aus Schatten und Schmerz sich über die Kinder lehnte, die am ausgebrannten Lagerfeuer eingeschlafen waren und sie somit vor Ignis Blick verbarg. Er musste handeln bevor noch mehr diesem Ding zum Opfer fielen. Doch irgendetwas ließ ihn zögern.

 

Warum war sonst keiner bei den Kindern? Hörten sie das Monster nicht? Er blickte hinauf zu den Hütten, die in die Bäume gebaut worden waren. Nichts rührte sich und ließ auf weiteres Leben schließen.

 

Ignis zog sein Schwert, Trifalrir, hervor. Die Klinge glänzte im schwachen Mondlicht als er sich anpirschte. So wie er selbst, hatte auch dieses Schwert etwas das es zu etwas besonderem machte. Einer seiner Vorfahren hatte es vor langer Zeit in den alles schmelzenden Flammen des Berges des Vergessens geschmiedet um seinen Clan gegen die Dämonen zu schützen gegen die nun auch er kämpfte. Doch trotz allen versuchen die Magie in dem Schwert zu wecken und sich zu nutze zu machen, war es Ignis nie gelungen.

 

Ein paar Augenblicke verstrichen bevor er den Dämon mit der Klinge den Kopf vom Körper schnitt und das schmatzen verstummte. Doch die Gestalt war nicht tot sondern formte sich auf dem Boden zu einer unförmigen Masse zusammen.

 

Ignis hätte fast laut aufgelacht als er eine Klinge am Hals spürte. „Waffe runter“, befahl der Elf und die Klinge bohrte sich in seinen Hals. Anscheinend hatte es da noch jemand drauf sich unbemerkt zu heranzuschleichen. Darauf bedacht sich nicht zu stark zu bewegen, um sich nicht aus versehen noch selbst zu Köpfen ließ er sein Schwert sinken. „Ich tue euch nichts“, sprach er langsam und ließ sich von dem Mann wegführen.

 

„Das sagen sie alle und am Ende sieht es doch anders aus.“ Ignis behielt trotz aller Verwirrung den Schatten im Auge der wieder Gestalt anzunehmen schien. „Ich versichere euch das ich nichts dergleichen mit diesen Kindern vorhatte. Schaut doch selbst, eine Kreatur des Bösen hat es auf sie Abgesehen.“ Er bezweifelte das der Elf das Wesen nicht selbst schon gesehen hatte, trotzdem schien er ihm nicht zu trauen.

 

„Ich sage das jetzt nur ein einziges Mal“, fing er an und lockerte seinen Griff. „Verschwindet von hier und lasst euch nie wieder blicken oder ihr werdet den nächsten Morgen nicht mehr zu Gesicht bekommen“ Der Elf schien es wirklich ernst zu meinen, was Ignis dazu brachte sein Leben nicht aufs Spiel zu setzten in dem er ihn noch einmal auf den Dämon aufmerksam machte, sondern den Rückzug antrat. „Okay, aber sagt nicht ich hätte euch nicht gewarnt.“ Der Elf ließ seine Waffe sinken und Ignis steckte sein Schwert weg bevor er sich langsam wieder in den Wald begab. „Vergesst es. Ihr könnt überhaupt nicht mehr reden wenn euch der Dämon in seinen Krallen hat.“

 

Er war erst ein paar Schritte gegangen als ihn der Elf zurückrief. „Wartet. Ihr meint das wirklich ernst, oder? Ich dachte erst ihr wärt es gewesen der...“ Der Elf verstummte als sich das vertraute Schmatzen hören ließ und ihm eine Gänsehaut über den Rücken laufen ließ. „Keine Angst zeigen“, rief Ignis als er den Schrecken in den Augen des Mannes erkannte.

 

Der Dämon bahnte sich seinen Weg zu ihm herüber, wobei er über den Waldboden floss als hätte die dunkle Masse nie menschliche Züge besessen. Ignis hörte eine Frau schreien und erkannte einige Personen, die aus ihren Hütten gekommen waren um nach den Rechten zu sehen. Währenddessen schien die Masse immer mehr zu wachsen bis sie schließlich hinter dem Elf aufragte wie eine Flutwelle, bereit dafür alles was ihm im Weg stand zu vernichten.

 

Ignis schubste den starren Elf beiseite bevor sein Schwert den Schatten in zwei teilte, doch anstatt auf dem Boden zusammenzusinken, wie es zuvor der Fall gewesen war, schlossen sich die Lücken , sobald sein Schwert das Ziel durchschnitten hatte.

 

Ignis fluchte und wünschte sich zu wissen wie er mit diesem Ding umgehen musste, doch auch wenn er sich dazu entschieden hatte allen Dämonen den gar aus zu machen, ihn hatte doch niemand an die Hand genommen.

 

Der Elf, endlich aus seiner Starre erwacht rappelte sich vom Boden auf und lief zu den anderen. Die gesichtslose Masse bewegte sich wie magisch angezogen zu den Angst durchfluteten Körpern der Bewohner.

 

„Ihr dürft keine Angst zeigen, das macht ihn nur noch stärker“, rief er, damit alle ihn hörten und versuchte dem Ding den Weg abzuschneiden. Der Dämon hielt tatsächlich inne und versuchte links an ihm vorbeizukommen, doch Ignis ließ es nicht zu und versperrte ihm auch den Weg zu den bewusstlosen Kindern. Warum waren sie nur nicht aufgewacht? Hatten sie nicht schon genug krach gemacht?

 

„Verschwindet. Nehmt die Kinder und lauft soweit weg wie es euch möglich ist, ich versuche ihn aufzuhalten“ Seine Stimme klang nicht mehr ganz so fest wie zu beginn, tatsächlich zweifelte er bereits daran dieses Biest aufhalten zu können, doch anstatt sich geschlagen zu geben würde er kämpfen bis er nicht mehr dazu imstande war.

 

Sein Schwert zerteilte den Dämon immer wieder und obwohl er damit nicht den gewünschten Erfolg gehabt hatte, hatte es den Elfen doch die Möglichkeit gegeben zu verschwinden. Der Dämon versuchte noch immer in die Richtung zu gelangen in die sie davongeeilt waren und Ignis hatte die Vermutung das ihn die Schmerzen die er ihm zufügte, wenn er den so etwas wie ein Schmerzempfinden hatte, ebenfalls an Macht gewinnen ließen.

 

„Die Flammen der Magie brennen hell “, murmelte Ignis und wiederholte so die Worte die in einer alten Sprache auf sein Schwert graviert waren. Er glaubte an die Geschichten, so wie er an Götter und Magie glaubte. Wenn er nur endlich herausfinden könnte wie genau dieses Ding funktionierte könnte er auch dieses Geschöpf vernichten.

 

Ein weiteres Mal durchschnitt die Klinge die schwarze Masse bevor das Geschöpf sich auf ihn stürzte, anstatt vergebens zu versuchen an ihm vorbei zu kommen. Die schleimige Masse überflutete ihn und ließ ihn zu Boden stürzen. Ignis versuchte sich wegzurollen, doch je mehr er sich bewegte desto weniger Luft bekam er noch. Bis schließlich sein ganzes Gesicht von dem glitschigen Schmodder den es selbst als Körper bezeichnen mochte bedeckt war. „Hey! Monster, Monster. Komm her, hier bin ich. Komm und schnapp dir das Leckerlie“

 

Ignis erkannte die Stimme, die wie durch Watte an seine Ohren gelang. Der Elf war zurückgekehrt um ihm zu helfen. Er atmete tief ein als der Dämon von ihm abließ und auf den viel ängstlicheren Elf zueilte. Einen Moment blieb er auf dem Rücken liegen, genoss die Freiheit die er zurückgewonnen hatte, bevor er sich erneut in die Schlacht warf. „Oh nein! Du wirst dir keinen Snack gönnen“, rief er bevor er sich wieder auf ihn stürzte.

 

Der Elf war einfach nur zurück in sein Verderben gekommen, wenn Ignis es nicht schaffte dieses Ding aufzuhalten würde nicht nur er sterben, womit er sich tatsächlich schon fast abgefunden hatte, sondern auch dieser Idiot von einem Elf. Seine Rückkehr war sein Todesurteil. Ignis hieb auf den Schatten ein als gäbe es kein Morgen mehr, bis er etwas helles hinter sich aufflackern sah. Eine Fackel. Und der Dämon wich zurück.

 

„Fang“, rief der Elf und warf ihm eine Fackel zu, die er jedoch nicht ganz zu fassen bekam. Die Fackel brannte jedoch weiter und als Ignis sie aufhob und dem Dämon entgegenstreckte, schien es ihm tatsächlich etwas auszumachen. Er wich weiter zurück, doch anstatt ihm hinterherzujagen, auf die Gefahr hin das es einfach verschwand, schnappte er sich einige Äste die bereits fürs Lagerfeuer bereit gelegt waren und ließ sie Feuer fangen. Der Dämon verstand nicht was geschah, erst als rings um ihn herum alles anfing zu brennen war Ignis Sieg in greifbarer Nähe.

Kapitel 3

 

Erst als die letzten Lichter im Horizont verschwunden waren und die Schwärze die Lichtung ganz Heimgesucht hatte öffnete Ignis die Augen. Die pure Dunkelheit erwartend, war er überrascht eine blasse Frau vor sich zu sehen. Leuchtend, als wäre sie die Sonne selbst und würde nur für sich selbst scheinen.

 

„Heute muss mein Glückstag sein“, murmelte er und sah ihr in die Augen. „Erst erlege ich einen Hirsch und dann steht die Göttin der Jagd selbst vor mir.“ Er musterte ihren kaum von Fellen bedeckten Körper und revidierte seine Aussagen. „Es handelt sich wohl um einen Traum“, stellte er fest und konnte sich an ihrem Körper gar nicht satt sehen.

 

Diana lächelte. „Ich versichere dir Ignis, ich bin in jeder Hinsicht real.“ Oh, er zweifelte nicht daran das sie real war, real für ihn, so real wie ein Traum eben sein konnte, seine Erinnerungen an den kurzen Augenblick in der er diese Frau ganz gesehen hatte, hatten sich so tief eingebrannt das er sie sich schon etliche Male in allen Einzelheiten vor Augen geführt hatte. Er zweifelte lediglich daran, das sein Geist klar war und ihm nicht nur einen Streich spielte.

 

„Was verschafft mir also die Ehre?“, fragte er stattdessen und versuchte sich auf ihr Gespräch anstatt auf das zu konzentrieren was normalerweise folgte. „Dein Preis du erinnerst dich?“ Er nickte. „Meine Ablehnung. Du erinnerst dich?“ Sie lächelte süßlich und nickte ebenfalls.

 

„Natürlich erinnere ich mich an den Test - an die Tests. Aber jetzt wo du gewachsen bist und dich mit deiner Aufgabe abgefunden zu haben scheinst wird es Zeit das du den richtigen Preis erhältst. Keine weiteren Tests, keine Spielchen. Nur du und ich“

 

„Ich habe bereits einmal abgelehnt, wie kommst du auf den Gedanken ich würde dieses Mal zustimmen?“

 

„Es gibt kein Ablehnen mehr. Es ist vielmehr ein Geschenk das ich dir mache. Wie ich bereits erwähnt habe sind die Tests vorbei und du hast jeden einzelnen Bestanden. Selbst die von der du keine Ahnung hattest. Es war wirklich klug von dir dem Schatten seine Nahrung zu entziehen, auch wenn dir das nicht zum Sieg verholfen hat.“

 

Ignis sprang mit einem Satz auf die Füße, er konnte die Wut in seinem Inneren brodeln hören. „Das war ein Test?!“, schrie er Diana an und ging ihr fast an die Gurgel. „Ich habe mein Leben aufs Spiel gesetzt für einen verdammten Test?! War der Dämon von dir geschickt? Waren sie alle von dir?!“ Diana taumelte ein paar Schritte zurück bevor sie antworten konnte.

 

Ignis Wut schürte sich zusammen und verstärkte sich in seinem Inneren. „DU!“, schrie er und Diana schien auf einmal Angst vor ihm zu haben. „Du hast mich belogen! Du hast mich einfach in den nächsten Test laufen lassen! Und für was? Für die Chance auf einen Platz neben dir?“

 

„Du verstehst das falsch. Ich habe sie dir nicht auf den Hals gehetzt“ Noch ehe er sich ganz im Klaren darüber war was er tat zog Ignis sein Schwert und Schlug damit auf Diana ein. Er hatte das Gefühl zu verbrennen und so wie seine Wut brannte, brannte die Göttin.

 

Ignis blinzelte stark als er merkte was er soeben getan hatte. Der Schmerz schien ihn für kurze Zeit zu lähmen, während sein Schwert zu Boden fiel. „Ich wollte das nicht“, flüsterte er leise bevor er sich auf die Frau fallen ließ, die leblos auf dem Boden zusammengesunken war.

 

Er spürte die Flammen, wie sie die Felle fraßen und an seiner Haut leckten, doch die Schmerzen spürte er nicht. Alles wurde überlagert von einem tiefen Schuldbewusstsein und der unendlichen Wut, die er trotz allem für die Göttin empfand. „Die Flammen der Magie brennen hell“, wiederholte er den Satz auf dem magischen Schwert, während seine Tränen herunterliefen und er realisierte das er Trifalrir nun endlich benutzen konnte.

 

Er hörte noch das Schmatzen des Dämons durch die Dunkelheit an seine Ohren dringen, bevor er das Bewusstsein verlor und in stille Schwärze tauchte.

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 29.04.2016

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für alle, die an dieser Geschichte gefallen fanden.

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